Titus Andronicus (Zweisprachige Ausgabe: Deutsch-Englisch) - William Shakespeare - E-Book

Titus Andronicus (Zweisprachige Ausgabe: Deutsch-Englisch) E-Book

William Shakespeare

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Beschreibung

William Shakespeares Titus Andronicus ist ein dramatisches Meisterwerk, das die dunkelsten Abgründe der menschlichen Natur erforscht. Das Stück ist bekannt für seine Gewalt und Grausamkeit, die in einer tragischen Handlung über Rache, Ehre und Machtentfaltung münden. Shakespeares literarischer Stil zeichnet sich durch seine meisterhafte Sprachgewandtheit und sein tiefes Verständnis der menschlichen Psyche aus. Titus Andronicus ist eines seiner frühesten Werke und zeigt bereits die Brillanz, die ihn zu einem der größten Dramatiker aller Zeiten macht. Diese zweisprachige Ausgabe bietet dem Leser die Möglichkeit, Shakespeares Werk in seiner Originalsprache zu genießen und gleichzeitig eine deutsche Übersetzung für ein besseres Verständnis zu nutzen. William Shakespeare, einer der bedeutendsten Dramatiker der Weltliteratur, hat mit Titus Andronicus ein Stück geschaffen, das die Zuschauer und Leser gleichermaßen fasziniert und verstört. Als eine der blutigsten Tragödien Shakespeares zeigt das Stück die Abgründe der menschlichen Natur und die Auswirkungen von Gewalt und Rachsucht. Shakespeares geniales Schreiben und seine Fähigkeit, die menschliche Seele in all ihren Facetten darzustellen, machen Titus Andronicus zu einem zeitlosen Werk, das auch heute noch relevant ist. Durch die zweisprachige Ausgabe wird das Werk einem breiteren Publikum zugänglich gemacht, das sowohl von Shakespeares Sprachgewandtheit als auch von der Übersetzung in die deutsche Sprache profitiert. Titus Andronicus ist ein Buch, das jedem Leser, der sich für Shakespeares dramatische Werke interessiert, wärmstens empfohlen werden kann. Durch die zweisprachige Ausgabe wird das Verständnis des Stücks erleichtert und die Schönheit von Shakespeares Sprache in ihrer Originalform bewahrt. Dieses Buch ist ein Muss für Liebhaber der klassischen Literatur und für alle, die sich an Shakespeares zeitloser Magie erfreuen möchten.

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William Shakespeare

Titus Andronicus

(Zweisprachige Ausgabe: Deutsch-Englisch)

Books

- Innovative digitale Lösungen & Optimale Formatierung -
2017 OK Publishing
ISBN 978-80-272-1474-7

Inhaltsverzeichnis - Table of Contents

TITUS ANDRONICUS (german)
TITUS ANDRONICUS (englisch)
Englisch

TITUS ANDRONICUS 

(german)

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

PERSONEN

ERSTER AUFZUG

ERSTE SZENE

ZWEITE SZENE

ZWEITER AUFZUG

ERSTE SZENE

ZWEITE SZENE

DRITTE SZENE

VIERTE SZENE

FÜNFTE SZENE

DRITTER AUFZUG

ERSTE SZENE

ZWEITE SZENE

VIERTER AUFZUG

ERSTE SZENE

ZWEITE SZENE

DRITTE SZENE

VIERTE SZENE

FÜNFTER AUFZUG

ERSTE SZENE

ZWEITE SZENE

DRITTE SZENE

Englisch

PERSONEN

Inhaltsverzeichnis

Saturninus, Sohn des verstorbenen römischen Kaisers, späterhin selbst Kaiser

Bassianus, dessen Bruder, Liebhaber derLavinia

Titus Andronicus, ein edler Römer und Heerführer wider die Goten

Marcus Andronicus, Volkstribun, desTitusBruder

Lucius, Quintus, MarciusundMutius, Söhne desTitus Andronicus

Der jüngereLucius, Lucius' Sohn, Titus' Enkel

Publius, Sohn desMarcus Andronicus

Ämilius, römischer Patrizier

Alarbus, ChironundDemetrius, Söhne derTamora

Aaron, ein Mohr, TamorasGeliebter

Ein Hauptmann

Ein Tribun

Ein Bote

Ein Bauer

Römer, Goten

Tamora, Königin der Goten

Lavinia, Tochter desTitus Andronicus

Eine Wärterin mit einem Mohrenkind

Senatoren, Tribunen, Verwandte des Titus, Gerichtsdiener, Kriegsleute und andres Gefolge

Die Szene: Rom und die umliegende Gegend

Englisch

ERSTER AUFZUG

Inhaltsverzeichnis

ERSTE SZENE

Inhaltsverzeichnis

Rom. Vor dem Kapitol

Trompetenstoß. Es erscheinen oben auf der Bühne Senatoren und Tribunen, wie zur Versammlung; dann von der einen Seite Saturninus mit seinem Gefolge, von der andern Bassianus mit dem seinigen. Trommeln und Fahnen

Saturninus. Edle Patrizier, Schirmer meines Rechts, Verteidigt meinen Anspruch mit dem Schwert; Und ihr, Mitbürger, Freunde wert und treu, Werbt mit den Waffen um mein erblich Recht. Ich bin des' Erstgeborner, den zuletzt Geschmückt Roms kaiserliches Diadem: So folge mir des Vaters Würde nach. Kränkt meinen Vorrang nicht durch diese Schmach.

Bassianus. Römer, Gefährten, Fördrer meines Rechts! Wenn je zuvor Bassianus, Cäsars Sohn, Roms königlichem Auge wohlgefiel, Besetzt den Zugang hier zum Kapitol Und duldet nicht, daß Unwert dürfe nahn Dem Kaisersitz, der Tugend stets geweiht, Dem Recht, der Mäßigung, dem Edelmut. Laßt Stimmenmehrheit das Verdienst erhöhn, Und, Römer, kämpft für Freiheit eurer Wahl! –

Marcus Andronicus oben auf der Bühne, mit der Krone

Marcus. Ihr Prinzen, die durch Anhang und Partein Ehrgeizig strebt nach Herrschaft und Gewalt; Es grüßt das römsche Volk, für das wir stehn Mit unsern Freunden, durch einmütgen Ruf Nach seinem Wahlrecht, als des Reiches Fürst Andronicus, der Fromme zubenamt, Für sein vielfach und groß Verdienst um Rom. – Ein beßrer Krieger und ein größter Mann Lebt nicht zu dieser Stund in unsrer Stadt; Er ist zurückberufen vom Senat Aus heißem Kampf mit den barbarschen Goten; Er mit den Söhnen, unsrer Feinde Schreck, Bezwang dies starke, kriegsgewohnte Volk. Zehn Jahre sind es nun, seit er zuerst Roms Sache führt', und strafte mit dem Schwert Der Feinde Hochmut; fünfmal kehrt' er heim Blutig, nach Rom, die tapfern Söhne führend Auf Bahren aus dem Feld; Und nun, zuletzt, geschmückt mit Ruhmstrophäen, Zieht dieser wackre Titus heim gen Rom, Andronicus, der edle Waffenheld. Wir bitten euch, bei seines Namens Glanz, Den ihr für würdig achtet eures Throns, Und kraft des Kapitols und des Senats, Den andachtsvoll zu ehren ihr bekennt: Entfernt euch jetzt, entsagt der Übermacht, Schickt heim die Freund', und wie's Bewerbern ziemt, Verfolgt in Fried und Demut eur Gesuch.

Saturninus. Wie schön spricht, mich zu sänftgen, der Tribun!

Bassianus. Marcus Andronicus, ich trau so sehr Auf deinen unbestechbar graden Sinn, Dich und die Deinen ehr und lieb ich so, Den edlen Bruder Titus, seine Söhne, Und sie, der sich mein Sinn in Demut neigt, Die reizende Lavinia, Zierde Roms Daß ich heimsende meiner Treuen Schar Und meinem Glück und unsers Volkes Gunst Vertraun will zur Entscheidung mein Gesuch.

(Die Soldaten des Bassianus gehn ab.)

Saturninus. Freunde, die so bereit mein Recht geschirmt,

Englisch

ZWEITE SZENE

Inhaltsverzeichnis

Daselbst

Ein Hauptmann tritt auf

Hauptmann. Römer, macht Platz! Andronicus, der Held, Der Tugend Schützer, stärkster Kämpfer Roms, Sieger in allen Schlachten, die er focht, Ist heimgekehrt, an Glück und Ehre reich Von wo er unterwarf mit seinem Schwert Die Feinde Roms und unters Joch sie führte.

Trommeln und Trompeten. Dann treten auf Mutius und Marcus; nach ihnen zwei Männer, die einen schwarzverhängten Sarg tragen; hierauf Quintus und Lucius. Dann folgt Titus Andronicus; nach ihm Tamora mit Alarbus, Chiron, Demetrius und andern gotischen Gefangenen, Soldaten und Gefolge. Der Sarg wird niedergesetzt und Titus spricht.

Titus. Heil dir, o Rom! Siegprang im Trauerkleid! Sieh, wie das Schiff, das ablud seine Fracht, Mit teurer Ladung heim zum Hafen kehrt, Wo es zuerst die Anker lichtete, – So kommt Andronicus im Lorbeerkranz; Mit Tränen grüßt er seine Heimat neu, Mit Tränen wahrer Lust des Wiedersehns. – Du großer Schirmherr dieses Kapitols, Sieh gnädig auf des heilgen Opfers Brauch! Von fünfundzwanzig tapfern Söhnen, Rom, Hälfte der Zahl von König Priams Stamm, Schau hier den armen Rest, lebend und tot! – Mit Lieb empfange Rom euch Lebende; Euch Toten, die zur letzten Ruhstatt gehn, Schenk es ein Grab in ihrer Ahnen Gruft; Hier gönnt der Got' erst Ruhe meinem Schwert. Titus, unliebend, sorglos für dein Blut, Was duldst du, daß noch grablos dein Geschlecht Umschweben muß des Styx graunvollen Strand? Geh, bette sie bei ihren Brüdern hin! –

(Das Grab wird geöffnet.)

Dort grüßt euch schweigend, wie's der Toten Brauch; Schlaft friedlich, die ihr starbt fürs Vaterland! O meiner Kinder heiliges Gewölb, Geliebtes Wohnhaus echten Edelsinns, Wie manchen Sohn hast du mir schon entrafft Und hältst ihn ewig hier in finstrer Haft! –

Lucius. Gib der gefangnen Goten stolzesten, Daß wir, die Glieder stümmelnd, seinen LeibAd manes fratrum opfern in der Glut, Vor diesem irdschen Kerker ihres Staubs! – Auf daß nicht ungesühnt ihr Schatten sei, Noch uns bedräu auf Erden ihr Gespenst!

Titus. Ich geb ihn euch, der Feinde trefflichsten: Den Erstgebornen dieser Königin. –

Tamora. Halt, römsche Brüder! Gnadenreicher Held, Siegreicher Titus, sieh die Tränenflut, Die einer Mutter Gram dem Sohne weint! Und waren deine Söhn je teuer dir, Ach denk, nicht minder seis der meine mir! – Genügt dirs nicht, daß man nach Rom uns führte, Als deines Einzugs und Triumphes Schmuck, Gefangne dir und deinem Römerjoch? Mußt du den Sohn noch schlachten auf dem Markt, Weil er fürs Vaterland mit Mut gekämpft? Oh, dünkt der Streit für König und für Volk Euch fromme Pflicht, so ist er's diesem auch: Titus, beflecke nicht dein Grab mit Blut; Und willst du der Natur der Götter nahn, Nah ihnen denn, indem du Gnade übst, Denn Gnädigsein gibt echten Adel kund. O schone, Titus, meinen ältsten Sohn! –

Titus. Füg ins Geschick dich, Fürstin, und verzeih. – Hier stehn die Brüder derer, die dein Volk Lebend und tot sah; den Erschlagnen heischt Ein Totenopfer frommes Pflichtgefühl; Dem ist dein Sohn bestimmt; sein Tod versöhnt Der heimgegangenen Schatten Klageruf.

Lucius. Hinweg mit ihm! Ein Feuer zündet schnell; Auf einem Holzstoß laßt uns mit dem Schwert Die Glieder ihm zerhaun, bis sie verbrannt.

(Mutius, Marcius, Quintus und Lucius gehn mit Alarbus ab.)

Tamora. O grausam gottverhaßte Frömmigkeit! –

Chiron. War Szythien halb so blutig je gesinnt?

Demetrius. Vergleiche Szythien nicht dem stolzen Rom! Alarbus geht zur Ruh, wir leben noch Und zittern vor des Titus zorngem Blick. So faßt Euch, Mutter, aber hofft zugleich, Derselbe Gott, der Trojas Königin Gelegenheit zu bittrer Rache gab, An Thraziens Wütrich in dem eignen Zelt – Gönnt Tamora, der Gotenkönigin, (Wenn Goten Goten, Ihr die Königin! –) Daß sie die Blutschuld tilgt an ihrem Feind.

Lucius, Quintus, Marcius und Mutius kommen zurück.

Lucius. Seht, Herr und Vater, treu befolgten wir Den römschen Brauch; Alarbus ward zerstückt, Sein Eingeweide nährt die Opferglut, Daß Dampf, dem Weihrauch gleich, die Luft durchwürzt. Nun fehlt nur noch, die Brüder zu bestatten, Und hier in Rom der laute Freundesgruß.

Titus. Also geschah es, und Andronicus Sagt ihrem Geist sein letztes Lebewohl.

(Trompetenstoß, die Särge werden in die Gruft gestellt.)

Schlaft, meine Söhne, hier in Fried und Ruhm! Roms mutigste Verteidger, ruht allhier, Geschirmt vor Leid und Wechsel dieser Welt! Hier lauert kein Verrat, hier schwillt kein Neid, Wächst kein verhaßter Zwist, kein Sturm für euch, Kein Lärm: nur Schweigen und ein ewger Schlaf; In Fried und Ruhm liegt, meine Söhne, hier! –

Lavinia tritt auf.

Lavinia. In Fried und Ruhm, Held, Titus, lebt noch lang! Mein großer Herr und Vater, lebt geehrt! An diesem Grab bring ich der Tränen Zoll Den Brüdern dar als letzte Huldigung, Und weine kniend dir zu Füßen auch Der Freude Tränen, weil du heimgekehrt. O segne mich mit deiner Siegerhand, Die Besten Roms erfreun sich ihrer Tat.

Titus. O gütges Rom, das liebreich aufbewahrt Die Stärkung meines Alters, mir zum Trost! Lavinia, überleb als Preis der Tugend Den Vater in des Nachruhms ewger Jugend!

Marcus Andronicus, Saturninus, Bassianus und andre treten auf.

Marcus. Lang lebe Titus, mein geliebter Bruder, Als hohen Triumphator grüßt ihn Rom.

Titus. Dank, mein Tribun, mein edler Bruder Marcus.

Marcus. Willkommen, Neffen, aus glorreicher Schlacht, Ihr, die noch lebt, und ihr, die schlaft in Ruhm! Ihr Tapfern, die für eures Landes Wohl Das Schwert gezückt – eur Los ist völlig gleich! Doch sichrern Glanz beut dieser Leichenpomp, Der das erreicht, was Solon Glück genannt, Und das Geschick im Bett des Ruhms besiegt. – Titus Andronicus, das römsche Volk (Des Freund du warst von je nach strengem Recht) Schickt dir durch mich, als Anwalt und Tribun, Dies weiße Kleid von unbeflecktem Glanz, Und nennt für dieses Reiches Kaiserwahl Dich nebst den Söhnen unsres letzten Herrn. Sei Candidatus dann, und leg es an, Und hilf zum Haupte dem hauptlosen Rom.

Titus. Ein beßres Haupt gebührt so edlem Leib Als meins, das längst von Schwäch und Alter wankt. Wie trüg ich dies Gewand euch zur Bescher? Ihr wähltet heut mit lautem Beifall mich, Und morgen gäb ich Kron und Leben auf Und schafft euch allen neue Sorg und Not! Ich war dein Krieger, Rom, an vierzig Jahr Und führte meines Volkes Macht mit Glück, Legt einundzwanzig tapfre Söhn' ins Grab; Im Kampf erhöht zu Rittern, fielen sie In tapfrer Feldschlacht für des Landes Wohl. Gebt einen Ehrenstab mir altem Mann, Kein Zepter reicht mir, das der Welt gebeut; Eur letzter Kaiser führt' es grad und fest.

Marcus. Du wirst die Herrschaft, Titus, haben, fordern! –

Saturninus. Ehrsüchtiger Tribun, wie weißt du das?

Titus. Geduld, Prinz Saturnin.

Saturninus. Rom, schaff mir Recht! – Patrizier, zieht eur Schwert und steckts nicht ein, Bis Saturninus Kaiser ward in Rom! Andronicus, zur Hölle fahre hin, Eh du des Volkes Herzen mir entziehst!

Lucius. Du stolzer Saturnin! du störst das Wohl, Das Titus hochgesinnt dir zugedacht.

Titus. Sei ruhig, Prinz, dir lenk ich wieder zu Des Volkes Gunst, daß sie den Willen wandeln.

Bassianus. Andronicus, nicht schmeichl' ich jemals dir, Doch ehr ich dich, und will es bis zum Tod. Stärkst du mit deinen Freunden meine Macht, Werd ich höchst dankbar sein, und Dank erscheint Dem edlen Mann als ehrenwerter Lohn.

Titus. Ihr, Römer, und ihr Volkstribunen hier, Ich bitt um eure Stimm und gültge Wahl: Schenkt ihr sie freundlich dem Andronicus?

Marcus. Dem trefflichen Andronicus zuliebe Und feiernd seine Heimkehr hier in Rom, Wird den das Volk annehmen, den er nennt.

Titus. Habt Dank, Tribunen. So ersuch ich euch, Daß ihr erwählt des Kaisers ältsten Sohn, Prinz Saturnin; des Tugend, hoff ich, Rom Bestrahlen wird, wie Titans Licht die Welt, Und Recht und Sitte reifen hier im Staat. Drum, wenn ihr wählen wollt nach meinem Rat, Krönt ihn und ruft: Lang lebe Saturnin! –

Marcus. Mit Ruf und Beifallszeichen aller Art, Patrizier und Plebejer, grüßen wir Prinz Saturnin als Roms erhabnen Herrn Und jubeln: Heil dem Kaiser Saturnin! –

(Ein langer Trompetenstoß, während die oben Versammelten herabsteigen.)

Saturninus. Titus Andronicus, für diese Gunst, Betreffend unsre Wahl am heutgen Tag, Erteil ich dir den Dank, den du verdient, Und will durch Taten lohnen deine Huld. Und jetzt zum Anfang, Titus, zu erhöhn Dein ehrenwert Geschlecht und eignen Ruhm: Nenn ich Lavinia meine Kaiserin, Roms edle Herrin, Herrin meiner Brust, Mir anvermählt im heilgen Pantheon. Nun Titus, sag, gefällt dir dieses Wort?

Titus. Es freut mich, würdger Fürst, und im Gemahl Bin ich durch Eure Gnade hoch geehrt. Und hier, im Auge Roms, dem Saturnin, Dem König und Gebieter unsers Staats, Der weiten Welt Regenten, weih ich nun Schwert, Siegeswagen und Gefangene Wohl würdge Gaben Roms erhabnem Herrn. So nimm sie denn als schuldigen Tribut, Die Ruhmstrophä'n, zu Füßen dir gelegt.

Saturninus. Dank, edler Titus, Vater meines Glücks. – Wie stolz ich sei auf dich und dein Geschenk, Erfahre Rom; und wenn ich je vergaß So unbegrenzter Dienste kleinsten Teil, Dann, Rom, vergiß die Treue gegen mich.

Titus(zu Tamora). Dem Kaiser, Fürstin, seid Ihr jetzt Gefangne, Der, Eures Rangs und Standes eingedenk, Euch und den Dienern mild begegnen wird.

Saturninus. Welch reizend Weib! Ihr kann der Preis nicht fehlen; Hätt ich zu wählen noch, sie würd ich wählen. – Verscheucht der Stirne Wolken, schöne Frau; Warf Kriegesglück auch Euer Glück herab, Doch kommt Ihr nicht nach Rom zu Spott und Schmach, Und königlich sollt Ihr gehalten sein. Traut meinem Wort, laßt nicht Melancholie Den Mut Euch dämpfen; der Euch tröstet, hebt Wohl höher Euch als auf den Gotenthron. – Lavinia, Euch mißfällt nicht, was ich sprach?

Lavinia. O nein, mein Fürst; dein adliges Gemüte Bürgt mir für deines Herzens wahre Güte.

Saturninus. Dank, Jungfrau. Römer, laßt uns also gehn; Frei ohne Lösung geb ich die Gefangnen. – Trompet und Trommel künden meine Wahl! –

Bassianus(Lavinien fassend). Titus, vergönnt, die Jungfrau nenn ich mein!

Titus. Wie, Prinz? Sprecht Ihr im Ernste dieses Wort?

Bassianus. Ja, edler Titus, und bin fest gewillt, Auf meinem Recht und Anspruch zu bestehn.

(Man sieht den Kaiser in stummem Spiel freundlich tun mit Tamora.)

Marcus.Suum cuique, spricht des Römers Recht, Nach Recht verlangt der Prinz, was ihm gebührt.

Lucius. Er wirds und solls, solange Lucius lebt!

Titus. Verräter fort! Wo ist des Kaisers Wacht? Verrat, mein Fürst; Lavinia wird entführt.

Saturninus. Entführt? Wer wagt es?

Bassianus. Der, nach Recht und Fug Die Braut verteidgend, sie von hinnen trug.

(Marcus und Bassianus mit Lavinien ab.)

Mutius. Helft ihm, ihr Brüder, ungekränkt entfliehn! Mit meinem Schwert beschütz ich dieses Tor.

(Lucius, Quintus und Marcius ab.)

Titus. Folgt nur, mein Fürst, ich führ sie bald zurück.

Mutius. Halt ein, o Vater!

Titus. Frecher Knabe, fort! Sperrst mir in Rom den Weg? (Titus ersticht den Mutius.)

Mutius. Hilf, Lucius, hilf! –

(Lucius kommt zurück.)

Lucius. Ihr tut nicht recht, mein Vater; schlimmer noch, Ihr schlugt den Sohn im ungerechten Streit! –

Titus. Nein, weder du noch er sind Söhne mir; Kein Sohn von mir entehrte mich so sehr! – Verräter, schaff Lavinia deinem Kaiser.

Lucius. Tot, wenn Ihr wollt, doch nimmer als sein Weib, Die eines andern längst verlobte Braut! –

Saturninus. Nein, Titus, nein! der Kaiser braucht sie nicht; Nicht sie, noch dich, noch einen eures Stamms. –Dem könnt ich traun, der einmal mich verhöhnt;Dir nicht, noch deinen falschen, stolzen Söhnen; Ihr alle seid im Bunde mir zur Schmach. War keiner sonst in Rom zum Ziel des Spotts, Als Saturnin? Recht wohl, Andronicus, Stimmt dieses Tun zu deinem Prahlerwort, Daß ich von deiner Hand das Reich erfleht! –

Titus. Entsetzlich! Solchen Vorwurf sprichst du aus?

Saturninus. Nur zu! Laß dies leichtfertge Weib nur ziehn Mit jenem, der sein Schwert für sie geschwenkt! Ein tapfrer Eidam wird dir so zuteil, Mit deiner Söhne zügellosem Troß Unfug zu treiben im Gebiet von Rom! –

Titus. Wie Stacheln trifft dies Wort mein wundes Herz!

Saturninus. Drum, holde Tamora, der Goten Fürstin, Die gleich der stolzen Phöbe unter Nymphen Weit überstrahlt die schönsten Römerfraun: – Wenn dich so schnell getroffne Wahl vergnügt, Wähl ich dich, Tamora, als meine Braut Und grüße dich als Kaiserin von Rom. Sprich, Gotenfürstin, lobst du meine Wahl? Dann schwör ich dir, bei allen Göttern Roms, Weil Priester und geweihtes Wasser nah, Die Fackel flammt, und jeder heilge Brauch Für Hymenäus' Feier steht bereit: Ich will nicht wiedersehn die Straßen Roms Noch des Palastes Schwelle, führ ich nicht Als anverlobte Braut dich heim von hier.

Tamora. Und vor des Himmels Antlitz schwör ich Rom, Wenn Saturnin die Gotenfürstin krönt, Dann wird sie seiner Wünsche Sklavin sein Und seiner Jugend Pflegerin und Mutter.

Saturninus. Hinauf zum Pantheon, schönes Weib! Ihr Herrn, Folgt euerm Kaiser und der holden Braut, Die mir der Himmel selber zugesandt, Des Ratschluß ihr ein beßres Glück verhängt: Alldort vollziehn wir der Vermählung Brauch.

(Alle gehn ab, außer Titus.)

Titus(allein). Mich rief er nicht, zu folgen dieser Braut! Titus, wann wandeltest du einsam je, Also entehrt und überhäuft von Schmach? –

Marcus Andronicus, Lucius, Quintus und Marcius treten auf.

Marcus. O Titus, sieh, o sieh den bösen Lohn! Um schnöden Zwist schlugst du den edlen Sohn!

Titus. Nein, törichter Tribun, nicht wars mein Sohn, Noch du, noch diese Stifter jener Tat, Die unserm ganzen Stamm zur Schmach gereicht! – Unwürdger Bruder! Und unwürdge Söhne! –

Lucius. Doch wolln wir ihn bestatten, wie sichs ziemt; Laßt Mutius ruhn in seiner Brüder Grab.

Titus. Verräter, nein! Nicht hier in diesem Grab! Fünfhundert Jahre stand dies Monument, Das ich mit reichem Schmuck mir neu erbaut; Hier ruhn in Ehren tapfre Krieger nur Und Diener Roms, kein schnöd im Zank Erschlagner. Begrabt ihn, wo ihr wollt, hier weigr' ichs euch.

Marcus. Mein Bruder, dies ist gottvergeßner Sinn; Für meinen Neffen Mutius spricht sein Tun, Er ruh im Grab mit seinen Brüdern.

Die Söhne des Titus. Das soll er, oder alle folgen ihm!

Titus. Er soll? Wer war der Schurke, der so sprach?

Quintus. Ders allenthalb behauptet, außer hier.

Titus. Was? willst du ihn bestatten, mir zum Trotz?

Marcus. Nein, edler Titus, doch von dir erflehn Verzeihung deinem Mutius und ein Grab! –

Titus. Marcus, feindselig trafst auch du mein Haupt, Kränkst meine Ehre gleich den Knaben hier. Ihr alle habt als Feinde mich verletzt; Stört mich hinfort nicht mehr, entfernt euch jetzt.

Lucius. Er ist nicht bei sich selbst, so laßt uns gehn.

Quintus. Nicht ich, bis Mutius hier bestattet ruht.

(Der Bruder und die Söhne knien.)

Marcus. Bruder! denn mit dem Namen fleht Natur! –

Quintus. Vater! auch in dem Namen ruft Natur.

Titus. Schweig, wenn ich auf die andern hören soll!

Marcus. Erhabner Held, mehr denn mein halbes Ich...

Lucius. O Vater! Unser aller Seel und Mark –

Marcus. Hier in der Tugend Wohnsitz, Bruder, laß Dem edlen Neffen mich ein Grab erflehn, Der für die Ehr und für Lavinien starb! – Du bist ein Römer, sei denn kein Barbar; Die Griechen, ausgesöhnt, begruben Ajax, Der sich entleibt; Laertes' kluger Sohn Sprach mildgesinnt für seine Totenfeier; Drum weigre Mutius hier den Eintritt nicht Dem, der dein Liebling war.

Titus. Marcus, steh auf. – Das ist der trübste Tag, den ich erlebt, Entehrt von meinen Söhnen hier in Rom! – Begrabt ihn denn; der nächste sei ich ihm.

(Sie legen die Leiche in das Grab.)

Lucius. Hier ruh mit deinen Freunden, süßer Mutius, Bis wir dein Grab geziert mit Kriegstrophäen!

Alle(kniend). Nicht einer wein um unsern edlen Mutius; Wer für die Tugend starb, der lebt in Ruhm.

Marcus. Bruder – so trübe Schwermut zu zerstreun – Wie hat die schlaue Gotenkönigin So schleunig sich den Weg gebahnt in Rom?

Titus. Ich weiß nicht, Marcus, weiß nur, daß es ist; Ob plangemäß, ob nicht, das frag den Himmel. Doch ist sie nicht verpflichtet jenem Mann, Der so weit her zum Glück sie hat geführt? Ja, und sie gibt ihm einst auch edlen Lohn! –

Trompetenstoß. Von der einen Seite kommen der Kaiser, Tamora, Chiron, Demetrius und Aaron, der Mohr; von der andern Bassianus und Lavinia mit Gefolge.

Saturninus. Bassianus, Ihr gewannt im Spiel den Preis; Gott schenk Euch Freud an Eurer schmucken Braut!

Bassianus. Und Euch an Eurer, Herr; mehr sag ich nicht, Noch wünsch ich minder; und so lebt nun wohl!

Saturninus. Verräter! Gilt Gesetz, gilt meine Macht, Du und dein Anhang büßen diesen Raub.

Bassianus. Raub nennt Ihr, Herr, nahm ich mein Eigentum, Die mir verlobte Braut, und jetzt mein Weib? – Doch laßt entscheiden unser römsches Recht; Besitz ich doch nun schon, was mir gehört.

Saturninus. Vortrefflich, Herr! Ihr seid sehr kurz mit uns; Doch, leb ich, sind wir ganz so scharf mit Euch.

Bassianus. Herr, was ich tat, muß ich, so gut ichs kann, Vertreten, kostets auch das Leben mir. Nur dies noch sag ich deiner Majestät – Bei allen Pflichten für mein Vaterland, Den würdgen Mann, den edlen Titus hier, An Ehr und Namen hast du ihn gekränkt! Denn nur um dir Lavinien zu befrein, Erschlug er selber ja den jüngsten Sohn Aus edlem Eifer und von Zorn erfüllt, Weil Einspruch hemmte, was er frei geschenkt; Drum nimm ihn auf zu Gnaden, Saturnin, Der sich in allem Tun durchaus bewährt Als Freund und Vater gegen dich und Rom.

Titus. Prinz Bassianus, sei mein Anwalt nicht;Du bists und jene dort, die mich entehrt; Rom und der ewge Himmel richten mich, Wie treu ich ehrt' und liebte Saturnin!

Tamora. Mein edler Herr, wenn je dein fürstlich Aug Mit Wohlgefallen blickt' auf Tamora, So höre jetzt mein unparteiisch Wort, Und, Liebster, alles, was geschehn, vergib.

Saturninus. Was? Offenbar mißhandelt und entehrt, Soll ich die Kränkung dulden ungerecht?

Tamora. Nicht also, Herr! Das wolln die Götter nicht, Daß ich dich zu entehren sollte flehn. Nein, meine Ehre setz ich dir zum Pfand, Den wackern Titus find ich ohne Schuld! Sein unverstellter Zorn spricht seinen Schmerz, Drum mir zuliebe sieh ihn gnädig an; Nicht bring ein Wahn dich um den tapfern Freund, Noch trüb ein finstrer Blick sein edles Herz. –(Beiseite.) Nimm Rat an, mein Gemahl; gib endlich nach, Verbirg nur alle Kränkung, allen Gram. Du bist erst neu gepflanzt auf deinen Thron; Deshalb, damit nicht Roms Senat und Volk Nach beßrer Einsicht Titus' Anhang mehrt Und von dir abfällt deines Undanks halb (Den Rom als schwere Sünde stets gehaßt), Gib nach den Bitten, laß die Sorge mir: Ich will sie all ermorden, find ich Zeit, Vertilgen ihren Stamm und ganz Geschlecht,

Englisch

ZWEITER AUFZUG

Inhaltsverzeichnis

ERSTE SZENE

Inhaltsverzeichnis

Daselbst, vor dem Palast

Aaron tritt auf

Aaron. Nun, Tamora, ersteigst du den Olymp, Fortuna unter dir, und thronst erhöht, Weit überm Donner und der Blitze Glut, Und außer dem Bereich des blassen Neids. Wie wenn die goldne Sonne grüßt den Tag, Ihr Morgenstrahl das Meer mit Licht umglänzt Und, den Zodiak mit Flammenrädern messend, Erhabner Berge Gipfel überschaut, So Tamora. Der Erde Hoheit beugt sich ihrem Witz, Vor ihrem Zorn erbebt im Staub die Tugend.