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"Vom Gehen" ist eine Sammlung unterschiedlichster Texte rund um das Thema Abschied und Trauer. Ob es um den Verlust von Menschen, Orten oder Dingen geht, dieses Büchlein geht allem auf den Grund. Mal locker leicht, mal mit aller Wucht.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 21
Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe bereit zum Abschied sein und Neubeginne
Hesse, Lebensstufen
Auf zu neuen Ufern
Das Abschieds Gesicht
Schutzwall
Du sagst
Zwei Trauern
Die Wolke und du
Innenleben
The silenced
Der rechte Rahmen
The hole
Ach Marie
Dear 29th of November
So sachte
Drei Sätze
Meer in mir
Trauer ist sanft
Auf zu neuen Ufern
sagen sie
und lächeln dich an und verlangen von dir, dass du dich freust und einstimmst, deine Ruder auspackst und richtig Strecke hinter dich bringst.
Stattdessen
schleife ich meine Ruder langsam hinter mir her.
Sie ziehen träge Kreise im
ruhigen Wasser und gurgeln von
längst vergangenen Tagen,
an denen sie voller Kraft und ungebremst
ins Wasser schlugen.
Ich bin in eine Strömung geraten,
ganz willkürlich.
Es hätte jede andere sein können
und doch, irgendwie,
ist es diese geworden.
Und jetzt
sind andere Tage gekommen,
denn das Boot zeigt mal hierhin
und mal nicht,
ohne Richtung oder Ziel.
Es gibt viele Strömungen und Wasser und Wege, woher soll ich eine Entscheidung ziehen?
Da lass ich doch lieber die Ruder schleifen und das Boot vom Wind treiben.
Jeder Abschied hat sein eigenes Gesicht. Mal ist es runzlig, mal faltenfrei und mit warmen Augen.
Gerne sehe ich diese Gesichter nicht. Immer wenn mich eins besuchen kommt, fängt mein Herz hektisch an zu flattern, wie ein Huhn, das gerade gefangen wurde.
Abschied ist mir ein Tritt in die Magengrube, eine Ohrfeige, die mich aus dem Halbschlaf weckt. Manchmal überfällt ein Abschied mich von hinten, trifft mich unvorbereitet. Manchmal flüstert ein Abschied anfangs ganz leise und wird immer lauter, wie Musik, die aufgedreht wird, bis sie nicht mehr zu ertragen ist. Und manchmal sehe ich ihn schon von weitem näherkommen, erwarte ihn voller Grauen.
Jeder Abschied hat sein eigenes Gesicht.
Sag mir, wie siehst du diesmal aus?
Jung bist du nicht. Eher von den Jahren geprägt, die wir zusammen hier verbracht haben. Deine Augen erzählen verschmitzt von durchtanzten Nächten und spontanen Baggerseebesuchen. Deine Lachfalten haben sich an den vielen verquatschten Nachmittagen in gemütlichen Cafés vertieft. Und dein Mund, ja dein Mund hat viel gekostet. Salzige Tränen, bittere Pillen und süße Stückchen. Auch deine Wangen waren mal voller Idealismus gerötet. Jetzt sind sie etwas blasser.
Du sprichst mich an.
Verlangst von mir die Hände zu öffnen und all das loszulassen.