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Kennt Ihr schon Ulkus Tabaku? Das Monster, vor dem man Respekt haben sollte. Das Ungeheuer, welches sich früher oder später bei jedem Raucher einnistet? Je mehr geraucht wird, um so besser! Ich kann Euch sagen: Tabaku ist nirgends und doch überall. Wenn Du denkst: „Mir kann das nicht passieren“ und dich so richtig sicher fühlst, dann ist es ehe du dich versiehst, vielleicht schon heute Nacht bei dir. Aus der Erlebniswelt eines Zweitklässlers gesehen. Aufregend, erkenntnisreich und humorvoll zugleich.
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Veröffentlichungsjahr: 2022
Inhaltsverzeichnis
Hallo, ich bin Alex
Ratlosigkeit
Was ist mit Opa
Das Überraschungsgeschenk
Sherlock Holmes und das schwarze Bein
Der heimliche Blitzbesuch bei Opa
Der Tornadozauber
Hirngespinnste
Die Nichtraucherpredigt
Das Monster heißt Tabaku mit Vornamen Ulkus
Komm in meine Arme Bärli
Die Ekelbilder
Der wissenschaftliche Versuch
Die Rentnerbank
Abschied von Opa
Eine rosige Zukunft
lkus Tabaku –
das Ungeheuer aus dem Rauch
Kennt Ihr schon Ulkus Tabaku? Das Monster, vor dem man Respekt haben sollte. Das Ungeheuer, welches sich früher oder später bei jedem Raucher einnistet? Je mehr geraucht wird, um so besser! Ich kann Euch sagen: Tabaku ist nirgends und doch überall. Wenn Du denkst: „Mir kann das nicht passieren“ und dich so richtig sicher fühlst, dann ist es ehe du dich versiehst, vielleicht schon heute Nacht bei dir.
Aus der Erlebniswelt eines Zweitklässlers gesehen. Aufregend, erkenntnisreich und humorvoll zugleich.
Ulkus Tabaku –
das Ungeheuer aus dem Rauch
Wie so oft in letzter Zeit habe ich mich in meinem Zimmer verschanzt, liege auf dem Bett und spiele mit dem Gameboy. Übrigens heiße ich Alex. Na ja, nicht ganz, denn Alex ist die Abkürzung meines richtigen Namens. So rufen mich meine Eltern und meine Freunde. Eigentlich heiße ich richtig Alexander. Alle, die mich kennen, rufen mich immer nur Alex. Eigentlich gefällt mir Alex sogar besser. Es klingt einfach nur cooler und schlauer. Manchmal stelle ich mir vor, dass ich Alexander gerufen werde. A-lex-an-der! A-lex-an-der! Oh, mein Gott, wie furchtbar lang und langweilig. Ehe man den Namen ausgesprochen hat, bin ich garantiert schon über alle sieben Berge davongerannt.
Meine Hobbys sind Fahrrad fahren, Fußball spielen und wenn es draußen regnet, dann spiele ich am liebsten mit dem Computer in meinem Zimmer oder male das, was mir gerade einfällt. Manchmal kritzle ich auch nur mit dem Stift auf dem Papier herum. Das sind dann meine persönlichen Picasso-Bilder, weil sie überhaupt keinen Sinn ergeben. Aber das weiße Papier sieht dann nicht mehr so schreiend weiß nach Krankenhaus aus und das ist sehr beruhigend.
Ich finde, dass mein Name Alexander nach alten Zeiten oder so was Ähnlichen klingt, nach antiquierten Schlachten und Eroberungen. Da werde ich zum Beispiel begrüßt mit: „Ah, Du bist Alexander der Große! Da hast du ja noch viel Eroberungen im Leben vor“. Jedenfalls so was, was man mir immer wieder erzählt, wenn es um meinen Namen geht. Ich verdrehe schon die Augen deswegen, weil es immer und immer wieder dasselbe an Geschichten ist. Dabei sind die Geschichten recht kurz, wenn ich ihnen davonlaufen kann. Was sollte ich wohl schon erobern? Den Platz auf meinem Bett? Der gehört mir ja schon! Die Gunst meiner Lehrerin, damit sie mir in ihrem Fach eine bessere Note vergibt? Ich kann mir maximal in der Schule eine gute Zensur erkämpfen. Das war es dann wohl auch schon. Die Gunst der Sperlinge muss ich mir nicht erkämpfen. Sie kommen von allein, wenn ich ihnen Futter auf das Fensterbrett lege. Übrigens kommen die Tauben auch, was den Leuten nicht gefällt, die unter uns wohnen.
Immer wieder beobachte ich gern die Vögel. Es kommen auch Meisen. Ich sehe doch, dass die Vögel Hunger haben. Die Meisen klopfen sogar mit dem Schnabel an die Fensterscheibe, wenn sie auf dem Fensterbrett nichts zu fressen finden. Ein Schälchen Wasser bekommen sie auch. Aber die Leute unter uns geben den Vögeln nichts ab. Sie essen lieber alles allein auf. Deswegen gebe ich weiter Futter raus. Die Vögel fressen es gleich auf und dann ist nichts mehr davon zu sehen. Naja, manchmal liegen von den Körnern ein paar Spelzen unten. Aber die muss man erst einmal finden, weil die der Wind wegweht.
Außerdem habe ich noch einen anderen Namen, nämlich „Bärli“. Das ist mein geheimer Spitzname. So darf mich aber nur Opa rufen. Meistens ruft er mich „Klein Bärli“. Leider habe ich diesen Ruf in den letzten Wochen wenig gehört und ehrlich gesagt, vermisse ich gerade dieses Rufen.
In letzter Zeit dreht sich eben alles nur noch um Opa. Opa hier und Opa da, Opa hat dies und Opa hat das, Opa braucht Hilfe hier und Opa benötigt das da.... Sie haben mich vor lauter Sorge um Opa jetzt wohl einfach ganz vergessen? ... Mich sieht und hört einfach niemand mehr! Vati macht sich rar, weil er den ganzen Tag auf Arbeit muss. Mutti ist ständig gestresst und genervt. Der Familiensegen hängt seit längerer Zeit nur noch schief, weil alle gereizt und schlecht gelaunt sind. Ich selbst auch. Die schlechte Laune ist dabei wie eine ansteckende Krankheit. Einer fängt mit einer Geste, einen dummen Spruch oder so an, es folgt eine ranzige Antwort darauf oder auch keine und schon haben alle schlechte Laune bis zum nächsten Mal. Das nächste Mal kommt ganz bestimmt. Es dauert auch nicht lange, bis das nächste Mal da ist. Ist es angekommen, scheint das schlechte Laune-Karussell wieder loszufahren. Jeden-falls springt die schlechte Laune bei uns zwischen den Personen hin und her oder auch im Kreis. Deswegen gehen sich wohl hier mehr oder weniger alle etwas aus dem Weg. Das alles nur wegen Opa! Ich traue mich schon gar nicht mehr Mutti oder Vati anzusprechen.
Ständig bekomme ich zu hören: „Opa ist krank, sehr, sehr krank. Das musst du doch verstehen. Du bist doch schon sooooo groß“, oder „Geh wieder in dein Zimmer spielen, wenn du mit allen Hausaufgaben fertig bist“. So etwas bekomme ich andauernd zu hören. Man, eh, ich habe momentan überhaupt keine Hausaufgaben zu machen! Ich habe überhaupt keine auf, denn wir haben Schulferien! Die ganze nächste Woche sind auch noch Schulferien! Ferien! Nichts mit Schule! Aus, basta, bis zum nächsten Mal! Das kann ja was werden! Wie soll ich nur diese Zeit überstehen, bis die Ferien um sind? Wer fragt mich denn, wie es mir geht? Natürlich keiner! Ist ja ätzend! Boh, eh, nochmal! Wie lange soll ich das noch aushalten! Wie lange soll das eigentlich noch so weiter gehen? Meine gesamten Ferien? Ich bin ja schließlich auch noch da!
Klar verstehe ich das, wenn jemand krank ist und besondere Fürsorge benötigt. Aber soooo groß, wie sie es mir auf einmal einreden wollen, bin ich nun auch wieder nicht, dass ich alles verstehen muss, wovon ich keine Ahnung haben kann! Ich gehe gerade mal in die zweite Klasse, bin zwar sehr wissbegierig, aber ich bin eben nicht Doktor, Professor Allwissend! Ich weiß einfach nicht, was das soll. Wie soll ich damit umgehen und klarkommen! Ich muss, aber wie? Das macht einfach nur Frust! Frust, der mich im Zimmer ruhelos herumtigern lässt. Ich laufe im Zimmer unter Stress je zwei Schritte hin und zwei Schritte her, wie ein Tiger, der im Käfig eingesperrt ist und einen wochenlang angestauten Hunger hat, dass man sein Magen schon von fern rumoren hört. Es macht schlechte Laune, die niemand haben will! Ich will sie auch nicht haben! Keinen kann ich fragen. Ich wüsste auch nicht, wo ich mir einen richtigen gebrauchsfähigen Rat holen könnte... Ich lasse mich wie ein nasser Sack auf mein Bett fallen. … und nun? Wie weiter? Ich wälze mich auf den Rücken.
Im Moment liege ich also auf dem Rücken auf meinem Bett und starre an die Zimmerdecke. Die Freizeit hänge ich meistens mit meinem besten Kumpel Ole ab. Mein bester Kumpel Ole ist leider zur Zeit nicht da. Den kann ich jetzt nicht fragen, weil er gerade mit seinen Eltern in den Urlaub gefahren ist. Ole heißt eigentlich Oliver. Er hat das gleiche Problem mit seinem Namen wie ich. „O -li-ver“! Das klingt wie vergessene ranzige Oliven, sagt er jedes Mal Nase rümpfend, so dass ich lachen muss. Ole ist ein echter Knaller. Über ihn habe ich noch viel mehr gelacht als er mir berichtete, wie er seine Mutter zum Geburtstag überraschte. Er hielt sein Geschenk hinter sich in einem kleinen Beutel versteckt und in der anderen Hand einen kleinen Blumenstrauß. Mit seinem besten Sonntagslächeln gratulierte er ihr, übergab seiner Mutter den Strauß und sagte ihr, dass er etwas Schönes für sie gebastelt hat. Dafür müsste sie aber auf dem Stuhl Platz nehmen und die Augen schließen. Seine Mutter setzte sich jedenfalls lächelnd auf den Stuhl und schloss die Augen. Ole mahnte sie extra, sie solle nicht mogeln und die Augen brav geschlossen halten. Das tat sie dann auch. Ole legte ihr die von ihm selbst gebastelte Kette um den Hals und zottelte sie nach seiner Vorstellung zurecht. Dann meinte er, dass er nun fertig sei und sie sich im Spiegel betrachten könne. Seine Mutter schlägt die Augen auf. Sie sieht die Kette aus roten Papierherzchen, dünnen bunten Bändern, Schleifchen, vielen grünen und schwarzen Oliven, die auf ihrer Kleidung Flecken hinterlassen. Sie schreit auf „Igitt, igitt! Was ist denn das?“. Ole konnte gerade noch rufen „Ooooo-liiiiiii-ver! Ooooo-liiiii-ven!“, bevor er hinausrannte. Eine Kette als Zeichen, wie sehr er seinen Namen verabscheut ist ja cool!
Bereits zwei Wochen vor ihrem Geburtstag hatte er sie aufgefädelt und trocknen lassen. Doch das mit dem Trocknen hatte wohl nicht ganz so geklappt. Das Geschenk hat jedenfalls bei seiner Mama schwer Eindruck hinterlassen. Sie ruft ihn nun nicht mehr „Oooo-liii-ver“, sondern „Oooool-liiiii“. Jetzt schiebt Ole genauso wieder wie vorher Frust und äfft seine nach ihm rufende Mutter nach, nur dass sich eben der Name geändert hat. „Ooooolli, Oooool-liiiii, Ooool-liiii!“ ... als wenn sie nach einer alten durchgeknallten Vogelscheuche ruft, die schon dreimal abgefrackt wurde! So ein blöder Name würde überhaupt nicht zu ihm passen und außerdem ihn überall nur zum „Affen“ machen, schimpft er verstimmt. Deswegen stellt Ole auf taub. Aber klingt denn „Ole“ besser, wenn seine Mutter ihn so rufen würde? „Oooole“, „Oooooo-leeee!“ …..Na, ich weiß ja nicht...... Manchmal hat man es eben im Leben nicht leicht. Ach Ole, wenn du jetzt hier wärst, würdest du sagen: „Eh, was gibt es da oben so zu glotzen? Du starrst ja regelrecht Löcher in die Decke und wenn es dann regnet, regnet es durch die Löcher genau auf deinen Kopf und in die Nase!“ An dieser Stelle würden wir jetzt beide lachen. Es ist auch schon öfters vorgekommen, dass wir beide zusammen Löcher in die Decke starrten. Einfach so um über irgendwelche Aufgaben nach-zudenken. Dann hatten wir immer die besten Ideen. So starre ich im Augenblick weiter allein an die Decke, weil ich eben nachdenken muss. . . .
Ich denke jetzt schon wieder über Opa nach, weil das mit Opa auf jeden Fall ein sehr schweres Thema, somit eine ganz komplizierte Angelegenheit ist. Opa habe ich sehr lieb. Für mich ist er der beste Opa der Welt. Das war er schon immer. Mindestens schon so lange, wie ich ihn kenne und ich kenne ihn schon sehr lange. Jedenfalls kenne ich ihn länger als Ole. Soviel steht schon mal fest. Der beste Opa der Welt ist er auch jetzt noch, aber nun ist er eben krank. Ja, er ist wirklich sehr krank und ich fühle mich momentan soooo allein und dazu auch noch schlecht, weil ich nicht weiß, wie ich ihm helfen kann, damit er schnell wieder gesund wird. Wo, an welcher Stelle sollte ich beginnen? Da sind so viele Fragen. Wo ist der Anfang, wo das Ende?
Vor noch nicht allzu langer Zeit konnte ich zu ihm in das Zimmer gehen und Opa ein-fach fragen. Aber da saß er noch viel im Rollstuhl am Fenster. Opa hat sich immer gefreut, wenn ich bei ihm mit neuen Geschichten hereingeplatzt bin. Da konnte ich ihm erst recht regelrechte Löcher in den Bauch fragen und er hat sie mir alle beantwortet. Na ja, jedenfalls so gut er konnte. Ich habe aus lauter Verzweiflung Bilder gemalt und diese bei ihm unter der Tür in das Zimmer durchgeschoben. Das war wohl um sonst. Mutti sagte dazu: „Fein, prima, toll hast Du das gemacht. Opa gefallen sie.“. Er hatte mit mir über meine Gemälde diskutiert! Sind sie jetzt kein Wort mehr wert? Das finde ich seltsam. Jetzt ist absolut keiner da, der mir meine vielen Fragen beantworten würde.
Nun habe ich auch Frust, weil ich schon so lange nicht mehr, wie einst, zu Opa darf. Doch Opa freut sich, wenn ich neben seinem Bett sitze und ihm von allen neuen Din-gen berichte. Deshalb schleiche ich mich oft es geht in sein Zimmer, wenn Mutti nicht aufpasst. Doch in den letzten drei Wochen passt Mutti besser auf. Wenn etwas klappert, ist sie schnell wie ein Wiesel zur Stelle. Wenn ich zu ihm darf, dann immer nur kurz. Am besten unter der Aufsicht von Mutti. Deswegen muss ich vorher immer erst Mutti oder Vati fragen, ob ich zu Opa darf. Sie gehen dann erst zu Opa nach-sehen, ob alles in Ordnung ist. Oft und immer öfter heißt es dann: „Opa braucht jetzt absolute Ruhe“, „Es ist etwas unpassend, versuchen wir es später noch einmal.“ Außerdem soll ich leise sein, ich sei einfach nur zu laut. Aber ich bin doch leise! Ich bin schon so verdammt leise, dass ich mich selber kaum noch atmen höre! Am lieb-sten würde ich einmal so richtig laut aus allen vorhandenen Kräften schreien. So ganz ungehörig laut und lange, wie ich es außerordentlich derb aus meiner Kehle herauspressen könnte. Aber ich mache keinen Lärm wegen Opa, damit er Ruhe hat. Schließlich soll er wieder gesund werden. Ich will zu Opa, weil ich ihn so vermisse, die vielen tollen Gespräche mit ihm, aber sie lassen mich nicht. Warum nicht? … und Opa? Will er mich nicht mehr? Hat Opa mich gar nicht mehr lieb, will mich nicht einmal mehr sehen? Gehen Mutti oder Vati erst zu Opa rein, um ihn zu fragen, ob er mich sehen will? Aber warum will er mich nicht sehen? Ich habe ihm doch nichts Böses getan und verärgert habe ich ihn auch nicht. So etwas würde mir überhaupt nicht einfallen. Warum sollte er mich nun nicht mehr sehen wollen? Kann man wirklich so krank sein, dass man keinen mehr sehen will? Aber die Erwachsenen dürfen in das Zimmer gehen! Sie sagen zu mir, dass es nichts für mich sei, weil nicht alles gut für Kinderaugen ist. Ich soll froh sein, wenn mir so mancher Anblick erspart bleibt, weil es nicht schön ist.... Was soll das denn wieder heißen?!
Ich finde nicht, dass Opa so ein Hässling ist, dass ich ihn besser nicht zu Gesicht bekommen sollte. Gut, manchmal hat er sich nicht rasiert. Selbst wenn sein Bart das Gesicht großflächig verdeckt hat, sieht Opa eher wie ein Seebär, wie ein Kapitän aus, aber nicht hässlich! Opa habe ich auch schon öfter gesehen, unrasiert und die Haare alle vom Wind zerzaust und friseurbedürftig. Warum sollte ich das mir nicht ansehen dürfen? Das kenne ich doch schon alles, auch mit Unterhosen an und den alten Filzpantoffeln an den Beinen, wo sich vorn die große Zehe durchgebohrt hat! Aber Opa gibt die alten Latschen nicht her. Er hat sie so gut passgerecht eingelaufen, dass er sie nicht einmal gegen Neue kostenlos eintauscht. Zu mir hat er gesagt: „Mir passen meine Schuhe ausgezeichnet. Aber Du Bärli, Du brauchst in Abständen neue Schuhe, weil du aus den alten herauswächst“. An dieser Stelle hat er recht. Ansonsten sieht er eben so aus, wie er eben aussieht und nicht anders. Mir ist das egal, wie er aussieht. Er ist eben mein Opa! Das ist so und wird auch so bleiben. Eh, man noch-mal, das ist wirklich ein schweres und kompliziertes Thema für mich. Wie soll ich das kapieren? Ich weiß es nicht! Nein, ich weiß es wirklich nicht. Nichts ist mehr wie früher. Mir rasseln nur noch die Gedanken durch den Kopf und sie lassen sich nicht so leicht verdrängen. Opa hatte immer Zeit für mich und nun auf einmal nicht mehr? Er liegt den ganzen Tag in Bett und hat keine Zeit für mich? Gibt es so etwas über-haupt? Das ist ja wie bei den Mädchentussen, wenn sie herum zicken müssen und keiner weiß was das soll. Ich bin langsam aber sicher der Meinung, dass hier etwas nicht stimmt. Ja, hier scheint etwas richtig faul zu sein! So richtig mächtig und gewaltig faul ist das alles, wie in einem richtigen Kriminalfall. Ich muss dahinter-kommen, was es ist! Schon damit es wieder Ruhe in meinem Kopf gibt. Wenn mir es niemand sagen will, dann muss ich es eben selber herausfinden. Aber wie? Spionieren, forschen, schnüffeln, lauschen? Wie macht es Sherlock Holmes doch gleich? Ach ja, mit Faktenanalyse! Das muss ich auch probieren. Hoffentlich hilft es mir. Wenn ich nun ab sofort die Sherlock-Holmes-Vertretung bin, da drängelt sich gleich der erste Gedanke auf.
Also da wäre bereits Fakt eins:
Er hat sich immer gefreut, wenn er mich sah. Freut er sich nicht mehr? Will er mich deshalb nicht sehen? Habe ich was falsch gemacht? Was könnte ich wohl falsch gemacht haben? Mist nochmal! Darüber kann ich mir den Kopf zermartern. Dazu fällt mir leider nichts ein.
Fakt zwei:
Warum darf ich auf einmal nicht mehr so einfach in sein Zimmer? Warum erst immer Mutti fragen? Was steckt dahinter? Es könnte ja sein, dass etwas vor mir verborgen wird. Vielleicht gibt es da was, wovon ich nichts weiß, was ich nicht sehen soll. Aber was sollte das denn sein? In Opas Zimmer kenne ich doch alles schon. Ich weiß sogar wie es in seinem Kleiderschrank aussieht! Na also! Vielleicht ist ein Weihnachtsge-schenk oder Geburtstagsgeschenk für mich im Schrank versteckt. Wäre ja möglich, glaube ich aber eher nicht.
Fakt drei:
Opa ist schon so lange krank, viel zu lange. Warum wird er nicht gesund? Will oder kann er einfach nicht wieder gesund werden? Was ist das überhaupt für ein hart-näckiger Husten, den Opa hat, der einfach nicht wieder gehen will? Ich hab auch schon öfter Husten gehabt, wenn ich mich erkältet hab. Der Husten kommt und der Husten geht auch wieder. Vom Doktor habe ich eine Medizin bekommen, die gehol-fen hat und dann war ich wieder gesund. Warum nicht Opa auch? Bestimmt braucht Opa bloß den richtigen Hustensaft, nämlich genau den, den ich hatte!
Somit sind das jetzt schon drei Fakten, die ich abarbeiten muss. Das reicht fürs erste, weil alle guten Dinge drei sind, sonst verliert man den Überblick. Das sagt ein altes Sprichwort. Jedenfalls will ich, dass er endlich wieder gesund ist. Dass wieder alles so wie früher ist. Verdammt nochmal, ich wiederhole mich dauernd! Immer die selben Sätze, die mir durch mein Gehirn sausen! So komme ich einfach nicht voran. Die Angelegenheit wird immer komplizierter, je mehr ich darüber nachdenke!
Langsam glaube ich nämlich, dass so richtig keiner Bescheid weiß, was mit Opa ist. Der Vati nicht, die Mutti nicht, ich erst recht nicht und der Doktor wohl auch bloß nicht. Egal wen ich danach frage, was Opa so quält, was das für eine rätselhafte Krankheit ist, ich bekomme einfach keine zufriedenstellende Antwort. Und wenn ich jetzt auch noch stundenlang weiterhin so an die Zimmerdecke starre, eine richtige Idee zur Lösung meines Problems werde ich wohl dabei nicht erhalten. Deshalb habe ich beschlossen, dem Rätsel auf die Spur zu kommen. Ich werde große lange Ohren machen und lauschen, wenn sich die Gespräche um Opa drehen. Zum Beispiel wenn der Doktor ab und an auf Hausbesuch kommt, um Opa zu untersuchen. Dabei muss sich doch die Gelegenheit ergeben, dass ich etwas aufschnappen kann. Aber jedes Mal wenn der Doktor kommt, muss ich in mein Zimmer gehen und die Tür hinter mir zumachen. Aus Neugierde habe ich versucht zu lauschen. Leider habe ich nichts verstehen können. Aber „Guten Tag“ und „Auf Wiedersehen“ habe ich dafür um so besser gehört, weil der Doktor das im Flur zu Mutti gesagt hat. Nur sagt mir das nichts über Opas komischen Husten aus. Danach habe ich nicht wieder gelauscht. Doch das wird sich nun ändern und ich werde besser aufpassen. Dann wäre noch Tante Elsbeth, Opas jüngere Schwester, die uns in unregelmäßigen Abständen be-sucht. Außerdem kann ich beobachten was passiert. Vielleicht gewinne ich daraus auch Erkenntnisse, die mir nützlich sind und meinen Wissenshunger stillen können.
Inzwischen ist wieder die Zeit für den ärztlichen Hausbesuch herangekommen. In letzter Zeit muss der Doktor öfter kommen. Jetzt trifft sich das allerdings sehr gut, weil ich gerade zu Hause bin. Wäre jetzt Schule, dann hätte ich den Besuch verpasst. Ich drücke mein Ohr an meine Zimmertür. Schnell muss ich feststellen, dass dies nicht den gewünschten Erfolg bringt, wie ich es mir gedacht hatte. Leise öffne ich die Tür von meinem Zimmer auf einen Spalt. Der Doktor und Mutti sind mit Opa so total beschäftigt, dass sie das nicht bemerken. Sie haben auch übersehen, dass Opas Zimmertür nicht zu geklinkt, sondern nur angelehnt ist. Da höre ich ganz deutlich den Doktor sagen: „Die Durchblutung hat sich weiter verschlechtert, der Ulkus hat sich vergrößert und die Geräusche, die sie beim Atmen haben, zeugen von keinen guten Zustand ihrer Lunge. Dadurch bereiten diese Hustenanfälle ihnen auch die Schmer-zen. Aber das wissen sie ja bereits. Rauchen sie nicht. Ich tue was ich kann, um ihre Beschwerden zu lindern. Einfach wird es nicht werden. Die Medikamente müssen sie trotzdem weiterhin täglich nach Medikamentenplan einnehmen.“
Aha, Opa darf also nicht mehr rauchen und muss Medikamente schlucken. Soviel habe ich in Erfahrung bringen können. Ist ja wenigstens etwas, wenn auch für mich nichts Neues. Etwas ist besser als nichts. So hat mein Lauschangriff mir etwas gebracht, nämlich Information und die direkt aus dem Mund vom Doktor.
Langsam finde ich Gefallen am Sherlock-Holmes-Spiel. Ich kann nur hoffen, dass ich den nächsten Lauschangriff bald starten kann. Dann lege ich mich wieder wie ein Detektiv auf die Lauer und warte der kommenden Dinge ab. Was sollte ich wohl sonst noch groß in den Ferien machen? Ich muss halt auf Ole warten, bis er wieder aus dem Urlaub zurück ist.
Die nächsten zwei Tage vergingen einer wie der andere, als wären sie eineiige Zwillinge. Sie begannen morgens und endeten abends. Dazwischen herrschte gähnende Leere. Meistens lag ich auf dem Bett und spielte mit dem Gameboy. Durch die geschlossenen Zimmertüren hörte ich immer wieder Opa husten. Das Husten klingt wirklich nicht gut. Mir wird es davon bereits unbehaglich. Das ist bestimmt nicht normal. Aber was ist normaler Husten? Der wenn man erkältet ist, oder der, wenn man sich verschluckt hat? Und Opas Husten? Was ist das? Zu viel Rauch eingeatmet? Zu speziell? Zu abartige Sonderabteilung? Vom Teufel gesandtes Zerstörungswerk? Das Rätsel der großen weiten Welt? Jedenfalls für mich.
Es klappert im Flur. Ich registriere: Das ist Mutti. Mutti macht das Essen. Sie geht in sein Zimmer, bringt ihm das Essen und etwas zu Trinken. Wenn Opa mit Essen fertig ist, kommt Mutti mit einer Schüssel Wasser wegen Hände von Opa abwaschen. Dann macht Opa Mittagsruhe. Außerdem habe ich bereits registriert: Mutti steckt jeden Tag Wäsche von Opa in die Waschmaschine. Wenn sie aus Opas Zimmer kommt, hat sie alles zum Bündel zusammengerollt. Opa fabriziert jeden Tag schmutzige Wäsche, obwohl er nur im Bett liegt. Kleckert und schmiert er mit dem Essen die Wäsche voll? Also bei mir wird die Bettwäsche nicht so schnell schmutzig!
Wenn Vati von der Arbeit kommt, sieht er nach Opa. Er bringt ihm auch das Abendessen, während Mutti in der Küche für uns das Essen macht. Am Abend wäscht Vati den Opa. Mutti hilft mit. Wenn Vati sich jeden Tag mit um Opa kümmert, dann muss es Vati doch genau wissen, wie es ihm geht. Gerade dann am besten, wenn er direkt von ihm, aus seinem Zimmer kommt. Meinen Fragen weicht er jedoch ständig aus, was ich nicht richtig finde. Ich kombiniere: Das kann nicht mit rechten Dingen zugehen. Da muss echt was faul sein. Darum wahrscheinlich auch die Heimlichtuerei mir gegenüber und dass ich immer wieder vertröstet und weggeschickt werde. Was gibt es, was sie so hartnäckig vor mir verbergen? Es vergeht weiter die Zeit, in der ich auf der Lauer liege und nichts passiert.
Als Vati heute von der Arbeit nach Hause kam, hat er mir eine große Überraschung mitgebracht. Einen Modellbausatz für ein Segelschiff, worüber ich mich sehr freue. Es ist genau der Bausatz, den ich mir gewünscht habe. Dabei habe ich heute gar kein Geburtstag. Ob er meine Ermittlungen bemerkt hat? War ich nicht vorsichtig genug? Bedauerlicher Weise kann ich ihn danach nicht fragen. Er hätte mich bestimmt gefragt, wenn er es bemerkt hätte. Also freue ich mich über den Bausatz. Es soll ein großes Segelschiff werden. Vati hat noch eine Überraschung draufgelegt. Es soll Beleuchtung und einen Motorantrieb mit Fernsteuerung erhalten. Ich freue mich darüber sogar sehr. Er sagte, dass ich mir das alles schon ansehen kann, was sich in diesem Kasten an Teilen befindet. Morgen soll der Zusammenbau beginnen. Wenn es fertig ist, gehen wir es am See ausprobieren, damit ich auch etwas von meinen Ferien habe.
Nun ist in meinem Zimmer von den Teilen der Tisch samt dem Fußboden blockiert. Auf meinem Bett liegt der Bauplan, nachdem ich die Teile sortiere. Nach einem Weilchen sieht Vati zur Tür herein. „Kommst Du zurecht mit all den Teilen oder soll ich helfen?“, fragt er mich. Ich sehe schwer beschäftigt nur kurz zu ihm herauf und antworte: „Ja, alles klar, ich sortiere für morgen vor.“ „Pass auf wo Du hintrittst, dass nichts kaputt geht, denn die Teile werden alle noch gebraucht“, dann schließt er wieder die Tür. In meinem Kopf bin ich jetzt mit den Schiffsteilen beschäftigt. Der Zusammenbau wird eine knifflige Angelegenheit werden. Trotzdem freue ich mich jetzt auf Morgen.
In der Nacht fällt mir wieder besonders Opas schreckliches Husten auf. Ich versuche es zu überhören. Es funktioniert nicht. Ich halte mir die Ohren zu. Es lindert im Mo-ment. Aber wie soll ich mir die ganze Nacht die Ohren zu halten? Das Kopfkissen über den Kopf legen? Ich zerre mir das Kopfkissen zurecht und lege meinen Arm darüber. Unmerklich schlafe ich ein.
Heute Morgen bin ich sehr früh aufgewacht. Das Erste, was ich am Morgen höre ist Opas Hustenanfall. Mein Kissen liegt neben dem Bett. Ich greif mir das Kissen, lege es mir unter den Kopf und starre wieder an die Zimmerdecke. Ich bin noch sehr müde und denke über das Segelschiff nach. In meiner Fantasie sehe ich das Schiff schon auf dem Wasser schwimmen. Aber da ist kein Wasser, nur eine grüne Wiese. Da steht Opa und winkt mir freundlich zu. „Hallo Bärli, was hast Du da nur für ein großes tolles Schiff? Sieht das aber klasse aus. Hier wird es leider nichts mit dem Schiff schwimmen lassen. Hier gibt es nämlich keinen See. Sieh dich hier um Bärli, hier gibt es nur Wiese, weit und breit nur saftige grüne Wiese. Weißt Du wo ein See ist Bärli?“ Ich sehe Opa an und schüttle schnell mit dem Kopf. Opa redet in einer merk-würdigen Art weiter: „Nein, Du weißt nicht wo ein See ist? Das ist aber schade...Aber ich weiß wo ein See ist. Ich weiß wo das Schiff gut schwimmen kann. Soll ich es dir zeigen Bärli? Soll ich dir zeigen, wo ein See ist?“ Ich nicke mit dem Kopf und sehe Opa an. Irgendwie kommt er mir verändert vor. Er ist zwar freundlich, aber irgendwie ist er verbissen freundlich. Mit jedem Satz den er redet, wird die verbissene Freundlichkeit stärker. Er spricht mit einem in die Breite gezogenen Mund. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. So schweige ich lieber. Er sieht mich auch so merkwürdig an, als wenn etwas nicht stimmt und redet weiter: „Willst Du dein Schiff dort schwimmen lassen? Komm mit, wenn Du keine Räder unter das Boot bauen willst. Komm schon, es ist gleich da hinten hinter dem Hügel. Komm mit! Dann kannst Du viele Schiffe schwimmen sehen. Komm, es ist nicht weit Bärli. Sie warten schon alle auf dich, damit sie mit deinem Boot um die Wette schwimmen können“, ruft Opa mir mit unheimlicher Stimme in gepresster Freundlichkeit zu und verschwindet hinter dem Hügel. Ich kann sein doofes Lachen hören, wie es leiser wird, bis es ganz verstummt ist.
„Opaaaa, Opaaa, warum haust Du ab? Warte auf mich!“, rufe ich ihm hinterher. Ich stehe allein auf der Wiese. Ich drehe mich um und sehe nur Wiese. Es gibt keinen Weg, der zu mir führt und keinen Weg, der von mir wegführt. Nicht einmal herunter getretenes Gras kann ich feststellen. Wo sind die Fußspuren geblieben? Wie bin ich hierhergekommen und wo ist Opa so schnell hin? In welche Richtung soll ich gehen? Ich drehe mich im Kreis. Plötzlich sieht alles gleich aus. Ich rufe laut „Ooooopa, Oooooopaaaaa! Meine Rufe verschluckt die Atmosphäre. In mir steigt die Panik auf und mein Herz beginnt zu pochen. Ich weiß nicht wohin mit mir. Ich würde mich verlaufen. Ich weiß bereits jetzt nicht, wo ich mich befinde. Aber Opa weiß, wo er mich verloren hat. Opa wird bald merken, dass ich noch hier sein muss und mich holen. Er wird mich nicht hier sitzen lassen. Er wollte mich bestimmt nur erschrecken. Ich brauche nur ein wenig Geduld. Er wird mich holen kommen. Unter mir das Gras ist weich. Ich setze mich hin, stelle das Segelschiff neben mir ab, denn ich sitze in dieser grünen Hölle fest.
Nach einer Weile höre ich Mutti ihre Stimme:
„Alex, Alex, Du schläfst wohl noch? Sieh wie die Sonne scheint, es ist das Frühstück fertig. Komm raus aus dem Bett, wir wollen zusammen frühstücken.“ Sie zieht die Gardine zurück. Es blendet mich so sehr, dass ich die Augen nicht aufbekomme. Verschlafen halte ich mir die Hände vor die Augen. Nach und nach beginne ich durch die Finger zu blinzeln. „Na komm schon! Raus aus dem Bett und rein in die Klamot-ten! Wir warten so lange auf dich“, sprach sie und verschwand wieder aus meinem Zimmer. Ich rappelte mich auf. Wo ist das Schiff geblieben? Dann sah ich die vielen Teile des Schiffes auf dem Tisch liegen. Ach du meine Güte! Das muss ja erst noch zusammengebaut werden! Bloß gut, dass ich die Teile vor dem Schlafen gehen in Häufchen alle noch auf den Tisch sortiert hatte! Jetzt kann ich getrost aufatmen. Nun ist mir auch klar, dass ich einen doofen Traum hatte. Schnell in die Klamotten, kurz ins Bad und an den Frühstückstisch. Es ist Wochenende. Nur am Wochenende können wir zusammen frühstücken, denn da ist Vati zu Hause. Für heute ist Modellbau angesagt. Ich denke, dass wir mit dem Zusammenbau schnell vorwärtskommen werden. Wir arbeiten unter höchster Konzentration, passen gemeinsam auf, dass beim Zusammenbau kein Fehler unterläuft. Alle zu verklebenden Teile prüfen wir mindestens dreimal, damit nichts falsch verklebt wird. Alles muss genau passen. Es zieht sich in die Länge. Seit dem Frühstück bastle ich mit Vati zusammen am Rumpf. Im Gegen-satz zu meiner Vorstellung geht es nur schleppend vorwärts. Wir haben gerade nur das Gerippe des Rumpfes zusammen bekommen. Der Leim muss über Nacht trocknen. Zwischendurch musste Vati nach Opa sehen. Immer genau dann, wenn Opa am Husten ist oder kurz nach dem Hustenanfall. Eine kleine Radtour haben wir auch ge-macht. Bestimmt deswegen, weil ich Vati von dem Traum erzählt habe. Vati, Mutti und ich suchten nach einem See, wo wir das Schiff ausprobieren können, wenn es fertig ist. Wir sind in den Stadtpark gefahren. Vati meinte, dass wir uns noch nach etwas anderem umsehen sollten, nach einen See, worin man auch baden darf, damit das Schiff zurück geholt werden kann, wenn die Steuerung versagt.
Die zwei Tage am Wochenende waren im Eiltempo verflogen. Heute muss Vati wieder arbeiten. Inzwischen baue ich am Modell weiter. Natürlich nur, soweit ich al-lein weiterkomme. Wenn ich damit nicht allein weiterkomme, hilft mir Vati, wenn er von der Arbeit kommt. Solange muss ich mich in dem Fall gedulden. Aber wenn er dann da ist, will er mit mir zusammen wieder basteln. Darüber freue ich mich jetzt schon sehr. Er hat mir bereits jede Menge Tipps gegeben für den Zusammenbau. Vati sagt, dass es besser ist, wenn man langsamer und gewissenhafter die Teile zusammenbaut, als eilig und auch noch in der Hast falsch zusammenklebt. In dem Fall sei es sogar hinüber, dass man es nur noch wegwerfen kann. Ich habe mich für die gewissenhaftere Variante entschieden. Ich will nicht noch einmal von vorn beginnen müssen.
Gerade bin ich wieder am Modellbau basteln, als Mutti mir durch die Zimmertür zuruft, dass sie wieder den Doktor rufen musste. Ich soll im Zimmer bleiben, weil der Doktor gleich nach Opa sieht. Oh je, habe ich doch durch die Bastelarbeit ganz meine Sherlock-Holmes-Arbeit vergessen! Gerade auf so ein Zeichen für Sherlock Holmes habe ich gewartet. Das ist meine Gelegenheit, um wieder etwas herauszufinden. Jetzt ist der Doktor da und Opas Tür ist verschlossen. So ein Mist aber auch! Was mache ich jetzt bloß? Notgedrungen schleiche ich aus meinem Zimmer hinüber zu Opas Tür. Ich spähe durch das Schlüsselloch. Leider kann ich nur immer den weißen Kittel vom Doktor sehen. Doch nun erhasche ich einen Blick, der mich erschreckt. Was ist denn das? Ist das etwa Opas Fuß? Genau! Das ist ja Opas Bein! Opas Bein sieht ja ganz schwarz aus! Ich denke Opa hat Husten? Was hat er denn mit dem Bein? Davon weiß ich gar nichts. Nun steht Mutti vor der Tür und nimmt mir die Sicht. Es bleibt mir nur noch an der Tür zu horchen übrig. Nun bekomme ich irgendetwas von Krankenhaus zu hören. „Sehen sie sich ihren Zustand an! Sie sollten wirklich ins Krankenhaus, schon wegen der Geschichte mit dem Ulkus. Auch wenn Sie das nicht wollen, es wird nicht mehr besser werden. Die Medikamente müssen sie trotzdem weiterhin täglich einnehmen. Wollen wir sehen, wie lange ich ihnen so noch weiterhelfen kann.“ Der Doktor kommt zum Ende seiner Visite, daher muss ich hier schnell weg. Ich flüchte sehr eilig und total leise in das Bad. Hier betätige ich prompt die Toilettenspülung und komme aus dem Bad heraus, weil der Doktor am Gehen ist. „Herr Doktor“, rufe ich ihm hinterher. Er bleibt stehen und dreht sich um. „Opa hat so einen schlimmen Husten. Ist das ansteckend?“, frage ich eilig. „Nein, es ist nicht ansteckend. Da brauchst Du dir keine Sorgen machen.“, antwortet er lächelnd. „Darf ich Opa besuchen, wenn ich mich nicht anstecken kann?“, setzte ich schnell nach. Der Doktor sah mich an, er sah Mutti an. Dann sah er mich wieder an und erklärte mir: „Opa geht es zurzeit nicht so gut. Er braucht viel Ruhe und wenn es ihm wieder etwas besser geht, dann kannst Du ihn auch besuchen. Dann freut er sich um so mehr auf dich. Er hat dich trotzdem lieb, auch wenn es im Moment mit den Besuchen nicht so richtig gehen kann. Verstehst Du das?“ „Ja, das verstehe ich schon. Es ist wegen Opa's schrecklichen Husten, nicht wahr? Weil der in letzter Zeit so schlimm geworden ist. Das macht mir Angst, wenn ich ihn in mein Zimmer so durch die Türen husten höre. Das klingt furchtbar und der Husten geht und geht nicht wieder weg so wie bei mir.“, antworte ich traurig. „Das hast Du ganz richtig beobachtet. Dein Opa hat wirklich einen sehr hartnäckigen Husten. Schaffst Du es, mit etwas Geduld abzuwarten?“, fragt er mich freundlich. Seine ruhige nette Art beruhigte mein aufgekratztes Gemüt und ich nickte bejahend mit dem Kopf. Er streicht mir mit einem netten Lächeln über den Kopf. „Na dann Tschüss bis zum nächsten Mal. Da werden wir ja sehen, wie es Opa geht.“ „Ja, dann Tschüss bis zum nächsten Mal“, erwidere ich leise.
In dieser Nacht finde ich schlecht in den Schlaf. Ich wälze mich im Bett hin und her. Immer wieder höre ich Opa durch die geschlossenen Türen husten. „Das ist kein Erkältungshusten!“, schießt es mir plötzlich durch den Kopf. Nein, das kann kein Husten sein, den man sich von einer Erkältung zugezogen hat. Der müsste längst auskuriert sein. Was ist es dann? Mir kreisen die Gedanken bis tief in die Nacht. Irgend-wann bin ich über das Grübeln eingeschlafen. Ich fühle eine angenehme Wärme und ich fühle mich gut. Es ist so schön warm, die Sonne scheint. Mit Opa habe ich Wandertag wegen den Hausaufgaben in Heimatkunde. Wir sollen Pflanzen malen und beschreiben, die in einer Wiese wachsen. Opa geht es gut und er ist gut drauf. Er raucht wie immer seine Zigarette. Barfüßig läuft er über eine saftige grüne und blühende Wiese. Er winkt und ruft: „Komm hier her. Hier ist so eine große Vielfalt an Pflanzen, da braucht Du nicht weitersuchen. Hier sind auch jede Menge Insekten“. Auf einmal läuft da Wasser. Das Wasser wird immer mehr. Es stickt die Wiese ab. Die vielen bunten Blüten verwelken im Zeitraffer. Die schöne grüne Wiese vergeht, verwelkt und wird schwarz. Am Ende steht Opa mit beiden Beinen im schwarzen Morast. Opa hebt ein Bein, will aus dem schwarzen Schlamm heraussteigen. Er kommt nicht von der Stelle weg. Er kann nur schwer auf der Stelle treten und es strengt ihn immer mehr an. Dabei kann man die schwarzen Füße abwechselnd sehen, wie der Schlamm an ihnen haftet. Der Schlamm bildet Klumpen. Anfangs kleine Klumpen, die noch herunter kleckern. Dann werden sie groß, immer größer, zäher und schwerer. Nun hat Opa diese schwarzen Füße, die so schwer geworden sind, dass er sie nicht mehr heben kann. Er will aus dem Schlamm heraus, aber der Schlamm hält ihn fest. So sehr Opa sich bemüht, er kommt da von dieser Stelle einfach nicht wieder heraus. Er ruft: „Hilfe, Hilfe, Bärli hole schnell Hilfe, ich schaffe es allein nicht hier heraus. Hole Hilfe, zieht mich heraus! Holt einen Strick und zieht mich heraus!“ Ich renne los, um Hilfe zu holen. Ich renne, renne und renne. Ich sehe unweit das Ziel vor mir, wo Hilfe zu erwarten ist.
Ein nicht allzu langer Weg führt gerade durch ein kleines Waldstück zu einem Garten mit einem Häuschen darin. Im Garten kann ich eine betagte Frau sehen, die an einem Bäumchen steht. Genau dahin renne ich jetzt. Ich bleibe kurz stehen, um hinter mir nach Opa zu sehen. Er sinkt immer mehr Stück für Stück im Morast ein. Der Morast reicht ihm fast bis an den Gürtel. Ich renne wieder los, nun um so schneller. Ich befinde mich etwa in der Mitte der Wegstrecke, die durch den kleinen Wald führt. Je weiter ich renne, desto dichter wird der Wald. Aber irgendwie komme ich allmählich nicht mehr richtig voran. Ich renne und renne, komme meinem Ziel immer schwerer entgegen. Dabei gibt es niemanden, der mich festhält oder bremst. Inzwischen habe ich dreiviertel des Weges geschafft. Ich bin total außer Puste. Muss kurz stehen bleiben, um Luft atmen zu können. Für das letzte Stück des Weges habe ich mehr Zeit gebraucht, als für die halbe Wegstrecke vorher. Das finde ich sehr merkwürdig.
In der Hoffnung, dass die Frau mich hören kann, schreie ich wieder „Hilfe, Hilfe, wir brauchen dringend Hilfe!“ Ich drehe mich um. Da sehe ich Opa sehr sehr weit entfernt bis zur Brust in dem schwarzen Morast stehen. Ich schreie wieder „Hilfe, Hilfe, Hilfe! Wir brauchen Hilfe!“ Von den Bäumen hallt dumpf mit leichtem blechernen Beiton „Hilfe“ zurück. Ansonsten herrscht Totenstille. Kein Gezwitscher von Vögeln, was in einem Wald sonst üblich ist! Nicht einmal ein Säuseln des Windes in den Blättern. Es beginnt mir zu schaudern. Es ist hier unheimlich. Es wirkt bedrohlich. Die Nadelbäume beginnen sich zu recken, zu strecken. Sie strecken ihre Äste. Die werden immer länger. Sie beginnen über mir über die Straße den Himmel zu verdunkeln. Dabei werden die Nadeln an den Zweigen länger und spitzer. Alle Spitzen zeigen auf mich. Wollen sie mich etwa stechen? Es ist eine unheimliche Atmosphäre. „Hilfe, Hilfe!“, schreie ich wieder. Niemand hört die Rufe.
Ich sehe hinter mir nach Opa, der inzwischen fast bis zum Hals im Morast steht. Er erscheint mir so weit weg, immer weiter und weiter weg. Dabei wird er klein, immer mehr kleiner und kleiner. Inzwischen ist er so klein, dass ich Mühe habe, ihm vom Hintergrund ausfindig zu machen. Mich überfällt die Panik. Was soll ich tun? Den Weg zurück zu Opa? Das ist viel zu weit weg. Wie sollte ich ihn auch aus dem Morast herausgezogen bekommen? Die Aussicht auf Hilfe liegt nur wenige Schritte vor mir. Also renne ich so schnell ich kann weiter dem Ziel entgegen. Dabei schreie ich „Hilfe, Hilfe“. Es scheint, dass etwas mit dem Weg nicht stimmt. Ich sehe das Ziel vor mir, es ist gar nicht so weit weg. Nur ein paar Meter. Vielleicht 20 Meter. Aber ich kann es nicht erreichen. Ich renne und renne, denn es ist Eile geboten.
Das so kurz erscheinende Stück Weg hat seine unerklärlichen Tücken. Es scheint seine Dimensionen aufzulösen. So kommt es mir jedenfalls vor. Der Weg scheint sich auf eine rätselhafte Weise in die Länge zu ziehen. So wird der Weg immer länger und länger und ich renne und renne so schnell ich kann. Doch der Weg wird immer länger, ohne dass ich das sehen kann. Ich beginne zu begreifen, dass der Weg mich nicht an das Ziel kommen lassen will. Dabei liegt das Ziel doch nur noch wenige Schritte vor mir. Dafür ist es jetzt ziemlich dunkel geworden. Die Zweige haben die Sonne verdunkelt und nun beginnen sie nach mir zu greifen. Die Nadeln an den Zweigen werden länger und spitzer. Sie attackieren mich, sie stechen nach mir. Was soll das? Mich treibt die Panik weiter und mir läuft das Grauen über den Rücken. Ich versuch weiter zu rennen. Ich versuche weiterzukommen. Doch ich stagniere auf ein und derselben Stelle.
Ich bin total außer Atem und meine Kraft schwindet. Ich werde schwach und schwächer. Plötzlich stehe ich im Nichts. Alles um mich herum ist weg. Es hat sich in Luft aufgelöst. Ich schwebe allein total außer Puste im Nichts. Ich schwebe einfach im unheimlichen, dunklen schwarzen Nichts! Da steht auf einmal diese alte Frau aus dem Garten vor mir. Sie kommt langsam an mich heran, immer näher, näher und näher. Ich kann sie sehen und das sogar sehr gut, denn sie leuchtet im Dunkeln mit einem dunkel-rötlichen Schein. Plötzlich reißt sie den Kopf zu mir herum und reißt ihr Riesenmaul auf. Vor mir öffnet sich ein Riesenschlund. Er wird so groß, dass er fast bis auf den Boden reicht. Die Zähne sind spitz, groß und haben einen matten gelb-grünlichen hellen Schein. Sie faucht und röchelt. Ein merkwürdiges Schnarchen ist auch dabei. Ich erschrecke mich so sehr, dass mir fast die Sinne schwinden. Mich befällt eine schaurige Riesenangst, die mich unbeweglich macht. Ich will nicht gefressen werden! Ich schreie in voller Anstrengung aus Leibeskräften. Ich will weg-rennen, aber es geht nicht. Ich kann die Beine einfach nicht bewegen. Die wollen nicht, sind gelähmt. Ich bin starr vor Angst oder hat die Alte mir gar ihr Gift injiziert? Mein Herz schlägt wild bis in den Hals hinein. Mich beklemmt ein ungutes Gefühl, das allmählich an Intensität zu nimmt. Ein Gefühl, als wäre ich in einer giftigen schwarzen Wolke gefangen.
Ich schwebe! Das muss die Alte sein! Wo ist sie hin? Ich kann sie nicht mehr sehen. Sie muss sich in diese schwarze Wolke verwandelt haben. Ich traue mich kaum zu atmen, auf dass mich die Alte nicht ausfindig machen möge. Ich kann sie zwar nicht sehen, aber ich spüre ihre Nähe. Diese schwarzen Schwaden, wie sie meinen Körper streifen. Das Unheimliche, was mich umgibt, gefangen und unbeweglich hält. Ich spüre die Kälte, die sie ausstrahlt. Ich kneife meine Augen fest zu. Möge sie an mir vorbeiziehen. Mein Herz klopft wild an der Grenze zum Zerspringen. Ich versuche mich zu beruhigen, indem ich bewusst langsam und leise atme. Doch das funktioniert leider nicht. Ich schnappe nun regelrecht nach Luft. Verdammt nochmal, ich muss doch atmen! Meine Konzentration verlege ich auf das Atmen. Langsam, vorsichtig, möglichst ohne Geräusch muss es sein. Nur nichts von der schwarzen Wolke einatmen! Ich ziehe meine Bekleidung über meine Nase. Mit den Händen versuche ich alles abzudichten, so dass ich die Bekleidung als Filter zum Atmen benutze. Endlich kann ich atmen, vorsichtig und möglichst leise. Es funktioniert. Um mich herum herrscht eine bedrückende Stille. Diese unheimliche Stille bevor der Sturm losbricht. Was wird jetzt noch alles gleich passieren? Sekunden erscheinen jetzt wie Stunden. Dann höre ich die Alte ausatmen. Sie atmet kräftig und lange aus. Es klingt so schrecklich merkwürdig, ja so abartig, dass es mich schüttelt. Plötzlich ist es still. Es ist unheimlich still. Ist sie jetzt abgefahren? Ist sie jetzt weg? Um mich herum ist noch immer das Unheimliche. Es umgibt meine Person, nicht den ganzen Raum von Umgebung. Stecke ich etwa noch immer in dieser schwarzen Wolke? Will sie nicht abziehen wie jede Wolke? Es geht kein Wind. Es ist absolute Windstille hier. Na klar doch, ohne Wind kann eine Wolke nicht abziehen!
Momentan weiß ich nicht, wo ich bin. Nun muss ich überlegen, wo ich mich überhaupt befinden könnte. Gerade stand ich noch auf dem nicht enden wollenden Weg, dann im Nichts. Ich bin noch so außer Puste vom vielen Rennen und meiner Angst. Noch immer schlägt mein Herz wild und pocht laut, dass ich es bis in den Hals schlagen spüre. Jetzt fällt es mir erst recht auf. Ich versuche ganz vorsichtig voll durchzuatmen. Nun bemerke ich, dass ich liege. Wie und wann ist das passiert? Als ich schwebte? Unsicher taste ich vorsichtig den Untergrund ab. Worauf ich liege ich überhaupt? Es fühlt sich an, als läge ich im Bett. Ich reiße die Augen auf. Aber ich kann nichts sehen. Um mich herum ist alles dunkel. Ich lausche in die Stille. Es herrscht momentan absolute Stille. Vorsichtig taste ich nach dem Schalter der Nachttischlampe. Ich finde den Schalter und drücke darauf. Das Licht geht an. Nun sehe ich, dass ich in meinem Bett liege. Verdanke ich das der Alten? Hat sie mich zurückgebracht? Ich höre wieder Opa durch die Zimmertüren, wie er hustet und dabei keucht. Es scheint alles wieder beim alten gewohnten Gang zu sein. Die totale Erlösung von diesem, gerade durchlebten Albtraum. Mir fällt die Riesenlast der Anspannung ab. Darüber bin ich sehr froh. Jetzt weiß ich, dass ich aufgewacht bin. Ich muss geträumt haben. Bloß gut, dass es nur ein Traum war. Doch war der Traum so sehr aufwühlend, dass es mir noch immer die Schauder über den Rücken treibt. Nun geht mir dieser Traum tüchtig nach. Es beklemmt mich ein merkwürdiges ungutes Gefühl, welches sich nicht verscheuchen lässt. Wenn ich versuche an etwas anderes zu denken, bricht dieser Albtraum immer wieder durch.
Jetzt sehe ich dauernd Opa vor meinem geistigen Auge mit zwei schwarzen Füßen, wie er im Morast steht, langsam versinkt. Sehe ich nach vorn, sehe ich das Ziel, welches ich nicht erreichen kann. Das macht mich richtig fertig. Will mir dieser Traum etwas sagen? Ist das etwa eine Botschaft? Welche? Ich kann damit nichts anfangen. Wenn ich jetzt Sherlock Holmes wäre, dann hätte ich bestimmt die Lösung! Währenddessen ich beginne darüber nachzudenken, was es wohl sein könnte, schlafe ich wieder ein.
Heute früh bin ich ziemlich unausgeschlafen und zerknittert aufgewacht. Kaum dass ich die Augen öffnete, habe ich den Albtraum wieder in meinem Kopf und die Bilder dazu vor meinem geistigen Auge. Nur komme ich einfach nicht dahinter, warum dieser Traum mich heimsuchte und mir meine Nerven rauben will. Eins ist klar, wenn man im Morast steht, oder im stinkenden schwarzen Schlamm, dann muss man auch zwei schwarze Füße haben, denn auf einem Bein kann man nicht sehr lange stehen... Sollte Opa etwa zwei schwarze Füße haben? Nein, das kann nicht sein. Woher denn auch, wenn er nicht aus seinem Zimmer herauskommt. Oder läuft hier des nachts ein Spuk ab und Opa geht Nachtwandeln? Opa ein Nachtwandler, ein Geist der Nacht? Ein Geist der die ganze Nacht herum spukt und am Tag nicht weiß wo er nachts gewesen ist und was er die ganze Nacht gemacht hat? Daher hat er also die schmutzigen Füße, womit er die Bettwäsche versaut! Wenn er die ganze Nacht unterwegs ist und nicht schläft, dann ist es auch kein Wunder, dass Opa am Tag soviel Ruhe braucht und schlafen muss! Aber ich höre ihn doch in der Nacht husten! Er kann doch nicht in der Welt unterwegs sein und hier zu Hause husten. Vielleicht lässt er auch nur seinen Husten hier zu Hause und ist trotzdem unterwegs. Dann würde es keiner bemerken, dass er nicht da ist. Geht das überhaupt? In der Parallelwelt der Geister ist so manches möglich, wovon wir überhaupt keine Ahnung haben... Hat Opa etwa Zugang zu dieser Welt und hat mir nichts davon gesagt? Kein Sterbenswörtchen hat er mir davon gesagt!