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Das Buch enthält eine kleine Sammlung von Geschichten und Gedichten, die von 6 Autoren und Autorinnen während der Corona-Kontaktbeschränkungen 2020 bis 2022 entstanden sind. Einige Texte sind tief empfunden und erzählen von der komplizierten sozial-emotionalen Situation während der Pandemiezeit, andere beschäftigen sich mit ganz banalen Alltagsdingen, bringen zum Lachen oder assoziieren eigene Erlebnisse. Sehr oft schwingt eine hoffnungsvolle und zuversichtliche Grundhaltung mit, die besonders in dieser Zeit so wichtig war. Schmökern, sich erinnern und sich zum Schreiben an-stecken lassen, das ist es, was sich die Autoren und Autorinnen wünschen
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Seitenzahl: 77
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Die Texte in diesem Buch entstanden während des Lockdowns und den landesweit verordneten Kontakteinschränkungen während der Corona-Pandemie.
Die Autoren und Autorinnnen gehören zu einer Gruppe von Schreibenden in Schneverdingen (Niedersachsen). Die ließen sich von den Kontaktbeschränkungen zwischen 2020 und 2022 in ihrer Kreativität nicht unterkriegen, sammelten die in der Zeit entstandenen Geschichten und Gedichte, um sie später auch anderen Menschen zugänglich zu machen.
Eine Auswahl davon befindet sich nun in diesem Buch.
So unterschiedlich wie die Schreibenden, so unterschiedlich sind auch ihre Werke. Sie geben einen Einblick darein, was das Virus und die Pandemie mit Menschen gemacht hat und wie sie damit umgegangen sind. Die Geschichten und Gedichte handeln einerseits von Einsamkeit, Verzweiflung und Wut, von Nichtverstehen und Unsicherheit, andererseits jedoch ebenso von Wärme und Licht, Hoffnung, Mut und Zuversicht. Einige Texte erzählen aber auch vom ganz normalen Leben mit all seinen Möglichkeiten und Fallstricken.
Die Gruppe der Schreibenden trifft längst sich wieder regelmäßig unter dem Dach des Schneverdinger Kulturvereins.
Mit ihren öffentlichen Lesungen und jetzt besonders mit dem Buch wollen die Autoren und Autorinnen nicht nur unterhalten, sondern auch Mut zum Schreiben machen.
Schreiben ist wie langsames Nachdenken. Man kommt zu ganz wunderbaren Einsichten und Ergebnissen.
Und es ist ansteckend; fast so ansteckend wie das Corona-Virus, nur im Gegensatz dazu anregend und wohltuend.
Also beim Lesen daran denken: Vorsicht! Ansteckend!
Krise (Edeltraud Lipski)
Die Blume (Joachim Peters)
Frühlingssehnsucht (Joachim Peters)
Hohe Schwingen (Gero Müller)
Das Königreich (Christine Hartung-Czaja)
Aufbruch (Gisela Pelz)
Malermeister Müller (Silva Weinrich)
Schusters Wichtel (Gero Müller)
Selbst (Edeltraud Lipski)
Überholspur (Edeltraud Lipski)
Ein Stück Sonne (Joachim Peters)
Erni (Silva Weinrich)
Coronamasken (Gisela Pelz)
Der Coronaheld (Joachim Peters)
Sodbrennen in der Nacht (Silva Weinrich)
Herbst (Edeltraud Lipski)
Novemberherz (Joachim Peters)
Mitten im Winter (Edeltraud Lipski)
Strafe muss sein (Silva Weinrich)
Winterzauber – Nelkenduft (Gisela Pelz)
Weihnachtsbaum in Dunkelheit (Gero Müller)
Winterrosen (Joachim Peters)
Mien Coronawiehnachten mid mien överkandidelte Dannenboom (Joachim Peters)
Zum Jahreswechsel (Edeltraud Lipski)
Arme der Nacht (Joachim Peters)
Corona-Pandemie (Edeltraud Lipski)
Zuversicht (Edeltraud Lipski)
Es war doch immer alles okay
im Großen und Ganzen. Nichts tat uns weh.
Wir kämpften und maulten auf hohem Niveau,
kauften uns Spaß und waren froh,
wenn das Wetter gut, die Preise niedrig,
die Lieben gesund und auch sonst nichts widrig.
Die Probleme der andern, meist weit entfernt
und nur durch die Medien kennengelernt.
Doch jetzt ist auf einmal alles so nah.
Es bedroht uns alle, ist spürbar da.
Nützte bisher Problemwegdenken,
Nichtwahrhabenwollen, sich ablenken,
so zählen die Strategien nun nicht mehr.
Es muss etwas Anderes, Größeres her.
Und tatsächlich wächst nun das Andre heran,
das unsere Welt verändern kann.
Wie kann ich helfen, wie bring ich mich ein?
Abwarten kann nicht mehr alles sein.
Die Bereitschaft zu helfen – wie eine Welle
nimmt sie uns mit, man ist zur Stelle,
befreit endlich sein soziales Wesen,
vom Dauer-Egoismus scheinbar genesen.
Man spürt sich wieder und das Leben,
möchte von Eigenem andren was geben.
Manche entdecken ihr besseres Ich,
verändern und verwirklichen sich,
lernen neu Demut und Mitgefühl,
motivieren sich täglich: ich kann, wenn ich will.
Als Alternative will man oft spenden.
Auch so kann man durchaus Unheil abwenden.
Es ist dann die Zeit, die gegen uns ist.
Angst sich durch manche Gemüter frisst.
Die Hoffnung weicht einer Müdigkeit;
es macht sich Verzweiflung und Zornigsein breit.
Der gemeinsame Gegner ist kaum zu fassen
und wird sich auch nicht verantworten lassen.
Und darum müssen andere her,
die man für schuldig hält umso mehr.
Kein Argument mehr, lautes Geschrei
und manch ein Querkopf ist auch dabei.
Schon immer gebürstet auf Krawall
ist er gegen alles auf jeden Fall.
Die Mehrheit ist leiser und kennt ihre Pflicht.
Erst langsam, ganz langsam reift die Sicht,
dass Wissen Gefahr berechenbar macht.
Man lebt mit ihr, auf Abstand bedacht.
Anders als vorher, doch gut und schön
und kann so mit Zuversicht zukunftswärts geh'n.
Edeltraud Lipski
Als der Tag zu atmen begann,
sah ich am Rande des Morgens
die Blüten einer wunderschönen Blume.
Sie wurde von keiner Sonne beschienen,
sondern sie glühte von innen, fast wie
ein begonnener, aber noch zaudernder
leidenschaftlicher Gedanke.
Die Blume verströmte einen Duft,
in der sich eine gefühlvolle Erwartung
von kühlem Aufbruch und
umschmeichelnder Wärme mischten.
Es gab darin auch keinen Hauch dieser
uralten Ängste oder der vorauseilenden
Schatten von Depression.
Nein, es war einfach ein jauchzender
fröhlicher Duft.
Und plötzlich wusste ich, wer
die Blume war. Es war der neue Tag,
ein fröhlicher Tag, wie es ihn früher gab
und den wir so lange vermisst hatten.
Ein Tag voller Schönheit, Anmut, Kultur
und Liebe.
Ich pflückte diese Blume nicht, denn
es war eine Blume für alle. Nein, ich
versuchte einfach, den Tag einzufangen.
Joachim Peters
Ich sehne mich nach Frühlingsknospen,
dem Geruch warmer Erde;
nach dem Strahlen der Sonne aus
dunklen Wolken.
Ich möchte wieder die Wärme
des Augenblicks einer Umarmung
spüren und die wärmende Herzlichkeit
eines guten Gesprächs.
Aber mir ist kalt in dieser Zeit,
denn ich sehe nur die Virusknospen
die Monitore füllen;
Impfzentren, kahl und still,
Menschen als sterile Geister.
Ein Lächeln unter den Masken,
fast wie heimlich.
Ich gehe durch einst belebte Straßen,
voll von Leichen lächelnder Gedanken,
wo vor den Lokalen sich
das alte Laub an Tischbeinen
und Stühlen sammelt.
Ich spüre die Traurigkeiten der Menschen,
Gedanken voller Zukunftsangst.
Angst vor den Schmerz,
dem Leid und dem Tod;
Angst, die die Seelen der Menschen frisst.
Was wollen wir tun?
Wir sind leer, müde,
antriebslos, verloren und zerstört.
Ja, es wird Zeit, Zeit die Waffen zu
schärfen, dem Feind ins Auge zu
schauen. Und auch wenn wir sonst
nicht viel spüren,
zu beginnen, den Feind
mit kühler Distanz zu betrachten.
Lasst es uns nicht einzeln, sondern
gemeinsam tun. Und irgendwann
werden wir wieder leben können.
Joachim Peters
Große Schwärme weither fliegen,
ruhig sich im Luftstrom wiegen.
Wie sie schreien, rufen, klagen,
gegenseitig sich was sagen.
Schon von weitem kann ich´s hören,
wie den Luftraum sie beschwören.
Dieser Klang lässt mich aufblicken,
meine Sicht zum Himmel schicken.
Hoch am Himmel, stolz im Fluge
ziehen sie im schnellen Zuge.
Ach, wie eilig flieg´n sie weiter.
Nur der Himmel glänzt noch heiter.
Bald schon naht der nächste Keil,
aufgereiht wie an ´nem Seil.
Staunend blicke ich nach oben,
wo sie fliegen keilverschoben.
Jedes findet Abstand, Raum,
ändert seinen Flugplatz kaum.
Weiter drängt es sie zu eilen,
nur nicht allzu lang verweilen.
Nicht vom Kurse abzuweichen,
sondern bald das Ziel erreichen.
Manche ziehen dennoch Kreise,
machen deutlich auf die Weise,
dass sie ihren Rastplatz suchen
und sich dort zur Landung rufen.
Dabei kommen mir Gedanken,
lassen innerlich mich schwanken:
Sehnsucht wächst in meinem Herzen,
nachzuträumen: Seelenschmerzen.
Wären Flügel mir verliehen,
könnte ich doch auch mitziehen!
Fort aus langer Zeit der Nacht,
fort aus Ohnmachts dunkl´er Macht.
Herrschte zudem Sonnenschein,
könnt‘ er mich von Angst befreien.
Jetzt im Frühjahr kehr´n sie wieder,
singen in der Höhe Lieder.
Scheinen Hoffnung mitzubringen.
Höre Freudenrufe klingen.
Gero Müller
Es war einmal ein König, der lebte in seinem Traktor. Er saß erhöht wie auf einem Thron und blickte weit in die Welt unter ihm. Im Sommer öffnete er alle Fenster und der Wind kühlte die kleine Kabine. Im Winter saß er sicher und warm.
Den Menschen begegnete er freundlich und half, wenn ein starker Motor gebraucht wurde. Alle nannten ihn Herr Lünsmann. Sie grüßten und sprachen mit ihm, wenn er die Tür zu seiner Kabine öffnete. So erfuhr der König immer alle Neuigkeiten, nahm Teil an den Tragödien und lustigen Geschichten des Dorfes.
Die Einladungen seiner Mitmenschen schlug er jedesmal aus. Er fuhr lieber weiter, bewunderte die Bäume, sah zu wie die Felder erst grün, dann gelb, und zum Jahresende wieder schwarz wurden.
Es war ein beschauliches Leben.
Zusehen aus einer anderen Welt. Fern der Erde und doch darauf.
Jahr für Jahr verging und Herr Lünsmann sah die Bäume kahl und wieder grün werden, Menschen lachend vorübergehen, Kinder heranwachsen. Manchmal, wenn ein großes Fest gefeiert wurde und die Musik laut zu hören war, fuhr er dicht an die Quelle um zuzuhören und zuzusehen.
Seine Gedanken veränderten sich. Er fragte sich, was wohl geschehen wäre, wenn er eine der zahlreichen Einladungen angenommen hätte, wenn er sich mit den Füßen auf die Welt gestellt hätte
Für einen Moment wenigstens
Ob es sich wohl anders anfühlt, wenn man dabei ist und nicht nur zusieht? Ob es anders roch, wenn seine Füße auf der schwarzen Erde standen, oder mitten zwischen den gelben Halmen im Sommer?
Heute kreisten seine Gedanken immerzu um diese Fragen, denn es wurde wieder laut gefeiert im Dorf und Herr Lünsmann hatte bereits an einer guten Position geparkt.
Er beobachtete wie Jung und Alt fröhlich aus dem Festsaal an die frische Luft gingen. Manche sangen noch das zuletzt gespielte Lied, andere hatten ganz rote Wangen vom Tanzen und fächerten sich Luft zu. Alle waren ausgelassen und hatten viel zu reden.
Herr Lünsmann öffnete seine Kabinentür in der Hoffnung, dass jemand sich zu ihm gesellte, um einen Plausch zu halten. Doch die Menschen waren alle mit sich selbst beschäftigt und beachteten ihn nicht