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William Shakespeares 'Was ihr wollt' ist eine zweisprachige Ausgabe in Deutsch und Englisch, die eine spannende Komödie über Liebe, Täuschung und Identität bietet. Das Stück spielt in Illyrien und folgt den Irrungen und Wirrungen der Figuren, die in verworrenen Liebesverwirrungen gefangen sind. Shakespeare zeigt hier sein Talent für sprachliche Raffinesse und tiefgründige Charakterisierung, während er gleichzeitig humorvolle Elemente einbaut, die das Publikum unterhalten. Diese Ausgabe bietet Lesern die Möglichkeit, das Werk sowohl im Originaltext als auch in der deutschen Übersetzung zu genießen, was es zu einem wertvollen Instrument für sprachliches Lernen und Interpretation macht. William Shakespeare, ein bekannter und hoch angesehener Dramatiker des Elizabethanischen Zeitalters, schrieb 'Was ihr wollt' möglicherweise als Reaktion auf die beliebte Komödienmode seiner Zeit. Sein Verständnis menschlicher Natur und seine Fähigkeit, komplexe Charaktere zu erschaffen, machen sein Werk zeitlos und universell ansprechend. Für Liebhaber klassischer Literatur und Theater ist diese Ausgabe von 'Was ihr wollt' ein absolutes Muss. Tauchen Sie ein in Shakespeares Welt und lassen Sie sich von dieser charmanten Komödie verzaubern.
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(german)
Inhalt
PERSONEN
ERSTER AUFZUG
ERSTE SCENE
ZWEYTE SCENE
DRITTE SCENE
VIERTE SCENE
FÜNFTE SCENE
SECHSTE SCENE
SIEBENDE SCENE
ACHTE SCENE
NEUNTE SCENE
ZWEYTER AUFZUG
ERSTE SCENE
ZWEYTE SCENE
DRITTE SCENE
VIERTE SCENE
FÜNFTE SCENE
SECHSTE SCENE
SIEBENDE, ACHTE UND NEUNTE SCENE
DRITTER AUFZUG
ERSTE SCENE
ZWEYTE SCENE
DRITTE SCENE
VIERTE SCENE
FÜNFTE SCENE
SECHSTE SCENE
SIEBENDE SCENE
ACHTE SCENE
NEUNTE SCENE
ZEHNTE SCENE
EILFTE SCENE
ZWÖLFTE UND DREYZEHNTE SCENE
VIERZEHNTE SCENE
VIERTER AUFZUG
ERSTE SCENE
ZWEYTEN SCENE
DRITTE SCENE
VIERTEN SCENE
FÜNFTE SCENE
FÜNFTER AUFZUG
ERSTE SCENE
ZWEYTE SCENE
DRITTEN SCENE
VIERTEN SCENE
FÜNFTEN SCENE
SECHSTEN
SIEBENTEN SCENE
Orsino, Herzog von Illyrien.
Sebastiano, ein junger Edelmann, Bruder der Viola.
Antonio, ein Schiff-Capitain.
ValentinundCurio, Hofleute des Orsino.
Sir Tobias Rülps, Olivia's Oheim.
Sir Andreas Fieberwange, sein Zechbruder.
Ein Schiffhauptmann, Viola's Freund.
Fabian, Diener der Olivia.
Malvolio, ihr Hausmeister.
Hans Wurst.
Olivia, eine Dame von grosser Schönheit, Stand und Reichthum, in die Orsino verliebt ist.
Viola, in den Herzog verliebt.
Maria, Olivia's Kammer-Jungfer.
Ein Priester, Matrosen, Offizianten und andre stumme Personen.
Die Scene, eine Stadt an der Küste von Illyrien.
Der Pallast.
Der Herzog, Curio, und etliche Herren vom Hofe treten auf.
Herzog. Wenn Musik die Nahrung der Liebe ist, so spielt fort; stopft mich voll damit, ob vielleicht meine Liebe von Ueberfüllung krank werden, und so sterben mag – – Dieses Passage noch einmal; – – es hat einen so sterbenden Fall: O, es schlüpfte über mein Ohr hin, wie ein sanfter Südwind, der Gerüche gebend und stehlend über ein Violen-Bette hinsäuselt. – – Genug! nichts mehr! Es ist nicht mehr so anmuthig, als es vorhin war. O Geist der Liebe, wie sprudelnd und launisch bist du! weit und unersättlich wie die See, aber auch darinn ihr ähnlich, daß nichts da hineinkömmt, von so hohem Werth es auch immer sey, das nicht in einer Minute von seinem Werth herab und zu Boden sinke – –
Curio. Wollt ihr jagen gehen, Gnädigster Herr?
Herzog. Was?
Curio. Den Hirsch.
Herzog. – – Wie? das wäre das edelste was ich habe: O, wie ich Olivia zum erstenmal sah, däuchte mich, sie reinigte die Luft von einem giftigen Nebel; von diesem Augenblik an ward' ich in einen Hirsch verwandelt, und meine Begierden, gleich wilden, hungrigen Hunden, verfolgen mich seither – –
Valentin tritt auf.
Nun, was für eine Zeitung bringt ihr mir von ihr?
Valentin. Gnädigster Herr, ich wurde nicht vorgelassen; alles was ich statt einer Antwort erhalten konnte, war, daß ihr Kammer-Mädchen mir sagte, die Luft selbst sollte in den nächsten sieben Jahren ihr Gesicht nicht bloß zu sehen kriegen; sondern gleich einer Kloster-Frau will sie in einem Schleyer herum gehen, und alle Tage ein mal ihr Zimmer rund herum mit Thränen begiessen: Alles diß aus Liebe zu einem verstorbenen Bruder, dessen Andenken sie immer frisch und lebendig in ihrem Herzen erhalten will.
Herzog. O, Sie, die ein so fühlendes Herz hat, daß sie einen Bruder so sehr zu lieben fähig ist; wie wird sie lieben, wenn Amors goldner Pfeil die ganze Heerde aller andern Zuneigungen, ausser einer einzigen, in ihrer Brust getödtet hat? Wenn Leber, Gehirn und Herz, drey unumschränkte Thronen, alle von Einem (o entzükende Vorstellung) von Einem und demselben König besezt und ausgefüllt sind! Folget mir in den Garten – – Verliebte Gedanken ligen nirgends schöner, als unter einem grünen Thron-Himmel, auf Polstern von Blumen.
(Sie gehen ab.)
Die Strasse.
Viola, ein Schiffs-Capitain, und etliche Matrosen.
Viola. In was für einem Lande sind wir, meine Freunde.
Capitain. In Illyrien, Gnädiges Fräulein.
Viola. Und was soll ich in Illyrien machen, da mein Bruder im Elysium ist? – – Doch vielleicht ist er nicht umgekommen; was meynt ihr, meine Freunde?
Capitain. Es ist ein blosses Glük, daß ihr selbst gerettet worden seyd.
Viola. O mein armer Bruder! – – aber, hätt' er dieses Glük nicht auch haben können?
Capitain. Es ist wahr; und wenn die Hoffnung eines glüklichen Vielleicht Eu. Gnaden beruhigen kan, so versichre ich euch, wie unser Schiff strandete, und ihr und diese wenigen, die mit euch gerettet wurden, an unserm Boot hiengen, da sah ich euern Bruder, selbst in dieser äussersten Gefahr, Muth und Vorsicht nicht verliehrend, sich selbst an einen starken Mast binden, der auf der See umhertrieb; und auf diese Art schwamm er, wie Arion auf dem Rüken des Delphins, durch die Wellen fort, bis ich ihn endlich aus den Augen verlohr.
Viola. Hier ist Gold für diese gute Nachricht. Meine eigne Rettung läßt mich auch die seinige hoffen, und dein Bericht bestärkt mich hierinn. Bist du in dieser Gegend bekannt?
Capitain. Ja, Madam, sehr wohl; der Ort wo ich gebohren und erzogen wurde, ist nicht drey Stunden Wegs von hier entfernt.
Viola. Wer regiert hier?
Capitain. Ein edler Herzog, den Eigenschaften und dem Namen nach.
Viola. Wie nennt er sich?
Capitain. Orsino.
Viola. Orsino? Ich erinnre mich, daß ich von meinem Vater ihn nennen hörte; er war damals noch unvermählt.
Capitain. Er ist's auch noch, oder war's doch vor kurzem; denn es ist nicht über einen Monat, daß ich von her abreisete, und damals murmelte man nur einander in die Ohren, (ihr wißt, wie gerne die Kleinern von dem, was die Grossen thun, schwazen,) daß er sich um die Liebe der schönen Olivia bewerbe.
Viola. Wer ist diese Olivia?
Capitain. Eine junge Dame von grossen Eigenschaften, die Tochter eines Grafen, der vor ungefehr einem Jahr starb, und sie unter dem Schuz seines Sohns, ihres Bruders, hinterließ; aber auch diesen hat sie erst kürzlich durch den Tod verlohren; und man sagt, sie sey so betrübt darüber, daß sie die Gesellschaft, ja so gar den blossen Anblik der Menschen verschworen habe.
Viola. Wenn ich nur ein Mittel wißte, in die Dienste dieser Dame zu kommen, ohne eher in der Welt für das was ich bin bekannt zu werden, als ich es selbst meinen Absichten verträglich finden werde.
Capitain. Das wird schwer halten; denn sie läßt schlechterdings niemand vor sich, sogar den Herzog nicht.
Viola. Du hast das Ansehen eines rechtschaffnen Manns, Capitain; und obgleich die Natur manchmal den häßlichsten Unrath mit einer schönen Mauer einfaßt, so will ich doch von dir glauben, daß dein Gemüth mit diesem feinen äusserlichen Schein übereinstimme: Ich bitte dich also, (und ich will deine Mühe reichlich belohnen,) verheele was ich bin, und verhilf mir zu einer Verkleidung, die meinen Absichten beförderlich seyn mag. Ich will mich in die Dienste dieses Herzogs begeben; stelle mich ihm als einen Castraten vor; es kan deiner Mühe werth seyn; ich kan singen, ich spiele verschiedene Instrumente, und bin also nicht ungeschikt ihm die Zeit zu verkürzen; was weiter begegnen kan, will ich der Zeit überlassen; nur beobachte du auf deiner Seite ein gänzliches Stillschweigen über mein Geheimniß.
Capitain. Seyd ihr sein Castrat, ich will euer Stummer seyn. Verlaßt euch auf meine Redlichkeit.
Viola. Ich danke dir; führe mich weiter.
(Sie gehen ab.)
Verwandelt sich in ein Zimmer in Olivias Hause.
Sir Tobias und Maria treten auf.
Sir Andreas zu den Vorigen.
Der Character des Sir Tobias und seines Freundes gehört in die unterste Tiefe des niedrigen Comischen; ein paar mäßige, lüderliche, rauschichte Schlingels, deren platte Scherze, Wortspiele und tolle Einfälle nirgends als auf einem Engländischen Theater, und auch da nur die Freunde des Ostadischen Geschmaks und den Pöbel belustigen können. Wir lassen also diese Zwischen-Scenen um so mehr weg, als wir der häuffigen Wortspiele wegen, öfters Lüken machen müßten. Alles was in diesen beyden Scenen einigen Zusammenhang mit unserm Stüke hat, ist dieses, daß Sir Tobias seinen Zechbruder, Sir Andreas, als einen Liebhaber der schönen Olivia ins Haus einführt und ganz ernsthaft der Meynung ist, daß sie ein recht artiges wohlzusammengegattetes Paar ausmachen würden; und daß Jungfer Maria den würdigen Oheim ihrer Dame höflich ersucht, um seiner Gesundheit willen sich weniger zu besauffen; und um der Ehre des Hauses willen, seine Bacchanalien nicht so tief in die Nacht hinein zu verlängern.
Verwandelt sich in den Pallast.
Valentin, und Viola in Mannskleidern, treten auf.
Valentin. Wenn der Herzog fortfährt euch so zu begegnen wie bisher, Cäsario, so werdet ihr in kurzem einen grossen Weg machen; er kennt euch kaum drey Tage, und er begegnet euch schon, als ob es so viele Jahre wären.
Viola. Ihr müßt entweder seiner Laune oder meiner Aufführung nicht viel gutes zutrauen, wenn ihr die Fortsezung seiner Gunst in Zweifel ziehet. Ist er denn so unbeständig in seinen Zuneigungen, mein Herr?
Valentin. Nein, das ist er nicht.
Der Herzog, Curio und Gefolge treten auf.
Viola. Ich danke euch; hier kommt der Herzog.
Herzog. Sah keiner von euch den Cäsario, he?
Viola. Hier ist er, Gnädigster Herr, zu Befehl.
Herzog(zu den andern.) Geht ihr ein wenig auf die Seite – – Cäsario, du weist bereits nicht weniger als alles; ich habe dir das Innerste meines Herzens entfaltet. Geh also zu ihr, mein guter Junge; laß dich nicht abweisen, postiere dich vor ihrer Thüre, und sag ihr, du werdest da wie eingewurzelt stehen bleiben, bis sie dir Gehör gebe.
Viola. Gnädigster Herr, wenn sie sich ihrer Betrübniß so sehr überläßt, wie man sagt, so ist nichts gewissers, als daß sie mich nimmermehr vorlassen wird.
Herzog. Du must ungestüm seyn, schreyen, und eher über alle Höflichkeit und Anständigkeit hinüberspringen, als unverrichteter Sachen zurük kommen.
Viola. Und gesezt, ich werde vorgelassen, Gnädigster Herr, was soll ich sagen?
Herzog. O dann entfalte ihr die ganze Heftigkeit meiner Liebe; preise ihr meine ungemeine Treue an; es wird dir wol anstehen, ihr mein Leiden vorzumahlen; sie wird es von einem jungen Menschen, wie du, besser aufnehmen, und mehr darauf Acht geben, als wenn ich einen Unterhändler von ernsthafteren Ansehen gebrauchte.
Viola. Ich denke ganz anders, Gnädigster Herr.
Herzog. Glaube mir's, mein lieber Junge; deine Jugend wäre schon genug, diejenigen lügen zu heissen, die dich einen Mann nennten. Dianens Lippen sind nicht sanfter und rubinfarbiger als die deinigen; deine Stimme ist wie eines Mädchens, zart und hell, und dein ganzes Wesen hat etwas weibliches an sich. Ich bin gewiß, du bist unter einer Constellation gebohren, die dich in solchen Unterhandlungen glüklich macht; du wirst meine Sache besser führen, als ich selbst thun könnte. Geh also, sey glüklich in deiner Verrichtung, und du sollst alles was mein ist, dein nennen können.
Viola. Ich will mein Bestes thun, Gnädigster Herr – – (vor sich.) Eine beschwerliche Commission! Ich soll ihm eine andre kuppeln, und wäre lieber selbst sein Weib.
(Sie gehen ab.)
Olivia's Haus.
Maria und der Narr vom Hause treten auf.
Maria schilt den Narren aus, daß er so lange ausgeblieben, und sagt ihm, die Gnädige Frau werde ihn davor hängen lassen. Der Narr erwiedert dieses Compliment mit Einfällen, an denen der Leser nichts verliehrt; man weiß daß auch der allersinnreichste und unerschöpflichste Hans Wurst doch endlich genöthiget ist, sich selbst zu wiederholen, so gut als ein andrer wiziger Kopf; und so geht es Shakespears Clowns oder Narren von Profeßion auch; sie haben ihre locos communes, auf denen sie wie auf Steken-Pferden herumreiten, wenn ihnen nichts bessers einfallen will; und dieser wird endlich der Zuhörer und der Leser satt.
Olivia und Malvolio zu den Vorigen.
Narr. O Verstand, sey so gut und hilf mir den Narren machen – – Diese gescheidten Leute, welche sich einbilden sie haben dich, beweisen sehr oft daß sie Narren sind; und ich, bey dem es ausgemacht ist, daß ich dich nicht habe, mag für einen weisen Mann gelten. Denn was sagt Quinapalus? Besser ein wiziger Narr, als ein närrischer Wizling! Guten Tag, Frau!
Olivia. Schaft mir den Narren weg.
Narr. Hört ihr's nicht, Kerls? Schaft mir die Frau weg.
Olivia. O, geh; du bist ein trokner Narr; ich habe deiner genug; zu allem Ueberfluß wirst du zu deiner Albernheit noch ungesittet.
Narr. Das sind zween Fehler, die sich durch guten Rath und einen Krug Halb-Bier verbessern lassen. Denn, gebt dem troknen Narren zu trinken, so ist der Narr nicht mehr troken: Sagt dem ungesitteten Menschen, wie er sich verbessern soll, so wird er nicht länger ungesittet seyn. Alle Dinge in der Welt, die man ausbessert, werden geflikt; Tugend, die sich vergeht, ist nur mit Sünde geflikt; und Sünde, die sich bessert, ist nur mit Tugend geflikt. Wenn dieser einfältige Syllogismus die Sache ausmacht, wol gut; wo nicht, was ist zu thun? Gleichwie kein andrer wahrer Hahnrey ist als Elend; so ist Schönheit eine vergängliche Blume: Die Gnädige Frau sagte, man solle den Narren wegschaffen, also sag ich noch einmal, schafft sie weg.
Olivia. Sir, ich befahl daß man euch wegschaffen sollte.
Narr. Mißverstand im höchsten Grade Gnädiges Fräulein, cucullus non facit monachum; das ist auf Deutsch: Mein Hirn sieht nicht so buntschekicht aus als mein Rok: Liebe Madonna, wollt ihr mir erlauben, euch zu beweisen, daß ihr eine Närrin seyd?
Olivia. Wie willt du das machen?
Narr. Gar geschikt, gute Madonna.
Olivia. Nun, so beweise dann.
Narr. Ich muß euch vorher catechisieren, Madonna, wenn ihr mir antworten wollt.
Olivia. Gut, Sir, so schlecht der Zeitvertrieb ist, so wollen wir doch euern Beweis hören.
Narr. Gute Madonna, warum traurest du?
Olivia. Um meinen Bruder, guter Narr.
Narr. Ich denke, seine Seele ist also in der Hölle, Madonna?
Olivia. Ich weiß, seine Seele ist im Himmel, Narr.
Narr. Eine desto grössere Närrin seyd ihr, Madonna, dafür zu trauern, daß euer Bruder im Himmel ist; schaft mir die Närrin weg, meine Herren.
Olivia. Was denkt ihr von diesem Narren, Malvolio? Verbessert er sich nicht?
Malvolio. Ja, und wird sich verbessern bis ihm die Seele ausgehen wird. Zunehmende Jahre machen den vernünftigen Mann abnehmen, und verbessern hingegen den Narren, weil er je älter je närrischer wird.
Narr. Gott send' euch ein frühzeitiges Alter, Herr, um eure Narrheit desto bälder zu ihrer Vollkommenheit zu bringen! Sir Tobias würde schwören wenn man's verlangte, daß ich kein Fuchs sey; aber er würde sich nicht für zwey Pfenninge verbürgen, daß ihr kein Narr seyd.
Olivia. Was sagt ihr hiezu, Malvolio?
Malvolio. Mich wundert, wie Eu. Gnaden an einem so abgeschmakten Schurken ein Belieben finden kan; ich sah ihn erst gestern von einem alltäglichen Narren, der nicht mehr Hirn hatte als ein Stein, zu Boden gelegt. Seht nur, er weiß sich schon nicht mehr zu helfen; wenn ihr nicht vorher schon lacht, und ihm die Einfälle die er haben soll auf die Zunge legt, so steht er da, als ob er geknebelt wäre. Ich versichre, diese gescheidte Leute, die über die albernen Frazen dieser Art von gedungenen Narren so krähen können, sind in meinen Augen die Narren der Narren.
Olivia. O, ihr seyd am Eigendünkel krank, Malvolio, und habt einen ungesunden Geschmak. Edelmüthige, schuldlose und aufgeräumte Leute sehen diese Dinge für Vögel-Schrot an, die euch Canon-Kugeln scheinen; ein Narr von Profeßion kan niemand beschimpfen, wenn er gleich nichts anders thut als spotten; so wie ein Mann von bekannter Klugheit niemals spottet, wenn er gleich nichts anders thäte als tadeln.
Maria zu den Vorigen.
Maria. Gnädige Frau, es ist ein junger Herr vor der Thüre, der ein grosses Verlangen trägt, mit Euer Gnaden zu sprechen.
Olivia. Von dem Grafen Orsino, nicht wahr?
Maria. Ich weiß es nicht, Gnädige Frau, er ist ein hübscher junger Mann, und er macht Figur.
Olivia. Wer von meinen Leuten unterhält ihn?
Maria. Sir Tobias, Gnädige Frau, euer Oehm.
Olivia. Macht daß ihr ihn auf die Seite bringt, ich bitte euch; er spricht nichts als tolles Zeug; der garstige Mann! Geht ihr, Malvolio; wenn es eine Gesandschaft vom Grafen ist, so bin ich krank oder nicht bey Hause: Sagt was ihr wollt, um seiner los zu werden.
(Malvolio geht ab.)
Ihr seht also, Sir, eure Narrheit wird alt und gefällt den Leuten nicht mehr.
Narr. Du hast unsre Parthey genommen, Madonna, als ob dein ältester Sohn zu einem Narren bestimmt wäre; Jupiter füll' ihm seinen Schedel mit Hirn aus! Hier kommt einer von deiner Familie, der eine sehr schwache pia mater hat – –
Sir Tobias zu den Vorigen.
Olivia. Auf meine Ehre, halb betrunken. Wer ist vor der Thür, Onkel?
Sir Tobias. Ein Edelmann.
Olivia. Ein Edelmann? Was für ein Edelmann?
Sir Tobias. Ein Mutter-Söhnchen, dem Ansehen nach – – der Henker hole diese Pikelhäringe! Was machst du hier, Dumkopf?
Narr. Guter Sir Toby – –
Olivia. Onkel, Onkel, wie kommt ihr schon so früh zu dieser Lethargie?
Sir Tobias. Es ist einer vor der Pforte, sag ich.
Olivia. Nun, wer ist er denn?