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Wer hätte gewusst, dass Brasilien bei der 1:7-Schmach im WM-Halbfinale 2014 gegen Deutschland häufiger aufs Tor schoss als der spätere Weltmeister. Dass die Schuhe, die Lothar Matthäus während der ersten Halbzeit des WM-Finales 1990 trug, von seinem Gegenspieler Diego Maradona geschnürt wurden. Dass die italienischen Weltmeister Francesco Totti und Gennaro Gattuso in der Nacht vor dem WM-Finale 2006 bis sechs Uhr morgens Karten spielten. König Fußball liefert die besten Geschichten, vor allem wenn alle vier Jahre die Fußball-Weltmeisterschaft ansteht. Sei es zum reinen Zeitvertreib, am Stammtisch oder beim exzessiven Fußballstreaming mit den Kumpels – Unnützes Fußball-WM-Wissen vereint die verblüffendsten Fakten zum Megaspektakel, die jeder echte Fan draufhaben sollte.
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Seitenzahl: 206
FILIPPO CATALDO
FILIPPO CATALDO
DIE KURIOSESTEN FAKTEN RUND UM DAS BELIEBTESTE SPORTEREIGNIS DER WELT
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Originalausgabe
1. Auflage 2022
© 2022 by riva Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH
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80799 München
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Redaktion: Dr. Ulrich Korn
Umschlaggestaltung: Isabella Dorsch
Umschlagabbildung: Thomas Bethge/shutterstock.com
Satz: Carsten Klein, Torgau
eBook: ePUBoo.com
ISBN Print 978-3-7423-2125-1
ISBN E-Book (PDF) 978-3-7453-1900-2
ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-7453-1901-9
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Vorrunde
Achtelfinale
Viertelfinale
Halbfinale
Finale
Über den Autor
Uruguay erhielt den Zuschlag für die erste WM 1930, weil alle anderen Interessenten ihre Meldungen zurückgezogen hatten. Sie wollten die Kosten für die Ausrichtung des Turniers nicht selbst tragen.
An der ersten WM durften alle interessierten Mannschaften teilnehmen. Wie viele andere europäische Nationen verzichtete auch Deutschland auf die Teilnahme. Für den DFB passte ein solches Turnier nicht mit seinen Vorstellungen vom Amateursport überein.
Aus Europa entschieden sich nach zähen Verhandlungen lediglich die Teams aus Jugoslawien, Rumänien, Frankreich und Belgien, die lange Reise nach Uruguay anzutreten. Die Delegationen aus Rumänien, Frankreich und Belgien reisten mit dem italienischen Dampfer Conte Verde in den südamerikanischen Winter. Auch FIFA-Boss Jules Rimet, der WM-Pokal, der rumänische König und die europäischen WM-Schiedsrichter waren an Bord. In Rio de Janeiro kam außerdem noch die Mannschaft Brasiliens an Bord. Die Überfahrt von Genua nach Montevideo dauerte 20 Tage.
Nur die jugoslawische Mannschaft reiste individuell nach Uruguay. Sie bestieg in Marseille das Schiff Florida.
Die Conte Verde fuhr ab 1932 nicht mehr nach Südamerika, sondern von Triest nach Schanghai. Ab 1938 wurde dies zu einer der wichtigsten Fluchtrouten für deutsche und österreichische Juden zu der chinesischen Stadt. 1943 wurde das in Schanghai feststeckende Schiff nach dem Waffenstillstand zwischen Italien und den Alliierten im Zweiten Weltkrieg zum ersten Mal versenkt; die Japaner bargen jedoch das Wrack, reparierten es und setzten es mit dem neuen Namen Kotobuki Maru als Kriegsschiff ein. 1944 wurde das Schiff bei einem US-Luftangriff vor Kyoto endgültig versenkt.
Fünf Tage vor dem Abflug der deutschen Nationalmannschaft zur WM 2014 in Brasilien war das deutsche WM-Quartier Campo Bahia noch nicht fertig. »Ich muss zugeben, dass ich das Projekt etwas unterschätzt habe. Fünf Tage vor unserer Abreise dorthin hat mich der Bauleiter angerufen und gesagt: ›Hier steht noch keine Küche‹«, erzählte Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff in einem Interview mit SPOX. In jenem Moment sei ihm bewusst geworden, »welche Verantwortung ich habe. Manche Spieler bereiten sich ewig auf so einen Karrierehöhepunkt vor, und dann gelingt es mir womöglich nicht, die Voraussetzungen für ein erfolgreiches Turnier zu schaffen. Und ich wusste, dass es wahrscheinlich mein berufliches Ende beim DFB gewesen wäre, hätte es mit dem Campo Bahia nicht geklappt.«
Ursprünglich sollte am Campo Bahia auch ein Zentrum für 300 Medienschaffende entstehen. Stattdessen wurden die Reporter in einem Hotel am Ort untergebracht. Um von Santo André zum Campo Bahia zu gelangen, muss man mit einer Fähre den Fluss João da Tiba überqueren.
Während der ersten Überfahrt des deutschen Teams bei der Ankunft in Brasilien am 8. Juni 2014 setzte der Mannschaftsbus mit dem Heck auf der Fähre auf und konnte nicht an Land fahren. Die Spieler wurden mit Minibussen in das Quartier gefahren.
Die externe Untersuchung der Affäre rund um die WM-Vergabe 2006 kostete den DFB 5,11 Millionen Euro. 42 Anwälte der Kanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer werteten für den Untersuchungsbericht ab Herbst 2015 insgesamt 740 Aktenordner und 128 000 elektronische Dokumente aus. Die Kernfrage, wofür die 6,7 Millionen Euro waren, die sich das WM-Organisationskomitee um Franz Beckenbauer 2002 vom früheren Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus geliehen hatte und das der DFB später über die FIFA an den mittlerweile verstorbenen Unternehmer zurückzahlte, konnte der Bericht nicht aufklären.
Indien verzichtete 1950 trotz Qualifikation auf die Teilnahme an der WM, weil die FIFA den Spielern des Subkontinents verbot, barfuß spielen zu dürfen.
Von der TV-Reportage des WM-Finales 1954 von Bernhard Ernst gibt es keine Aufzeichnung. Fernsehbilder konnten damals aus technischen Gründen noch nicht aufgezeichnet werden, die Tonspur seiner Reportage gilt als verschollen. Nur so konnten sich die legendären Sätze von Herbert Zimmermann (»Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen. Rahn schießt … Tooooor! Tooooor! Tooooor! Tooooor!«) aus seiner Radioreportage vom Finale ins kollektive Gedächtnis der deutschen Fußballfans brennen. Auf Initiative des Sportjournalisten Rudi Michel unterlegte ein Team des Südwestfunks die Aufnahmen des offiziellen FIFA-Finalfilms mit dem Ton der Radioreportage.
Rudi Michel war bei der WM 1954 für den Südwestfunk als Radiojournalist vor Ort. Für das Fernsehen kommentierte er die verlorenen deutschen WM-Finals 1966, 1974 und 1982. Er bezeichnete sich selbst als »Niederlagensprecher«.
Herbert Zimmermanns letzte Live-Radioreportage eines Fußballspiels war das WM-Finale 1966 in England. Zimmermann war ein Onkel des früheren Grünen-Bundestagsabgeordneten und Alt-Linken Hans-Christian Ströbele.
Ein paar Spieler von Australiens Nationalmannschaft engagierten vor einem Qualifikationsspiel zur WM 1974 gegen Simbabwe in Mosambik einen Medizinmann, der den Gegner verfluchen sollte. Der Medizinmann tat wie ihm befohlen und vergrub unter anderem noch ein paar Hühnerknochen neben dem Torpfosten. Australien gewann das Spiel. Da die Spieler die plötzlich geforderten 1000 Dollar Honorar schuldig blieben, kehrte der Medizinmann den Fluch um. Das behauptete zumindest Australiens langjähriger Kapitän John Warren zeit seines Lebens. Die »Socceroos« konnten sich jedenfalls erst 2006 wieder für eine WM qualifizieren. Zuvor war der australische Satiriker und Dokumentarfilmer John Safran nach Mosambik gereist und hatte einen Nachfolger des damaligen Medizinmannes gebeten, den Fluch aufzuheben. In einer Zeremonie, die im Übrigen vorsah, dass Safran sich mit Hühnerblut beschmieren musste, wurde dieser Bitte entsprochen. Seitdem qualifizierte sich Australien bis 2018 für jede WM. Womöglich könnte dabei auch eine Rolle gespielt haben, dass Australien seit 2007 Mitglied des asiatischen Fußballverbands ist. Asien hat vier feste Plätze bei den Weltmeisterschaften, der Meister des ozeanischen Verbands muss dagegen stets noch ein Playoff-Spiel gegen den Fünften des südamerikanischen Verbands spielen.
Argentiniens Vizeweltmeister Sergio »Kun« Agüero hat seinen Namen als Tattoo auf seinem Arm verewigt – auf Elbisch, der Fantasiesprache aus Der Herr der Ringe. Er hat aber weder die Bücher gelesen noch die Filme je gesehen.
Spaniens Stürmer Fernando Torres hat auf seinem Arm den Namen Fernando auf Elbisch tätowiert.
Lionel Messis Spitzname ist »La Pulga«, der Floh.
Uruguay gewann zweimal die FIFA-WM (1930 und 1950), trägt aber wie Deutschland und Italien vier Sterne auf dem Trikot. Grund: Die FIFA erkannte in den 1920er-Jahren die Siege Uruguays bei den olympischen Fußballturnieren 1924 in Paris und 1928 in Amsterdam in Ermangelung eines eigenen Turniers gleichzeitig als Weltmeisterschaftssieg an. Vor der WM 2010 machte die FIFA diese Entscheidung aus dem vergangenen Jahrhundert rückgängig und ordnete an, Uruguay dürfe nur zwei WM-Sterne auf der Brust zeigen. Der Verband integrierte die vier Sterne kurzerhand ins offizielle Verbandswappen.
Die Sportschule Malente, das Quartier der DFB-Elf während der WM 1974, wurde aus Angst vor Angriffen der RAF von Beamten der Antiterroreinheit GSG9 gesichert. Die Nationalspieler fanden dennoch immer wieder Mittel und Wege, um aus der Sportschule auszubüxen.
Kapitän Franz Beckenbauer etwa soll immer wieder die Schauspielerin Heidi Brühl in ihrem Hotelzimmer besucht haben; Sepp Maier und Uli Hoeneß fuhren einmal nach Hamburg, um bei ihren Ehefrauen zu nächtigen. »Wir haben einen Polizisten überredet, uns in seinem Privatwagen nach Hamburg zu fahren. Der fuhr uns zu langsam, Sepp hat das Steuer übernommen, der Polizist auf dem Rücksitz geschlafen. Plötzlich sagt Sepp: ›Du, Uli, die Bremse funktioniert nicht.‹ Er hat dann ständig die Handbremse gezogen. In Hamburg hatte er solche Blasen an den Fingern, dass es fraglich war, ob er beim nächsten Spiel im Tor stehen könnte. Und zurück dann dasselbe noch mal«, erinnerte sich Hoeneß in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung.
Neymar absolvierte 2018 in Russland fünf Spiele für Brasilien, erzielte dabei zwei Tore, gab zwei Vorlagen und wechselte zweimal seine Frisur. War er mit der sogenannten und viel verspotteten Spaghetti-Frisur ins Turnier gestartet, hatte er sich nach dem ersten Spiel – und millionenfachem Spott in den sozialen Netzwerken – die blondierten Locken kürzer schneiden lassen. Später ließ er sich noch einen Pfeil auf den Hinterkopf rasieren.
Im Achtelfinale gegen Mexiko lag Neymar insgesamt fünf Minuten und 29 Sekunden mehr oder weniger verletzt auf dem Rasen. Neymar war bis zu Brasiliens Aus im Viertelfinale der meistgefoulte Spieler der WM. Weil er nach einigen Fouls aber sehr spektakulär litt, wurde er weltweit als Schwalbenkönig verspottet.
Bei der WM 2014 brach sich Neymar im Spiel gegen Kolumbien den dritten Lendenwirbel; der Kolumbianer Juan Zúñiga war dem damals 22-Jährigen in den Rücken gesprungen. Neymar verpasste dadurch das 1:7 gegen Deutschland im Halbfinale.
Hidetoshi Nakata, größter Star der japanischen Nationalmannschaft bei den Weltmeisterschaften 1998, 2002 und 2006 und Japans Rekord-WM-Spieler, kam über die Manga-Comicserie Captain Tsubasa zum Fußball. »In Japan war vor 20, 30 Jahren vor allem Baseball populär, Fußball war erst ganz am Anfang. Ich hatte keine Vorbilder im Fußball und keine Lieblingsmannschaft. Aber es gab diesen Comic Captain Tsubasa, und als ich die Bücher las, begann ich den Fußball zu lieben«, sagte Nakata in einem Interview mit der FIFA.
Nakata, der wegen seiner gefärbten Haare und einer gewissen Mode-Affinität auch der »Beckham Asiens« genannt wurde, beendete 2006 im Alter von nur 29 Jahren seine aktive Karriere. Heute produziert er unter anderem Edel-Sake, auch mit KitKat-Geschmack. Eine Flasche von Nakatas Reiswein kostet bis zu 2500 Euro.
Yoichi Takahashi, der Erfinder der Comicreihe Captain Tsubasa, ließ sich Anfang der 1980er-Jahre von der Karriere des japanischen Fußballpioniers Kazuyoshi Miura für seine Hauptfigur inspirieren. Tsubasa wie Miura stammen aus der Präfektur Shizuoka; beide gingen in jungen Jahren nach Brasilien, um bessere Fußballer zu werden, und beide legten internationale Karrieren hin. Im Gegensatz zur Comicfigur blieb Kazu Miura der WM-Traum verwehrt. Zwar trug Miura mit einigen Toren dazu bei, dass sich Japan 1998 zum ersten Mal überhaupt für eine WM qualifizierte, doch Nationaltrainer Takeshi Okada nominierte den bisweilen zur Exzentrik neigenden größten Star des Landes nicht für die WM.
2012 nahm Kazuyoshi Miura dann doch noch an einer Weltmeisterschaft teil – im Futsal. Japan schied im Achtelfinale aus.
Seit dem 5. März 2017 gilt Kazuyoshi Miura als ältester aktiver Fußballprofi der Geschichte. In der Saison 2021 absolvierte der damals 53-Jährige vier Kurzeinsätze für Yokohama FC in der ersten japanischen Liga, konnte aber den Abstieg nicht verhindern. 2022 wurde er von Yokohama an die viertklassigen Suzuka Point Getters, die von seinem Bruder Yasutoshi Miura trainiert werden, ausgeliehen.
Der brasilianische Schiedsrichter Rêgo pfiff das Spiel Argentinien gegen Frankreich 1930 beim Stand von 1:0 für die Südamerikaner sechs Minuten zu früh ab – mitten während eines Angriffs der Franzosen. Er gab letztlich den wütenden Protesten nach und ließ die sechs Minuten nachspielen. Am Ergebnis änderte sich nichts mehr.
Der Beton für den Bau des WM-Stadions Estadio Centenario wurde vor der WM 1930 per Schiff aus Deutschland importiert. In ganz Südamerika gab es damals keine Zementfabrik, die groß genug war, um den Auftrag erfüllen zu können. Der deutsche Beton kam im Februar 1930 in Montevideo an, das WM-Stadion wurde erst am 18. Juli 1930 eröffnet – als die WM schon fünf Tage lief. Das erste Spiel der WM zwischen Frankreich und Mexiko fand daher im kleineren, 15 000 Zuschauer fassenden und 1921 eröffneten Estadio Pocitos in Montevideo statt.
Am Tag des ersten Spiels schneite es in Montevideo. Gerade einmal 3000 Zuschauer verfolgten das 4:1 Frankreichs gegen Mexiko live im Stadion.
Das erste offizielle Eröffnungsspiel wurde erst bei der WM 1958 eingeführt. Gastgeber Schweden eröffnete das Turnier gegen Mexiko.
Alfred Eisenbeisser, bei der WM 1930 für Rumänien aktiv, trat 1936 bei den Olympischen Spielen im Paarlauf des Eiskunstlaufs an. Eisenbeisser, 1908 im damals österreich-ungarischen, später rumänischen und heute ukrainischen Czernowitz geboren, war sechsmal rumänischer Meister im Eiskunstlauf und gewann mit verschiedenen Vereinen viermal die Fußballmeisterschaft in der rumänischen Divizia A. In Rumänien wurde Eisenbeisser, der 1991 in Berlin verstarb, vor allem als Alfred Fieraru bekannt.
Das 4:2 Deutschlands gegen Costa Rica 2006 ist bislang das torreichste Eröffnungsspiel der WM-Geschichte.
Nur Italien 1934 und England 1966 absolvierten das erste WM-Spiel und gewannen am Ende auch das jeweilige Turnier.
Der langjährige deutsche Rekordtorschütze Gerd Müller war gelernter Weber.
Miroslav Klose, Gerd Müllers Nachfolger als deutscher Rekordtorschütze, ist gelernter Zimmermann. Seine 16 Tore bei Weltmeisterschaften hat bisher niemand übertroffen.
Der Killer, der Kolumbiens Verteidiger Andrés Escobar im Juli 1994 in einer Bar in Medellín erschoss, soll, unmittelbar bevor er das Feuer eröffnete, »Goooooool« gerufen haben. Escobar hatte neun Tage vor seiner Ermordung bei der WM 1994 im Spiel gegen die USA eine Flanke unglücklich zum Eigentor abgefälscht. Kolumbien, als Geheimfavorit ins Turnier gestartet, schied aus.
Es wurde nie ermittelt, ob Escobars Mörder Humberto Muñoz Castro im Auftrag der kolumbianischen Wettspielmafia oder aus Enttäuschung über das frühe Ausscheiden des als Geheimfavorit in die WM gestartete Kolumbien handelte. Castro arbeitete als Bodyguard und Fahrer für kolumbianische Drogenbosse, er wurde im Juni 1994 zu 43 Jahren Haft verurteilt, kam aber 2005 wegen guter Führung auf freien Fuß.
Andrés Escobar war weder verwandt noch verschwägert mit Kolumbiens mächtigem Drogenboss Pablo Escobar, sondern war Sohn eines Bankers. Allerdings war Pablo Escobar Eigentümer von Andrés Escobars Klub Atlético Nacional.
Zu Andrés Escobars Beerdigung in Medellín kamen 120 000 Menschen.
Italiens Weltmeister Vincenzo Iaquinta wurde 2018 bei einem großen Mafiaprozess in Bologna unter anderem wegen illegalen Waffenbesitzes und Unterstützung einer kriminellen Organisation zu einer Haftstrafe von zwei Jahren verurteilt. Zwei Jahre später bestätigte das Berufungsgericht das Urteil. Iaquintas Vater wurde sogar wegen Mitgliedschaft in der kalabrischen ’Ndrangheta erstinstanzlich zu 19 Jahren Haft verurteilt. Vincenzo Iaquinta hat die Vorwürfe stets bestritten.
Lothar Matthäus ist gelernter Raumausstatter. Der deutsche Rekordnationalspieler erklärte einmal, dass er bis heute seine Joghurts im Kühlschrank nach einer während seiner Ausbildung gelernten Ordnung sortiert.
Lothar Matthäus wohnte 1990 nur 10 Kilometer vom deutschen WM-Quartier im Castello di Casiglio am Comer See entfernt. Vor dem Quartier parkte der Peugeot 205 Cabrio des WM-Kapitäns und Profis von Inter Mailand zur freien Verfügung der gesamten Mannschaft. Der Schlüssel steckte. »Wir hatten unsere Freiheiten und jeder konnte in dieser Zeit machen, was er wollte. In Italien gibt es kleine Straßen, deshalb übrigens das für Fußballerverhältnisse eher kleine Auto«, so Matthäus.
Franz Beckenbauer wohnte im WM-Quartier im Turmzimmer des Schlosses. Noch heute richtet ihm das Hotel das Zimmer her, wenn der damalige Teamchef in der Gegend ist.
Eine Nacht im Castello di Casiglio kostete im Sommer 2022 ab 218 Euro.
George Weah, Weltfußballer des Jahres 1995 und seit dem 22. Januar 2018 Staatspräsident Liberias, spielte nie bei einer WM.
Rumäniens König Carol II. stellte den WM-Kader seines Landes für die WM 1930 zusammen. Der fußballverrückte König war gerade einmal 35 Tage vor Beginn des Turniers in Uruguay an die Macht gekommen. Er setzte Himmel und Hölle in Bewegung, um seine Mannschaft noch rechtzeitig für das Turnier anzumelden und überredete höchstselbst die Arbeitgeber der Nationalspieler, den Angestellten für den Zeitraum von drei Monaten bezahlten Urlaub zu gewähren. Natürlich nahm Carol II. an den Trainingseinheiten der Nationalmannschaft auf dem Schiffsdeck der Conte Verde während der Überfahrt nach Uruguay persönlich teil. Immerhin verzichtete der Monarch darauf, sich während Rumäniens zwei WM-Spielen selbst einzuwechseln.
Marco Reus zog sich während des letzten Vorbereitungsspiels der DFB-Elf vor der Abreise nach Brasilien einen Riss des Syndesmosebands im linken Sprunggelenk zu und verpasste so die WM 2014. Für den als Stammspieler und Hoffnungsträger vorgesehenen Offensivstar nominierte Bundestrainer Joachim Löw Verteidiger Shkodran Mustafi von Sampdoria Genua nach. WM-Siegtorschütze Mario Götze hielt bei der Siegerehrung aus Solidarität das Trikot von Marco Reus in die Kamera.
Shkodran Mustafi absolvierte während seiner Karriere bislang nur 13 Spiele in der deutschen Bundesliga. In der Rückrunde der für seinen Verein katastrophalen Saison 2020/21 spielte er für den FC Schalke 04. Nach dem Abstieg wechselte er im September 2021 zu UD Levante in Spanien.
Oliver Bierhoff verbrachte nur seine ersten vier Profijahre in Deutschland. In der Saison 1986/87 gewann er mit den A-Junioren von Bayer Uerdingen die deutsche A-Junioren-Meisterschaft und bestritt zudem seine ersten 19 Bundesligaeinsätze. Von 1987 bis 1990 kamen beim Hamburger SV und Borussia Mönchengladbach noch 54 dazu. In seinen 73 Bundesligaspielen kam er auf zehn Tore. In Österreich erzielte er später 23 Tore in 33 Spielen, in Italien 104 Treffer in 220 Spielen und in Frankreich noch fünf Tore in 18 Spielen. Zum Nationalspieler wurde Bierhoff erst 1996 mit 27 Jahren.
Oliver Bierhoffs Vater Rolf Bierhoff war Vorstandsmitglied beim Energieversorger RWE AG und Amateurfußballer. In den 1950er-Jahren spielte der Torwart bei der SG Düren 99 gemeinsam mit Karl-Heinz Schnellinger, einem der ersten deutschen Legionäre in der Serie A. Dem viermaligen WM-Teilnehmer Schnellinger (1958, 1962, 1966 und 1970) gelang sein einziger Nationalmannschaftstreffer 1970 im »Jahrhundertspiel« gegen Italien. Tatsächlich sorgte Schnellinger mit seinem Ausgleichstreffer in der 91. Minute sogar dafür, dass die Hitzeschlacht von Mexiko-Stadt überhaupt erst zur epischen Fußballschlacht werden konnte.
Der niederländische Torwart und Doppel-Vizeweltmeister Jan Jongbloed spielte bei der WM 1974 ohne Handschuhe. Begründung: »Sonst kann ich den Ball nicht fühlen.« 1978 ging es dann aber auch mit Handschuhen. Jongbloed war 1974 bereits 34 Jahre alt und war von Nationaltrainer Rinus Michels vor allem wegen seiner fußballerischen Qualitäten nominiert worden; die »Elftal« kickte damals schon mit einem mitspielenden Torwart.
Piet Schrijvers, der den verletzten Jongbloed bei der WM 1978 drei Spiele lang vertrat, wurde wegen seiner 100 Kilogramm Lebendgewicht »De Beer van De Meer«, der Bär vom Meer genannt. Weil sich Schrijvers im letzten Hauptrundenspiel gegen Italien verletzte, stand im Finale gegen Argentinien wieder Jongbloed im Kasten.
Jan Jongbloeds Sohn Eric war ebenfalls Torwart. Er starb 21-jährig während eines Spiels seines Klubs AFC DWS, als er vom Blitz getroffen wurde.
Die Nationalmannschaft von Trinidad und Tobago, die 2006 zum ersten und bis heute einzigen Mal an einer WM teilnahm, wird auch »Soca Warriors« genannt. Während der WM hatten die Kicker aus der Karibik ihr Quartier in Rotenburg/Wümme aufgeschlagen.
Nordirland qualifizierte sich dreimal für eine WM. Nur 1986 war nach der Gruppenphase schon Schluss. 1958 erreichte die Mannschaft das Viertelfinale, 1982 die Zwischenrunde.
George Best, 1968 Gewinner des Ballon d’Or und mit Abstand der beste Fußballer in der Geschichte Nordirlands und einer der ersten globalen Medienstars des Fußballs, nahm nie an einer WM teil. Best war 1978 nach Morddrohungen der Terrororganisation IRA aus der Nationalmannschaft zurückgetreten. Nationaltrainer Billy Bingham verwarf die Idee eines Comeback Bests zur WM 1982 wegen dessen damals schon recht weit fortgeschrittenen Alkoholismus.
Best hörte selbst nach einer Lebertransplantation im Jahr 2002 nicht auf zu trinken und starb im November 2005 in London an Multiorganversagen. An seiner Beerdigung in Belfast nahmen mehr als 100 000 Menschen teil.
Nachdem sich die Nationalmannschaft Haitis für die WM 1974 in Deutschland qualifiziert hatte, rief Diktator Jean-Claude »Baby Doc« Duvalier einen Nationalfeiertag aus. Jeder WM-Fahrer erhielt außerdem eine Prämie von 2000 Dollar, damals rund sieben durchschnittliche Jahresgehälter eines Haitianers. Zuvor schon hatte der fußballbegeisterte Diktator jeden Nationalspieler per Dekret zum Beamten im Unterrichtsministerium ernannt.
Christoph Kramer kann sich nicht an das WM-Finale 2014 erinnern. Der Verteidiger war in der 16. Minute vom Argentinier Ezequiel Garay mit der Schulter hart am Kopf getroffen und zu Boden gerammt worden. Kramer spielte zunächst weiter. Nach einer Weile ging Kramer zu Finalschiedsrichter Nicola Rizzoli und fragte: »Schiri, ist das das Finale?« »Ich dachte, er macht einen Witz,« so Rizzoli, »und sagte, er solle die Frage wiederholen. Da meinte er: ›Ich muss wissen, ob das wirklich das Finale ist.‹ Ich sagte verblüfft Ja, und er antwortete: ›Danke, das war wichtig, das zu wissen‹«, erzählte Rizzoli der Gazzetta dello Sport. Der Schiedsrichter habe daraufhin »Bastian Schweinsteiger informiert, und Kramer ist ersetzt worden«. Kramer wurde in der 30. Minute ausgewechselt, für ihn kam André Schürrle, der das Siegtor vorbereitete.
Kramer konnte trotz seiner Gehirnerschütterung an der Siegerehrung teilnehmen. Dem TV sagte er nach dem Triumph: »An viel kann ich mich nicht erinnern, aber das ist auch egal jetzt.« Und ergänzte noch: »Ich muss einen Gruß an meine Oma senden, die hatte Geburtstag.«
Kramer leidet an einer sogenannten kongraden Amnesie. Darunter versteht man einen Gedächtnisverlust, der nur ein bestimmtes Ereignis einschließt, nicht aber die Zeit davor und danach.
Torwart Henri Françillon konnte zwar die drei Vorrundenniederlagen Haitis bei der WM 1974 nicht verhindern, aber er hielt im Münchner Olympiastadion so spektakulär, dass Trainer Max Merkel den Keeper kurzerhand für den TSV 1860 München verpflichtete. Françillon, dessen Spitzname »Panther« war, absolvierte fünf Zweitligaspiele. Nach dem Ende der Saison zog er zurück in die Heimat.
Die WM 1986 hätte eigentlich in Kolumbien stattfinden sollen. 1974 war die Endrunde an den seinerzeit einzigen Bewerber Kolumbien vergeben worden. Unter anderem wegen des Aufstiegs des Drogenbarons und Narco-Terroristen Pablo Escobar gab Kolumbien 1982 die WM zurück. 1983 wurde Mexiko, das die WM bereits 1970 ausgerichtet hatte, von der FIFA einstimmig zum Ausrichter bestimmt. Mexiko setzte sich gegen die USA, Brasilien und Kanada durch.
Pelé, Franz Beckenbauer und Henry Kissinger hatten 1983 die Bewerbung der USA unterstützt.
Der offizielle Slogan der WM 2006 war »Die Welt zu Gast bei Freunden«. Offizieller Slogan der ebenfalls in Deutschland stattgefundenen WM der Frauen 2011 war »Wiedersehen bei Freunden – Welcome back«.
Argentiniens Trainer César Luis Menotti verweigerte dem argentinischen Diktator Jorge Rafael Videla nach dem WM-Triumph 1978 bei der Siegerehrung den Handschlag.
Auch die Spieler und Funktionäre des unterlegenen Finalgegners Niederlande verweigerten dem Diktator sämtliche Ehrerbietungen.
Berti Vogts, Kapitän der deutschen WM-Elf 1978, äußerte sich zur politischen Situation im Gastgeberland damals wie folgt: »Argentinien ist ein Land, in dem Ordnung herrscht. Ich habe keinen einzigen politischen Gefangenen gesehen.« Diese Aussage bereute Vogts Jahre später zutiefst.
Franz Beckenbauer sagte 2013 nach erschütternden Berichten über die Arbeitsbedingungen der Wanderarbeiter für die Bauten der WM 2022 in Katar: »Ich habe noch keinen einzigen Sklaven in Katar gesehen. Ich weiß nicht, woher diese Berichte kommen. Ich war schon oft in Katar und habe deshalb ein anderes Bild, das, glaube ich, realistischer ist.«
Amnesty International geht davon aus, dass unter anderem Nordkorea 3000 Arbeitssklaven zum Bau der WM-Stadien nach Katar geschickt hat. Nach Recherchen des Guardian starben von 2011 bis 2020 6751 Arbeitsmigranten aus Indien, Bangladesch, Nepal, Pakistan und Sri Lanka in Katar, allerdings nicht alle auf den Baustellen für die WM-Stadien. FIFA-Präsident Gianni Infantino sagte Anfang 2022 bei einer Rede vor dem Europarat in Straßburg: Es sei »einfach nicht wahr«, wenn von 6500 toten Arbeitern auf den WM-Baustellen berichtet würde, »es sind drei. Drei sind immer noch zu viel, aber zwischen drei und 6500 ist ein großer Unterschied.« Die Arbeitsbedingungen seien vergleichbar mit denen in Europa.
Im Oktober 2021 zog der Schweizer Infantino von Zürich nach Katar. Zwei seiner vier Kinder wurden in Doha eingeschult. »Die Vorbereitung und Durchführung der Fußballweltmeisterschaften in Katar sind sowohl für den Fußball und die FIFA als auch für Katar ein Projekt von herausragender Bedeutung«, ließ Infantino verlauten. Die WM werde »in die Geschichte der Region und der Fifa eingehen«. Dafür lohnen sich »auch die größten Anstrengungen«. Die FIFA stellte jedoch klar, dass ihr Präsident nach wie vor in der Schweiz Steuern zahle und regelmäßig in Zürich arbeite.
Die deutschen Nationalspieler haben mit Blick auf die WM in Katar von Thomas Hitzlsperger, dem DFB-Botschafter für Vielfältigkeit, den Rat bekommen, »nur über Dinge zu reden, über die sie Bescheid wissen«. Ex-Nationalspieler Hitzlsperger, der seine Homosexualität nach dem Ende seiner aktiven Karriere öffentlich erklärte, kritisierte die Vergabe der WM an Katar in einer Diskussionsveranstaltung über Rechte der LGBTIQ+-Community, an der auch die deutsche Nationalmannschaft teilnahm, deutlich. »Das größte Problem ist die Vergabe durch die FIFA. Dass es möglich ist, dass Staaten wie Katar und Russland solche Großveranstaltungen ausrichten dürfen«, sagte Hitzlsperger, der auch nicht glaubt, dass der DFB, die Nationalmannschaft und andere Verbände das Land durch die Debatten und den Dialog verändern werden. Homosexualität ist in Katar illegal, kann sogar mit dem Tod bestraft werden. Hitzlsperger wird die WM in Katar dennoch besuchen. »Ich habe keine große Angst«, sagte er.
Mehmet Scholl, Europameister von 1996 und 36-maliger Nationalspieler, nahm nie an einer WM teil. 1998 verzichtete Bundestrainer Berti Vogts auf eine Nominierung des Edeltechnikers, kurz vor der WM 2002 beendete Scholl wegen diverser Verletzungsprobleme seine Nationalmannschaftskarriere. Als der Europameister von 1996 fußballerisch während der Saison 2005/06 seinen mindestens vierten Frühling feierte, ignorierte Bundestrainer Jürgen Klinsmann die lauten Rufe unter anderem von Lothar Matthäus, Scholl als Edeljoker für die Heim-WM mitzunehmen.
Die niederländische Nationalmannschaft schlug ihr Quartier 2014 an Rio de Janeiros legendärem Partystrand Ipanema auf.