Verträumt 5 - S.T. Kranz - E-Book

Verträumt 5 E-Book

S.T. Kranz

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Beschreibung

Fabian Stein – er ist Mitte 40, kinderlos und Hotelbesitzer weltweit. Zusammen mit seiner Ehefrau Isabella lebt er seine Offenheit gegenüber allem aus, bis das Paar allerdings eines Tages eine Erfahrung machen muss, die fortan alles veränderte. Und damit er mit diesem Schicksalsschlag besser zurechtkommt, holt er sich künftig Hilfe von der gemeinsamen Freundin Katrin, die sich wohl nicht nur um seine Ehefrau kümmern soll. Erkunde mit der neugierigen Katrin die geheimen Bücher von Fabian, von denen er zahlreiche niedergeschrieben hat und finde heraus, wie verdorben es wirklich in ihm aussieht.

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S.T. Kranz

Verträumt 5

Fabians Geschichte

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

1

2

3

4

5

6

7

8

Impressum neobooks

1

Verewigt 147

Während der Blick in die Ferne des Meeres durch die trübe Herbstnacht undurchsichtig wird, sind die hoch angebrachten Fahnen dem stürmischen Wind schutzlos ausgeliefert. Der Hafen der Stadt von der Natur gepeinigt, nimmt der Weg einer 43-jährigen Frau vor einer Schließanlage auf einem Bootssteg vorerst ihr Ende.

Mit einem gehetzten Gesichtsausdruck und einer goldschimmernden Paillettenjacke am Leibe tragend stellt sie ihre Koffer ab.

Sie betätigt anschließend mehrmals einen der vorhandenen Klingelknöpfe, wobei ihre Ungeduld nicht zu übersehen ist.

Das Schlagen hoher Wellen unterhält sie dabei, bis sie durch die Tür gebeten wird. Sie stolziert unsicher den Steg entlang, vorbei an mehreren Hausbooten, die fest verankert auf dem Wasser treiben. Als sie heilfroh ihr Ziel erreicht, wird sie von einem ansehnlichen Mann, Mitte 40, herzlichst in Empfang genommen.

Sein Kleidungsstil: festlich und léger.

»Na los, Katrin. Beeil dich.«

»Hey mein Freundchen, mach mal halblang. Lauf du mal mit solchen Absätzen herum«, kontert Katrin.

»Lass mich dir deine Koffer abnehmen.«

Seine Stimme: dunkel und geheimnisvoll.

»Unser Haus in der Stadt kennst du ja, aber bevor wir eine Kleinigkeit zu Abend essen, zeig ich dir die Räumlichkeiten unseres Hausbootes, okay?«, schlägt der Hausherr freundlich vor.

Katrins Begeisterung gegenüber dem mittig platzierten Kronleuchter verrät ihr Gesichtsausdruck deutlich. Denn dieser erhellt mit seinen reflektierenden Kristallen die große Couchlandschaft darunter und begrüßt somit den Wohn- und Essbereich. Zusätzlich lässt sich durch eine großzügige Fensterfront die Weite des Meeres erhaschen, während ein Barwagen direkt neben dem Esstisch für trunkene Augenblicke sorgen soll.

»Ganz schön beachtlich, das muss ich euch gestehen. Euer Haus war ja schon wow, aber allein dieser Raum hier übertrifft es meiner Meinung nach.«

»Wir haben uns dank unserer Hotels ein festes Standbein schaffen können, sodass wir zum Glück nur noch bei wichtigen Entscheidungen anwesend sein müssen. Und hier auf dem Hausboot fühlt sich Isabella am wohlsten, vor allem nach ihrer Erkrankung. Hier findet sie die Ruhe, die sie benötigt und meine Mutter freut sich auch, uns wieder öfter zu Gesicht zu bekommen. Katrin, darf ich bitten, ich zeig dir den Rest vom Hausboot.«

Sein Name: Fabian Stein.

»Natürlich, gerne lasse ich mir von dir meinen neuen Arbeitsplatz zeigen.«

»Zuallererst: Unsere wichtigste Regel überhaupt – hier werden keine Türen abgeschlossen. Keine Tür, auch nicht die Tür vom Bad.«

»Und meine Zimmertür?«

»Keine Türen! Dein Zimmer ist gleich hier neben dem Essbereich. Es reicht aber, wenn du es dir später anschaust.«

Katrin erstarrt zunächst, folgt ihrem Arbeitgeber dennoch kleinlaut in den geschwungenen Flur.

»Darf ich vorstellen, das ist Phil Sook«, macht Fabian einen attraktiven Mann im Alter von Mitte 30 mit Katrin bekannt.

Phil begrüßt mit einem verschmitzten Lächeln die neue Mitarbeiterin und bereitet in der Küche ein kalorienreiches Tiramisu zu.

»In der Küche hast du nichts verloren. Phil arbeitet von 9.00 Uhr - 18.00 Uhr. Während die Aushilfskraft Natalia das Boot sauber hält, sorgt Phil dafür, dass wir unsere Mahlzeiten erhalten. Jeder Schlafbereich besitzt ein Badezimmer, für unsere Gäste allerdings wird jedoch dieses Bad angeboten«, unterweist Fabian.

»Nebenan haben wir mein kleines Büro. Wie du siehst, auch das habe ich nicht abgeschlossen. Ich möchte meinen Angestellten mit meiner Offenheit das Vertrauen geben, das ich auch von ihnen verlange. Außerdem schätze ich Diskretion und Aufmerksamkeit sehr. Die Arbeit steht natürlich an erster Stelle, dafür bezahlen wir gut, vergessen aber auch nie das Zwischenmenschliche. Isabella und ich möchten auch gerne private Interessen mit euch teilen können. Dennoch muss ich dir nicht zwingend verständlich machen, dass die Geschäftsbücher in meinem Büro nicht zu deiner Unterhaltung zählen, oder?«

»Also Fabian, was denkst du von mir? Außerdem, seit wann nennst du Bella wieder Isabella?«, antwortet Katrin gepiesackt mit Gegenfragen.

»Wir brauchen dich rund um die Uhr und bist die einzige Angestellte, die hier ein Zimmer von uns erhält. Auf die letzte Pflegerin, die nur halbtags beschäftigt war, konnten wir uns nicht verlassen. Ich weiß, es ist die richtige Entscheidung eine Freundin einzustellen, die weiß, wer wir sind und vor allem ihr Handwerk versteht.«

»Mehr als zwanzig Jahre Berufserfahrung als Krankenschwester, mir macht so schnell keiner was vor.«

»So und hier ist Isabellas und mein Schlafbereich. Sie wartet bereits auf dich. Begrüße sie bitte, danach plaudern wir beim Essen weiter.«

Er scheint alle Hoffnungen in Katrin gesetzt zu haben, weshalb er diesen Schritt wagt, Freundschaft und Geschäft zu mischen.

»Katrin, komm bitte rein«, ertönt es nach einem Klopfen durch die Schlafzimmertür.

Sofort sticht Katrin das überaus große Himmelbett ins Auge, das sich im Spiegel an der Wand zeigt. Auch die gemütlichen Lichtquellen, die mit viel Liebe zum Detail der Schlafzimmereinrichtung angepasst wurden reflektieren sich darin. Darunter kommt die Farbe Babyblau oft zum Einsatz, die zu Ruhe und Frieden besänftigt. Fabians Ehefrau ruft ihre alte Freundin vom Bett aus zu sich, woraufhin Katrin freudestrahlend zu ihr eilt.

»Bella, oh wie schön dich zu sehen.«

»Erst letztes Jahr im Sommerurlaub auf Mallorca zusammen im Swimmingpool gefeiert und heute liege ich hier wie ne platte Flunder. Sag mir, ist das Leben fair?«

»Hör auf das Schicksal zu hinterfragen«, stoppt Katrin Isabellas Worte und umarmt sie freundschaftlich.

Dabei bekommt sie den kalten Atem des Todes von Isabella zu spüren, da allein nur die Umarmung schon unheimliche Schmerzen hervorrufen. Dies kann Katrin nämlich aus ihrem Gesichtsausdruck entnehmen, woraufhin sie erschreckt und den Körperkontakt abbricht.

»Ist die Krankheit bereits so weit fortgeschritten? Ich muss gestehen, ich habe jetzt schon ein schlechtes Gewissen und frage mich, warum wir euch nicht früher besucht haben. Bella, du musst dir doch stellenweise unbeholfen vorkommen, oder?«

Isabella blickt auf ein kleines Gerät, das sich neben ihr auf dem Nachtisch befindet.

»Damit nicht – mein neuer bester Freund Sid. Immer parat, wenn ich Unterhaltung benötige. Außer jemand zieht den Stecker. Es ist mit dem Heimnetzwerk verbunden und es lässt sich per Sprachsteuerung einfach bedienen. Auch du hast Sid im Zimmer, falls ich mit dir kommunizieren möchte und deine Hilfe unverhofft benötige.«

Als Beispiel fordert Isabella Sid auf, Katrins Ehemann Luca anzurufen, woraufhin das Gerät in den verschiedensten Farben aufleuchtet und den Wunsch erfüllt.

Sofort unterbricht Katrin diesen Schritt mit: Sid, Anruf beenden. Wieder kommt Sid dieser Bitte nach und kappt die Leitung.

»Oh nein. Ich bin froh, Luca erstmal nicht mehr zu hören. Aber eine wirklich tolle Erfindung. Hört aufs Wort! Hahaha.«

»Ich bin sehr erleichtert, Sid an meiner Seite zu haben. Doch am meisten erfreut es mich, dich nun in meiner Nähe zu wissen.«

»Nun gut Bella, wenn es dir recht ist, werde ich mich in meinem Zimmer frisch machen. Dein Ehegatte sprach was vom Abendessen und ich habe mega Hunger.«

»Du bist die beste Entscheidung, Katrin. Fabian hatte vollkommen recht. Du wirst hier nochmal den Staub aufwirbeln, der sich seit Langem in jede Ecke gesetzt hat.«

»Ja, ich werde abstauben, hahaha«, scherzt Katrin ironisch und verabschiedet sich.

Mit großer Neugierde erhascht sie, nachdem sie den Flur entlang läuft, noch einen Blick des sympathischen Kochs, der in der Küche stehend mit seiner Schürze zum Anbeißen ausschaut. Phil entgehen diese sabbernden Mundwinkel nicht, weshalb er sie auch nicht unkommentiert lassen möchte.

»Kameradin, aber gegessen wird Zuhause.«

»Oh Kamerad, was denkst du denn, zu welcher Sorte Frau ich gehöre? Ich bin natürlich ein anständiges 60er-Jahre Frauchen.«

»Na dann, wohl bekomms!«

»Herzlichen Dank, Kamerad.«

Katrin schlendert den Flur weiter und wird anschließend von klassischer Musik im Wohn- und Essbereich begrüßt.

»Darf ich dir einen Drink zum Essen zubereiten?«, fragt Fabian gesellig, während er sich am Barwagen austobt.

»Mir reicht 'ne Flasche Wein.«

»Ich verstehe, ein Glas wäre für dich auch zu wenig. Deine Koffer habe ich im Übrigen in deinem Zimmer abgestellt.«

»Da werde ich jetzt auch hingehen, mich schnell frisch machen, bevor ich mir eure Leckereien vornehme.«

Katrin verschwindet daraufhin durch ihre Zimmertür. Sie befindet sich in einer winzigen Kajüte, deren Ausblick nur ein minimales rundes Fenster besitzt. Und zu ihrem Nachteil muss sie auch noch erkennen, dass noch nicht mal ein Fernseher zur Belustigung vorhanden ist, geschweige denn ein Passwort zur WLAN-Verbindung. Und selbst das Gäste-WC wirkt gehobener, als ihr eigenes Badezimmer.

Eilig schmeißt Katrin ihre goldene Paillettenjacke auf das Bett, woraufhin sie vom Klingeln ihres Handys erschreckt wird. Nachdem sie abgehoben hat, eilt sie zur Toilette, um während des Gesprächs mit ihrem Ehemann Luca ihr Geschäft zu verrichten.

Ihre Blicke wandern dabei den Ritzen der Täfelung entlang.

»Na mein Schatz, erkundigst du dich, ob ich gesund bei den Steins angekommen bin, was?«

»Natürlich.«

»Fabian scheint wie immer zu sein. Redselig und immer mit einem Getränk in der Hand. Bei Bella hingegen plagt mich das schlechte Gewissen. Warum haben wir sie denn nicht schon früher besucht?«

»Ist doch erst ein halbes Jahr vergangen, was ist ein halbes Jahr? Mach dir doch keine Gedanken, die hatten hundertprozentig anderes im Kopf gehabt. Oder haben sie sich beschwert?«

»Ach Luca, du – Hauptsache nicht darüber nachdenken. Ich bin gespannt, wie lange ich das hier machen muss.«

»Bis wir schuldenfrei sind.«

»Du Depp! Aber hey, das Boot musst du dir mal anschauen. Ich will nicht wissen, wie viel Geld sie unterm Kopfkissen versteckt haben. Obwohl, der hat seine ganzen Akten hier offen gelagert.«

»Was bringt es dir seinen Kontostand zu wissen?«

»Na vielleicht wäre das ein Grund, mich von dir zu trennen? Ich muss jetzt Schluss machen, ich esse gleich mit Fabian zu Abend.«

»Have Fun, Katrin«, beendet Luca das Telefonat, woraufhin Katrin sich mit einem Toilettenpapier abwischt und die Klospülung betätigt.

Keine zehn Minuten später sieht Fabian am Esstisch sitzend Katrin durch ihre Zimmertür laufen. Aufgehübscht und mit einer blumigen Parfümnote versehen nimmt Katrin ausgeglichen Platz.

»Aha, meine Flasche Wein und mein Essen wurde bereits serviert, sehr schön«, schwärmt sie beim Anblick ihres Abendessens, während durch die großen Fenster ersichtlich der Herbststurm sein Unwesen treibt. Musik erfüllt den Raum.

»Lass dir dein Lammkarree schmecken«, prostet Fabian mit erhobenem Cognacschwenker zu.

»Ich habe eben mit Luca telefoniert. Wir bereuen ein wenig, dass wir euch nicht eher besucht haben.«

»Macht euch keine Gedanken, wir hatten Selbstfindungsprobleme und mussten auch erstmal damit klarkommen.«

»Ja, das glaube ich dir …«

Schnell schüttet Katrin ihr erstes Glas Rotwein den Rachen hinunter, um es anschließend wieder füllen zu können.

»… Oh Gott, Luca wäre gleich tot umgefallen und wer hätte die Suppe auslöffeln dürfen? Ich natürlich, wie immer.«

»Wie geht es eurer Tochter?«, unterbricht Fabian die Anekdote zu Katrins instabilem Leben.

»Kimberly geht es, wie es einer 18-Jährigen so geht. Ihr wolltet ja nie Kinder. Schade, sie hätten es gut gehabt.«

»Uns war eben unsere Unabhängigkeit und der Aufbau der Hotelkette wichtiger.«

»Ja ich weiß, ich weiß.«

Fabian schwelgt in diesen Sekunden kurz in Erinnerungen, denkt dabei spezifisch an vergangene Zeit mit Katrin und Luca, weshalb er zu Lachen beginnt.

Katrin runzelt die Stirn und isst weiter.

»Zu viert hatten wir immer großen Spaß. Hab mich eben an unseren Mallorca Urlaub erinnert, als wir gemeinsam in den Pool gesprungen waren und ich meine Badehose verloren habe.«

»Ja richtig. Ist dir überhaupt irgendwas peinlich?«, beginnt Katrin sich ebenfalls zu erinnern.

»Mir? Mir ist nichts peinlich. Ich habe doch einen gut gebauten Körper, warum sollte ich mich schämen?«

Recht gibt sie ihm. Und nach einem weiteren Glas Rotwein faselt Katrin auch keine kurzen Sätze mehr heraus – im Gegenteil. Es beginnt ein feucht fröhlicher Abend zu zweit, wobei hauptsächlich um die jahrelange Freundschaft zwischen Luca und Fabian geschwelgt wird. Aber auch die gemeinsamen Stunden zu viert werden thematisiert, die jedoch immer gleich endeten, und zwar nicht so süß wie das angereichte Tiramisu.

»Fabian, wie meinst du das denn? Natürlich endeten sie immer gleich«, hinterfragt Katrin angetrunken.

»Na ja, immer bist du mit Luca in euer Zimmer und ich mit Isabella in unseres.«

»Was hast du erwartet, das wir uns mit euch in ein Bett kuscheln? Hahaha.«

Fabians Mundwinkel wird hochgezogen und seine Blicke zeigen eine gewisse Erregung.

»Im Bett kuscheln, das wäre doch langweilig. Isabella und ich hätten da lustvollere Gedanken gehegt.«

»Oh nein, du Ferkel …«, winkt Katrin dieser Vorstellung ab und erhebt ihr Glas.