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Auf der Hochzeit ihres Cousins trifft Joselyn auf Spencer Carrollton – einen gutaussehenden Milliardär mit dunkeln Augen und einem wissenden Lächeln. Kurz darauf bietet er ihr einen Job an und obwohl sich Joselyn geschworen hat, sich nicht mit Kunden einzulassen, zieht er sie immer mehr in seinen Bann.
Als er ihr in einer gefährlichen Situation hilft und darauf besteht, dass sie bei ihm einzieht, wird Joselyn klar: Sie könnte ihren Schwur brechen, denn Spencer bekommt immer, was er will - und er will sie.
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Seitenzahl: 378
Veröffentlichungsjahr: 2024
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Wir wünschen viel Vergnügen.
Ihr »more – Immer mit Liebe« –Team
Auf der Hochzeit ihres Cousins trifft Joselyn auf Spencer Carrollton – einen gutaussehenden Milliardär mit dunkeln Augen und einem wissenden Lächeln. Kurz darauf bietet er ihr einen Job an und obwohl sich Joselyn geschworen hat, sich nicht mit Kunden einzulassen, zieht er sie immer mehr in seinen Bann.
Als er ihr in einer gefährlichen Situation hilft und darauf besteht, dass sie bei ihm einzieht, wird Joselyn klar: Sie könnte ihren Schwur brechen, denn Spencer bekommt immer, was er will - und er will sie.
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Tia Louise
Trouble Buster
Aus dem Amerikanischen von Martha Schierhorn
Cover
Titel
Inhaltsverzeichnis
Impressum
Titelinformationen
Grußwort
Informationen zum Buch
Newsletter
Widmung
Zitat
Prolog — Spencer
1 — Joselyn
2 — Spencer
3 — Joselyn
4 — Spencer
5 — Joselyn
6 — Spencer
7 — Joselyn
8 — Spencer
9 — Joselyn
10 — Spencer
11 — Joselyn
12 — Spencer
13 — Joselyn
14 — Spencer
15 — Joselyn
16 — Spencer
17 — Joselyn
18 — Spencer
19 — Joselyn
20 — Spencer
21 — Joselyn
22 — Spencer
23 — Joselyn
24 — Spencer
25 — Joselyn
26 — Spencer
27 — Joselyn
28 — Spencer
29 — Joselyn
30 — Spencer
31 — Joselyn
32 — Spencer
Epilog — Joselyn
Impressum
Lust auf more?
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Dieses Buch ist für euch, meine Leserinnen und Leser. Ich hoffe, es macht euch glücklich und gibt euch Freude, Hoffnung und eine kleine Auszeit von euren Sorgen.
Und es ist auch für Mr. TL. Immer.
»Sie hatte nie Angst vor seiner Dunkelheit oder den Dämonen, die in seinen Augen tanzten.
Er dachte, niemand würde ihn je lieben können, wenn er offenbarte, was in ihm lauerte.
Er wusste immer, dass er anders war. Wie könnte das jemand verstehen?
Aber sie hatte nie Angst vor seiner Dunkelheit oder der Bestie im Mann …«
Unbekannt
»Only play with fire if you do not fear the flame …«
N.R. Hart, Beauty and Her Beast. Romantic Poetry
Spencer
»Ich habe Eis. Von Eis geht der Schmerz weg.« Meine Mom hockt sich neben mich. Ihr ganzer Körper zittert, als sie mir den Waschlappen gegen die Schulter drückt.
Ihr Gesicht ist so weiß. Ich will ihren Namen sagen, aber mir schnürt sich die Kehle zu, als ein brennender Schmerz meinen Oberkörper erfasst. Ich kneife die Augen zu, und Tränen laufen mir über das Gesicht.
Um uns herum herrscht Chaos.
Der Küchentisch ist gegen die Wand gekippt, und ein Stuhl ist zerbrochen. Ein zersplittertes Stück Holz liegt neben mir in einer Pfütze roter Farbe, die immer größer wird. Nur ist es keine Farbe, und ich habe Angst.
»Sieh dir an, wozu du mich gebracht hast!«, brüllt mein Vater und geht auf und ab. Er reißt meine Mutter an den Haaren von mir weg. »Du hast mich dazu gebracht.«
Angst drückt mir die Lungen zusammen, so dass ich keine Luft kriege. Durch das Fenster scheint Blaulicht, Menschen in Weiß kommen in unser Haus gerannt, und eine Frau mit orange-blonden Haaren und himmelblauen Augen beugt sich über mich.
Sie legt mir die Hand auf die Stirn und lächelt, während jemand anderes in Weiß mich hochhebt. Sie redet ganz sanft mit mir, aber ich kann sie nicht verstehen.
Ist sie ein Engel? Bin ich tot?
Das ist mein letzter Gedanke, bevor die Dunkelheit meine Augen schließt …
»Das ist jetzt dein Zimmer.« Der alte Mann öffnet eine Tür und deutet in einen Raum von der Größe eines kleinen Hauses.
Mit großen Augen trete ich ganz vorsichtig auf das glänzend polierte Parkett. Es ist aus kleinen, in Rauten angeordneten Holzstücken gemacht, und ein dünner Teppich mit einem großflächigen Muster liegt darauf.
Als wir angekommen sind, habe ich zu den weißen, von Schnörkeln und Blättern bedeckten Säulen hochgesehen. Noch weiter oben, so hoch, dass ich es aus dem Auto kaum sehen konnte, hatte das Dach ein Geländer, als könnte man da oben herumlaufen.
Ich habe noch nie so ein Haus gesehen, außer in Filmen oder Büchern.
Es ist ein Schloss.
Und es ist dunkel und leer.
»Ich hoffe, du wirst dich hier wohlfühlen.«
Ich sehe zu dem Mann hoch, unsicher, was ich sagen soll.
Er ist groß und hat ganz viele graue Haare, die ihm vom Kopf abstehen wie dem Wissenschaftler auf dem Bild in meiner Schule. Er hat eine kratzige, braune Jacke und eine schwarze Hose an, und er hat einen Bart. Seine dunklen Augen sind starr wie die eines Vogels oder Reptils, und er sieht mich an.
»Bist du ein König?« Meine Stimme ist leise.
»Ich bin dein neuer Vater. Du kannst mich Drake nennen.« Seine Stimme ist tief und bedächtig, als würde er die Worte sorgfältig auswählen, bevor er sie sagt.
»Wo ist meine Mom?« Trauer drückt mir die Brust zusammen, als ich mich an das letzte Mal erinnere, dass ich sie gesehen habe.
Er wendet kurz den Blick ab, sieht in den Flur. »Sie kann sich nicht mehr um dich kümmern. Du wirst jetzt bei mir wohnen.«
Ich bin mir nicht sicher, was er meint. »Ist sie tot?«
»Meines Wissens nicht.« Er klingt, als wollte er sich bei diesem Thema nicht aufhalten. »Wenn du dich fertig eingerichtet hast, werde ich dich deinen Gedanken überlassen.«
Ich folge ihm schnell in den riesigen Flur, wo Gemälde hängen, die größer sind als ich selbst. Er ist so breit wie ein Esszimmer.
Meine Schritte hallen auf dem polierten Holz, als ich ihm hinterherlaufe. »Sind wir die Einzigen hier?«
Er bleibt stehen und dreht sich um, sieht langsam zu mir hinab, als wäre ich ein Insekt, dass er überlegt aufzufressen. Ich weiche zurück und wünschte, ich hätte nicht gefragt.
»Hast du Angst vor dem Alleinsein, Spencer?«
Ich schaue zu ihm hoch. Ich will zu meiner Mom. Aber sein Gesichtsausdruck verrät mir, dass das die falsche Antwort ist.
»Nein, Sir.«
»Gut. Nur einen schwachen Mann stört es, allein zu sein. Bist du schwach?«
Ich weiß nicht genau, ob ich schwach bin, oder überhaupt ein Mann, aber ich weiß, wie man überlebt.
»Nein, Sir.«
Seine Augen zucken, als würde er lächeln, wenn das möglich wäre. »Fall nie auf die Lüge herein, dass du andere Menschen brauchst. Nur wenn du völlig unabhängig bist, bist du wirklich stark.«
Er setzt sich wieder in Bewegung, doch ich hebe die Hand. »Aber … warum brauchen Sie mich dann?«
Der kleine Funke Anerkennung verfliegt sofort. »Das tue ich nicht.«
Sein Blick wandert über den Flur, hält bei einem Fenster inne, das doppelt so groß ist wie er. »Wenn ich sterbe, werde ich dir meinen Besitz hinterlassen, dann wirst du sein wie ich.« Die kalten Augen richten sich wieder auf mich. »Jetzt ruh dich aus. Ich werde morgen mit deiner Ausbildung beginnen.«
Angst macht sich in meinem Magen breit, aber ich wage nicht, zu widersprechen. Mir tut die Schulter weh, und ich bin müde. Ich weiß nicht, warum ich hier bin, aber ich erinnere mich, dass meine Mom gesagt hat, es wäre okay.
Als ich still in mein Zimmer zurückgehe, bemerke ich ein beschlagenes Glas mit Eiswasser auf meinem Nachtschrank. Ich hole einen Eiswürfel raus und stecke ihn mir in den Mund, dann lasse ich mich an der Wand runterrutschen und setze mich auf den kratzigen Wollteppich auf dem Fußboden.
Ich schließe die Augen und konzentriere mich auf die Kälte, während der Eiswürfel langsam schmilzt.
Joselyn
Gegenwart
»Du Arschloch, Elliot.« Ich atme knurrend aus und stecke das Handy in die verborgene Tasche meines knielangen Trauzeuginnenkleides aus hellgrüner Seide.
Wut brennt in meiner Kehle, aber ich werde nicht heulen.
Nicht schon wieder.
Ich werde nicht mein professionelles Make-up ruinieren.
»So etwas will ich nicht von meiner Trauzeugin hören!« Meine Cousine Daisy schiebt mich in die Damentoilette im Oceanside Hotel. Ihr Vintage-Brautkleid von Givenchy raschelt um ihre Knie, und sie huscht schnell in eine der Kabinen. »Was ist denn jetzt schon wieder los?«
Ich lehne mich seufzend an die Wand. »Du weißt, was los ist.«
»Idiot Flick schon wieder?«
Ich kaue auf meiner Lippe. »Er ist kein Idiot. Er ist nur …«
»Ein Kontrollfreak, manipulativ, unzuverlässig …«
»Er kommt nicht. Er sagt, es ist was bei der Arbeit.«
Ich höre die Toilettenspülung, Daisy tritt aus der Kabine und geht zum Waschbecken. Sie sieht mich im Spiegel und runzelt die Stirn.
Sofort schäme ich mich. »Verzieh dein süßes Elfengesicht nicht so.«
Sie schüttelt den blonden Kopf, und trocknet sich die Hände mit dem mit Monogramm bestickten Handtuch ab. »Geht mich ja auch nichts an.«
»Sag es einfach.«
Unsere Blicke treffen sich im Spiegel, als sie sich Stirn und Nase pudert. »So was behauptet er mindestens einmal die Woche.«
»Du meinst, er muss gar nicht arbeiten?« Ich bin angespannt, warte, dass sie meine eigenen Befürchtungen bestätigt.
»An einem Sonntag um sechs Uhr abends?«
»Er hat einen sehr fordernden Job.«
»Bei der Müllabfuhr?«
»Im Entsorgungsmanagement.« Ich trete neben sie, lockere mein rotes Haar im Spiegel auf. Es fällt mir in langen Wellen über die Schultern. »Er verdient sehr gut. Wie glaubst du, kann er sich sonst eine Penthousewohnung in Columbia leisten? Und es ist eine lange Fahrt, und der Mercedes ist gerade grundgereinigt worden.«
»Der schwarze Mercedes?« Sie klappt die Puderdose zu und geht zur Tür. »Fahren nicht immer die Bösen einen schwarzen Mercedes?«
»Es ist ein schönes Auto.« Meine Stimme ist leise, und ich überzeuge nicht mal mich selbst.
Zögernd kommt sie zu mir zurück und nimmt meine Hände. »Macht er dich glücklich?«
Ich habe einen Kloß im Hals und hasse diese Frage. »Ich hätte niemals zu ihm ziehen sollen. Jetzt sind alle meine Sachen bei ihm.«
»Ich kenne da zwei, die dir sehr gerne beim Umzug helfen.«
Selbst mit High Heels geht sie mir nur bis zur Nase. Wenn ich mich vorbeugen würde, könnte ich mein Kinn auf ihrem Kopf ablegen.
»Du sollst dir am Tag deiner Hochzeit über so was keine Gedanken machen. Gehen wir zurück zur Party. Der ganze Champagner trinkt sich nicht von selbst.«
»Würdest du mir einen Gefallen tun? Als Hochzeitsgeschenk?«
»Du hast schon das teure Fondue-Set gekriegt, das du dir gewünscht hast.«
»Und es ist wirklich schön.« Sie drückt meine Hände.
Ich zwinge mich zu einem spitzbübischen Lächeln. »Du willst mehr, Britney Spears?«
»Ich will, dass du dir all die gut aussehenden und begehrenswerten Junggesellen ansiehst, die nur darauf warten, dir den Kopf zu verdrehen, wenn wir jetzt auf die Party zurückgehen.«
»Wer sagt, dass ich einen Mann brauche, um glücklich zu sein?« Ich hebe das Kinn und zeige mich von meiner sturen Seite. Ma sagt, die kommt von den roten Haaren.
Daisy zuckt mit den Schultern und geht zur Tür. »Ich nicht.«
Ich folge ihr und bemühe mich, die schlechte Laune abzuschütteln. »Vielleicht schlage ich wirklich ein neues Kapitel auf. Und fange an, nette Männer zu daten.«
»Du hasst nette Männer. Und jetzt muss ich wieder zu meinen Gästen. Den Champagner trinken und Spaß haben.«
Sie ist aus der Tür, und ich sehe noch einmal die Nachricht an. Die Arbeit geht vor, LM.
LM. Landmaus.
Ich bin die Landmaus, und er ist die Stadtmaus, weil ich aus Fireside bin, einer der kleinsten Städte in South Carolina, und er aus Columbia, was, mal ganz ehrlich, auch nicht gerade eine florierende Metropole ist.
»Fuck you, Elliot.« Ich stecke das Handy wieder in die Tasche und gehe nach draußen zur Party.
Als ich mir das vierte Glas Champagner vom Tablett eines vorbeigehenden Kellners nehme, streiche ich mit dem Finger über eins der glänzenden grünen Blätter, aus denen der Rock der überlebensgroßen floralen Tinkerbell-Statue gemacht ist.
Ma ist einmal in den Frühjahrsferien mit mir zum Epcot Center im Disneypark gefahren – genau zum großen Epcot Flower and Garden Festival –, und ich war hin und weg gewesen.
Als ich zwischen den gigantischen Blumenstatuen von Disney-Prinzessinnen, Mickey Maus, Löwen und allen anderen erdenklichen Figuren aus den Disney-Filmen hindurchspaziert war, hatte ich mir in den Kopf gesetzt, auch ein Teil davon sein zu wollen. Ich wollte solche Statuen bauen und Blumen hineinflechten und sie überall in unserer Stadt aufstellen.
Und viel mehr habe ich in der Highschool dann eigentlich nicht gemacht. Bei jedem Homecoming-Spiel, jeder Hochzeit und jedem gesellschaftlichen Ereignis war eine meiner überlebensgroßen Blumenstatuen die Hauptattraktion. Irgendwann habe ich die Floristik dann aufgegeben, um das therapeutische Massieren zu lernen – aber Daisy hatte mich gebeten, etwas für ihre Hochzeit zu machen.
Tinkerbell, der tapfere Ritter und eine Quarterback-Prinzessin waren mein zusammengemixter Tribut an meine Cousine und ihre neue Familie.
Ich beuge mich vor und atme den Duft der grünen Rosen ein, die ich für das Mieder genommen habe. Eine Haarsträhne fällt mir vorn über die Schulter und bleibt an Tinkerbells ausgestreckter Hand hängen. Als ich mich wieder aufrichte, neigt sich auf einmal die ganze Statue, und ich rudere mit den Armen und verschütte in hohem Bogen Champagner.
»Nein … Neeeiiin!« Meine Stimme klingt wie die einer Zeichentrickfigur, aber eine feste Hand umfasst meinen Oberarm und zieht mich an eine harte Brust.
»Ich hab Sie.«
»Sorry, ich …« Ein köstlicher Duft nach Leder und Sandelholz und einem Hauch Patschuli umgibt mich. Es riecht nach Geld. Schnell löse ich meine Haare von der Statue.
»Sie müssen sich nicht entschuldigen. Ich dachte nur, Sie wollen nicht mitten in diesem Garten auf Ihrem Hintern landen.«
Ich atme tief durch und blicke dann auf zu einem markanten Kinn mit dunklen Bartstoppeln und einer perfekt geraden Nase und in zwei betörende grünbraune Augen, die mich auf eine Weise ansehen, dass mir ganz warm im Unterleib wird.
»O nein.« Ich räuspere mich und lasse das dunkelgraue Jackett los, das sich teuer anfühlt. »Ich hoffe, ich hab Sie nicht vollgekleckert.«
»Haben Sie nicht.« Er senkt den Blick, und ich kann nicht sagen, ob er lächelt oder mich in Gedanken auszieht. Oder beides.
Ich trete einen Schritt zurück, und er entspannt langsam seinen Griff um meinen Arm.
»Ich habe diesen Garten, wie Sie es nennen, gemacht.« Ich deute mit dem Kopf auf die Statue und trinke den Rest Champagner in meinem Glas in einem Zug aus.
»Ah, und Sie wollten ihn gießen?«
»Ich bin hängengeblieben.« Ich schiebe mir die Haare über die Schulter zurück, und er verfolgt jede meiner Bewegungen.
»Ich hab mich zu weit vorgebeugt.«
»Wirklich wunderschön.«
Die Art, wie er es sagt und die Richtung seines Blicks lassen mich zweifeln, ob er die Statue oder mein volles rotes Haar meint. In jedem Fall spüre ich, dass meine Wangen warm werden.
»Danke.«
»Bringe ich Sie in Verlegenheit? Man sollte denken, Sie sind Lob gewohnt. Es ist eine atemberaubende Kreation. Ich bin mir nicht sicher, ob ich alle diese Blumen kenne.«
»Oh.« Ich atme lachend aus, nicht sicher, was ich antworten soll. Ich kann mit Komplimenten nicht gut umgehen. »Die meisten sind tropisch. Nichts Besonderes.«
»Ich bin anderer Meinung. Sie sind sehr besonders.« Er sieht mich an, und der überhebliche Tonfall seiner Stimme kommt mir bekannt vor.
»Ich kenne Sie! Sie waren mal in Oceanside in Daisys Laden. Sie sind der mit den Antiquitäten. Stuart … Nein …«
»Spencer.« Noch ein Tablett kommt an uns vorbei, und ich nehme ein Glas, um das, das ich verschüttet habe, zu ersetzen. Er sieht mich an. »Glauben Sie nicht, dass Sie genug hatten?«
»Nein.« Ich trinke einen Schluck, allein um ihn zu ärgern. »Und ich mag es nicht, wenn Männer mir sagen, was ich tun soll.«
Sein Blick wird dunkler, und ich spüre das an genau den richtigen Stellen.
»Ich wollte keine Grenze überschreiten, Joselyn.«
»Sie haben ein gutes Gedächtnis.«
»Ich vergesse nie ein Gesicht. Und garantiert keine rothaarige Frau.«
»Rothaarige bedeuten Ärger, wussten Sie das nicht?«
»Ich hab keine Angst vor Ärger.« Er grinst, und sein Blick wandert seitlich an meinem Gesicht herunter zu meinem Hals, wie eine Liebkosung. »Daisy nennt Sie anders. Ein Spitzname …«
»Sly.«
»Dahinter steckt bestimmt eine Geschichte.« Seine tiefe Stimme kitzelt mich innerlich. »Ich ziehe Joselyn vor.«
Ich weiß Bescheid über diesen Typ. Er ist der superarrogante Milliardär, der Daisys Mentor war, als sie bei Antiques Today gearbeitet hat. Es ist ein großes Medienunternehmen mit einer Zeitschrift und einer Fernsehsendung, in der sie Schätzungen machen, wie in der Serie Antiques Roadshow.
Er hat den Ruf, kalt und distanziert zu sein, und er ist es eindeutig gewohnt, Leute herumzukommandieren. Er will mich herumkommandieren, und bei dieser Aussicht empfinde ich eine feindselige Geilheit.
Ich will ihm die Kleider vom Leib reißen oder Streit mit ihm anfangen, oder Streit mit ihm anfangen und ihm dann die Kleider vom Leib reißen und harten, verschwitzten, wütenden Sex haben …
Ich habe definitiv genug getrunken.
Ich stelle mein Glas auf einen Tisch in der Nähe und entdecke ein bekanntes Gesicht mit einem Tablett voll Fingerfood. »Entschuldigen Sie mich kurz.«
Ich lasse Mr. Bossy-Sexgott stehen, um mir ein paar alkoholabsorbierende Häppchen zu holen.
»Hi, Sly.« Der freundliche Mann, der das Tablett hält, schiebt sich das glatte blonde Haar hinters Ohr.
»Hi, Max. Ich wusste nicht, dass du heute arbeitest.« Ich stecke mir ein Schinken-Käse-Röllchen in den Mund und nehme gleich ein zweites.
Max lässt sich nicht davon beeindrucken, dass ich mich vollstopfe. »Ja. Ich brauch das Geld. Ich will nächste Woche nach Melbourne Beach.«
»Surf-Wettkampf?« Ich stecke mir das zweite Häppchen in den Mund und wickle ein drittes in eine Serviette. Ich frage mich, ob ich es in die versteckte Tasche im Kleid schieben kann, oder ob es Flecken macht.
»Der erste der Prime-East-Wettkämpfe.«
»Cool.« Ich nicke und spüre im Rücken warm die Hitze eines Körpers.
»Haben Sie einen Freund gefunden?« Spencer klingt ärgerlich, und ich beschließe, auf das dritte Häppchen zu verzichten.
»Mmh.« Ich schlucke schnell und deute von einem zum anderen. »Max, das ist Spencer. Spencer, Max. Wir haben zusammen gearbeitet.« Ich drücke Max den Arm und lege dabei unauffällig die Serviette weg. »Viel Glück für den Wettkampf.«
Spencer zieht eine Augenbraue hoch, als wir Richtung Tanzfläche gehen. »Wo haben Sie zusammen gearbeitet?«
»Ich war Kellnerin in der Collegezeit. Ich hab diese Leute für die Party angeheuert.«
»Sie sind vielseitig.«
»Dafür kann ich nichts richtig«, murmele ich, als er meine Hand nimmt.
»Tanzen wir.«
»Sie sind nicht mit jemandem hier?«
»Ich würde nie ein Date mit auf eine Hochzeit nehmen.« Er tut so, als wäre das absolut selbstverständlich.
»Und warum nicht?« Mein Tonfall ist herausfordernd, und er hält inne, betrachtet mich grinsend, als wäre ich eines dieser seltenen Fundstücke, über die er und Daisy so gerne reden. Es kribbelt weit unten in meinem Bauch.
»Ich habe meine Gründe.«
Ich erlaube ihm, mich auf die Tanzfläche zu führen. Es wird gerade etwas leerer nach einer stürmischen Runde zu Sir Mix-A-Lots »Baby Got Back«. Jetzt läuft ein langsamer Song von Olivia Newton-John, den ich nicht kenne.
Spencer legt seine rechte Hand auf meine Taille und nimmt mit der linken meine Hand. Ich nähere mich ihm, mein Blick ist auf Höhe seiner Lippen. Er muss fast eins neunzig sein, und ich liebe es, dass er größer ist als ich. Ich bin eins achtzig, und deshalb sind meine Dates in der Regel so groß wie ich – oder kleiner. Ich habe seit Jahren keine Absätze mehr getragen.
Ich schließe die Augen und lausche dem Songtext, während ich seinen sinnlichen Duft einatme. Fuck you, Elliot, driftet es durch meine Gedanken.
»Ich hoffe, Sie verstehen das nicht falsch …« Sein Mund ist an meiner Schläfe.
»Insgeheim hassen Sie Blumen?«
Ein leises Lachen erklingt in seiner Kehle. »Sie haben den perfekten Körper für dieses Kleid.«
Mein Inneres strahlt, und wieder weiß ich nicht, was ich sagen soll. »Sie denken nicht, ich sollte ein bisschen abnehmen?« Elliot macht immer Bemerkungen darüber, wie viel ich esse.
»Wagen Sie es nicht. Sie haben die perfekte Sanduhren-Figur. Eine klassische Schönheit.« Er tritt zurück und sieht mich anerkennend an. »Ganz sicher hat Daisy das Kleid für Sie ausgesucht. Sie hat ein sehr gutes Auge.«
»Das hat sie.« Wir wiegen uns im Takt, und ich schweige.
»Verzeihen Sie, falls ich Ihnen zu nahe getreten bin.«
»Nein, sind Sie nicht.« Ich lehne mich zurück und betrachte seine perfekte, gerade Nase und den verruchten Blick. Er sieht eher aus wie ein Model oder ein Schauspieler, und nicht, wie ich mir einen Antiquitätenhändler vorstelle.
»Wie kommt es, dass ein Mann wie Sie sich für Antiquitäten interessiert?«
»Ein Mann wie ich?«
»Ja. Sie sind kein alter Professor in einem mottenzerfressenen Wollmantel mit Krümeln im Bart.«
»Gott sei Dank.« Er stößt einen spöttischen Laut aus.
»Was ist Ihre Geschichte?«
»Ich bin in dieser Welt aufgewachsen. Mein Vater hatte die größte und bestkuratierte Sammlung kostbarer Antiquitäten in Newport. Drake Carrollton war der Beste im Geschäft. Eine Legende.«
»Sind Sie auch eine Legende?«
»Ich bin ein Arschloch.«
Seine Offenheit bringt mich zum Lachen. »Genau das hab ich über Sie gehört. Daisy nennt Sie Mr. Freeze.«
»Ich verschwende keine Zeit mit Sentimentalitäten. Wir handeln mit Müll, der auf Dachböden gefunden oder nach dem Tod eines Verwandten aussortiert wurde. Ihre Cousine lässt sich emotional zu sehr ein. Es ist Energieverschwendung.«
»Klar.« Ich senke leicht den Kopf, damit er nicht sieht, wie ich über sein arrogantes Gehabe grinse.
Der Song ist zu Ende, und er drückt mich kurz, bevor er mich loslässt. Ich vermisse die Wärme seines Körpers, aber er nimmt meine Hand, legt sie sich auf den Arm und führt mich auf den Balkon.
Gäste rennen kreischend an uns vorbei, als der DJ den nächsten Partyhit auflegt. Das Lachen und die Musik verblassen zu einem leisen Hintergrundbrummen, als wir nach draußen treten.
Es ist eine warme Nacht mit einer leichten Brise, und der Duft von Salz liegt in der Luft.
Die Lichter der Strandhäuser und Villen am Ufer spiegeln sich im Wasser, und ich erinnere mich daran, wie sehr ich das vermisse, wenn ich in Columbia bin. Vielleicht hat Daisy recht: Ich muss den Idioten abservieren und zurück nach Hause ziehen.
»Wie kommt ein Pin-up-Model wie Sie zu Blumen?« Spencers tiefe Stimme holt mich aus meinen Gedanken.
Ich senke das Kinn und atme lächelnd aus. »Disney?«
Er runzelt die Stirn, und ich fahre fort. »Ich habe es immer geliebt, mir diese alten Paraden anzusehen, die Rose Parade und Mardi Gras. Dann ist meine Ma einmal mit mir nach Epcot gefahren, und als ich die Gärten dort sah, habe ich begriffen, dass Menschen damit wirklich ihr Geld verdienen. Ich konnte es kaum glauben.«
Er hebt den Mundwinkel zu einem klitzekleinen Lächeln, und ich befeuchte meine Lippen. Spencer Carrollton ist kein netter Mann. Er ist ein Arschloch, den meine Cousine im Scherz Luzifer nennt – nach allem, was ich zu diesem Zeitpunkt sagen kann, eine passende Beschreibung.
Und natürlich fühle ich mich wahnsinnig von ihm angezogen.
»Nun, über Ihre Arbeit als Kellnerin kann ich nichts sagen«, er stützt sich mit verschränkten Armen auf das Balkongeländer. »Aber ihre Fähigkeiten als Floristin sind wahrhaft meisterlich.«
Ich blinzele ein paarmal und unterdrücke ein Grinsen.
Sofort ist das Stirnrunzeln zurück. Wie aus dem Nichts. »Was?«
»Wie Sie reden.«
»Was ist damit?«
»Klingen Sie immer, als würden Sie aus einer Enzyklopädie vorlesen?«
»Ich weiß nicht, was Sie meinen.« Er richtet sich auf, als hätte ich ihn gekränkt.
»Ihre Fähigkeiten als Floristin sind wahrhaft meisterlich.« Ich imitiere seine Stimme auf affektierte, hochnäsige Art.
»So klinge ich nicht.«
Ich kann nicht widerstehen. »So klinge ich nicht.«
»Hören Sie auf.«
»Hören Sie auf.«
In seinen Augen blitzt Feuer auf, und ich frage mich, ob ich ihn auch feindselig und geil mache. Ich presse die Lippen aufeinander, aber mir entfährt trotzdem ein prustendes Lachen.
Jepp, ich bin definitiv ein bisschen betrunken.
Er legt die Hände rechts und links von mir auf das Balkongeländer, und ich bin vor seiner Brust gefangen. »Hören Sie auf, sich über mich lustig zu machen, Joselyn.« Seine Nasenlöcher blähen sich, und seine Stimme klingt leise und ein wenig knurrend.
Er ist vielleicht Luzifer, aber ich bin eine Hexe. »Oder was?«
Die salzige Luft um uns herum wird still. Alles wird still, als hätte die Chemie zwischen uns eine Blase nur für uns erschaffen. Die Partygeräusche sind weg, und da sind nur er und ich und Elektrizität und dieser Augenblick. Sein Blick wird dunkel und flackert zu meinen Lippen, als würde er noch überlegen.
Ich nicht.
Ich lege die Hand auf das dunkle, gewellte Haar, das im Nacken seinen Kragen berührt. Es ist weich, aber seine Lippen sind weicher. Sobald ich meine auf seine lege, übernimmt er, öffnet meinen Mund und gleitet mit der Zunge hinein.
Ich bekomme weiche Knie. Seine große Hand legt sich flach auf meinen unteren Rücken, die Hitze strahlt durch die dünne Seide des Kleids, als er mich an sich zieht. Die andere Hand umfasst mein Gesicht, zwei Finger an der Wange, der Daumen unter dem Kinn, dass er den Kopf drehen und mich tiefer küssen kann.
Und wie er mich küsst … es ist, als würde er mich verschlingen, aber doch genießen. Er lässt seine Zunge über meine gleiten, als würde er eine köstliche Frucht probieren. Er schmeckt minzig und sinnlich, öffnet meine Lippen mit seinen, lenkt mich. Ich schließe die Augen und werde feucht, als ich seine Erektion an meinem Bauch spüre.
Ich stöhne, eine Hand noch im Haar in seinem Nacken, während die andere sich an seiner Jacke festhält und ihn näher zieht. Verschling mich …
Das. Ist. Irrsinn.
Die Hand auf meinem Rücken rutscht tiefer, packt die Seide meines Kleids und zieht sie hoch, bis seine Finger auf meinem nackten Po liegen.
»Du bist so umwerfend.« Seine Lippen wandern zu meinem Hals. »Ich hab ein Zimmer hier im Hotel. Lass mich dich die ganze Nacht vögeln.«
Mich vögeln.
Die ganze Nacht.
Ja.
Nein.
Gott, was mache ich hier.
Ich kämpfe mich durch den Nebel, die Hitze der Dinge, die er mit mir macht, die Begierde zwischen meinen Beinen, von der ich sicher weiß, dass er sie befriedigen kann. Ich atme schnell, meine Brüste heben und senken sich, dann lege ich die flache Hand auf seinen Oberkörper und trete zurück von dem flammenden Inferno, das wir sind.
»Sorry, ich kann nicht.« Ich senke das Kinn und sehe ihm nicht in die Augen. »Ich habe einen Freund.«
»Verlass ihn.«
»Das kann ich nicht.«
Er betrachtet mich ohne zu lächeln. Er sieht großartig aus im Mondlicht. Braune Augen voller Lust, die Lippen noch voller und gerötet nach dem Kuss. Vögel mich die ganze Nacht …
Er rührt sich nicht, bestimmt weil er abwartet, was ich als Nächstes mache.
Ich weiß, was ich als Nächstes mache.
Und ich mache es. »Gute Nacht, Spencer.«
Ich drehe mich auf dem Absatz um, bereit, den ganzen Weg nach Hause zu rennen. Ich bin vielleicht stur und impulsiv, aber ich tue immer das Richtige. Kein sündhaft gut aussehender CEO wird das ändern. Egal, wie phantastisch er küssen kann. Egal, wie sehr ich das will, was er mit mir machen könnte. Egal, was für ein Idiot mein Freund ist.
Ärger gehe ich aus dem Weg.
Spencer
»Antiques Now!«, schimpft mein Partner Miles hinter seinem polierten Mahagoni-Schreibtisch.
Wir stehen beide in seinem edel eingerichteten Eckbüro bei Antiques Today, und er wischt mehrmals über das Tablet in seiner Hand. »Er hat ein Ausrufezeichen im Titel. Wie bei einem Katastrophenfilm. Erdbeben!«
»Das ist so ein neumodischer Quatsch.« Unbeeindruckt setze ich mich auf den Ledersessel ihm gegenüber. »Hast du mich deshalb hergerufen? Damit wir uns über einen Anfänger ohne Netzwerk austauschen, der im Internet über Antiquitäten redet?«
»Was willst du deswegen unternehmen, Spencer?«
»Weswegen?« Ich ziehe die weißen Manschetten unter dem Jackett zurecht, und er dreht mir das Display zu.
»Wegen Link Sherlock. Der praktisch unseren Namen gestohlen hat.«
»Der Kerl? Machst du Witze?« Ich betrachte dieses große Kind mit zotteligen Haaren und einem Bart, der dringend getrimmt werden müsste, in schlabbrigen Jeans und T-Shirt. »Ignorier ihn.«
Miles kneift die braunen Augen zusammen. Er ist einen Meter siebzig groß und gleicht die geringe Größe mit Theatralik aus. »Er ist bei YouTube und hat dieses … TikTok. Der Mann hat über eine Million Follower.«
»Er ist kein Mann.« Mir fällt es schwer, Leute ernst zu nehmen, die sich nicht waschen.
Da fällt mir eine umwerfende Rothaarige ein, die Antiquitätenhändler vor Kurzem als alte Männer mit Krümeln im Bart und mottenzerfressenen Wollmänteln beschrieben hat. Überhaupt nicht wie ich, hatte sie gesagt und sich eine seidige Strähne feuerrotes Haar über die elfenbeinfarbene Schulter zurückgestrichen. Sie war umwerfend gewesen – volle Brüste, runde Hüfte, schlanke Taille.
Ich hatte gelegentlich an sie gedacht, nachdem wir uns in Daisys Laden begegnet waren, aber diese Hochzeitsfeier … Dieser Kuss … Ich hätte am liebsten jeden Zentimeter ihres wunderbaren Körpers mit meinen Lippen erkundet, ihre empfindlichen Stellen kennengelernt, sie zum Stöhnen gebracht – aber sie war weggelaufen.
Sie hatte behauptet, einen Freund zu haben, aber welcher vernunftbegabte Mann würde sie auch nur eine Sekunde aus den Augen lassen? War es eine Lüge gewesen? Auf jeden Fall hatte sie sich seit jenem Abend in meinem Kopf eingenistet wie eine unwillkommene rothaarige Cinderella. Oder eher eine Sinderella … Sin wie Sünde.
»Er macht sich an Brimfield und Skinner ran.« Miles redet immer noch über diesen Jungen, und ich schüttele meine lüsternen Gedanken ab. »Bei seiner letzten Folge war Grafton dabei.«
»Was kümmert uns das?«
»Es kümmert uns, weil sie mit ihren Käufen zuerst zu ihm gehen werden, wenn er ihnen Millionen von Zuschauern verschafft. Er wird den ersten Blick in ihre Kataloge bekommen.« Mein Partner rastet aus wegen diesem Typ, und ich versuche, Miles nicht zu widersprechen, wenn er einen Anfall hat.
Langsam atme ich ein und hoffe, dass das irgendjemand im Himmel notiert. Es beweist, dass ich gütig sein kann, wenn ich muss – was ehrlich gesagt nicht häufig vorkommt.
»Betrachten wir das doch mal von einer anderen Seite.« Ich beuge mich vor, stütze die Unterarme auf die Knie und verschränke die Hände. »Dieser … Link Sherlock … zeigt, trotz seines lächerlichen Namens, einer neuen Generation von Käufern und Sammlern die Welt der Antiquitäten. Es ist wie ihr erster Schluck Kaffee oder ein Besuch bei den Viehauktionen in Branson.«
Miles zieht die struppigen Augenbrauen zusammen. »Ich weiß nicht, ob ich dir folgen kann …«
»Mr. Sherlock bringt sie auf den Geschmack, aber die Branche gehört uns. Wir haben aus dem Sammeln von Antiquitäten eine Kunst gemacht. Er ist nur ein Marktschreier auf einem Kleinstadtmarkt; wir machen Auktionen bei Sotheby’s. Wenn Sie bereit sind für die wirklich exklusiven Stücke, werden sie zu uns kommen.«
Miles lehnt sich zurück und streicht sich über den kurzen Bart. »Die wirklich exklusiven Stücke …« Er setzt sich langsam auf den Schreibtischstuhl aus Leder und schürzt die Lippen, als er über meine Worte nachdenkt. »Das gefällt mir. Aber wie sollen die uns finden?«
»Genau wie man andere wertvolle Dinge findet: durch Empfehlungen.« Ich stütze mich auf den Knien ab und stehe auf, um in mein Büro zurückzukehren und meine nächste Reise nach Manhattan zu planen.
»Und Brimfield? Skinner?«
»Es ist schlau, dass sie sich um seine Aufmerksamkeit bemühen. Er wird ein neues Publikum mitbringen, den Markt beleben.«
»Ich denke, wir müssen sie daran erinnern, dass es uns gibt. Sie erinnern, dass wir noch immer an der Spitze stehen und da sind, wenn sie uns brauchen.«
Ich bin mir nicht sicher, ob mir das gefällt. »Wie machen wir das?«
»Eine Gala.«
»Gala.« Ich verziehe den Mund. Große gesellschaftliche Anlässe sind nicht so mein Fall, und ich hasse Partyplanerinnen – meist aufdringliche, laute Frauen mit Ideen, die mir nicht gefallen. »Ich denke, das wird nicht nötig sein. Ich mache meine übliche Runde, fahre bei allen vorbei –«
»Versteh mich nicht falsch, aber das ist nicht gerade der heißeste Scheiß – wie man neuerdings so schön sagt.«
Ich runzele die Stirn. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich dieser Metapher folgen kann. Aber ich habe gute alte Beziehungen. Das klappt schon.«
»Es ist altmodisch. Die Leute wollen etwas Neues.« Er steht wieder auf und geht in dem großen eichenvertäfelten Büro auf und ab. »Wir können vielleicht etwas draußen machen, am Lake Murray. Luxusunterkünfte, eine Videomontage von uns durch die Jahre, Goodiebags …«
»Goodiebags?«
»Du weißt schon, bestickte Handtücher und Tablets.«
»Ich weiß, was ein Goodiebag ist. Wie willst du mit Handtüchern und hippen Geräten Antiquitäten verkaufen?«
»Damit zeigen wir den Leuten, dass sie uns wichtig sind.«
»Ich sag dir, wie wir ihnen zeigen, dass sie uns wichtig sind. In ein paar Wochen treffe ich mich mit Grafton. Ich mache eine kleine Tour durch unsere Kontakte in Vermont und Pennsylvania –«
»Ich erspar dir die Reise. Wir holen sie zu uns.« Er lächelt, und es ist klar, dass ich ihm die Idee nicht mehr ausreden kann.
Miles ist etwa fünf Minuten länger als ich in der Firma, und auch wenn er mal mein Boss war: Wir sind längst Partner. Trotzdem spielt er immer noch gern die Rangordnungskarte aus, wenn er eine Idee hat, die ich schrecklich finde. Manchmal ist es einfacher, ihn gewinnen zu lassen. Seufzend setze ich mich wieder hin.
»Du denkst also an Lake Murray?«
»Nein, du hast recht.« Er zeigt über den Schreibtisch auf mich. »An der Küste ist es besser. Da ist jetzt Daisy. Wir können sie an Bord holen. Auch ihr Geschäft wird davon profitieren. Win-win!«
Sein Vorschlag beruhigt meinen Ärger ein wenig. Daisy ist keine nervige Partyplanerin und außerdem mit einer Person bekannt, die ich wirklich äußerst gern wiedersehen würde. »Könnte einen Versuch wert sein.«
Er hält inne und sieht mich an. »Das ging schnell.«
Ich stehe wieder auf und streiche den Anzug glatt. »Daisys Hochzeitsfeier letzten Monat war recht elegant. Sie hat einen guten Geschmack und kennt unsere Kunden.«
»Hervorragend. Mach einen Termin für ein Treffen hier im Büro. Dann können wir die Details besprechen, ein Datum festlegen und die Sache ins Rollen bringen.« Er kehrt zu seinem Stuhl zurück und lächelt zufrieden. »Ich bin wirklich froh, dass du diese Frau entdeckt hast.«
Im Moment neige ich dazu, ihm zuzustimmen.
Auf dem Weg zurück in mein Büro hole ich das Handy aus der Tasche und schreibe Daisy eine kurze Nachricht.
Müssen reden. Miles will eine Gala in Oceanside. Hoffe, du bist dabei.
Es dauert nicht lange, bis sie antwortet.
Oooh… eine Gala. Da bist du sicher begeistert. Sie fügt eine Reihe dieser kleinen gelben Gesichter hinzu, die lachen und weinen.
Ich ignoriere ihren Sarkasmus.
Wäre deine Cousine disponibel? Ihre Arbeiten mit Blumen sind umwerfend.
Genau wie sie selbst.
Graue Pünktchen zeigen sich auf dem Display, und ich ärgere mich über die Anspannung in meinen Schultern. Es ist unprofessionell, und ich bemühe mich nie um Frauen, die ich nicht einschätzen kann.
Vielleicht war das keine gute Idee.
Daisys Antwort erscheint auf meinem Display.
Ich frage sie. Wenn sie Ja sagt, gebe ich dir die Nummer.
Die Anspannung in meinen Schultern löst sich sofort, was ein weiteres Alarmsignal sein sollte. Ich ignoriere es.
Danke. Gib mir Bescheid. Miles möchte, dass du ins Büro kommst.
Noch eine Pause. Mehr graue Punkte.
Ich komme morgen Nachmittag vorbei. Dann weiß ich sicher auch, was mit Sly ist.
Sly. Listig, schlau, durchtrieben … Ich ziehe ihren richtigen Namen vor, aber Joselyns Spitzname macht mich neugierig. Ich will wissen, wie sie ihn bekommen hat. Vielleicht kann sie es mir erzählen, während ich mit der Zunge über die Rundung ihrer vollen Brüste fahre, sie in den Händen halte und ihre harten Nippel zwischen den Fingern massiere. Die Phantasie erregt mich, und ich lasse meine Hand vorn über meine Hose gleiten.
Das ist eine Möglichkeit, damit umzugehen. Oder ich lade sie zum Essen ein, nehme sie mit zu mir und vögle mir die Lust auf sie aus dem Körper. Dann können wir uns um diese Gala kümmern, und mein Leben kann wieder zur Normalität übergehen.
Ich gehe Ärger aus dem Weg und führe keine Beziehungen.
Als ich an dem goldgerahmten antiken Spiegel im Flur vorbeikomme, inspiziere ich meinen Designer-Anzug und rücke die Seidenkrawatte zurecht. Mein Bart ist ordentlich gestutzt und das Haar in perfekter Unordnung. Alles in meinem Leben ist unter Kontrolle, eingeschlossen alle weiblichen Wesen, mit denen ich mich entscheide, Umgang zu haben.
Es ist ein guter Plan. Die Balance ist wiederhergestellt.
Joselyn
»Es ist so weit.« Meine Kehle ist ganz eng, als ich das Handy an mein Ohr presse. Ich bin atemlos und sage mir, dass es Vorfreude ist, nicht Angst. »Er wird mir einen Antrag machen.«
»Und du willst das wirklich?« Daisys zögernder Tonfall enttäuscht mich.
»Gott, ist es so schwer, dich einfach mal für mich zu freuen?«
»Ist es so schwer, dich nicht wie eine zickige Fünfzehnjährige zu benehmen?«
Meine Cousine ist eine der wenigen Menschen in meinem Leben, die sich nicht von meiner starken Persönlichkeit beeindrucken lassen. Und sie sagt mir ehrlich, wenn ich Fehler mache.
»Ich habe genau darauf gewartet, Daisy. Ja, ich will es.«
»Nun, er hat dich definitiv da, wo er dich haben wollte.« Sie klingt immer noch nicht, als würde sie sich für mich freuen. »Du hast die Hälfte deiner Patienten aufgegeben, bist bei ihm eingezogen –«
»Ich wollte zu ihm ziehen. Seine Wohnung ist großartig, und ich bin da, wenn er nachts einen Krampf hat.«
»Du hattest dir gerade einen Kundenstamm aufgebaut. Jetzt bist du seine persönliche Krankenschwester. Als Nächstes bist du seine Frau. Dann hast du gar nichts Eigenes mehr.«
Ich schweige, weil sie recht hat. Als wir zusammengekommen sind, hat Elliot mich darum gebeten, meine männlichen Patienten aufzugeben. Er meinte, wenn er und ich ein Paar sind, könne ich nur mit Frauen arbeiten.
Daisy ist durchgedreht, als sie das erfuhr, und obwohl ich es auch selbst total albern finde, dass er so eifersüchtig ist, kann ich ihn auch verstehen.
Als Therapeutin muss man sehr professionell sein, und obwohl ich nie im Leben etwas Unpassendes tun würde, weiß ich, dass ein paar meiner älteren männlichen Patienten nichts gegen eine extra Schwanzmassage einzuwenden hätten.
»Elliot ist mein wichtigster Kunde, weil ihm meine Behandlung hilft. Und er kümmert sich um mich.«
»Er ist dein einziger Kunde.«
»Das stimmt nicht. Ich habe mehr.«
Ich hoffe, sie fragt nicht, wie viele, denn sie hat recht. Ich habe Elliot und noch zwei Frauen, die mich gelegentlich anrufen.
Ich habe Elliot kennengelernt, als ich ganz am Anfang stand. Gleich nach meiner Ausbildung im Palmetto-College hatte ich meine Karte in mehreren Bürogebäuden in der Innenstadt hinterlegt und ein paar Groupon-Angebote erstellt. Elliot hatte sich gleich am nächsten Tag gemeldet.
Ich traf ihn, und er sah so gut aus. Goldbraunes Haar, blaue Augen … Er ist nicht groß, aber sein Körper ist unglaublich – nur harte Muskeln und ein fester Hintern, den er durch Jahre auf dem Baseballplatz gestählt hatte.
Eine Rückenverletzung hatte ihn gezwungen, früh aufzuhören, und er hatte angefangen, mit seinem Dad im Entsorgungsmanagement zu arbeiten. Den ganzen Tag hinter einem Schreibtisch zu sitzen, hatte seine Rückenprobleme verschlimmert, und so kam es dazu, dass ich meine Hände auf diesen Körper legen durfte. Dann hat er mich zum Abendessen eingeladen und blablabla … drei Wochen später bin ich bei ihm eingezogen.
Anfangs war es wirklich toll, aber jetzt ist dieselbe alte Verletzung die Ausrede dafür, dass wir seit drei Monaten keinen Sex hatten.
Drei Monate sind eine verdammt lange Zeit. Ich hab mich nicht mal getraut, es Daisy zu erzählen.
»Habt ihr euch nicht letzte Woche erst gestritten? Wie kommst du darauf, dass er dir einen Antrag machen will?«
Ich habe einen Kloß im Hals und schlucke. »Ich habe aus Versehen seine Kreditkartenabrechnung aufgemacht und eine große Abbuchung von Jared gefunden.«
»Hey, Moment mal. In seiner Post rumzuschnüffeln ist ein großes Alarmsignal. Und im Ernst? Was haben die überhaupt für Verlobungsringe bei Jared?«
Verdammt, Daisy.
»Sehr schöne!«, sage ich im gleichen Tonfall wie sie, und Daisy macht Pfft. Ich schüttele den Kopf. »Ich lege jetzt auf. Ich ruf dich an, wenn er mir den Antrag gemacht hat. Oder besser noch, ich schicke dir ein Foto von meinem großartigen neuen Ring. Und dann nehme ich deine Entschuldigung an.«
»Warte, leg nicht auf.« Ihr Tonfall wird weicher. »Ich mache mir Sorgen, Cousinchen. Ich will, dass du mit jemandem zusammen bist, der dich verdient. Der dich glücklich macht.«
»Elliot macht mich glücklich.« Meine Stimme bricht, und Angst blitzt in meiner Brust auf. Ich entscheide mich dafür, sie zu ignorieren. »Ich ruf dich später an.«
»Hab dich lieb.«
»Hab dich mehr lieb.«
Die Sonne geht zwischen den Hochhäusern unter, und ich schiebe das Handy in die Seitentasche meiner schwarzen Yogahose. Ich trage einen Sport-BH und ein Tanktop, weil ich als Vorbereitung für heute Abend einen kleinen Wellness-Tag eingelegt habe. Ich hab ein Body-Peeling gemacht, Bikini-Waxing und natürlich Pedi- und Maniküre, damit meine Hände perfekt aussehen, wenn ich Fotos auf Social Media poste.