Verliebt oder doch verwirrt in Vietnam - Ava Meier - E-Book

Verliebt oder doch verwirrt in Vietnam E-Book

Ava Meier

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Beschreibung

Bist du bereit, Olivia auf der Reise ihres Lebens zu begleiten? Nachdem sie ihren Freund in flagranti mit der Nachbarin auf ihrer Couch erwischt hat, begibt sich Olivia auf die Reise ihres Lebens. Sie findet neue Freunde und besucht atemberaubende Plätze in Vietnam und Thailand. Erlebe mit ihr Abenteuer, lerne neue Freunde kennen und durchlebe mit ihr ein Wechselbad der Gefühle. Na, neugierig? Worauf wartest du dann noch? Los, fang an zu lesen!

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Inhaltsverzeichnis

Ein paar Tage vor der Abreise. Zürich, Schweiz

Tag der Abreise. Zürich, Schweiz

Tag 1. Hanoi, Vietnam

Tag 2. Halong Bay, Vietnam

Tag 3. Bai Tu Long Bay, Vietnam

Tag 4. Halong Bay, Vietnam

Tag 5. Hanoi, Vietnam

Tag 6. Da Nang, Vietnam

Tag 7. Da Nang, Vietnam

Tag 8. Bangkok, Thailand

Tag 9. Bangkok, Thailand

Tag 10. Krabi, Thailand

Tag 11. Krabi, Thailand

Danksagung

Impressum

Ein paar Tage vor der Abreise. Zürich, Schweiz

Zufrieden schloss ich das Dokument auf meinem Computer. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich wieder einmal länger gearbeitet hatte als beabsichtigt. Ich seufzte. Zum Abendessen mit Tom würde ich es wohl nicht mehr schaffen. Ich griff nach meinem Handy, um ihm eine Nachricht zu schreiben, aber noch während ich mir überlegte, welche Ausrede ich heute liefern könnte, fing das Handy an zu vibrieren. «Indira» stand auf dem Display. Schnell wischte ich den grünen Hörer nach oben.

«Hallo», meldete ich mich.

«Hey Liebes. Na, wie war das Abendessen mit Tom? Habt ihr euch wieder versöhnt?», ertönte die Stimme von Indira.

«Nein, ich bin noch im Büro. Aber wie geht es dir? Geht es dir besser?», fragte ich und lehnte mich dabei auf meinem Bürostuhl zurück.

«Ja danke, mir geht es besser. Aber wieso bist du noch im Büro? Olivia, du magst den Job ja nicht mal!», sagte Indira verwundert.

Ich presste meine Lippen aufeinander und atmete tief ein. Da ich nicht wusste, was ich darauf antworten sollte, liess ich es.

«Irgendwann musst du mit Tom sprechen», sagte Indira einfühlsam.

«Du hast ja recht. Ich mache mich nun auch auf den Nachhauseweg. Bis morgen», sagte ich, während ich aufstand.

Auf dem Weg nach draussen schnappte ich mir meine Tasche samt Jacke.

In der Bahn ging ich im Kopf noch einmal durch, was ich Tom sagen wollte: dass wir das als Paar schaffen würden. Dass wir von mir aus nicht im nächsten halben Jahr heiraten müssten, aber es irgendwie vorwärtsgehen sollte mit unserer gemeinsamen Zukunft.

Gedankenverloren schloss ich die Wohnungstür auf. Als ich das Wohnzimmer betrat, konnte ich kaum glauben, was ich sah. Die Schenkel von Tatjana umschlangen Toms Hüften, während sie es auf unserem Sofa trieben.

«Tom!», schrie ich.

Ich war so geschockt, dass ich mich nicht bewegen konnte.

Beide sahen mich an.

«Olivia, ich kann das erklären», sagte Tom, während er aufsprang und schnellen Schrittes auf mich zu kam.

Endlich gehorchten mir meine Beine wieder. Ich drehte mich um und stürzte aus der Wohnung.

Tom rannte mir bis zur Tür hinterher. Er redete dabei die ganze Zeit auf mich ein, doch ich hörte ihm nicht zu. Auf der Strasse blieb ich kurz stehen. Wohin sollte ich nun gehen? Immerhin war das auch meine Wohnung! Zurück in die Wohnung kam nicht in Frage. Also ging ich zur Bushaltestelle. Auf dem Weg dorthin rief ich meine Schwester Sina an.

«Hallo», meldete sich meine Schwester nach dem dritten Klingeln.

«Du wirst nicht glauben, was gerade passiert ist», schluchzte ich.

«Olivia, was ist los?», fragte meine Schwester mit besorgter Stimme.

«Ich habe Tom gerade erwischt, wie er es mit unserer Nachbarin trieb.» Als ich die Worte aussprach, fühlte es sich an, als würde mir jemand in den Magen boxen.

Ich schüttelte den Kopf, da ich es immer noch kaum glauben konnte. Fünf Jahre war ich mit Tom zusammen gewesen. Bis vor ein paar Monaten war auch alles gut gewesen. Doch auf einmal wollte Tom doch noch mit der Hochzeit warten und wir fingen an, über Dinge zu streiten, über die wir noch nie gestritten hatten.

«Was?»

«Ja, ich habe ihn eben erwischt. In letzter Zeit lief es nicht mehr allzu gut. Das war auch der Grund dafür, dass ich oft länger im Büro geblieben bin und mich in Arbeit vergraben habe. Ich wollte dem Streit aus dem Weg gehen, aber ich hätte nie gedacht, dass er diese Zeit nutzen würde, um mit unserer Nachbarin Schäferstündchen abzuhalten», antwortete ich, während Tränen meine Wangen hinunterliefen.

«Wo bist du jetzt?», fragte Sina.

«An der Bushaltestelle. Ich habe nichts aus der Wohnung mitgenommen. Ich habe nur meine Handtasche.»

«Kein Problem, komm erst einmal zu mir. Dann sehen wir weiter.»

«Okay», sagte ich und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht.

«Alles wird gut», versuchte mich meine Schwester zu trösten.

Da der Bus kam, beendeten wir das Gespräch.

Noch auf dem Weg zu meiner Schwester setzte ich auch meine beste Freundin Indira über die Vorkommnisse in Kenntnis. Auch sie konnte kaum glauben, was sie da hörte. Nach den Telefonaten ging es mir etwas besser. Die Unterstützung von meiner Schwester und Indira tat mir gut.

Zum Glück lebte Sina mit ihrer Familie nicht weit entfernt.

Und so sass ich bald auf dem Sofa meiner Schwester und sprach mit ihr die letzten Wochen durch, um miteinander zu rekonstruieren, ob ich offensichtliche Zeichen übersehen hatte.

Da Tom immer wieder versuchte anzurufen, gab ich meiner Schwester das Handy zur Verwahrung. Ich hatte nicht die Kraft, um mit ihm zu sprechen.

Ein erneutes Vibrieren meines Handys riss uns aus dem Gespräch.

«Es ist dein Boss», sagte Sina und reichte mir mein Handy.

Tatsächlich stand «Chef» auf dem Display. Schnell wischte ich mir meine Tränen aus dem Gesicht.

«Hallo», meldete ich mich mit zitternder Stimme.

«Olivia, gut, dass ich dich erreiche. Ich entschuldige mich für die späte Störung, aber es handelt sich um einen absoluten Notfall», erklang die Stimme meines Chefs.

«Indira hat sich krankgemeldet. Sie sollte doch in zwei Tagen mit einer Reisegruppe nach Vietnam und Thailand fliegen, um darüber in ihrer Reisekolumne zu berichten. Alles ist bereits bezahlt. Auch die Werbetrommel wurde bereits angeworfen. Es ist ein Desaster.» Er zögerte kurz, bevor er sich schliesslich räusperte und dann weitersprach. «Indira meinte, ich solle dich fragen, ob du sie vertreten kannst. Mir ist bewusst, dass du eigentlich für die Klatschkolumne schreibst, aber ich brauche dich in Vietnam.»

Sina tippte mir auf die Schulter.

«Er möchte, dass ich in zwei Tagen nach Vietnam und Thailand reise», flüsterte ich.

«Ja, sie macht es», schrie Sina ins Telefon.

Mir blieb der Mund offen stehen und ich schaute sie entsetzt an.

«Gut, ich bereite alles vor. Olivia, ich danke dir. So, nun möchte ich dich nicht mehr weiter stören. Meine Sekretärin sendet dir morgen eine E-Mail mit allen Einzelheiten. Tschüss.»

«Aber …», sagte ich, doch mein Chef hatte bereits aufgelegt.

«Wie es aussieht, fliege ich in zwei Tagen nach Vietnam», sagte ich und schüttelte den Kopf.

«Megacool!», antwortete meine Schwester und strahlte mich an.

«Ich kann doch nicht einfach nach Vietnam.»

«Wieso nicht? Ich denke, das ist genau das, was du jetzt brauchst.» Sinas Grinsen wurde immer breiter.

«Auf der Reise kommst du bestimmt auf andere Gedanken. Zudem eignen sich Reisen immer hervorragend, um sich selbst zu finden.» Sina zögerte, bevor sie weitersprach. «Olivia, ich möchte dir nun wirklich nicht zu nahe treten, aber du warst in den letzten Jahren nicht wirklich glücklich. Dein Job erfüllt dich nicht und in deiner Beziehung passt es auch schon länger nicht mehr. Wer weiss, vielleicht hilft dir die Reise dabei, dir selbst wieder ein wenig näherzukommen und herauszufinden, was du möchtest.»

Sina hatte recht, andere Gedanken würden mir bestimmt guttun und vielleicht half mir die Reise wirklich dabei, herauszufinden, wie es weitergehen sollte. Aber so ganz allein mit einer Reisegruppe, in der ich niemanden kannte, nach Vietnam dieser Gedanke machte mich nervös.

«Du wirst sehen, dass wird megacool!», sagte meine Schwester, fast als hätte sie meine Gedanken gelesen. Sie stand auf. «So, ruh dich etwas aus. Morgen helfe ich dir beim Packen.»

Als Sina den Raum verlassen hatte, wählte ich Indiras Nummer. Schliesslich hatte sie mir das Ganze eingebrockt, jetzt konnte sie mir auch helfen, da wieder rauszukommen.

«Hallo Süsse!», meldete sich Indira.

«Hey, wie geht es dir?»

«Besser, aber der Arzt sagte, ich soll momentan nicht fliegen. Hat dich unser Chef schon angerufen?» Man konnte die Neugierde in ihrer Stimme förmlich hören.

«Ja, hat er. Wieso darfst du nicht fliegen? Wieso hast du mir das nicht schon vorhin am Telefon erzählt? Indira, was ist los?», bombardierte ich sie mit Fragen.

«Das erzähl ich dir ein anderes Mal. Was hast du gesagt? Fliegst du?»

«Indira, wie lange sind wir schon Freundinnen? Vier Jahre? Sag mir bitte, was los ist.»

«Süsse, vertrau mir, es ist alles okay. Ich erzähl es dir, sobald wir uns wiedersehen, versprochen. Aber nun möchte ich wissen: Gehst du auf die Reise? Was hast du ihm gesagt?»

«Ich habe ja gesagt. Bin mir aber nicht sicher, ob das die richtige Entscheidung war.»

«Wieso nicht? Das wird dir guttun. Du kommst auf andere Gedanken und karrieretechnisch könnte die Reise auch von Vorteil für dich sein. Du möchtest doch schon lange weg von der Klatschspalte und deine eigene Kolumne schreiben. Dies könnte deine Chance sein, der Welt zu zeigen, dass du mehr draufhast, als dir über irgendwelche Möchtegernpromis das Maul zu zerreissen.»

Indira und Sina hatten recht. Dies war eine gute Chance für mich und so verging die Zeit bis zu meiner Abreise wie im Flug.

Sina fuhr zu meiner Wohnung und holte mir meinen Pass und meine Kleidung. Darüber war ich unglaublich froh, denn ich wollte Tom nicht sehen.

Seine SMS und Anrufe ignorierte ich. Wie hatte er nur unsere gemeinsame Zukunft einfach so kaputtmachen können? Zu Recherchezwecken las ich einige von Indiras Reisekolumnen aus dem letzten Jahr und hoffte, dass meine Reise nur halb so abenteuerlich werden würde.

Wieder einmal rief ich sie voller Panik an.

«Ich kann das nicht! Ich bin nicht so mutig wie du.

Ich kann und möchte nicht aus einem Flugzeug springen oder mich von einem Berg abseilen», platzte es aus mir heraus, als sie den Anruf entgegennahm.

«Hey Süsse, ganz ruhig. Du musst das alles nicht tun. Du wirst sehen, alles kommt gut.»

«Versprochen?»

«Versprochen! So, nun geh schlafen, sonst verpasst du morgen noch den Flieger.»

«Okay, ich melde mich, sobald ich gelandet bin.»

«Tu das. Guten Flug und bis ganz bald!»

Tag der Abreise. Zürich, Schweiz

Am nächsten Morgen fuhr mich Sina zum Flughafen. Aus den Reiseinfos wusste ich, dass ich meine Reisegruppe im Café am Gate treffen sollte. Also machte ich mich nach dem Einchecken und der Verabschiedung von Sina auf den Weg dorthin.

Zum Glück fand ich das Gate auf Anhieb und auch das Café entdeckte ich prompt. Erleichterung machte sich zum ersten Mal an diesem Tag in mir breit. So weit, so gut. Ich ging zum Eingang des Cafés.

«Guten Tag, es sollte eine Reservierung auf den Namen ‹Vietnamreisegruppe vier Personen› vorliegen», sagte ich zu der Frau, die am Eingang die Gäste empfing. Sie nickte und führte mich zu einem Tisch.

An dem Vierertisch sassen bereits zwei Personen.

Beide standen auf, als sie sahen, dass ich zu ihnen an den Tisch geführt wurde.

«Hey, ich bin Leon», sagte der gutaussehende Mann, der eben noch an dem Tisch gesessen hatte, und streckte mir seine Hand entgegen. Seine braunen kurzen Haare hatte er mit etwas Gel wild frisiert. Er trug ein T-Shirt und Jeans.

«Freut mich, ich bin Olivia», sagte ich und reichte ihm die Hand. Er nahm sie fest in seine und schüttelte sie ausgiebig.

Als er meine Hand wieder losliess, drehte ich mich zu der Frau um, die ihm vorhin gegenübergesessen hatte.

«Hallo Olivia, ich heisse Celina», sagte sie, aber anstatt mir die Hand zu reichen, führte sie ihre Handflächen zusammen und nickte. Es war die Geste, die zum Beispiel Thailänder machen, um sich zu begrüssen.

Stellt sich Celina so schon einmal auf die Reise ein? Macht man diese Geste auch in Vietnam?, fragte ich mich. Mein Magen zog sich zusammen, als mir auffiel, wie schlecht ich mich auf die Reise vorbereitet hatte.

«Freut mich», sagte ich und zwang mir ein Lächeln ins Gesicht. Für ein ehrliches Lächeln war ich zu nervös.

Während ich Celina musterte, rieb ich mir über meinen Handrücken. Diese Bewegung machte ich immer, wenn ich mich beruhigen wollte. Celina trug rote Pluderhosen mit einem schwarzen Trägertop.

Ihr schwarzes leicht gewelltes Haar reichte ihr fast bis zum Po. Sie war eine hübsche Frau.

«Komm, setz dich doch!», sagte Leon und zog den Stuhl neben seinem nach hinten.

Dankbar liess ich mich auf dem Stuhl nieder. Die beiden schienen echt nett zu sein und waren etwa in meinem Alter. «Jackpot!», dachte ich mir. Denn ich hatte schon Angst gehabt, dass ich nur mit Rentnern reisen würde. Obwohl dies vielleicht gar nicht so schlecht gewesen wäre. Immerhin wäre es dann wohl eine gemütliche Reise geworden. So unauffällig wie möglich versuchte ich, die zwei zu mustern. Waren das wilde Draufgänger? Noch bevor ich mir die innerliche Frage beantworten konnte, brachte die Bedienung eine weitere Person aus unserer Gruppe zum Tisch.

«Hallo miteinander. Ich bin Remo», sagte der Neuankömmling und winkte in die Runde.

Er trug ein Edelweisshemd und Jeans.

Wir standen auf.

«Hallo, ich bin Olivia», sagte ich und streckte ihm meine Hand entgegen. Er nahm sie und drückte dabei so fest zu, dass ich ernsthaft um meine Knochen besorgt war.

«Hey, ich bin Leon.» Er streckte Remo ebenfalls seine Hand entgegen, woraufhin Remo meine Hand endlich aus seinem festen Griff entliess.

Erleichtert über meine befreite Hand bewegte ich sie unauffällig, um sicherzugehen, dass Remo keinen bleibenden Schaden angerichtet hatte.

«Und ich bin Celina.» Sie legte dabei wieder ihre Handflächen zusammen und nickte.

Eifersüchtig beobachtete ich Celinas Geste, denn so blieb ihr der feste Händedruck von Remo erspart.

Wir setzten uns und bestellten Kaffee.

«Was führt euch alle nach Vietnam und Thailand?», fragte Leon in die Runde.

«Ich war noch nie in den beiden Ländern. Mich faszinieren ihre Kulturen und auch die atemberaubende Natur», antwortete Celina.

«Ich war noch nie so weit weg. Ich bin auch noch nie geflogen. Da ich bald den Bauernhof meiner Eltern übernehme, dachte ich mir, so, jetzt mache ich noch eine Reise», fuhr Remo fort.

Nun lagen alle Blicke auf mir. Ich räusperte mich.

«Ich springe für eine Kollegin ein. Unser Magazin schreibt einen Bericht über die Agentur, die diese Reise anbietet, und ich schreibe die Reisekolumne dazu», sagte ich.

«Oh wow, da bin ich ja gespannt. Schick mir nachher auf jeden Fall den Link zur Kolumne», sagte Leon.

«Werde ich. Was führt dich nach Vietnam und Thailand?»

«Die Arbeit. Ich bin Arzt und werde ein Jahr in einem Krankenhaus in Vietnam arbeiten. Zuerst wollte ich aber noch das Land und die Leute kennenlernen. Das Programm sprach mich an und deshalb entschied ich mich für die Reisegruppe», antwortete Leon.

Leon war definitiv charismatisch, mit seinem breiten Lächeln und den Grübchen, die sich deutlich abzeichneten. Er zog mich in seinen Bann.

Nachdem wir uns alle vorgestellt hatten, plauderten wir über die Reise und hielten ein wenig Small Talk.

Zu unserem Glück hatte unser Flieger keine Verspätung und auch das Boarding ging ohne längere Wartezeiten vonstatten. Und so sassen wir bald darauf im Flieger. Unsere Plätze befanden sich in einer Vierersitzreihe. Ich hatte es mir zwischen Celina und Leon gemütlich gemacht. Als ich da so zwischen den beiden sass und froh darüber war, wie nett die ganze Truppe war, wurde mir gleichzeitig schmerzlich bewusst, dass ich nun ganz auf mich allein gestellt war. Ich hatte mein Leben mit Tom gemocht und nun sass ich hier weit weg von ihm in einem Flieger, der mich noch weiter wegbringen würde. Ich fühlte mich auf einmal so klein und allein. Ja, ich war mit einer Reisegruppe unterwegs, aber trotzdem fühlte ich mich einsam und an meine Rückkehr wollte ich gar nicht erst denken, denn dann müsste ich mir eine eigene Wohnung suchen. Meine Augen füllten sich mit Tränen. Schnell lenkte ich mich mit dem Bordentertainment ab.

Der Flug verlief reibungslos. Die meisten Passagiere schauten Filme, schliefen oder lasen ein Buch. Zwischendurch kamen die Stewardessen vorbei und boten Essen und Getränke an, während das Flugzeug durch die Wolken flog. Nach einem langen Flug war ich erleichtert, als wir endlich in Hanoi landeten.

Tag 1. Hanoi, Vietnam

In Hanoi angekommen lief alles einfacher als erwartet und so erhielten wir in Nullkommanichts unsere Koffer und verliessen den Flughafen.

Draussen schlug uns die Wärme wie eine Wand entgegen. Obwohl von der Sonne nichts zu sehen war, waren es fast dreissig Grad und es herrschte eine hohe Luftfeuchtigkeit.

Ich atmete ein paarmal tief ein und aus. Dabei füllte die nach Abgas schmeckende Luft meine Lunge.