Vom Regenbogen in die Kotze - Christoph Eydt - E-Book

Vom Regenbogen in die Kotze E-Book

Christoph Eydt

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Beschreibung

Poesie für den überdurchschnittlich gebildeten Menschen und für eine Gesellschaft, die es verdient hat, sich selbst zu richten. Schnappschüsse aus einem echten Leben.

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Seitenzahl: 247

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Inhalt

Vorwort

Liebe oder das Einhorn im Misthaufen

Loslassen – oder: Warum man nicht nach Geistern greifen kann

Einsamkeit vs. All-ein-Sein

Weibergeschichten

Freundschaft plus

Ekelhafte Normalität

Träume sind für den Arsch

Heimat – oder: Was es sonst noch nicht gibt

Penner und andere Eliten der Gesellschaft

Kleinigkeiten, Kopfkino und Klitoris

Götter sind auch nur Barbies

Vorwort

Fuck.

Liebe oder das Einhorn im Misthaufen

Als ich deine Hand nicht gehalten

Neulich, als ich deine Hand nicht gehalten,

wir beisammen waren nur im Traum,

wie unter einem blühenden Apfelbaum,

zwei fremde und doch nahe Gestalten.

Wir verlernten die Worte, die einst so laut,

blickten zu den Sternen weit hinaus,

das Himmelszelt war unser Gartenhaus,

zwei Seelen miteinander zu vertraut.

Ob die Stunden uns nun wieder trennen,

ich hielt nicht deine Hand,

wir waren umgarnt vom Blumenband

und liegen zusammen – einander zu erkennen.

Als ich dich das erste Mal gesehen

Als ich dich das erste Mal gesehen,

war es, als würd‘ lauer Sommerwind mich umwehen,

als hätte die Erde Halt gemacht,

als wären verschmolzen Tag und Nacht.

Bei dir ist es ruhig und traut,

ich will dir ein Liebes sagen – leise, bloß nicht laut.

Deiner Augen funkelndes Leuchten,

dein Blick als würden alle Uhren mit einmal läuten.

Eine Tür geht irgendwo auf,

bist du bereit, für einen gemeinsamen Lauf?

Der Abend ruft schon durch dünne Scheiben:

„Lass uns doch für immer bleiben.“

Als meine Hände gefesselt waren

Als meine Hände gefesselt waren,

konnt ich nur zählen uns‘re Momente in Jahren,

weil du nämlich neben mir gesessen,

und ich von deiner Lieblichkeit besessen.

Was gäbe ich, um zu wissen, was ich nicht weiß,

nur um zu erhalten einen kleinen Beweis,

dass deine Hände wie die meinen fest umbunden,

weil du mich und ich dich gefunden.

So saßen wir zusammen – ein jeder in seiner Weise,

wir zogen einander Kreise,

die mal hier mal dort

sich berührten und zeigten den gemeinsamen Ort.

Als meine Hände gefesselt waren,

wollt ich die deinigen gewahren.

Wolltest du dies auch,

dann flüster’s mir mit leisem Hauch.

An meinen geliebten Sohn, den Helden

Du bist ein ganz Großer, auch wenn du jetzt klein bist und mich jedes Mal vorm Einschlafen ängstlich, und manchmal mit Tränen in den Augen, fragst, ob du am nächsten Tag größer sein würdest. Mache dir deswegen keine Sorgen. Du bist groß und wirst groß bleiben – ganz egal, wie klein du heute bist. Anders als ich wirst du dir die Welt aneignen. Ich sehe es, wenn du bei mir bist, wie du mit großen Augen sehr genau beobachtest. Und auch wenn du nicht immer etwas sagst, so weiß ich doch, dass du verstehst, dass du Hoffnungen hast, Ängste, aber auch Mut und Kraft. Ich bin nichts weiter als ein Feigling im Vergleich zu dir. Fuck, du bist etwas über vier Jahre und weißt so viel mehr als ich. Du verzweifelst manchmal, du schreist, weinst, boxt und trittst, du willst neue Spielsachen, bist traurig, wenn man sich dir nicht genug zuwendet, du leidest, wenn du andere leiden siehst. Du hast deine eigenen Werte, dein Treppengeländer für finstere Stunden. Ich habe daran nur wenig Anteil.

Als du auf die Welt kamst, konnte ich mich nicht so recht mit dir anfreunden. Da war auf einmal dieser neue Mensch da, dieses Bündel Leben. Es hat geschrien, wollte Milch, konnte nichts alleine. Du warst auf deine Mutter und mich angewiesen. Scheiße, wie habe ich mich deswegen manchmal geärgert – und wie erbärmlich schuldig ich mich deswegen heute fühle, das kannst du sicher irgendwann erahnen. Vielleicht auch nicht.

Es gibt diese wenigen Momente im Leben eines Menschen, in denen das Herz klar und rein sprechen kann – unverstellt, ehrlich. Diese Momente hatte ich zu ganz großen Teilen nur mit dir. Du hast mir einen Zugang zu deinem Herzen geschenkt, und das, obwohl ich immer wieder versucht habe, dem irgendwie zu entkommen, weil ich so große Angst vor dir hatte – eine Angst, die so tief saß, dass ich sie nicht einmal beim Namen nennen kann. Seitdem du auf der Welt bist, habe ich verstanden, was es heißt, zu lieben, was es heißt, selbstlos zu fühlen – und was es heißt, für jemanden da zu sein. Ich kann dir dafür gar nicht genug danken. Du hast mich verändert.

Und so sehr ich hoffe, dass wir, solange es die Götter uns gewähren, zusammen sein können, so sehr schäme ich mich, so sehr fühle ich mich niederträchtig und falsch. Wenn du irgendwann anfängst, über deine Eltern nachzudenken und sie nicht nur bedingungslos annimmst, dann wünsche ich mir aus tiefster Seele, dass dir dieser Weg des Selbstekels erspart bleibt. Du bist ein echter wahrer Held. Das darfst du niemals vergessen. Dir allein liegt die Welt zu Füßen. Ich habe meine Gelegenheiten verstreichen lassen und feiere mit Lucifer in der Hölle. Was anderes bleibt nicht. Du aber, du hast die Schlüssel zum Himmelreich und kannst das Paradies selber sein. Sicher wirst du immer wieder hinfallen, weinen oder wütend sein. Und sicher werde ich mich bemühen, für dich da zu sein, so dass wir von Herz zu Herz reden können, aber letztlich musst du deinen Weg alleine gehen – du darfst ihn alleine gehen, denn du hast alles Nötige bei dir. Über dich und deine Zukunft nachzudenken, erfüllt mich mit großer Freude, aber auch mit unsäglichem Kummer, weiß ich doch um all meine Verfehlungen – allen voran meine Ignoranz. Bei dir aber, da bin ich wach, hellwach und sehe dich ganz klar. Das ist die intensivste Erfahrung meines Lebens. Ich will dich beschützen und weiß doch, dass genau das unmöglich ist. Du zwingst mich zu Vertrauen in diese Welt, zur Hingabe. Ich will nicht jener sein, der dich später am meisten verletzen wird. Schon als Kind schwor ich mir, alles anders zu machen als mein Vater. Mit Schrecken stelle ich fest, dass ich nicht nur in seinen Fußstapfen stehe, sondern diese auch tiefer in den Boden stampfe. Vielleicht wirst du niemals stolz von mir reden können, von mir, deinem Vater. Wie könnte ich es dir verübeln? Hier sitzt ein Möchtegern-Schriftsteller mit Hang zum Selbstmitleid. Blicke ich in die Zukunft, dann sehe ich aber einen Helden, einen großen Mann, der es vermag, Berge zu versetzen kraft seiner Seele, denn die hast du – und solange sie in dir ein Feuer entfacht, so wie in den letzten Jahren, dann kannst du durch Flammen hindurchschreiten, ohne dass dir etwas geschehen wird, weil du selbst dieses Feuer bist.

Bei dir bin ich ganz

Deine Seele traf mein Herz wie der Blitz die morsche Eiche,

bin wie ein Zug auf weiter Fahrt – du die Schiene und die Weiche.

Ich habe nie nach dir gesucht,

habe trotzdem deine Welt besucht.

Da steh‘ ich nun und muss sinnen,

mein Herz, das konntest du gewinnen.

So wie ein Träumender verschwommen sieht,

ist’s mein Herz, das mich zu dir zieht.

Um mein Sein hast leichte Fäden du gewebt,

meine Seele unermüdlich bebt,

sie sind so zart und weich gesponnen,

sag mir nicht, dass unser Glück schon jetzt zerronnen.

In meiner Brust glüht ein weißer Stein,

der immer heißer wird unter deinem Schein.

Und längst bin ich erwacht so sanft und lind,

dass deine Schönheit Minne singt.

Des Herzens zart gepflegte Triebe

sind der Morgenstrahl der jungen Liebe.

Du bist wie der Mond am Firmament

und ich die Sonne, die an dir verbrennt.

Betrunken verliebt

Ich sehe dich nicht oft, doch fühl‘ ich mich bei dir sehr wohl,

du, mein geliebter Alkohol.

Ich kann meine Gedanken nicht von dir lassen,

du bringst mich in Wallung – krieg dich nicht zu fassen.

Fern bist du gerade, allzu weit,

deine Wollust macht mich breit.

Wir treiben’s im Bett, auf der Couch, im Flur,

du bist göttlich – heiß und pur.

Vom Alkohol will ich nicht weiter reden,

werd‘ stattdessen um Erlösung beten.

Dass du mich nimmst, so wie ich bin

und ich mich schlage zu dir hin.

Der Lack war ab

Nach der Trennung von oder mit meiner Frau,

kaufte ich mir eine fahrbare Penisprotese.

Die war notwendig.

Ein alter Roadster, knappe 200 PS,

Kompressor, Sportausführung.

Cabrio, Ledersitze.

So weit, so schick.

Er erinnerte mich an etwas aus meiner Kindheit,

aus einer Zeit, in der ich Polizist, Feuerwehrmann

oder Astronaut werden wollte, Maler, Schriftsteller, Musiker.

Irgendwie war er ein Symbol der Freiheit,

obwohl er an einigen Stellen mächtig rostete.

Der Lack war ab.

Also machte ich mich an die Arbeit:

Schweißen, spachteln, lackieren.

Irgendwann sah er wieder besser aus,

aber an einigen Stellen war er noch immer matt.

Ich parkte ihn in einer Einkaufsstraße einer Kleinstadt,

weil ich in ein Lokal gehen wollte – ein Grieche.

Gyros und Zwiebeln, ein Bier und Ouzo waren gut, obwohl mich in

der Gaststätte nichts an Griechenland erinnerte.

Es war eine typische deutsche Kneipe.

Ich aß und trank, zahlte, gab Trinkgeld

und zündete mir eine Zigarette an.

Dann kam ein älteres Paar,

blieb vor meiner Karre stehen.

Noch wussten sie nicht, dass die Penisprotese mir gehörte.

Sie gingen ein paar Mal um das Auto,

blieben dann wieder stehen und staunten offenkundig über den

Wagen.

„Wow. Das Teil ist ja cool.“, hörte ich.

Die Frau sagte: „Das ist doch ein Cabrio, oder?“

Der Mann nickte.

Ich ging hinüber und fragte, was sie suchen würden.

„Nichts. Wir finden den Wagen nur so toll.“

Ich verriet ihnen, dass es meiner war,

verschwieg aber, dass er meine Penisprothese war.

Sie schienen die reparierten Lackstellen nicht zu bemerken.

„Darf ich ein Foto machen?“

„Klar doch. Ist doch nur ein Auto.“

Der Mann verbeugte sich fast vor mir.

Dann schoss er Fotos, fünf, sechs Stück.

Die Frau fragte: „Könnten Sie das Verdeck einklappen?“

„Klar!“

Ich drückte ein paar Mal auf die Fernbedienung.

Das Dach öffnete sich elektrisch.

Im selben Tempo, wie das Dach eingeklappt wurde,

wurden die Augen der beiden immer größer.

Der Mann fotografierte munter weiter.

Ich dachte nur: „Du armer Teufel. Was bringt es dir, so eine alte

Karre zu fotografieren?

Sie gehört dir ja noch nicht mal. Du kennst noch nicht mal die

Geschichte dahinter.“

Die schien ihm egal zu sein.

Er war nur beeindruckt von dem, was er sah.

Das Paar bedankte sich und gratulierte mir zu dem Wagen.

Dann ging es weiter.

Ich machte eine Zigarette an und starrte an die Karre.

Konnte es sein, dass sie etwas sahen, was ich nicht sah?

Ich stieg ein, startete und erfreute mich am Geräusch des Motors.

Ordentlich fuhr ich 50 Ticken die Stunde durch die Ortschaft.

Als es Richtung Ortsausgang ging, drückte ich durch.

Das war am Schönsten.

Erst gemächlich cruisen,

dann Vollgas und unter fünf Sekunden auf 100 Ticken beschleunigen.

Das liebte ich an dem Auto. Ich konnte machen, was ich wollte.

Nun hat ein fremdes Paar meine Penisprothese auf seiner Kamera

und es freut sich darüber.

Ist das nicht verrückt?

Du bist so fern und doch so nah

Du bist die Schönheit,

in der ich ertrinke

betrinke,

bist der Stoff,

aus dem Träume sind,

aber eben nur Träume sind,

warst nie real

und wirst es niemals sein,

ich lade dich nicht zu mir ein,

bist Teufel, Engel, Göttin

gleich,

doch was nützt nur dies,

wenn ich auf Erden gehe,

mein Herz an dich schenke?

Müde lege ich mein Haupt

auf Buchstaben,

die nichts sind, nichts

im Vergleich zu dir.

Jetzt liege ich betrunken

und sehe was passiert,

mit dir,

dein Urteil hast du selbst gesprochen.

Ein Kuss zum Schluss

Ich war letztens bei ihr,

trank zufrieden mein Bier.

Wir redeten über jeden Scheiß,

von dem ich heute nichts mehr weiß.

Wir starrten uns dümmlich an,

dann wollt‘ ich an sie ran,

wurde schroff abgewiesen,

Ehre und Anmut seien gepriesen.

Zum Schluss haben wir uns nur gedrückt,

ich wünschte, sie hätte sich vor mir gebückt,

dann haben wir’s unser’n Lippen befohlen,

und haben uns nen Kuss gestohlen.

Eine Frau, die kotzt, ist eine, die ich lieben kann

Heiße Frauen sind nicht selten.

Die stehen an jeder Ecke rum.

Es ist noch nicht mal eine Kunst, sie rumzukriegen.

Einige von ihnen nehmen Geld, andere lassen sich so bumsen.

Dann träumen sie von Liebe.

Eine heiße Frau, die auch noch was in ihrer Birne hat, das ist selten.

Eine Frau, die nicht blind ist, die sehen kann, und auch noch Mut hat.

Sowas braucht die Welt. Eine starke, heiße Frau, die denken und fühlen kann.

Die lässt sich nicht missbrauchen, unterdrücken, knechten, ausnutzen.

Aber sie ist so stark, dass sie keinen Kerl braucht.

Nur die Schwachen brauchen Kerle und halten dann an ihnen fest, obwohl sie ihr Untergang sind.

Zu zweit stirbt es sich lustiger.

Wenn ich einer heißen und klugen Frau begegnen würde,

wäre ich schwach. Dann bräuchte ich sie.

Das kann ich mir nicht eingestehen.

Deshalb würde ich sie abfüllen

und wenn sie dann kotzt, würde ich ihr die Haare

überm Klo halten.

Herbstkönigin

In tanzend‘ Blätterschar,

ein Kleid aus tausend Fasern glatt,

vor schwarzer Sonne dein

Traum mein Leben ist.

Zwischen dichten Nebelbänken,

hinter kühlen Nächten

und klaren Himmeln

schreitest du voran,

meine Herbstkönigin.

Die Seen immer kälter werden,

die Bäume immer kahler,

die Morgen frischer,

und Licht scheint aus den dunklen Häusern.

Deine Lippen,

so voll, so rund,

so reich an Schwärze

- dunklem Verlangen.

Dein Busen mir ins Gesicht gedrückt,

atme ich den nahen Winter ein,

lasse meine Hülle los,

um zu verschmelzen

mit dir,

meiner Herbstkönigin.

Oft gedenk ich deiner

in trauter Einsamkeit

und müdem Lebenswillen.

Freue mich an deiner Gestalt,

deinem Treiben,

deiner Kraft.

Und doch verliere ich mich,

kann ich nicht bei dir sein.

Du ziehst hinfort

und ich bleib allein.

Ich weiß einen Platz am Fluss

Ich weiß einen Platz am Fluss,

wo wir uns schenkten einen Kuss.

Dort ruhen weite Flur und dichter Wald,

dein Antlitz diese Welt bestrahlt.

Mir ist auf allen Wegen,

willst du dich zu mir legen.

Du, mein zarter Genuss,

auf weiter Flur und nahem Fluss.

Ich weiß einen Platz am Fluss,

wo unser beider Herzen verschmolzen im Eisenguss.

Dort liegt ein leiser Garten,

wo wir uns in neuer Zeit erwarten.

Mir ist, als stünde vor mir eine Fee,

hinter zarten Kirschen ich dein Winken seh‘.

Das war unser erster Kuss,

auf weiter Flur und nahem Fluss.

Liebe?

Die meisten von uns sind mit den falschen Partnern zusammen.

Immer und immer wieder.

Es ist dieselbe Falle – jedes Mal.

Immer wieder.

Tag ein, Tag aus.

Manche zelebrieren darum Jubiläen.

Ich denke oft an meine Großeltern,

die sich jeden Tag nur angeschrien haben,

die sich nicht ertragen konnten

oder nur noch schlecht über ihren Partner geredet haben.

Wohl gemerkt: über 50 Jahre verheiratet.

Aber was sagt so eine Zahl aus,

wenn die Oma erstmal morgens nen Doppelkorn trinken muss

und der Großvater in Parteiarbeit oder Gemeinderat flüchtet?

Nichts.

Sie ist für den Arsch.

Ich weiß, dass viele mit den falschen Menschen zusammen sind.

Sie lieben nicht,

selbst wenn sie immer wieder das Bekenntnis „Ich liebe dich!“

runterrattern oder soziale Medien missbrauchen,

um den Eindruck zu erwecken,

sie hätten eine perfekte Partnerschaft.

Bullshit.

Es braucht nur wenige Sätze

und man kann hinter die Fassade blicken,

dort warten Schimmel und Substanzzerfall

in Form von Frust, Wut, Enttäuschung,

Eifersucht oder Angst.

Nicht bei allen!

Aber bei den meisten.

Und die meisten flüchten sich dann

in ihre peinlichen Darstellungen nach außen,

damit ihr Umfeld ihnen sagen kann:

„Ihr passt aber toll zusammen.“, oder:

„Wow. So lange seid ihr schon zusammen.“

Das ist dann der Kitt,

der in das zerbröselnde Mauerwerk gestopft wird.

Die Wand bricht trotzdem ein.

Was ist Liebe?

Diese Frage wird gar nicht mehr gestellt.

Das ist peinlich.

Unangenehm.

Ein abstraktes Wort, sowas wie „Freiheit“

oder „Würde“.

Kann man auslegen, wie man will.

Liebe ist – und das ist ziemlich banal –

der Drang, der Wunsch, das Bedürfnis,

dass es einem anderen Menschen gut geht.

Man stellt eigene Bedürfnisse nach hinten

und will einfach, dass es einem anderen gutgeht.

Mehr nicht.

Die Beziehungen, die ich kenne

oder die ich zum Scheiterhaufen selber geführt habe,

sind zerbrochen,

weil keiner den Wunsch hatte, dass es einem anderen gut geht.

Die Beziehung wurde zum Kuhhandel,

bei welchem der/die andere missbraucht wurde,

um eigene Bedürfnisse zu stillen.

Das aber ist nicht Liebe.

Es geht oft schon am Anfang los:

Ich finde es toll, begehrt zu werden.

Ich finde es toll, dass der andere in mir was Besonderes sieht.

Ich finde es toll, dass der andere meine Bedürfnisse befriedigt.

Ich finde es toll, dass ich Hand in Hand durch die Stadt laufen

kann.

Ich finde es toll, dass jemand meinem Scheiß zuhört.

Ich,

ich,

ich.

Sowas ist gewiss nicht falsch,

aber die Erwartungen, die wir an andere stellen,

haben nichts mit Liebe,

sondern nur was mit Berechnung zu tun:

Gibst du mir was, gebe ich dir was.

Das hat früher funktioniert, hat aber nichts mit Liebe zu tun.

Es kann funktionieren, muss aber nicht,

als würde man Rigips vor eine Lehmwand bauen.

Liebe ist Geborgen-sein, Nähe,

Einfühlen,

Sich-verschenken.

Liebe ist, eine Blume in der Wildnis zu umsorgen,

statt sie abzureißen,

um sie sich ins Wohnzimmer zu stellen.

Liebe? II

„Liebe?“, fragte er.

„Küss mich ein letztes Mal,

berühre meine Lippen,

riech an meinem Haar,

an meinen Nägeln,

küss meinen Verstand,

streichle über meine Augen

- nur, damit ich vergessen kann.“

Liebe.

Abgeblitzt bei tausend Frauen,

selber tausend abserviert,

Liebe.

Er drehte den Gashahn auf,

legte sich aufs Bett der viel zu kleinen Wohnung,

Liebe.

Dann kam ein Kerl,

zündete sich im Haus eine Kippe an,

boom,

Liebe.

Das Bett flog aus dem Fenster,

eine Wand stürzte ein,

rote Flammen loderten aus den Türen,

eine Decke zerbrach und fiel runter.

Dem Typ im Bett tat es nicht mehr weh,

ihm war es egal,

er war verdammt gut und wusste,

was es war:

Liebe.

Mein Großvater heiratete zweimal dieselbe Frau

Mein Opa, seines Zeichens Ingenieur und Kuba-Liebhaber,

heiratete eine Frau – die Mutter meines Vaters.

Er wohnte mit ihr bequem und schlicht in der Platte.

Als Kinder durften mein Bruder und ich nur selten hin,

denn keiner der beiden wollte, dass wir die Wohnung

beschmutzen.

Ich sah ihn nur selten

- zu Weihnachten, Ostern und zu unseren Geburtstagen.

Jeder hatte eine eigene Meinung über ihn.

Ich habe ihn immer gemocht, denn er war anders,

wollte sich stets als etwas Besseres fühlen

und gab mir das Gefühl, die Chance zu haben, was Besseres

zu werden

als das, was meine Mutter für mich vorgesehen hatte.

Irgendwann, noch vor meinem Leben, ließ er sich von besagter

Frau scheiden.

Beide gingen getrennte Wege.

Zumindest für ein paar Jahre.

Dann heirateten sie erneut.

Das sorgte für Gerede und Gespött.

Ob sie aus Liebe heirateten oder aus Notdurft

weiß wohl niemand außer den beiden.

Er bekam Krebs – die richtig üble Sorte.

Als Kind sagte ich immer „Wanderkrebs“, denn die Beulen,

die aus seinem Körper wucherten, drückten sich mal am Rücken,

mal in der Leiste, mal am Bauch oder den Beinen nach draußen.

Niemand hatte Mitleid mit ihm.

Seine Frau, die er zweimal geheiratet hat, bekam irgendwann

Alzheimer.

Das ist fast noch schlimmer als dieser Wanderkrebs.

Er konnte mit dem Krebs noch lange leben.

Seiner Frau ging es aber von Tag zu Tag schlechter.

Sie sabberte uns auf die Tische,

kackte uns auf die Stühle,

kotzte bei uns ins Klo,

starrte irgendwann nur noch vor sich hin.

Wie eine Schaufensterpuppe. Einfach nur tot.

Mein Großvater, inzwischen ein abgehalftertes Skelett

mit ständigen Blutungen aus irgendwelchen Öffnungen,

kümmerte sich um sie.

Er hat sie eben ein zweites Mal geheiratet.

Er fuhr sie im Rollstuhl durch die Gegend,

frachtete sie zu uns, um ums zu besuchen,

wischte ihr den Arsch, den Mund und was weiß ich noch alles ab.

Er fütterte sie, gab ihr zu trinken,

half ihr beim Einschlafen.

Dann, völlig entkräftet, ist er gestorben. Einfach so.

Das war eine schnelle Sache: Zusammenbruch, Hospiz, Tod.

Er hat seine Frau nicht mehr gesehen. Sie hat ihn vermutlich schon

lange vorher nicht mehr erkannt.

Wie einander entrissen.

Seine letzten Lebensjahre verbrachte er aber mit der Frau,

die er ein zweites Mal geheiratet hat.

Für mich war er ein Held,

die anderen erzählten nur, was für ein schlimmer Mensch er

gewesen wäre.

Really wrong love

You go out for a drink

or to find your dream woman.

Believe me:

stay with the drink.

You can’t look for a dream woman

She comes into your life

or she never comes.

You don‘t want to wait.

Is it like this?

You're going to a fucking party

like in a toy store.

So many toys!

Or you‘re looking for digital what to fuck.

You look for the dream woman

and waste your life with nonsense.

At some point,

you got to know 10, 20 or 100 women.

Maybe one of them will stick to you.

But a dream woman?

You will persuade yourself all your life

to love her, or you will only hate her.

Glitter shit.

Not more.

As for the heart, you cann‘t seek anything,

only find.

In the belief to find the dream woman,

by meeting women,

is

as search for God in a prayer house.

Everything the heart is about comes from this,

not of temples,

bars,

Toy stores

or insignificant pussies.

Seit 65 Jahren verheiratet

Vorhin las ich die Nachrichten aus meiner Heimatstadt.

Dort feiert heute ein Ehepaar 65 Jahre Ehe.

Sie waren verdammte 65 Jahre verheiratet,

und immer nur miteinander.

Auf dem Foto wirkten sie zufrieden:

Hand in Hand,

Arm in Arm,

ein jeder an seinem Krückstock.

Die Frau trug ein ärmelloses blaues Kleid,

der Mann ein weißes Hemd und eine dunkle Stoffhose.

Am linken Handgelenk winkte eine Uhr,

deren Zeiger sich vielleicht auch schon

65 Jahre gedreht haben.

Es ist eine peinliche Seltenheit geworden,

dass Männer und Frauen solange miteinander zusammen sind.

Viele nehmen bei den kleinsten Unebenheiten Reißaus,

werfen das Gute weg, um was Besseres zu finden.

Doch was sie finden werden, ist die Leere.

Komischerweise zähle ich mich zu diesen Typen,

die in die Leere springen

und sich fragen:

Wie kann man nur 65 Jahre

neben ein- und demselben Menschen

fast täglich aufwachen und einschlafen?

Dann wusste ich es:

Es ist der Pfad zwischen Spreu und Weizen.

Es geht gar nicht um die Ehe

oder um irgendeine Zahl.

Es geht darum,

einen Menschen zu finden,

der es wert ist, durch Scheiße zu latschen,

der gerade steht, wenn man selbst

nur auf vier Pfoten krauchen kann.

Wenn ich mich hier umgucke,

sind die meisten Typen mit den falschen Frauen zusammen,

die meisten Frauen mit den falschen Typen.

Wer 65 Jahre zusammen altern will,

der greift sich nicht irgendein Weib oder irgend ‘nen Kerl,

der muss seinem Herzen folgen

und von Anfang an wissen:

„Ja. Ich will.“

Alles andere kann man im Klo wegspülen.

She hates her husband

They are eternally married,

with the whole shit:

house, children, dog and bank credit,

with fucking family celebrations

and neighborhood.

At some point she reached for the hand of another,

not for sex or an affair,

just for another.

She sits in the golden cage.

She built it herself.

All the years,

every day a bit.

Always believe in doing the right thing.

But her heart bleeds continually.

Her husband needs this blood,

this life juice.

It works.

Every day a bit.

She lives in his world

and yet in a completely different world.

She says, she loves him,

but believe me,

she hates him,

because she hates herself

for their false life in the wrong world.

Thoughts,

feelings

actions

are not consistent.

Their way leads to the undertaker

and the husband, son and daughter

are already lying in the grave.

No one will thank her for staying

- every day a bit,

because it remains because she is dependent

on money,

senseless norms,

conscience,

fear

and self-chosen perversion.

What should it?

Her life,

her rules,

her death.

Tears from sky

Beautiful legs

and a big tight ass.

If you beat him at christmas,

he wiggles to silvester.

Let it snow,

motherfucker.

I am so drunk,

because I look into her eyes.

I hear her voice,

her aggression,

her despair,

her hate.

The sky cries

when a goddess is going.

So many gods are going.

love becomes anger,

devotion becomes boredom.

And I am so drunk.

Tot geliebt und zwei Welten gelebt

Anfangs taten deine Lippen gut,

die Küsse waren leicht, mal heiß,

mal sinnlich, mal wild-wirbelnd und mal langsam.

Ich tauchte ein in deine Welt, wurde Teil ihrer.

Meine Welt hast du sanft betreten,

mit Hingabe, Fürsorge und nem geilen Arsch.

Ich konnte mich nicht sattsehen an deiner Schönheit,

deinem Wesen – deiner Welt.

Nun bin ich tot in deiner Welt,

wir kreisen aneinander vorbei

wie die Erde um die Sonne –

man sieht sich, spürt sich, und ist doch nicht da.

Unsere Liebe ist begraben,

aus ihr kriechen inzwischen die Würmer,

die Nahrung gefunden haben.

Der Gestank der Verwesung reicht zum Himmel.

Und doch kreisen zwei Welten um sich herum,

sehen sich, spüren sich – und sind doch nicht da.

Tot geliebt, Asche zu Asche, Staub zu Staub,

Verlangen erloschen und Ignoranz inthronisiert.

Wenn zwei sich sehen

Wenn zwei sich seh’n tief im Frühling,

muss dies ein leises Wandern sein.

Ein jedes Wort gleicht dem Grünling,

zwei Herzen, die schon ewig einander ging’n,

nun fest vereint im matten Schein.

Und viele leise Lauben warten,

und sachte Winde weh’n,

mit Wispern in dem buchenzarten

Holz, weil durch den Blütengarten

Die Sehnsucht schleicht auf leisen Zeh’n.

Without a heart

The experiments are ridiculous.

Men and women are looking for each other.

In the wrong way.

They just want liked.

Not more.

They believe in the true love

and drive it like the karnickel.

They want to be together

and yet each one for themselves.

This is the fire that beats us all.

They are looking for each other with strength,

not power.

With force,

but no power.

They make themselves pretty,

they have great sayings on it

and they become hard or moist

when someone is waving at them.

Then fuck them all,

then write the other garbage,

then they long each other,

then they argue with the other.

At some point they leave the other

outside,

inside,

it does not matter.

Everyone is alone,

because no one wanted to wait.

They dig the dunghill,

to find love.

Better they'd have slept

to be kissed by love.

Ich würde alles für die Liebe tun (Hommage an Meat Loaf)

Ich würde alles für die Liebe tun,

direkt in die Hölle laufen und zurück,

alles für die Liebe tun,

denn was Gott verschenkt,

ist umso vieles größer als

was der Mensch zu verstehen glaubt,

doch ich werde es nicht tun.

Ich werde es nicht tun.

Ich würde alles für die Liebe tun,

aber ich tue es nicht.

An manchen Tagen fällt es schwer,

an manchen leicht,

manchmal geht gar nichts

und dann sind da die Momente, die nie enden,

selbst die größte Entfernung

ändert nichts,

denn du bist da.

In manchen Nächten atme ich unser Feuer,

in anderen bin ich aus Eis geschnitzt,

manche Nächte sind so, wie ich sie noch nie erlebt habe

und wie ich sie nie wieder erleben werde.

Vielleicht bin ich verrückt,

denn tief im Herzen weiß ich,

dass wir einander gehören

und kein Gesetz der Welt daran etwas zu verändern mag,

wir beide sind in der Ewigkeit vereint.

Solange wollte ich dies nicht sehen,

wenn auch immer wieder Tage und Nächte kamen,

die es mir zeigten,

ich wollte es nicht.

Ich konnte es nicht.

Die Stimme in mir wurde lauter,

und je lauter sie wurde,

desto mehr baute ich um mich herum auf,

angetrieben davon, nicht mehr hören zu müssen,

doch die Stimme war stets da.

Solange sich die Planeten noch drehen,

die Sterne noch scheinen,

solange Träume noch wahr werden,

glaube ja daran,

glaube, dass ich alles für die Liebe tun würde,

denn ich bleibe bis zum Schluss.

Ich habe einen Pakt besiegelt,

ohne dass ich diesen je geschrieben hätte,

er war da,

und damit alles so klar.

Und ich würde mir nie verzeihen,

würden wir nicht bis zum Letzten gehen.

Manchmal bete ich für Stille,

manchmal bete ich für die Seele,

manchmal bete ich für Mut.

Und dann gibt es Tage, wo ich dieses Gefühl verliere,

und in manchen Nächten verliere ich die Kontrolle,

wenn ich dich im Regen tanzen sehe

und weiß:

Ich würde alles für die Liebe tun,

aber ich werde es nicht tun.

Vielleicht bin ich einsam,

vielleicht bist du es auch,

vielleicht bist du gerade zu zweit allein,

vielleicht glaubst du dich in Sicherheit,

vielleicht hast du Angst

vor der Nacktheit,

vor der Berührung,

vielleicht willst du all das gar nicht,

doch dann wärst du nicht da, wo du bist.

Glaube mir, Baby,

du bist schon längst nicht mehr am Abgrund,

sondern schon im Sturzflug

und ich will nur, dass

du alleine nach oben fliegen kannst,

damit du jene Bodenhaftung verlierst,

die dich vor dem Himmel bremst.

Das einzige Versprechen, was ich halten kann:

Ich bin bei dir,

außerhalb von Raum,

außerhalb von Zeit.

Deshalb würde ich alles für die Liebe tun,

aber ich werde es nicht tun.

Solange die Räder noch drehen,

die Feuer brennen,

das Eis schmilzt,

solange deine Gebete wahr werden,

glaube daran.

Glaube mir, dass ich alles für die Liebe tun würde,

und du weißt, dass es wahr ist.

Du weißt es einfach.

Auf sich selbst zurückgeworfen, das ist hart,

sich selber sehen, ohne Schminke,

ohne Kleidung, ohne Beruf,

ohne Geld, ohne Wohnung,

ohne Auto, ohne Familie,

ohne Freunde,

ja, das ist hart,

doch erst wenn der Weg frei ist,

will ich bei dir sein,

damit die kostbare Ehrlichkeit

weiter wachsen darf

und wir uns nicht an Gott versündigen,

sondern sein Geschenk annehmen dürfen.

Ich würde alles für die Liebe tun,

aber ich werde es nicht tun.

Nein, nein, nein,

ich werde es nicht tun.

Alles wovon wir geträumt haben,

ich werde es nicht tun,