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An Weihnachten zählt nur eins: Zusammensein! Mit Pias Weihnachtswunsch ist etwas gehörig schiefgelaufen. Sie hat sich nichts sehnlicher gewünscht als weiße Weihnachten – doch solche Schneemassen waren dann doch nicht beabsichtigt. Der Strom fällt aus, Verkehr und Handynetz sind lahmgelegt. Die Bewohner*innen ihres Mietshauses sind über das Chaos gar nicht begeistert. Gibt es jetzt etwa Käsebrote bei Notbeleuchtung statt Weihnachtsgans mit Weihnachtsglanz? Pia muss die Situation retten! Zum Glück helfen ihr die anderen Kinder aus dem Haus. Und wenn alle zusammen feiern, dann wird es doch bestimmt noch viel schöner als eigentlich geplant? Mit liebevollen Illustrationen von Stefanie Klaßen Leser*innenstimmen: »Packende Geschichte, schöne Sprache – das beste Kinderbuch, das ich seit langem mit meinen Kindern gelesen habe!« (Über Im Wolfswald) »Unseren Kindern (6 + 9 Jahre) hat das Buch super gefallen! Es ist klasse zum Vorlesen – auch wir Eltern haben uns jeden Abend aufs Weiterlesen gefreut!« (Über Im Wolfswald)
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Mit Pias Weihnachtswunsch ist etwas gehörig schiefgelaufen. Sie hat sich nichts sehnlicher gewünscht als weiße Weihnachten – doch solche Schneemassen waren dann doch nicht beabsichtigt. Der Strom fällt aus, Verkehr und Handynetz sind lahmgelegt. Die Bewohner*innen ihres Mietshauses sind über das Chaos gar nicht begeistert. Gibt es jetzt etwa Käsebrote bei Notbeleuchtung statt Weihnachtsgans mit Weihnachtsglanz? Pia muss die Situation retten! Zum Glück helfen ihr die anderen Kinder aus dem Haus. Und wenn alle zusammen feiern, dann wird es doch bestimmt noch viel schöner als eigentlich geplant?
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Viten
Manchmal, wenn man ganz doll auf etwas wartet, kann man in der Nacht vorher gar nicht richtig schlafen. Bei mir ist das heute so. Ständig wache ich auf und schau auf den Wecker. Das liegt natürlich daran, dass morgen Heiligabend ist. Und daran, dass ich mir etwas ganz Bestimmtes gewünscht habe. Als es endlich ein klitzekleines bisschen hell wird, wühl ich mich aus dem Bett und husche hinüber zum Fenster.
Mein Herz klopft richtig, als ich den Vorhang lupfe. Und dann plumpst ein dicker Knete-Knödel in meinen Bauch. In echt ist das natürlich kein Knete-Knödel, sondern die Enttäuschung. Aber genauso fühlt die sich an: schwer und klumpig und einfach richtig doof.
Nichts! Gar nichts! Nicht mal die kleinste Schneeflocke wirbelt durch die Luft. Obwohl ich mir doch seit Wochen nichts anderes wünsche: Schnee, Schnee und noch mal Schnee! Seit dem Tag, an dem Mama Pizza gebacken hat und ich ihr dabei zugesehen habe. Das muss doch gewirkt haben!
Ich weiß noch genau, wie das damals gewesen ist.
»Was meinst du, Pia-Maus?«, hat mich Mama gefragt, während sie in der Küche den Teig knetete. »Wollen wir Weihnachten in Dubai feiern, unter Palmen? Zusammen mit Papa?«
Oje, wieso wollte sie das denn jetzt schon wissen? Es war ja erst Oktober.
Ich holte erst mal ganz tief Luft und dann antwortete ich: »Also, am liebsten will ich dieses Jahr gar nicht weg.« Ganz schnell sagte ich das. Genau, wie ich es mit meiner besten Freundin Annika geübt hatte.
»Aha?« Mama runzelte die Stirn. So sieht sie immer ein bisschen aus wie Schneff, der Dackel von Frau Weber aus dem Stock unter uns. Der hat auch solche Falten.
»Aber wir feiern Weihnachten doch immer irgendwo im Ausland«, sagte sie. »Das ist doch unsere Tradition!«
»Jahaaa«, sagte ich, »aber jetzt würde ich eben gerne mal ein ganz normales Weihnachtsfest feiern. Hier, in unserer Wohnung. Mit eigenem Baum und Krippenspiel und Kerzen und so. Und ganz viel Schnee.«
»Hm …«, machte Mama und knetete weiter und ich konnte richtig sehen, wie sie hinter ihrer Schneff-Stirn grübelte.
Dabei finde ich das Herumreisen mit Mama wirklich toll. Also, wenn nicht gerade Weihnachten ist. Sie arbeitet am Flughafen und früher war sie sogar Pilotin, genauso wie Papa. Der ist immer noch Pilot und fliegt ständig irgendwo in der Welt herum. Meine Eltern haben sich getrennt, als ich noch ganz klein war, und Papa wohnt in einer anderen Stadt. Aber wir treffen uns trotzdem oft. An Weihnachten auch und manchmal an den verrücktesten Orten. Letztes Jahr musste Papa zum Beispiel am Heilig-abend mit seinem Flugzeug nach Arizona. Dort sind Mama und ich dann auch hingekommen. In Arizona gab es jede Menge Kakteen. Die großen vor unserem Hotel waren als Weihnachtsmänner geschmückt, mit weißen Watte-Rauschebärten und roten Zipfelmützen und Sonnenbrillen.
Das war natürlich witzig und wir haben Fotos gemacht, wie ich zwischen den stacheligen Weihnachtsmännern stehe und alberne Gesichter mache. Aber als mir Annika dann von ihrem Weihnachtsfest erzählt hat, mit dem geschmückten Tannenbaum und dem Krippenspiel in der Kirche und den Liedern und den Flocken, die vom Himmel fielen, da hab ich plötzlich gedacht, ich verpass ja alles Schöne.
Weihnachten soll ja nicht albern sein, sondern feierlich und geheimnisvoll und über und über mit glitzerndem Schnee überzuckert. Genau wie in den Büchern und den Filmen, die ich so liebe. Das alles hab ich Mama erklärt und sie hat genickt und ihre Stirn hat sich entdackelt und dann hat sie den Pizzateig aufs Blech gedrückt und gemeint: »Stimmt, so ein klassisches Weihnachten ist auch mal schön.« Klassisch heißt ja so was wie ganz normal.
Hab ich mich vielleicht gefreut! Und Annika auch, als ich ihr davon erzählt habe. Weil wir nämlich unbedingt zusammen beim Krippenspiel mitmachen wollten. Zuhause-Feiern bedeutet zwar, dass wir Papa dieses Weihnachten nicht sehen können. Aber er besucht uns gleich, nachdem er aus Dubai zurückkommt, hat er versprochen.
Mama gefiel meine Idee auch immer besser.
»Allerdings …«, sagte sie und zog eine Augenbraue hoch. »Die Sache mit dem Schnee schmink dir lieber gleich wieder ab, Pia. Den gibt`s höchstens Anfang November, wenn man noch nicht mit ihm rechnet. Oder im März, wenn man ihn nur noch loswerden will. Ganz sicher aber nicht an Heiligabend, das wäre fast schon ein Wunder.«
Ich antwortete lieber mal nichts. Tatsächlich war ich mir auf einmal nämlich gar nicht mehr sicher, ob es in Annikas Weihnachtserzählung wirklich geschneit hatte, oder ob ich mir das selbst dazu ausgedacht habe. Weil ja alles mit Schnee noch viel weihnachtlicher und schöner aussieht.
Während ich noch grübelte, nahm Mama plötzlich die Mehltüte, beugte sich in meine Richtung und pustete einmal kräftig hinein. »Hatschi!«, nieste ich.
»Zur Not lassen wir es eben selbst schneien«, sagte Mama und dann kicherten wir beide los.
Meine Mama ist die beste Mama der Welt. Aber was sie über den Schnee gesagt hat, dass es ein Wunder wäre, wenn es an Heiligabend schneit, konnte ich einfach nicht vergessen. Es hat mich richtig unglücklich gemacht, denn darauf hatte ich mich doch besonders gefreut: auf weiße Weihnachten. Mit Mama. Hier. Und da fasste ich den Entschluss, mir den Schnee zu wünschen. Ganz doll. Denn wenn Wunder passieren, dann ja wohl an Weihnachten, oder?
Ich schrieb also SCHNEE ganz oben und extra groß auf meinen Wunschzettel. Über all die Sachen, die man eigentlich auch im Geschäft kriegen kann, wie ein Doppeldeckerfedermäppchen, ein Kristallzuchtset oder einen Plüschstern, der leuchtet, wenn man ihn drückt.
Und damit der Wunsch auch ganz bestimmt an der richtigen Adresse ankam und nicht bei Tante Frida oder Oma Karin, die auch immer meinen Wunschzettel sehen wollen, aber sicher keine Ahnung von Schnee haben, habe ich seitdem jeden Tag mindestens ein Bitte-Bitte-Bitte um ganz viel Schnee zum Himmel hinaufgeschickt. Dort werden ja die echten Herzenswünsche erfüllt, solche, die man nirgendwo kaufen kann.
Und jetzt, jetzt ist es so weit: Heiligabend ist da, am Nachmittag darf Annika ein Hirte und ich ein Engel im Krippenspiel sein und ich hoffe, dass sich mein Schneewunsch doch noch erfüllt und Mama ausnahmsweise mal nicht recht hat. Leider hat sie das nämlich ziemlich oft.
Annika hab ich damals übrigens gleich gefragt, wie das mit dem Schnee letztes Jahr war. Sie wusste es nicht mehr. Wie kann man so was bloß vergessen?
»Pia-Maus, draußen ist es so ungemütlich«, sagt Mama nach dem Frühstück. »Lass mich mal die letzten Sachen rasch allein besorgen.«
Eigentlich hatten Mama und ich ja gestern ausgemacht, heute früh gemeinsam loszuspazieren. Erst zum Bäcker, dann zum Metzger und dann noch zum Baumverkäufer. Damit alles ganz frisch ist – der Weihnachtsstollen ohne Rosinen, die Ente und das Wichtigste: der Weihnachtsbaum. Aber da hatte ich irgendwie noch gehofft, dass wir durch tiefen, frischen Schnee stapfen und einen Schlitten hinter uns herziehen würden, auf dem wir die Sachen transportieren.
»Von mir aus«, sage ich, denn Schlitten funktionieren ja schlecht auf grauem, feuchtem Asphalt, und auch sonst sieht es nicht besonders weihnachtlich draußen aus. Nur gut, dass ich in den letzten Wochen so viel gebastelt habe und wenigstens unsere Fenster voller Schneeflocken sind. Also, mit welchen aus Papier.
»Darf ich solange zu Frau Weber?«, frage ich. Ich mag nämlich so gerne Schneff besuchen.
Mama sagt Ja und ich schlüpfe aus unserer Wohnungstür und die Stufen runter zu Frau Weber. »Mama!«, schrei ich noch im Runterrennen, »such aber den allerschönsten Baum aus … Huch!«
Ich lege eine Vollbremsung hin. Um ein Haar wäre ich in Herrn Wissing gerannt, der mir von unten entgegenkommt.
Wissings wohnen mit Mama und mir im zweiten Stock, aber ihre Wohnung ist viel größer als unsere und ihr Balkon zeigt nicht nur zu Straße, sondern geht übereck und auch zum kleinen Hinterhof hinaus. Die Hälfte davon haben sie mit Glas zugemacht, das nennt man Wintergarten und es ist ein schicker, heller Raum. Bei Wissings ist alles sehr schick.
Herr Wissing balanciert eine große Schachtel in seinen Armen. »Das war knapp«, sagt er, aber ganz freundlich, und ich höre es leise aus der Schachtel klirren.
»Sind da Gläser drin?«
»Christbaumschmuck«, antwortet Herr Wissing und macht ein geheimnisvolles Gesicht. »Aus Paris!«
»Aus Venedig! Sehr teuer und mundgeblasen«, mischt sich da seine Frau von oben ein. Im Treppenhaus klingt ihre Stimme noch schriller als sonst. Herrn Wissing mag ich ja eigentlich ganz gern, auch wenn er ein bisschen langweilig ist. Aber Frau Wissing finde ich nicht so toll. Ständig nörgelt sie herum und immer weiß sie alles besser. Heimlich nenne ich sie Frau Besserwissing. Ich glaube, in Mehltüten pustet die nicht.
Aufgeregt kommt Frau Wissing jetzt hinter mir die Treppen runter. Ihre Schritte klackern laut, weil sie sogar zu Hause immer Stöckelschuhe anhat. »Ist was kaputtgegangen?« Sie nimmt ihrem Mann die Schachtel ab. »Dass ihr Kinder aber auch immer rennen müsst! Und dann auch noch mit Socken, da rutschst du doch aus, Pia!«
»Ist ja alles gut gegangen«, murmelt Herr Wissing. »Fröhliche Weihnachten, Pia!«
»Fröhliche Weihnachten«, antworte ich und ein glücklicher Schauer rieselt mir über den Rücken. Es fühlt sich schön an, das zu sagen. Richtig feierlich.
Im ersten Stock klingele ich bei Frau Weber. Ihre Wohnung hat genau dieselben Zimmer wie unsere, aber sie sieht trotzdem ganz anders aus, weil Frau Webers Möbel so dunkel sind und überall dicke Teppiche herumliegen und an der Wand lauter goldene Spiegel und Bilder hängen.
»Pia, wie schön!«, sagt Frau Weber, als sie öffnet.
»Fröhliche Weihnachten«, sage ich gleich noch einmal.
»Willst du reinkommen? Ich bin gerade am Kofferpacken und hab nicht viel zu Hause. Aber einen Kakao kann ich uns machen.«
Ich trete in den kleinen Flur mit der Blümchentapete und den vielen gerahmten Fotos und sehe Schneffs Schnauze um die Ecke spitzen. Er ist der süßeste Dackel der Welt, wirklich! Aber er ist auch ziemlich frech und neugierig und wenn man nicht aufpasst, haut er gerne ab und versteckt sich irgendwo.
»Hallo Schneff«, sage ich und gehe in die Hocke. Schneff dackelt zu mir und lässt sich streicheln. Er hat so weiche Schlappohren und liebt es, wenn man ihn darunter krault.
»Warum packen Sie denn Koffer?«, frage ich Frau Weber, während Schneff meine Hand leckt. Vielleicht riecht er noch die Salami vom Frühstück.
»Schneff und ich fahren heute zu meiner Cousine«, erklärt Frau Weber. »Mit der Bahn. Sie und ihr Mann haben uns einge laden, die Feiertage bei ihnen zu verbringen.«
Da bin ich jetzt aber erleichtert. Frau Weber hat zwar Schneff, aber sonst niemanden. Für Weihnachten finde ich einen Dackel zu wenig, auch wenn er noch so süß ist. Da muss man jemanden bei sich haben, mit dem man was Leckeres essen und Lieder singen und Bescherung machen kann.
»Da freust du dich sicher, oder?«, sage ich.
Frau Weber wiegt den Kopf hin und her. »Auf jeden Fall haben sie einen tollen Weihnachtsbaum«, sagt sie. »Bis zur Decke hoch. Ich habe mir keinen besorgt, das hätte sich nicht gelohnt.« Sie strahlt mich an. »Dabei ist der Baum doch das Allerwichtigste an Weihnachten, findest du nicht, Pia?«
Ich nicke, denn das finde ich tatsächlich und mir wird ganz kitzelig im Bauch, wenn ich an unseren ersten eigenen Weihnachtsbaum denke und daran, ihn gleich mit Mama zu schmücken. Wir haben extra silberne und rote Kugeln und kleine Holzfigürchen und Strohsterne auf dem Weihnachtsmarkt gekauft.
Frau Weber macht uns Kakao und erzählt von früher, als sie noch ein Kind war und es meistens Winter mit ganz viel Schnee gab und ihre Eltern immer einen Baum besorgten, egal, wie knapp das Geld war.
Solche Geschichten höre ich gerne, auch wenn sie gar nicht so spannend sind. Aber man kann sich alles so schön vorstellen, finde ich.
Ende der Leseprobe
Cover
Annette Moser – Unser Weihnachtswunderhaus
Wohin soll es gehen?
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Annette Moser
Stefanie Klaßen
Impressum