Vom Schatten ins Licht - Christiane Northrup - E-Book

Vom Schatten ins Licht E-Book

Christiane Northrup

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Beschreibung

Hochsensible oder empathische Menschen betrachten das Leben aus sehr einfühlsamen und fürsorglichen Augen. Das macht sie aus und deshalb werden sie auch sehr geschätzt. Aber sie sind auch die favorisierte Beute von "Vampiren", die den Empathikern Energie aussaugen und ihr Leben auf allen Ebenen stören – physisch, emotional und finanziell. Im neusten Buch der Bestsellerautorin Dr. Christiane Northrup tauchen Sie in die Dynamiken der Vampir-Empathiker-Beziehungen ein und finden heraus, wie Vampire die Energie anderer nutzen, um ihr eigenes funktionsgestörtes Leben anzutreiben. Erlernen Sie Techniken, um ungesunde Beziehungen in Ihrem Leben zu identifizieren, diese hinter sich zu lassen und negative Spuren auf Körper, Geist und Seele loszuwerden. Am Ende werden Sie sich gesünder, glücklicher, reicher und lebhafter fühlen, als Sie jemals für möglich gehalten hätten.

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© Barbara Peacock

Dr. med. Christiane Northrup gilt international als Kapazität in Fragen der Frauenheilkunde. 1986 gründete sie in Yarmouth, Maine, zusammen mit drei anderen Ärztinnen das Zentrum Women to Women, das in den gesamten Ver einigten Staaten zu einem Vorbild für Frauen kliniken wurde. Ihre Bücher, unter anderem das Standard-werk „Frauenkörper – Frauenweisheit“, waren „New York Times“-Bestseller und haben sich auch hierzulande zu Klassikern der Frauen gesundheitsliteratur ent wickelt. Einzigartig ist der medizinisch fundierte und zugleich ganzheit liche Ansatz von Christiane Northrup. In ihren Büchern gelingt es ihr, eine Brücke zwischen konventionellen Behandlungsmethoden und alternativen Therapien zu schlagen und damit genau jene Tipps und Entscheidungshilfen zu liefern, auf die Tausende Frauen schon lange gewartet haben.

Durch ihre Internet-Radiosendung Flourish!, auf Facebook und Twitter, auf ihrer Webseite drnorthrup.com und durch den monatlich erscheinenden Online-Newsletter steht Dr. Northrup in ständigem Austausch mit ihrer Community auf der ganzen Welt.

Dr. med. Christiane Northrup gehört zu den Pionierinnen der modernen Frauengesundheit. Sie ist eine leidenschaftliche Verfechterin einer inte grierten Sicht auf die Einheit von Körper, Geist, Verstand und Gefühl.

In ihren vielen Berufsjahren als niedergelassene Frauenärztin hat Christiane Northrup unzählige Frauen unter scheinbar unerklärlichen Gesundheitszuständen leiden sehen. Frauen, die sich gesund ernähren, Sport treiben und Familien, Jobs und Haushalte managen. Dabei fand sie heraus, dass es etwas gibt, was die Wurzel der Probleme ist – Menschen, die sie als Energievampire oder Energieräuber bezeichnet.

Hochsensible Menschen – oder Empathiker – betrachten das Leben auf besonders einfühlsame und fürsorgliche Art und Weise. Sie haben eine überaus große Menge an innerem Licht in sich. Das aber macht sie auch zur leichten Beute für Energievampire, die ihnen in vielerlei Hinsicht – physisch, emotional und finanziell – ihre Lebensenergie aussaugen.

Auf Basis der neuesten Forschungen und zahlreicher selbst und von anderen erlebter Geschichten hat es sich Christiane Northrup zum Ziel gesetzt, das Phänomen der Energieräuber zu ergründen und ihnen auf die Spur zu kommen.

Denn wer erst einmal verstanden hat, wie die Beziehungen zwischen Hochsensiblen und Energieräubern funktionieren, wird auch in seinem Leben Muster erkennen können. Dr. Christiane Northrup gibt dem Leser mit diesem Buch das nötige Werkzeug an die Hand, um sich aus diesen belastenden Beziehungen zu befreien und wieder zu genesen. Um am Ende gesünder, glücklicher und dynamischer zu sein als je zuvor. Und sogar mehr denn je von innen zu leuchten.

All den Lichtarbeitern gewidmet.Unsere Zeit ist endlich gekommen.

Inhalt

Einleitung – Von Empathikern und Vampiren

Teil I: Die Dynamik verstehen

I. Kapitel: Eine hochsensible Seele

Hochsensible Menschen im Alltag

Angeborene Güte und Stärke

Mehr als Einfühlungsvermögen

Hochsensible und Vampire

II. Kapitel: Die Wunden, die zu heilen wir gekommen sind

Scham und Schuld

Ein Leben mit Verletzungen

Die Wunden unserer Vorfahren

III. Kapitel: Beziehungen zwischen Hochsensiblen und Vampiren

Eine Macht, mit der nicht zu spaßen ist

Vampire in Ihrem Leben

Festgefahrene Beziehungen

Wie Ihre Lebensenergie abgesaugt wird

IV. Kapitel: Gesundheitliche Risiken einseitiger Beziehungen

Die biochemischen Grundlagen von Krankheit

Kognitive Dissonanz und Stress

Gesundheit heute

Die Kraft unserer Gedanken und Vorstellungen

Teil II: Von der Dunkelheit ins Licht

V. Kapitel: Wie Sie Ihren persönlichen Vampir erkennen

Persönlichkeitsstörungen bei Vampiren

Das ist angeboren

Einem Vampir auf die Spur kommen

VI. Kapitel: Setzen Sie sich an die erste Stelle

Wie steht es um Ihre Beziehungen?

Gehen Sie auf Abstand

Bleiben Sie bei sich

Grenzen ziehen

Im Zwischenreich

VII. Kapitel: Das Vampir-Trauma überwinden

Selbstvertrauen

Lassen Sie den Vampir endgültig los

Holen Sie sich Unterstützung

Energiemuster aufbrechen

VIII. Kapitel: Tiefenheilung

Eigenliebe und Selbstachtung

Achten Sie Ihren Schatten

Alte Wunden heilen

Ererbte Verletzungen heilen

Supermacht Empathie

IX. Kapitel: Was uns gesund macht

Positiv verstärktes Denken

Erhabene Gefühle

Gerechter Zorn

Expressive Gefühle

Richtig gesundheitlich vorsorgen

X. Kapitel: Körperlich genesen in der Zeit danach

Heilung mit göttlicher Liebe

Gesund bleiben

Sich selbst erkennen

XI. Kapitel: Das innere Licht zum Leuchten bringen

Sie sind das Licht

Die Dunkelheit

Für sein inneres Licht einstehen – die Praxis

Dafür oder dagegen

Das Göttliche in Ihnen

Anhang: Weiterführende Informationen

Antientzündlich essen

Richtig atmen

Verletzungen bearbeiten

Ängste und innere Stärke

Gesund bewegen

Stressreduktion

Zum inneren Licht stehen

Literatur

Danksagungen

EINLEITUNG

Von Empathikern und Vampiren

Ich habe ein Leben lang auf dem Gebiet der Gesundheit und Heilkunde gearbeitet – zuerst als konventionell ausgebildete Gynäkologin und Chirurgin und später als Lehrende auf internationaler Ebene. Dabei habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, bei Frauen ein Bewusstsein dafür zu schaffen, was in ihrem Körper gut läuft. Und, was noch wichtiger ist, wie sie dieses Bewusstsein in ihrem täglichen Leben umsetzen können.

Während meiner Jahrzehnte an vorderster Front der Frauengesundheit habe ich unzählige Frauen unter scheinbar unerklärlichen Gesundheitszuständen leiden sehen. Diese Frauen essen gut. Sie machen Sport. Sie sorgen für sich. Sie managen Familien, Jobs, Haushalte. Auf dem Papier sieht alles großartig aus, aber wenn ich mich näher mit ihrem Leben beschäftige, finde ich heraus, dass es etwas gibt, das die Wurzel ihrer Probleme ist – eine Person, die ihnen buchstäblich das Lebensblut abzusaugen scheint. Diese Leute bezeichne ich als Energievampire oder Energieräuber.

Die meisten Frauen (und auch Männer), die von Energievampiren betroffen sind, sind mitfühlend, liebevoll und sehr mit dem Wohlergehen der Menschen um sie herum befasst. Sie nehmen die Energie anderer Menschen in einem Maße auf, das über bloßes Mitgefühl weit hinausreicht. Sie sind nicht bloß bedrückt, wenn sie jemanden leiden sehen; nein, sie fühlen ebendieses Leiden, als ob sie den Schmerz, den andere erleben, aus erster Hand erfahren würden. Diese Frauen fallen in eine Kategorie von Menschen, die man hochempathische Menschen, Empathiker, nennt. Ich schätze, dass Sie sich beim Lesen in dieser Beschreibung durchaus ein wenig wiedererkennen.

Bis vor Kurzem wurden Energievampire von der Gesellschaft im Allgemeinen und dem Medizin- und Rechtsbereich im Besonderen weitgehend ignoriert und keiner Diagnose unterzogen. Deshalb mangelt es an Verständnis, wie problematisch sie sind.

So wusste auch ich nicht, wie sehr sie das Leben meiner Patienten beeinflussten, bis ich, angeregt durch meine eigenen Lebensumstände, nachzuforschen begann. Als empathischer Mensch glaubte ich fälschlicherweise, dass alle das gleiche Einfühlungsvermögen und Mitgefühl hätten wie ich. So nahm ich an, dass, egal wie viel Schaden jemand seiner Familie oder den Kollegen zufügt, er oder sie tief in ihrem Herzen ein guter Mensch sei, der es gut meint. Diese Menschen lebten einfach ihren verdrängten unausgesprochenen Schmerz aus, dachte ich.

Nie ist es mir in den Sinn gekommen, dass es Menschen gibt, die tatsächlich Raubtiere sind – die auf die Freundlichkeit, das Vertrauen, den guten Willen, die Offenherzigkeit und den Einfallsreichtum anderer Jagd machen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es Menschen gibt, denen es an Empathie, Mitgefühl, Fürsorglichkeit und der Bereitschaft oder gar Fähigkeit zur Veränderung mangelt. Aber genau das ist es, was Energievampire ausmacht. Sie sind Chamäleons, die Meister der Manipulation sein können und von anderen das bekommen, was sie wollen, ohne etwas zurückzugeben.

Ahnungslose Empathiker öffnen oft ihre Herzen, ihre Bankkonten und Körper, um Vampiren zu helfen, ihre angeblichen Verletzungen zu heilen, die es in Wahrheit gar nicht gibt. Das liegt nicht daran, dass Empathiker Narren sind. Der Grund liegt in dem unheilvollen Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Da ist zum einen der empathische Mensch, der gern eine heilende Kraft wäre, konfrontiert mit den räuberischen Fähigkeiten des Vampirs – und hinzu kommen die unverheilten Wunden des einfühlsamen Menschen, der meint, das Gute im Leben nicht zu verdienen.

Dass an dieser These etwas dran ist, wurde mir selbst durch verschiedene Begegnungen und Beziehungen klar. Diese Beziehungen haben mich so ausgelaugt, dass ich meinte, verrückt zu werden und mich selbst zu verlieren.

Natürlich gab ich zunächst mir die Schuld und wollte alles besser machen. Was hatte ich nur falsch gemacht? Wie sich herausstellte, war das Einzige, was ich falsch gemacht hatte, dass ich den Menschen in der Absicht, sie gesund zu machen, zu viel gab, ohne auf meine eigenen Bedürfnisse und mein Wohlbefinden zu achten. Ich hatte keine Ahnung, dass so viele Menschen in meinem Leben Energievampire sind.

Dies geht im Übrigen vielen so, die Beziehungen zu Energievampiren eingehen. Oft merken wir nicht, dass wir es mit einem dieser Herren der Finsternis zu tun haben, bis wir körperlich krank werden, unsere Freunde, unsere Arbeit, unser Einkommen, unsere besten Jahre und schließlich sogar unser Selbstwertgefühl und unsere Würde verlieren.

Die Sache mit den Energievampiren ist, dass sie sich auf diejenigen konzentrieren, die sich am ehesten mit ihrer Taktik abfinden – und das sind vor allem mitfühlende Menschen. Energievampire wissen, wie sie dies zu ihrem Vorteil nutzen können – und zum Nachteil der empathischen Person.

Aber es gibt auch Hoffnung. Psychologie und Gesellschaft haben endlich begriffen, wie diese Energieräuber arbeiten – und wie berechenbar sie sind. Mittlerweile hat man bestimmte Persönlichkeitsmerkmale und Manipulationstaktiken klar definiert und gelernt, woran man Vampire erkennt und welche Wege es gibt, um Beziehungen mit ihnen zu beenden.

Das ist auch der Grund, warum ich dieses Buch geschrieben habe. Ich möchte hier das Beste aus der Forschung zum Thema zusammenführen und es mit meinen eigenen Erfahrungen sowie denen der Menschen aus meiner Community verknüpfen. Im ersten Teil dieses Buches werde ich zunächst die Beziehungsdynamik zwischen Hocheinfühlsamen und Vampiren beschreiben, samt der Folgen, die sich daraus ergeben.

In Teil II schließlich leite ich Sie durch klar strukturierte Abläufe, mit deren Hilfe Sie wieder zu sich finden, genesen und lernen, in Zukunft Energievampiren aus dem Weg zu gehen. Ich möchte jedoch anmerken, dass die Genesung von einem Missbrauch durch einen Energieräuber ein ziemlich einzigartiges Unterfangen ist. Bei allen Gemeinsamkeiten wird Ihr Weg der Gesundung anders sein als der anderer Menschen. Betrachten Sie dieses Buch also nicht als strikte Gebrauchsanweisung, sondern als eine Handreichung verschiedener Methoden. Manche davon werden für Sie passen, andere nicht. Wählen Sie aus, was für Sie funktioniert. Ich verspreche Ihnen, dass Sie, wenn Sie den Ratschlägen in diesem Buch folgen, die Dunkelheit hinter sich lassen und wirkliches Wohlergehen, schöne Beziehungen und ein freudvolleres Leben erlangen werden.

Als empathischer Mensch haben Sie besondere Gaben. Ihr Mitgefühl und Einfühlungsvermögen wirken wie Balsam für die Menschen in Ihrer Umgebung und auf der Erde insgesamt. Sie sind eben nicht auf die Welt gekommen, um Vampiren als Energiezufuhr zu dienen. Sie sind hier, um Ihr Licht in die Welt zu tragen.

TEIL I

Die Dynamik verstehen

I. KAPITEL

Eine hochsensible Seele

Wenn Sie auf dieses Buch aufmerksam geworden sind, dann haben Sie vielleicht schon einen schleichenden Verdacht, dass mit einer Ihrer Beziehungen etwas nicht stimmt. Vielleicht die Beziehung zu einem Elternteil, einem Ehepartner, einer Kollegin, einem Geschwister, Ihrem Kind oder sonst jemandem, mit dem Sie viel zusammen sind. Auch wenn Sie diese Person lieb haben und sie respektieren, fühlen Sie sich doch jedes Mal, wenn Sie mit ihr zusammen waren, ein wenig neben der Spur. Vielleicht fühlen Sie sich auch einfach ausgelaugt, erschöpft und müde – als ob die Energie buchstäblich aus Ihnen herausgesaugt wurde. Wenn Ihnen das bekannt vorkommt, ist es wahrscheinlich, dass Sie in Beziehung mit jemandem stehen, der gemeinhin als Energieräuber bekannt ist. Leute, die in diese Persönlichkeitskategorie fallen, nähren sich von der Energie der Menschen um sie herum.

Hinzu kommt, dass Sie sehr wahrscheinlich – genau wie der Energieräuber – auch einen bestimmten Persönlichkeitstyp haben. Sagen Sie mir, ob Ihnen das irgendwie bekannt vorkommt. Man geht irgendwohin und fühlt sich plötzlich traurig oder wütend – ganz ohne ersichtlichen Grund. Vielleicht haben Sie auch in einem Kino oder Konzert das Gefühl, kaum haben Sie sich niedergelassen, woanders sitzen zu müssen.

Oder jemand stimmt Sie furchtbar traurig, obwohl er oder sie recht glücklich zu sein scheint. Womöglich fühlen Sie sich zu den Heilberufen hingezogen, beschäftigen sich mit Astrologie und Energiemedizin, haben aber zugleich das Gefühl, dass Sie keinem davon erzählen können, weil die Leute sie sonst für verrückt halten. Und finden Sie nicht auch, dass Sie Liebe und Aufmerksamkeit nur durch Taten und Dienstbarkeit erringen müssen und diese nicht einfach so verdienen?

Wenn Sie mit alldem etwas anfangen können – oder wenn Ihnen schon vermittelt wurde, dass Sie „zu sensibel“ sind – dann gehören Sie sehr wahrscheinlich zu den Menschen, die man Empathiker oder hochsensible Menschen nennt. Nun ist in letzter Zeit viel über Empathie und Hochsensibilität gesagt worden – sogar ein paar Bestseller zum Thema gibt es. Im Klappentext von Judith Orloffs Buch Wenn dir alles unter die Haut geht bezeichnet das bekannte Medium Caroline Myss die Hochsensibilität in den USA schon als „das neue Normal“.

Eine Sache, die man im Hinterkopf behalten sollte, ist, dass nicht alle Empathiker gleich sind. Manche sind einfach nur sehr empfindlich gegenüber der Umwelt und den Gefühlen anderer. Andere wiederum sind das, was ich die „Hochsensiblen mit alter Seele“ nenne. Diese Menschen haben Hunderte – vielleicht Tausende von Leben – hinter sich, zeichnen sich früh durch großen Einfallsreichtum, durch Selbststeuerungsfähigkeit, Optimismus und Loyalität aus. Unabhängig davon sind jedoch alle Empathiker sehr energiesensibel.

Empathiker interagieren mit der Energie in ihrem Umfeld auf eine Weise, die sich selbst noch von der eines sehr mitfühlenden Menschen unterscheidet. Während die mitfühlende Person sich schlecht fühlt, nachdem sie jemanden hat leiden sehen, nimmt eine hochempathische Persönlichkeit die Energie dieses Individuums regelrecht auf. Empathiker können den tiefen, oft unsichtbaren Schmerz der Menschen in ihrer Nähe spüren, weil die Schmerzenergie ihr Wesen verändert. Die Energie der Menschen um sie herum, und nicht nur deren Emotionen, beeinflussen das Wohlbefinden und die Energie von Empathikern. Sie nehmen die Energie auf, ob gut oder schlecht. Und sie merken es nicht.

Als eine empathische Persönlichkeit habe ich aus erster Hand erfahren, wie es ist, negative Energie aufzunehmen. Es ist sehr seltsam. Als ich vor Jahren bei einer Vorstandssitzung der American Holistic Medical Association war, gab es dort noch eine andere Ärztin, die nett schien, aber auch ziemlich rechthaberisch und schwer zu bestimmen war. Sobald das Treffen vorbei war, wurde ich von starker Übelkeit erfasst und musste auf die Toilette laufen, um mich zu übergeben. Wie ein Schwamm hatte ich all ihre Negativität aufgesaugt. Sie war in jede Zelle meines Körpers eingedrungen, und mich zu übergeben war der einzige Weg, alles wieder loszuwerden. Jahre später begriff ich, dass sie eine Energievampirin war.

Wegen unserer natürlichen Neigung, die Energie anderer aufzunehmen und sie mit unserer eigenen zu verwechseln, benutze ich oft das Wort durchlässig, um empathische Menschen zu beschreiben. Oft wissen wir nicht, wo wir enden und jemand anderes anfängt. Eine Freundin von mir konnte nicht mehr zu den 12-Schritte-Gruppentreffen gehen, weil sie all die emotionalen Schmerzen der Menschen im Raum aufnahm, und sie anschließend gar nicht mehr aufhören konnte zu weinen. Verstehen Sie mich nicht falsch. Selbsthilfegruppen können etwas bewirken und das Leben positiv verändern. Wenn Sie jedoch sehr einfühlend sind, werden Sie von den unbewussten unverarbeiteten Gefühlen anderer überwältigt.

Ohne Selbsterkenntnis und Mittel des Selbstschutzes kann der Schaden durch die Aufnahme dieser mächtigen Emotionen den Nutzen überwiegen.

Manchmal ist Hochsensibilität wirklich eine Bürde. Ich habe noch eine andere außergewöhnlich einfühlsame Freundin, deren Fähigkeit, die Energie anderer anzunehmen, tatsächlich zu einer körperlichen Krankheit führte. Immer wieder nimmt sie körperlich die Krankheiten von ihren Familienangehörigen auf, doch jetzt kommt’s: Sie bekommt alle Symptome bestimmter Krankheiten, noch bevor diese bei den anderen ausbrechen. Vier Monate bevor bei ihrem Vater Lungenkrebs diagnostiziert wurde, hatte sie Lungensymptome, die so schwer waren, dass die Ärzte dachten, sie hätte Lungenkrebs. Und Monate bevor jemand anderes in der Familie einen Hirntumor bekam, hatte sie Kopfschmerzen und alle Symptome eines Hirntumors. All das verschwand in dem Moment, als die andere Person ihre Diagnose bekam und sie diese Energie nicht mehr „tragen“ musste. Auch wenn das sehr untypisch ist, zeigt es doch, wie wirkmächtig die Energie anderer im Leben einer empathischen Persönlichkeit sein kann.

Hochsensible Menschen im Alltag

Wie spielt sich nun das Leben eines oder einer Hochsensiblen ab? Kurz gesagt, „im Versteck“. Empathische Menschen greifen oft zu drastischen Mitteln, wenn es darum geht, ihre wahre Identität so zu verändern, dass sie als weniger schmerzlich empfunden wird. Sie sind sehr gut darin, sich anzupassen und herauszufinden, auf welche Weise sie geliebt und akzeptiert werden, und zwar nicht dafür, wie sie wirklich sind, sondern dafür, dass sie anderen zu Gefallen sind.

Wenn zum Beispiel ein hochsensibles homosexuelles Kind in eine sehr konservative Familie hineingeboren wird, merkt dieses Kind sehr schnell, dass es sein wahres Selbst zugunsten der Vorstellungen seiner Familie zurückdrängen muss. Oder wenn ein einfühlsames kreatives und temperamentvolles Kind in eine Familie hineingeboren wird, die Wert auf logisches Denken und gute Ausbildung legt, wird es bald zur Anpassung genötigt und daran arbeiten, seinen Wert durch entsprechende Bestrebungen unter Beweis zu stellen.

Empathische Kinder tun dies nicht bewusst, sondern als Form des Überlebens. Weil sie so auf die Energie anderer Menschen eingestimmt sind, leiden sie, wenn andere leiden, also arbeiten sie daran, dass dies nicht geschieht.

Der Wunsch, für geordnete Verhältnisse zu sorgen, begleitet Hochsensible ihr ganzes Leben lang. Sie sagen Ja, wenn sie Nein meinen, einfach deshalb, weil sie die negative Energie der Menschen um sie herum nicht erleben wollen. Sie machen Überstunden, damit andere nicht überfordert werden. Sie hören auf die Sorgen ihrer Freunde und Familienangehörigen und bieten Anregungen und Hilfe an. Sie opfern ihr eigenes Wohlergehen zum Wohle der Menschen in ihrem Umfeld. Schließlich geht es um die Energie.

Als Kinder zeigen manche empathischen Persönlichkeiten nicht nur die hohe Sensibilität, sie haben auch die Fähigkeit, andere Dimensionen zu sehen, etwa Engel oder geistige Führer oder imaginäre Freunde, die überhaupt nicht imaginär sind. Oft treffen junge Hochsensible Aussagen über die wahre Natur einer Person – eine, die sich anderen Menschen in ihrem Umfeld nicht erschließt. Zum Beispiel könnte ein hochsensibles Kind durchaus sagen, dass es lieber nicht zu Onkel Pete (der sich später als pädophil herausstellen würde) möchte oder dass Tante Sally wohl sterben wird (kurz bevor sie es dann tatsächlich tut).

Doch wie in diesen Beispielen lernen einfühlsame Kinder schnell, dass das Sehen „unsichtbarer Dinge“ schlecht oder falsch ankommt. Sie erfahren vielleicht Kritik, werden zum Schweigen gebracht oder sogar bestraft, weil sie eine von ihnen sehr stark empfundene Wahrheit aussprechen.

Das Medium John Holland kann davon berichten, dass er tote Haustiere in der Nähe ihrer früheren Besitzer sehen konnte. Als Kind ging er auf die Menschen zu und erzählte ihnen von ihrem verstorbenen Hund – den er dann genau dort sah. Das verwirrte und brachte die Leute auf, und so hat er sehr früh gelernt, nicht über das zu sprechen, was er sah. Er musste erkennen, dass seine Wahrnehmung für die meisten Menschen und die Gesellschaft insgesamt inakzeptabel war.

Was empathische Persönlichkeiten so „anders“ macht, ist zugleich eine Quelle großen emotionalen Schmerzes. Sie werden verletzt – beschämt, verlassen oder verraten –, ob von der Familie oder der Gesellschaft. Man sagt ihnen, sie seien „seltsam“, „verrückt“ oder „schlecht“, was wiederum zu Angst und Selbstzweifeln führt. Die Sache ist die, dass empathische Persönlichkeiten in ihrem Bedürfnis nach Akzeptanz, Liebe und Unterstützung genauso sind wie alle anderen. Also fangen sie mit dem erwähnten Versteckspiel an; sie verbiegen sich regelrecht, um sich anzupassen und geliebt zu werden oder wenigstens keinen Spott zu ernten oder eine Strafe zu riskieren. Viele Hochsensible versuchen schließlich, ihre Sensibilität hinter sich zu lassen und ihr intuitives Wissen zu unterdrücken. So mancher sucht sogar Zuflucht zu Drogen und Alkohol, um sich zu betäuben.

Die andere Form des Versteckens, die hochsensible Persönlichkeiten an den Tag legen, ist eher physischer Natur. Sie meiden vor allem Menschenmassen. (Denken Sie an Rockkonzerte oder Silvester am Times Square oder Brandenburger Tor.) Die Energie dort ist einfach zu intensiv.

Auch vermeiden sie gruselige oder gewalttätige Filme bzw. Fernsehsendungen, weil es zu schmerzhaft für sie ist, sie anzuschauen. Ich habe einmal die erste Hälfte des Films Der Soldat James Ryan auf der Damentoilette verbracht, weil ich mit der Darstellung der Landung am Omaha Beach im Zweiten Weltkrieg nicht klarkam. Es war viel zu krass, das auf einer großen Leinwand (oder sogar auf einer kleinen Leinwand) zu erleben. Und als die Kampfszene in Das Comeback begann, verließ ich den Saal und wartete draußen, wobei ich immer mal wieder hineinlugte, um zu sehen, ob es vorbei war. Auch beliebte Serien wie Orange Is the New Black, Game of Thrones oder Breaking Bad kann ich nicht verdauen. Sie sind mir zu gewalttätig.

Als Teenager war ich nicht viel anders. Meine Freunde wollten immer in Horrorfilme gehen und haben mich sogar eingeladen. Einmal bin ich darauf eingegangen, nur um schon während des Vorspanns rauszugehen, weil die Musik einfach zu gruselig war.

Eine andere Form des physischen „Versteckens“ mancher Hochsensibler mutet etwas seltsam an – wir verstecken uns oft vor der Technik. Nicht, weil wir sie grundsätzlich ablehnten oder sie nicht verstünden, sondern weil hochsensible empathische Menschen andere Energiesysteme haben, die zu Fehlfunktionen der Technik führen können.

Ich habe einen Freund, der immer wieder Uhren kaufen muss. Unabhängig vom Uhrentyp und Preis der Uhr, das Ergebnis lief immer auf das Gleiche hinaus: Die Uhr blieb, am Handgelenk getragen, stehen. Da konnte er noch so oft die Batterien wechseln. Seine Energie hat die Batterien buchstäblich entleert. Denn empathische Persönlichkeiten nehmen nicht nur Energie auf, sie geben auch hochfrequente Energie ab.

Der Techno-Fluch des Empathikers betrifft nicht nur Uhren, sondern auch Handys, Computer und alle möglichen technischen Geräte. Wenn Hochsensible ein Handy und einen Computer überhaupt benutzen können – und manche können es nicht –, dann stellen sie bald fest, dass ihre Energie die Elektrik durcheinanderbringt und den Computer oder das Handy seltsame Dinge tun lässt. Zum Beispiel telefonierte ich mit meiner Schwester an dem Tag, an dem ich diesen Abschnitt schrieb, und obwohl ich das Telefon nicht berührte, fing es zweimal an, eine andere Nummer zu wählen – mitten in unserem Gespräch. Ich habe auch hochsensible Freunde, mit denen die Telefonate immer wieder abbrechen, selbst auf dem Festnetz. Daraus ist schon ein Running Gag geworden. Sobald wir uns zurückrufen, nachdem das Telefon tot ist, scherzen wir (oder auch nicht), dass dunkle Mächte uns wohl beim Reden belauscht haben und nicht wollen, dass wir reden!

Diese technologischen Schwierigkeiten treten definitiv nicht bei allen empathischen Persönlichkeiten auf. Vielleicht aber hatten Sie auch schon einmal Probleme mit Ihrer Elektronik, dann könnte das vielleicht der Grund dafür sein.

Zu den krassen Fällen von energetischem Austausch gehören Empathiker, die Glühbirnen buchstäblich ausschalten können. Dies passiert vor allem, wenn das empathische Individuum starke Energie fühlt – etwa Wut –, und diese Energie dann echte elektronische Geräte durcheinanderbringt, ganz zu schweigen von dem, was wir als „Realität“ betrachten.

Viele hochsensible Menschen sind auch extrem geruchsempfindlich. Sie vertragen keine synthetischen Duftstoffe, wenngleich natürlich vorkommende Düfte wie Flieder unbedenklich sind. Sie können auch riechen, wenn etwas mit dem Essen „nicht stimmt“ – oder sogar mit anderen Menschen –, lange bevor viele andere etwas merken. Kennen Sie den Satz: „Ich kann riechen, wenn etwas nicht stimmt“? Das gibt es tatsächlich.

Angeborene Güte und Stärke

Bei allem, was ich Ihnen über Hochsensibilität gesagt habe, vermute ich, dass Sie sich nun fragen, wie Sie sich von diesem schlimmen Leiden befreien können, richtig? Aber hören Sie auf damit. Hochsensibel zu sein kann Nachteile bringen – ja, aber wenn man weiß, wie man sich selbst zu nehmen hat, dann überwiegen die Vorteile, und zwar zigfach.

Die Unterschiede zwischen hochempathisch und normal haben nicht nur etwas mit der Fähigkeit zu tun, die Energie der Menschen im eigenen Umfeld wahrzunehmen.

Hochsensible sind oft auch außerordentlich begabte Heiler, weil sie sich ganz natürlich in die Emotionen anderer einfühlen – und diese sogar selbst körperlich nachempfinden können. Ihr Energiefeld geht buchstäblich in den Körper eines anderen über und spürt, was dort vor sich geht. Außerdem sind sie einfallsreich genug, um in fast allen Situationen wirklich hilfreich zu sein. Dadurch schaffen sie oft eine Atmosphäre, in der sich Menschen sicher fühlen, wahrgenommen, gehört und gehalten. Auch haben hochempathische Menschen gelegentlich die Fähigkeit, schmerzhafte Gefühle aus anderen Menschen zu entfernen – zum Teil, indem sie diese Gefühle in sich selbst transformieren und dann wie ein menschlicher Luftreiniger gereinigte Energie verströmen. Nach dem Zusammensein mit einem hochempathischen Menschen fühlt sich die betreffende Person oftmals besser, ohne zu wissen warum.

Als ich fünf Jahre alt war, hatte ich eine kleine Schwester namens Bonnie Laurie, die gestorben ist. Von dem Augenblick an, als sie starb, veränderte sich mein Leben. Ich war nicht länger das sorglose Kind, sondern ein Kind, das versuchte, die Trauer seiner Mutter zu lindern. Meine empathische Natur hat mich dazu gebracht, ihren Schmerz anzunehmen. Vielleicht hat sie das in ihrem Kummer getröstet – ich werde es nie erfahren. Ich weiß nur, dass das sehr viel mit meiner Berufswahl zu tun hat und zu meiner Karriere im Gesundheitswesen geführt hat, die Millionen Frauen auf der ganzen Welt geholfen hat. Durch die Rolle als Beschützerin meiner Mutter fand ich einen Platz, an dem ich mich auszeichnen konnte und akzeptiert wurde.

Als Kind war mir nicht klar, dass dies meine Form des Versteckens war. Das habe ich erst vor Kurzem verstanden, als ich mit einem Physiotherapeuten arbeitete, der tief in den Faszien eingelagerte Erinnerungen und Gefühle ans Licht bringt. Bei unserer Arbeit fragte er mich, ob ich eine verstorbene Schwester hätte.

Ich dachte sofort an meine Schwester Cindy, die kurz nach dem College bei einem Autounfall ums Leben gekommen war. Aber dann wurde mir klar, dass der Schmerz, den ich bearbeiten musste, tatsächlich von Bonnie Lauries Tod herrührte. Während unserer gemeinsamen Arbeit „sah“ ich mich im Alter von fünf Jahren in einem Cowgirl-Outfit, wie ich in einem Schultheaterstück über die Bühne galoppierte. Als ich davon dem Therapeuten berichtete, sagte der: „Da hast du dich selbst verlassen.“ Ich wollte am liebsten weinend auf den Boden fallen, weil mir klar wurde, wie sehr das stimmte. Ich hatte nicht gewusst, dass ich die Trauer meiner Mutter auf mich genommen hatte. Alles, was ich wusste, war, dass ich bewirken konnte, dass es ihr besser geht.

Obwohl so viele Heiler hochsensible empathische Persönlichkeiten sind, wollen sie dies, sofern sie im Medizinbetrieb arbeiten, nicht zugeben, weil diese Fähigkeit als unwissenschaftlich angesehen wird. Einer meiner Kollegen hatte heilende Hände, aber er hat es nie jemandem erzählt, weil es keine wissenschaftlichen Beweise dafür gibt. Er wusste lediglich, dass es seinen Patienten oft besser ging, wenn er sie berührte. Dann spürte er eine Hitze in den Händen. Obwohl wir uns nahestanden, wusste ich nichts davon, bis seine Schwester bei seiner Beerdigung davon sprach und mir erzählt hat, in welchem Dilemma er sich befunden hatte.

Neben den heilenden Fähigkeiten können hochsensible Menschen oftmals die schönen Dinge auf der Welt intensiver erleben. Die Sonne lässt schiere Ekstase in ihnen aufscheinen. Musik reicht tief in ihr Inneres, rührt sie zu Tränen oder begeistert sie völlig. Bewegung spricht sie geradezu auf zellulärer Ebene an. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie glücklich ich bin, wenn ich Tango tanze oder meine Harfe spiele – etwas, das ich immer öfter mache, seitdem ich meine Sensibilität annehme und mich vom Helferkomplex erhole.

Weil sie die Energie um sich herum so fein spüren können, fühlen sich Hochsensible oft zu Tieren oder der Natur insgesamt hingezogen. Hier fühlen sie sich geborgen, weil die Energie lindernd und unschuldig ist. Diese Erlebnisse sind auch Motivation, die Geringsten unter uns, die Tiere, zu schützen.

Ungeachtet dessen, was unsere Gesellschaft glaubt und belohnt, ist die Fähigkeit, sich in einen anderen Menschen einzufühlen und hineinzuversetzen, eine Eigenschaft, die Bewunderung und Wertschätzung verdient. Richtig angewandt ist sie ein echtes Plus.

Mehr als Einfühlungsvermögen

Ich habe zu Beginn dieses Kapitels erwähnt, dass nicht alle empathischen Persönlichkeiten gleich sind. Während alle eine starke energetische Sensibilität aufweisen, gibt es eine Untergruppe, die ich als „Hochsensible mit alter Seele“ bezeichnen möchte und zu denen ich mich selbst zähle. Diese Menschen haben noch mehr Einfühlungsvermögen. Sie haben auch das, was die Psychologin Sandra L. Brown, Gründerin des Instituts zur Vermeidung von Beziehungsschäden, „Supereigenschaften“ nennt, im Hinblick auf Umgänglichkeit, Gewissenhaftigkeit und Selbststeuerungsvermögen. Nicht nur sind diese ungewöhnlich optimistisch – wir schaffen das –, sie haben auch eine pragmatische und positive Einstellung, eine ausgezeichnete Arbeitsmoral, Mitgefühl, Geduld und die Fähigkeit, in allem und jedem das Beste zu sehen.

Diese Menschen – 75 Prozent von ihnen sind Frauen und 25 Prozent Männer – sind die, die jede Unternehmung beflügeln, an der sie beteiligt sind. Ob es sich dabei um eine Ehe handelt, eine Karriere oder ein Geschäftsvorhaben, sie sind es, die 80 Prozent geben, während die anderen mit 20 Prozent dabei sind. Diejenigen mit Supereigenschaften laufen zu übermenschlicher Form auf und sind natürlich irgendwann diejenigen, an die man sich im Ernstfall wendet. Das sind die Chefs in Unternehmen oder der Familie, die gekonnt zwischen den Aufgaben und Verantwortlichkeiten hin und her manövrieren. Es sind die Ärzte und Chirurgen mit einem guten Ruf, die Manager, die ihre Mitarbeiter zum Strahlen bringen. Und es sind die Eltern in Führungspositionen, die ihre hochbegabten Kinder von Aktivität zu Aktivität schleusen, nur um anschließend noch Geld für eine gute Sache zu sammeln. Alles in ihrem Leben scheint irgendwie leicht, geordnet und gefügt.

Sandra Brown charakterisiert diese Gruppe so: „Mit dem Begriff Supereigenschaften geht das Konzept der Hochsensibilität noch einen Schritt weiter. Während Hochsensibilität vor allem mit Einfühlungsvermögen zu tun hat, bringt die Theorie der Supereigenschaften diese als zusätzliche Eigenschaften ins Spiel. Dabei handelt es sich um feste Persönlichkeitsmerkmale, mit deren Hilfe wir Warnsignale deuten (oder missdeuten). Andere Supereigenschaften wie Toleranz, Optimismus, was die menschliche Natur angeht, die Annahme, andere seien so wie man selbst, Wärme, Offenheit und eine unmittelbare Direktheit – fallen letztlich unter den Faktor ‚Umgänglichkeit‘, von der die Empathie wiederum nur ein Teil ist.“

Ich glaube, dass die Supereigenschaften und die Hyperempathie, die von den Einfühlern mit alter Seele an den Tag gelegt werden, daher rühren, dass sie schon viele Male hier waren. Sie haben die Lektionen der Welt gelernt, weil sie jahrhundertelange Not durchlebt haben. Sie haben in vielen Leben Erfahrungen gesammelt, und sie wissen, wie man die Welt zu einem besseren Ort macht – und zwar mit ihrem ureigensten Wesen. Hochsensible mit alter Seele können sehr ernst sein, denn in gewisser Weise wissen sie selbst schon von Geburt an, was es bedeutet, in die Welt zu kommen. Doch sie wissen, worauf sie sich einlassen, und ihre Rückkehr war sicher kein leichter Entschluss, war er auch so nötig.

Ich spreche von der Rückkehr einer Seele als notwendig, weil es eine Reise ist, die wir alle machen müssen. Das Ziel unserer Seelen ist die Erleuchtung, das Nirwana. Aber dieser Zustand lässt sich weder einfach noch schnell erreichen. Jede Seele muss die Lektionen der Liebe und Annahme durch Lebenserfahrung lernen. Sie muss lernen, was es heißt, Dunkelheit und Licht zu sein, Täter und Opfer, Schwache und Mächtige. Sie muss alle Situationen durchleben, um zur wahren Erleuchtung zu gelangen.

Bevor sie sich inkarniert, unterschreibt die Seele einen Seelenvertrag, der die Lektionen umfasst, die in diesem Leben gelernt werden müssen. Alles, was Sie erleben, ist Teil eines Plans, um Ihre Seele der Erleuchtung näher und auf eine höhere Schwingungsebene zu bringen. Dabei wird ihnen mit der Zeit immer deutlicher, dass Sie sich auf einer Reise der Seele befinden.

Einfühlsame Persönlichkeiten mit alten Seelen machen etwa 0,5 bis 1 Prozent der Bevölkerung aus, so sagt es jedenfalls der spirituelle Lehrer und Autor Lee Carroll. Wobei sich alle irgendwie wiedererkennen. Wir sind eine Familie und „verständigen“ uns untereinander und darüber, was los ist. Ohne große Erklärungen. Wir erkennen uns ganz einfach, und zwar unabhängig davon, wo wir aufgewachsen sind oder unsere Ausbildung gemacht haben.

Wir sehen die Welt anders, suchen nach der Wahrheit auch außerhalb des Mainstreams – ob das ganzheitliche Medizin ist, Homöopathie, Geistheilung und so weiter, alles Dinge, die die Gesellschaft seit Jahrhunderten oft ins Lächerliche gezogen oder ganz unterdrückt hat.

Meine Seelenfreunde und ich scherzen oft über unsere vergangenen Leben – auch wenn diese manchmal gar nicht zum Lachen waren. In einem früheren Leben befanden sich meine Pilates-Lehrerin Hope Matthews und ich einmal zusammen auf dem gleichen Podest wieder, um gehenkt zu werden. In einem anderen wurde ich ertränkt und gevierteilt. In noch einem anderen wurde ich auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Wenn ich das in Vorträgen erwähne, sehe ich jetzt oft Zuschauer mit dem Kopf nicken. Dieser Tage sind viele empathische Persönlichkeiten unterwegs.

Wir alten Seelen waren immer die Schamanen, Heiler, Hebammen, Tarotkartenleser, Musiker, Zauberer und Außenseiter. Und in der patriarchalischen angstbesetzten Atmosphäre, die den Planeten Erde seit den letzten 5000 Jahren oder mehr im Griff hat, wurden wir immer wieder für unser Wissen und unseren Glauben bestraft, im Stich gelassen und verraten.

Alte Seelen sind überall, in allen Gesellschaftsschichten. Häufig benutzen wir Orakelkarten und Pendel als Entscheidungshilfe, obwohl wir dieses Zeug oft versteckt halten, bis wir uns sicher fühlen. Auch halten wir uns gern in esoterischen Buchhandlungen, Meditationszentren und Ashrams auf. Aber wir erkennen auch dunkle Energie und vermeiden sie, wenn wir sie spüren.

Wenn Sie sich in der Beschreibung der Supereigenschaften wiedererkannt haben, aber mit dem Rest dieser Definition Schwierigkeiten haben, seien Sie unbesorgt. Nicht alle empathischen Persönlichkeiten mit alten Seelen können sich an vergangene Leben erinnern und glauben auch nicht daran. Die Chancen stehen jedoch gut, dass Sie ein vertiefteres Verständnis für Energetisches haben, als Sie vielleicht zugeben möchten.

Hochsensible und Vampire

Alle Menschen strahlen Energie aus, aber hochsensible empathische Persönlichkeiten strahlen eine bestimmte mitfühlende und verständnisvolle Energie aus – für Energievampire geradezu ein Elixier. Im Prinzip können alle hochsensiblen Persönlichkeiten Opfer von Energievampiren werden, doch sind empathische Menschen mit alter Seele wegen ihres besonderen Selbstvertrauens, ihrer Energie und ihres Glaubens an das Gute im Menschen für diese ein gefundenes Fressen. Die genannten Eigenschaften lassen sie nämlich besonders lang in Beziehungen verharren, die sie schließlich erschöpfen. Tief im Herzen glauben hochsensible Persönlichkeiten mit alter Seele, dass sich jeder Mensch ändern kann, weshalb sie jahrelang bei den Vampiren bleiben, was auf Kosten ihrer Gesundheit und ihres Selbstvertrauens geht.

Hochsensible Persönlichkeiten, die nicht der Vorstellung anhängen, dass jeder im Wesentlichen gut ist, können bei aller Sensibilität die Warnsignale schneller deuten, dass jemand ein Vampir ist. Dementsprechend weichen sie entweder gleich aus oder können sich früher abgrenzen, bevor ihre Erschöpfung zu groß wird.

Dennoch ist es wichtig, dass alle Hochsensiblen die Dynamik im Hinblick auf Energieräuber verstehen. Ohne dieses Wissen auch darüber, wie man sich von diesen räuberischen Beziehungen erholen kann – wird man sein volles Potenzial nie ganz ausschöpfen und nie ganz so gesund, energiegeladen, fröhlich oder liebevoll sein, wie man es eigentlich könnte. Stattdessen bleibt man in den Verletzungen der Vergangenheit verhaftet.

II. KAPITEL

Die Wunden, die zu heilen wir gekommen sind