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Gerd Hergen Lübben führt in diesem eBook "VERSIONEN III │»VOM ESSENER MARCUS«, »FUND ZU BACHERACH • NATÜRLICHE GRABLEGUNG«, »YDBY OPAK AHOI • JAHR UM JAHR« UND ANDERE TEXTE" die beispielhafte Auswahl seiner poetischen Texte fort: Gedichte und Worttänze, Balladen und Logorhythmen, die er ausser in diversen Heften, Blättern, Zeitschriften, Anthologien verstreut wieder gefunden sowie um bisher unveröffentlichte ergänzt hat, begonnen mit den bereits vorgelegten "VERSIONEN"-eBooks "I │ »AUS DEM LOGBUCH EINES SEELENVERKÄUFERS«, »THINKA KANN TANZEN • KLEISTS EMPHASEN«, »ZUEIGNUNGEN • DAIMONION«" und "II │» LÜBBENER VORTEX • WURTEN • INS FREIE «, » ETWAS ZU SCHREIBEN • CELAN • OLD EZ «, » RWE OLÉ • DELISCHE KÖRPER • MATWICH «". Die in diesen "VERSIONEN"-eBooks versammelten Texte von Gerd Hergen Lübben bezeugen seine beeindruckend eigenständige, ihm wiederholt zugesprochene formal virtuose wie sinnlich sensible dichterische Sprache. Sein "Heureka als Lyriker" habe Lübben in Lübben, wo Paul Gerhardt 1676 starb, erlebt und sich auf den Weg gemacht zu einer in unterschiedlichste Richtungen begehbaren Sprachlandschaft bildgefüllter lautmalerischer Elemente, aufgebrochen zu einem Tanz der An- und Bedeutungen: Sätze lösen sich da im Rhythmus der Wörter un Silben auf und lassen sich so neu und immer wieder anders lesen, die Lesenden mit- und hinreißend zur Verteidigung der sich scheinbar selbst angreifenden Poesie. In der Fluchtburg Gedicht ergreifen mithin aufsässige Gegenworte die Initiative, der wirklichkeitswunden Sprache zu helfen, sich in etwas zu verwandeln, was mehr sei als bloßes Sprechen: Texte von Gerd Hergen Lübben sollten, wie beispielsweise die Zeitschrift "Buch und Bibliothek" gefordert hat, "überall dort an Leser vermittelt werden, wo zeitgenössische Lyrik ernsthaft zur Diskussion steht".
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Seitenzahl: 54
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Gerd Hergen Lübben
VERSIONEN III│»VOM ESSENER MARCUS«, »FUND ZU BACHERACH • NATÜRLICHE GRABLEGUNG«, »YDBY OPAK AHOI • JAHR UM JAHR« UND ANDERE TEXTE
© 1954–2014 Gerd Hergen Lübben
© 2014 ebook verlag dreikorb
INHALT
1»DIE WAHRHEIT SCHREIBEN«
»LETTERN« │ ═ »VERSIONEN II 2.1.1«
1.1»LEBZEIT«
1.2»LIEBE SEI«
1.3»SAGE UND SCHREIBE«
1.3.1»MEINE FEDER«
1.4»VOM ESSENER MARCUSLOGORHYTHMUS«
1.4.1»NEUES«
1.4.2»KLEINIGKEITEN«
1.4.3»ZEICHEN«
1.4.4»ZIEGELSTEINE«
1.4.5»FREIHEIT«
1.5»FUND ZU BACHERACH«
1.5.1»VORSATZ«
1.5.2»VOM HEILIGEN WERNER UND POGROM IN BACHERACH«│SIEBEN BLÄTTER
1.5.3NACHKLANG
2»FÜR DIESE ROLLE«
2.1»BIN ICH«
2.2»GERÄTSCHAFTEN«
2.2.1»STÄBLERS PFIFF« │ ═ »VERSIONEN II 3.1.1«
2.3»NATÜRLICHE GRABLEGUNG«
2.3.1»KLEINER KÖRPER«
2.3.2»ENTRINDET«
2.3.3»RÜCKWEG«
2.4»DICH ATMEN«
2.5»BRANDSCHATZ«
3»FÄLLT AUF MICH«
3.1»WIE SCHWER AUCH«
3.2»IN FAHRT«
3.3»YDBY OPAK AHOI«
3.3.1»NÄCHTE ZU WACHEN«
3.4»ICH DOCH«
3.5»IM FLUGE«
3.6»BESCHLIESSERIN ZEIT«
3.7»ROLANDSYSTEMLOGORHYTHMEN«
3.7.1»WO SIND SIE GEFALLEN«
3.7.2»BETET STERBEND«
3.7.3»TATSACHEN«
3.7.4»NICHTS DA«
3.7.5»ZEICHEN WO DOCH«
4»SEIN«
4.1»RADIERT«
4.1.1»CIRRI«
4.1.2» AM MEER │ WIEDER«
4.2»NICHTS VERRÄT«
4.3»EIN SO GEMEINES SONETT«
4.4»JAHR UM JAHR«
4.4.01»AUFS NEUE« │ FÜR GELIEBTE FREUNDINNEN FREUNDE DICH
4.4.02»ÜBERLEBEN«
4.4.03»IST WAS«
4.4.04»BUHEI«
4.4.05»MEIN GOTT«
4.4.06»NACHGEBOREN«
4.4.07»QUIVIVE«
4.4.08»QUARZIG«
4.4.09»NIMM FORT«
4.4.10»HEREIN«
4.4.11»DA KOMM ICH HER«
4.4.12»KULTURKONSUM«
4.4.13»IN DEINER HAND«
4.4.14
zieh keine linien auf der geliebten
stirn heb ab auf ein
neues
jenseits rauschender panikplantagen
leb meine liebe
darin
wie ein lampenfiebriger schauspieler
sein stichwort vergisst
verlier
ich den filigranfaden der liebe
redseliges herz
such mir
die flimmernden lettern verschwiegener
liebe mit augen
(1960)
mein universum
mein herz
scheinen urbar gemacht für wälder und
auen täler weit
und höhn
krähen und tauben und giraffen und
katzen coyoten
auch feen
giganten und gnomen und halden in
städten und schüttgut
in seen
welch alchemie des schwelgenden schosses
weltbildhauerin
lebzeit
(1955)
zeih mich unverzagter kampagnen für
die linienführung
der kunst
sgraffiti mit dem grabstichelstriegel
aus der geliebten
stirn karst
zu radieren schwarz auf weiss gezinkte
legenden über
schönheit
zu bilden auf wellenkämmen zähl ich
jede schaukelnde
jolle
mit der heissen last der lüge liebe
sei nicht liebe sei
(1958)
die das was in der
luft hängt
gängelt und aufs geratewohl rollen
verteilt ohne das
stichwort
für mein stockendes herz zu soufflieren
auf ein neues an
langer
leine gespannt vor den bühnenkarren
sage und schreibe
lügen
schmücken sich gern mit langen geschichten
die wahrheit schreiben
was solls
(1958)
lügengewächse
furchen
der furcht worin lebenslinien derzeit
dichter auflesen
augen
gedeihen unter gilbendem laubwerk
verstummt könnte ich
schreiben
ewigkeit sommer treibstoff zeit lebens
leb wohl in meinen
kindern
leb fort in meinen lungernden zeilen
geraume gezeit
feder
(1959)
auf und ich brauchte ihn nicht zu kaufen
hab ihn gesungen
du stehst
auf deinem transitorischen posten
und vor dem tempel
auf den
rosten liegt er und die sind abgenutzt
vor ein paar tagen
als ich
dort schlief fühlte ich seine konjunktur
dies ist
der anfang des logorhythmus
vom marcus dem essener
philo
sophen und sogenannten krupp
der logik die jahrzehnte
darin
dieser denker unbekannt blieb
sind glücklicherweise zu
ende
schrieb das philosophenorgan
kantstudien zu unsres
marcus
siebzigstem geburtstag seine
so populären bücher
kommen
zu mehrauflagen und die tages
blätter beginnen von ihm
notiz
zu nehmen auf die dauer kann
es dann nicht ausbleiben dass
sein werk
entscheidende wirkung erlangt
und in bedeutendem mass
auch die
wirkung der kantischen lehre
steigert gleichfalls priesen die
münchner
neuesten nachrichten marcus
als einen der seltenen
denker
der gegenwart von denen die
wahrheit und einzigkeit der
lehre
kants ausser frage gestellt wird
ohne kantianische
predigt
und die frankfurter zeitung sah
zu marcus' siebzigstem im
jahre
neunzehnhundertsechsundzwanzig
kants denkrevolution
fürwahr
als menschheitsangelegenheit
und dieser marcus nun sei
wahrlich
ein kant redivivus weiss gott
dabei sei der marcus nicht
einmal
professor der philosophie
in jenen so
geheimnisvoll
schwelenden nebel der mich aller
ärgsten problem
fex überaus
anregt fröhlichen herzens
mein produkt der
sinnlichkeit du
du transsomatischer einfall von
terristischer
strahlung grosses
blaues gewölbe du samt sonne
die herableuchtet
von ihm du weg
auf dem ich gehe grosse halle
des domes du
synagoge
welt phantasmagorie du bist nicht
kalt du traumhaft
zart genetztes
empfindungsgebilde du nichts als
hervorbringung
meines gehirns
das ebenfalls ein gehirnprodukt
ist wie der tag
meiner fleissig
bescheidenen untersuchungen
ich nehm meinen
schreibtisch wahr ich
schliess und öffne die augen jedes
mal nehm ich von
neuem einen
schreibtisch wahr wirklich jedesmal hab
ich ein neues
gebilde vor
augen die uhr hör ich schlagen der
erste laut ist
vergangenheit
und ist verschwunden wenn der zweite
laut auftritt ich
kann die schläge
der uhr nicht zählen wenn ich nicht die
verschwundenen
laute wohl im
gedächtnis behalte zählen und
empfindung sind
nur im begriff
möglich der tisch tritt vor mir auf und
verschwindet und
tritt alsbald als
ein zweiter tisch wieder auf und ich
verbinde die
augenblicke
tischaugenblicke ich halt fest an
meinem schreibtisch
kameraden
die körper stoss
ich nicht in den schlund der ideen
sind tatsächlich
nicht sinnliche
abbilder der aussenwelt in uns
sie würden uns
gewiss wenn sie
wirklich existieren mit einem
chaos einem
lauten gewirr
sinnlicher bilder bestürzen ist
laut verklungen
auf ewig in
abgrund vergangenheit gesunken
wenn der andre
folgt und weiter
erscheint mir die reihe der laute
als melodie
als ganzes als
neues aber ist das denn möglich
am dritten september
achtzehnhundertsechsundfünfzig
in kamen
geboren spross einer
seit dem achtzehnten jahrhundert
zwischen soest
und dortmund wohnhaften
jüdischen familie die
entstammte
von dem arzt mordechai
ben elchanan marcus genannt
auch marcus
elias marx senior
der lebte und praktizierte
in soest und