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In einem Forschungsprojekt der Jade Hochschule Wilhelmshaven wurden von Michael Neumann, Nathali T. Jänicke und Katharina Pape die Ursachen für Überschreitungen der Regelstudienzeit sowie für ungewollte Studienabbrüche mittels einer empirischen Analyse an den Fachbereichen Management, Information, Technologie und Wirtschaft der Hochschule untersucht. Aufbauend auf der Untersuchung wurden konkrete Handlungsempfehlungen abgeleitet, welche der Hochschule und den Studierenden helfen sollen, ein Überschreiten der Regelstudienzeit oder einen ungewollten Abbruch zu vermeiden. Aufgrund der breit angelegten quantitativen Analyse bieten die Ergebnisse der Studie einen allgemeinen Einblick auf viele Spezifika der heutigen Studierendengeneration.
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Seitenzahl: 177
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Prof. Dr. Michael Neumann
Prof. Dr. Nathali T. Jänicke
Katharina Pape
unter Mithilfe von
Helen Eggers, Kristina Rajf und Lisa Rodenberg
Lektorat: Dipl.-Oec. Laura Indefrey
Projektabschlussbericht
Wilhelmshaven
Februar 2017
VERLAG TREDITION
Tredition GmbH
Grindelallee 188 • 20144 Hamburg • Telefon: +49 (0)40 / 41 42 778-00 • Telefax: +49 (0)40 / 41 42 778-01
[email protected] • www.tredition.de
© 2017 Jade Hochschule
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN 978-3-7439-4320-9
Hardcover
ISBN 978-3-7439-4319-3
Paperback
ISBN 978-3-7439-4321-6
e-Book
Kontakt:
Prof. Dr. Michael Neumann
Prof. Dr. Nathali T. Jänicke
Jade Hochschule Wilhelmshaven
Friedrich-Paffrath-Straße 101
26389 Wilhelmshaven
Telefon: 04421-985-2964 • 04421-985-2140
E-Mail: [email protected] • [email protected]
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, fotomechanische Wiedergabe, Aufnahme in Online-Dienste und Internet sowie Vervielfältigungen nur nach schriftlicher Zustimmung der Autoren M. Neumann und N. Jänicke.
Wir bedanken uns bei allen, die direkt oder indirekt zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen haben. Ohne ihr Mitwirken wäre dieses Forschungsprojekt nicht möglich gewesen.
Unser besonderer Dank gilt Frau Ulrike Sunken für die tatkräftige und engagierte Unterstützung bei der Gestaltung und Erstellung des Fragebogens sowie der späteren Verarbeitung und Aus-wertung aller Daten und der organisatorischen Unterstützung in diesem Bereich.
Außerdem gilt unser Dank allen Befragten und Interviewten, die uns offen und ehrlich einen Einblick in ihr Studienerlebnis gewährt haben. Wir danken ihnen, dass sie sich die Zeit für längere, detaillierte Interviews genommen haben, und für die zahlreiche Teilnahme bei der quantitativen Befragung in den Präsenzveranstaltungen sowie bei der Online-Befragung. Ihre Meinungen und Erfahrungen sind der wichtigste Baustein für unsere Ergebnisse.
Ebenfalls möchten wir uns bei den Fachbereichen Management, Information, Technologie (MIT) sowie Wirtschaft für die gute Zusammenarbeit während der Durchführung der Studie bedanken.
Nicht unerwähnt bleiben soll hier auch die Förderung von Seiten der Jade Hochschule, welche die Beschäftigung der im Rahmen des Projektes tätigen studentischen Hilfskräfte Helen Eggers, Katharina Pape, Kristina Rajf und Lisa Rodenberg finanzierte. Ohne die Beteiligung der studentischen Hilfskräfte wäre die Durchführung des Projektes in dieser Form nicht möglich gewesen. Auch ihnen gebührt unser herzlicher Dank!
Abbildung 1: Absolventinnen und Absolventen der einzelnen Fachbereiche in der Regelstudienzeit
Abbildung 2: Gründe für eine Verlängerung des Studiums in ausgewählten Studiengängen
Abbildung 3: Studienverlauf und Module des B. A. Wirtschaft
Abbildung 4: Studienverlauf und Module des B. A. Tourismuswirtschaft
Abbildung 5: Studienverlauf und Module des B. A. Medienwirtschaft und Journalismus
Abbildung 6: Alterskohorten
Abbildung 7: Abschlussnoten der Hochschulzugangsberechtigung (HZB-Note)
Abbildung 8: Fachsemester zum Zeitpunkt der Befragung
Abbildung 9: Alterskohorten der Studierenden nach Geschlecht
Abbildung 10: Berufsausbildung nach Geschlecht
Abbildung 11: Studiengangsbelegung nach Geschlecht
Abbildung 12: Art der Hochschulzugangsberechtigung nach Studiengang
Abbildung 13: Berufsausbildung nach Studiengang
Abbildung 14: Art der Hochschulzugangsberechtigung nach Geschlecht
Abbildung 15: Zufriedenheit mit Studienverlauf in Schulnoten
Abbildung 16: Empfundener Schwierigkeitsgrad des Studiums in Schulnoten
Abbildung 17: Empfundener Schwierigkeitsgrad des Studiums nach Studiengang
Abbildung 18: Anzahl Studierender mit offenem/absolviertem Praxissemester nach Fachsemester
Abbildung 19: Subjektive Bedeutung eines zügigen Studienabschlusses
Abbildung 20: Subjektive Bedeutung eines zügigen Studienabschlusses nach Studiengang
Abbildung 21: Gründe der Nichtbefolgung des Studienverlaufsplans
Abbildung 22: Informationsfluss an der Jade Hochschule
Abbildung 23: Zukunftspläne: Vorhandene Orientierung/Vorstellung bezüglich des weiteren Karrierepfades nach Studiengängen
Abbildung 24: Bedeutung eines schnellen Studienabschlusses für die Studierenden
Abbildung 25: Stellenwert des Studiums im Leben der Studierenden
Abbildung 26: Handynutzung in der Hochschule
Abbildung 27: Prokrastination
Abbildung 28: Ursachen für das Überschreiten der Regelstudienzeit in absoluten Häufigkeiten
Tabelle 1: Ursachen einer Studienverzögerung nach Fries/Steinitz
Tabelle 2: Ursachen für eine Studienverzögerung nach Terbuyken
Tabelle 3: Sechs Fachbereiche der Jade Hochschule
Tabelle 4: Zahlen des Fachbereichs Wirtschaft für das Jahr 2014
Tabelle 5: Studiengangsportfolio des Fachbereichs Wirtschaft
Tabelle 6: Zahlen des Fachbereichs Wirtschaft für das Jahr 2014
Tabelle 7: Interviewte Studierende nach Fachbereich und Gruppe
Tabelle 8: Soziodemografische Merkmale (qualitative Interviews)
Tabelle 9: Externe Restriktionen (qualitative Interviews)
Tabelle 10: Schwierigkeitsgrad des Studiums und Terminierung der Prüfungen
Tabelle 11: Nutzung der Tutorien
Tabelle 12: Die bewusste Entscheidung
Tabelle 13: Interessen, Präferenzen und Charakteristika der Studierenden
Tabelle 14: Vorlesungsbesuch und Effektivität des Lernens
Tabelle 15: Prokrastination von Klausuren (Langzeitstudierende)
Tabelle 16: Prokrastination von Klausuren (Überschreiter)
Tabelle 17: Wie zufrieden sind Sie mit der Gesamtsituation Ihres Studiums?
Tabelle 18: Veranstaltungen für die Verteilung der Fragebögen
Tabelle 19: Zusammensetzung der befragten Studierenden
Tabelle 20: Praxissemester, Auslandssemester und Bachelor-Arbeit im Überblick
Tabelle 21: Variable Tatsächliche Überschreiter nach Fachsemester
Tabelle 22: Variable Prognostizierte Überschreiter nach Fachsemester
Tabelle 23: Durchschnittlich absolvierte Module pro Präsenzsemester
Tabelle 24: Überschreiter laut Selbsteinschätzung nach Fachsemester
Tabelle 25: Überschreiter laut Selbsteinschätzung vs. Prognostizierte Überschreiter
Tabelle 26: Tatsächliche Überschreiter nach Studiengang
Tabelle 27: Prognostizierte Überschreiter nach Studiengang
Tabelle 28: Überschreiter laut Selbsteinschätzung nach Studiengang
Tabelle 29: Prognostizierte Überschreiter nach Geschlecht
Tabelle 30: Tatsächliche Überschreiter nach Geschlecht
Tabelle 31: Prognostizierte Überschreiter nach abgeschlossener Berufsausbildung
Tabelle 32: Prognostizierte Überschreiter nach Finanzierungsproblem
Tabelle 33: Tatsächliche Überschreiter nach Finanzierungsproblem
Tabelle 34: Prognostizierte Überschreiter nach Job/Nebenjob zum Geldverdienen
Tabelle 35: Prognostizierte Überschreiter nach Job/Nebenjob für den Lebenslauf
Tabelle 36: Prognostizierte Überschreiter nach Krankheiten/Unfällen
Tabelle 37: Prognostizierte Überschreiter nach externen Restriktionen
Tabelle 38: Multivariate Analyse 01 (Binär Logistische Regression)
Tabelle 39: Der Einfluss der Klausurterminierung auf das Überschreiten der Regelstudienzeit
Tabelle 40: Prognostizierte Überschreiter nach empfundenem Schwierigkeitsgrad des Studiums
Tabelle 41: Überschreiter laut Selbsteinschätzung nach empfundenem Schwierigkeitsgrad
Tabelle 42: Prognostizierte Überschreiter nach regelmäßigem Tutoriumsbesuch
Tabelle 43: Prognostizierte Überschreiter nach Nutzung von Hilfestellungen der Fachbereiche
Tabelle 44: Einfluss des Erhalts aller Informationen auf das Überschreiten der Regelstudienzeit
Tabelle 45: Multivariate Analyse 02
Tabelle 46: Prognostizierte Überschreiter nach Zukunftsplänen
Tabelle 47: Prognostizierte Überschreiter nach Wichtigkeit der Studiengeschwindigkeit
Tabelle 48: Prognostizierte Überschreiter nach subjektiver Bedeutung guter Noten
Tabelle 49: Prognostizierte Überschreiter nach Stellenwert des Studiums im Leben
Tabelle 50: Stellenwert des Studiums bei Ausübung eines Nebenjobs zum Geldverdienen
Tabelle 51: Prognostizierte Überschreiter nach langen Anfahrtswegen
Tabelle 52: Prognostizierte Überschreiter nach langen Wochenendheimfahrten
Tabelle 53: Kreuztabelle Prüfungsangst und psychische Belastungen
Tabelle 54: Prognostizierte Überschreiter nach Prüfungsangst
Tabelle 55: Überschreiter laut Selbsteinschätzung nach Prüfungsangst
Tabelle 56: Prognostizierte Überschreiter nach psychischen Belastungen
Tabelle 57: Multivariate Analyse 03
Tabelle 58: Anzahl Hochschulsemester nach systematischer Vorlesungsnachbereitung
Tabelle 59: Prognostizierte Überschreiter nach systematischer Vorlesungsnachbereitung
Tabelle 60: Überschreiter laut Selbsteinschätzung nach systematischer Vorlesungsnachbereitung
Tabelle 61: Prognostizierte Überschreiter nach Verständnisschwierigkeiten
Tabelle 62: Systematische Nachbereitung bei Vorliegen von Verständnisschwierigkeiten
Tabelle 63: Prognostizierte Überschreiter nach eigenständiger Aufarbeitung fehlenden Vorwissens
Tabelle 64: Prognostizierte Überschreiter nach Angst vor einzelnen Scheinen
Tabelle 65: Überschreiter laut Selbsteinschätzung nach Problemscheinen
Tabelle 66: Prognostizierte Überschreiter nach Handynutzung
Tabelle 67: Multivariate Analyse 04
Tabelle 68: Prognostizierte Überschreiter nach Bestehen/Nichtbestehen von Klausuren
Tabelle 69: Überschreiter laut Selbsteinschätzung nach Bestehen/Nichtbestehen von Klausuren
Tabelle 70: Prokrastination nach Bestehen/Nichtbestehen von Klausuren
Tabelle 71: Zusammenhang Prokrastination und Bestehen/Nichtbestehen von Klausuren
Tabelle 72: Prognostizierte Überschreiter nach Attribut Faulheit/Fleiß
Tabelle 73: Multivariate Analyse 05
Tabelle 74: Überblick über die Handlungsempfehlungen
Arbeitsorga.
Arbeitsorganisation
BWL
Betriebswirtschaftslehre
B. A.
Bachelor of Arts
CP
Credit Points
EvaSyS
Evaluationssoftware für automatisierte Befragungen
FB
Fachbereich
HZB
Hochschulzugangsberechtigung
mind.
mindestens
MIT
Management, Information, Technologie (Fachbereich)
MWJ
Medienwirtschaft und Journalismus
SAP
Unternehmen (Systeme, Anwendungen und Produkte in der Datenverarbeitung)
SPSS
Marke der Softwarefirma IBM (Statistik- und Analyse-Software, Statistical Package for the Social Sciences)
VL
Vorlesung
Wiss. Arbeiten
Wissenschaftliches Arbeiten
Wenn Studierende zu Langzeitstudierenden werden, ist dies zumeist ein Ärgernis für die betroffene Hochschule, weil Ressourcen gebunden werden, für das Land, weil es die Studienplätze finanzieren muss, und auch für die Studierenden selbst, weil die Studierenden erstens (abhängig von den Regeln des Landes) Langzeitstudierendengebühren zahlen müssen und zweitens, weil die erhöhte Dauer des Studiums sich negativ auf ihre weiteren Karrierechancen auswirkt. Es ist erwiesen, dass Verzögerungen im Studium eine erheblich negative Auswirkung auf das Gehaltsniveau der jungen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer1 haben. So zeigt eine Studie von Brodaty et al. (2009) bei der Befragung von ca. 27.000 jungen Menschen, dass ein Jahr Verzögerung im Studium im Durchschnitt einen 9-prozentigen Rückgang der Lohnhöhe in den ersten fünf Jahren bewirkt. Die Gründe sind schnell erklärt: Arbeitssuchende erwerben mit dem Studienabschluss spezielle Merkmale, die relevante Informationen über ihre Fähigkeiten in Form von Zertifikaten als Signale an die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber senden. Die Arbeitgeber_innen können mit den Informationen, die sie aus den Zertifikaten gewinnen, die Arbeitssuchenden auswählen, die ihren Bedürfnissen am nächsten kommen. Mit einem Hochschulabschluss signalisieren die Arbeitssuchenden einschlägige Fähigkeiten, Intelligenz und spezielle Fachkenntnisse. Eine kurze Studiendauer spricht zudem für Disziplin und Zielstrebigkeit der Absolvent_innen. Noch problematischer ist es für die Karriere von Studierenden, wenn sie ihr Studium ungewollt vorzeitig abbrechen müssen.
Das Forschungsprojekt soll die Ursachen für Überschreitungen der Regelstudienzeit sowie für ungewollte Studienabbrüche mittels einer empirischen Analyse an den Fachbereichen MIT und Wirtschaft der Jade Hochschule analysieren. Ziel ist es, aus der Ursachenanalyse konkrete Handlungsempfehlungen abzuleiten, welche der Hochschule und den Studierenden helfen sollen, ein Überschreiten der Regelstudienzeit oder einen ungewollten Abbruch zu vermeiden. Zielgruppen der Analyse sind dabei insbesondere Studierende mit voraussichtlich deutlicher Überschreitung der Regelstudienzeit sowie Langzeitstudierende.
Das Projekt ist im Mehrmethodendesign durchgeführt worden. In der ersten qualitativen Phase wurden mithilfe von leitfadengestützten Interviews (Hinter-)Gründe und Ursachen der Schwierigkeiten, ein Studium erfolgreich in Regelstudienzeit abzuschließen, erforscht. Ziel hierbei war es, ein tiefgehendes Verständnis für das Überschreiten der Regelstudienzeit zu entwickeln und entsprechende Hypothesen für die quantitative Analyse zu generieren. Die Interviewten wurden von den im Rahmen des Projektes beschäftigten Studierenden befragt. Die Befragten setzten sich zusammen aus Langzeitstudierenden, Studierenden, welche die Regelstudienzeit voraussichtlich überschreiten werden, und einer Kontrollgruppe, die die Regelstudienzeit höchstwahrscheinlich einhalten wird. In der zweiten Phase des Projektes sind die herausgefundenen möglichen Ursachen in einer Pencil- and Paper-Befragung untersucht worden, um die wesentlichen Gründe quantifizieren zu können. Aus der Ursachenanalyse wurden zum Schluss konkrete Handlungsempfehlungen abgeleitet.
Das Forschungsprojekt wurde unter Mitarbeit von studentischen Hilfskräften der Fachbereiche Wirtschaft und MIT durchgeführt. Diese waren sowohl an der konzeptionellen Entwicklung der Untersuchung beteiligt als auch an der Analyse und der Erstellung des Abschlussberichts.
Im vorliegenden Bericht werden in Kapitel 2 die wesentlichen Konzepte und Definitionen erläutert. In Kapitel 3 wird zur Einordnung in den Stand der Forschung ein Überblick über ähnliche Studien an anderen Hochschulen gegeben. In Kapitel 4 werden die Situation an der Jade Hochschule sowie der Aufbau der untersuchten Studiengänge erläutert. In Kapitel 5 werden die Vorgehensweise und Ergebnisse der qualitativen Analyse aufgeführt. Die quantitative Analyse wird in Kapitel 6 präsentiert. Der Bericht schließt mit wesentlichen Handlungsempfehlungen (Kapitel 7) und einem Fazit mit Ausblick (Kapitel 8).
1. Im Interesse einer besseren Lesbarkeit wird nicht immer ausdrücklich in geschlechtsspezifischen Personenbezeichnungen differenziert. So wird zum Beispiel die Gruppe der „Überschreiter“ im Text defmiert. Die gewählte männliche Form schließt eine adäquate weibliche Form gleichberechtigt ein, um die Lesbarkeit zu erleichtern. Weitestgehend wird jedoch eine gendergerechte Formulierung verwendet.
Im Rahmen der Studie stellen Studierende, welche die Regelstudienzeit deutlich überschreiten, für die Studie die zentrale Gruppe dar. Die Regelstudienzeit wird innerhalb der Prüfungsordnung für jeden einzelnen Studiengang festgelegt. In der Hochschulstatistik der Jade Hochschule werden Studierende im Bachelor-Studiengang dann als Langzeitstudierende aufgeführt, wenn ihre Regelstudienzeit um sechs Semester überschritten wird. Befinden sich die Studierenden in einem Master-Studiengang, so gelten sie als Langzeitstudierende, wenn sie die Regelstudienzeit zusätzlich um das Doppelte der Regelstudienzeit des Master-Studiengangs überschreiten. In diesen Fällen zahlen die Studierenden Langzeitstudiengebühren. Eine Liste von 151 Studierenden mit Langzeitstudiengebühren stand im Rahmen des Projekts zur Verfügung. Alle Studierenden auf dieser Liste wurden per E-Mail persönlich angeschrieben, um sie für ein Interview zu gewinnen.
Dass sich nur wenige Studierende auf dieses persönliche Anschreiben melden würden, wurde vorab vom Autorenteam erwartet. Hierfür lassen sich mehrere Gründe anführen:
Das E-Mail-Postfach der Hochschule wird nicht mehr aufgerufen, da das Studium nicht mehr Lebensmittelpunkt der Studierenden ist.
Die Ursachen für das Langzeitstudium sehen die Studierenden als ihre Privatsache an, möglicherweise empfinden sie diese als peinlich.
Die Studierenden geben der Hochschule eine Mitschuld und verweigern daher die Ko-operation.
Die Studierenden sehen die Ursachen im privaten Bereich und denken daher, dass sie in einem Interview dem Projektziel nicht dienlich sein können.
Die Studierenden bringen zu wenig Interesse für dieses Thema auf, um sich zu einem persönlichen Gespräch bereit zu erklären.
Die Studierenden haben Bedenken, sich für den Verlauf ihres Studiums und den damit verbundenen getroffenen Entscheidungen rechtfertigen zu müssen.
Ähnlich angelegte Studien wie beispielsweise die von Fries/Steinitz (2003) haben bei ihren Befragungen Langzeitstudierender ebenfalls nur eine geringe Anzahl an Rückmeldungen auf persönliche Anschreiben (in ihrer Studie fünf Rückmeldungen) erhalten.
In der Auswertung für die vorliegende Studie wurden daher alle Studierenden, die das elfte Hochschulsemester erreicht oder überschritten haben, bereits in die Gruppe „Langzeitstudierende (im weiteren Sinne)“ eingestuft.
„Langzeitstudierende im engeren Sinne“ sind im Folgenden definiert als jene Studierende, welche Langzeitstudiengebühren an das Land Niedersachsen zahlen. Sie wurden alle persönlich per E-Mail angeschrieben.
Von den Langzeitstudierenden im engeren Sinne konnten sechs für ein qualitatives Interview und zwölf für ein quantitatives Interview gewonnen werden.
Die Anzahl der Langzeitstudierenden, die an der Befragung teilnahmen, ist für eine statistisch abgesicherte Ursachenforschung zu klein. Daher wurde auch die Gruppe der Studierenden, die bereits außerhalb der Regelstudienzeit studieren oder kennen lassen, dass sie die Regelstudienzeit deutlich überschreiten oder ihr Studium nicht erfolgreich beenden (ungewollter Abbruch) werden, in die Analyse einbezogen.
Studierende, welche die Regelstudienzeit voraussichtlich um einige Semester überschreiten werden, jedoch noch keine Langzeitstudierende sind und dies möglicherweise auch nicht werden, werden im Folgenden als die Gruppe der „Überschreiter“ beschrieben. Es handelt sich hierbei um Studierende, die sich im siebten bis zehnten Semester befinden.
Als Kontrollgruppe wurden diejenigen Studierenden befragt, die ihr Studium voraussichtlich in der Regelstudienzeit absolvieren werden. Diese dienen als Vergleichsgruppe, um mögliche Unterschiede zwischen dieser Gruppe und den Gruppen der Überschreiter und der Langzeitstudierenden aufzudecken.
Nicht separat befragt werden konnten im Rahmen der Studie tatsächliche Studienabbrecher_innen. Gründe für einen ungewollten Studienabbruch können sich daher nur aus den Antworten jener Studierenden ergeben, welche die Regelstudienzeit überschreiten und dabei Schwierigkeiten mit einem zügigen Studienabschluss aufweisen. Die Gruppen der ungewollt die Regelstudienzeit überschreitenden und der vorzeitig abbrechenden Studierenden werden dabei als homogen unterstellt.
In Deutschland gibt es bereits empirische Untersuchungen zu den Erfolgsfaktoren eines Hochschulstudiums. So haben Giese et al. (2013) mit einem Datensatz von 263 Studierenden der Betriebswirtschaft an der jetzigen Ernst-Abbe-Hochschule Jena herausgefunden, dass die Studienabschlussnote von der in der allgemeinbildenden Schule erreichten Durchschnitts-Schulnote, der Einhaltung der Regelstudienzeit und einer eventuellen Tätigkeit als studentischer Hilfskraft abhängt. Es ist zu vermuten, dass insbesondere die Hochschulzugangsberechtigungsnote (HZB-Note) auch einen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit hat, in den untersuchten Fächern an der Jade Hochschule die Regelstudienzeit deutlich zu überschreiten.
Auch zum Thema Langzeitstudium wurden an anderen Hochschulen bereits Untersuchungen durchgeführt. Allerdings sind die den Verfassern dieses Berichtes vorliegenden Studien bereits älteren Datums. Konkret stehen für Vergleiche die Daten des Fachbereichs Wirtschaft der Fachhochschule Hannover aus dem Jahr 2002 (Bienert, 2002), der evangelischen Fachhochschule Hannover des Jahres 2005 (Terbuyken, 2005) sowie des Institutes für deutsche Sprache und Linguistik der Humboldt-Universität der Jahre 2001/2002 zur Verfügung (Fries/Steinitz, 2003). Diese Studien unterscheiden sich in einigen wesentlichen Punkten von der vorliegenden Studie. Die Ergebnisse von Bienert (2002) beziehen sich nur auf einen Fachbereich, die Ergebnisse von Terbuyken (2005) und Fries/Steinitz (2003) sogar ausschließlich auf einzelne Studiengänge, namentlich auf Sozialwesen und Germanistische Linguistik.
Die Befragten im Januar waren zu 57 Prozent männlichen Geschlechts, studierten überwiegend Wirtschaft und befanden sich zumeist im vierten bis siebten Fachsemester. Auch die Altersstruktur wurde abgefragt. Die Junibefragung wies ebenfalls einen männlichen Anteil der Befragten von 57 Prozent auf, welche zum Großteil im Studiengang Wirtschaft und im Studiengang BWL studierten. Außerdem wurden die Studierenden zu ihrem Alter und zu ihrem Vordiplom befragt. Folgende fünf Kernhypothesen wurden von Bienert (2002) mit dieser Stichprobe überprüft.
Wenn die Studierenden mit einem Engpass-/Angstschein oder einer als subjektiv empfundenen besonders schweren Prüfung konfrontiert werden, dann trägt dies maßgeblich zur Verlängerung des Studiums bei.
Diese Hypothese wurde bestätigt. Bienert (2002) kommt zum Schluss, dass Problem-scheine eine studienverlängernde Wirkung haben. Für drei Viertel der Studierenden existieren diese Problemscheine und verhindern einen flüssigen Studienverlauf.
Wenn neben dem Studium zur Finanzierung des Lebensunterhalts einer Nebentätigkeit nachgegangen wird, dann kommt es eher zu einem Langzeitstudium.
Diese Hypothese wurde nicht bestätigt. Ca. 80 Prozent der befragten Studierenden gehen neben ihrem Studium einer Nebentätigkeit nach, und zwar sowohl in den Semesterferien als auch während der Vorlesungszeit. Es besteht jedoch trotz der vermeintlich hohen Arbeitsbelastung kein statistischer Zusammenhang mit einer verlängerten Studienzeit. Die Selbsteinschätzung der Studierenden ergibt, dass nur ca. ein Viertel von ihnen eine studienverlängernde Wirkung von Nebenjobs wahrnimmt.
Wenn das Studium als Quereinstieg begonnen wird, dann ist ein Langzeitstudium wahrscheinlicher (Quereinsteiger_innen studieren länger).
Diese Hypothese wurde ebenfalls nicht bestätigt. Es wird festgehalten, dass unabhängig davon, ob es sich um eine Erstimmatrikulation oder um einen Quereinstieg handelt, 50 Prozent der Studierenden der Meinung sind, ihr Studium in der Regelstudienzeit zu absolvieren. Es wurde somit kein statistischer Zusammenhang nachgewiesen.
Wenn sozialen Faktoren ein höherer Stellenwert gegenüber studiumsfokussierter Lebensausrichtung zugestanden wird, dann wird sich das Studium verzögern.
Diese Hypothese wurde eingeschränkt bestätigt. Bienert (2002) weist nach, dass für Studierende, die in der Regelstudienzeit ihr Studium abschließen, gute Noten und eine geringe Studiendauer von großer Bedeutung sind. Studierende, welche die Regelstudienzeit überschreiten, sprechen wiederum den sozialen Dingen im Leben einen hohen Stellenwert zu. Dies sei jedoch für die Hochschule ein externer Faktor, der von ihr nur schwer beeinflussbar sei.
Wenn die Studierenden ein schlechtes Prüfungsmanagement aufweisen, dann kommt es eher zum Fall eines Langzeitstudiums.
Die Hypothese konnte bei der Auswertung der Daten bestätigt werden. Bienert (2002) zeigt, dass Regelstudienzeit-Studierende eine bessere Prüfungsplanung und -durchführung aufweisen. Sie fühlen sich besser informiert als Studierende, welche die Regelstudienzeit überschreiten. Bienert (2002) hält fest, dass eine Verbesserung des Prüfungsmanagements im gesamten Fachbereich nötig sei. In der Junibefragung wurde deutlich, dass 43 Prozent der Befragten die Transparenz der Prüfungsanforderungen und Prüfungsvorbereitung nur mit mittelmäßig und 13,5 Prozent sogar mit schlecht bewerten würden, obwohl die Gesamtheit der Studierenden dies als einen sehr wichtigen Faktor für ein flüssiges Studium erachtet.
Eine weitere einschlägige Studie wurde von dem Institut für deutsche Sprache und Linguistik der Humboldt-Universität zu Berlin durchgeführt (Fries/Steinitz, 2003).
Die Datenerhebung fand hier durch Literaturauswertung, Befragung externer Experten und von Mitarbeitern des Instituts und durch Befragung der Studierenden des o. g. Magisterhauptfaches statt. Letztlich konnten jedoch nur jeweils sieben Studierende und Mitarbeiter_innen für ein Interview gewonnen werden. Alle anderen Anfragen für Interviews wurden negativ beantwortet. In den persönlich geführten Interviews wurden Fragen zu folgenden Bereichen gestellt:
Studienfachwahl und Studienmotivation,
Probleme und Schwierigkeiten im Studium,
aktuelle Lebenssituation,
individuelle Wünsche und Ideen,
Zukunftsperspektiven.
Im weiteren Verlauf wurde auch hier ein Fragebogen erstellt, welcher Fragen zu den folgenden zehn Bereichen enthielt:
persönliche Daten,
allgemeine Lebenssituation,
Studienverlauf,
Zukunftsperspektive,
Motivation und Studienfachwahl,
Ursachen für eine Studienverzögerung: allgemeine Studienbedingungen,
Ursachen für eine Studienverzögerung: individuelle Faktoren,
Studienabbruch,
Beratung und Förderung,
Studienzeit.
Die Befragten setzten sich zu 83 Prozent aus weiblichen Studierenden zusammen. Sie waren zwischen 27 und 33 Jahre alt und befanden sich während der Befragung im 12. bis 15. Fachsemester. Aus den Ergebnissen von Fries/Steinitz (2003) bezüglich möglicher Ursachen einer Studienverzögerung (vgl. Tabelle 1) wird deutlich,
dass eine Arbeitsstelle neben dem Studium