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Peggy graust's vor Weihnachten, denn es ist ein riesiges Familienfest geplant. Auch Cousine Liz, die sie vor drei Jahren zuletzt gesehen hat und die sie damals schon nicht leiden konnte, kommt mit ihren Eltern, Tante Amelie und Onkel Fritz. Zu Peggys Überraschung ist Liz sehr nett zu ihr … – aber leider auch zu Ben, Peggys Schwarm. Bislang fand Peggy es toll, dass Ben nebenan wohnt. Seit Liz mit ihm flirtet, wünscht sie ihn zum Mond. Und Liz auch. Doch dann kommt der Tag der Revanche: Liz sucht das richtige Outfit für ihr Date und ist erstaunlich unsicher. Kein Problem, denn Peggy berät sie gern …
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Seitenzahl: 34
Veröffentlichungsjahr: 2012
© 2012 Angela Gerrits
www.angelagerrits.de
published at epubli GmbH, Berlin
www.epubli.de
ISBN 978-3-8442-2639-3
digital editing:
www.e-texters.de; timo kothes
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Mein Name ist Peggy, und normalerweise bin ich ein sehr netter Mensch. Besonders zu Weihnachten. Weil man da einfach nett ist. Normalerweise. Diesmal kann ich dafür allerdings nicht garantieren …
Als ich an diesem Montagmorgen den Klassenraum betrat, drehten sich alle zu mir um. Alle. Auch Ben. Ich kam extra zu spät. Ich hatte mir die Entschuldigung natürlich vorher genau überlegt. Sie würde mir leicht von den Lippen gehen: „Verwandtschaftsüberfall zum Frühstück! Tut mir wirklich leid!“ Das war so originell, dass auch Herr Oelemann sie glauben musste. Und es stimmte ja auch, es war ja nicht gelogen, nur zeitlich leicht variiert. Heute Nachmittag würden sie bei uns einfallen, die gesamte Verwandtschaft aus Regensburg. Tante Amelie und Onkel Fritz und Liz, genannt Lizzy, meine Cousine. Ich hatte sie vor drei Jahren zuletzt gesehen und sie schon damals nicht gemocht. Alles, was mir gehörte, hatte Lizzy angegrabscht und dann einfach irgendwo liegen gelassen. Sie hatte sich beim Kaffeetrinken auf meinen Platz in der Küche gesetzt und meinen Becher benutzt. Alles, ohne zu fragen. Damals waren sie nur einen Nachmittag bei uns gewesen. Jetzt wollten sie die gesamten Weihnachtsfeiertage bei uns verbringen! Warum blieben sie nicht einfach in Regensburg? Das ist doch eine sehr hübsche Stadt!
Aber nein, sie besuchten uns hier in unserem kleinen friedlichen Haus in Hamburg-Wandsbek, das schon so aus allen Nähten platzte, seit Mama angefangen hatte, Restposten an Stoffen zu horten, um sich mit dem Schneidern von Kissenbezügen und Vorhängen für ihre Freundinnen und Nachbarn ein bisschen Geld nebenbei zu verdienen.
Das war die nackte Realität.
Realität war auch, dass ich an diesem Montagmorgen zu spät zum Unterricht kam. Der Rest war leider nur ein Traum, denn kaum jemand drehte sich zu mir um. Schon gar nicht Ben. Und ich trug auch nicht die sagenhaft schöne, leicht glänzende, dezent taillierte todschicke Seidenbluse mit den kleinen glatten Druckknöpfen, die in verschiedenen Farben schimmerten, und die mir unglaublich gut stand. Wenn ich wollte, hatte ich in der Bluse sogar ein richtiges Dekolleté. Die Bluse war der Knüller. Aber nein, die trug ich nicht, weil sie leider sehr teuer war. In einer der wenigen Minuten, in denen ihre Nähmaschine mal nicht ratterte, hatte ich Mama von der Bluse erzählt, aber als sie den Preis hörte, lachte sie einmal kurz und laut auf und klappte die Ohren sofort wieder zu.
Das war gestern Abend gewesen.
Seitdem hatte ich schlechte Laune, denn um ganz ehrlich zu sein, hatte ich mir ein bisschen Hoffnung gemacht, weil doch in drei Tagen Weihnachten war und der eine oder andere Kissenbezug eventuell …
Ich schlurfte mit hängenden Armen zu meinem Platz, und nur Herr Oelemann schien von mir Kenntnis zu nehmen. Er warf mir einen auffordernden Blick zu, der fragte: Und? Wieso kommst du zu spät?
Ich antwortete ihm mit einem Blick, der sagte: Ich habe nicht die geringste Lust, Ihnen oder irgendjemandem irgendetwas zu erklären, und wenn Sie oder irgendjemand es jetzt wagen sollte, mich falsch von der Seite anzuquatschen oder überflüssige Fragen zu stellen, dann könnte es sein, dass ich sofort wieder gehe.
Herr Oelemann wandte sich wieder dem Gedicht zu, das er in seinen Laptop getippt und an die weiße Tafel gebeamt hatte. Ich mochte Herrn Oelemann.
Als ich mittags hungrig von der Schule nach Hause kam, bezog Mama die Betten im Gästezimmer.
„Du kannst schon mal die Luftmatratze aufpumpen“, sagte sie, als sie mich hereinkommen sah. „Und die dicke Daunendecke vom Dachboden holen.“
„Wieso Luftmatratze?“, brummte ich, denn ich hatte eine dunkle Ahnung. „Du glaubst doch wohl nicht, dass Liz bei mir auf der Luftmatratze schläft.“
„Nö“, lächelte Mama und schüttelte den blau-weiß gestreiften Bezug über die Decke, „glaub ich auch nicht. Liz schläft in deinem Bett und auf der Luftmatratze schläfst du. Das war doch bis jetzt immer so mit deinen Freundinnen.“
„Liz ist aber nicht meine Freundin!“, wehrte ich mich entschieden. „Die kenn ich ja kaum!“