Verbotenes Verlangen nach dem stolzen Spanier - Cathy Williams - E-Book

Verbotenes Verlangen nach dem stolzen Spanier E-Book

Cathy Williams

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Beschreibung

Scheinverlobung mit dem besten Freund! Im Gegenzug will dieser Caitlins Familie vor dem Ruin retten. Doch als die englische Schönheit das luxuriöse Anwesen der Cabreras in Madrid betritt, begegnet ihr ein umwerfend attraktiver Fremder: Playboy Dante Cabrera, der Bruder ihres Verlobten. Sein erster Blick verrät Caitlin sofort, dass Dante ihr das falsche Spiel nicht abnimmt. Aber der zweite Blick aus seinen samtbraunen Augen verspricht pure Lust. Ein Skandal, denn Caitlin verliebt sich hoffnungslos in den Bruder ihres Bräutigams …

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IMPRESSUM

JULIA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Christina SeegerGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2021 by Cathy Williams Originaltitel: „The Forbidden Cabrera Brother“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London in der Reihe: MODERN ROMANCE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIABand 2479 - 2020 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Ivonne Senn

Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 02/2021 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733718534

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Irgendetwas stimmt nicht, dachte Dante, während er an seinem Whiskey nippte und auf den erleuchteten, gepflegten Garten seines spanischen Anwesens hinausschaute.

Hinter sich hörte er gedämpfte Unterhaltungen und Gelächter – all die Menschen, von alten Freunden der Familie bis zu hohen Würdenträgern, die gekommen waren, um seinen vier Jahre älteren Bruder Alejandro und dessen Verlobte willkommen zu heißen.

Trotz der sehr kurzfristigen Planung war es eine hochkarätige Veranstaltung. Der Einfluss der Cabrera-Familie war so groß, dass eine Einladung – vor allem, wenn die Feier in Dantes weitläufiger Villa stattfand – von allen, ohne zu zögern, angenommen wurde.

Kleine Laternen erhellten die lange Privatallee, die zu seinem Haus führte. Die gläsernen Verandatüren hinter ihm waren an diesem warmen Sommerabend weit aufgeschoben worden, um den Blick auf das freizugeben, was extremer Reichtum einem bieten konnte. Den Kellnern entging kein leeres Glas. Weitere Laternen hingen in den strategisch platzierten Bäumen, beleuchteten den prachtvollen Infinity Pool und die große Eisskulptur eines Paares, auf der seine Mutter bestanden hatte. Dazu das elegante, unauffällige und sehr teure Streichquartett, das für leise Hintergrundmusik sorgte. In dieser Umgebung wirkten die Frauen in ihren Designerkleidern und die formell gekleideten Herren wie Paradiesvögel an einem Ort, mit dem sie sehr vertraut waren.

Seine Eltern waren natürlich überglücklich, endlich Alejandros zukünftige Frau kennenzulernen, denn das war nach ihrer Meinung schon fünf Jahre überfällig. Tradition war Tradition, und als der Älteste in der Familie und nun Mitte dreißig, hätte Alejandro schon längst verheiratet sein und die ersten Erben produziert haben sollen.

Das riesige Vermögen der Cabreras musste in der Familie bleiben, und Roberto und Isabella Cabrera forderten schon seit einiger Zeit Enkelkinder. Wie sonst sollte das Familiengeschlecht erhalten bleiben, wenn beide Söhne beschlossen, dass lockere Beziehungen wesentlich angenehmer waren, als sich in das strenge Leben eines Familienvaters zu fügen?

Dante war genauso erpicht darauf, dass sein Bruder heiratete und Kinder bekam, wie seine Eltern. Denn wenn Alejandro es nicht täte, würde es nicht lange dauern, bis seine Eltern ihm damit in den Ohren liegen würden, dass er seine Pflicht erfüllen müsse, und dazu war er definitiv nicht bereit.

Als Alejandro also vor drei Wochen angerufen und die frohe Botschaft verkündet hatte, dass er verlobt sei, hatte es eine Runde Champagner gegeben, eine Verlobungsfeier war hastig organisiert worden, und die Erwartungen waren ins Unermessliche gestiegen.

Ein kleiner Haken war jedoch die Verlobte.

Wo zum Teufel ist sie?

Hätte das verliebte Paar nicht gemeinsam eintreffen sollen? Händchen haltend und einander mit unverhohlener Anbetung in die Augen schauend? Immerhin waren sie erst seit Kurzem zusammen und hatten noch nicht das Stadium erreicht, in dem man den anderen als selbstverständlich betrachtete. Im Gegenteil, die Verlobte war wie ein weißes Kaninchen aus dem Hut gezaubert worden, also sollte die junge Liebe noch so frisch sein, dass die Frau Alejandro zu der opulenten Verlobungsparty begleitete.

Doch das hatte sie nicht, und – Dante schaute auf seine Uhr, bevor er seinen Whiskey austrank – es waren nur noch zwei Stunden, bis das üppige Büfett eröffnet wurde und die Reden begannen. Auf dem Rasen standen die gedeckten Tische, bei denen von den Leinentischdecken bis zu den Gestecken aus roten Rosen, wie es sich für ein verliebtes Paar gehörte, an nichts gespart worden war. Es gab keine Sitzordnung, weil es sich um eine Party handelte, und doch wirkte das alles in seiner Opulenz sehr formell.

Dante fragte sich, ob die geheimnisvolle zukünftige Braut sich wohl dazu herablassen würde, rechtzeitig aufzutauchen, oder ob sein Bruder sich, Entschuldigungen murmelnd, an die Gäste wenden müsste, die sich in Abwesenheit seiner Verlobten an dem feinsten Filetbraten gütlich tun würden. Feststand, dass Alejandro seltsam gleichgültig war, was die fehlenden Manieren seiner Verlobten anging. Vielleicht hatte er sich aber auch nur zu sehr an die anstrengenden Frauen aus ihrer Gesellschaftsschicht gewöhnt, für die, Dramen zu inszenieren, ein unverzichtbarer Charakterzug war. Müde dachte Dante daran, wie viele dieser Frauen er selbst schon kennengelernt hatte.

Gerade wollte er sich umdrehen und in den Salon zurückkehren, wo Champagner und Kanapees gereicht wurden, als ihm etwas ins Auge fiel. Im dämmrigen Licht erhaschte er eine Bewegung auf dem gewundenen Weg, der zum Hof vor dem Haus führte.

Er blieb ganz still stehen und kniff die Augen ein wenig zusammen, um besser sehen zu können. Da war es wieder: eine kaum wahrnehmbare Bewegung zwischen den Bäumen.

Er ließ sein Glas auf der Verandabrüstung stehen, straffte die Schultern und ging die breite Steintreppe hinunter, die in einem leichten Bogen in Richtung des Hofs und der Einfahrt führte.

Caitlin hatte Mühe, etwas zu erkennen. Vor ihr wurden Rasenflächen und eine Villa von enormen Ausmaßen von Lichtern erhellt, die man sicher auch aus dem Weltall sehen konnte. Doch die Bäume der Allee, die zum Haus führte, tauchten den Weg, den sie hinauflief, immer wieder in tiefe Schatten. Jede Sekunde könnte ihr sowieso schon albtraumhafter Ausflug ein noch albtraumhafteres Ende finden, wenn sie stolperte, sich den Knöchel brach und auf einer selbst gebauten Trage ins Haus gebracht werden müsste. Wie entwürdigend das wäre!

Alles war schiefgelaufen. Angefangen mit ihrer Mutter, die in dem Moment schluchzend angerufen hatte, als Caitlin schon längst auf dem Weg zum Flughafen hätte sein sollen, und endend mit dem Taxi, das Alejandro für sie zum Flughafen geschickt hatte, damit es sie zu ihrer Verlobungsparty brachte, und das ausgerechnet dann einen Platten bekommen hatte.

Jetzt, drei Stunden später, hatte sie beschlossen, dass es vernünftiger wäre, sich ins Haus zu schleichen, um einen Moment der Ruhe für sich zu finden, als mit quietschenden Reifen im Taxi vorzufahren und alle so darauf aufmerksam zu machen, dass sie viel zu spät war.

Sie erschauderte bei dem Gedanken an die geladenen Gäste, die sich an der Haustür versammelten, um sie in ihrem zerzausten Zustand zu mustern. Alejandro hatte sie auf seine untertreibende Art davor gewarnt, dass es „eine wilde Feier“ werden würde, was in seiner Sprache bedeutete, dass zehntausend Leute nur auf ihre Ankunft warteten.

Natürlich hatte Alejandro sein Handy wie immer nicht dabei, und dass Caitlins Plan, sich heimlich durch eine Seitentür ins Haus zu schleichen, funktionieren würde, wurde mit jedem Schritt unwahrscheinlicher. Sie hatte ein Dutzend Mal versucht, ihn anzurufen, doch immer nur die Mailbox erreicht. Inzwischen war sie es leid, immer verzweifeltere Nachrichten zu hinterlassen.

Wir sollten doch verliebt sein! In der echten Welt würde er sein Handy nicht aus den Augen lassen und krank vor Sorge über meinen Verbleib sein.

Bei dem Gedanken an Alejandro konnte Caitlin ein Lächeln nicht unterdrücken. Sicher hatte er sein Handy irgendwo auf einem Tisch liegen gelassen und musste von jemandem daran erinnert werden, dass sie immer noch nicht eingetroffen war. Was ein ziemliches Unding war, denn seine Eltern hatten diese Verlobungsparty für sie beide organisiert.

Nicht zum ersten Mal fühlte sie einen Stich des Unbehagens in Anbetracht der Geschichte, die sie sich ausgedacht hatten. In London hatte es gewirkt, als gäbe es keine Alternative, um all die verschiedenen Sorgen und Befürchtungen zu zerstreuen, aber hier …

Sie blieb stehen, um ihren Atem zu beruhigen, und schaute zu der hell erleuchteten Villa, die vor ihr aufragte. Der Hof war so groß wie ein Fußballfeld und vollgestellt mit Luxusautos aller Marken. Erneut überlief sie eine Gänsehaut.

Das hier war jetzt ihre Realität. Sie waren nicht länger in London. Sie erzählten sich ihre traurigen Geschichten nicht mehr bei einer Flasche Wein. Es war ein Plan geschmiedet worden, und Caitlin hatte kurzfristig ausgeblendet, dass Pläne, die in einem Land gemacht wurden, in einem anderen Land komplett anders aussehen konnten.

Alejandros Verlobte zu spielen, war in London die logische Lösung für ihrer beider Probleme gewesen. Doch hier …

Die um sie herumsummenden Insekten und die Herrlichkeit des weitläufigen Anwesens erinnerten sie daran, dass jedes Spiel Folgen hatte …

Mit einem Mal begann ihr Herz, wie wild zu schlagen, und sie warf einen Blick über die Schulter. Es fiel ihr schwer, dem Drang wegzulaufen, nicht nachzugeben.

Gerade wollte sie zum x-ten Mal Alejandros Nummer wählen, da bemerkte sie den Mann, der aus den Schatten getreten war und nun beinahe direkt vor ihr stand. Sie reagierte instinktiv. In der Minute, in der sie beschlossen hatte, Irland zu verlassen, um nach London zu gehen, war ihr von ihren Eltern eingebläut worden, niemandem zu trauen.

„London“, hatten sie besorgt gesagt, „ist ein gefährlicher Ort.“

Deshalb hatte Caitlin einen Grundkurs in Selbstverteidigung belegt, und diese zehn Stunden im örtlichen Gemeindesaal entluden sich nun in einem markerschütternden Schrei, während sie ihre Reisetasche in Richtung des Fremden schwang und ihn an der Schulter traf.

Sie hatte auf seinen Kopf gezielt, aber der Mann war wesentlich größer als sie. Nach dem Schwinger nahm sie eine Kampfstellung ein und beäugte ihn einige Sekunden aus zusammengekniffenen Augen, während sie ihren nächsten Zug überlegte.

Wenn sie doch nur größer wäre! Schlanker! Stärker! Aber sie war klein und rundlich, und ihr wurde sehr schnell bewusst, dass sie bei diesem Typen, der groß und breit wie ein Haus war, vermutlich keinen wirklichen Treffer landen konnte.

Also packte sie ihre Reisetasche fester und entschied sich für die vernünftigere Alternative, nämlich zu fliehen.

Doch sie kam nicht weit. In der einen Sekunde lief sie los, den Blick auf die Villa in der Ferne gerichtet, in der nächsten wurde sie von einem eisenharten Griff zurückgehalten, was sie dazu trieb, herumzuwirbeln und um sich zu treten.

„Was zum …?“, sagte Dante und hielt die Frau auf Armeslänge von sich, während sie sich wehrte und versuchte, ihn zu treffen.

„Lassen Sie mich los!“

„Hören Sie auf, mich zu treten.“

„Dann hören Sie auf, mich anzugreifen! Sie haben keine Ahnung, mit wem Sie es zu tun haben. Ich … ich bin Kampfkunstmeisterin!“

Dante ließ sie los und schwieg für einen Moment verblüfft. In der Dunkelheit konnte er die Frau nicht richtig ausmachen, aber er sah genug, um zu erkennen, dass dieser kleine Hitzkopf in Kampfkunst genauso bewandert war wie er in Ballett.

„Ich weiß nicht, wer Sie sind“, sagte sie und zog sich ein paar Schritte zurück – vermutlich, weil sie fürchtete, er würde sich erneut auf sie stürzen. „Doch wenn Sie mich nicht in Ruhe lassen, werde ich die Polizei rufen, sobald ich in …“, sie nickte brüsk zu dem Haus, „… in dem Haus bin, das Sie da oben sehen.“

„Da wollen Sie hin? Warum?“

„Das geht Sie nichts an.“

Caitlin drehte sich rum und ging so schnell, wie sie konnte, auf ihr Ziel zu. Wenn dieser Typ etwas Schlechtes im Schilde geführt hatte, war ihm offensichtlich klar geworden, dass sie kein gutes Opfer abgab. Das hätte ihm aber auch ein Blick auf ihr Outfit verraten: langer Flatterrock, praktische Schuhe, ihre weite Lieblingsbluse, über der sie, weil es abends doch etwas kühler war, eine Strickjacke trug. Nirgendwo ein einziger Diamant in Sicht.

Als sie spürte, dass er ihr folgte, umklammerte sie ihre Reisetasche noch ein wenig fester. Man konnte ja nie wissen. Sie wollte den Mann nicht angucken, auch wenn ihre Haut zu kribbeln begann, weil er nun direkt neben ihr ging. Doch sie hatte nicht vor, Blickkontakt mit ihm aufzunehmen.

„Vielleicht geht es mich doch etwas an“, sagte er auf ihre letzte Bemerkung hin, und Caitlin blieb abrupt stehen.

„Wovon reden Sie da?“

„Verlobungsparty? Alejandro? Klingelt da was?“ Er verschränkte die Arme und sah sie stumm an.

Inzwischen waren sie aus den Schatten getreten, und Caitlin konnte den Mann jetzt deutlicher sehen. Mit einem Mal wurde ihr Mund ganz trocken, und ihr Körper schien vorübergehend zu vergessen, was sie eigentlich tun wollte.

Ja, er war wirklich wie für eine Verlobungsparty gekleidet. Schwarze Hose, weißes Hemd, dessen oberste Knöpfe geöffnet waren, keine Krawatte. Er hatte die Hände in die Hosentaschen geschoben, was seine muskulöse Gestalt nur noch perfekter wirken ließ.

Ihr Atem wurde erst langsamer, dann wieder schneller. Verwirrt über ihre Reaktion, blinzelte sie. Das passte so gar nicht zu ihr.

Als ihre Blicke sich trafen, musste sie sich zusammenreißen. Dieser Mann strahlte aus jeder Pore Sex-Appeal aus. Irgendwie kam er ihr bekannt vor, doch sie wusste, dass sie sich an ihn erinnern würde, wenn sie ihn schon mal getroffen oder auch nur gesehen hätte. Er war kein Mann, den man einfach wieder vergaß.

„Sie sind auch wegen der Verlobungsfeier hier“, sagte sie, als sie endlich ihre Stimme wiederfand. Etwas verspätet fügte sie hinzu: „Stellt sich nur die Frage, warum Sie dann auf dem Grundstück herumlungern und vollkommen Fremde überfallen.“

Entschlossen marschierte sie wieder los. Die Zeit war knapp, und sie konnte nicht noch mehr davon vergeuden, indem sie sich mit jemandem unterhielt, in dessen Gegenwart sich die feinen Härchen in ihrem Nacken aufstellten.

Wieder fiel er in ihren Schritt ein, und seine Nähe jagte ihr Schauer über den Rücken.

Vor dem Haus angekommen, wählte sie noch einmal Alejandros Nummer. Ihr war ein wenig übel, und sie fühlte sich aus dem Konzept gebracht. Dass Alejandro aus einer wohlhabenden Familie stammte, hatte sie immer gewusst. Aber so unvermittelt in diese Welt hineingeschubst zu werden, sorgte dafür, dass sich ihr Magen zusammenzog.

Wie sie befürchtet hatte, nahm Alejandro nicht ab.

„Probleme?“

„Warum sind Sie immer noch hier?“, fragte sie angespannt.

„Ich dachte, ich begleite Sie persönlich hinein.“

„Glauben Sie nicht, dass ich ein eingeladener Gast bin?“

Der Mann inspizierte sie mit lässiger Gründlichkeit. Er ließ seinen Blick von ihren Zehen über ihren Körper und bis zu ihren hochroten Wangen gleiten.

Sie spürte, was er dachte: Wenn sie ein Gast war, dann ein sehr ungewöhnlicher.

„Und, sind Sie?“, fragte er. „Denn Sie sehen nicht aus, als wären Sie für eine solche Veranstaltung passend gekleidet.“

Bei diesen Worten wurden Caitlins Wangen noch heißer. Ihre Eltern hatten ihr immer gesagt, dass sie innerlich wie äußerlich schön sei. Doch Eltern waren parteiisch, und sie war immer empfindlich gewesen, was ihr Aussehen anging. Nach langen Jahren war sie über ihren Wunsch hinweg, sie wäre ein paar Zentimeter größer, fünfzehn Pfund leichter und eine langbeinige Brünette, die nicht unter Sommersprossen und Haaren litt, die selbst der geschickteste Friseur nicht zähmen konnte.

Aber im Moment, mit diesem unglaublich perfekten, sexy Mann, der vor ihr herumlungerte und sie mit einem leicht abfälligen Lächeln musterte …

„Ich habe Kleidung zum Wechseln dabei“, sagte sie kühl und nickte in Richtung ihrer Reisetasche. „Und für den Fall, dass Sie bezweifeln, dass ich wirklich eingeladen bin, sollte ich Sie vielleicht aufklären, dass ich zufällig die … äh … Alejandros Verlobte bin.“ Diese Erklärung ging ihr nicht leicht über die Lippen, aber das taten Lügen selten.

Der Mann wirkte zu verblüfft, um etwas zu erwidern.

„Ich bin allerdings ein bisschen spät dran.“

„Alejandros Verlobte?“ Er hatte offenbar seine Stimme wiedergefunden.

„Es gibt keinen Grund, so ungläubig zu klingen.“

Na ja, den gab es schon. Nicht einmal sie mit ihrer überbordenden Fantasie fand es leicht zu glauben, dass sie Alejandros Verlobte war. Sie stammten aus so unterschiedlichen Welten. Wie nah sie einander im Laufe der Zeit auch immer gekommen waren, er gehörte zum spanischen Adel, und das sah man an der Art, wie er sich bewegte, an seiner lässigen Missachtung von Geld. Er konnte tun und lassen, was er wollte, auch wenn er lustig und fürsorglich und rücksichtsvoll war und damit den Anschein erweckte, dass er sich nicht die Welt kaufen konnte. Doch das konnte er. Irgendwie erwartete man immer, dass die Superreichen rücksichtslos waren, doch Alejandro bewies das Gegenteil. Was natürlich mit ein Grund dafür war, warum sie ihn förmlich anbetete.

Sie beide waren so unterschiedlich. Sie war blass, hatte Sommersprossen, grüne Augen und kupferrote Haare. Er hatte olivfarbene Haut und dunkle Haare. Allerdings waren sie beide eher klein und rundlich, und deshalb fühlte sie sich mit ihm auch so unglaublich wohl.

„Miss Walsh?“, fragte der Mann.

„Caitlin. Hören Sie, ich kann nicht länger hier stehen und mit Ihnen quatschen. Ich muss …“ Sie schaute zu dem beeindruckenden Haus und versuchte zu erkennen, wo es wohl einen Seiteneingang gab, durch den sie sich hineinschleichen konnte. Auch wenn sie keine Ahnung hatte, was sie tun sollte, wenn sie erst einmal drinnen war und Alejandro nicht gleich fand. Sich den Weg zum Gästebad suchen, um sich umzuziehen, und hoffen, dabei niemandem über den Weg zu laufen?

Wie wenig durchdacht dieser spontan geborene Plan doch war. Nur gut, dass sie beide nach dieser Verlobungsparty wieder nach London und in ihr gewohntes Leben zurückkehren würden.

„Sie wollten gerade etwas sagen“, hakte der Fremde nach.

Caitlin sah ihn an und erschauerte erneut. Dieser Mann hatte einen ganz seltsamen Effekt auf sie. Wann hatte sie jemals auf düstere Alpha-Männer gestanden? Sie hatte doch schon vor Ewigkeiten gelernt, sich von denen fernzuhalten.

Außerdem waren so gut aussehende Männer immer viel zu sehr von sich überzeugt. Und sie war, wie ihr etwas verspätet einfiel, verlobt. Oder zumindest war sie das für die Öffentlichkeit. Was aufs Gleiche hinauslief.

„Wie Sie schon sagten“, beschied sie ihm. „Ich bin nicht wirklich passend angezogen, und ich kann Alejandro nicht erreichen. Er ist unmöglich, was sein Handy angeht. Er hat es eigentlich nie dabei.“

„Ich bin überrascht, dass er nicht in allen vier Ecken der Welt nach seiner verlorenen Braut sucht“, murmelte der Mann.

„Was meinen Sie damit?“

„Sollte er nicht nach Ihnen Ausschau halten? Vor allem, wenn Sie ihn nicht erreichen konnten, um ihm zu sagen, dass Sie später kommen?“

„Oh. Ja klar. Ich verstehe, was Sie meinen. Er … Wir sind sehr entspannt, was solche Dinge angeht.“

„Was für ein ungewöhnlicher Ansatz in einer ersthaften Beziehung.“

„Ich muss mich in meinen schicken Fummel werfen.“ Etwas an dem Tonfall dieses Mannes ließ die Anspannung in ihr wachsen. „Und Sie haben sich noch gar nicht vorgestellt. Sie sind …?“

Als sie ihn fragend anschaute, schaltete Dantes kühler, rationaler Verstand sich für einen Moment ab. Dann riss er sich zusammen und erwiderte den Blick.

„Kennen Sie sich im Haus aus?“, wechselte er geschmeidig das Thema, während er sie – ohne sie zu berühren – zwischen den Autos und an den livrierten Parkwächtern vorbeiführte.

Diese Frau war die Verlobte seines Bruders? Dante konnte es nicht recht glauben, aber andererseits … was wusste er schon darüber, welche Frauen sein Bruder mochte? Er hatte noch nie eine von Alejandros Freundinnen kennengelernt. Das Leben in unterschiedlichen Ländern, unvereinbare Terminpläne, kurze Treffen bei einem Drink in irgendeiner Bar … Er und sein Bruder hatten die Kunst, absolut nichts von Wichtigkeit zueinander zu sagen, schon vor langer Zeit perfektioniert.

Dante war immer davon ausgegangen, dass sein Bruder die gleichen Frauen mochte wie er – weltgewandt, attraktiv, die in den gleichen gesellschaftlichen Kreisen verkehrten wie er. Wenn Dante an diese Frauen dachte, kam immer eine gewisse Langeweile in ihm auf. Aber es gab eines, was er über sie wusste, und das war sehr wichtig: Sie waren alle unabhängig und reich. Zum Großteil entstammten sie Familien, die vielleicht nicht ganz in seiner Liga spielten, aber doch in einer, die ähnlich genug war. Keine Goldgräberinnen, denn aus bitterer Erfahrung wusste er, dass man denen besser aus dem Weg ging.

Eine Erinnerung stieg in ihm auf. Im zarten Alter von neunzehn Jahren hatte er einst sein Herz verloren – an eine Frau, die zehn Jahre älter gewesen war als er und so geschickt mit ihm gespielt hatte, dass er ihr am Ende das Geld bündelweise zugesteckt hatte. Alles in allem ein kleines Vermögen. Er war auf die Geschichte der gescheiterten Ehe mit einem gewalttätigen Ex und einem unschuldigen Kind hereingefallen. Sie war arm gewesen und doch auf berührende Weise hoffnungsvoll, angesichts ihrer persönlichen Tragödien. Verzweifelt hatte sie sich nach einem Neustart gesehnt und doch nur zögerlich Hilfe von ihm angenommen, was ihn nur noch entschlossener gemacht hatte, ihr mehr und mehr zu geben.

Natürlich war sie außerdem so atemberaubend schön gewesen, dass seine Libido in kürzester Zeit seinen gesunden Menschenverstand ausgeschaltet hatte. Es war so aufregend gewesen nach den ganzen zahmen, schönen, vorhersehbaren jungen Mädchen aus gutem Haus und den wohlerzogenen Erbinnen. Wenn er darüber nachdachte, was passiert wäre, wenn er sie nicht mit einem anderen Mann – ausgerechnet auch noch dem Vater ihres Kindes – im Bett erwischt hätte, erfüllte ihn Scham über seine eigene Dummheit. Doch in jedem Fehler lag eine wertvolle Lektion, und so hatte er sich nie wieder von dem abgewandt, was er kannte: reich, wunderschön, mit guter Abstammung. Bekanntes Terrain. Wenn diese Frauen egozentrisch und oftmals sehr seicht waren, dann war das ein Preis, den zu zahlen er nur zu gern bereit war.

Caitlin Walsh war kein bekanntes Terrain. Und auch wenn er über den entsprechenden Intellekt verfügte zu wissen, wie man mit einer solchen Frau umgehen musste, stellte sich die Frage, ob sein Bruder das auch wusste.

Ein gebrochenes Herz, dachte Dante, war gar nicht mal so schlecht. Es machte einen stärker. Doch sein Bruder war verlobt, und sobald die Ringe getauscht waren, wäre ein gebrochenes Herz nicht mehr das Einzige, um das man sich würde kümmern müssen. Das Familienvermögen musste beschützt werden, und Dante hatte nicht vor, das auch nur für eine Sekunde zu vergessen.

Wenn Alejandro sich in Caitlin Walsh verliebt hatte, sah Dante keinen Grund, warum er nicht ein wenig recherchieren sollte, und sei es nur, um sicherzustellen, dass Alejandro nicht den größten Fehler seines Lebens beging.

Waren Brüder nicht dafür da?

„Ich war noch nie zuvor hier“, erwiderte Caitlin angespannt. „Also kann ich mich unmöglich im Haus auskennen. Ich hatte gehofft, dass Alejandro …“

„Es ist seine Verlobungsparty. Vermutlich ist er damit beschäftigt, die Gäste zu unterhalten. Sie haben jedoch Glück. Ich kenne das Haus zufällig sehr gut. Man könnte sagen, so gut wie meine Westentasche.“

Caitlin blieb stehen und starrte ihn mit unverhohlener Erleichterung an. „Würde es Ihnen etwas ausmachen …? Ich muss mich umziehen und würde lieber nicht …“ Sie machte eine vage Geste in Richtung ihrer Kleidung. „Ich hätte schon vor Stunden hier sein sollen, aber eins kam zum anderen und … Wenn Sie sich im Haus auskennen, wäre ich Ihnen wirklich sehr dankbar, wenn Sie mir vielleicht …“

„… helfen, sich hineinzuschleichen, damit Sie sich Ihren schicken Fummel überwerfen können?“ Dante musterte sie etwas genauer. Die Reisetasche wirkte ziemlich klein für einen schicken Fummel. „Warum sollte ich das tun, nachdem Sie mir vorgeworfen haben, Sie überfallen zu haben?“

„Sie haben mich überrascht. Da habe ich natürlich entsprechend reagiert“, erwiderte sie steif.

„Sie hätten mir dauerhaften Schaden zufügen können“, gab er geschmeidig zurück. „Ich meine, immerhin sind Sie Kampfkunstmeisterin.“

Diese Bemerkung wurde mit Schweigen quittiert. Er sah, dass es sie juckte, ein paar verbale Raketen abzuschießen. Seine Antennen waren immer noch im Alarmzustand, doch diese Frau spielte in einer ganz eigenen Liga, und mit einem Mal sah es so aus, als würde die befürchtete zähe Veranstaltung doch noch interessant werden. Wenn man jemand war, der immer sagte, wo es langging, war es mal ganz nett, etwas anderes zu erleben.

„Zum Glück bin ich nicht nachtragend“, fuhr er großzügig fort. „Ich zeige Ihnen nur zu gerne einen privaten Ort, an dem Sie sich frisch machen können.“

„Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll.“ Sie klang aufrichtig.