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In diesem Buch schreibt die Autorin über Positives als auch Negatives aus ihrem Leben. Wie der Missbrauch sie geprägt hat und wie sie sich dadurch verändern durfte. Darüber hinaus kommen auch Themen vor, die auch in deinem Leben relevant sind oder es noch werden.
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Seitenzahl: 113
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Hast du dich schon einmal gefragt, ob du wirklich glücklich bist? Bist du zufrieden mit dir und mit deinem Leben? Vielleicht fragen sich das viele Menschen. Egal wie die Antwort darauf lautet, nur eine begrenzte Anzahl an Menschen verändert etwas. Wenn du glaubst, dass Veränderungen schlecht sind, hast du wahrscheinlich noch nie etwas verändert. Veränderungen sind mit Sicherheit nie schlecht, denn es öffnet immer wieder neue Perspektiven und neue Chancen. Neue Perspektiven. Hier spreche ich nicht von einer konkreten Situation. Ob es im privaten Leben oder im Job ist, verändere dich gerne. So kannst du wachsen, dich weiterentwickeln und beginnst dich zu öffnen gegenüber neuen Dingen. Es gibt allerdings Menschen die mit geringstem Aufwand durch das Leben gehen. »Warum sollte man sich verändern? Ist doch alles gut so wie es ist.« Wahrscheinlich kennst du auch jemanden der so denkt oder du denkst selbst so. Das ist auch okay. Meine Gedanken waren auch schon einmal so. Bis ich bemerkte, dass das Leben viel mehr zu bieten hat, wenn man sich auch einmal außerhalb des Hamsterrades bewegt. Sich zu überwinden, seine eigene Komfortzone zu verlassen ist natürlich nicht leicht. Im Gegenteil. Es erfordert Mut. Doch es wird sich garantiert lohnen. Nicht nur Mut, auch der Wille etwas verändern zu wollen ist ausschlaggebend dafür. Nun, wenn du den Willen und den Mut hast und immer noch darüber nachdenkst, ob es richtig oder falsch ist, ist das ganz normal. Aber genau an diesem Punkt musst du dich dafür entscheiden und sagen »JA«, es ist genau das Richtige für mich, wenn ich es jetzt nicht mache, wird sich nie etwas ändern, denn den richtigen Zeitpunkt gibt es ohnehin nie.
Warum ich dir dazu rate? Weil ich genau an diesem Punkt selbst einmal stand. Ich habe nie etwas ändern wollen in meinem Leben, nicht weil der Wille nicht da war, eher weil ich Angst vor der Veränderung hatte. Das Ungewohnte war irgendwie unheimlich. Ich weiß eben gerne was auf mich zukommt und Überraschungen sind nicht mein Ding.
Irgendwann war ich aber dann an einem Punkt, wo mich alles genervt hat, ich war gefühlt mit jeder Situation überfordert. Das war genau der Zeitpunkt, wo ich mich für eine Veränderung in meinem Leben entschieden habe. Ich habe mein gesamtes Leben auf den Kopf gestellt, Dinge gemacht, wo ich früher immer gesagt habe: „Irgendwann will ich das machen“. Ich habe mir einen neuen Job gesucht und ich habe angefangen dieses Buch zu schreiben. Es ist irgendwie ein befreiendes Gefühl. Versuche es auch und schreib dir gerne deine Gefühle und Erfahrungen in ein Tagebuch. Du wirst sehen, es wird dir besser gehen.
Im ersten Teil des Buches schreibe ich über mein Leben und erzähle was mich geprägt hat. Im zweiten Teil werde ich über meine Sichtweisen auf und über das Leben schreiben. Themen worüber du dir Gedanken machen solltest und die dir in deinem Leben weiterhelfen können.
Selbst°lie°be /Sélbstliebe/ Substantiv, feminin [die] egozentrische Liebe zur eigenen Person, Eigenliebe
»Selbstliebe ist die Fähigkeit, sich selbst mit allen Stärken und Schwächen anzunehmen und die eigene Persönlichkeit wertzuschätzen.«
Wie viele Menschen können von sich aus behauptet sich selbst zu lieben? Das hat absolut nichts mit Arroganz zu tun. Sich selbst zu lieben in einem gesunden Maß ist sehr wichtig. Durch Selbstliebe kommt auch das Selbstvertrauen, welches viele Menschen meines Umfeldes kaum haben. Mich eingeschlossen.
Ich habe wahrscheinlich noch nicht einmal mein halbes Leben gelebt, doch das was ich bereits erfahren habe, hat Verbesserungspotenzial. Das ist meine Sicht auf das Leben, denn ich weiß, dass es Menschen auf der Erde gibt, die es viel schlechter haben als ich. Menschen in Entwicklungsländern zum Beispiel.
In diesem Buch will ich davon erzählen, wie man aus einer depressiven Phase wieder zurück ins Leben findet. Vor allem schreibe ich dieses Buch für mich selbst. Sollte dir oder jemanden in deinem Umfeld so etwas ähnliches passiert sein wie mir, kannst du dich vielleicht dadurch besser in diese Person hinein fühlen. Mit Sicherheit bin ich nicht die einzige Person auf der Welt, die negative Erfahrungen machen musste. In meiner Generation kommt es kaum mehr vor, dass jemand von einer schönen Kindheit sprechen kann. Ich finde das durchaus traurig und erschütternd. Von welchen Erlebnissen und Erfahrungen ich spreche, erfährst du in den nächsten Kapiteln dieses Buches. Ich will dir meinen Lebensweg auf meine Art und Weise mit einer ganz persönlichen Sichtweise der Geschehnisse erzählen. Darüber hinaus schreibe ich über Themen die ich für den Lebensweg wichtig finde und über die sich jeder einmal Gedanken machen sollte.
Mein Albtraum begann in einer wunderschönen Nachbarschaft. Eine freundliche Gegend, auf deren sicheren Straße hübsche Reihenhäuser standen, bewohnt von Vorzeigebürgern. Ich wohnte in so einem Reihenhaus in mitten des „Weingartenweg“, wie die Straße genannt wurde. In dieses zogen wir als ich gerade vier Jahre alt war. Dort lebte ich mit meinem Vater, meiner Mutter und meinen vier Geschwistern. Das Haus war groß, immerhin waren wir eine große Familie. Vier Kinderzimmer, ein Schlafzimmer, ein Wohnzimmer und eine Essküche bot dieses Haus. Meine Zwillingsschwester und ich teilten uns ein Zimmer. Über eine Treppe konnte man in den Keller gelangen, wo eine große Waschküche war. Nach hinten hinaus befand sich ein gemütlicher Garten, wo mein Vater seiner Leidenschaft zu Pflanzen nachgehen konnte. Wir hatten nicht viel Kontakt zu unseren Nachbarn, obwohl diese auch Kinder in meinem Alter hatten. Wir hatten uns, wir brauchten niemand anderen. Oft spielten wir bis es dunkel war, draußen auf der Straße. Man konnte glauben, dass wir auch zu so einer Vorzeigefamilie gehörten. Dass dies aber nicht der Fall war, sollte sich noch im selben Jahr des Einzuges herausstellen. Eine glänzende Oberfläche reflektiert nun mal viel mehr, als dass sie etwas zum Vorschein bringen könnte. Alles schien gut zu sein, zumindest für mich. Wenn ich an meine Kindheit zurück denke, habe ich kein schlechtes Gefühl. Ich denke an die Grillabende mit meiner Familie im Garten, an die vielen Weihnachtsfeste und Geburtstage, die wir gemeinsam gefeiert haben. Es war nicht immer alles rosig und toll, das ist doch normal. Jedoch gab es durchaus auch negative Erfahrungen, die mein Leben geprägt haben.
Mein vier-jähriges-Ich versteht nicht was da gerade passiert. Meine Mutter und mein Vater streiten sich lautstark. Um zu sehen was Sache ist, gehen meine Geschwister und ich die Wendeltreppe hinunter, welche in die Küche und in den Wohnbereich führt. Wir mussten nicht bis ganz nach unten gehen, denn ab der Mitte der Treppe konnten wir schon alles mitansehen. Die beiden brüllen sich an, bis meine Mutter am Ende mit einem anderen Mann aus der Tür verschwindet. Ich habe nicht jedes Wort verstanden und alles kam mir irgendwie vor wie in einem Film. Es zog an mir vorbei und ich konnte nicht realisieren was da genau passiert war. Ich weinte und verstand nicht, was das war.
»Ist sie nun weg?«
»Kommt sie wieder?«
»Wer war der Mann?«
Auf all diese Fragen in meinem Kopf bekam ich erstmal keine Antwort. Sie ist einfach weggegangen ohne ein Wort zu sagen. Sie hat uns doch auf der Treppe stehen gesehen, mit Tränen in den Augen. Wie kann sie ihr eigenes Fleisch und Blut zurück lassen? Mein Herz raste und ich war völlig entsetzt von dieser Situation. Es war ihr scheinbar völlig egal, dass wir alles mitansehen konnten. Sie hatte vermutlich ganz andere Gedanken. Es fühlte sich an, als würde innerlich alles in kleine Scherben zerbrechen. All die schöne Welt, die wir zusammen hatten, stürzte ein. Wie ein Kartenhaus, welches man mühsam aufgebaut hat. Wir waren keine Vorzeigefamilie. Natürlich waren wir das nicht. Das lag nicht primär an der Situation, dass meine Mutter uns verlassen hatte. Der Familienzusammenhalt war auch schon vorher nicht sehr eng. Vermutlich, weil mein Vater immer arbeiten war und meine Mutter irgendwo anders unterwegs.
Kinder, die keine Kinder sein durften. So wurden wir behandelt von ihr. Den ganzen Tag im Bett sitzen und still sein. Man durfte keinen Mucks hören. Während sie unterwegs war, mussten meine älteren Brüder auf meine Schwester und mich aufpassen. Von Verantwortungsbewusstsein hatte sie scheinbar noch nichts gehört. Trotz dem Verhalten habe ich mir sie wieder zurück gewünscht. Eine Mutter gehört doch zu ihren Kindern und Kinder brauchen ihre Mutter. Wir brauchten Mutter und Vater. So hat zumindest mein vier-jähriges-Ich gedacht.
An die Zeit unmittelbar danach kann ich mich kaum noch erinnern. Es fühlte sich an wie in einem Film. Oder als wäre ein Nebel vor meinem Gesicht. Ich habe nichts so richtig wahrgenommen. Wahrscheinlich bin ich danach in mein Zimmer gegangen und niemand hat mehr über diese Situation gesprochen. So war es nämlich üblich in meiner Familie. Denn wenn es Probleme gab, wurde nicht darüber gesprochen. Anscheinend hatte niemand das Bedürfnis danach. Eine große Leere füllte meinen Kopf, wenn ich an die Zeit zurück denke. Die Zeit mit meiner Mutter war sehr kurz und für mich eigentlich kaum existent. Ich kann mich nur sehr wage an ihr Aussehen erinnern. Nicht verwunderlich, ich war erst vier Jahre alt. Lange Zeit hörten wir nichts mehr von unserer Mutter. Sie war also tatsächlich einfach so gegangen. Ohne Rücksicht auf irgendwem.
Bis eines Nachmittags plötzlich das
Festnetztelefon klingelte:
»Hallo?« Hob ich den Hörer hab.
»Hallo, ich bin es, eure Mutter. Wie geht es euch?« Ich bin völlig erstarrt. Das soll meine Mutter sein? Sie ruft einfach so nach all den Jahren an?
»Gut«, antwortete ich stumpf.
Als es für einen kurzen Moment still war, sagt sie nur noch »gut, ich rufe wieder mal an, tschüss!« Und schon hat sie aufgelegt. Ich wollte alles meinen Geschwistern erzählen, doch ich blieb für einen Moment still stehen. Meine Gedanken waren so laut und doch konnte ich nichts sagen. All die Fragen, welche sich in der letzten Zeit angesammelt haben, waren einfach so weg, als wären sie vor meinen Augen zerplatzt. Wie ein Luftballon. Als ich mich wieder im Griff hatte, erzählte ich es meinen Geschwistern, die auch sichtlich neben sich standen. Niemand konnte meinen Worten Glauben schenken.
Ab diesem Zeitpunkt wurde uns dann erzählt, dass unsere Mutter wohl in den Urlaub gefahren sei. Nun, was sollte man seinen Kindern auch sonst erzählen? Immerhin hatten wir alle diesen furchtbaren Streit mitbekommen. Im Alter von drei bis neun Jahren hätten wir ohnehin nichts mit irgendeiner anderen Information anfangen können.
Ein paar Jahre später wusste ich, dass das nur eine Ausrede dafür war, dass wir nicht weiter nachfragen würden. Denn wo sie wirklich war, wusste niemand. Nicht einmal mein Vater. All die Gefühle, kamen wieder hoch. Das Unverständnis war kaum auszuhalten.
Im Nachhinein ärgerte ich mich darüber, dass ich nur ein einziges Wort sagen konnte. Immerhin war sie uns eine Erklärung schuldig, doch stattdessen legte sie einfach wieder auf. Sie tat so, als wäre nie etwas passiert. Was erhoffte sie sich damit? Und wieder kamen hunderte von Fragen in meinem Kopf hervor. Doch keine Antwort. An diesem Abend konnte ich an nichts anderes mehr denken.
Natürlich wurde mein Vater, nach seinem Heimkommen von der Arbeit, sofort damit konfrontiert. Erschrocken von der Nachricht, fragte er, welche Nummer das war. Wir sollten keine Telefonate mehr annehmen solange er nicht bei uns ist. Im Nachhinein glaube ich, dass er nicht genau wusste, ob sie es wirklich war. So wollte er uns nur beschützen. Nach diesem Tag kam kein Anruf mehr von meiner Mutter. Langsam verflogen die Gedanken allmählich und das Leben ging weiter.
So vergingen die Jahre und das Leben passierte einfach. Mein Vater ging jeden Tag zur Arbeit und auf meine Geschwister und mich passte eine Tagesmutter auf, bis er wieder von der Arbeit nach Hause kam. Tag ein, Tag aus. Außer an den Wochenenden. Es war kaum Geld für Ausflüge da, daher waren wir meistens zu Hause. Schlimm war das nicht für mich, wir hatten ja uns. Das reichte vollkommen. Der Zusammenhalt war irgendwann so stark, wir hätten alles schaffen können gemeinsam. Jahre vergingen in dem kein Kontakt zu meiner Mutter bestand. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, das hätte mir nichts ausgemacht. Natürlich wünscht sich jedes Kind Mutter und Vater. Bis eines Tages einer meiner Brüder fragte ob, ich meine Mutter treffen will.
»Sicher will ich sie sehen!« sagte ich euphorisch. Ich konnte es kaum erwarten. Es war Jahre her, als ich sie zum letzten Mal gesehen habe. Mein Herz schlug schneller.
»Wie sieht sie wohl jetzt aus?«
»Sehe ich ihr ähnlich?«
Bald darauf konnte ich mir diese Fragen beantworten. Geheim und ohne dass mein Vater etwas von dem Treffen wusste, vereinbarte mein Bruder einen Termin mit ihr.
Ich war sehr aufgeregt. Mit dem Fahrrad fuhren wir zum nahe gelegenen Spielplatz in dem Ort wo wir wohnten. Ich kann nicht mehr beschreiben wie viele Gedanken mir durch den Kopf gingen. Der Moment war endlich gekommen, meine Mutter war wieder da. Voller Freude auf das Wiedersehen mit ihr war es ganz egal, dass es draußen in strömen regnete. Wir nahmen alles in Kauf, nur um sie wieder sehen zu können. Da stand sie also. Das war meine