Waidwund - Walter Flex - E-Book

Waidwund E-Book

Walter Flex

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Beschreibung

Waidwund ist eine Novelle von Walter Flex. Auszug: Im Kloster Mönchsbronn war eitel Lärm und Leben, Lachen und Schwatzen. Wie Kinder, die am Strande sitzen und jubeln, wenn ihnen eine Welle, die stärker ist als alle anderen, gleichsam in den Schoß läuft, so benahmen sich die Mönche, die das Leben vor längerer oder kürzerer Zeit an den Strand dieses einsamen Klosters geworfen hatte.

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Seitenzahl: 20

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Waidwund

WaidwundAnmerkungenImpressum

Waidwund

Im Kloster Mönchsbronn war eitel Lärm und Leben, Lachen und Schwatzen. Wie Kinder, die am Strande sitzen und jubeln, wenn ihnen eine Welle, die stärker ist als alle anderen, gleichsam in den Schoß läuft, so benahmen sich die Mönche, die das Leben vor längerer oder kürzerer Zeit an den Strand dieses einsamen Klosters geworfen hatte.

Gewaltiges war in der Welt geschehen. Der große Karl hatte Gericht gehalten über Thassilo, den Bayernherzog, und ihn samt Weib und Söhnen und Töchtern in die entlegensten unter seinen Klöstern gesteckt. Die Avaren trugen die Kriegsfackel in das Land des allmächtigen Karl, und die Welt brannte.

Aber all das hätte nicht solche Bewegung unter die Kuttenmänner gebracht, als sei der Marder im Taubenschlag. Nein, das Neue, das Unerhörte, was sich ereignete, ging sie an, sie selbst, die Mönche von Mönchsbronn.

Im Refektorium saß ein reisiger Sendbote Kaiser Karls, der sich unter den sorgenden, hätschelnden, neugierigen und freigebigen Mönchen als Hahn im Korbe fühlte. Aber nichts war weniger umsonst, als die Sorge und Freigebigkeit dieser Mönche: wurde er vollgefüllt wie ein Faß, so wurde er auch ausgepreßt wie ein Schwamm.

Was wußte der Mann nicht zu erzählen!

Es war eigentlich immer dieselbe Geschichte, die er zum besten gab. Aber jedesmal, wenn er geendet, kam irgendein Frater atemlos gelaufen und ließ keine Ruhe, bis er den Grund der schallenden Heiterkeit erfahren hatte, die sich bis in die entlegensten Winkel des Klosters verbreitete. Und ruhte nicht, bis er alles wußte, brühwarm wie die andern. Und dann war wieder ein anderer da, der es wissen wollte, und wieder einer, und so fort und fort ohne Aufhören.

Und was war das für eine Geschichte! Ihnen, den Mönchen von Mönchsbronn schickte der große Karl ein Angebinde. Und dieses Angebinde war nicht mehr und nicht weniger als des wilden Thassilo letzter Sproß, den man endlich auch gefangen wie all seine Brüder und seine ganze Sippe.

Aber wie gefangen! Das war der Kern der Sache. Das war der Grund der immer erneuten Heiterkeit.

Wohl schlich bei der Erzählung des Reisigen mancher Mönch mit narbenvollem Gesicht und mancher verwitterte Graukopf unruhig und grollend beiseite – ihnen brachen wohl alte Wunden auf, als beschwatze man ihr eigenes Geschick – doch das mehrte nur den prickelnden Reiz, den der Bericht für die übrigen hatte.

Und immer wieder erzählte der gutgelaunte Kriegsmann, wie man Reinald, Thassilos jüngsten Sohn, gefangen hatte.