Von Außerirdischen und Geschwisterliebe - Jule Walter - E-Book

Von Außerirdischen und Geschwisterliebe E-Book

Jule Walter

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Beschreibung

Sieben Gechichten versüßen Ihnen die Woche. Es geht um: ein fremdes Land, die Begegnung mit einem Außerirdischen, Geschwisterliebe, kleine Knoten, einen verlorenen Koffer, Glück und Eifersucht.

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Seitenzahl: 31

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Von Außerirdischen und Geschwisterliebe

Von Außerirdischen und GeschwisterliebeImpressum

Von Außerirdischen und Geschwisterliebe

Montag - Mein Koffer Es ist apokalyptisch. Eine Mischung aus Weltuntergang, Actionthriller und Rettungsaktion. Die Lichter der Hilligenlei tanzen durch die Dunkelheit. Die Mannschaft an Bord braucht eine gefühlte Ewigkeit, um die Fähre am Anleger festzumachen. Selbst dann windet sie sich wie ein Hundebaby an der Leine. Mit Trichterhänden an den Mündern erhalten wir Passagiere Anweisung. Einsteigen! Den Rucksack eng an meinen Rücken gegurtet, mein Laptop in der Tasche fest im Griff setze ich mich in Bewegung. Den ganzen Körper angespannt. Es dem Sturm nicht leicht machen. Stabil bleiben. Die Fähre im Fokus. Oh je, ich werde eine Stunde kotzen. 60 Minuten auf der zwar warmen, aber ungemütlichen Bordtoilette verbringen. Nein! Ich habe meine Globuli zweimal genommen und werde sie während der einstündigen Überfahrt bei Bedarf nochmals nehmen. Ich werde mich unten ins Bordrestaurant setzen, einen Tee trinken und mich auf mein Strickzeug konzentrieren. Eine Stunde volle Konzentration und es wird alles glatt gehen. Ich betrete die Gangway. Von hier an ist Krieg, ist Naturkatastrophe, ist Ausnahmezustand. An der Reling festgeklammert ziehen wir Passagiere uns vorwärts, vom Seegang und Sturm vor und zurück, hoch und runter geschüttelt. Jeder hält automatisch dem nächsten eine Hand hin, wenn er denn eine frei hat. Einmal werde ich an der Kapuze gepackt, als ich zu stürzen drohe. Kinder schreien, Männer rufen. Chaos. Dann endlich. Eine geschützte Ecke. Ich sehe mich um. Braucht noch jemand Hilfe? Die Gangway wird eingeholt. Wir legen ab. An Deck wenige Autos, der übliche Trecker mit dem geschlossenen Gepäckanhänger und ... ... ich sehe zurück zum Anleger ... ohne den zusätzlichen Gepäckanhänger. Ich erinnere mich, dass mein Vermieter, der mich zur Fähre gebracht hat, mir meinen Koffer nicht an die Hand geben wollte, ihn stattdessen auf den Gepäckanhänger legte. Eben dieser, der dort auf der Hallig steht. Bizarr beleuchtet von den tanzenden Lichtern der Fähre. Ich halte einen Matrosen am Seemannspulli fest und schreie: „Mein Koffer ist dort auf dem Anhänger.“ Er sieht mich ernst an: „Da war nichts“, schreit er zurück. „Moment noch“, ruft er seinen Kollegen zu. Er zieht mich mit sich zu dem Gepäckanhänger auf der Fähre, klappt die Plane hoch. „Er muss hier drauf sein“, meint er zuversichtlich. Es ist stockfinster. Ich sehe meinen Koffer nicht. „Nein“, behaupte ich. „Was iss jetzt“, kommt ein Kollege auf ihn zu. „Ihr Koffer fehlt“, grölt er und nickt in meine Richtung. Große Augen sehen mich an. Es wird ein zweiter Landeversuch gestartet. Ähnlich apokalyptisch wie beim ersten Mal. Was habe ich getan? Kurz überfliege ich den Inhalt meines Koffers. Nichts, auf das ich nicht für einige Wochen verzichten könnte. Der Landeversuch dauert an. Ich fühle die Augen der Mitreisenden auf mir. Mein Herz rast, als einer der Matrosen nicht bis zur sicheren Landung wartet, stattdessen zu einem gewagten Sprung auf die Hallig ansetzt. Er schafft es unverletzt hinüber, läuft zum Gepäckanhänger und kommt unverrichteter Dinge zurück. „Da ist nichts“, schreit er. Alle Augen auf mich. Mir wird übel. „Gib ihr eine Taschenlampe“, grölt der Nächste. Die bekomme ich. Alle Planen hoch, Lampe an. Ich finde meinen Koffer. Alles stöhnt. Ich auch. Endlich fahren wir los. Ich trau mich nicht, irgendjemand ins Gesicht zu sehen vor Scham. Was, wenn dem Springer etwas passiert wäre oder uns allen. Ich zittere am ganzen Körper. Unter Deck bestelle ich wie geplant einen Tee. „Macht ihre Mannschaft in diesem Jahr eine Weihnachtsfeier?“, frage ich. „Ja klar.“, ist die Antwort. „Ich möchte diese 20 Euro dafür spenden, weil ich die Verzögerung verursacht habe“, murmele ich leise. „Ach, Sie waren das.“ „Ja, ich war das.“ Ich setze mich in eine Bank. Nehme erneut die Globuli, nippe am Darjeeling und wende mich ansonsten meinen angefangenen Stricksocken zu. Eine Stunde lang rühre ich mich nicht vom Fleck. Beim Verlassen der Hilligenlei in Schlüttsiel lächeln mir die Matrosen aufmunternd zu. Ist ja nochmal gutgegangen. Mein Mann erwartet mich. „Wo ist dein Koffer?“ „Auf dem Wagen, ganz oben draufgequetscht, schwer zu sehen.“ Ich wende mich ab.