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Aus der Reihe dtv zweisprachig Commissario Marelli indaga - Kommissar Marelli ermittelt Ein Mord in dem kleinen verschlafenen Nest Castello - wer hätte je damit gerechnet? Am allerwenigsten Kommissar Marelli, der von Rom in die Provinz versetzt wurde und sich nur schwer mit dem allzu ruhigen Leben dort abfinden kann. Sofort ist sein Jagdinstinkt geweckt ... Mit leichter Feder gelingt es Massimo Marano, Spannung aufzubauen und lebendig zu halten - und dies alles in einer einfach zu verstehenden und dialogreichen Sprache. In italienisch-deutschem Paralleldruck. Texte für Fortgeschrittene. dtv zweisprachig – Die Vielfalt der Sprachen auf einen Blick Die Reihe umfasst drei Sprach-Niveaus – Einsteiger, Fortgeschrittene und Könner – und mittlerweile über 130 Titel in vielen Sprachen. Landeskunde, Kulturgeschichte und Redewendungen, zeitgenössische und klassische Texte in unterschiedlichen Formen und Genres – von der Kurzgeschichte bis zum Krimi – für jeden Lesegeschmack ist etwas dabei. Einzigartig ist die konsequente Zeilengleichheit zwischen Originaltext und Übersetzung, damit man vom ersten bis zum letzten Wort in zwei Sprachwelten zuhause ist.
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Seitenzahl: 355
Eine Kriminalgeschichte von Massimo Marano
Aus dem Italienischen von Rosemarie Mailänder und Levis Roman
Deutscher Taschenbuch Verlag
Originalausgabe 2013 Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München
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Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist nur mit Zustimmung des Verlags zulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
eBook ISBN 978-3-423-41959-8 (epub) ISBN der gedruckten Ausgabe 978-3-423-09483-2
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Konvertierung, Synchronisation und Umsetzung: Doppeltext
Un caso d’amore
Ein Fall von Liebe
La verità della legge e della giustiziaè ben diversa dalla verità che ognunodi noi si porta dentro.Massimo Marano
Die Wahrheit des Gesetzes und des Rechtsunterscheidet sich von der Wahrheit,die jeder von uns in sich trägt.Massimo Marano
Sono le sei del mattino e Giacomo, un contadino che vive alla periferia di Castello, una tranquilla cittadina nella campagna laziale, è già sveglio, come tutte le mattine, senza far differenza tra giorni festivi e giorni feriali.
Es ist sechs Uhr in der Früh, und wie jeden Morgen, ganz gleich, ob Feiertag oder Werktag, ist Giacomo, ein Bauer, der am Rande von Castello, einem ruhigen Städtchen im ländlichen Latium, lebt, schon auf den Beinen.
La campagna non sa cosa sono le domeniche, le piante hanno sempre bisogno di acqua da bere e di due mani che le coltivino.
Die Felder wissen nicht, was ein Sonntag ist, die Pflanzen brauchen immer Wasser und zwei Hände, die sich um sie kümmern.
Giacomo sorseggia con gusto il solito caffè, mentre Artù, un cane pastore nero come la notte, scodinzolando, si agita davanti alla porta di casa.
Giacomo schlürft genüsslich seinen gewohnten Kaffee, während Artù, ein pechschwarzer Schäferhund, schon aufgeregt vor der Haustür herumschwänzelt.
«Buono, buono che ora andiamo», lo calma Giacomo e si avvia con il cane lungo il Vetro.
«Ist gut, wir gehen ja schon», beruhigt ihn Giacomo und macht sich mit dem Hund auf den Weg, den Vetro entlang.
Come sempre rimane qualche minuto sulla riva del fiume a contemplare la campagna, respirando profondamente le prime boccate di quell’aria frizzante di aprile.
Wie immer bleibt er ein paar Minuten am Flussufer stehen, um die Gegend zu betrachten, und atmet tief die frische Aprilluft ein.
Ad un certo punto il fiume si allarga di molto, e qui la corrente è debole: d’estate un posto ideale per venire a fare il bagno.
An einem bestimmten Punkt verbreitert sich der Fluss gewaltig, und an dieser Stelle ist die Strömung schwach: im Sommer ein idealer Platz zum Baden.
Un vecchio olivo indica l’inizio della sua proprietà.
Ein alter Olivenbaum markiert den Beginn seiner Ländereien.
Giacomo appende la giacca a un ramo e si siede sulla panca di legno da lui stesso fatta.
Giacomo hängt seine Jacke an einen Ast und setzt sich auf die Holzbank, die er selbst gezimmert hat.
Dal taschino della camicia estrae tabacco e cartine per arrotolarsi una sigaretta.
Aus der Tasche seines Hemdes holt er Tabak und Papier, um sich eine Zigarette zu drehen.
Improvvisamente Artù comincia ad abbaiare all’impazzata. Giacomo si alza in piedi, aggrotta le sopracciglia.
Plötzlich beginnt Artù wie verrückt zu bellen. Giacomo steht auf und kneift die Augen zusammen.
Non si sta sbagliando, a pelo d’acqua galleggia il corpo di una donna. Giacomo vuole aiutare la malcapitata.
Kein Zweifel: An der Wasseroberfläche treibt der Körper einer Frau. Giacomo möchte der Unglückseligen helfen.
Nonostante i suoi sessantacinque anni è ancora forte e robusto, ma fa una fatica enorme a tirarla fuori dall’acqua.
Trotz seiner fünfundsechzig Jahre ist er noch rüstig und kräftig, aber es bereitet ihm große Mühe, sie aus dem Wasser zu ziehen.
Non bisogna essere un esperto per capire che non c’è più niente da fare.
Man muss kein Experte sein, um zu sehen, dass da nichts mehr zu machen ist.
«Porca miseria! Ma questa … questa è Anna Chisi, la dottoressa! L’hanno ammazzata!»
«Verdammt! Aber das … das ist doch Anna Chisi, die Ärztin! Sie wurde umgebracht!»,
esclama Giacomo ad alta voce, come per farsi sentire da qualcuno.
ruft Giacomo mit lauter Stimme, als wolle er sich bei irgendjemandem bemerkbar machen.
Lascia lì il cadavere della donna e corre a casa, come non aveva mai corso in vita sua.
Er lässt die Leiche liegen und rennt so schnell wie noch nie in seinem Leben nach Hause.
Ansimante spalanca la porta di casa e rimane fermo sull’uscio piegato in due con la mano incollata alla maniglia:
Atemlos reißt er die Tür auf und bleibt, mit der Hand an der Klinke, in gebeugter Haltung auf der Schwelle stehen:
«Emilia … Emi … Emi…liaaaa …», urla con il poco fiato che gli è rimasto, «hanno … ammazzato la dottoressa Chisi! Emilia … la Chisi … morta!»
«Emilia … Emi … Emi…liaaaa …», schreit er schwer atmend, «jemand hat die Chisi getötet, die Ärztin! Emilia … die Chisi … tot!»
La moglie di Giacomo spunta in vestaglia dalla porta del bagno. «Che dici? Ma sei bagnato fradicio, che è successo?» gli chiede stupita.
Giacomos Frau kommt im Morgenrock aus dem Bad. «Was sagst du? Du bist ja völlig durchnässt, was ist denn passiert?», fragt sie erstaunt.
«Anna Chisi, la dottoressa … l’ho trovata morta nel fiume. Hai capito? Bisogna avvertire la polizia!»
«Anna Chisi, die Ärztin … ich hab sie tot im Fluss gefunden. Hast du verstanden? Man muss die Polizei rufen!»,
dice Giacomo con un filo di terrore negli occhi e poi si accascia su una sedia,
sagt Giacomo mit leichtem Schrecken in den Augen und lässt sich dann auf einen Stuhl fallen,
come se l’ultima mezz’ora fosse stata per lui la più faticosa di tutte le altre mezz’ore da lui finora vissute.
als wäre die letzte halbe Stunde die anstrengendste aller bis dahin durchlebten halben Stunden für ihn gewesen.
Sono anni che la moglie di Giacomo vende frutta e verdura sulla piazza principale di Castello
Seit Jahren verkauft Giacomos Frau Obst und Gemüse auf dem Marktplatz von Castello,
e la bancarella è un po’ un punto d’incontro, dove molta gente si ferma a chiacchierare.
und ihr Stand ist für viele ein Treffpunkt, um ein Schwätzchen zu halten.
Anche la dottoressa Chisi veniva ogni tanto a fare la spesa da Emilia.
Auch die Ärztin Anna Chisi kaufte hie und da bei Emilia ein.
«Oh mio Dio, ma come fai a dire che l’hanno ammazzata?» chiede sconvolta.
«O mein Gott, wie kommst du darauf, dass sie getötet wurde?», fragt sie erschüttert.
«Come faccio a dirlo? C’ha un buco grande così in mezzo alla fronte e gli occhi che quasi gli sono saltati fuori dalla testa … non è annegata, di sicuro no!
«Wie ich darauf komme? Sie hat ein großes Loch mitten in der Stirn und Augen, die ihr förmlich aus dem Kopf gesprungen sind … ganz bestimmt ist sie nicht ertrunken!
Morta ammazzata … Santo Cielo!» Giacomo sta per prendere il telefono e chiamare la polizia, ma poi cambia idea: «No … ci vado di persona …
Ermordet … Gott im Himmel!» Giacomo will schon zum Telefon greifen, um die Polizei zu rufen, überlegt es sich dann aber anders: «Nein, ich gehe persönlich vorbei.
A Castello c’è un nuovo commissariato di polizia.»
In Castello gibt es ein neues Polizeipräsidium.»
Anna Chisi, una donna molto attraente di trentotto anni, non poteva di certo passare inosservata nella ridente e tranquilla cittadina di Castello,
Anna Chisi, eine sehr attraktive achtunddreißigjährige Frau, konnte man in dem freundlichen, verschlafenen Städtchen Castello nicht übersehen.
dove si era trasferita qualche anno fa con la figlia Lara, che tra poco compirà diciannove anni.
Sie war vor einigen Jahren mit ihrer nun bald neunzehnjährigen Tochter Lara hierhergezogen.
Appena giunta a Castello Anna Chisi aveva aperto un ambulatorio di pediatria
Kaum angekommen, hatte Anna Chisi in Castello eine Kinderarztpraxis eröffnet
e nel giro di poco tempo era diventata il medico di fiducia di molte famiglie che l’ammiravano per la sua capacità e la sua sensibilità nei confronti dei bambini.
und war nach kurzer Zeit für viele Familien, die sie wegen ihrer Kompetenz und ihrer Einfühlsamkeit Kindern gegenüber schätzten, die Ärztin des Vertrauens geworden.
È molto tempo che Anna Chisi si è divisa dal marito Amedeo Chisi
Schon vor langem hat sich Anna Chisi von ihrem Mann Amedeo getrennt.
e di lui si dice che sia un uomo ricco, sempre disposto a fare qualsiasi cosa pur di stare accanto alla figlia
Es heißt, er sei reich und bereit, alles zu tun, nur um in der Nähe seiner Tochter zu sein,
e probabilmente questo è il motivo che lo ha spinto a venire a Castello.
und vermutlich hat es ihn auch aus diesem Grund nach Castello verschlagen.
Qui ha comperato un vecchio casolare sul fiume trasformandolo in una simpatica villetta con giardino, piscina e spiaggetta privata.
Hier hat er ein altes Landhaus am Fluss gekauft und in eine hübsche kleine Villa mit Garten, Schwimmbad und Privatstrand verwandelt.
*
Il commissario Marelli è un uomo di quarantatre anni, un tipo che piace alle donne.
Kommissar Marelli, dreiundvierzig Jahre alt, ist ein Typ, der Frauen gefällt.
È uno che alla mattina si mette la prima camicia che gli capiti fra le mani uscendo dal bagno. Non ha mai tempo di farsi la barba.
Einer, der am Morgen das erste Hemd schnappt, das ihm in die Hände fällt, wenn er aus dem Bad kommt. Er hat nie Zeit, sich zu rasieren.
Il viso marcato, i capelli corti e lo sguardo un pò misterioso lo fanno apparire più severo di quanto non sia. Marelli è un milanese purosangue.
Das markante Gesicht, das kurz geschnittene Haar und der ein wenig düstere Blick lassen ihn strenger erscheinen, als er ist. Marelli ist durch und durch Mailänder.
A Milano era ispettore di polizia, ma poi ha chiesto il trasferimento nella capitale
In Mailand war er Polizeiinspektor, hat dann aber um eine Versetzung in die Hauptstadt gebeten,
per sposarsi con Valeria, una romana, dalla quale quattro anni fa ha avuto una bambina: Letizia.
um Valeria, eine Römerin, zu heiraten, mit der er nun seit vier Jahren eine Tochter hat: Letizia.
Valeria lavora saltuariamente nella casa vinicola del padre e quando Marelli va a trovare la famiglia di Valeria discute a lungo con il suocero
Valeria arbeitet gelegentlich auf dem Weingut ihres Vaters, und wenn Marelli Valerias Familie besucht, diskutiert er lange mit seinem Schwiegervater,
che sostiene di essere un grande intenditore e il migliore produttore di vini,
der sich für einen großen Weinkenner und hervorragenden Weinproduzenten hält,
che però non conosce i vini della Valtellina come l’Inferno e il Paradiso:
die Weine aus der Valtellina, wie etwa den Inferno oder den Paradiso, aber nicht kennt –
i vini preferiti da Marelli, che a Roma riesce a trovare solo di rado.
Weine, die Marelli besonders schätzt und in Rom nur selten auftreiben kann.
Per non parlare poi del suo aperitivo preferito: Costaripa. Uno spumante rosè, secco, di cui a Roma nessuno ne aveva mai sentito parlare.
Ganz zu schweigen von seinem Lieblingsaperitif Costaripa, einem trockenen Rosésekt, der in Rom ganz unbekannt ist.
Dopo tre anni di intenso lavoro nella capitale Marelli è passato a dirigere una sezione della squadra volante e quattro notti su sette le trascorre fuori casa.
Nach drei Jahren engagierter Arbeit in der Hauptstadt hat Marelli die Leitung einer Abteilung des mobilen Einsatzkommandos übernommen und verbringt nun vier von sieben Nächten außer Haus.
Subito dopo la promozione, Marelli era riuscito a spedire in carcere alcuni uomini
Gleich nach der Beförderung war es ihm gelungen, ein paar Männer hinter Schloss und Riegel zu bringen;
molto vicini a importanti boss della malavita che gestivano grandi traffici di stupefacenti.
sie standen wichtigen Bossen der Unterwelt nahe, die Drogengeschäfte in großem Umfang abwickelten.
In seguito ad intercettazioni telefoniche si era capito che qualcuno aveva l’intenzione di vendicarsi.
Infolge eines telefonischen Lauschangriffs wusste man, dass einer von ihnen die Absicht hatte, sich zu rächen.
Per Valeria la vita è diventata un incubo, ha fatto cambiare diverse volte il numero di telefono
Für Valeria ist das Leben zu einem Albtraum geworden, sie hat einige Male die Telefonnummer ändern lassen
e inutilmente aveva cercato più volte di convincere il marito a lasciare quell’incarico anche perché ha paura per Letizia.
und mehrfach – auch aus Sorge um Letizia – vergeblich versucht, ihren Mann dazu zu bewegen, diese Tätigkeit aufzugeben.
Marelli non ha però nessuna intenzione di rinunciare alla sua carriera.
Marelli jedoch will keinesfalls darauf verzichten Karriere zu machen.
Ma dopo una strana telefonata intercettata dal comando antidroga
Nach einem merkwürdigen Anruf, der von der Drogenfahndung abgefangen worden
in cui si era nominata la figlia di Marelli, Valeria, presa da una crisi, dice al marito:
und in dem der Name von Marellis Tochter gefallen war, ist Valeria in eine Krise geraten. Zu ihrem Mann sagt sie:
«Me ne vado e torno solo se cambi lavoro … un lavoro qualsiasi … fai quello che ti pare … non me ne frega niente!
«Ich gehe und komme nur zurück, wenn du eine andere Arbeit annimmst … welche auch immer … mach, was du willst, das ist mir vollkommen egal,
Ma basta con le notti fuori casa. Basta rischiare la vita! Hai capito? Basta, non ce la faccio più.
aber hör auf mit den Nächten außer Haus, hör auf, unser Leben aufs Spiel zu setzen! Hast du verstanden? Hör auf damit, ich kann nicht mehr.
Non ti vedo quasi mai, sono mesi che non passiamo più un fine settimana insieme e ora c’è di mezzo anche Letizia.
Ich sehe dich so gut wie nie, seit Monaten haben wir kein Wochenende mehr gemeinsam verbracht, und jetzt ist auch noch Letizia mit hineingezogen.
No! Così non si va avanti. Mauro, stammi bene a sentire», dice Valeria asciugandosi le lacrime e respingendo l’abbraccio del marito,
Nein, so geht es nicht mehr weiter. Mauro, jetzt hör mir mal gut zu …» Valeria trocknet ihre Tränen und wehrt die Umarmung ihres Mannes ab.
«tu sei l’uomo che ho sposato, l’uomo che amo, ma la vita di Letizia sta sopra ogni altra cosa a questo mondo.
«Du bist der Mann, den ich geheiratet habe, den ich liebe, aber Letizias Leben ist mir wichtiger als alles andere auf der Welt.
Anche sopra di te. Hai capito? Io ora me ne vado per un po’ dai miei, porto con me Letizia e poi vediamo.»
Auch wichtiger als du. Hast du verstanden? Ich gehe jetzt für eine Weile zu meinen Eltern, nehme Letizia mit und dann sehen wir weiter.»
Marelli capisce che in quel momento ogni sua mossa per ostacolare la moglie peggiorerebbe di più la situazione
Marelli sieht ein, dass jeder Versuch, seine Frau daran zu hindern, in diesem Moment die Lage nur verschlimmern würde.
e quindi cerca di sostenerla nella sua decisione e le propone di accompagnare quel giorno stesso lei e la figlia dai suoi.
Er versucht also, sie in ihrer Entscheidung zu bestärken und schlägt ihr vor, sie und ihre Tochter noch am selben Tag zu ihren Eltern zu begleiten.
Lì, lontana dalla città, nella quiete della campagna si sentirà al sicuro e potrà rilassarsi.
Dort, weit weg von der Stadt, in ländlicher Abgeschiedenheit, würde sie sich sicher fühlen und entspannen können.
Valeria accetta la proposta del marito, che per il momento sarebbe rimasto nel loro appartamento
Valeria nimmt den Vorschlag ihres Mannes an, der zunächst in der gemeinsamen Wohnung bleiben will.
e poi quando Valeria avrà deciso di tornare, si troverà una soluzione.
Wenn sie sich dann entscheiden sollte zurückzukehren, würde man eine Lösung finden.
I giorni che seguono sono fatti di lunghe telefonate con Valeria e Marelli ha l’impressione che la moglie si stia allontanando da lui.
In den folgenden Tagen führt er lange Telefongespräche mit Valeria, wobei er das Gefühl hat, dass sie Abstand von ihm gewinnen will.
Dopo una ventina di giorni Valeria e Letizia tornano a Roma e Valeria pensa di non poter più stare con il marito.
Nach etwa drei Wochen kehren Valeria und Letizia nach Rom zurück. Valeria glaubt, nicht mehr mit ihrem Mann zusammenleben zu können,
Marelli vuole concederle il tempo di cui ha bisogno e così decide di andare a stare per un po’ a casa di Baroni, suo vice e amico.
und Marelli hält es für das Beste, ihr die Zeit zu lassen, die sie braucht. So beschließt er, vorübergehend bei Baroni zu wohnen, seinem Stellvertreter und Freund.
Marelli va spesso a trovare la figlia e gli incontri con Valeria hanno sempre qualcosa di affettuoso e di difficile.
Marelli besucht seine Tochter oft, und das Zusammentreffen mit Valeria hat immer etwas Zärtliches, aber auch Schwieriges an sich.
Una sera Marelli sta giocando con la figlia prima di portarla a letto.
Eines Abends spielt Marelli noch mit seiner Tochter, bevor er sie ins Bett bringt.
Dopo che la piccola si è addormentata, Marelli e Valeria cominciano a discutere della loro relazione.
Nachdem die Kleine eingeschlafen ist, beginnen sie wieder, über ihre Beziehung zu sprechen.
Le parole si fermano allo squillo del cellulare di Marelli.
Die Diskussion wird unterbrochen, als Marellis Handy klingelt.
Valeria sente solo un sì, arrivo, quanto basta a scatenare un nuovo litigio.
Valeria hört nur ein ja, ich komme, und das genügt, um einen neuen Streit zu entfachen.
«Vai … è il tuo lavoro. Tanto è inutile. Non cambierà mai niente.»
«Geh schon …, es ist ja dein Job. Es hat sowieso keinen Sinn. Es wird sich nie etwas ändern.»
Marelli ha già indossato la giacca. Il tempo gli ruba le parole e ciò che riesce a dire è:
Marelli hat die Jacke schon angezogen. Er hat jetzt keine Zeit, viele Worte zu verlieren, daher sagt er nur kurz:
«Ti chiamo più tardi …», e ciò che lei riesce a dire è: «Fa’ come ti pare.»
«Ich ruf dich später an.» Und sie antwortet ebenso kurz: «Tu, was du für richtig hältst.»
Si guardano. Marelli esce da quella che una volta era casa sua. Valeria rimane per qualche attimo con la schiena appoggiata alla porta.
Sie schauen sich an. Marelli verlässt die Wohnung, die einmal die seine war. Valeria bleibt, mit dem Rücken an die Tür gelehnt, zurück.
Si ferma un momento sul pianerottolo a fissare la porta chiusa e legge il nome sulla targhetta:
Auf dem Treppenabsatz macht er kurz Halt, starrt auf die geschlossene Tür und liest den Namen auf dem Türschild:
Marelli … e poi sussurrando fra sé e sé: «Mauro Marelli, Valeria Marelli, Letizia Marelli.»
Marelli … «Mauro Marelli, Valeria Marelli, Letizia Marelli», flüstert er vor sich hin.
Si passa una mano nei capelli e si avvia giù per le scale.
Er fährt sich mit der Hand durchs Haar und geht die Treppe hinunter.
Mentre fa manovra per uscire dal parcheggio accende l’autoradio e quasi contemporaneamente digita un numero di telefono sul cellulare.
Während er vom Parkplatz fährt, stellt er das Radio an und wählt fast gleichzeitig eine Nummer auf dem Handy.
A casa di Valeria uno squillo rompe il silenzio dei pensieri. Alza il ricevitore, Marelli non le dà neanche il tempo di dire pronto:
In der Wohnung reißt Valeria ein Läuten aus der Stille ihrer Gedanken. Sie nimmt den Hörer ab, aber Marelli lässt ihr nicht einmal Zeit, sich zu melden:
«Vale, scusa, ma …»
«Vale, entschuldige, aber …»
«Non importa …»
«Schon gut …»
«Vale, ma che fai … piangi?»
«Vale, was ist los … weinst du?»
«No, non è niente … è un periodo così. Tu, piuttosto … sta’ attento, come tutte le notti … okay?»
«Nein, es ist nichts … es ist halt nicht einfach zurzeit für mich. Aber pass du auf dich auf, wie jede Nacht, okay?»
«Sì, sì, tranquilla … buona notte, eh!»
«Ja, ja, sei ganz beruhigt … gute Nacht!»
«… notte.»
«Gute Nacht.»
*
Marelli arriva al commissariato e deve subito ripartire: una rissa fra extracomunitari, vicino al Colosseo.
Marelli trifft im Kommissariat ein und muss gleich wieder los: eine Schlägerei unter Migranten, in der Nähe des Kolosseums.
Un tunisino è stato ucciso a coltellate. Marelli e l’ispettore Gino Baroni partono con un’auto civile della polizia.
Ein Tunesier wurde erstochen. Marelli und Inspektor Gino Baroni machen sich mit einem Zivilwagen der Polizei auf den Weg.
I due lavorano insieme da un anno e spesso si notano i loro differenti caratteri.
Die beiden arbeiten seit einem Jahr zusammen und oft zeigt sich ihr unterschiedlicher Charakter.
Marelli, che nell’ambiente della polizia è conosciuto come il «milanese», è un poliziotto capace, intelligente, arguto, a volte un po’ ostinato, frenetico.
Marelli, im Polizeimilieu als «der Mailänder» bekannt, ist ein tüchtiger Polizist, klug, scharfsinnig, manchmal auch ein wenig stur und hektisch.
Se qualcosa non funziona diventa impaziente e nervoso. Secondo lui tutti ci mettono troppo tempo a fare tutto.
Wenn irgendetwas nicht funktioniert, reagiert er ungeduldig und gereizt. Seiner Meinung nach brauchen die anderen immer viel zu lange für alles.
Chi lo conosce veramente sa però che è una persona molto umana.
Wer ihn wirklich kennt, weiß jedoch, dass er ein guter Kerl ist.
Baroni è invece un romano di Roma. Un uomo grande e grosso, più alto di Marelli, con una testa nera e riccioluta.
Baroni dagegen ist ein typischer Römer, sehr kräftig, größer als Marelli, mit einem dunklen Lockenkopf.
Ha delle mani enormi e una forza incredibile, da giovane giocava a rugby.
Er hat riesige Hände und eine unglaubliche Kraft, schon als Kind spielte er Rugby.
A vederlo è uno che può incutere paura. Baroni però è un tipo alla mano, meno nervoso e più chiacchierone del suo collega:
Wer ihn sieht, bekommt es vielleicht mit der Angst zu tun, doch Baroni ist umgänglich, nicht so nervös und gesprächiger als sein Kollege.
socievole, dice sempre che parlare con la gente è meglio che pensare da soli.
In seiner geselligen Art sagt er immer, es sei besser, mit den Leuten zu reden, als alleine nachzudenken.
I colleghi lo chiamano «il gigante buono».
Die Kollegen nennen ihn den «gutmütigen Hünen».
Marelli e Baroni litigano spesso, ma sono proprio i contrasti a tenerli uniti e a fare di loro un duo efficiente.
Marelli und Baroni streiten oft, aber gerade die Gegensätze sind es, die sie zusammenschweißen und aus ihnen ein effizientes Duo machen.
Sul luogo del delitto sono stati fermati tre tunisini che ora siedono ammanettati in una camionetta della polizia.
Am Tatort wurden drei Tunesier festgenommen, die jetzt mit Handschellen in einem Wagen der Polizei sitzen.
Marelli apre con foga il portellone laterale dell’auto e per alcuni interminabili, silenziosi secondi passa in rassegna i tre uomini dalla pelle scura.
Marelli reißt die Seitentür auf und mustert die drei dunkelhäutigen Männer ein paar unendlich lange, lautlose Sekunden.
«Buonasera a tutti, sono il commissario Marelli, mi capite vero?» Nessuno risponde.
«Guten Abend, ich bin Kommissar Marelli, ihr versteht mich, oder?» Keiner antwortet.
Marelli fissa quei sei occhi neri come un giaguaro che sta per assalire la preda.
Wie ein Jaguar, der im Begriff ist, über seine Beute herzufallen, heftet Marelli seinen Blick auf drei schwarze Augenpaare.
E poi urla con quanta voce ha in corpo: «Chi è stato ad ammazzare quel disgraziato? Avanti, ditemi chi è stato!»
Dann brüllt er mit ganzer Kraft: «Wer hat den Pechvogel umgebracht? Los, sagt mir, wer es war!»
I tre non si aspettavano un urlo così feroce e sono scossi da uno spavento.
Die drei haben einen so wilden Schrei nicht erwartet und sind verschreckt.
«Scappato», dice uno di loro con un accento francese, timido.
«Er ist abgehauen», sagt einer von ihnen schüchtern und mit französischem Akzent.
«È scappato? Lo avrei fatto anch’io … Chi è? Come si chiama?» Marelli afferra per il bavero l’uomo che ha parlato.
«Abgehauen? Das hätte ich auch gemacht. Wer ist es? Wie heißt er?» Marelli packt den Mann, der gesprochen hat, am Kragen.
«Mare’ … non qui!» interviene Baroni e ordina agli agenti: «Portateli via!»
«Maré … nicht hier!», schaltet sich Baroni ein und befiehlt den Polizisten: «Bringt sie weg!»
I due risalgono in auto per tornare alla stazione di polizia: «Maré, te devi sta’ più calmo. Sei troppo nervoso!»
Die zwei steigen wieder ins Auto und fahren zurück zur Polizeistation: «Maré, du musst ruhiger werden. Du bist zu ungeduldig!»
«Non rompere, Baroni … qua ammazzano la gente così e uno deve stare calmo!?» Marelli blocca l’auto di colpo.
«Nerv nicht, Baroni … da bringen sich die Leute einfach so um und unsereiner soll ruhig bleiben!?» Marelli tritt unvermittelt auf die Bremse.
Baroni quasi va a sbattere la testa contro il parabbrezza:
Baroni prallt mit dem Kopf fast an die Windschutzscheibe:
«Ma che è stasera?»
«Was ist denn heute Abend bloß los?»
«Taci! Guarda lì!» Marelli gli fa notare un tipo dalla pelle scura seduto su un muretto a lato della strada.
«Still! Schau mal dort!» Marelli deutet auf einen dunkelhäutigen Mann, der auf einem Mäuerchen neben der Straße sitzt.
Da quella distanza, a giudicare dai movimenti delle mani, pare stia contando dei soldi.
Aus der Entfernung und den Handbewegungen nach zu urteilen sieht es so aus, als zähle er gerade Geld.
Marelli scende dall’auto e si avvicina. Baroni lo segue come a volergli coprire le spalle.
Marelli steigt aus und geht näher heran. Baroni folgt ihm, als wolle er ihm Rückendeckung geben.
Il tipo, giovane, capelli corti e vestito in modo sportivo alza lo sguardo verso Marelli.
Der Mann, jung, kurzhaarig und sportlich gekleidet, blickt zu Marelli auf.
Il commissario gli fa vedere il tesserino d’ordinanza e dice ad alta voce: «Polizia, un controllo!» È un attimo e poi il tempo scorre più veloce:
Der Kommissar zeigt ihm seinen Dienstausweis und sagt laut: «Polizeikontrolle!» Das dauert nur einen Moment, dann geht alles ganz schnell:
il giovane fa un movimento, forse un po’ brusco, e Marelli rapidissimo estrae la pistola e gli spara addosso.
Der junge Mann macht eine vielleicht etwas ruckartige Bewegung, Marelli zieht blitzschnell die Pistole und schießt auf ihn.
Il disgraziato cade dal muretto con un buco rosso nella gamba destra. Baroni arriva di corsa con la pistola in mano.
Der Unglücksrabe fällt mit einer blutenden Wunde im rechten Bein von der Mauer. Baroni, ebenfalls eine Pistole in der Hand, eilt herbei.
«Ma che stai a fa’?»
«Aber was machst du da?»
Le luci delle case vicine si accendono. Dall’altro lato della strada si è già formato un gruppo di curiosi.
In den umliegenden Häusern gehen die Lichter an. Auf der anderen Straßenseite hat sich schon eine Gruppe von Schaulustigen gebildet.
Baroni fa sentire la sua grossa voce: «Polizia! Niente paura. Tutto è sotto controllo!»
Baroni ruft mit lauter Stimme: «Polizei! Keine Angst. Alles ist unter Kontrolle!»
Marelli capisce di aver fatto un grave errore e di aver sparato ad uno
Marelli wird klar, dass ihm ein schwerer Fehler unterlaufen ist und er auf jemanden geschossen hat,
che voleva solo infilare la mano nella tasca della giacca per mostrargli un regolare permesso di soggiorno.
der lediglich seine Hand in die Jackentasche stecken wollte, um ihm seine gültige Aufenthaltserlaubnis zu zeigen.
Nel frattempo Baroni ha già chiamato un’ambulanza. Marelli si china sul poveraccio che è spaventato a morte:
In der Zwischenzeit hat Baroni schon einen Krankenwagen gerufen. Marelli beugt sich über den armen Kerl, der zu Tode erschrocken ist.
«Arrivano subito. Stai calmo.»
«Gleich sind sie da. Sei ganz ruhig.»
Mentre due sanitari caricano il ferito nell’ambulanza Baroni appoggia un braccio sulle spalle di Marelli:
Während zwei Sanitäter den Verletzten in den Krankenwagen befördern, legt Baroni einen Arm auf Marellis Schulter:
«Lo sai cosa significa sparare a uno … a uno che … che non ha fatto niente … ma proprio niente?
«Du weißt, was es bedeutet, auf einen zu schießen … auf einen, der … der nichts getan hat, absolut nichts?
Te ne rendi conto? Se quello è pulito, ti può denunciare per tentato omicidio!»
Ist dir das bewusst? Wenn er sauber ist, kann er dich wegen versuchten Mordes anzeigen!»
«Lo so!» dice Marelli guardando in alto verso le stelle di aprile.
«Ich weiß!», sagt Marelli und schaut zu den Sternen des Aprilhimmels hinauf.
«Andiamo, va! Il protocollo te lo scrivo io, tu lo firmi, basta, intesi?»
«Komm, gehen wir! Ich schreib das Protokoll für dich und du unterschreibst. Fertig. Einverstanden?»
Senza più dire niente i due colleghi rientrano al commissariato.
Ohne ein weiteres Wort kehren die beiden Kollegen ins Kommissariat zurück.
*
La mattina dopo la notizia dell’incidente è diffusa dalla televisione e dai giornali.
Am nächsten Morgen ist die Nachricht von dem Zwischenfall bereits durch Fernsehen und Presse publik gemacht.
Marelli non fa neanche in tempo a entrare nel suo ufficio che già squilla il telefono: «Squadra mobile, commissario Marelli.»
Marelli hat sein Büro noch nicht betreten, schon läutet das Telefon: «Einsatzstreife, Kommissar Marelli.»
«Ma che è successo? L’ho sentito alla radio.»
«Aber was ist passiert? Ich hab’s im Radio gehört.»
«Valeria, cosa vuoi che sia successo. Un normale controllo, era buio, quello infila la mano nella tasca interna della giacca e io d’istinto gli ho sparato.
«Valeria, was soll passiert sein? Eine Routinekontrolle, es war dunkel, der Kerl steckt seine Hand in die Innentasche seiner Jacke und ich hab instinktiv auf ihn geschossen.
Pensavo che tirasse fuori una pistola … ecco, tutto qui. Forse ero un po’ nervoso … che ne so! Letizia?»
Ich dachte, er zieht eine Pistole heraus … das ist alles. Vielleicht war ich ein bisschen nervös, was weiß ich? Und Letizia?»
«Letizia … ma che … beh … è sotto che gioca con la figlia della vicina.»
«Letizia … was …, na ja, sie ist unten und spielt mit dem Nachbarmädchen.»
«Vale, ci sentiamo dopo. Ora ho da fare.»
«Vale, wir hören uns später. Ich hab jetzt zu tun.»
«Sì, ciao. Fammi sapere!»
«Ja, ciao. Halte mich auf dem Laufenden!»
In quel momento entra Baroni. «C’è il capo che ci vuole parlare.»
In diesem Moment kommt Baroni ins Zimmer. «Der Chef will uns sprechen.»
Marelli si alza senza dire una parola. Dal commissariato alla questura il tragitto è breve: solo un quarto d’ora d’automobile.
Wortlos steht Marelli auf. Der Weg vom Kommissariat bis zum Polizeipräsidium ist kurz, nur eine Viertelstunde mit dem Auto.
Il silenzio all’interno dell’automobile di servizio è quasi più forte dei rumori della città.
Die Stille im Dienstwagen übertönt beinahe den Lärm der Stadt.
Dopo aver parcheggiato l’auto nel cortile interno di un antico palazzo signorile Baroni e Marelli entrano in uno dei tanti portoni.
Nachdem sie das Auto im Innenhof eines alten, herrschaftlichen Palazzos geparkt haben, gehen Baroni und Marelli durch eines der vielen großen Portale.
Un ascensore di legno, lento e scricchiolante, li porta al terzo piano.
Ein Aufzug aus Holz bringt sie langsam und knarrend in den dritten Stock.
Dopo qualche passo si ritrovano davanti a una porta con una targhetta: Questore Antonio Vallone.
Nach wenigen Schritten stehen sie vor einer Tür mit dem Schild «Antonio Vallone, Polizeipräsident».
I due bussano. Vallone è più veloce della piccola segretaria sommersa in un mare di documenti e cartelle.
Die zwei klopfen an. Vallone ist schneller als die kleine Sekretärin, die in Dokumenten und Papieren regelrecht versinkt.
«Accomodatevi!» è il saluto cordiale di Vallone. «Marelli, il caso del tunisino è grave, molto grave.
«Kommt rein!», begrüßt sie Vallone herzlich. «Marelli, der Fall mit dem Tunesier ist gravierend, sehr gravierend.
Ci stanno attaccando da tutte le parti.»
Wir werden aus allen Richtungen angegriffen.»
«Come sta?» chiede Marelli.
«Wie geht’s ihm?», fragt Marelli.
«Diciamo bene, ci vorrà un po’ prima che possa camminare. Gli hai spezzato il femore.»
«Na ja, geht so. Es wird ein Weilchen dauern, bis er wieder laufen kann. Du hast ihm den Oberschenkel zerschmettert.»
«È ancora al San Giovanni?»
«Ist er noch im San Giovanni?»
«Sì, e lo stiamo trattando con tutti i riguardi, camera singola, medico personale … ci costa una cifra», risponde Vallone.
«Ja, und wir behandeln ihn mit größtem Zuvorkommen. Einzelzimmer, Privatarzt – das kostet uns ein Vermögen», antwortet Vallone.
«Ah, allora dopo passo a fargli una visita … e mi scuso ufficialmente …»
«Ah, dann besuche ich ihn nachher und entschuldige mich offiziell.»
«Senti, Marelli, dobbiamo reagire e ci sono degli ordini che arrivano dall’alto.»
«Hör zu, Marelli, wir müssen reagieren, und es gibt Anweisungen von oben.»
«Sarebbero?»
«Und die wären?»
«Un trasferimento.»
«Eine Versetzung.»
«Ah!» esclama Marelli. E poi continua con tono ironico: «E dove mi volete trasferire di bello? Al paese di quello che ho mandato all’ospedale? Magari lì non mi piace.»
«Oh!», ruft Marelli und fährt mit ironischem Ton fort: «Und wohin wollt ihr mich verfrachten? Etwa nach Tunesien? Aber vielleicht gefällt es mir dort nicht.»
«Maré, stai calmo», interviene Baroni.
«Maré, beruhige dich», schaltet sich Baroni ein.
«Sì, ti conviene!» aggiunge Vallone. «E ora ascoltami bene: ti trasferiamo a tempo indefinito.
«Ja, das solltest du!», ergänzt Vallone. «Und jetzt hör mir gut zu: Wir versetzen dich auf unbestimmte Zeit.
Hanno chiesto cinque anni, sono riuscito a farli diventare due, e poi vediamo.
Sie wollten fünf Jahre, aber es ist mir gelungen, zwei daraus zu machen, und dann sehen wir weiter.
Hai capito? Gli ho detto che qui sei indispensabile. Per ora vai a Castello, dove c’è un nuovo commissariato.
Hast du verstanden? Ich habe ihnen gesagt, dass wir hier nicht auf dich verzichten können. Jetzt geh erst einmal nach Castello, dort wird ein neues Kommissariat eingerichtet.
Te ne starai un po’ in campagna e ti occuperai dell’amministrazione. Operai, personale, insomma un po’ di tutto.
Du bleibst für ein Weilchen auf dem Land und kümmerst dich um die Verwaltung. Handwerker, Personal, ein bisschen von allem eben.
A circa cinquanta chilometri da Roma. Una piccola città medievale, un posto tranquillo, vedrai che …»
Ungefähr fünfzig Kilometer von Rom entfernt. Ein mittelalterliches Städtchen, eine ruhige Gegend, du wirst sehen, dass …»
«… mi troverò bene?» interrompe Marelli. «D’accordo, io vado a Castello, ma fra un anno sono qui, nel mio ufficio!»
«… ich mich dort schon wohlfühlen werde?», unterbricht ihn Marelli. «In Ordnung, ich gehe nach Castello, aber in einem Jahr bin ich wieder hier in meinem Büro!»
«Credimi, lo spero anch’io. Sei uno dei migliori. Ti stimo e potrai contar su di me.
«Glaube mir, das hoffe auch ich. Du bist einer unserer besten Leute. Ich schätze dich und du kannst auf mich zählen.
Solo che l’hai fatta grossa. Ora va e noi ci teniamo in contatto.
Nur: Du hast eine große Dummheit begangen. Geh jetzt, wir bleiben in Kontakt.
Ah, stavo per dimenticare. Baroni viene con te, così non ti senti solo e abbandonato.»
Ah, fast hätte ich’s vergessen: Baroni kommt mit dir, dann fühlst du dich nicht gänzlich verlassen.»
«Ma cos’è un complotto, questo?!» replica Marelli.
«Aber was ist das? Eine Verschwörung?!», erwidert Marelli.
Vallone li congeda con una stretta di mano e in corridoio Baroni comincia a parlare:
Vallone verabschiedet sich von den beiden mit einem Händedruck. Auf dem Flur legt Baroni los:
«Beh, io pensavo che t’avrebbe fatto piacere. E poi … anche per me e mia moglie … insomma sai com’è, a lei piace l’aria di campagna
«Ich dachte, das würde dir gefallen. Und dann … auch für mich und meine Frau … na ja, du weißt, wie das ist, sie mag die Landluft
e si sente più tranquilla se per un po’ ho a che fare con preti, contadini e zitelle.
und fühlt sich besser, wenn ich für eine Weile mit Priestern, Bauern und alten Jungfern zu tun habe.
Da Castello a Roma ci vuole solo mezz’ora.»
Von Castello nach Rom braucht man schließlich nur eine halbe Stunde.»
Marelli lo guarda e sorride.
Marelli sieht ihn an und lächelt.
*
Sono le sette del mattino. Marelli sta dormendo nel suo nuovo piccolo appartamento al piano superiore del commissariato di Castello, operativo da pochi giorni.
Es ist sieben Uhr morgens. Marelli schläft noch in seinem neuen kleinen Appartement über dem Kommissariat in Castello, das seit wenigen Tagen seine Arbeit aufgenommen hat.
Una stanza non ancora arredata, con le lampadine che pendono dal soffitto e i muri che sanno di pittura fresca.
Das Zimmer ist noch nicht eingerichtet, die Glühbirnen hängen von der Decke und die Wände riechen nach frischer Farbe.
Dei colpi tremendi lo fanno sussultare. Marelli, mezzo addormentato, va ad aprire la porta
Gewaltige Schläge an die Tür lassen ihn auffahren. Marelli öffnet verschlafen.
e si trova davanti l’agente Gennaro Schiaffetto, un giovane di ventiquattro anni che da poco ha preso servizio a Castello.
Draußen steht Gennaro Schiaffetto, ein junger Polizist von vierundzwanzig Jahren.Vor kurzem hat er hier seinen Dienst angetreten.
Gennaro è napoletano, magro, capelli neri e corti, pettinati all’indietro e totalmente brillantinati,
Gennaro ist Neapolitaner, mager, mit kurzem schwarzem, nach hinten gekämmtem und komplett pomadisiertem Haar,
naso corvino, viso leggermente ovale, sempre gentilissimo.
einer gebogenen Nase, einem leicht ovalen Gesicht und einer überaus freundlichen Art.
«Schiaffetto, ma cosa …?»
«Schiaffetto, aber was …?»
«Dottore, mi dovete scusare. Ma qua sotto ci sta un signore che parla di omicidio»,
«Herr Kommissar, entschuldigen Sie bitte. Aber unten steht ein Herr, der von Mord spricht»,
riferisce Schiaffetto quasi bisbigliando, come a voler rispettare lo stato di sonnolenza del commissario.
berichtet Schiaffetto fast flüsternd, gleichsam aus Rücksichtnahme vor der Schlaftrunkenheit des Kommissars.
«Un omicidio?! Bene, arrivo subito … tu intanto fatti dare le generalità e tutto il resto», dice Marelli.
«Ein Mord? Gut, ich komme sofort … lass dir inzwischen die Personalien geben und alles Übrige», sagt Marelli.
«Già fatto, dottore!»
«Schon erledigt!»
Sceso negli uffici, Marelli vede un uomo che discute animatamente con Schiaffetto e Santino Guerrieri, l’altro agente di servizio, trent’ anni.
Unten im Büro sieht Marelli einen Mann in lebhaftem Gespräch mit Schiaffetto und Santino Guerrieri, einem weiteren Polizisten. Guerrieri, dreißig Jahre alt,
Uomo tarchiato, muscoloso, capelli ricci neri come la pece, occhi e carnagione scura.
ist untersetzt, muskulös und hat dichtes, pechschwarzes Haar, dunkle Augen und dunkle Haut,
Un forte accento siciliano. Scarpe sempre lucidissime.
einen starken sizilianischen Akzent und stets hochglanzpolierte Schuhe.
«Buongiorno, sono il commissario Marelli, il collega mi ha appena riferito che si tratta di omicidio», si intromette Marelli.
«Guten Morgen, ich bin Kommissar Marelli, mein Kollege hat mir gerade berichtet, dass es um einen Mord geht», fährt Marelli dazwischen.
«Buongiorno commissario, sono Giacomo Bellarosa. Sì, ho trovato il cadavere di una donna nel fiume.»
«Guten Morgen, Herr Kommissar, ich bin Giacomo Bellarosa. Ja, ich habe die Leiche einer Frau im Fluss gefunden.»
Marelli lo guarda un po’ incredulo e poi gli chiede: «E dove si trova ora la morta?»
Marelli sieht ihn ein wenig ungläubig an und fragt dann: «Und wo ist die Tote jetzt?»
«Nel mio podere, venga con me. L’ho trascinata io a riva», risponde Giacomo, fiero del suo coraggioso atto.
«Auf meinem Grund, kommen Sie mit mir. Ich habe sie aus dem Fluss gezogen», antwortet Giacomo, stolz auf seine beherzte Tat.
«Va bene, un attimo solo e andiamo a vedere.»
«Ja, einen Moment noch, wir sehen gleich nach.»
Poi Marelli si rivolge a Schiaffetto: «Chiama per cortesia Baroni e digli di farsi trovare giù in strada fra dieci minuti.»
Dann wendet sich Marelli an Schiaffetto: «Ruf bitte Baroni an und sag ihm, dass er in zehn Minuten unten auf der Straße sein soll.»
«Dieci minuti, dottore?»
«In zehn Minuten?»
«E che ci vuole? Ah, e poi avverti un’ambulanza che vadano subito sul posto.»
«Warum nicht? Ah, und ruf einen Krankenwagen. Sie sollen sofort dorthin kommen.»
«Subito, dottore!»
«Sofort, Herr Kommissar.»
Marelli fa accomodare Giacomo nella sua auto e parte a tutta velocità, Giacomo per un momento si trova incollato al sedile.
Marelli lässt Giacomo in seinem Auto Platz nehmen und fährt mit hoher Geschwindigkeit los. Giacomo wird für einen Moment in seinen Sitz gepresst.
«Forse le conviene allacciarsi la cintura», dice Marelli con un sorriso ironico
«Wär vielleicht besser, Sie würden sich anschnallen», sagt Marelli mit einem ironischen Lächeln
e dopo qualche minuto inchioda la macchina a pochi centimetri da Baroni che non fa una piega.
und bleibt nach ein paar Minuten mit einer Vollbremsung wenige Zentimeter vor Baroni stehen. Der verzieht keine Miene.
«Piacere, ispettore Baroni. Squadra Mobile», dice Baroni salendo in automobile e chiede:
«Angenehm. Inspektor Baroni, Einsatzstreife», sagt Baroni, steigt ins Auto und fragt:
«Ma che diavolo sta succedendo in questo paese e poi a quest’ora di domenica …?»
«Aber was zum Teufel passiert hier in diesem Nest, und noch dazu am Sonntag um diese Zeit …?»
Marelli lo informa: «Il signor Bellarosa è venuto al commissariato e dice di aver trovato nel fiume il cadavere di una donna … e ora noi andiamo a controllare.
Marelli unterrichtet ihn: «Herr Bellarosa ist ins Kommissariat gekommen. Er sagt, er habe im Fluss die Leiche einer Frau gefunden, und jetzt überprüfen wir das mal.
Ho già fatto chiamare un’ambulanza. – Signor Bellarosa, mi dica lei dove devo andare.»
Einen Krankenwagen habe ich schon rufen lassen. Herr Bellarosa, sagen Sie mir, wohin ich fahren muss.»
«Discesa Pio IX. Ce l’ha presente?»
«In die Discesa Pio IX. Kennen Sie die?»
«Non ho presente proprio niente … Su, mi indichi la strada.»
«Ich kenne gar nichts … Los, zeigen Sie mir den Weg.»
«E secondo lei come è morta la donna che ha trovato?» è la prima domanda di Baroni.
«Wie, meinen Sie, ist die Frau, die Sie gefunden haben, zu Tode gekommen?», ist Baronis erste Frage.
«Morta ammazzata … c’ha un buco grande così nella testa.»
«Man hat sie umgebracht … sie hat ein großes Loch im Kopf.»
Il muraglione del Borgo di Castello scorre alla sinistra, i primi raggi di sole sfiorano i tetti delle case e Marelli non riesce ancora a crederci.
Die Mauer, die die Ortschaft umgibt, gleitet zur Linken vorüber, die ersten Sonnenstrahlen streifen die Dächer der Häuser. Marelli kann es noch nicht glauben.
Un omicidio in questa cittadina sperduta nella campagna laziale?! Un omicidio era però proprio quello che ci voleva.
Ein Mord in diesem abgelegenen Städtchen mitten im ländlichen Latium?! Ein Mord war genau das, was er brauchte.
Risolvendo in fretta il caso si sarebbe riguadagnato la fiducia di tutti i suoi colleghi, potendo forse accelerare il suo ritorno nella capitale.
Sollte er den Fall schnell lösen, würde er das Vertrauen all seiner Kollegen wiedergewinnen und könnte vielleicht seine Rückkehr in die Hauptstadt beschleunigen.
Attraversando le strade deserte di Castello gli viene nostalgia di Roma, del traffico, della gente.
Während er durch die verlassenen Straßen Castellos fährt, bekommt er Heimweh nach Rom, dem Verkehr, den Menschen.
Castello, invece, è fatta di piccole case, di torri merlate e mura medievali,
Castello besteht aus kleinen Häusern, Türmen, die von Zinnen gekrönt sind, und mittelalterlichen Mauern;
le colline intorno hanno l’effetto di un sedativo, e quando si respira si sente l’aria buona che va giù nei polmoni.
die Hügel ringsherum wirken wie ein Beruhigungsmittel, und wenn man einatmet, spürt man, wie die gute Luft in die Lungen strömt.
Ma questo piccolo paradiso non è sufficiente per togliere Roma, il suo traffico e la gente dalla testa di Marelli.
Dennoch schafft es dieses kleine Paradies nicht, Rom, den Verkehr und die Menschen aus Marellis Kopf zu verbannen.
«Ora a sinistra … e poi siamo arrivati!» Le indicazioni di Giacomo distolgono Marelli dai suoi pensieri.
«Jetzt nach links, und dann sind wir da!» Giacomos Anweisungen reißen Marelli aus seinen Gedanken.
Appena scesi dall’auto li accoglie una marcante voce di donna: «Giacomo …»
Kaum aus dem Auto gestiegen, werden sie von einer markanten Frauenstimme empfangen: «Giacomo …»
Marelli interviene subito. «Buongiorno – signora Bellarosa? Sono il commissario Marelli, squadra mobile, e questo è l’ispettore Baroni.»
Marelli schaltet sich gleich ein. «Guten Morgen – Frau Bellarosa? Ich bin Kommissar Marelli, Einsatzstreife, und das ist Inspektor Baroni.»
I brevi convenevoli sono interrotti dalla sirena di un’ambulanza
Der kurze Austausch von Höflichkeiten wird von einem Martinshorn unterbrochen,
il cui ululato si affievolisce fino a spegnersi nel momento in cui, accanto all’auto, si materializzano due persone vestite di bianco e di arancione.
dessen Heulen schwächer wird und schließlich in dem Moment verklingt, in dem neben dem Wagen zwei weiß und orange gekleidete Personen auftauchen.
«Mi scusi, signora, ma dobbiamo andare prima a vedere il cadavere. Ci vediamo dopo.»
«Entschuldigen Sie mich, Frau Bellarosa, aber wir müssen zuerst die Leiche in Augenschein nehmen. Wir sehen uns später.»
Giacomo si incammina lungo il fiume facendo cenno agli altri di seguirlo.
Giacomo macht sich auf den Weg den Fluss entlang und gibt den anderen ein Zeichen, ihm zu folgen.
Arrivati al vecchio olivo lo spettacolo non è piacevole per nessuno.
Als sie bei dem alten Olivenbaum ankommen, ist der Anblick für keinen von ihnen angenehm.
Sul bagnasciuga