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Im Sonnenwinkel ist eine Familienroman-Serie. Schauplätze sind der am Sternsee gelegene Sonnenwinkel und die Felsenburg, eine beachtliche Ruine von geschichtlicher Bedeutung. Mit Michaela Dornberg übernimmt eine sehr erfolgreiche Serienautorin, die Fortsetzung der beliebten Familienserie "Im Sonnenwinkel". Michaela Dornberg ist mit ganzem Herzen in die bezaubernde Welt des Sonnenwinkels eingedrungen. Sie kennt den idyllischen Flecken Erlenried und die sympathische Familie Auerbach mit dem Nesthäkchen Bambi. »Hallo, Ladybird, ich habe deine Stimme und dich so sehr vermisst.« Roberta hatte Kens Anruf erhofft, sie hatte sich ausgemalt, wie es sein würde. Sie schluckte, dann presste sie ein »Hallo, Ken«, hervor. Mehr musste sie auch nicht sagen, er redete, und sie hoffte Zeit zu bekommen, den Gefühlssturm in sich wenigstens zu einem lauen Windchen herunterzuatmen. Dazu kam es allerdings nicht, denn er sagte: »Ladybird, es tut mir ja so unendlich leid, dass wir uns am Wochenende nicht sehen konnten. Es hat mir fast das Herz gebrochen, aber wir holen es nach. Und der einzige Trost für mich ist nur, dass wir ein ganzes Stück weitergekommen sind mit unseren Dreharbeiten und dass wir, was so richtig erfreulich ist, in den Kosten geblieben sind, was nicht vorhersehbar war. Nun, das tröstet mich wirklich ein wenig.« »Du sagtest es schon mal, Ken«, antwortete sie und war sehr verwundert, wie sachlich ihre Stimme klang, »schön für dich.« Merkte er es nicht, oder wollte er es nicht merken? »Ja, das ist wirklich schön«, war seine Erwiderung. »Ich habe immer dein Bild vor Augen gehabt, leider konnte ich mich nicht bei dir melden, weil es da, wo wir drehten, keinerlei Empfang gab.« Nun beschloss sie, diesem Spiel ein Ende zu bereiten, auch wenn es wehtat und wenn die Folgen, die ihre Worte haben würden, schmerzhaft für sie waren. »Das wundert mich allerdings jetzt sehr, Ken. In Paris gab es keinen Empfang?« Es war still am anderen Ende der Leitung, und Roberta vermutete schon, er habe vor lauter Schreck aufgelegt oder die Leitung sei aus einem anderen Grund unterbrochen. Das kam hin und wieder schließlich schon mal vor.
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»Hallo, Ladybird, ich habe deine Stimme und dich so sehr vermisst.« Roberta hatte Kens Anruf erhofft, sie hatte sich ausgemalt, wie es sein würde. Nur die wenigen Worte lösten Gefühle in ihr aus, die ihr zeigten, wie sehr sie noch emotional mit ihm verbunden war, trotz allem …
Sie schluckte, dann presste sie ein »Hallo, Ken«, hervor.
Mehr musste sie auch nicht sagen, er redete, und sie hoffte Zeit zu bekommen, den Gefühlssturm in sich wenigstens zu einem lauen Windchen herunterzuatmen.
Dazu kam es allerdings nicht, denn er sagte: »Ladybird, es tut mir ja so unendlich leid, dass wir uns am Wochenende nicht sehen konnten. Es hat mir fast das Herz gebrochen, aber wir holen es nach. Und der einzige Trost für mich ist nur, dass wir ein ganzes Stück weitergekommen sind mit unseren Dreharbeiten und dass wir, was so richtig erfreulich ist, in den Kosten geblieben sind, was nicht vorhersehbar war. Nun, das tröstet mich wirklich ein wenig.«
»Du sagtest es schon mal, Ken«, antwortete sie und war sehr verwundert, wie sachlich ihre Stimme klang, »schön für dich.« Merkte er es nicht, oder wollte er es nicht merken?
»Ja, das ist wirklich schön«, war seine Erwiderung. »Ich habe immer dein Bild vor Augen gehabt, leider konnte ich mich nicht bei dir melden, weil es da, wo wir drehten, keinerlei Empfang gab.«
Nun beschloss sie, diesem Spiel ein Ende zu bereiten, auch wenn es wehtat und wenn die Folgen, die ihre Worte haben würden, schmerzhaft für sie waren.
»Das wundert mich allerdings jetzt sehr, Ken. In Paris gab es keinen Empfang?«
Es war still am anderen Ende der Leitung, und Roberta vermutete schon, er habe vor lauter Schreck aufgelegt oder die Leitung sei aus einem anderen Grund unterbrochen. Das kam hin und wieder schließlich schon mal vor.
Irgendwann jedoch vernahm Roberta ein: »Paris …, äh …, wie kommst du denn darauf?«
Eine ziemliche Stammelei für einen sonst so redegewandten Mann. Sie wollte es nicht, weil es nicht ihre Art war, so zu reagieren, weil es sie an Max erinnerte, der nicht nur einmal ähnlich wie Ken reagiert hatte, etwas, was sie niemals mehr in ihrem Leben haben wollte, und nun saß sie erneut mittendrin. Sie schluckte, und dann sagte sie mit leichter Ironie: »Oh, mein Lieber, du hattest vielleicht die Absicht, diskret zu sein, doch deine Begleiterin konnte es nicht für sich behalten. Sie hat es in den Medien ausgeplaudert, mit dir in Paris ein kuscheliges, verliebtes, so ihre Worte, Wochenende zu verbringen.«
Wieder war es still, dann versuchte Ken, ihr wortreich zu erklären, dass es sich um einen Ausrutscher gehandelt hatte, den er längst schon bereue, dass er ein wenig überrumpelt worden war, dass so etwas niemals mehr vorkommen werde, dass es aber auch nicht einfach sei, von der Frau, die er über alles liebe, ständig getrennt zu sein.
Es reichte Roberta! Endgültig! Sie konnte und wollte nicht länger in dieser Posse mitspielen, in der er sich wand wie ein Wurm und das Blaue vom Himmel herunterlog. Sie war sehr ruhig und bestimmt, und das wunderte sie selbst.
»Ken, ich kann damit leben, von dir versetzt worden zu sein, nicht so ganz, betrogen zu werden und gleichzeitig ewige Liebe geschworen zu bekommen. Doch womit ich überhaupt nicht umgehen kann, das ist, belogen zu werden. Das hättest du nicht tun dürfen. Das hat etwas mit mir gemacht, Ken. Es gibt zwischen uns eine gewisse Faszination, wäre es von deiner Seite Liebe, dann hättest du nicht anderswo gewildert. Wir hätten es bei unserer ersten Trennung belassen sollen. Aufgewärmtes ist meistens nicht gut, es sei denn, es handelt sich um einen deftigen Eintopf, ich muss dir jetzt nicht erklären, was das ist. Ich möchte, dass wir uns jetzt voneinander verabschieden und versuchen, das, was zwischen uns war, in guter Erinnerung zu behalten.«
Damit war er überhaupt nicht einverstanden.
»Ladybird, ich weiß, dass ich einen Fehler gemacht habe. Es tut mir auch unendlich leid, und das kann ich immer wieder wiederholen. Ich liebe dich, es ist nicht nur eine Faszination, obwohl es die auch ist, weil du etwas ganz Besonderes bist. Ich liebe dich, wie ich noch nie zuvor in meinem Leben eine Frau geliebt habe. Bitte, Ladybird, gib mir noch eine Chance, und ich werde dich nie mehr enttäuschen. Gib uns eine Chance, ich werde dir beweisen …«
Roberta unterbrach ihn, obwohl das eigentlich nicht ihre Art war, doch sie spürte, wie sie an ihre Grenzen kam, und sie wollte einfach nicht vor ihm weinen.
»Ken, bitte hör auf. Das alles hättest du dir vorher überlegen sollen. Ich wusste, dass es mit uns nicht einfach sein würde, doch ich sah eine Chance, weil viele Gefühle, so dachte ich zumindest, im Spiel waren. Von meiner Seite war es auf jeden Fall so. Es machte mich froh, wenn du mich ansahst, wenn ich deine Stimme hörte, wenn ich dich spürte. Wir konnten gemeinsam reden und lachen. Das Schwere wich von mir. Ken, ich möchte jetzt nicht anklagend sein, doch du hast das alles kaputt gemacht, du hast mein Vertrauen verspielt, und das ist sehr, sehr traurig. Bitte, lass es uns jetzt beenden. Ich wünsche dir für deinen Weg alles Glück, für deine Filme viel, viel Erfolg. Und wenn ich mal was von dir höre, weil du einen Preis gewonnen hast oder wenn ich einen von dir gedrehten Film sehe, dann werde ich mich liebevoll an dich erinnern. Ja, das werde ich, Ken.« Sie machte eine kleine Pause, schluckte, dann fuhr sie leise fort: »Mach es gut und pass auf dich auf, ich …«
Er ließ sie ihren Satz nicht beenden. »Ladybird, nein«, er schrie es fast, »ich will dich nicht verlieren. Jede Faser meines Herzens gehört dir. Du kannst unser Glück doch nicht mit Füßen treten, nur weil ich einen kurzen Moment lang sehr töricht war. Du kannst wirklich gewiss sein, dass sich so etwas niemals mehr wiederholen wird. Das Wochenende in Paris hat nicht einmal Spaß gemacht, weil ich immer an dich denken musste, daran, wie es mit dir hätte sein können.«
Er redete wie Max, ihr wurde ganz anders zumute, als diese Erinnerungen wieder auftauchten.
»Ken, du hättest es haben können. Ich hätte umgebucht, das wäre überhaupt kein Problem gewesen, ich wäre überallhin gekommen, weil ich mit dir zusammen sein wollte. Doch genug davon, wir drehen uns im Kreis. Bye-bye, Ken.«
Nach diesen Worten wollte sie auflegen, doch da kam von ihm ein beschwörendes: »Ladybird …«
Sie wunderte sich wieder einmal über sich selbst, dass sie ganz ruhig sagen konnte: »Ken, der Marienkäfer ist gerade für immer davongeflattert.«
Ehe er noch etwas sagen konnte, hatte Roberta aufgelegt, gerade im richtigen Moment, denn sie zitterte am ganzen Körper, und jetzt konnte sie ihre Tränen nicht länger zurückhalten.
Es tat unglaublich weh, sie fühlte sich verloren und allein.
So tough sie auch in ihrem Beruf war, das ließ sich nicht ins Privatleben übertragen, dort war sie eine Frau, und schon wieder war die Beziehung zu einem Mann in die Brüche gegangen. Sie hatte einfach kein Glück in der Liebe … Sie verlor sich in Selbstmitleid und nahm sich eisern zusammen, sich jetzt nicht zu melden, weil Ken unentwegt versuchte, sie zu erreichen.
Irgendwann hörte es auf, und Roberta fragte sich, ob sie richtig gehandelt hatte. War es nicht besser, den Spatz in der Hand zu haben als überhaupt nichts?
Nein! Verlorenes Vertrauen ließ sich nicht zusammenkitten. Sie wischte sich energisch die Tränen weg, beinahe trotzig. Dabei fiel ihr Blick auf eines der Fotos von Lars, aus dem er lächelte. Beinahe wie hypnotisiert stand sie auf, ging zu dem Bild, nahm es an sich, presste es ganz fest an ihr Herz, nachdem sie es geküsst hatte. Und schon wieder musste sie weinen.
»Warum musste ich dich verlieren?«, schluchzte sie. »Und das, ehe unsere, ehe meine Träume in Erfüllung gegangen wären.«
Roberta verlor sich in Erinnerungen, und sie merkte überhaupt nicht, wie die Zeit verging.
Sie sah sich als junge Studentin, die bei Männern viele Chancen gehabt hatte und doch auf Max Steinfeld hereingefallen war, diesen Schwerenöter, und das bloß, weil er sie zuerst gefragt hatte, ob sie seine Frau werden wolle. Wie töricht sie doch damals gewesen war, sie war klug. Warum hatte sie ihn nicht durchschaut? Er hatte bei ihr angedockt, weil er gespürt hatte, dass sie ihren Weg gehen würde, als erfolgreiche Ärztin aus Leidenschaft. Ihr wäre vieles erspart geblieben, hätte sie auf die warnenden Stimmen gehört. Doch hinterher war man immer klüger.
Und Max war wirklich kein Thema mehr, obwohl er sie sehr verletzt hatte. Zum Glück war er ganz aus ihrem Leben verschwunden, denn das, was sich nach ihrer Scheidung alles noch ereignet hatte, war wirklich nicht erfreulich gewesen. Und dann war Kay gekommen, Kay Holl, der junge, dynamische Aussteiger, der im Sonnenwinkel einen Bootsverleih betrieben hatte Ein Aussteiger allerdings mit reichlich Geld im Hintergrund. Er hatte viele ihrer Verletzungen geheilt, hatte ihr gezeigt, was für eine begehrenswerte Frau sie doch war. Es war schön mit ihm gewesen, wunderschön, obwohl ihre Verbindung keine Zukunft hatte, einmal, weil ihre Lebensvorstellungen stark auseinanderklafften, doch für sie war es ganz besonders unmöglich gewesen, weil Kay sehr viel jünger gewesen war als sie. Ihm hatte es nichts ausgemacht, und sie hatte auch nicht an seinen Gefühlen für sie gezweifelt. Sie hatte sich einfach nicht getraut, und als sie dann so weit war, es einfach zu riskieren, da war er verschwunden, sie hatten sich knapp verpasst. Tja, so war es nun mal, wer zu spät war, den strafte das Leben. Sie war traurig gewesen, sauer auf sich selbst, doch sie hatte nur schöne Erinnerungen an Kay und ihre kurze Liebe. Sie waren unbeschwert gewesen, sie hatte wieder angefangen zu rudern wie während ihrer Studentenzeit. Sie hatten Spaß gehabt …, alles vorbei. Und dann …, sie presste das Foto noch enger an sich, obwohl das kaum noch möglich war. Dann war sie Lars begegnet, ihrer Lebensliebe, und das war von Anfang an stürmisch gewesen, denn sie war in sein Auto hineingefahren in einem Augenblick der Unachtsamkeit. Und er hatte unglaublich cool reagiert, und sie hatte sich sofort in seine blauen, seine unglaublich blauen Augen verloren Nicht nur in die. Sie seufzte erneut. Es war nicht immer eitel Sonnenschein bei ihnen gewesen, als sie sich nach einigen Schwierigkeiten gefunden hatte. Doch es waren so unglaubliche Dinge passiert, der Stern, der für alle Ewigkeit ihrer beider Namen trug, das berührende Buch, das er für sie geschrieben, ihr gewidmet und das sie erst bekommen hatte, als er schon verschollen war, auch seinen Heiratsantrag konnte er ihr nicht persönlich machen, aber immerhin wusste sie, dass er nicht mehr als einsamer Wolf durch die Welt reisen wollte, sondern dass sein Plan war, sich mit ihr gemeinsam im Doktorhaus niederzulassen, um eine Familie zu gründen mit Kindern.
Jetzt begann Roberta haltlos zu weinen. Und sie hielt sich an seinem Ring fest, den er ihr geschenkt hatte und den sie immer tragen würde. Das Foto war ihr aus den Händen geglitten, lag auf ihrem Schoß, doch er lächelte sie noch immer an, und das war beinahe unerträglich.
Wieso hatte das Schicksal so grausam sein müssen? Warum war ihr ein andauerndes Glück mit Lars nicht vergönnt gewesen?
Sie stellte sich Frage um Frage, obwohl sie wusste, dass sie darauf keine Antwort erhalten würde.
Lars Magnusson …
Irgendwo verschollen im ewigen Eis …
Es dauerte eine ganze Weile, ehe sie sich wieder einigermaßen beruhigt hatte.
Ja, und dann hatte sie zufällig am See Konstantin von Cleven getroffen, der mittlerweile Professor geworden war und Chef der neuen Kardiologieklinik in Hohenborn werden sollte. Es hätte gepasst. Doch von der Studentenliebelei war nicht mehr viel übrig, zumindest nicht von ihrer Seite, er hätte schon gewollt. Und so war Konstantin schließlich ins Ausland gegangen, um einen noch attraktiveren Job anzunehmen. Manchmal hatte sie sich schon gefragt, ob es nicht klüger gewesen wäre, sich auf Konstantin einzulassen. Sie hätte an seiner Seite ein schönes, ruhiges Leben führen können, und er hätte auch überhaupt kein Problem damit gehabt, dass für sie in erster Linie ihr Beruf zählte, weil es bei ihm ebenso war.
Nein, um Konstantin musste sie sich wirklich keine Gedanken mehr machen. Es hatte nicht gefunkt bei ihr, auch wenn sie als Studentin glühend in ihn verliebt gewesen war, er in sie ebenfalls, was ihn jedoch nicht daran gehindert hatte, im Ausland sein Studium fortzusetzen. Und aufwärmen, das hatte sie gerade erst noch zu Ken gesagt, das brachte nichts.
Sie nahm das Foto wieder an sich, versank in die Betrachtung seines lieben, schönen Gesichts, und Roberta zwang sich, nicht schon wieder anzufangen zu weinen. Das hätte Lars auch nicht gewollt.
In ihrem Herzen war noch sehr viel Trauer gewesen, als sie zufällig oben am ›Seeblick‹ Ken begegnet war, der ihr einen Penny für ihre Gedanken geboten hatte. Oh Gott, wenn sie daran dachte, dass sie diesen Penny wie einen Goldschatz immer mit sich herumgeschleppt hatte. Es war eine flüchtige Begegnung gewesen, weil man ihn abgerufen hatte. Doch Ken war ihr nicht aus dem Sinn gegangen, weil er sie ein wenig an Lars erinnert hatte, auch so eine Art einsamer Wolf.
Ihre spätere zweite Begegnung an der Ruine der Felsenburg war schicksalhaft gewesen, und so hatte es mit ihnen angefangen, eine Liebe auf räumliche Distanz, die zweier Menschen, die in verschiedenen Welten lebten. Ihre anfänglichen Zweifel hatten sich bestätigt, und sie fragte sich, ob es nicht besser gewesen wäre, die Finger überhaupt vom ihm zu lassen.
Nein, so durfte sie nicht denken, weil dann eine Verbindung sofort zum Scheitern verurteilt war. In der Regel musste man einander vorsichtig nähern, denn den berühmten Blitzschlag der Liebe wollte zwar jeder erleben, doch leider war das nicht so oft der Fall.
Und nun stand sie wieder einmal vor einem Aus! Es wäre nicht so, ging es nach Ken, aber sie war sich sicher, dass sie sich richtig entschieden hatte, denn wenn das Vertrauen dahin war, dann interpretierte man in die kleinste Kleinigkeit alles hinein.
Roberta fühlte sich am ganzen Körper wie zerschlagen, sie stellte das Foto weg, weil sie in die Küche gehen wollte, um sich einen Tee zu kochen, essen würde sie nichts, weil sie sich wie zugeschnürt fühlte. Da klingelte das Telefon. Sie ignorierte es erst einmal, doch weil es nicht aufhörte, nahm sie es wütend in die Hand und rief: »Verdammt noch mal, Ken, ich habe dir gesagt, dass es Schluss ist mit uns, kannst du das nicht akzeptieren?«
Für einen Augenblick war es still, dann sagte eine Stimme: »Du solltest dich davon überzeugen, wer dich anruft, ehe du mit deinen Tiraden loslegst.« Es war Nicki, ihre allerbeste Freundin, zum Glück, denn es wäre schon peinlich, wenn ein Fremder das mitbekommen hätte. Doch sie war noch so auf das, was geschehen war, fixiert, dass sie nicht eine Sekunde lang darüber nachgedacht hatte, dass auch noch andere Leute ihre Telefonnummer kannten, nicht nur Ken.
»Entschuldige, Nicki, aber schön, dass du anrufst, dann muss ich mich auch nicht lange mit der Vorrede aufhalten. Du weißt es jetzt. Ken hat angerufen, wollte mir den Bären aufbinden, dass er während seiner Dreharbeiten ständig an mich denken musste.«
»Und dann?«, wollte Nicki wissen.
»Dann habe ich ihn mit der Wahrheit konfrontiert und ihm gesagt, dass ich ihm vielleicht den Seitensprung noch hätte verzeihen können, dass ich aber mit Lügen nicht umgehen kann. Ach, Nicki, bitte lass uns nicht mehr darüber reden. Es ist vorbei, und da bin ich mir auch sehr, sehr sicher. Es hätte überhaupt nicht beginnen dürfen, weil Ken und ich im Grunde genommen wie zwei Sterne sind, die sich nicht besuchen können, weil ihre Lebensplanung zu unterschiedlich ist.«
»Roberta, es tut mir leid. Vielleicht hätte ich dir das mit diesem Paris-Wochenende doch nicht erzählen sollen, dann wärst du noch mit Ken zusammen.«
»Nicki, denk nicht daran, und es war goldrichtig, dass du gekommen bist, um es mir schonend beizubringen. Stell dir bloß mal vor, ich hätte es von Dritten oder zufällig aus dem Fernsehen erfahren. Das wäre furchtbar gewesen, so war ich vorbereitet.«
»Man soll ja niemals nie sagen, vielleicht rauft ihr euch ja wieder zusammen. So, wie ich Ken einschätze, wird er nichts unversucht lassen, dich wieder zurückzugewinnen. Pass auf, irgendwann steht er bei dir auf der Matte, guckt dich mit einem Dackelblick an, bringt rote Rosen mit, fällt auf die Knie, um dich um Verzeihung zu blicken. Du kannst diesem Blick nicht widerstehen, gibst nach, und dann beginnt es von vorne.«
Roberta fühlte sich wirklich sehr elend, doch sie musste jetzt einfach lachen. Ihre Freundin Nicki! »Nicki, ich dachte, du gehst immer nur zu Kartenlegern, Kaffeesatzlesern, Wahrsagern, Männern und Frauen, die mit der Glaskugel oder mit einem Pendel arbeiten. Wie es aussieht, bist du jetzt selbst unter die gegangen, denn woher wüsstest du sonst, was passieren wird.«
»Aus Erfahrung, liebste Freundin«, erwiderte Nicki. »Ich habe schließlich genügend Erfahrung mit dem anderen Geschlecht, um sagen zu können, dass die meisten Männer da nicht nur ziemlich einfallslos sind, sondern auch austauschbar. Ich glaube, sie unterscheiden sich allenfalls darin, dass sie nicht immer rote Rosen kaufen.« Weil Roberta dazu nichts sagte, fuhr Nicki fort: »Und du bist dir wirklich sicher, dass es aus ist mit euch? Schließlich lernt man nicht an jeder Straßenecke einen berühmten Hollywood-Regisseur kennen.«
Das war wieder einmal typisch Nicki, dabei redete sie manchmal etwas daher, was sie nicht wirklich wollte. Nicki war eine Frau mit einem riesengroßen Herzen, was allerdings manchmal auch weidlich ausgenutzt wurde. Aber es war besser geworden, obwohl das vermutlich nicht der Weisheit des Alters zuzuschreiben war, denn Nicki war jünger als sie. Nein, es waren wohl die Erfahrungen, die sie hatten vorsichtiger werden lassen.
»Nicki, ich hätte mich auch in Ken verliebt, wenn er ein Staubsaugervertreter gewesen wäre oder was weiß ich. Sein Beruf war für unsere Beziehung eher hinderlich. Aber bitte, lass uns wirklich damit aufhören. Ich muss erst einmal damit fertig werden, dass es halt wieder mal vorbei ist. Ich glaube, in Zukunft werde ich mich nur noch auf meinen Beruf konzentrieren, der macht mich glücklich. Für Männer habe ich einfach nicht das richtige Händchen, und wenn, wie bei Lars, dann spielt mir das Schicksal einen Streich. Ach, Nicki, ich wollte, du wärst hier.«
»Und ich wollte, du wärst bei mir«, kam es prompt aus Nickis Mund. »Und da wir schon mal beim Thema sind, ich habe ein Attentat auf dich vor, das gleichzeitig auch eine Bitte ist. Ich habe für Freitagabend ein paar Gäste eingeladen, ganz zwanglos, und weil da auch Leute dabei sind, die sich einbilden, etwas ganz Besonderes zu sein, möchte ich mit dir ein bisschen angeben.«
Was sollte das denn? Wie war Nicki drauf? So kannte sie ihre Freundin überhaupt nicht.
»Nicki, sag mal, warum lädst denn solche Leute überhaupt ein, wenn du mit ihnen nichts anfangen kannst?«
Sie bekam prompt eine Antwort: »Roberta, ich bitte dich, so etwas würde ich doch niemals tun. Es ist eine gemeinsame Einladung von Jens und mir. Eigentlich eher von ihm. Ich habe ihm gesagt, mitzumachen, um ihm einen Gefallen zu tun Ihm ist diese Einladung, aus welchem Grund auch immer, sehr wichtig, und er ist ja, wie du weißt, auch immer für mich da, wenn ich ihn brauche.