Vergiss uns. Nicht. - Laura Kneidl - E-Book

Vergiss uns. Nicht. E-Book

Laura Kneidl

0,0
9,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Sie will sich neu verlieben. Aber sie kann ihn nicht vergessen

Sich zu verlieben ist Aprils größter Wunsch. Sie sehnt sich nach jemandem, der ihr Herz zum Flattern und ihren Bauch zum Kribbeln bringt. Der einzige Mann, der sie all das jemals hat fühlen lassen, ist Gavin Forster. Während er vor fünf Jahren noch ein wichtiger Teil ihres Lebens war, ist heute von ihrer Freundschaft nur noch Wut und Schmerz übrig. Eigentlich hätte April ihn längst vergessen sollen, aber das ist leichter gesagt als getan, schließlich ist Gavin immer noch der beste Freund ihres Bruders. Doch als Gavins Vergangenheit droht, ihn einzuholen, kann April nicht anders, als ihm zu helfen. Auch wenn sie weiß, dass sie ihr Herz dadurch erneut in Gefahr bringt ...

"Mit BERÜHRE MICH. NICHT. hat meine Liebe zu New Adult begonnen - mit VERGISS UNS. NICHT. entfacht Laura Kneidl sie erneut. April und Gavin haben mich von der ersten bis zur letzten Seite verzaubert!" SARAH SPRINZ, SPIEGEL-Bestseller-Autorin

Endlich: die Fortsetzung der Platz-1-SPIEGEL-Bestseller-Reihe!


Aprils und Gavins Geschichte:

VERGISS UNS. NICHT.

ZERBRICH UNS. NICHT. (erscheint am 28.06.2023)

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 544

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Titel

Zu diesem Buch

Leser:innenhinweis

Widmung

Playlist

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

20. Kapitel

21. Kapitel

22. Kapitel

23. Kapitel

24. Kapitel

25. Kapitel

26. Kapitel

27. Kapitel

28. Kapitel

29. Kapitel

30. Kapitel

31. Kapitel

32. Kapitel

33. Kapitel

34. Kapitel

35. Kapitel

36. Kapitel

37. Kapitel

Die Autorin

Die Romane von Laura Kneidl bei LYX

Impressum

LAURA KNEIDL

Vergiss uns. Nicht.

Roman

Zu diesem Buch

Eigentlich ist April mehr als glücklich mit ihrem Leben: Sie liebt ihren Freundeskreis und ihre Familie, das Studium macht ihr Spaß, und sie ist gerade dabei, ein absolutes Herzensprojekt zu verwirklichen. Doch in den stillen Momenten, wenn sie allein ist, merkt sie, dass ihr etwas fehlt. April sehnt sich nach jemandem, der ihr Herz zum Flattern und ihren Bauch zum Kribbeln bringt. Aber der einzige Mann, der sie all das je hat fühlen lassen, ist Gavin Forster. In ihrer Kindheit waren die beiden unzertrennlich, bis Gavin die Freundschaft vor fünf Jahren scheinbar grundlos beendete – und damit Aprils Herz in tausend Stücke brach. Sosehr sie es auch versucht, sie schafft es nicht, Gavin zu vergessen. Wie auch – er ist schließlich noch immer der beste Freund ihres Bruders. Als Gavins Vergangenheit ihn jedoch einholt, kann April nicht anders, als ihm zu helfen. Auch wenn Gavin sie mit jedem Blick und jeder Berührung wieder dieses warme Kribbeln von damals spüren lässt …

Liebe Leser:innen,

dieses Buch enthält potenziell triggernde Inhalte. Deshalb findet ihr hier eine Triggerwarnung.

Achtung: Diese enthält Spoiler für das gesamte Buch!

Wir wünschen uns für euch alle das bestmögliche Leseerlebnis.

Eure Laura und euer LYX-Verlag

Für Jina Mahsa Amini

Playlist

Harry Styles – As It Was

Tom Walker – Leave a Light On

Sigrid & Bring Me The Horizon – Bad Life

Winona Oak – He Don’t Love Me

Sleep Token – Jaws

Halsey – Sorry

Florence + The Machine – Stand By Me

BANKS – Contaminated

Highly Suspect – 16

Sofia Karlberg – Crazy In Love

Bring Me The Horizon – Can You Feel My Heart

Bad Omens – Just Pretend

Matt Maeson – Put It On Me

Avril Lavigne – Sk8er Boi

blink-182 – Always

Jessie Ware – Hearts

Loathe feat. Sleep Token – Is It Really You?

Paula Hartmann feat. Casper – Kein Happy End

1. Kapitel

Du schaffst das!

Diese drei kleinen Worte begleiteten mich, seit ich am Morgen aufgewacht war, und das noch ehe mein Wecker geklingelt hatte. An den meisten Tagen reizte ich die Snooze-Taste bis zum Letzten aus, um so lange wie möglich im Bett liegen zu bleiben, aber nicht heute. Eine halbe Stunde bevor das schrille Klingeln mich aus dem Schlaf hatte reißen können, war ich von selbst wach geworden, angetrieben von der Aufregung vor einem der wichtigsten Termine meines Lebens. Ich hatte in den letzten Wochen, nein, Monaten auf genau diesen Tag hingearbeitet.

Alles hatte mit einer Idee begonnen, die mir anfangs zu groß erschienen war, um sie Wirklichkeit werden zu lassen, bis ich Sage und Luca davon erzählt hatte. Sie hatten mich unterstützt und mich ermutigt, die Sache weiterzuverfolgen. Das hatte ich getan. Und nun saß ich hier. Auf einem Stuhl vor dem Büro der Direktorin der Melview Universität und wartete auf unser Treffen.

Mein Blick zuckte zu der Wanduhr, die über dem Büro hing.

9:55 Uhr.

Noch fünf Minuten.

Du schaffst das!

Meine Finger krallten sich fest um die zwei Mappen in meiner Hand. Doch als ich das Plastik knirschen hörte, lockerte ich den Griff umgehend. Mein ganzes Herzblut lag in diesen Ordnern, fein säuberlich formatiert, ausgedruckt und in Folien geschoben. Behutsam legte ich sie auf den freien Platz neben mir und schielte zu Richmonds Büro. Daneben war ein vergoldetes Schild an der Wand angebracht, auf dem stand:

Dr. rer. nat. Sophia Richmond. Direktorin

Richmond unterrichtete seit Jahren nicht mehr selbst, da ihre Aufgaben an der MVU inzwischen rein politischer Natur waren. Ich fand es schade, dass ich sie nie in einem Hörsaal hatte erleben dürfen. Denn genau wie ich kam sie aus der Physik. Ich hatte mir bereits im ersten Semester die Zeit genommen, ihre Doktorarbeit aus dem Bereich des Welle-Teilchen-Dualismus zu lesen, obwohl ich damals kaum ein Wort davon verstanden hatte.

Ich stand von meinem Platz auf und lief zu dem Wasserspender in der Ecke des Wartebereichs. Die Sekretärin sah kurz von ihrem Monitor auf, wandte sich aber sogleich wieder ihrer Arbeit zu. Sie wirkte gestresst. Es war Ende August, und vermutlich hatte sie alle Hände voll damit zu tun, letzte dringende Anfragen zu bearbeiten, bevor nächste Woche das neue Semester startete.

Ich nahm einen der Pappbecher aus der Halterung am Wasserspender und füllte ihn bis zur Hälfte. Das trockene Gefühl in meiner Kehle blieb jedoch und würde vermutlich bis nach meinem Termin nicht vergehen.

Du schaffst das!

Mit vor Nervosität kalten Fingern strich ich mir die Haare aus dem Gesicht, als es in meiner Hosentasche vibrierte. Ich zog mein Handy hervor und entdeckte eine neue Nachricht von Aaron in der Gruppe. Was als Planungschat für einen gemeinsamen Spieleabend begonnen hatte, war zu einem Gruppenchat geworden, in dem Sage, Luca, Connor, Aaron, Gavin und ich uns austauschten. Vor allem in den Ferien war der Chat ausgiebig genutzt worden, da wir uns nicht so oft gesehen hatten wie während des Semesters. Die einzige Person, die nicht regelmäßig in dem Chat schrieb, war Gavin.

Aaron: Gleich ist es so weit!

Sage: Viel Glück!

Connor: Du schaffst das!

Luca: Natürlich schafft sie das!

Ich: Danke, Leute!

Sage: Bist du sehr aufgeregt?

Ich: Und wie. Meine …

Ich kam nicht dazu, den Satz zu beenden und Sage wissen zu lassen, wie arg meine Finger zitterten, als die Tür zu Direktorin Richmonds Büro aufschwang. Adrenalin schoss mir durch den Körper, und die Härchen an meinen Armen stellten sich auf, als ich mich der Leiterin der Universität zuwandte.

Ich hatte Richmond schon oft über den Campus laufen oder bei irgendwelchen Reden auf Veranstaltungen gesehen, aber ich hatte ihr noch nie von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden. Sie war eine beeindruckende Frau mit einer Ausstrahlung, die nicht weniger verlangte als absoluten Respekt. Sie wirkte jedoch nicht hart und schonungslos, sondern intelligent und gewitzt, als wäre ihr Verstand dem aller anderen überlegen.

»Guten Morgen, Miss Gibson«, begrüßte mich Richmond mit einem Lächeln, das zarte Fältchen um ihre Augen legte, die hinter einem schwarzen Brillengestell aufblitzten. Das dunkelblonde Haar hatte sie sich mit einer Klammer hochgesteckt. Nur vereinzelt hatten sich ein paar Strähnen gelöst. »Kommen Sie rein.«

Ich schluckte, doch meine Kehle war trotz des Wassers so trocken, dass es eher zu einem Runterwürgen meiner Angst wurde. Ich warf den Pappbecher weg und schob das Handy zurück in die Hosentasche, bevor ich meine Schultern straffte. Dann schnappte ich mir meine Tasche vom Boden und die Mappen vom Stuhl, ehe ich Richmond in ihr Büro folgte, das dieselbe elegante Ehrfurcht ausstrahlte wie die Direktorin selbst.

Dunkle Bücherregale, die vermutlich schon seit Jahrzehnten im Besitz der Universität waren, säumten die hell gestrichenen Wände. In den unteren Regalreihen standen Ordner, in den oberen Reihen waren alte Bücher mit rissigen Ledereinbänden einsortiert. Zahlreiche Auszeichnungen, die Richmond erhalten hatte, schmückten die Wände. Das Herzstück des Raumes war allerdings ein schwerer Schreibtisch aus demselben dunklen Holz wie die Regale. Es gab einen Bürostuhl aus braunem Leder, in dem Direktorin Richmond nun Platz nahm, und zwei Sessel. Das Büro hätte düster und erdrückend wirken können, wären da nicht die zahlreichen Pflanzen gewesen, die das Zimmer dekorierten, und die großen Sprossenfenster, die den Raum mit Licht fluteten und einen weiten Blick über den Campus freigaben.

Die Direktorin deutete auf einen der Sessel. »Setzen Sie sich.«

Ich schloss die Tür hinter mir und folgte der Aufforderung. Mein Herz pochte so heftig, dass es schon beinahe wehtat. Als ich in Richmonds hellbraune Augen blickte, musste ich mich ermahnen, endlich den Mund aufzumachen, denn von selbst würde sich meine Idee nicht präsentieren.

Du schaffst das!

Ich holte tief Luft …

»Vielen Dank, dass Sie sich heute Zeit für mich nehmen«, sagte ich, erstaunt darüber, wie fest meine Stimme klang. Ich hatte erwartet, dass sie beben würde wie meine Hände, aber die Worte verließen meinen Mund klar und deutlich. »Wie in meiner Mail an Sie bereits beschrieben, möchte ich Ihnen gerne eine Idee vorstellen, von der nicht nur die Studierenden der MVU profitieren können, sondern auch das Image der Universität, da es in ganz Nevada noch kein vergleichbares Konzept gibt.«

Direktorin Richmond sagte nichts, aber ihre Augenbrauen zuckten interessiert, was ich als Zeichen nahm, mit meiner Präsentation fortzufahren.

»Es geht um ein Projekt, das ich ›Studierende helfen Studierenden‹ getauft habe, kurz SHS.«

Ich reichte Richmond eine der beiden Mappen. Die andere war für mich, ein Spickzettel, der mir durch die Präsentation helfen sollte, auch wenn ich bezweifelte, dass das nötig war, denn ich kannte meine Rede in- und auswendig. Ich hatte sie mindestens zwei Dutzend Mal geübt, entweder vor Luca und Sage oder dem Spiegel.

»Kurz gesagt ist die SHS eine spendenbasierte Hilfsorganisation, die Studierende mit finanziellen Einschränkungen unterstützen soll, um sie finanziell, aber auch mental zu entlasten. Denn ich muss Ihnen gewiss nicht erklären, was für eine unglaubliche psychische Belastung entsteht, wenn man nicht weiß, wie man seine Miete, sein Essen, seine Kleidung oder seine Bücher fürs Studium bezahlen soll«, erklärte ich.

Auf die Idee dazu hatte mich meine beste Freundin Sage gebracht. Vor gut einem Jahr war sie mit ihrem VW und nur ein paar Dollar in der Tasche von Maine nach Nevada gekommen, um ihrem übergriffigen Stiefvater zu entfliehen. Sie war völlig auf sich allein gestellt gewesen, da ihre Noten aufgrund ihrer Angststörung nicht gut genug gewesen waren, um sie für ein Stipendium zu qualifizieren. Und auch anderweitig war sie durch die Ritzen unseres ohnehin ziemlich brüchigen Systems gerutscht.

Sie hatte in ihrem Auto auf dem Campus-Parkplatz übernachtet, heimlich in den Bädern der Wohnheime geduscht und sich von Sandwiches aus dem Automaten ernährt. Zeitweise hatte sie nicht gewusst, wie sie eine weitere Woche über die Runden kommen sollte, bis sie sich erlaubt hatte, sich von Luca und mir helfen zu lassen. Und so wie es ihr ergangen war, erging es auch vielen anderen Studierenden, denn es war nicht immer möglich, sich einfach einen Job zu suchen. Nicht jeder konnte jede Tätigkeit ausüben oder die Arbeit mit seinem Studium unter einen Hut bringen. Ohnehin gab es in Melview mehr Studierende als Stellen. Vor allem in den Wintermonaten, wenn der Tourismus am Lake Tahoe einschlief, war es schlimm; viele verloren über die kalten Monate ihre Jobs.

»Die SHS würde bedürftigen Studierenden einen Zugang zu Lebensmitteln und Gebrauchsgegenständen des Alltages wie Duschgel, Zahnpaste oder Kleidung ermöglichen«, fuhr ich fort und spürte, wie sich mein Herzschlag allmählich beruhigte, denn diese Worte waren mir nicht nur vertraut, sondern ich glaubte mit jeder Faser meines Körpers an dieses Konzept.

»Und woher sollen Duschgel, Zahnpaste und Kleidung kommen?«, fragte Richmond.

»Blättern Sie dafür bitte auf Seite fünf.« Ich klappte meine eigene Mappe auf, auch wenn ich die Stichpunkte, die dort standen, nicht brauchte. »Wie bereits erwähnt, soll die SHS auf Spendenbasis laufen. Es können überall auf und um den Campus herum Spendenschränke aufgestellt werden, wo Leute ihre Spenden abgeben können, aber auch lokale Geschäfte sind bereit, die SHS zu unterstützen. Die Liste, die Sie vor sich sehen, ist natürlich nur ein Anfang, wir müssten bei Umsetzung noch weitere Partner akquirieren, aber der Secondhandshop in der Greenrose Street wäre bereit, Kleidung zu spenden, die im Laden nicht verkauft wird, und auch der Besitzer des Supermarktes in der Mainroad hat sich bereit erklärt, Lebensmittel zu spenden.«

Direktorin Richmond studierte die noch überschaubare Liste an Partnern. Ich hatte selbst mit den Ladenbesitzern gesprochen. Nicht alle waren von meiner Idee überzeugt gewesen, und nur wenige hatten mir vom Fleck weg ihre Unterstützung zugesagt. Die meisten von ihnen waren jedoch aufgeschlossen und hatten mich gebeten zurückzukommen, sobald die Pläne konkreter waren und das Projekt bewilligt worden war.

»Interessantes Konzept«, murmelte Richmond.

Ich presste die Lippen aufeinander, um ein Lächeln zu unterdrücken. Es war zu früh, um sich zu freuen. Nur weil das Konzept auf den ersten Eindruck überzeugte, bedeutete das nicht, dass auch der Rest begeisterte.

Im Laufe der nächsten halben Stunde führte ich Richmond durch die Mappe. Ich erzählte ihr, welche Mittel mir die MVU zur Verfügung stellen müsste, um die SHS umzusetzen, und wie ich gedachte, das System vor Missbrauch zu schützen.

Direktorin Richmond hörte mir aufmerksam zu. Gelegentlich stellte sie Fragen, und ich war unheimlich stolz darauf, sie ihr alle beantworten zu können. Nach einer Weile schien auch ihr bewusst zu werden, wie viel Zeit ich in die Vorbereitung dieser Präsentation gesteckt hatte. Denn irgendwann wurde jede ihrer Fragen von einem Lächeln und einem »aber daran haben Sie sicherlich schon gedacht« begleitet, was meinen Stolz in etwa auf die Größe des Mount Everest anschwellen ließ und mir zeigte, dass sich die ganze Arbeit gelohnt hatte.

Ich hatte mich in den Semesterferien stundenlang in den Recherchen verloren und oft bis spät in die Nacht Artikel gelesen und Videos darüber angeschaut, wie man eine wohltätige Organisation auf die Beine stellte, was es zu beachten gab und welche Tücken und Fallstricke auf einen warteten. Am Anfang war alles ziemlich überwältigend gewesen, aber mit der Zeit war Ordnung in das Chaos gekommen und mit jedem Tag war mir diese einst fixe Idee mehr und mehr ans Herz gewachsen.

»Mein Vorschlag wäre, dass Studierende, die sich bereit erklären, ehrenamtlich für die SHS zu arbeiten, einen positiven Vermerk im Zeugnis bekommen. Und noch besser wäre es, sie ab einer bestimmten Stundenanzahl pro Semester mit zusätzlichen Credits zu belohnen«, sagte ich und war damit auf der letzten Seite der Mappe angelangt. Am liebsten hätte ich ein erleichtertes Seufzen ausgestoßen, aber dafür war es zu früh, denn jetzt kam der wohl schwerste Teil meiner Präsentation: Richmonds Urteil.

Erwartungsvoll sah ich die Direktorin an und hielt gespannt den Atem an, um nichts von dem, was sie zu sagen hatte, zu verpassen. Das Herz schlug mir bis in die trockene Kehle. Und ich fragte mich, wie ich reagieren sollte, wenn sie mir sagte, dass das Konzept keinerlei Hand und Fuß hatte. Mir war zwar jederzeit bewusst gewesen, dass die Chance bestand, dass Richmond mir eine Abfuhr erteilte, aber ich hatte mir nie erlaubt, konkret darüber nachzudenken, wie ich in diesem Fall reagieren würde … bis jetzt. Einen unpassenderen Augenblick dafür hätte sich mein Verstand nicht aussuchen können.

»Sie haben sich wirklich sehr viele Gedanken gemacht«, sagte Richmond, und ich glaubte so etwas wie Anerkennung in ihrer Stimme mitschwingen zu hören. Sie klappte die Mappe zu und lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. »Ich bin beeindruckt und wünschte mir, einige unserer Studierenden würden sich eine Scheibe von Ihnen abschneiden. Genau diese Art von Eigeninitiative und Leidenschaft schätzen wir an der MVU.«

»Danke.«

Richmond lächelte. Es war ein aufrichtiges, kein verlogenes Schlechte-Neuigkeiten-Lächeln, was mir ein wenig von meiner Nervosität nahm. »Ein paar Punkte in Ihrem Konzept müssen noch überarbeitet werden. Die finanzielle Situation der Studierenden muss beispielsweise von einem Angestellten der MUV geprüft werden, da wir solche sensiblen Daten nicht rausgeben dürfen, aber das sind nur Kleinigkeiten. Mich haben Sie mit Ihrem Konzept überzeugt, Miss Gibson. Ich würde Ihre Idee gerne dem Komitee, das sich aus Dozenten, Ehemaligen und anderen Entscheidungsträgern der MVU zusammensetzt, vorstellen. Sollte die Mehrheit der Mitglieder Ihrem Konzept zustimmen, können Sie noch dieses Semester mit der Umsetzung beginnen.«

Nun konnte ich ein Lächeln nicht mehr zurückhalten. »Wirklich?«

Richmond nickte. »Wirklich. Sie haben großartige Arbeit geleistet.«

»Danke«, wiederholte ich, am liebsten wäre ich aufgesprungen und hätte einen Freudentanz aufgeführt, aber ich zwang mich dazu, ruhig zu bleiben. Langsam erhob ich mich von meinem Platz, schulterte meine Tasche und drückte mir die Mappe gegen die Brust. Das Plastik war von meinen verschwitzten Händen schon ganz rutschig und feucht.

Direktorin Richmond erhob sich ebenfalls, um mich zur Tür zu begleiten, obwohl diese nur ein paar Schritte entfernt war. Sie öffnete sie für mich, und ich entdeckte, dass der nächste Termin – Coach Hogan, der Trainier des Schwimmteams – bereits wartete. Ich wandte mich noch einmal zu Richmond um und stellte erstaunt fest, dass sie mich um ein paar Zentimeter überragte, obwohl ich mit meinen eins vierundsiebzig nicht die Kleinste war.

»Danke, dass Sie sich so viel Zeit für mich genommen haben.«

»Es war mir eine Freude. Ich werde mich bei Ihnen melden«, erwiderte Richmond mit einem Lächeln und reichte mir zum Abschied die Hand. »Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende und am Montag einen guten Start ins neue Semester.«

Mein Körper vibrierte noch immer vor Aufregung, als ich zwei Stunden später, nach einem ausgiebigen Training im Fitnessstudio, die Wohnung betrat, die ich mir mit Luca teilte. Sie lag in einem der wohlhabenderen Viertel der Stadt, weshalb es hier nicht viele Studierende gab. Wir konnten uns die Wohnung nur leisten, weil unsere Mom sie Luca zu seinem achtzehnten Geburtstag geschenkt hatte. Es war ihre Art, an unserem Leben teilzunehmen und uns zu unterstützen, nachdem sie unseren Dad verlassen hatte, um sich ein Leben abseits ihrer familiären Verpflichtungen aufzubauen.

»Klar, das versteh ich«, hörte ich Luca mit angestrengter Stimme sagen, als ich zur Wohnungstür hereinkam. Er hockte auf der Couch, das Handy ans Ohr gepresst. Eine tiefe Furche hatte sich zwischen seine Augenbrauen gegraben, und ein unglücklicher Zug umspielte seine Lippen, während er unruhig mit dem Lesezeichen aus Perlen spielte, das Sage für ihn gebastelt hatte und das zwischen den Seiten seines Buches klemmte. »Nein, mach dir keinen Stress«, redete er weiter, nachdem er mich mit einem Nicken begrüßt hatte.

Luca war zweieinhalb Jahre älter als ich, aber rein optisch hätten wir Zwillinge sein können. Wir hatten beide goldblonde Haare, die im Sommer einige Nuancen heller waren als im Winter, und stürmische blaugraue Augen. Trotz unserer schmalen Gesichter besaßen wir eine betonte Kieferpartie, wobei Lucas Züge deutlich kantiger waren als meine. Er war barfuß und trug nur eine Shorts, da die Hitze der letzten Tage inzwischen in das Gemäuer der Wohnung gekrochen war. Neben ihm stand ein Ventilator, der sich surrend von links nach rechts drehte.

Ich trat mir die Sandalen von den Füßen und ließ mich auf den Sessel neben der Couch fallen, sodass ich ebenfalls von dem Ventilator angepustet wurde. Meine Muskeln brannten vom Work-out, aber das war genau, was ich gebraucht hatte, um die nervöse Aufregung abzuschütteln, die das Treffen mit Richmond in mir ausgelöst hatte.

Neugierig musterte ich Luca und machte kein Geheimnis daraus, dass ich sein Telefonat belauschte.

»Okay, kein Thema.«

»…«

»Mhm, wir hören uns. Bye«, verabschiedete er sich und beendete das Gespräch. Die Furchen auf seiner Stirn glätteten sich jedoch nicht, sondern wurden noch tiefer. Achtlos warf er sein Handy auf die Couch und begann seine Nasenwurzel zwischen Daumen und Zeigefinger zu kneten.

»Wer war das?«, fragte ich und griff nach der Tüte Chips, die Luca neben sich liegen hatte. »Sage?«

»Nein, Gavin.«

Urg. Es kostete mich alle Mühe, bei der Erwähnung des Namens keine Grimasse zu ziehen. Wie bereits seit Jahren überspielte ich diesen Impuls, indem ich ein einstudiertes Lächeln aufsetzte. Noch vor fünf Jahren wäre meine Reaktion auf Gavin eine völlig andere gewesen, aber diese Zeiten waren lange vorbei.

»Was wollte er?«, erkundigte ich mich mit gespieltem Interesse, um die Scharade der letzten Jahre aufrechtzuerhalten. Luca wusste nämlich nicht, was sich damals zwischen Gavin und mir abgespielt hatte. In seiner Welt waren wir ehemalige Freunde, die sich auseinandergelebt hatten … ganz so leicht war es aber nicht. Natürlich hätte ich Luca die Wahrheit über Gavin und mich sagen können, anstatt so zu tun, als wäre alles irgendwie okay, aber Gavin war sein bester und einziger Freund, und ich wollte sie nicht auseinanderbringen.

»Wir wollten uns zum Zocken treffen, aber er hat abgesagt.«

Um ein Haar hätte ich ein erleichtertes Seufzen ausgestoßen, aber in letzter Sekunde konnte ich mich zurückhalten, und aus meinem Seufzen wurde ein leicht sarkastisch klingendes Brummen – okay, vielleicht klang es auch sehr sarkastisch.

»Tut mir leid, dass dein Freund euer Spieldate abgesagt hat«, neckte ich Luca und mampfte einen Chip.

Er öffnete den Mund, und einen Moment wirkte es so, als wollte er etwas sagen. Doch dann glättete sich die Falte auf seiner Stirn, und er beugte sich vor, um mir die Chipstüte wieder wegzunehmen. »Genug davon. Erzähl mir lieber, wie es mit Richmond gelaufen ist.«

Ich klopfte mir die Chipsreste von den Fingern. »Richtig gut! Bevor ich zu ihr ins Büro durfte, war ich echt nervös, aber als ich dann drin war und angefangen habe zu reden, wurde es besser. Sie war megainteressiert und hat viele Fragen gestellt.«

»Und was hat sie gesagt?«

»Sie hat mich gelobt und meinte, die MVU bräuchte mehr Studierende wie mich«, sagte ich stolz. »Das Konzept hat ihr auch richtig gut gefallen; sie will es demnächst dem Komitee vorstellen. Die Mitglieder können dann abstimmen, ob sie mir die Gelder für die Gründung der SHS geben oder nicht.«

»Das werden sie ganz bestimmt!«

»Das hoffe ich«, erwiderte ich mit einem nervösen Flattern im Magen.

Ich konnte mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal in meinem Leben etwas so sehr gewollt hatte wie die Bewilligung für die SHS. Nicht nur, weil ich mir in den vergangenen Monaten dafür den Arsch aufgerissen hatte, sondern weil es mir schon immer ein Bedürfnis gewesen war, anderen Menschen zu helfen. In der Highschool hatte ich freiwillig Nachhilfe in Mathematik und Physik gegeben. Ich hatte auch eine Weile in dem Pflegeheim geholfen, in dem unsere Grandma bis zu ihrem Tod gelebt hatte. Und seit ich achtzehn war, spendete ich alle vier Monate Blut. Es gab mir ein gutes Gefühl, für andere Menschen da zu sein, und half mir dabei, mich verbundener mit ihnen zu fühlen.

»Die Idee ist zu gut, um sie nicht zu unterstützen.«

»Das sagst du nur, weil du mein Bruder bist.«

»Nein, das sage ich, weil es so ist. Die SHS könnte vielen Studierenden helfen. Und ich habe deine Mappe gesehen und deinen Vortrag gehört. Nichts daran ist nicht überzeugend«, sagte Luca mit strenger Stimme, die mich ermahnte, ihm nicht zu widersprechen.

Ich lächelte. »Danke.«

Lucas Unterstützung und sein Glaube an mich bedeuteten mir die Welt. Als ich ihm vor sechs Monaten das erste Mal von der Idee erzählt hatte, war ich unglaublich nervös gewesen. Ich hatte Angst gehabt, er könnte mein Vorhaben belächeln und mir sagen, dass das Projekt zu groß für mich war und ich mir damit zu viel vornahm. Aber das Gegenteil war passiert. Er war begeistert gewesen und unterstützte mich seither. Meine ursprüngliche Sorge kam allerdings nicht aus dem Nichts. Ich wurde bereits mein ganzes Leben lang unterschätzt. Ich wusste nicht, ob es etwas war, das ich ausstrahlte, oder ob es wirklich nur an meinem Aussehen lag und daran, dass ich eine Frau war. Die Leute trauten mir im Allgemeinen nicht viel zu und fielen meist aus allen Wolken, wenn ich ihnen erzählte, dass ich Physik studierte. Und genauso wie mein Studium würde auch die SHS eine Herausforderung werden, aber eine, die ich meistern konnte.

»Konnte Richmond schon sagen, wann der Termin mit dem Komitee ist?«, fragte Luca.

»Nein, sie will sich bei mir melden. Aber sie meinte, dass wir noch dieses Semester mit der Umsetzung beginnen können, wenn alles klappt. Also sollte es hoffentlich schnell gehen«, antwortete ich, und ein nervöses Kribbeln erfüllte meinen Magen, wenn ich daran dachte, dass meine Vision bereits in diesem Semester Wirklichkeit werden könnte.

Luca grinste. »Das wird großartig.«

»Zuerst muss das Komitee zustimmen.«

»Das wird es«, sagte er voller Überzeugung.

Seine Zuversicht war beinahe ansteckend, aber ich musste auf dem Boden der Tatsachen bleiben. Denn wenn ich mir zu viel Hoffnung machte und zu weit in die Zukunft dachte, würde die Enttäuschung nur noch größer werden, sollte es nicht klappen, vor allem nach all der Arbeit, Zeit und Liebe, die ich bereits in das Projekt gesteckt hatte.

2. Kapitel

»Home sweet home«, murmelte Luca von der Beifahrerseite, als ich meinen Wagen auf den überfüllten Parkplatz der MVU lenkte. Während der Ferien war es leicht gewesen, einen freien Platz zu ergattern, da nur ein Bruchteil der Studierenden den Campus besucht hatte. Nun kämpften die Leute um die letzten verbliebenen Plätze. Links von uns ertönte ein Hupkonzert, und Studierende rannten kreuz und quer über den Asphalt.

Ich hielt die Luft an, als wäre es leichter, niemanden zu überfahren, wenn ich mich nicht aufs Atmen konzentrieren musste. Ich war eine souveräne Autofahrerin, immerhin kutschierte ich Luca und mich seit einem Jahr fast täglich zum Campus, doch Chaos auf Parkplätzen sorgte bei mir jedes Mal für Schweißausbrüche. Womöglich lag das aber auch an der unerträglichen Hitze, die meine Klimaanlage auf der kurzen Strecke von unserer Wohnung bis zum Campus nicht hatte bewältigen können.

»Da vorne!«, rief Sage und deutete zwischen den Sitzen hindurch auf einen freien Parkplatz.

Eilig sah ich mich um, um keinen Kommilitonen umzufahren, dann drückte ich aufs Gaspedal, bevor mir jemand die Lücke streitig machen konnte. Ich schnappte mir den Platz und stieß ein erleichtertes Seufzen aus, das meine Lunge wieder mit Sauerstoff flutete. Der Spot war nicht perfekt. Er lag genau zwischen zwei Baumschatten, sodass die Sonne ungehindert auf das Metalldach prallte.

Ein Wall aus Hitze schlug mir entgegen, als ich ausstieg. Obwohl es noch früh am Tag war, hatte der Sommer Melview voll im Griff. Das Thermometer meines Wagens zeigte schon jetzt fast 30 Grad an. Kein Wetter, bei dem man Lust hatte, in Vorlesungssälen zu hocken, aber zumindest waren diese klimatisiert.

Ich setzte meine Sonnenbrille auf und war froh über die Wahl meines Outfits. Jeansshorts gepaart mit weißen Converse und einem rosa Shirt mit gekrempelten Ärmeln und einem Knoten im Stoff, wodurch ein feiner Streifen nackter Haut an meinem Bauch zu sehen war. Obwohl der Sommer längst seinen Höhepunkt erreicht hatte, war ich noch immer hell wie ein weißes Bettlaken.

Luca und Sage hatten ihre Rucksäcke bereits aus dem Kofferraum genommen und warteten auf mich. Wobei sich Sage Halt suchend an Luca festklammerte. Sie litt seit Jahren an einer Angststörung, die sie vor allem in der Gegenwart von Männern Panik verspüren ließ, ein Resultat der Misshandlung durch ihren Stiefvater. Sie hatte uns lange Zeit nichts davon erzählt. Erst Monate nach unserem Kennenlernen hatte sie sich Luca und schließlich auch mir anvertraut. Zwar hatte ich von Anfang an gespürt, dass Sage etwas belastete und sie nicht gerne unter Leute ging, aber ich hatte sie nie dazu gedrängt, darüber zu reden, was ich im Nachhinein ein wenig bereute.

Eilig schnappte ich mir meinen eigenen Rucksack und den Cardigan, den ich mir mitgebracht hatte. Dann setzten wir uns gemeinsam in Bewegung.

Nicht nur auf dem Parkplatz ging es drunter und drüber, auch auf dem Campus herrschte heilloses Durcheinander. Es erweckte den Anschein, als wäre heute die gesamte Studentenschaft vor Ort. Für gewöhnlich nahmen Luca, Sage und ich Abkürzungen über die Grünflächen, aber das war an diesem Tag nicht möglich. Überall auf dem Rasen saßen fröhliche Grüppchen beisammen, die sich vermutlich über die Ferien austauschten, was die Abkürzung eher zu einem Slalomlauf gemacht hätte. Das Gelächter und die heiteren Stimmen erschufen eine aufgeregte Energie, die mein Inneres zum Vibrieren brachte. Und mich schon beinahe so etwas wie Vorfreude auf die erste Vorlesung empfinden ließ, die ich noch verteufelt hatte, als mein Wecker mich heute Morgen aus dem Bett geschmissen hatte.

»Was steht bei euch als Erstes auf dem Plan?«, fragte ich.

»Meine erste Vorlesung geht erst später los, aber Connor und ich wollten uns in der Bibliothek treffen, um gemeinsam nach Jobs zu gucken«, antwortete Sage. Trotz der Wärme, die meine Wangen zum Glühen brachte, wirkte sie blass um die Nase, und Panik stand in ihren Augen, welche dieselbe dunkelbraune Farbe hatten wie ihr Haar. In den letzten beiden Semestern hatte sie gemeinsam mit Luca das Archiv der Bibliothek digitalisiert, aber sie waren kurz vor den Sommerferien fertig geworden. Für sie gab es daher keine Arbeit mehr in der Bücherei. Luca hingegen war als Student für Bibliotheks- und Informationsmanagement als Aushilfe übernommen worden.

»Arbeitet Connor nicht mehr in diesem Internetcafé?«

»Das hat vor einer Weile dichtgemacht.«

Ich nickte. Überraschend war das nicht, wer brauchte schon noch Internetcafés? Fast jeder besaß einen eigenen Laptop, und überall gab es Cafés und Hotspots mit freiem WLAN. »Hast du schon eine Idee, was du machen möchtest?«

»Etwas mit wenig Kundenkontakt. Ich könnte vor oder nach Ladenschluss Regale im Supermarkt einräumen oder für irgendeine Telefonzentrale arbeiten. Ich könnte Leuten Bürobedarf verkaufen oder sie in irgendwelche Abofallen locken.«

»Ich würde mich von dir ganz bestimmt in eine Falle locken lassen«, erklärte Luca und ließ seinen Blick suggestiv über Sages Körper gleiten, obwohl es nicht viel zu sehen gab. Sie mochte es nicht, im Mittelpunkt zu stehen, weshalb sie sich gerne unauffällig kleidete. Heute trug sie ein schlichtes türkisfarbenes T-Shirt und eine Jeans, in der ihr ziemlich warm sein musste, aber ihr war die Hitze lieber als die Aufmerksamkeit irgendwelcher Männer.

Sage lachte. »Am Telefon würdest du mich nicht sehen.«

»Ich würde hören, dass du heiß bist.«

Sage verpasste Luca einen sanften Klaps gegen die Schulter, aber die Röte, die ihr in die Wange kroch, zeigte deutlich, wie sie tatsächlich über seine Worte dachte. Die zwei waren ein süßes Paar, und manchmal fiel es mir schwer, nicht neidisch zu sein. Nicht auf die beiden direkt, sondern auf das, was sie miteinander hatten. Seit über einem halben Jahr erlebte ich täglich, wie glücklich sie zusammen waren und wie sehr sie das Leben des jeweils anderen bereicherten. Da fiel es einem schwer, sich das nicht auch für sich selbst zu wünschen.

»Und wo musst du hin?«, fragte ich Luca, um mich von meinen Gedanken abzulenken.

»Auch in die Bib. Ich wollte Chester Hallo sagen und ihm für die hervorragenden Buchempfehlungen danken«, antwortete Luca leichthin. Ich hatte allerdings das Gefühl, dass er Mr Strasse nur als Ausrede benutzte, um Sage zu begleiten und mit ihr zu warten, bis Connor ihn ablöste. »Und du?«

»Ich hab gleich Physik 3 bei Professor Sinclair.«

Luca rollte mit den Augen, als würde er mich für den größten Geek halten, der ihm je begegnet war. Ich ignorierte seinen nonverbalen Kommentar. Denn er war der größte Buchnerd, den ich kannte, und wer im Glashaus saß, sollte bekanntlich nicht mit Steinen werfen.

»Heh, Luca!«

Ich zuckte beim Klang der vertrauten und zugleich fremd gewordenen Stimme zusammen. Es war ein Reflex meines Körpers, den ich nicht abstellen konnte. Instinktiv suchte mein Blick nach ihm – nach Gavin.

Er kam auf uns zu. Sein Gesicht lag halb im Schatten seiner Basecap verborgen, dennoch hätte ich ihn immer und überall erkannt. Und das nicht nur wegen seines unverkennbaren, absolut nicht existenten Modegeschmacks. Er hatte ein knallrotes T-Shirt mit einem Comic-Aufdruck an, der bereits rissig war, als hätte das Shirt schon einige Waschgänge zu viel hinter sich. Dazu trug er eine giftgrüne Shorts, die mich trotz meiner Sonnenbrille blendete. Fransen seines schwarzen Haars blitzten unter dem Basecap hervor.

Ich zwang mich zu einem Lächeln. Es spielte keine Rolle, wie beschissen mein Tag war oder wie schlecht gelaunt die Kunden in dem Bistro waren, in dem ich arbeitete, ich schaffte es immer halbwegs ehrlich zu lächeln, nur bei Gavin wollte es mir nicht gelingen; und das, obwohl ihn anzulächeln für mich lange Zeit das Natürlichste auf der Welt gewesen war. Aber nun zwang das Gewicht unserer Vergangenheit meine Mundwinkel nach unten, und ich musste mit aller Kraft dagegen ankämpfen.

»Hey«, begrüßte ich Gavin, als er neben mir stehen blieb.

Seine Lippen, die von einem dunklen Dreitagebart umrahmt waren, verzogen sich ebenfalls zu einem Lächeln, aber es barg für mich nicht länger dieselbe Wärme und Vertrautheit wie früher. »Hey, wie geht’s?«

»Gut«, erwiderte ich kurz angebunden, denn ich wusste, dass ihn die Antwort eigentlich nicht interessierte – nicht mehr. Es waren höfliche Floskeln, die wir jedes Mal, wenn wir uns begegneten, austauschten. Dabei liefen diese Unterhaltungen immer gleich ab. Ich sagte ihm, dass es mir gut ging, unabhängig davon, wie ich mich wirklich fühlte, und dann fragte ich: »Und dir?«

»Auch«, antwortete Gavin wie jedes Mal.

Ich nickte und murmelte ein »schön«, wie es sich gehörte. Es war auswendig gelernter Text. Von außen betrachtet waren Gavin und ich das perfekte Bild von ehemaligen Freunden, die zu Bekannten geworden waren, auch wenn ich keine Ahnung hatte, wie das hatte passieren können. Luca, er und ich waren damals in Brinson ein untrennbares Trio gewesen. Wie die drei Musketiere, die Jonas Brothers oder die Mitglieder von Green Day – unzertrennlich, bis wir uns doch getrennt hatten.

Gavin löste seinen Blick von mir und sah zu Luca. Dieser hatte seinen tätowierten Arm um Sage gelegt und zog sie nun an sich. Es war eine beiläufige, vielleicht sogar besitzergreifende Geste, aber jeder, der die beiden kannte, wusste, dass er damit versuchte, Sage von den Massen an Leuten abzuschirmen, die an uns vorbeizogen. »Bei euch auch alles klar?«

»Ich kann mich nicht beklagen«, erwiderte Luca und grinste Sage an, die nur stumm nickte. Ihr Blick zuckte dabei unruhig von links nach rechts zu den Menschen, die an uns vorbeigingen und sich scheinbar nicht daran störten, dass wir mitten im Weg standen. »Nimm mir das nicht übel, Mann, aber du siehst aus, als könntest du einen Kaffee vertragen.«

Gavin schnaubte. »Ist das deine Art, mich wissen zu lassen, dass ich scheiße aussehe?«

»Sozusagen.«

Unrecht hatte Luca nicht. Es war unter dem Basecap schwer zu erkennen, aber es lagen deutliche Schatten unter Gavins Augen, die so dunkel und tief waren, als wären sie nicht nur das Ergebnis einer einzigen durchzechten Nacht, sondern von Wochen der Schlaflosigkeit. Was nicht undenkbar wäre, denn Gavin litt seit seiner Kindheit an einer Schlafstörung. Ich konnte die Nächte nicht zählen, in denen er mich damals heimlich angerufen oder mir geschrieben hatte, damit ich ihn von seiner Müdigkeit ablenkte. Seinen Gedanken. Seinen Ängsten. Seinen Sorgen. Und den grausamen Bildern in seinem Kopf.

»Dann hol ich mir besser eine Tasse, bevor es losgeht«, sagte Gavin und rückte den Riemen seines Rucksacks zurecht. Es war derselbe alte Rucksack, den er bereits in der Highschool mit sich herumgetragen hatte. Löchrig und voller Patches, die verdecken sollten, wie verschlissen die Tasche eigentlich schon war. »Wollt ihr mit?«

»Sage und ich müssen in die Bib.«

Gavin blickte zu mir.

Ich fragte mich, was in seinem Kopf vor sich ging, wenn er mich ansah. Dachte er auch an früher? An unsere Freundschaft und an den Tag, an dem er sie beendet hatte? Oder hatte er damit längst abgeschlossen? Die Vorstellung, dass er mich ansehen konnte, ohne irgendetwas zu fühlen – weder Sehnsucht noch Reue oder Schmerz –, versetzte mir einen Stich. Denn ich empfand all das und noch viel, viel mehr. Zwar hatte ich mit den Jahren gelernt, diese Gefühle zu kontrollieren, aber sie waren nach wie vor da und lauerten im Schatten meines Verstandes darauf herauszukommen, oft genau dann, wenn ich es am wenigsten erwartete.

Ich schüttelte den Kopf. »Sorry, ich treff mich mit Aaron.«

»Verstehe«, murmelte Gavin. »Grüß ihn von mir.«

Ich lächelte. »Werd ich machen.«

Wir verabschiedeten uns, und unsere Wege trennten sich. Und wie jedes Mal nach einer Begegnung mit Gavin fühlte ich mich erleichtert und zugleich war mein Herz schwer. Ein Teil von mir war froh, ein weiteres Treffen überstanden zu haben, während der andere Teil es hasste, dass es überhaupt so schwer sein musste. Ich hatte das nicht kommen sehen, denn ich hatte Gavin geliebt und angenommen, dass unsere Freundschaft etwas für die Ewigkeit war. Ein Für Immer. Doch unsere Unendlichkeit hatte ein zu frühes Ende gefunden, und das war ganz allein Gavins Schuld.

Nicht meine.

Nicht unsere.

Seine ganz allein.

Während der Sommerferien vor fünf Jahren, nur wenige Tage vor seinem Geburtstag (ich hatte ihm schon ein Geschenk gekauft), hatte er mir von einem Tag auf den anderen die Freundschaft gekündigt. Wir hatten uns drei Wochen lang nicht gesehen, weil ich meine Mom besucht hatte. Ich war gerade dabei gewesen, meinen Koffer auszupacken, als Gavin in meinem Zimmer aufgetaucht war. Überschwänglich hatte ich mich ihm an den Hals geworfen, um ihn zu begrüßen, doch er hatte meine Umarmung nur halbherzig erwidert. In dem Moment hatte ich gewusst, dass etwas nicht stimmte. Und daraufhin hatte er unsere Freundschaft ohne jede Erklärung beendet und mir mitgeteilt, dass er nichts mehr mit mir zu tun haben wollte. Ohne es zu wissen, hatte er mir damals das Herz gebrochen, denn er war meine erste – und bisher einzige – Liebe gewesen.

Die Monate danach waren schlimm gewesen. Ich hatte nicht gewusst, wie ich noch mit ihm sprechen und mit ihm umgehen sollte. Und allein sein Anblick oder die Erwähnung seines Namens hatten ausgereicht, um mich den Tränen nahezubringen. Aber nach einigen langen, schweren Monaten war Gavin für sein Studium endlich aus Brinson weggezogen, und das hatte es mir leichter gemacht – bis ich ebenfalls nach Melview gekommen war und mich ihm erneut hatte stellen müssen. In den ersten zwei, drei Wochen hatte ich alles darangesetzt, Gavin aus dem Weg zu gehen. Es war nicht einfach gewesen, aber mit der Zeit hatte ich mich an seine Anwesenheit gewöhnt. Zwar hallten das Echo unserer Freundschaft und der Schmerz von damals noch immer in meiner Brust wider, aber mit der Zeit war beides leiser geworden. Oder vielleicht hatte ich auch nur gelernt, den Schmerz zu akzeptieren.

Ich holte tief Luft und zwang mich, jeden Gedanken an Gavin und unsere gemeinsame Vergangenheit zu verdrängen, denn ich spürte, wie sich ein vertrauter Druck hinter meinen Augen aufbaute, als hätte ich in meinem Leben nicht schon genug um Gavin geweint. Am liebsten hätte ich diese Erinnerung für immer aus meinem Verstand verbannt, aber sie war ein fester Bestandteil von mir. Sie gehörte zu mir wie die Narbe an meinem Knie von einem Sturz mit meinen Rollerblades, als ich neun Jahre alt gewesen war. Doch anders als die Wunde von damals, die zwar sichtbar, aber bereits verheilt war, schmerzte die Erinnerung noch immer.

Als ich vor einem Jahr nach Melview gezogen war, hatte ein klitzekleiner Teil von mir gehofft, dass sich das zwischen Gavin und mir wieder einrenken würde – immerhin war ich jetzt älter und erwachsener –, aber das war nicht passiert; und mit jedem Tag, den Gavin nicht auf mich zugekommen war, hatten wir uns weiter voneinander entfernt.

Doch ich wollte jetzt nicht länger an ihn denken. Es war ein herrlicher, sonniger Tag. Ein neues Semester voller Möglichkeiten hatte begonnen. Und gleich würde ich Aaron wiedersehen!

Zielstrebig lief ich in Richtung der naturwissenschaftlichen Fakultät. Das Verwaltungsgebäude und die Bibliothek waren das Kernstück der MVU, die einst eine Privatschule gewesen war. Erst in den Fünfzigerjahren war das elitäre Internat zu einem College umfunktioniert worden, das seitdem stetig gewachsen war. Aus diesem Grund bot der Campus einen faszinierenden Architekturmix. Die geistes- und sozialwissenschaftlichen Kurse fanden östlich der Bibliothek in Gebäuden statt, welche mit ihren Backsteinmauern und hohen Sprossenfenstern an die alten Ivy-League-Colleges erinnerten. Die Naturwissenschaften hingegen wurden westlich der Bibliothek in modernen Neubauten unterrichtet. Die Fassade meiner Fakultät war verglast, und das Licht der Sonne brach sich grell in der Fensterfront.

Ich legte mir eine Hand an die Stirn, da mich die Sonne trotz meiner Brille blendete. Suchend ließ ich meinen Blick über die Grünfläche vor dem Gebäude gleiten. Ich entdeckte Aaron im Schatten eines Baumes und unterdrückte ein Grinsen, als ich mich ihm näherte. Als er mich kommen sah, wurde auch sein Gesicht ausdruckslos.

»Martínez!«, begrüßte ich ihn nüchtern.

Er nickte mir zu. »Gibson.«

Ich blieb vor ihm stehen. Aarons Haar war ein Nest aus braunen Locken. Trotz der Hitze war er vollkommen in Schwarz gekleidet, allerdings nicht dieses Emo-Rock-Metal-Schwarz, sondern ein elegantes Schwarz. Er trug ein dunkles Hemd, eine dazu passende Jeans ohne Löcher und Boots, die für die Hitze zu warm sein sollten, dennoch war auf seiner Stirn kein Tropfen Schweiß zu erkennen. Einen Moment starrten wir einander herausfordernd in die Augen. Doch dann begannen Aarons Mundwinkel zu zucken, und kurz darauf brach ein Lächeln seine störrische Miene auf. Gewonnen!

Als er die Arme ausbreitete, ließ ich mich gegen seine Brust fallen, und er drückte mich fest an sich. Aaron hatte den Sommer bei seiner Familie in Mexiko verbracht. Ein-, zweimal hatten wir gefacetimed, aber für öfter war keine Zeit gewesen. Er hatte eine große Verwandtschaft, und irgendein Cousin dritten oder vierten Grades hatte immer seine Aufmerksamkeit gefordert.

»Ich hab dich vermisst«, murmelte ich.

»Ich dich auch«, erwiderte er und ließ mich los. Wir hatten uns zu Beginn unseres Studiums in einer der ersten Vorlesungen kennengelernt. Obwohl es mehr und mehr Frauen in der Physik gab, war mein Studiengang noch immer sehr von Männern dominiert und Aaron war einer der wenigen Kerle gewesen, der mir nie das Gefühl gegeben hatte, fehl am Platz zu sein. Und er hatte auch nie versucht, mit mir zu flirten, oder sich anderweitig an mich rangemacht. Inzwischen hatte ich eine Vermutung, warum das so war …

»Du hättest eben doch mit nach Mexiko kommen sollen.«

»Ich wollte mich nicht aufdrängen«, antwortete ich, außerdem hatte ich die Zeit gebraucht, um das Konzept für die SHS auszuarbeiten. In Mexiko wäre mir das kaum möglich gewesen, zumindest nicht in diesem Ausmaß, und dann wäre die Präsentation am Freitag bei Richmond vielleicht völlig anders gelaufen.

»Du kannst dich nicht aufdrängen, wenn ich dich frage.«

»Trotzdem. Es war ein Familien-Ding. Erzähl mir lieber, wie es war. Ich will alles wissen!«

Aaron lachte. »Ich glaube, dafür reicht die Zeit bis zur Vorlesung nicht.«

»Okay, was war dein Highlight?«

Er legte einen Arm um meine Schultern, und wir setzten uns in Bewegung. »Das absolute Highlight war der Besuch eines Cenote. Das ist eine Art Einstiegsloch zu einer unterirdischen Grotte. Sieht superkrass aus. Hast du sicherlich schon mal auf Instagram oder Pinterest gesehen. Wir haben dort einen Tauchgang gemacht, und meine Mom und ihr Freund haben sich verlobt.«

»Oh mein Gott. Wirklich?«

»Ja.«

»Wusstest du davon?«

Aaron nickte. »David hat mir zwei Tage vorher den Ring gezeigt und mich ganz altmodisch gefragt, ob ich damit einverstanden bin. Als würde ich jemals Nein zu etwas sagen, von dem ich weiß, dass es meine Mom glücklich macht.«

»Hast du Fotos?«

»Klar!« Aaron zückte sein Handy. Seine Galerie war voll mit Erinnerungen aus Mexiko. Er scrollte bis zu den Bildern der Verlobung. Im Hintergrund sah man die Grotte mit ihrem klaren türkisfarbenen Wasser, das vom Sonnenlicht geküsst wurde. Ranken und Lianen hingen von der Öffnung an der Decke hinab wie ein Wasserfall aus Grün. Im Fokus des Fotos standen allerdings zwei Menschen in Neoprenanzügen. Sie waren beide um die fünfzig. Der Mann kniete mit einer Schatulle vor einer Frau mit dem lockigen braunen Haar, das dem von Aaron so ähnlich war. Ein Ausdruck des Entzückens lag auf dem Gesicht seiner Mom. Er wischte weiter zu den nächsten Bildern, welche eine Geschichte erzählten, bei der mir ganz warm ums Herz wurde.

Aaron steckte das Handy weg, als wir das Gebäude betraten, in dem unsere erste Vorlesung stattfand. Kalte Luft schlug uns entgegen und brachte die Abkühlung mit sich, nach der ich mich gesehnt hatte. Ich erschauderte und streifte mir den Cardigan über, den ich genau für diesen Fall mitgenommen hatte. An den Wänden der Flure hingen Porträts nennenswerter Wissenschaftler aus den unterschiedlichsten Fachrichtungen.

»Wisst ihr schon, wann die Hochzeit sein soll?«

»Nein, aber vermutlich noch dieses Jahr.«

»Dieses Jahr?!«

»Ja, sie wollen nicht länger warten und auch keine große und aufwendige Feier. Nur ein paar Freunde und die engste Familie sollen dabei sein. Das ist zwar etwas gegen die Tradition, und Nana ist nicht allzu begeistert, aber meine Mom möchte es so.«

»Dann sollte sie es auch so machen. Immerhin ist es ihre Hochzeit.«

»Das hab ich ihr auch gesagt.«

Wir erreichten den Saal, in dem der Kurs von Professor Sinclair stattfand. Das Auditorium war bereits gut gefüllt. Ich entdeckte einige bekannte Gesichter aus den vorherigen Semestern, aber auch ein paar Neue waren dabei.

Aaron und ich suchten uns einen Platz mittig zur Leinwand. Ich nahm den Rucksack von der Schulter und ließ mich auf den Stuhl fallen, anschließend holte ich meinen Laptop und das Handy aus der Tasche und öffnete die App für Sprachmemos. Ich lernte am besten, wenn ich Sachen hörte und erklärt bekam, weshalb ich im letzten Semester dazu übergegangen war, Aufnahmen der Vorlesungen zu machen, um mir die Vorträge später noch einmal anhören zu können.

»Hast du schon etwas von Richmond gehört?«, fragte Aaron.

Ich hatte ihm und den anderen am Freitag nach meinem Gespräch mit Luca einen ausführlichen Bericht in der Gruppe darüber gegeben, wie das Treffen gelaufen war. Seitdem wartete ich auf Rückmeldung. Übers Wochenende hatte ich mein Postfach mindestes fünfzigmal aktualisiert mit dem Wunsch, eine Nachricht von Richmond darin zu finden, obwohl ich eigentlich wusste, dass es dafür zu früh war, aber die Hoffnung starb bekanntlich zuletzt.

Ich schüttelte den Kopf. »Nein, bisher noch nicht.«

»Schade.«

»Ja. Ich hoffe, sie meldet sich bald.«

»Ganz bestimmt«, sagte Aaron. Er schaltete seinen Laptop ein und öffnete das Skript für die Vorlesung, das er ganz vorbildlich bereits runtergeladen hatte. Er war einer der strebsamsten Studenten, die ich kannte, und wäre er nicht gewesen, wäre ich letztes Semester wohl durch eine meiner Prüfungen gerasselt. Aber unzählige schlaflose Nächte und Vormittage in der Bibliothek mit ihm und seinen unschlagbaren Notizen hatten mir dabei geholfen, in letzter Sekunde das Ruder herumzureißen.

Ich war noch nie in meinem Leben so froh über eine mittelmäßige Note gewesen. Und ich hatte mir geschworen, es nie wieder so weit kommen zu lassen. Meine akademischen Leistungen waren stets hervorragend gewesen, und ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie es wäre, meiner Mom erzählen zu müssen, dass ich einen meiner Kurse nicht bestanden hatte. Doch dieser Stolperer gehörte der Vergangenheit an. Neues Semester. Neues Glück.

Schlagartig änderte sich die Stimmung im Raum. Die aufgeregten Gespräche überall um mich herum wurden leiser und leiser, bis sie schließlich verstummten und nur noch Knistern und Rascheln zu hören war. Sämtliche Aufmerksamkeit ruhte nun auf dem Mann, der soeben den Hörsaal betreten hatte. Professor Sinclair. Mit seinem braunen Tweedjackett, der Brille mit den dicken Gläsern und der alten Aktentasche wirkte er wie die Karikatur eines Physikprofessors, doch seine autoritäre Ausstrahlung erlaubte niemandem, Witze darüber zu machen. Mit einem lauten Umpf, als würde er eine halbe Bibliothek mit sich herumtragen, stellte er seine Tasche ab. In aller Ruhe packte er die Utensilien für seinen Vortrag aus, ehe er sich uns zuwandte.

»Herzlich Willkommen in Physik 3.«

»Das war’s für heute«, beendete Professor Sinclair seine Vorlesung. Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, brach auch schon Unruhe im Hörsaal aus, davon ließ sich Sinclair allerdings nicht aus der Ruhe bringen. Er sprach einfach weiter. »Wir sehen uns am Mittwoch in alter Frische um dieselbe Zeit wieder. Genießen Sie das schöne Wetter, und denken Sie daran, den Artikel zu lesen, den mein Assistent Ihnen heute Mittag zukommen lässt. Er ist relevant für die nächste Stunde. Fragen dazu werde ich nicht beantworten!«

Ich machte mir eine Notiz auf dem Laptop, den Artikel zu lesen, bevor ich ihn zuklappte und ebenfalls meine Sachen zusammenpackte, während die ersten Studierenden bereits aus dem Hörsaal stürzten, als hätten sie schon jetzt die Nase voll. Mir schwirrte ein wenig der Kopf, denn Sinclair hatte sich nicht zurückgehalten und ohne Umschweife dort weitergemacht, wo er im vergangenen Semester aufgehört hatte. Ich konnte bereits jetzt sagen, dass Physik 3 nicht weniger anspruchsvoll werden würde als Physik 2, und die Vorlesung war schon eine Herausforderung gewesen.

Ich warf mir den Rucksack über die Schulter. »Lust auf Mensa?«

Aaron grinste. »Dasselbe wollte ich gerade auch fragen.«

Kurz überlegte ich, ob wir Sage und Luca einladen sollten, aber vermutlich verbrachten die beiden ihre Pause Off-Campus, um Sage nicht zu überfordern. Wir verließen das Auditorium und folgten dem Strom aus Studierenden in Richtung der Mensa. Offenbar hatten heute viele die Idee, ihre Pause hier zu verbringen. Die Schlange an der Essensausgabe war so lang, dass sie bis ins Freie reichte. Jemand hatte die Flügeltür mit Tabletts verkeilt, sodass sie offen stehen blieb. Und einige Leute saßen mit ihren Tellern auf der Grünfläche vor der Mensa.

Aaron und ich reihten uns in der Schlange ein.

»Hoffentlich ist noch was da, wenn wir dran sind«, sagte er und reckte den Hals.

»Das will ich doch hoffen.«

Ich war heute Morgen mit dem letztmöglichen Klingeln meines Weckers aufgestanden, und nachdem ich fertig geduscht und geschminkt gewesen war, hatte die Zeit nicht mehr zum Frühstücken gereicht. Mir knurrte der Magen, und heute war ein langer Tag. Wir hatten zwar nur eine richtige Vorlesung, aber später folgten vier Stunden im Labor für Experimentalphysik, worauf ich mich freute. Bisher waren all meine Kurse theoretischer Natur gewesen und voller Grundlagen. Und ich war gespannt darauf, den experimentellen Teil der Physik zu erkunden. Zwar sah ich mich selbst eher als theoretische Physikerin, aber vielleicht konnte mich die Experimentalphysik vom Gegenteil überzeugen. Zumal mir noch jede Menge Zeit blieb, um mich zu spezialisieren. Das konnte problemlos bis zu meinem Master warten; ich kannte sogar einige Leute, die ihren Schwerpunkt erst mit ihrer Doktorarbeit gewählt hatten.

Aaron und ich nutzten die Zeit in der Schlange, indem er mir noch mehr über Mexiko und seine große, chaotische Familie dort erzählte. Seine Mom war wegen seines leiblichen Vaters bereits vor Aarons Geburt in die USA ausgewandert, doch kaum war er auf der Welt gewesen, hatte sein Dad die beiden sitzen gelassen. Seine Großmutter – die Mom seiner Mom – war daraufhin ebenfalls nach Melview gezogen, um ihre Tochter zu unterstützen, die in mehreren Jobs hatte arbeiten müssen, um ihre Familie zu ernähren.

Ich hatte Aarons Mom bisher nicht kennengelernt, aber viele wunderbare Geschichten über sie gehört. Sie schien all das zu sein, was meine Mom nicht war – warm, herzlich, liebenswert und fürsorglich. Doch ich durfte mich nicht beklagen, denn all das hatte ich auch in meinem Dad und seiner neuen Frau Joan, von der sich Luca sogar hatte adoptieren lassen.

Aaron steckte noch mitten in seiner Erzählung darüber, wie er mit seinen Cousins eine Wasserpistolen-Schlacht ausgetragen hatte, bei der seine sechzigjährige Tante ins Kreuzfeuer geraten war, als wir endlich die Essensausgabe erreichten. Die Studierenden vor uns hatten das Büfett schon ziemlich geplündert. Aaron entschied sich für einen Salat mit einem blassen Dressing, und ich versuchte mich an dem Tortellini-Auflauf.

Wie erwartet waren alle Plätze besetzt, und wir gingen mit unseren Tabletts nach draußen, obwohl es eigentlich verboten war, die Mensa mit Tellern und Besteck zu verlassen, aber heute schien sich niemand dafür zu interessieren. Wir setzten uns in den Schatten eines Baumes, wo wir mit überkreuzten Beinen die Tabletts auf unseren Knien balancierten. Zumindest konnten wir auf diese Weise die Sonne genießen, bevor wir die nächsten Stunden im Labor verbrachten.

Ich schob mir einen Bissen meines Auflaufs in den Mund und ließ meinen Blick über die Grünfläche gleiten, als ich Gavin bemerkte. Er lief einige Meter entfernt abseits des Trubels unter einem Baum nervös auf und ab.

Sein Handy ans Ohr gepresst marschierte er unruhig hin und her. Er war zu weit weg, als dass ich hätte hören können, was er sagte, aber es war nicht zu übersehen, dass ihn das Telefonat aufregte. Sein Gesicht war verzerrt. Er rieb sich über die Stirn, die Augen und den Kiefer, als müsste er die Gefühle abwischen, die der Anruf in ihm auslöste, aber es gelang ihm nicht. Seine Schultern waren steif und seine Muskeln angespannt.

Ich fragte mich, mit wem er redete, als Aaron neben mir plötzlich einen undefinierbaren Laut ausstieß, von dem ich dachte, dass er mir und meinem Starren galt. Doch als ich ihn ansah, erkannte ich, dass er nicht mich beobachtete, sondern jemanden hinter mir. Als ich mich umdrehte, entdeckte ich Connor – und er war nicht allein. Ein Typ mit weißer Haut und hellbraunem Haar, den ich nicht kannte, war bei ihm, und es war ziemlich offensichtlich, dass ihre Beziehung nicht nur freundschaftlicher Natur war. Sie standen dicht beisammen. Connor hatte seine Arme um den Mann geschlungen, und ihre Lippen waren nur Millimeter davon entfernt, sich zu berühren.

»Wer ist das?«

»Derek«, antwortete Aaron. Seine Stimme hatte einen leicht abfälligen Tonfall angenommen. Er kratzte die letzten Reste seines Salats zusammen, vermutlich um seine Worte gleichgültig klingen zu lassen, aber mir konnte er nichts vorspielen. »Die beiden daten seit ein paar Wochen.«

Ich hob die Brauen. Davon hörte ich zum ersten Mal. Connor hatte in der Gruppe nie etwas darüber geschrieben, oder ich hatte es überlesen, was durchaus mal passieren konnte, wenn die Gespräche im Chat heiß hergingen. »Wo haben sich die beiden kennengelernt?«

»In diesem Club, in den mich Connor auch schon öfter schleifen wollte.«

»Das MYdeer?«

»Ja, genau!«

Ich war noch nie in dem Club gewesen, nicht zuletzt, weil ich noch keine einundzwanzig war und der Laden nicht so ganz meine Szene. Es war ein queerer Club, der sich unter den Studierenden großer Beliebtheit erfreute. Sticker, die das Logo des MYdeer zeigten – ein Hirschgeweih in den Farben des Regenbogens –, klebten überall auf dem Campus, auf den Toiletten, den Laternenmasten oder auf den Unterseiten der Mensa-Tabletts.

»Und wie ist dieser Derek so?«

Aaron zuckte mit den Schultern. »Irgendwie nervig.«

»Was genau meinst du mit nervig?«

»Keine Ahnung. Irgendwie nervig eben.«

Ich verkniff mir die Worte, die mir auf der Zunge lagen – dass ich mir sicher war, dass Aaron nicht von Derek genervt war, sondern von der Tatsache, dass er derjenige von ihnen beiden war, der Connor datete. Allerdings tat sich Aaron schwer damit, sich selbst einzugestehen, was er wirklich wollte. Nachdem er Connor vergangenes Silvester geküsst hatte, wenn auch nur zum Scherz, hatte ich gehofft, dass er die Kurve bekommen würde, aber er hatte die Ausfahrt verpasst, und nun war Connor weitergezogen. Was mir für Aaron leidtat, andererseits war es vielleicht der Anstoß, den er brauchte, um sich endlich mit seinen Gefühlen auseinanderzusetzen.

Mein Blick glitt von Aaron zurück zu Derek und Connor, die einander einfach nur fest in den Armen hielten, und ich spürte, wie Neid in mir aufstieg. Ich wünschte mir, ich hätte auch jemanden zum Umarmen. Ich war mit meinen neunzehn Jahren gefühlt die Einzige in meinem Umfeld, die noch nie eine Beziehung gehabt hatte, und ich wollte das auch endlich erleben. Aber ich konnte die Dates, die ich bisher gehabt hatte, an einer Hand abzählen. Nicht weil es an Gelegenheiten oder Angeboten gemangelt hatte, sondern weil ich mich für die meisten Kerle einfach nicht auf diese Art und Weise interessierte. Manchmal war da ein Aufflammen von einem Gefühl, das Anziehung ähnelte, aber auch nicht wirklich. Der einzige Mann – Junge – für den ich jemals so empfunden und den ich mit allem geliebt hatte, was mein vierzehnjähriges Herz zu geben gehabt hatte, war Gavin gewesen. Doch er hatte mir den Rücken gekehrt, bevor ich ihm meine Gefühle hatte gestehen können. Seitdem war da niemand Vergleichbares gewesen.

»Bist du fertig?«, fragte Aaron plötzlich und deutete auf meinen leeren Teller. Offenbar war das Thema Connor und Derek damit auch schon wieder beendet.

Kurz überlegte ich, weiter nachzuhaken, entschied mich jedoch dagegen. Früher oder später würde sich Aaron seinen Gefühlen stellen müssen, aber nicht heute.

Ich nickte. »Ja. Wollen wir los?«

Anstatt zu antworten, sprang Aaron auf die Beine und streckte mir die Hand entgegen, um mir aufzuhelfen. Ich warf mir meinen Rucksack über die Schulter und klopfte mir Gras und Erde vom Hintern. Wie von selbst glitt mein Blick zu Gavin, aber er war fort. Nun hockten an seiner Stelle zwei Studentinnen unter dem Baum. Suchend sah ich mich um, doch von ihm fehlte jede Spur.

3. Kapitel

Die erste Woche des Semesters war vorüber, kaum dass sie begonnen hatte. Vielleicht lag das daran, dass mir inzwischen alles vertrauter war und nicht länger diese aufgeregte, ungewisse Energie mit sich brachte wie in den vorangegangenen Semestern. Ich kannte die meisten meiner Dozenten bereits aus anderen Kursen und wusste, was ich zu erwarten hatte. Zudem hatte ich fast alle Vorlesungen gemeinsam mit Aaron, und auch wenn er nicht da war, war ich größtenteils von bekannten Gesichtern umgeben.

Ich rechnete täglich mit einer Mail von Direktorin Richmond, aber bisher war keine gekommen. Vermutlich sollte ich geduldiger sein, immerhin lag unser Treffen erst eine Woche zurück, und zu Semesterbeginn warteten gewiss viele Aufgaben und Pflichten auf sie, denen sie Vorrang geben musste. Das hielt mich allerdings nicht davon ab, jedes Mal, wenn ich nach dem Handy griff, mein Postfach zu aktualisieren.

»Wie lange brauchst du noch?«, brüllte Luca von der anderen Seite der Badezimmertür und riss mich damit aus meinen Gedanken. Wild hämmerte er gegen die Tür, was sich mit dem Beat der Musik vermischte, die aus meinem Handy schallte.

»Bin gleich fertig!«

»Beeil dich!«

Lucas Drängen hatte zur Folge, dass ich mir am liebsten extra viel Zeit unter der Dusche gelassen hätte, dennoch legte ich einen Zahn zu. Ich wusch mir die Rasierschaumreste vom linken Bein und machte mich sogleich über das rechte her, während die Spülung in meinem Haar einwirkte. Als das andere Bein ebenfalls glatt war, war mein Intimbereich an der Reihe, den heute Abend – wie immer – niemand zu sehen bekommen würde, aber ich fühlte mich damit deutlich wohler.

»April!«, brüllte Luca erneut.

»Ja, gleich!« Ich hängte meinen Rasierer zurück in die Halterung, die an den Fliesen angebracht war, und wusch mir die Spülung aus den Haaren, ehe ich mich in ein Handtuch wickelte und mir den Föhn aus dem Regal schnappte, um damit in mein Zimmer zu gehen.

Kaum hatte ich die Tür aufgesperrt, drängte sich Luca herein. Er trug eine schicke schwarze Jeans und ein dunkles Hemd, das seinen durchtrainierten Körper betonte. Anders als ich besuchte er kein Fitnessstudio, sondern liebte das Joggen und ging im Sommer auf den Sportplatz, um Klimmzüge und Ähnliches im Freien zu machen. Weshalb er im Winter immer etwas an Form verlor, denn sobald es kalt wurde, brachten ihn keine zehn Pferde mehr dazu, freiwillig die Wohnung zu verlassen.

»Was hat denn so lange gedauert?«, fragte Luca gehetzt.

»Ich habe mich rasiert.«

»Was hast du für krasse Behaarung? Musstest du die absäbeln?«

»Haha, sehr witzig.«

»Ja, und nun raus.« Ungeduldig machte er eine scheuchende Handbewegung. Unpünktlich zu sein war für Luca das Allerschlimmste. Er brauchte Ordnung und Struktur in seinem Leben. »Sage wartet schon. Wir haben Karten fürs Autokino!«

Ich verdrehte die Augen, denn das hatte er mir bereits vor Tagen erzählt, und auf meine Frage, ob ich mitkommen könnte, hatte er mir durch die Blume zu verstehen gegeben, dass er mit Sage allein sein wollte. Was wehgetan hatte, auch wenn ich es ihm nicht verdenken konnte, immerhin war er mit Sage zusammen. Allerdings war sie auch meine Freundin, und ich hatte sie zuerst kennengelernt. Es war vielleicht ein bisschen kindisch, aber manchmal fühlte es sich so an, als hätte Luca sie mir weggenommen. Wir verbrachten nur noch selten Zeit zu zweit. Aufgrund von Sages Angststörung blieben wir oft zu Hause, und da war auch immer Luca. Und wenn wir es doch mal wagten, die Wohnung zu verlassen, lud Sage Luca oft ebenfalls ein. Ich wusste, dass sie das tat, weil sie ihn liebte und sich in seiner Nähe sicher fühlte. Aber manchmal weckte dieses Verhalten in mir auch die Frage, ob Sage möglicherweise nicht so gerne Zeit mit mir verbrachte wie ich mit ihr. Es war ein wiederkehrendes Muster in meinem Leben, dass ich mich Leuten verbunden fühlte, die mich fallen ließen. Es hatte mit meiner Mom begonnen, die mich im Stich gelassen hatte, kaum dass ich hatte denken können. Dann hatte Gavin mich verlassen, genauso wie zahlreiche Freundinnen auf der Highschool, nachdem Luca mit ihnen fertig gewesen war, weshalb ich ihn damals ermahnt hatte, nichts mit Sage anzufangen. Doch ich hatte es nicht über mich gebracht, mich den Gefühlen der beiden füreinander in den Weg zu stellen. Dennoch hegte ich die Angst, dass mit Sage – und auch Aaron – dasselbe passieren könnte wie damals mit den anderen Mädchen oder Gavin.