Von Liebe, Freundschaft und Feindschaft - Plutarch - E-Book

Von Liebe, Freundschaft und Feindschaft E-Book

Plutarch

4,5

Beschreibung

Die philosophischen Schriften des griechischen Universalgelehrten Plutarch von Chaeronea (45-125 n. Chr.), meist unter dem Namen Moralia zusammengefasst, stellen eines der letzten großen Dokumente der Philosophie der heidnischen Antike dar. Von Platon, aber in einigen Gedanken auch von der Stoa geprägt, äußert er sich in der hier vorliegenden Textauswahl zu den Extremformen menschlicher Beziehungen. Die Schriften sind in der Reihenfolge ihrer Überlieferung abgedruckt und ergeben so eine abwechslungsreiche Mischung von Betrachtungen zu Liebe, Freundschaft und Feindschaft, jeweils mit Einleitung und Erläuterungen.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 313

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
4,5 (18 Bewertungen)
12
3
3
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Cover
Über den Autor

Über den Autor

Der griechische Philosoph und Schriftsteller Plutarch stammte aus Chaironeia in Böotien, wo er auch einen Großteil seines Lebens verbrachte.

Er studierte in Athen, wurde mit verschiedenen Philosophenschulen bekannt – vor allem der Stoa und dem Platonismus – und reiste viel. Obwohl er das römische Bürgerrecht erhielt, fühlte er sich stets als Grieche.

Dennoch nahm er mehrere Magistraturen (Ämter) in der Provinz Achaia wahr und übernahm am Apollontempel von Delphi ein Priesteramt. Nur etwa die Hälfte seiner umfangreichen Werke sind erhalten.

Zum Buch

Zum Buch

Die philosophischen Schriften des griechischen Universalgelehrten Plutarch von Chaironeia (45-125 n. Chr.), meist unter dem Namen Moralia zusammengefasst, stellen eines der letzten großen Dokumente der Philosophie der heidnischen Antike dar.

Von Platon, aber in einigen Gedanken auch von der Stoa geprägt, äußert er sich in der hier vorliegenden Textauswahl zu den Extremformen menschlicher Beziehungen.

Die Schriften sind in der Reihenfolge ihrer Überlieferung abgedruckt und ergeben so eine abwechslungsreiche Mischung von Betrachtungen zu Liebe, Freundschaft und Feindschaft, jeweils mit Einleitung und Erläuterungen.

Haupttitel

Plutarch

Von Liebe, Freundschaft und Feindschaft

Übersetzt von Johann Christian Felix Bähr

Neu herausgegeben von Lenelotte Möller

Impressum
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über dnb.d-nb.de abrufbar.  Alle Rechte vorbehalten  Copyright © by marixverlag GmbH, Wiesbaden 2011 Der Text wurde behutsam revidiert und neu bearbeitet nach der Übersetzung von Johann Christian Felix Bähr, 1827 ff Covergestaltung: Nicole Ehlers, marixverlag GmbH Bildnachweis: Illustration nach der Fotografie „Hafentempel“ von Dieter Schütz, Oberhausen Lektorat: Dietmar Urmes, Bottrop eBook-Bearbeitung: Medienservice Feiß, Burgwitz Gesetzt in der Palatino Ind Uni und Linux Biolinum (griechisch) – untersteht der GPL v2   ISBN: 978-3-8438-0063-1  www.marixverlag.de

Einleitung

Herkunft und Geburt

Plutarch wurde um 45 n. Chr. in Chaironeia in Boiotien geboren und stammte aus einer Familie der alteingesessenen örtlichen Oberschicht. Sein Großvater, den Plutarch sehr liebte, hieß Lamprias. Ein eher distanziertes Verhältnis hatte Plutarch zu seinem Vater, der vor allem den philosophischen Neigungen eher zurückhaltend gegenüberstand. Seine Mutter erwähnt Plutarch in keiner seiner Schriften. Vielleicht ist sie früh gestorben, vielleicht hängt es mit dem durchaus zeittypischen Frauenbild zusammen, das ihm zu eigen war. Zur Familie gehörten noch zwei Brüder, Lamprias und Timon.

Zu Plutarchs Lebzeiten erreichte das Imperium Romanum, zu dem auch seine griechische Heimat gehörte, die in Provinzen eingeteilt war, seine größte Ausdehnung.

Jugend und Ausbildung

Auf Bildung legte Plutarchs Familie großen Wert. Der Sohn studierte Rhetorik an der Akademie in Athen und Philosophie bei Ammonios, einem platonischen Philosophen, ebenfalls in Athen. Außer Plato interessierte ihn dabei am meisten die Stoa, aber auch für Elemente der Lehre des Pythagoras konnte sich Plutarch begeistern.

Leben

Nach dem Studium kehrte Plutarch in seine Heimat zurück und lebte auf dem Gut seiner Familie, das er auch erbte. Mit seiner Frau Timoxena führte er eine glückliche Ehe, aus der vier Kinder, drei Söhne und als jüngstes eine Tochter hervorgingen. Letztere hatte sich die Mutter besonders gewünscht, weswegen sie auch nach ihr benannt wurde. Das Mädchen starb allerdings schon im Alter von zwei Jahren. Der älteste Sohn Soklaros starb wohl kurz nach dem zwölften Lebensjahr, denn er wird in Plutarchs Schriften später nicht mehr erwähnt. Überlebt haben wahrscheinlich die beiden Söhne Autobulos, benannt nach dem Großvater, und Plutarchos.

Plutarch hatte zahlreiche politische Ämter, vornehmlich in seiner Heimatstadt Chaironeia und zeitweise auch in der Provinz Achaia inne. Dazu gehörten die Leitung der Baupolizei und des öffentlichen Bauwesens in Chaironeia. Bedeutend waren auch seine zahlreichen priesterlichen Ämter; vor allem war er seit um 95 Priester am Apollotempel in Delphi und dabei vielfach bemüht, Stadt und Orakel zu fördern. Mit dieser Funktion hängt auch sein ausgeprägtes religionsphilosophisches Interesse zusammen.

Im Lauf seines Lebens reiste Plutarch in andere Teile Griechenlands, nach Kleinasien und Alexandria. Die auf den Reisen gewonnenen Erkenntnisse schlagen sich in seinen Schriften nieder, wobei Alexandria besonders nachhaltig auf ihn wirkte. Mehrfach reiste Plutarch nach Rom. Dort hielt er auch philosophische Vorträge, in der Regel in Griechisch, denn erst in späteren Jahren lernte er die lateinische Sprache gründlicher. Mit mehreren Römern war er befreundet, so etwa mit M. Mestrius Florus, einem Vertrauten Vespasians, von dem er seinen römischen Namen Mestrius Plutarchos annahm, anlässlich der Verleihung des Bürgerrechts, und mit Q. Sosius Senecio, einem dreimaligen Konsul und Freund Traians, dem er seine Biographien widmete. Weiteren Römern widmete er Schriften.

In Chaironeia gründete er eine eigene Philosophenschule, der er mehr als ein Gastgeber denn als Leiter vorstand. Diese Schule wurde zuerst von Angehörigen seiner Familie sowie Freunden und deren Verwandten besucht, später auch von Personen von außerhalb. Den Unterricht hielt er in Form von Vorträgen und Dialogen nach seinem Vorbild Plato. Wie in seinen Schriften dürften auch hier nahezu alle Themen behandelt worden sein: Ethik als zentrales Thema, außerdem Politik, Mathematik, Musik und Astronomie.

Plutarch starb zwischen 120 und 125 n. Chr. Nach seinem Tod wurde eine Büste mit seinem Porträt von den Einwohnern Delphis und Chaironeias errichtet.

Werke

Als Grundlage für eine Übersicht über das umfangreiche Werk Plutarchs dient der sogenannte Lampriaskatalog aus dem 3./4. Jh. n. Chr., der 227 Schriften in 278 Büchern nennt. Erhalten sind davon zwar nur 83 (in 87) Büchern und einige Fragmente weiterer Werke, dafür aber auch 18 im Katalog nicht genannte Schriften, weitere 15 sind dem Titel nach bekannt. Während damit nur ca. ein Drittel des Gesamtwerkes erhalten ist, gehört Plutarch dennoch zu denjenigen antiken griechischen Schriftstellern, von denen sehr viele Werke auf uns gekommen sind.

Sein gesamtes Opus wird üblicherweise in zwei Teile geordnet: die Biographien und die sonstigen Schriften, für die sich allgemein der Name Moralia durchgesetzt hat.

Fragmentarisch erhalten sind von ihm verfasste Kaiserbiographien, in größerem Umfang die Vitae parallelae, in welchen er stets einen bedeutenden Römer einem bedeutenden Griechen gegenüberstellt. Dabei hat er weniger den Anspruch, Geschichte zu schreiben, als den, die Charaktere gegenüberzustellen und Tugenden und Laster, also das moralische Handeln zu beleuchten, wie auch sonst in seinem Werk die historischen Beispiele und die literarischen Motive im Dienst der Philosophie stehen. Die Parallelbiographien sind Sosius Senecio gewidmet und wurden nicht vor 96 begonnen, 22 Paare liegen uns noch vor. Hier wie in den Moralia zitiert Plutarch meist aus dem Gedächtnis, d. h. nicht immer wörtlich, dennoch stellen die zahllosen Literaturzitate, die sein Gesamtwerk durchziehen, eine unschätzbare Quelle über verlorene Schriften der Antike dar, aus der ja nur etwa drei Prozent des einstigen Gesamtbestandes auf uns gekommen sind.

Moralia

Dieser Teil des Werkes umfasst in seiner heutigen Form, wie sie um 1300 von Maximos Planudes zu einem Corpus zusammengestellt wurde, 78 Schriften (darunter auch einige unechte) in Essay-Form, die sich auf nahezu alle Bereiche antiker Kultur, Geschichte, Politik, Literatur, Religion und Pädagogik erstrecken, von denen sich weit mehr als die Hälfte auf philosophische Themen bezieht. In diesen wendet er sich nicht selten gegen die Epikureer.

Wirkung

Plutarch zeichnete sich durch große literarische und philosophische Bildung und umfassende Gelehrsamkeit aus, in seinem Denken war er ein echter Kosmopolit. Wegen seines hohen Ansehens wurden auch viele Schriften unter seinem Namen gefälscht. Da er sich in manchen Gedanken, besonders durch seine Humanität, auch christlichen Ideen annähert, schätzten ihn die Kirchenväter sehr, besonders Isidor von Pelusion und Theodoret von Cyrus, aber auch schon Clemens Alexandrinus, unter den Lateinern Arnobius und Hieronymus. Die Byzantiner dagegen lobten vor allem seine Bildung und seine gepflegte Sprache.

Die erste lateinische Übersetzung erschien 1471, später natürlich auch zahlreiche in andere Sprachen.

Übersetzung

Der vorliegende Text ist die behutsam modernisierte Fassung der Übersetzung von Johann Christian Felix Bähr (1798–1872), ordentlicher Professor für Klassische Philologie und Oberbibliothekar an der Universität Heidelberg, aus den Jahren 1827 ff.

Auswahl

Die Auswahl umfasst Texte zu Liebe, Freundschaft und Feindschaft, die ebenso theologische Erörterungen wie praktische Ratschläge für das Leben enthalten. Bemerkenswert sind vor allem die psychologischen Erkenntnisse über den Menschen sowie die Ideen zum Umgang mit Feinden, die der Autor darlegt.

Wie man den Schmeichler vom Freund unterscheiden kann

(1) Plato sagt, mein lieber Antiochos Philopappos:1 Demjenigen, der seine große Selbstliebe eingesteht, gewährt jedermann Verzeihung. Er bemerkt aber auch, wie neben manch anderem auch der große Nachteil daraus entsteht, dass man so unmöglich ein gerechter und unbestechlicher Richter über sich selbst werden kann. Denn die Liebe macht blind für den geliebten Gegenstand,2 wenn man nicht durch Belehrung gewöhnt ist, das Gute zu ehren und ihm eher nachzustreben, als dem, was uns angeboren und eigentümlich ist. Der Schein der Freundschaft bietet dem Schmeichler ein geräumiges Feld, indem er gleichsam zum Angriffspunkt gegen uns diese Selbstliebe benutzt, durch die jeder schon gegen sich selbst der erste und größte Schmeichler ist und umso leichter einen anderen zulässt, von dem er glaubt und wünscht, er werde ihm zugleich einen Zeugen für sich selbst gewinnen, der ihn in seinen Ansichten bestärke. Denn wer sich dem Vorwurf aussetzt, Schmeichler zu lieben, zeigt eine große Eigenliebe. Eingenommen für sich, wünscht er, alles zu besitzen, und glaubt auch, alles zu besitzen. Nun ist zwar ein solcher Wunsch nicht töricht, aber dieser Wahn ist gefährlich und erfordert große Behutsamkeit. Ist die Wahrheit etwas Göttliches und nach Plato der Anfang alles Guten bei Göttern wie bei Menschen,3 so muss wohl der Schmeichler den Göttern verhasst sein, insbesondere dem Pythischen Gott.4 Denn er steht stets dem Spruch »Erkenne dich selbst!«5 entgegen, er verleitet jeden zur Selbsttäuschung und zur Unkenntnis seiner selbst sowie seiner Vorzüge und Fehler, da er jene mangelhaft und unvollkommen lässt, diese aber ganz unverbesserlich macht.

(2) Wenn sich nun, wie meistens bei den anderen Übeln, der Schmeichler ausschließlich oder hauptsächlich an gewöhnliche oder schlechte Menschen hielte, so wäre dies nicht so gefährlich und nicht so schwer zu verhüten. Wie sich aber die Holzwürmer besonders in das leichte und süße Holz einnisten, so gewähren auch ehrliebende, redliche und sanftmütige Naturen eher dem Schmeichler, der sich anschmiegt, Eingang und Unterhalt. Die Pferdezucht folgt, wie Simonides6 sagt, nicht der Insel Zakynthos,7 sondern den weizentragenden Fluren; und so sehen wir auch die Schmeichelei nicht im Gefolge der Armen, Namenlosen oder Schwachen, sondern, wie sie mächtige Familien und Reichtum wanken lässt und deren Verderben herbeiführt und oft selbst Königsherrschaft und ganze Reiche untergräbt. Daher ist es eine wichtige Aufgabe, sie ins Auge zu fassen, wobei ungemeine Vorsicht nötig ist, damit sie nämlich richtig erkannt werde und sie dadurch weder der Freundschaft Schaden bringen noch sie verdächtig machen kann. Die Läuse weichen von den Sterbenden und verlassen die Körper, wenn das Blut, aus dem sie ihre Nahrung ziehen, stillsteht. Die Schmeichler aber sieht man gewiss nicht ausgetrockneten und ausgezehrten Gegenständen nachlaufen, sondern wo Ruhm und Macht sind, kommen sie heran und wollen sich nähren, eilen aber bei jeder Veränderung schnell davon. Indessen aber darf man es auf eine solche Probe nicht ankommen lassen, da diese nichts nützt, sondern nur Schaden bringt und ohne Gefahr nicht abgehalten werden kann. Denn das Gefühl, keine Freunde zu besitzen, ist dann hart, wenn man ihrer bedarf und es nicht mehr möglich ist, den unzuverlässigen, falschen Freund gegen einen redlichen und zuverlässigen einzutauschen. Vielmehr muss man einen Freund wie eine Münze schon geprüft haben, bevor man seiner bedarf und ihn nicht erst durch die Not prüfen lassen. Man soll ja nicht erst durch Schaden klug werden, sondern, um keinen Schaden zu erleiden, den Schmeichler erst kennen lernen und prüfen. Sonst mag es uns gehen wie denjenigen, die es erst dann merken, wenn sie das Gift gekostet haben, indem wir uns, während wir ein Urteil gewinnen wollen, selbst ins Verderben stürzen und zugrunde richten. Wir loben diese daher ebenso wenig wie jene, welche den Freund nur an Wohlstand und Nutzen messen und in jedem, der sie freundlich anspricht gleich einen Schmeichler frisch ertappt zu haben glauben. Denn ein Freund zeigt nichts Unangenehmes und Ungeselliges, und nicht durch ein herbes und grobes Wesen gewinnt die Freundschaft Ansehen, sondern gerade das Anständige und Würdevolle an ihr ist das, was sie uns angenehm und Wünschenswert macht.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!