Von falschen Mythen - Herbert-Werner Mühlroth - E-Book

Von falschen Mythen E-Book

Herbert-Werner Mühlroth

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Beschreibung

Herbert-Werner Mühlroth VON FALSCHEN MYTHEN Surreale Texte

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Seitenzahl: 47

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„Erst müssen wir glauben, und dann glauben wir.“

Georg Christoph Lichtenberg

INHALT

Nur ich war wirklich

Von falschen Mythen

Endzeitlose

Ein gutes Bier ist gut geung genug, um dich zu trösten

Im eimer

Sommerrand

Trauerruß

Du und die Bilder und das Getöse

Chrysantheme

Nichts mehr zu sagen

Blökende Schafe

Geschichte des Untiers

Die Welt hinter den Stäben

NUR ICH WAR WIRKLICH

Der Raum war unwirklich

Die Zeit war unwirklich

Du warst unwirklich

Ich allein war wirklich

Dann habe ich es erst erfahren

als ich dich berühren wollte

Ich streckte meine Arme nach dir aus

doch du schwebtest hinweg

Ich schwamm dir nach

doch als ich dich erreichte

glitt ich durch dich hindurch

Dann wollte ich mich im Raum stoßen

und donnerte mit dem Kopf an die Wand

Doch die Wand gab nach

und ich glitt in einen anderen Raum

der dem verlassenen aufs Haar glich

So glitt ich von Raum zu Raum

und erfuhr mich in meiner Unbegrenzung

im immer gleichbleibenden unwirklichen Raum

Dann versuchte ich die Zeit anzuhalten

Ich nahm einen Pfahl und schlug ihn

mitten in die Uhr

Die Uhr zersprang und dahinter

war wieder eine Uhr

die der zerschlagenen zum Verwechseln ähnlich sah

Ich zerschmetterte einige Uhren

doch die Zeit blieb das was sie war

unwirklich

Ich blickte in den Spiegel

und sah mich

wie ich durch dich hindurchglitt

wie ich von Raum zu Raum schwebte

wie ich einen Pfahl in die Uhr rammte

Das Schauspiel wiederholte sich unendlich

Aha, dachte ich, wenigstens eine Konstante:

die Wiederholung: ich konnte unendlich

durch dich hindurchgleiten, von Raum zu Raum schweben und die

Uhren zerstören...

Aber es war kein Sinn, kein Zweck, kein Ziel darin zu erkennen

Ich allein war wirklich

So wirklich, daß ich Angst davor bekam

Ich war wirklich zu Hause in der Unwirklichkeit

die mich foppte

Darum beschloß ich selbst unwirklich zu werden

Ich ließ mich stehen

erhob mich von mir weg

glitt durch mich hindurch

und entfernte mich immer mehr von mir mir selbst

indem ich in dich

in den Raum

und in die Zeit hineintauchte

Dann bin auch ich unwirklich geworden

VON FALSCHEN MYTHEN

Du verstecktest dich in einem Apfelbaum

Der Baumwurm verriet mir

in welchem Departement

Ich verwandelte mich in ein Eichhörnchen

und macht mich auf die Suche nach dir

Ich fand dich lungernd in einem Apfel

zog dich da heraus hielt dich

zwischen meinen Pfoten

blickte dich an (du warst nackt)

Ich fraß den Apfel mit Kernen und Stiel

dankte dem Baumwurm für die Höflichkeit

und hüpfte mit dir wieder vom Baum herunter

Dann verwandelte ich mich wieder

und wartete auf deine Metamorphose

Die Nacht kam und du warst

immer noch ein Apfelwurm

Ich zweifelte schon ein wenig an dir

da schlug ich in den Büchern nach

Ab und an warf ich einen hoffnungsvollen Blick auf dich

bis ich müde in den Schlaf glitt

Du hättest fliehen können, hättest du es gewollt

Du hast es aber nicht getan

Als ich aufwachte fand ich neben mir

friedlich schlafend

immer noch einen Wurm

Ich zweifelte immer mehr daran

daß du dich verwandeln würdest

Ich schenkte auch den Büchern keinen Glauben mehr

Ich wartete aber immer noch

Dann nahm ich die Lupe

richtete sie auf dich:

Du lächeltest mit einem dünnen mißverständlichen Lächeln

Es gefiel mir nicht und ich beschloß

den Mythen keinen Glauben mehr zu schenken

Ich nahm dich und setzte dich wieder auf den Apfelbaum

Verlogener Mythos- soll jemand anders

in den wurmstichigen Apfel beißen

Und ich würgte, würgte den Apfel aus

Und mit ihm kamen: die Bücher, die Mythen und das Eichhörnchen augekotzt

Während du dich wieder in den Apfel bohrtest

sattelte ich meine Sehnsucht und ritt auf ihr

davon in ein unbekanntes Land

ENDZEITLOSE

Es war ein heller Tag als ich dich traf

wir aßen Nüsse und dachten an die Eroberung Amerikas

Du hieltest still während ich versuchte

den Baum zu schütteln

Plötzlich fiel mir eine Kastanie auf den Kopf

Ich öffnete sie und aß den Apfel

Da kam ich auf einen anderen Geschmack

Ich nahm dich an der Hand

und wir gingen Ping-Pong spielen

So ein lustiger Tag heute in der Sonne

dachte ich mir

wir sollten in den Wald gehen und Pilze sammeln

Du sagtest zu allem Ja

Deswegen änderte ich meine Meinung und sagte

ich wollte mit dir vom Kirchturm springen

Du warst einverstanden

Wir stiegen hoch

Im Flug zerriß ich schnell noch eine Taube

und schleuderte sie hoch

Sie blieb in einer Wolke hängen

und ich mußte mich totlachen

Du weintest sogar eine Träne um mich

Doch als ich in das kühle Grab hinabgesenkt wurde

da fröstelte mir

Ich nieste und der Sargdeckel sprang auf

Du standest da und sagtest Ja darauf hatte ich gewartet

Ich ärgerte mich sofort wieder

daß du nur Ja sagen kannst

Aber dann belustigte mich dein Lächeln

und ich war dir wieder gut

Wir gingen in den Wald und hackten ein wenig Holz

damit wir im Schweiß unserer Körper baden konnten

Da fühlte ich mich gut

Du lehntest dich an mich

und ich begann das Salz von deinem ganzen Körper zu schlürfen

Da schienst du glücklich

und wir rollten durch das Unterholz

und zogen uns einige Schrammen zu

Ich hatte das Gefühl

daß ich dich essen könnte

du schienst mir gut zu schmecken

Darum sagte ich dir

Wir sollten uns gegenseitig verspeisen

Nein, sagtest du

Wenigstens einen Arm oder nur eine Hand

Nein, sagtest du

Du hattest das Neinsagen gelernt

Ich dachte, wenigstens das

und ging von dir fort

Du ranntest hinter mir her und fragtest Warum

Ich war erstaunt und gerührt zugleich

Ich nahm dich in die Arme und biß