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Verbotene Versuchung
Als Sophie Black ihrem neuen Chef zum ersten Mal gegenübersteht, weiß sie, dass er ihr Leben innerhalb kürzester Zeit auf den Kopf stellen wird. Lucien Knight ist nicht nur ein erfolgreicher Geschäftsmann. Er ist attraktiv, geheimnisvoll, leidenschaftlich - und Sophie ist machtlos gegen die Anziehungskraft, die er auf sie ausübt. Doch Sophie ist verheiratet, und sie muss sich jeden Tag aufs Neue fragen, wie viel sie zu opfern bereit ist ...
Verbotene Erfüllung
Sophies Leben liegt in Trümmern: Nicht nur hat sie ihrem untreuen Ehemann Dan den Rücken gekehrt, sondern sich auch - geplagt von Wut und Schuldgefühlen - von ihrem Geliebten Lucien Knight zurückgezogen. Doch das Verlangen, in Luciens Nähe zu sein, ist stärker als der Wunsch, vor ihm davonzulaufen. Und als auch Dan alles daranzusetzen scheint, sie zurückzugewinnen, steht Sophie vor der schwersten Entscheidung ihres Lebens ...
Verbotenes Spiel
Als ihr Verlobter sie vor dem Traualtar stehen lässt, ist für Kara Brookes klar: Von Männern hat sie erst einmal genug! Um sich abzulenken, reist sie mit ihrer besten Freundin Sophie und deren Geliebten Lucien Knight nach Ibiza, wo die drei die Eröffnung eines exklusiven Nachtclubs vorbereiten. Doch gleich am ersten Tag auf der Insel trifft Kara auf Dylan Day, der aufregend und geheimnisvoll ist - und deshalb der letzte Mann, mit dem Kara jetzt eine heiße Affäre beginnen sollte ...
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Seitenzahl: 973
KITTY FRENCH
Verboten
Die komplette Trilogie
Verbotene Versuchung | Verbotene Erfüllung | Verbotenes Spiel
Verbotene Versuchung
Als Sophie Black ihrem neuen Chef zum ersten Mal gegenübersteht, weiß sie, dass er ihr Leben innerhalb kürzester Zeit auf den Kopf stellen wird. Lucien Knight ist nicht nur ein erfolgreicher Geschäftsmann. Er ist attraktiv, geheimnisvoll, leidenschaftlich – und Sophie ist machtlos gegen die Anziehungskraft, die er auf sie ausübt. Doch Sophie ist verheiratet, und sie muss sich jeden Tag aufs Neue fragen, wie viel sie zu opfern bereit ist …
Verbotene Erfüllung
Sophies Leben liegt in Trümmern: Nicht nur hat sie ihrem untreuen Ehemann Dan den Rücken gekehrt, sondern sich auch – geplagt von Wut und Schuldgefühlen – von ihrem Geliebten Lucien Knight zurückgezogen. Doch das Verlangen, in Luciens Nähe zu sein, ist stärker als der Wunsch, vor ihm davonzulaufen. Und als auch Dan alles daranzusetzen scheint, sie zurückzugewinnen, steht Sophie vor der schwersten Entscheidung ihres Lebens …
Verbotenes Spiel
Als ihr Verlobter sie vor dem Traualtar stehen lässt, ist für Kara Brookes klar: Von Männern hat sie erst einmal genug! Um sich abzulenken, reist sie mit ihrer besten Freundin Sophie und deren Geliebten Lucien Knight nach Ibiza, wo die drei die Eröffnung eines exklusiven Nachtclubs vorbereiten. Doch gleich am ersten Tag auf der Insel trifft Kara auf Dylan Day, der aufregend und geheimnisvoll ist – und deshalb der letzte Mann, mit dem Kara jetzt eine heiße Affäre beginnen sollte …
Ins Deutsche übertragen von Charlotte Seydel
»Was kann ich bloß tun, damit mein Lebenslauf interessanter klingt, Kara? Ich würde mich auch nicht einstellen, wenn dies hier auf meinem Schreibtisch landen würde.« Sophie seufzte und schob ihrer Freundin über den kleinen Tisch das Papier zu.
»Dann pepp ihn ein bisschen auf. Das macht doch jeder.« Kara riss ein Päckchen Zucker auf und verteilte ihn auf dem Schaum ihres Cappuccinos. Während sie mit einem langen Holzstab in ihrem Becher rührte, studierte sie den Lebenslauf. »Nimm beispielsweise den Satz hier. Du schreibst: Ich war zehn Jahre als Assistentin der Geschäftsführung tätig.«
Sophie zuckte die Schultern. »Ja, das war ich.«
»Ja, ichweiß das«, erwiderte Kara, als spräche sie mit einem Kind. »Aber es muss cooler klingen. Witziger. Ein bisschen sexy.«
»Es war nicht cool«, schnaubte Sophie. »Oder sexy. Oder witzig. Die meiste Zeit habe ich Kostenvoranschläge für Doppelverglasungen getippt und Dereks Grabschhände abgewehrt.«
»Du musst mir schon ein bisschen helfen, Sophie«, seufzte Kara. »Für was für eine Stelle bewirbst du dich denn?«
»Wieder als Assistentin der Geschäftsführung, aber es ist eine deutlich größere Firma.«
»Auch ein Bauunternehmen?«
»Nein.« Sophie zögerte.
»Nun, was dann? Wir können deinen Lebenslauf auf jede Branche anpassen.«
Sophie beugte sich vor und senkte die Stimme, damit niemand sonst im Café verstand, was sie sagte. »Es ist ein Unternehmen der Unterhaltungsindustrie für Erwachsene.«
Karas Brauen schossen zu ihrem dichten Pony hoch, und sie fing an zu lachen. »Heiliger Strohsack, Sophie! Na, das ist vielleicht ein Karrieresprung. Weiß Dan davon?«
Sophie schüttelte den Kopf. Dan war schon wieder für ein paar Tage geschäftlich unterwegs, und es erschien ihr irgendwie unangemessen, ihm am Telefon von der Stellenanzeige zu erzählen. Sie hätte es ihm natürlich sagen können, bevor er gefahren war, aber er hatte so geschäftsmäßig und distanziert gewirkt. Wenn sie ganz ehrlich sein sollte, wollte sie es ihm erst erzählen, wenn ihr die Stelle tatsächlich angeboten wurde. Warum vorher unnötig die Pferde scheu machen!
Kara runzelte die Stirn. »Wie zum Teufel soll ich die Sexindustrie mit deiner Erfahrung in einem Bauunternehmen zusammenbringen?«
»Ich habe keine Ahnung.« Sophie biss ein Stück von dem Keks ab, den sie zu ihrer heißen Schokolade dazubekommen hatte, und fing an zu lachen. »Man könnte sagen, dass ich mich mit Schwellkörpern auskenne.«
Kara grinste und holte ihren Laptop aus der Tasche. »Na, jetzt bist du auf dem richtigen Weg. Komm schon. Lass uns sehen, was wir tun können.«
Ein paar Stunden und zwei große Blaubeer-Muffins später steckte Sophie ihren neuen, aufgepeppten Lebenslauf in einen Umschlag und warf ihn in den Briefkasten. Zuvor versiegelte sie ihn mit einem Kuss, damit er ihr Glück brachte.
Lucien Knight warf den Plastikbecher mit dem widerlichen Automatenkaffee in den Mülleimer und sah die Bewerbungen durch, die mit der morgendlichen Post gekommen waren. Wenn eine der Bewerberinnen ihr Talent zum Kaffeekochen anpries, würde er sie sofort zu einem Vorstellungsgespräch einladen.
Zu alt. Die erste Bewerbung folgte dem Kaffeebecher in den Abfalleimer.
Kleine Kinder. Die zweite folgte der ersten.
Er hatte weder etwas gegen ältere Frauen noch gegen Mütter. Er wollte nur schlicht eine Assistentin haben, für die er oberste Priorität hatte, und seiner Erfahrung nach versuchten ältere Frauen, ihn zu bemuttern, und junge Mütter waren zu sehr mit ihrem Nachwuchs beschäftigt, als dass er für sie die Nummer eins auf ihrer Liste sein konnte.
Auf dem dritten Umschlag fanden sich Spuren von Lippenstift, was er nicht schlecht fand.
Sophie Black. Sie bestand den Alterstest und schrieb nichts von Kindern oder von einem Ehemann. Dafür pries sie ihre Fähigkeiten an und betonte, dass sie überaus offen für Neues sei. Mädchen, die überaus offen für Neues waren, interessierten ihn sehr, ebenso wie Mädchen, die ihre Umschläge mit einem Kuss versiegelten. Obwohl Sophie Black nichts davon schrieb, dass sie gut Kaffee kochen konnte, legte er ihren Lebenslauf auf den Packen für Vorstellungsgespräche.
»Kara! Ich habe eine Einladung zum Vorstellungsgespräch bei Knight Inc.«, flüsterte Sophie in ihr Mobiltelefon. Sie blickte zu Dereks Büro hinüber, der mit einem der Baustellenmeister in eine hitzige Diskussion verwickelt war.
»Ist nicht wahr! Das ist ja toll!«, zischte Kara zurück, die offenbar ebenso wenig sprechen konnte wie Sophie, die Neuigkeiten aber unbedingt hören wollte.
Beim Anblick des dicken cremeweißen Umschlags mit dem Logo von Knight Inc., der neben einigen braunen Rechnungen heute Morgen auf ihrer Fußmatte gelegen hatte, hatte Sophie ein aufgeregtes Kribbeln erfasst. Als sie mit der Post in der Hand zurück in die Küche gekommen war, hatte Derek von seiner Zeitung aufgesehen.
»Ist etwas Interessantes dabei?«
»Eigentlich nicht. Nur Rechnungen und Reklame.« Sie legte die Post auf die Arbeitsplatte.
Noch bevor sie überhaupt zu Ende gesprochen hatte, hatte er den Blick schon wieder auf die Zeitung gerichtet, und ausnahmsweise war Sophie froh über sein Desinteresse gewesen.
»Und wann ist es?«, flüsterte Kara in ihr Ohr.
»Am Montag nach der Arbeit. Was soll ich anziehen?«
»Vielleicht gehst du als französisches Dienstmädchen? Oder als lüsterne Krankenschwester?« Karas Lachen dröhnte schmutzig durch die Leitung.
»Ich meine es ernst, Kara. Die erwarten bestimmt jemand Cooles, Modernes, und mein Kleiderschrank besteht nur aus tödlich langweiligen Geschäftskostümen.«
»Dann solltest du deinen Glückssternen dafür danken, dass du mich hast.« Kara lachte. »Ich komme am Sonntag vorbei und helfe dir, etwas zu finden.«
»Du bist meine Rettung«, sagte Sophie und fühlte sich durch die Unterstützung ihrer Freundin gestärkt. »Ich besorge Wein. Dan ist ab morgen für zehn Tage verreist, wir haben das Haus für uns.«
»Abgemacht. Ich muss jetzt auflegen«, murmelte Kara. »Mein idiotischer Chef beobachtet mich.«
Einige Stunden später kippte Sophie einen Fertigsalat in eine Schüssel, verteilte etwas Dressing darüber und stellte ihn in die Mitte des Esstischs. Ein zartes Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie die Hand auf das kühle Holz legte. Es war ein großer Eichentisch, und sie konnte sich noch gut erinnern, wie sie Dan vor ein paar Jahren eine neue Krawatte gekauft und für ihn Pretty Woman gespielt hatte. Als er nach Hause kam und sie nackt in hochhackigen Schuhen und mit dem Geschenk um den Hals sah, lockerte er seine Krawatte, und sie weihten den Esstisch ein. Und gleich darauf auch noch die Treppe.
Wenn sie jetzt daran dachte, konnte Sophie sich kaum mehr vorstellen, dass das je passiert war.
Wer waren diese Leute gewesen?
Dan hatte sie gleich vom ersten Augenblick an umgehauen, und als er an ihrem einundzwanzigsten Geburtstag um ihre Hand anhielt, musste Sophie nicht lange nachdenken. Klar, sie waren jung, aber sie waren verliebt, und so scheiterte jeder Versuch ihrer Familien, sie von ihrem Entschluss abzubringen. Im Großen und Ganzen war in ihrer Ehe auch alles in Ordnung. Stellt sich nicht bei allen längeren Beziehungen eine gewisse Routine ein, wenn das erste wilde Verlangen nachgelassen hat? Sophie hatte genügend Artikel in Illustrierten gelesen, um zu wissen, dass sie durchaus nicht allein war. In den meisten lebenslangen Liebesbeziehungen zählte spontaner Sex auf dem Küchentisch eher zu den Ausnahmen. Und, um ehrlich zu sein, war es nicht allein Dans Schuld. Sophie hätte sich genauso gut etwas einfallen lassen können. Aber was? Und wann? Dan war so viel unterwegs, dass man ihn als Teilzeitehemann bezeichnen konnte, wenn es so etwas gab.
Was Sophie demzufolge zur Teilzeitehefrau machte. Der Gedanke beunruhigte sie, und sie hatte noch immer eine nachdenkliche Falte auf der Stirn, als Dan wenig später durch die Tür trat.
»Alles klar, Süße?« Er küsste sie auf die Stirn und stellte seine Aktentasche ab.
Sophie lächelte und schob ihre melancholische Stimmung beiseite. Heute war ihr letzter gemeinsamer Abend, bevor Dan zehn Tage wegfuhr, und nicht der rechte Augenblick, um Staub aufzuwirbeln. »Alles okay«, sagte sie. »Hast du Hunger? Ich habe Pizza gemacht.«
Dan schlüpfte aus seiner Anzugjacke und ging auf die Treppe zu.
»In Ordnung. Ich ziehe mich nur schnell um, dann bin ich sofort wieder hier.«
Sophie schnitt die Pizza auf und stellte Wein auf den Tisch. Als Dan in alten Jeans und einem weißen T-Shirt wieder herunterkam, lächelte sie. Seine Haare waren noch feucht vom Duschen, und seine Füße nackt. In Momenten wie diesem, wenn er keinen Anzug trug und nicht den Blackberry ans Ohr hielt, gehörte er wieder ihr. Sie hatten jede Beförderung seiner steilen Karriere gefeiert, doch mit jeder Gehaltserhöhung stieg auch seine Verantwortung, und er musste immer mehr reisen.
»Das ist nett.« Er deutete mit dem Kopf auf den gedeckten Tisch mit den Kerzen.
»Ich dachte, ein bisschen Romantik könnte uns nicht schaden.«
Dan lachte und griff nach der Weinflasche. »Immer mit der Ruhe, Sophie. Ich bin total kaputt.«
Sophies Lächeln verblasste, während sie die Pizza auf den Tellern verteilte. »Dann iss und tank neue Kraft.«
Dan nahm Messer und Gabel und berichtete von der Arbeit, und Sophie schob zunehmend enttäuscht ihren Salat auf dem Teller hin und her. Der Abend verging mit bedeutungslosem Geplauder, und dabei hatte Sophie ihn zu etwas Besonderem machen wollen, damit sie sich in den kommenden Tagen daran erinnern konnten. Dan nahm sich noch ein Stück von der Pizza, und Sophie nutzte die Pause, um das Thema zu wechseln.
»Ich habe am Montag ein Vorstellungsgespräch.«
Dan blickte überrascht auf. »Ich wusste gar nicht, dass du ernsthaft etwas Neues suchst.«
»Das hatte ich auch nicht vor. Ich habe es eher zufällig entdeckt.«
Dan schenkte ihnen nach. »Was ist es?«
Sophie zögerte. »Wieder eine Stelle als Assistentin, aber in einer größeren Firma.«
»Cool.« Dan gähnte und ließ die Schultern kreisen. »Jesus, bin ich verspannt. Dieser Job bringt mich noch um, Soph.«
»Trotzdem willst du ihn nicht aufgeben«, stellte Sophie fest. Dan stöhnte andauernd über seine langen Arbeitszeiten, aber sie wusste genau, dass er trotzdem nicht in den Stellenanzeigen nach etwas anderem suchen würde.
Dan zuckte mit den Schultern und schob den Teller weg. »Ich bin fertig. Ich sollte jetzt lieber hochgehen und packen.«
Sophie nickte und lächelte angespannt, räumte die leeren Teller ab und blies enttäuscht die Kerzen aus, während er verschwand. Beim Aufräumen in der Küche diskutierte sie mit sich. Sie hatte mit ihrer Bemerkung über seine Kraft eine zarte Andeutung machen wollen, die er jedoch nicht begriffen hatte. Sie trank einen ordentlichen Schluck Wein und beschloss, etwas deutlicher zu werden. Schließlich war es nicht fair, von ihm zu erwarten, dass er den Anfang machte. Sie schaltete das Licht in der Küche aus und richtete im Flurspiegel ihr Haar, dann trug sie noch etwas Lipgloss auf.
Sophie hörte, wie Dan oben den Reißverschluss seiner Tasche zuzog, hüpfte ins Wohnzimmer, setzte sich aufs Sofa und zog die Beine hoch, als wollte sie sagen »Komm zu mir«. Sie blickte hinunter auf ihre Bluse und öffnete einen Knopf, damit Dan einen flüchtigen Blick auf ihren Spitzen-BH erhaschte, wenn er sich zu ihr aufs Sofa gesellte.
Nur, dass er es gar nicht tat. Als er wieder herunterkam, lächelte er sie geistesabwesend an und warf sich in seinen Sessel, dann nahm er die Fernbedienung vom Couchtisch.
»Gibt es etwas Gutes?«
Sophie versuchte, ihren aufkommenden Unmut zu ignorieren, setzte ein neutrales Lächeln auf und ergriff ihr Weinglas. »Ich weiß es nicht.«
Ohne sie zu fragen, schaltete Dan einfach um und entschied sich für die Wiederholung einer Police-Realityshow, die Sophie nicht ausstehen konnte.
»Hast du alles fertig gepackt?«, fragte sie.
»Ich glaube schon«, antwortete er, ohne den Blick vom Bildschirm zu nehmen.
»Zehn Nächte sind eine lange Zeit«, bemerkte sie leise.
Dans Blick schnellte zu Sophie, er grinste. »Wirst du mich vermissen?«
Sophie nickte. »Natürlich.« Sie zögerte und fühlte sich überaus unwohl. »Sollen wir, äh, vielleicht früh ins Bett gehen?«
»Ja«, Dan gähnte. »Geh schon mal hoch, wenn du magst, ich sperre ab und komme in fünf Minuten nach.«
Sophie stand auf und nahm die Weingläser mit. Als sie an Dans Sessel vorbeikam, beugte sie sich zu ihm hinunter und hauchte einen Kuss auf seine Lippen. »Bis gleich.«
Oben zog sie sich langsam aus, ließ jedoch ihre Spitzenunterwäsche an, die sollte Dan ihr abstreifen. Sie setzte sich mit ihrem Weinglas ins Bett und wartete. Nach fünf Minuten nestelte sie nervös an ihrer Unterwäsche. War das vielleicht etwas zu offensichtlich? Sollte sie sich lieber etwas anderes überziehen? Nach zehn Minuten beschloss sie, ein Buch zu nehmen und sich damit die Zeit zu vertreiben. Nach zwanzig fielen ihr langsam die Augen zu. Schließlich gab sie auf und tappte nach unten. Dan saß noch immer in seinem Sessel und war mit dem Blackberry in der Hand eingeschlafen. Sie berührte ihn an der Schulter, woraufhin er aufwachte und das Telefon fallen ließ.
»Mist, tut mir leid, Soph.« Eilig griff er das Telefon und überprüfte das Display. Sophie drehte sich um und kehrte noch immer hoffnungsvoll ins Bett zurück. Dabei hatte Dan sie kaum angesehen, als sie in der Spitzenwäsche vor ihm stand, die sie nur seinetwegen anbehalten hatte. Sie hätte ebenso gut ihren Wintermantel tragen können.
Als er ein paar Minuten später ins Schlafzimmer kam, zog er sich aus, schlüpfte ins Bett und grummelte etwas, während er den Wecker auf früher als sonst stellte. Er schaltete die Lampe aus, ließ sich zurückfallen und zog die Decke bis unters Kinn.
Sophie drehte sich in der Dunkelheit hin zu ihm, und ein paar Minuten lang schwiegen beide.
Nachdem sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannte Sophie deutlich sein Profil, und obwohl er bereits die Augen geschlossen hatte, streckte sie die Hand aus und strich ihm über die Wange. Er wandte ihr sein Gesicht zu und küsste ihre Handfläche.
»Gute Nacht, Liebes«, murmelte er. »Ich versuche, dich morgen früh nicht zu wecken.«
Es fiel Sophie schwer, Dans eindeutiges Verhalten zu ignorieren. Er wollte einfach nur schlafen. Doch ihre schwelende Verzweiflung trieb sie an. Sie kuschelte sich dicht an ihn und küsste ihn auf den Mundwinkel. »Ich werde dich wirklich vermissen.«
Dan seufzte. »Ich dich auch, Süße.« Er küsste sie auf die Stirn, nicht auf die Lippen. »Kaum, dass du dich versiehst, bin ich schon wieder da.« Er lachte leise, drehte sich um und wandte ihr den Rücken zu. »Sieh es positiv, Soph. Wenn ich weg bin, hast du die Macht über die Fernbedienung.«
»Mr Knight erwartet Sie jetzt.«
Sophie lächelte die makellos gekleidete Empfangsdame flüchtig an. Den Großteil des Tages hatte sie in ihrem Büro gesessen und sich in Gedanken auf mögliche Fragen vorbereitet, doch beim Anblick des prächtigen schwarzen Knight- Inc.-Gebäudes hatte sie all ihre sorgfältig zurechtgelegten Antworten schlagartig vergessen. Das Haus hatte eine überaus einschüchternde Wirkung auf sie, und sie hatte ernsthaft erwogen umzukehren.
Sie hatte bereits eine Stelle. Sie braucht keine zweite.
Dann entdeckte sie zufällig ihr Spiegelbild in den glänzenden Scheiben. Kara hatte Wort gehalten und gestern Magisches bewirkt. Sophie erkannte die attraktive moderne Frau, die ihr entgegenblickte, kaum wieder. Die Jacke des schwarzen Kostüms war in der Taille schmal geschnitten und betonte ihre Kurven. Der Bleistiftrock war gerade um Haaresbreite davon entfernt, zu kurz zu sein, und ihre Mary-Jane-Pumps verlängerten deutlich ihre Beine. Kara war süchtig nach Designersachen und mit einem Arm voll Geschäftskleidung aufgetaucht, die mit Sophies schlichter Konfektionsware nichts gemein hatte. Als sie in das tiefviolette Kostüm schlüpfte, war etwas Außergewöhnliches passiert. Sie war nicht mehr einfach nur Sophie, Assistentin in einem Bauunternehmen. Sie war eine bessere Ausgabe ihrer selbst – schick und elegant. Eine ganz neue Person, der unendlich viele Möglichkeiten offenstanden.
Während sie am Empfang des obersten Stockwerks darauf wartete, hereingerufen zu werden, hatte sich dieses Selbstbewusstsein Stück für Stück in Luft aufgelöst. Am liebsten hätte Sophie die Flucht ergriffen, als sie der Rezeptionistin über den dicken Teppich durch den Flur folgte.
Ihr war übel.
Doch schließlich hielten sie vor einem Büro am Ende des Korridors, und nachdem sie einmal angeklopft hatte, öffnete ihre Begleiterin die Tür und trat einen Schritt zur Seite, sodass Sophie eintreten konnte.
Sophie schluckte schwer und ging hinein.
Normalerweise interessierte sich Sophie nicht für andere Männer. Doch von Lucien Knight konnte sie kaum den Blick abwenden.
Er war alles andere als normal.
Groß, dunkel und gut aussehend beschrieb ihn nur äußerst unzureichend. Er war eindeutig groß, aber mit dunkelblonden Haaren und blitzenden blauen Augen, die sie mit leicht lüsternem Interesse betrachteten. Er trug keine richtige Geschäftskleidung. Vielleicht hatte er sie vorher getragen, jetzt jedoch war er lediglich in ein eng geschnittenes schwarzes Hemd gekleidet, dessen Ärmel er aufgekrempelt hatte, sodass seine starken gebräunten Unterarme zum Vorschein kamen. Außerdem hatte er die ebenfalls dunkle Krawatte gelockert und den obersten Knopf geöffnet. Hätte er die Füße auf den Schreibtisch gelegt und ein Glas Whiskey hervorgeholt, wäre Sophie nicht überrascht gewesen. Er sah aus, als käme er aus einem Club oder als sei er einem schicken coolen Magazin entstiegen.
»Kommen Sie herein, Ms Black. Ich beiße nicht.«
Sie durchquerte den Raum.
»Es sei denn, Sie bitten mich darum«, schob er hinterher und hob eine Braue, als sie vor seinem Schreibtisch Platz nahm.
Darauf hatte Sophie keine Antwort parat. Sollte sie überhaupt antworten oder so tun, als hätte sie seine Worte nicht gehört? Zum Glück sprach Mr Knight bereits weiter, während sie noch darüber nachdachte.
»Also, Ms Black. Warum möchten Sie meine Assistentin werden?«
Puh, auf diesem Terrain fühlte sie sich etwas sicherer. Auf diese Frage war sie vorbereitet.
»Ich arbeite bereits einige Jahre in meinem jetzigen Unternehmen, und ich bin auf der Suche nach neuen Herausforderungen.« Sie sah, wie er sie beobachtete. Ihre Worte schienen ihn zu amüsieren.
»Verstehe.« Er nickte. »Aber warum ausgerechnet hier? Warum bei Knight Incorporated?«
Sophie schlug die Beine übereinander und verschränkte die Finger in ihrem Schoß, damit sie aufhörte, nervös mit ihnen herumzuspielen. »Na ja, weil es anders ist als das, was ich momentan mache.« Ha. Das war die Untertreibung des Jahres. Noch immer musterte er sie aufmerksam, doch seine Miene verriet nichts. »Und weil, nun, um ganz ehrlich zu sein, mir ist langweilig, Mr Knight.« Sein Blick flackerte und ließ erkennen, dass sie endlich etwas gesagt hatte, das ihn überraschte. Er schien über ihre Worte nachzudenken, und sie schwiegen einen Augenblick.
»Wissen Sie, weshalb ich Sie zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen habe?«, fragte er schließlich.
Sophie zögerte. »Wegen meiner Bewerbung?«
Er nickte. »Sie haben den Umschlag mit einem Kuss versiegelt. Ich wollte die Lippen dieses Abdrucks kennenlernen.«
Seine Antwort raubte ihr den Atem und trieb ein heißes Kribbeln ihren Nacken hinauf. Langsam kam sie sich nicht mehr wie bei einem Vorstellungsgespräch vor, sondern als habe sie jemand in einer Bar angesprochen, was ihr allerdings schon länger nicht mehr passiert war.
»Sie erröten leicht, Ms Black.« Er drehte einen Stift zwischen den Fingern. »Glauben Sie mir, das ist in diesem Geschäft nicht gerade günstig.«
Er zog einen Mundwinkel nach oben und musterte sie weiter. »Dies ist kein Geschäft für schüchterne Mädchen.« Er stützte die Ellenbogen auf und legte die Fingerspitzen aneinander. »Sind Sie schüchtern, Sophie?«
Ach, das war lächerlich. Sophie wusste nicht, ob er sich über sie lustig machte, und ein gewichtiger Teil ihres Gehirns forderte sie eindringlich auf, die Flucht zu ergreifen und in ihren sicheren Alltag zurückzukehren. Doch etwas hielt sie auf ihrem Stuhl fest, und dieses Etwas gab ihr den Mut, seinem herausfordernden Blick standzuhalten und seine Frage zu beantworten.
»Nein, Mr Knight. Ich bin nicht sonderlich schüchtern.«
»Nennen Sie mich Lucien.«
Lucien. Mist. Selbst sein Name war sexy.
»Gut, Sophie. Also, ich brauche jemanden, der diesen ganzen üblichen Assistentenkram erledigt. Sie wissen schon, was ich meine. Deshalb langweile ich Sie nicht mit Details, aber dazu gehört auf jeden Fall, dass Sie einen anständigen Kaffee zubereiten können. Ist das ein Problem für Sie?«
Sophie schüttelte den Kopf und lachte aus purer Erleichterung. Ermutigt erwiderte sie: »Das ist etwas chauvinistisch, Mr Knight.«
»Lucien.«
»Na gut. Damit das klar ist: Ja, ich mache einen sehr guten Kaffee, Lucien.« Sophie hatte zum ersten Mal seine Namen ausgesprochen und dabei das Gefühl, etwas sehr Schmutziges gesagt zu haben.
»Sie begleiten mich zu Besprechungen, zu Messen und hin und wieder auf Geschäftsreisen. Ich habe ungewöhnliche Arbeitszeiten. Macht Ihnen das etwas aus?«
Er war jetzt ganz sachlich und kühl, und seine Miene duldete keine Widerrede. Sophie runzelte die Stirn. Ihr erster Gedanke galt Dan, doch tat er nicht genau dasselbe für seinen Chef, ohne dabei einen Gedanken an sie zu verschwenden?
»Nein, das ist kein Problem«, antwortete sie ruhig.
»So weit, so gut.« Er nickte zustimmend, dann strich er sich nachdenklich über das Kinn und betrachtete sie.
»Ich weiß nicht, Sophie. »Sie erfüllen alle Anforderungen, und dennoch …«
»Was?«, fragte Sophie. Sein Zögern machte ihr Bemühen zunichte, professionell zu wirken. Doch da er sich selbst nicht gerade professionell verhielt, störte ihn das vermutlich nicht.
Er legte den Kopf schief. »Wie kann ich das taktvoll ausdrücken?« Er befeuchtete seine Lippen. »Sie wirken zu … unschuldig.«
Sophie schüttelte den Kopf. »Ich bin mir nicht sicher, was Sie meinen.«
Er breitete seine Arme aus. »Das ist die Sexbranche, Sophie. Das ist etwas ganz anderes, als Kostenvoranschläge für Gebäude zu tippen. Vielleicht arbeiten Sie eines Tages an einem Bericht, in dem Sexspielzeug einem Vergleich unterzogen wird. Als Nächstes bestellen Sie neue Käfige für einen der Clubs. Ich brauche jemanden, der das alles macht, ohne mit der Wimper zu zucken.« Sophie wusste, dass die verräterische Farbe in ihre Wangen zurückgekehrt war. »Jemand, der nicht gleich errötet, wenn er nur das Wort Vibrator hört«, fügte er zur Verdeutlichung hinzu.
»Das kann ich alles«, beharrte Sophie und war alles andere als sicher, ob das stimmte.
Lucien sah sie mit einem prüfenden Blick an und öffnete seine Schreibtischschublade.
Er legte einen Gegenstand auf den Tisch zwischen sie. »Was ist das?«, fragte er. Sophie blickte hinunter und spürte, wie ihr wieder die Hitze in die Wangen stieg.
»Mr Knight …« Sie hob eine Braue. »Lucien … Ich …«
»Was, Sophie? Wissen Sie nicht, was das ist, oder sind Sie zu prüde, es auszusprechen?« Er nahm den blauen Ring aus weichem Silikon und hielt ihn ihr hin. Sophie blickte ihn an, und seine Augen verrieten ihr, dass dies hier die Feuerprobe war. Fiel sie durch, war sie raus. Sie nahm den Ring entgegen und schluckte schwer, als sie das weiche, dehnbare Material in den Händen fühlte. Sie blickte ihm direkt in die Augen.
»Das ist ein Penisring.«
»Braves Mädchen.« Er grinste. »Und was macht man damit?«
Sophie musste wieder schlucken und senkte den Blick. Sie konnte hier nicht auf persönliche Erfahrungen zurückgreifen.
»Er … äh …«
»Falsche Antwort, Sophie.« Er runzelte die Stirn. »Versuchen Sie es noch einmal.«
Sophie rutschte auf ihrem Stuhl hin und her. »Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, er sorgt dafür, dass der Mann länger kann?«
Lucien verzog einen Mundwinkel. »Nicht ganz sicher, was? Kann ich daraus schließen, dass Sie keine eigenen Erfahrungen mit Sexspielzeug haben?«
»Mr Knight …« Sophie rang nach Luft. »Ich glaube wirklich nicht, dass das eine angemessene Frage für ein Vorstellungsgespräch ist.« Einerseits war sie entrüstet, andererseits hatte er den Nagel auf den Kopf getroffen.
»Vielleicht nicht, aber wenn Sie irgendwie prüde sind, ist diese Stelle nichts für Sie.«
»Ich bin nicht prüde. Ich bin doch keine schüchterne Jungfer, um Gottes willen. Ich bin eine verheiratete Frau.«
Kurz wirkte Lucien ehrlich überrascht, sein Blick zuckte zu ihrer linken Hand. »Sie sind verheiratet?«
»Ist das in dieser Branche etwa verboten?«
»Nein, nein.« Sein ganzes Verhalten hatte sich unmerklich verändert. »Erzählen Sie mir, was Ihr Mann dazu sagt, dass Sie sich um diese Stelle bewerben?«
Sophie zögerte und konnte seinem Blick nicht länger standhalten. »Er hat nichts dagegen.«
Lucien stieß einen leisen Pfiff aus. »Er weiß es nicht, stimmt’s?«
»Doch. In gewisser Weise schon.« Sie blickte auf ihren Ehering. »Er weiß, dass ich ein Vorstellungsgespräch habe, nur nicht genau, wo.«
»Und glauben Sie, er hätte etwas dagegen? Wenn Sie meine Frau wären, hätte ich etwas dagegen.« Lucien sah sie aus seinen blauen Augen an, und seine Worte hatten eine aufregende Wirkung auf sie. Wenn Dan nur so besitzergreifend wäre.
»Es macht ihm nichts aus«, erklärte sie ruhig.« Er ist ziemlich mit seiner eigenen Arbeit beschäftigt. Ich bin mir sicher, wenn ich zufrieden bin, ist er es auch.«
»Und sind Sie zufrieden, Sophie?«
Sie war sich nicht sicher, was er meinte, und das irritierte sie. Sah man ihr die Eheprobleme so deutlich an? Oder prüfte er nur, ob sein aufreibender, ungewöhnlicher Fragestil ihr etwas ausmachte? So oder so gab es nur eine mögliche Antwort.
»Ja, ich glaube schon.«
Lucien nickte und trommelte mit den Fingern auf den Schreibtisch.
»Gut.« Sein Lächeln erreichte nicht ganz seine Augen. »Danke, dass Sie gekommen sind, Sophie. Ich werde mich melden.« Er schob seinen Stuhl zurück.
Sophie starrte ihn überrascht an. Das war’s? Er war fertig?
Sie hatte das deutliche Gefühl, dass er sie nicht für geeignet hielt, und weil sie ihn vermutlich nie wiedersehen würde, schlug sie alle Vorsicht in den Wind.
»Sie halten mich für ungeeignet.«
Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und sah sie offen an. »Ich glaube nicht, dass diese Arbeit etwas für Sie ist.« Er zuckte die Achseln. »Sie sind zu vanillig.«
»Vanillig?« Die Enttäuschung war ihr anzuhören. »Was soll das heißen?«
Er schüttelte lächelnd den Kopf. »Genau.« Er beugte sich vor und seufzte. »Hören Sie, Sophie, Sie scheinen ein nettes Mädchen zu sein. Aber ich brauche kein nettes Mädchen für diesen Job. Ich brauche jemanden, der keine Hemmungen hat. Jemanden, der einen Dildo von einer Analkette unterscheiden kann. Jemanden, der nicht wie ein Schulmädchen stottert, wenn er ein schmutziges Wort aussprechen muss.«
Sophie straffte die Schultern. »Sie unterschätzen mich, Lucien. Ich kann diese Arbeit tun. Ich bin verdammt gut, und ich lerne schnell.« Sie hielt seinem Blick stand und zwang ihn, ihr zu glauben. Plötzlich war es überaus wichtig für sie, dass er sie nicht als prüde abschrieb, denn das würde all ihre negativen Gefühle zu ihrer Beziehung mit Dan bestätigen. War sie wirklich die kleine Maus, für die sie beide offenbar hielten?
»Okay.« Lucien verschränkte die Arme vor der Brust, und Sophie fielen die Muskeln auf, die sich unter seinem Hemd abzeichneten.
»Sagen Sie Klitoris, Sophie.«
Sophie blieb vor Schreck der Mund offen stehen. Als Lucien Knight so unerwartet das Wort »Klitoris« aussprach, schnürte sich ihr die Kehle zu. Auf keinen Fall würde sie das Wort aussprechen, nur damit er seinen Spaß hatte.
»Nun, das ist eindeutig etwas, das auf keiner der Webseiten zu Vorstellungsgesprächen aufgetaucht ist, die ich mir angesehen habe«, spottete sie, um ihre Verlegenheit zu überspielen.
»Sie haben recht.« Er nickte zustimmend und öffnete den Knoten seiner Krawatte. War ihm heiß? Sie fand es ziemlich heiß hier drin. Er tippte mit dem Stift auf die Tischplatte.
»Na, gut, sagen Sie nicht Klitoris.« Sie seufzte erleichtert auf. »Sagen Sie stattdessen Masturbation.«
Sophie konnte nicht mehr. Lucien Knight überforderte sie. Er war zu sexy, zu arrogant, zu männlich. Auch wenn der Mann komplett angezogen war, verströmte er mit jeder Pore so viel Sexappeal, wie Sophie es noch nie erlebt hatte. Er erinnerte sie an einen Wikinger, und sie kam sich vor wie ein Burgfräulein in Not. Lucien Knight hatte recht. Für die freizügige Konversation, die er von ihr erwartete, war sie nicht gemacht. Sie konnteeinfach nicht so schamlos sein, wie es nötig wäre. Sie stand auf.
»Wissen Sie was, Mr Knight? Wahrscheinlich haben Sie recht. Ich bin nicht für so etwas geschaffen.« Sie hängte sich schwungvoll ihre Tasche über die Schulter und ignorierte das belustigte Funkeln in seinen Augen.
»Es tut mir leid, dass ich Ihre Zeit verschwendet habe.«
Lucien stand ebenfalls auf und durchquerte den Raum, um die Tür zu öffnen. »Ganz im Gegenteil, Sophie. Es war mir ein Vergnügen.«
Er stellte sich zwischen Sophie und den Ausgang und ließ ihr keine andere Möglichkeit, als sich beim Gehen dicht an ihm vorbeizudrängen. Selbst mit ihren hohen Absätzen überragte er sie noch um Längen. Sie fing seinen Geruch ein. Köstlich. Er roch nach warmen Gewürzen und Zitrone und noch nach etwas anderem. Etwas, das dunkel und sexy war, ganz genau wie Lucien Knight. Es überwältigte ihre Sinne. Sie wollte gehen und gleichzeitig wünschte sie sich, dass er sie zurückhielt.
Sie drehte sich zu ihm um und sah, dass er mit einem lasziven Lächeln am Türpfosten lehnte.
»Auf Wiedersehen, Mr Knight.«
»Ms Black.« Er neigte den Kopf und ließ ihr keine andere Möglichkeit, als zu gehen.
Es sei denn …
Sophie wandte sich ab, drehte sich dann jedoch wieder zu ihm um und sagte etwas, von dem sie nie geglaubt hätte, dass sie es jemals in einem Vorstellungsgespräch sagen würde.
»Klitoris.« Erfreut beobachtete sie, wie das lüsterne Funkeln in seine kühlen blauen Augen zurückkehrte. Sie befeuchtete ihre Lippen, dann sagte sie: »Masturbation.«
Sophie begegnete seinem Blick, aus dem große Erheiterung sprach.
»Penisringe, Analketten. Vibratoren, Dildos und …« Sie blickte sich verzweifelt nach einem großen Finale um, »und aufblasbare Gummipuppen!«
Das anerkennende Brennen in Luciens Augen erregte sie. In diesem Augenblick war sie nicht mehr die einfache Sophie Black, Assistentin in einem Bauunternehmen und unsichtbare Ehefrau. Sie war die attraktive und coole Ms Black, die einen Sexgott der Wikinger mit wenigen Worten aufhalten konnte. Sie bemerkte, dass Lucien schluckte, bevor er sprach.
»Sie fangen morgen um punkt neun Uhr an. Kommen Sie nicht zu spät, Ms Black.«
Als sie abends gemütlich auf dem Sofa saßen und chinesisches Essen auf ihren Knien balancierten, starrte Kara Sophie gespannt an. »Du wirst die Stelle doch nicht wirklich annehmen, oder?«
Sophie zog die Beine unter sich und nickte. »Doch, Kara.« Sie trank einen Schluck Wein und suchte nach den richtigen Worten, um ihre Gefühle zu beschreiben. »Wenn nicht, muss ich mich damit abfinden, dass mein Leben nie spannender wird, als es jetzt ist.« Sie deutete auf das Wohnzimmer. »Ein Beruf ohne Zukunft, ein Mann, der kaum zu Hause ist und der, wenn er da ist, mich nicht bemerkt.«
»Soph, wenn du Probleme mit Dan hast, werden sie sich durch diese Arbeit noch tausendfach verschlimmern, meinst du nicht?«
»Nein. Vielleicht lerne ich Dinge kennen, mit denen ich neuen Schwung in unser Leben bringen kann.«
»Kannst du nicht einfach mit ihm reden?«
»Kara, ich nehme diese Stelle nicht nur Dans und meinetwegen an. Sondern weil ich dort heute eine andere Seite an mir entdeckt habe, eine neue Sophie, die mir besser gefällt.«
Kara schüttelt den Kopf und lachte resigniert. »Dann solltest du die Kleider behalten. Etwas sagt mir, dass du sie brauchen wirst.«
Sophie verschloss alle Türen und ging mit ihrem Mobiltelefon ins Bett, um Dan anzurufen. Sie lauschte auf das Klicken, während sich die Leitung über die weite Entfernung aufbaute. Es klingelte ein- oder zweimal, dann sprang die Mailbox an. Sie blickte auf ihre Armbanduhr. Es war erst halb elf, für ihn also kurz nach Mitternacht. Wer war bei ihm, dass er um diese Zeit ihren Anruf abwies? Seine Besprechungen fingen erst morgen an. Sophie seufzte und glitt unter die Decke, das Telefon behielt sie in der Hand, falls Dan zurückrufen sollte.
Was er jedoch nicht tat.
Am nächsten Morgen schritt Sophie um acht Uhr fünfzig durch die glänzenden Türen von Knight Inc. Das Herz schlug ihr bis zum Hals.
Der arme alte Derek war noch nie so sprachlos wie gestern Abend gewesen, als sie ihn angerufen hatte, um aus dem Nichts heraus zu kündigen. Zum Glück war er so durcheinander gewesen, dass er ihr sogar genehmigt hatte, ihren restlichen Urlaub zu nehmen, anstatt die einwöchige Kündigungsfrist einzuhalten.
Ihr alter Chef war ein echter Lustmolch gewesen. Sophie bedauerte die nächste Assistentin, die seine zudringlichen Hände abwehren musste.
War ihr neuer Chef ein Lustmolch? Sie sah Lucien Knight in Gedanken deutlich vor sich – ein gebräunter, muskulöser Krieger mit funkelnden blauen Augen, der äußerst sprachgewandt war. Nein. Er war kein Lustmolch. Seine Aufgabe brachte es mit sich, dass man den üblichen Schleier des Anstands lüftete. Obwohl Sophie Lucien erst einmal begegnet war, spürte sie, dass er eine gewisse Grenze nicht überschreiten würde. Derek konnte seine schmutzigen alten Hände nicht von ihr lassen, aber Sophie war sich ziemlich sicher, dass Lucien Knight sie noch nicht einmal mit dem kleinen Finger berühren würde.
Es sei denn, sie wollte es.
Sophie schüttelte den Kopf, um die verbotenen Gedanken zu vertreiben, und trat aus dem Fahrstuhl auf den dicken Teppich im obersten Stockwerk. Es saß dieselbe tadellos gekleidete Dame wie gestern an der Rezeption, die Sophie heute jedoch mit einem etwas wärmeren Lächeln empfing.
»Mr Knight erwartet Sie, Sophie. Willkommen an Bord.«
Sophie lächelte, es verwirrte sie, dass sie bereits ihren Namen kannte. »Danke.«
Die Empfangsdame tippte auf ihrer Tastatur und machte keine Anstalten aufzustehen. »Soll ich einfach durchgehen?«
Die Angesprochene nickte und deutete mit ausgestrecktem Arm in Richtung Flur.
Das war das. Nun war sie offiziell Angestellte von Knight Inc.
Als Sophie auf Luciens Tür am Ende des flauschigen Teppichs zuging, spürte sie ein nervöses Flattern in der Magengegend. Gestern war sie sich bereits vorgekommen wie im Traum – solche Dinge passierten einfach nicht im wahren Leben. In Büchern vielleicht oder in Filmen, aber nicht ganz normalen Mädchen, die ein ganz normales Leben führten. Doch es wartatsächlich passiert, und als Sophie zweimal an Luciens Tür geklopft hatte, kam sie sich wie alles andere, nur nicht wie ein normales Mädchen vor.
»Kommen Sie herein.« Lucien Knights leise Aufforderung drang durch die Tür, und Sophie drehte den Knauf und trat ein.
»Sophie.« Ein laszives Lächeln umspielte seinen Mund, als er aufblickte. »Sie sind gekommen.«
Sie hob überrascht die Brauen. »Haben Sie etwas anderes erwartet?«
Er zuckte die Schultern. »Wie hätten Sie widerstehen können?«
Sophie lächelte trotz aller Nervosität. Sie konnte nicht anders. Lucien Knight war der selbstsicherste – nein, der großspurigste – Mann, dem sie je begegnet war.
»Hier entlang.« Lucien stand auf und öffnete neben seinem Schreibtisch eine Tür, die in einen zweiten Raum führte. Bis jetzt hatte Sophie den Durchgang nicht bemerkt. Sie trat hinter den Schreibtisch neben ihn. Das benachbarte Büro war kleiner aber ebenso schick eingerichtet und bot einen wunderbaren Blick über London.
»Hier müssten Sie alles finden, was Sie brauchen. Claire hat Ihnen detaillierte Erklärungen hinterlassen.«
»Claire?«, erkundigte sich Sophie interessiert.
»Meine letzte Assistentin. Sie musste vor ein paar Wochen früher als geplant gehen, aber es müsste alles in Ordnung sein.«
Sophie getraute sich nicht zu fragen, warum Claire so überstürzt gegangen war. Vielleicht hatte sie sich in ihren Chef verliebt …
»Warum nehmen Sie sich nicht etwas Zeit, um sich mit allem vertraut zu machen? Ich rufe Sie, wenn ich etwas brauche.«
Lucien ließ die Tür zu Sophies Büro offen und setzte sich an seinen Tisch. Obwohl er soeben das Gegenteil behauptet hatte, hätte er viel Geld darauf verwettet, dass Sophie Black heute Morgen nicht erscheinen würde. Sie hatte ihn jedoch erneut überrascht, genau wie gestern Abend, als sie sich plötzlich umgedreht und Dinge gesagt hatte, die ihr deutlich unangenehm waren. Er spürte, dass sich hinter ihrem braven Äußeren ein mutigeres Ich verbarg, und er freute sich darauf, es zu befreien. Als sie im Türrahmen erschien, blickte er auf.
»Kaffee, Mr Knight?« Ihre Augen glänzten schelmisch.
»Oh, danke, Sophie. Sehr gern. Espresso, wenn Sie mit dieser Höllenmaschine zurechtkommen.«
Sie verschwand wieder, dann rasselte der Hightech-Kaffeeautomat in ihrem Büro, mit dem er sich nie ernsthaft befasst hatte. Ein paar Minuten später stellte sie eine dampfende Tasse vor ihn auf den Schreibtisch.
»Ich weiß nicht, ob Sie Zucker nehmen«, sagte sie und hielt eine kleine Tüte in der Hand bereit.
»Nein, danke. Er ist genau richtig so.«
Sie neigte den Kopf, und die Sonne spiegelte sich in der Spange, mit der sie die Haare hochgesteckt hatte. Lucien juckte es in den Fingern, sie zu lösen, damit die blonden Strähnen ihr Gesicht umrahmten. Wie lang sie wohl waren? Reichten sie bis zu ihren Schultern? Waren sie lang genug, um ihre Brüste zu bedecken? Plötzlich unruhig, rutschte er auf seinem Sitz hin und her.
Er nahm die Tasse und beobachtete, wie sie sich in ihr Büro zurückzog. Er musste noch viel über Sophie Black lernen, aber zwei Dinge waren bereits offensichtlich: Das Mädchen hatte ein fabelhaftes Hinterteil, und sie konnte tatsächlich einen verdammt guten Kaffee machen.
Sophie setzte sich an den großen fremden Schreibtisch und drückte eine Taste auf der Computertastatur. Sofort leuchtete der Bildschirm auf, und das Knight-Inc.-Logo erschien.
Claire hatte ihr tatsächlich sehr genaue Notizen hinterlassen. Sophie fand alles, was sie wissen musste – von Computerpasswörtern bis hin zu kniffligen Details, wie Luciens Kalender zu bedienen war. Der Gedanke, dass sie für die Termine dieses großen Sexgottes vor ihrer Tür verantwortlich war, verursachte Sophie ein flaues Gefühl im Magen. Sie gab die Passwörter in den Computer ein und öffnete das E-Mail-Programm. Irgendwo musste sie ja schließlich anfangen.
Die nächsten Stunden vergingen wie im Flug, und Sophie stellte überrascht fest, dass diese Arbeit tatsächlich einiges mit ihrer alten Aufgabe gemeinsam hatte. Sie musste hier wie dort E-Mails sortieren, sich um die Post kümmern und Memos tippen. Diese Gemeinsamkeiten verliehen ihr Mut. Ich kann es schaffen.
Sie war gerade dabei, sich mit dem Ablagesystem vertraut zu machen, als eine Nachricht in der Ecke ihres Bildschirms erschien.
»Sie sind sehr fleißig, Ms Black. Ich bin beeindruckt.«
Ein Lächeln spielte um ihre Mundwinkel. Natürlich lehnte Lucien Knight sich nicht einfach zurück, streckte den Kopf durch die Tür und sprach mit ihr. Sie begriff schnell, dass er das Vorhersagbare mied. Ihre Finger schwebten über der Tastatur, während sie nach einer passenden Antwort suchte. Zuallererst war dieser Mann ihr Chef. Sie sollte einfach ganz professionell sein, aber irgendwie hatte er ihr gezeigt, dass er das nicht von ihr erwartete.
Sie glaubte, dass er eher die andere Sophie wollte. Sich gegenseitig Nachrichten zu schicken kam ihr unglaublich intim vor, es war ein seltsames Gefühl. Aber eher prickelnd seltsam als abschreckend seltsam.
Sie zermarterte sich das Hirn. Was würde die andere Sophie sagen?
»Es ist mein Ziel, dass Sie zufrieden sind, Mr Knight.«
Sie schickte die Nachricht ab.
Ein paar Sekunden später blitzte seine Antwort auf.
»Dann hoffe ich, dass Sie gut treffen, Sophie.«
Sophie lachte leise vor sich hin.
»Ich schieße nie daneben. Gibt es etwas, das ich als Nächstes für Sie tun kann, Mr Knight?«
»Ja. Nennen Sie mich Lucien.«
Sophie errötete. Sie hatte heute Morgen bereits ein paarmal versucht, ihn Lucien zu nennen, aber es hatte sie irritiert. Warum konnte er nicht einen ganz gewöhnlichen Namen haben? Wie Tom oder Jack … oder Dan. Einen Namen, den jeder haben konnte und nicht einen, der so persönlich war, dass er ganz ihm gehörte? Er schien den Namen ganz und gar auszufüllen.
In diesem Augenblick entschied er sich, mit seinem Stuhl zurückzurollen und mit einem Stapel Papier in der Hand in ihr Büro zu kommen.
»Sophie, könnten Sie sich bitte nach der Mittagspause darum kümmern?« Er reichte ihr die Papiere. »Das sind Kundenurteile aus unseren Produkttests. Ich muss die Ergebnisse vergleichen.«
Sie legte die Papiere mit einem professionellen Lächeln zur Seite. Sag seinen Namen. Sag seinen Namen. »Natürlich …, Lucien.« Da. Sie hatte es gesagt, und niemand war gestorben.
Seine Augen funkelten anerkennend. »Viel besser.«
Er blickte auf seine Armbanduhr. »Ich bin für ein oder zwei Stunden außer Haus. Vergessen Sie nicht, eine Mittagspause zu machen.«
Wenige Minuten später ging er, und zum ersten Mal, seit sie heute Morgen gekommen war, konnte Sophie richtig durchatmen. Sie war in seiner Gegenwart angespannt gewesen, zu angespannt. Gegen ihren Willen tauchte plötzlich das Bild in ihrem Kopf auf, wie Lucien Knight ihre verspannten Schultern massierte. Sophie schob es rasch beiseite. Was geschah da mit ihr? Ihr letzter Chef hatte sie nie so durcheinandergebracht, doch bei Derek hatte sie sich auch eher bemüht, auf keinen Fall seine Aufmerksamkeit zu erregen. Bei ihm hatte sie keine Tagträume gehabt wie ein Fan von seinem Star. Tatsache war, dass sie die Gegenwart von Lucien Knight nervös machte.
Ihr war noch nie jemand wie er begegnet. Er strahlte pure sexuelle Energie aus. Er hatte sich von den üblichen Konventionen befreit, die die Menschen hemmten, und auf dieser Basis Knight Inc. gegründet. Bei ihren Nachforschungen vor dem Vorstellungsgespräch hatte sie wenig über den Mann selbst herausgefunden, aber viel über das mehrere Millionen Pfund schwere Geschäft mit Clubs und Geschäften für Erwachsene, die er überall in Großbritannien betrieb. Er schien die Welt durch eine Röntgenbrille zu betrachten, und er hatte Millionen verdient, indem er die sündige Ader ansprach, die selbst in jedem noch so anständigen Menschen verborgen war.
Bis jetzt hatte sich Sophie als ganz normale Frau betrachtet. Dass sie diese Stelle angenommen hatte, war vermutlich – nein, eindeutig – das größte Abenteuer, auf das sie sich je eingelassen hatte. Sie hatte sich hier beworben, weil sie an der Langeweile in ihrem Leben erstickte. Und bislang sah es so aus, als habe sie voll ins Schwarze getroffen. Dieser Job würde etwas Aufregung in ihren Alltag bringen.
Flüchtete sie aus ihrem alten Leben? Ja.
Benutzte sie die Arbeit, um nicht über die knappe Nachricht von Dan nachzudenken, die sie heute Morgen erhalten hatte und in der er ihr mitteilte, sie solle ihn nicht mehr so spät anrufen und dass er sie anrufe, wenn er könne? Absolut.
Er war seit drei Tagen weg und hatte noch keine Zeit gefunden, sie anzurufen. Nicht, dass das so ungewöhnlich war. Es kam immer häufiger vor, wenn er in den letzten Jahren über Nacht verreiste.
Sophie wollte lieber nicht genauer darüber nachdenken, denn dann würden Fragen auftauchen, die Antworten nach sich zögen. Bis jetzt hatte sie keine Fragen stellen wollen, auch wenn sie in großen schwarzen Lettern zu lesen waren. Die Kluft zwischen ihnen hatte sich langsam zu einem Ozean ausgeweitet, in dem Strandgut und Reste einer vernachlässigten Beziehung schwammen. Unzählige kalte Schultern anstelle von warmen Umarmungen. Zu viele trockene Küsse auf die Wange statt leidenschaftlicher Umarmungen auf dem Esstisch. Zu viele eilig versteckte SMS-Nachrichten. Alle Umstände deuteten auf eine andere Frau hin, und Sophies sexuelles Selbstvertrauen war mit Dans unleugbaren Zurückweisungen im Bett deutlich gesunken. Sie war sich alt und kalt vorgekommen. Bis jetzt. Bis sie gestern Abend Lucien Knights Kraftfeld betreten hatte.
Er sah sie auf eine Art an, bei der sie sich ganz als Frau fühlte, und Sophie spürte, wie sie erblühte, reifte, wieder auftauchte. Und das gefiel ihr.
Es gefiel ihr sogar sehr.
Sie holte ihre mitgebrachte Mahlzeit aus der Tasche und kehrte an ihren Schreibtisch zurück, um sich mit den Unterlagen zu befassen, die Lucien ihr gegeben hatte. Sie schlug die Akte auf und ließ beim Anblick der ganzseitigen Zeichnung auf der ersten Seite ihr Sandwich auf halbem Weg zum Mund in der Luft hängen.
Was war das denn? Sie legte den Kopf schief und versuchte es herauszufinden, wurde jedoch nicht klüger. Über einen ganz normalen Vibrator, den man ihr an ihrem Junggesellinnenabschied geschenkt hatte, ging ihre Erfahrung mit Sexspielzeug nicht hinaus, und selbst dieser war nicht zum Einsatz gekommen. Sophie blätterte die Seite um und las die Produktbeschreibung.
»Der brandneue ›Leck- und Liebesring‹ besitzt die besten Eigenschaften von unserem regulären vibrierenden Penisring sowie zusätzlich einen innovativen Klitoris-Stimulator in Zungenform aus Silikon. Für ein erfülltes Liebesspiel zu zweit. Er bewegt sich nicht nur wie eine echte Zunge, sondern fühlt sich auch so an. Der ferngesteuerte ›Leck- und Liebesring‹ vereint das Beste aus allen Welten. Die absolut wasserdichte Einheit wird zusätzlich mit einer abnehmbaren Analkette für Männer oder Frauen angeboten.«
Während Sophie die Beschreibung las, presste sie erschrocken die Hände auf die Wangen. Wollte Lucien sie wieder einmal auf die Probe stellen?
Oder war das einfach die Realität des Jobs, den sie angenommen hatte? Sophie war sich nicht sicher, aber so oder so musste sie den Bericht schreiben. Beim Durchblättern der restlichen Seiten stellte sie fest, dass es sich um standardisierte Fragebögen zum Ankreuzen handelte, die am Schluss Platz für individuelle Kommentare ließen. Diese waren offen genug, um verglichen werden zu können, aber alles andere als leicht zu lesen. Sophie merkte, dass ihr beim Lesen der Antworten der anonymen fremden Menschen zunehmend heiß wurde und ihre Unruhe wuchs. Ganz offensichtlich hatte das Spielzeug den Testern gefallen.
Unglaublicher Orgasmus, schrieb einer. Fühlte sich wie eine echte Zunge an, berichtete jemand anderer. Während sie die Antworten miteinander verglich, wanderte Sophies Blick ständig zurück zu der Zeichnung.
War das Ding wirklich so gut? Wie lebensecht fühlte es sich an? Diese und andere Fragen schossen Sophie durch den Kopf, während sie die Kommentare notierte. Sie hörte gar nicht, dass Luciens Bürotür aufging und bemerkte ihn erst, als er um die Ecke guckte. Als sie aufblickte, salutierte er zum Spaß.
Waren ihre Wangen verräterisch gerötet? Sah er ihr an, wie aufgewühlt sie war? Dem wissenden Ausdruck in seinen blauen Augen nach zu urteilen, vermutlich ja.
»Ich bin wieder da, wenn Sie irgendetwas brauchen«, murmelte er. Sophie blickte auf, als er sich abwandte und registrierte unwillkürlich, wie sich das dunkle Hemd um seine breiten Schultern spannte. Er war ganz offensichtlich gut in Form.
Sophie blies sich den Pony aus der Stirn und schüttelte den Kopf, um ihre Gedanken wieder auf den rechten Weg zu bringen und nicht länger darüber nachzudenken, wie gut Lucien Knight ohne dieses Hemd aussähe.
»Wie geht es mit dem Bericht voran?« Die Frage erschien in ihrem Chat-Fenster in der Ecke des Bildschirms. Sie zögerte, dann tippte sie.
»Ganz gut, glaube ich. Ich bin fast fertig.«
»Gute Arbeit. Kommen Sie rüber und fassen Sie die Ergebnisse für mich zusammen, wenn Sie fertig sind.«
Wahrscheinlich hörte Lucien, wie sie laut nach Luft schnappte. Die Vorstellung, die Ergebnisse der Fragebögen mit ihm zu besprechen, beunruhigte sie sehr.
Das konnte sie nicht, das konnte sie einfach nicht.
»Doch, Sie können.« Die Worte tauchten plötzlich auf dem Bildschirm auf, und sie hörte ihn laut lachen. »In Ihrer Bewerbung haben Sie geschrieben, dass Sie nach Herausforderungen suchen, Ms Black.«
Sophie bedeckte ihr Gesicht mit beiden Händen. Mit dieser Art von Herausforderung hatte sie nicht gerechnet.
»In fünfzehn Minuten. Bringen Sie Kaffee mit.«
Fast sehnte sich Sophie nach ihrem alten Job, als sie die letzten Kommentare abspeicherte und den Bericht ausdruckte. Mit Langeweile ließ sich leichter umgehen als mit diesem ständigen Nervenkitzel.
Sie heftete zwei Exemplare des Berichts zusammen und legte sie auf das Tablett neben den Kaffee. Jetzt oder nie. Sie streckte den Kopf um die Ecke.
»Ich kann Ihnen den Bericht auch gern mailen, wenn Sie beschäftigt sind.«
Lucien grinste über ihren letzten Versuch, dem Gespräch aus dem Weg zu gehen.
»Nicht nötig. Ich bin ganz Ohr, Sophie.«
Sie drehte sich um und holte tief Luft, während sie das Tablett anhob. Es war Zeit, die andere Sophie ins Spiel zu bringen – die, der Lucien die Stelle gegeben hatte. Sie konnte das hier schaffen.
Sie fasste sich ein Herz und trat in Luciens Büro.
Sophie stellte Lucien den Kaffee hin und nahm auf dem Stuhl vor seinem Schreibtisch Platz.
»Und, Sophie, wie sind Sie mit dem Bericht vorangekommen?«
Sophie reichte ihm einen der beiden Ausdrucke. Er betrachtete die Titelseite, auf die Sophie ein Bild des Liebes- und Leck-Rings sowie die Beschreibung nebst Datum und Titel des Berichts gedruckt hatte.
»Hübsche Präsentation.« Er nickte. »So weit, so gut.«
»Danke.« Sophie lächelte, mied jedoch seinen Blick. Sie war zu dem Schluss gekommen, dass sie diese Besprechung nur überstehen würde, wenn sie sich vorstellte, dass er ihr alter Chef Derek wäre und sie mit ihm so etwas Harmloses wie die Verfugung einer Wand besprach. Wenn sie ihn ansah, war ihr das nicht möglich.
Lucien schlug die erste Seite um und blätterte zur Analyse der Testergebnisse weiter.
»Fassen Sie bitte die Resultate für mich zusammen, Sophie.«
Sophie schluckte. Ablehnen kam auf keinen Fall infrage, und so blieb ihr wenig anderes übrig als anzufangen. Sie räusperte sich.
»Nun, wie Sie sehen, fand die Testgruppe, dass …, dass das Produkt seinen Zweck erfüllt.«
»Seinen Zweck erfüllt?« Luciens leises Lachen klang anzüglich. »Das geht besser, Ms Black. Von vorn, bitte.«
Sophie tastete nach ihrem Hals, und Luciens Blick folgte ihrer Bewegung.
»Okay. Gut. Zur ersten Frage. Die Testpersonen wurden gebeten, das Produkt nach seinem Aussehen zu beurteilen.«
»Und?«
»Und es gefiel ihnen. Ein paar hätten es besser gefunden, wenn es bunt wäre, aber den meisten gefiel, dass es durchsichtig ist.«
»Warum?«
»Warum was?«
»Warum fanden sie die durchsichtige Version besser als eine bunte?«
»Aus den Kommentaren ging hervor, dass die Testpersonen es gut fanden, dass das Gerät kaum auffällt.«
Lucien nickte. »Und was halten Sie von der Aufmachung?«
»Ich?«
Lucien nickte wieder und sah sie erwartungsvoll an. Sie versuchte sich vorzustellen, dass er sie nur gefragt hätte, welche Fugenmischung sie empfehlen würde. Es funktionierte nicht sehr gut.
»Ich weiß nicht so recht«, stotterte sie und blätterte zurück zum Titelbild, um es sich noch einmal anzusehen. Lucien rollte mit seinem Stuhl zurück zu einem Schrank und öffnete ihn, dann kehrte er mit einem echten Leck- und Liebesring in der Hand zum Schreibtisch zurück. Sophie erbleichte, als er ihn aus der Packung holte. Er streckte ihn ihr über den Schreibtisch entgegen, und Sophie blieb nichts anderes übrig, als ihn zu ergreifen.
»Sehen Sie ihn sich an«, sagte er, und sie senkte hastig den Blick. »Achten Sie darauf, wie er sich auf Ihrer Haut anfühlt.«
Sophie konnte jetzt erst recht nicht verhindern, dass ihr die Hitze in die Wangen stieg, aber was konnte er schließlich anderes erwarten?
»Achten Sie darauf, wie Ihre Haut hindurchscheint. Wir haben ihn so designt, dass er fast unsichtbar ist.«
Sie hörte den Stolz in seiner Stimme. So heikel ihr das Thema auch vorkam, der Produkttest war eine wichtige Information für Lucien, und er nahm sie ernst.
Sie blickte hinunter auf das Sexspielzeug in ihrer Hand, und die Scham wich Neugierde. Es war wesentlich weicher und elastischer, als sie es sich vorgestellt hatte. Der zungenförmige Stimulator überraschte sie mit seiner sehr realistischen Form. Ihre Gedanken nahmen eine naheliegende Richtung – wie fühlte es sich an, das Gerät beim Sex zu benutzen? Noch mehr verstörte sie, dass nicht Dan im Mittelpunkt ihrer nicht jugendfreien Fantasie stand.
»Kommen wir zur zweiten Frage.« Sie hustete und verjagte die Bilder aus ihrem Kopf. »Wie leicht ist das Produkt zu bedienen?«
Die Leute schwärmten geradezu von der Bedienerfreundlichkeit.
»In diesem Bereich hat das Produkt sehr gut abgeschnitten, Lucien. Die Tester fanden es extrem leicht zu handhaben.«
»Gut. Das hatten wir gehofft.« Er schien damit zufrieden, und sie dankte ihren Glückssternen und machte weiter.
»Die nächste Frage richtete sich speziell an Frauen.« Sophie zwang ihre Wangen, kühl zu bleiben. »Es wurde gefragt, ob das Produkt die Lust der weiblichen Partner beim Sex erhöht habe.«
Sophie konnte nicht aufblicken. Das Gespräch war zu intim. Auch mit Dan hätte sie sich bei diesem Thema unwohl gefühlt, erst recht jetzt mit Lucien.
»Und das Ergebnis?«
Sophie nickte. »Äh, ja. Die Antworten waren auch hier sehr positiv.«
»Bei allen? Keine zusätzlichen Kommentare?«
Oh, es hatte Kommentare gegeben. Viele sogar.
Sophie strich sich mit der Hand über die Stirn und hustete noch einmal. Das hier war unerträglich schwer. Doch ging es nicht genau darum? Das war das Alltagsgeschäft der Branche, in der sie nun arbeitete. Sie musste Lucien beweisen, dass sie den Anforderungen gewachsen war. Es wurde Zeit, dass sie sich zusammenriss und die Assistentin war, die Lucien brauchte, sonst konnte sie ihren Hut nehmen. Der Gedanke, dass sie ihre Stelle verlieren könnte, half ihr, sich zu konzentrieren. Sie straffte die Schultern und blickte auf.
»Jede einzelne Frau fand ihn wunderbar, Lucien.« Sophie ließ nicht zu, dass man ihrer Stimme das leiseste Zittern anhörte. »Sie waren alle der Meinung, dass der Klitoris-Stimulator ihnen geholfen hat, beim Sex zum Orgasmus zu kommen. Eine Frau berichtete von drei Orgasmen innerhalb von einer halben Stunde, und viele erwähnten, dass die Zunge sich überaus echt anfühle.«
Lucien nickte. »Und Sie, Sophie?«
»Ich?«
»Meinen Sie, dass sich die Zunge echt anfühlt?«
»Lucien, ich habe das nicht …« Sophie hob die Brauen.
»Schalten Sie ihn ein und testen Sie ihn in Ihrer Handfläche.«
»Das ist nicht Ihr Ernst.«
»Aber selbstverständlich. Sie müssen sich mit allen Aspekten unseres Geschäfts auseinandersetzen, und dazu gehört, dass Sie über unsere Produkte genau Bescheid wissen.«
Lieber Gott. Er erwartete ernsthaft, dass sie das Gerät anstellte und testete. Hier vor ihm. Er war ungeheuerlich, Sophie hatte sich noch nie in ihrem Leben so schutzlos gefühlt. Oder so erregt.
Sie betätigte den Schalter der Vibrationszunge, und das Gerät in ihrer Hand erwachte zum Leben. Als sie hinabblicke, sah sie, dass die Zunge leicht gewellt war und sich entsprechend bewegte.
Eine zungenähnliche Bewegung. Als Sophies Blick zu Lucien zuckte, sah sie, dass er aufmerksam ihr Gesicht beobachtete und dass seine Augen dunkelblau funkelten. Er hob herausfordernd eine Braue.
»Halten Sie es an ihre Handfläche.« Es war mehr ein Befehl als eine Bitte, und Sophie gehorchte.
Sie hielt die Zungenspitze leicht gegen die Mitte ihrer Hand.
Lucien schüttelte den Kopf. »Nicht so.« Er kam um den Schreibtisch herum und ging vor ihr in die Hocke. »Stellen Sie sich vor, wie man das Gerät beim Sex halten würde.« Er nahm ihre kleine schmale in seine große goldbraune Hand, dann drehte er mit der anderen das Spielzeug und drückte den Zungenstimulator flach in ihren Handteller.
»So«, sagte er und sah zu ihr hoch. »Wie fühlt sich das jetzt an?«
Sophie saß wie angewurzelt da und starrte mit großen Augen zu ihm hinunter.
»Als würde jemand meine Handfläche lecken«, flüsterte sie.
Er betätigte den Schalter, und die Vibration verstärkte sich.
»Und jetzt?«
Sophie veränderte ihre Haltung. Luciens würziger Zimtgeruch stieg ihr in die Nase, und das Gefühl seiner warmen, kräftigen Hände weckte in ihr den Wunsch, sie überall auf ihrem Körper zu spüren. Er blickte nach unten, seine Wimpern lagen auf seinen Wangen und verliehen ihm irgendwie etwas Verletzliches. »Er leckt mich stärker«, sagte sie.
Lucien nickte und biss sich auf die Unterlippe. Er stellte den Schalter auf die höchste Stufe, und die kleine Zunge leckte kräftig an Sophies Handfläche.
»Und jetzt, Sophie? Wie fühlt sich das an?«
Sophie schloss die Augen. Sie konnte nicht mehr atmen.
»Soll ich es wirklich sagen?«, keuchte sie, und ihre Gedanken glitten wieder zu der Vorstellung von Lucien mit nacktem Oberkörper. »Ich bekomme Lust auf Sex. Ich würde gern wissen, wie es sich zwischen meinen Beinen anfühlt.« Sie öffnete die Augen und stellte erschrocken fest, dass sie tatsächlich laut gesprochen hatte.
Lucien blickte sie mit kaum beherrschter Lust an, er atmete ebenso flach wie sie.
»Das ist hervorragend, Sophie.«
Er räusperte sich, schaltete die Vibration aus und ließ Sophie ein paar Sekunden Zeit, sich zu sammeln, während er zu seinem Stuhl zurückging. »Ich glaube, den können wir in die Produktion geben«, sagte er und ließ den Leck- und Liebes-Ring in seine Schublade fallen. »Er scheint perfekt zu sein.«
Sophie blieb bis weit nach fünf in ihrem Büro und wartete darauf, dass Lucien ging, erst dann wollte sie seinen Raum durchqueren. Sie war immer noch fassungslos über das, was vorhin passiert war, doch sie konnte ihm nicht die Schuld dafür geben, denn sie hatte es bereitwillig geschehen lassen. Sie war Lucien Knight vom ersten Augenblick an verfallen gewesen.
Sie sollte kündigen, um ihr Leben rennen und ihre Ehe retten, bevor noch etwas Schlimmeres geschah.
Denn das würde es.
Der Computerbildschirm leuchtete auf, und das Chat-Fenster öffnete sich.
»Ich bin für heute fertig, Ms Black. Ich hoffe, Ihnen hat der erste Tag ebenso gut gefallen wie mir.«
Sophie las seine Worte, und jeder Gedanke an Kündigung war wie weggeblasen. »Ja, danke. Es war sehr … erhellend.«
»Ich hoffe, das ist etwas Gutes. Ich habe Ihnen eine kleine Hausaufgabe auf meinem Schreibtisch hinterlassen. Nehmen Sie sie mit, wenn sie gehen.«
Dann rief er »Einen schönen Abend«, und sie hörte, wie gleich darauf die Tür ins Schloss fiel.
Sie stützte den Kopf in die Hände. Was zum Teufel machte sie hier? Innerhalb von vierundzwanzig Stunden hatte sich ihr eintöniges Leben in eine Art Pornofilm verwandelt. Sie nahm ihre Tasche und ihre Jacke und ging durch Luciens Büro, wo auf seinem Schreibtisch der Leck- und Liebes-Ring mit einem Zettel für sie lag.
Sophie,
behalten Sie ihn. Er schien Ihnen zu gefallen.
Sie müssen morgen nicht vor zwei Uhr mittags hier sein, aber rechnen Sie damit, dass es spät wird.
L.
Am nächsten Mittag kurz nach eins legte Lucien den Telefonhörer auf und trommelte mit den Fingern auf die Schreibtischplatte. Die Information, die er soeben über Sophie Black erhalten hatte, änderte alles. Oder vielmehr die Information über ihren Mann.
Offenbar rechnete der Mann nicht damit, dass Sophie ihm hinterherspionierte, denn er hatte sich kaum Mühe gegeben, seine Affäre zu vertuschen, die bereits zwei Jahre andauerte. Während Lucien noch dasaß und die Information überdachte, erhielt er eine E-Mail von seinem Sicherheitschef, die das, was er ihm soeben am Telefon berichtet hatte, bestätigte. Lucien hatte im Lauf der Jahre die Erfahrung gemacht, dass seine Branche ziemlich viele Verrückte anzog, deshalb ließ er jeden neuen Angestellten routinemäßig überprüfen. Warum er nicht nur Sophie sondern auch Daniel Black hatte durchleuchten lassen, konnte er sich selbst nicht erklären, aber es stellte sich heraus, dass sein Instinkt richtig gewesen war.
Mit dem schriftlichen Bericht erhielt Lucien eine Reihe Fotos. Er verzog voller Abscheu den Mund, als er den Mann, mit dem Sophie offenbar verheiratet war, mit einer dunkelhaarigen Elfe am Arm durch den Flughafen von Heraklion schlendern sah.