Welcome to my life - Elisabeth Vollmer - E-Book

Welcome to my life E-Book

Elisabeth Vollmer

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Beschreibung

Die Mutter ist schwierig, die Geschwister nerven und in der Schule läuft es auch nicht rund. Die beste Freundin ist auf Tauchstation und bei Henry bekommt sie zwar Herzflattern, aber keinen coolen Spruch über die Lippen. Und dann will sich auch noch ihre verschollene Patentante mit ihr treffen. Hailey hat überhaupt keine Lust. Doch dann kommt alles ganz anders … In fiktiven Tagebucheinträgen und Mailwechseln zwischen der 16-jährigen Hailey und ihrer Patentante Kathrin bekommen die Leser einen sehr persönlichen Einblick ins Leben der beiden Protagonistinnen. Sie erleben mit, wie eine Freundschaft auf Augenhöhe wächst und zugleich die jeweilige Lebens- und Glaubenserfahrung füreinander fruchtbar wird.

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Seitenzahl: 205

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Tabea Vollmer & Elisabeth Vollmer

Welcome

to my life

Zu diesem Buch

 

Deine Familie nervt, in der Schule geht’s bergab und deine beste Freundin schwebt auf Wolke sieben, während du immer noch unglücklich verliebt bist? Jaah, welcome to my life! Und dann kommt meine Patentante auf die geniale Idee: Wir sollten uns mal treffen …

Oh Mann, ich hatte damals ja keine Ahnung, wie genial dieser Gedanke wirklich war!

 

 

„Ich habe das Buch quasi eingeatmet und bin absolut von den Socken. Mit einem perfekten Gleichgewicht zwischen Humor und ernsten Gedanken überzeugt dieses Buch.“

Marie-Claire Heimann, 15 Jahre

„… ein unglaublich lebendiges Buch, berührend, witzig und persönlich. Hailey ist so normal, dass ich mich ertappt fühle.“

Nele Oswald, 17 Jahre

„Ich konnte das Buch nicht weglegen, obwohl die Teenagerzeit schon lange hinter mir liegt. Wie gerne hätte ich in meiner Jugend eine Patentante wie Kate gehabt, die Durchblick und Einfühlungsvermögen besitzt. Alle Teenie-Mädels brauchen eine ‚Kate‘ … und dieses Buch!“

Veronika Smoor, Family-Kolumnistin und Bloggerin

Über die Autorinnen

 

Tabea (Jahrgang 1999) und Elisabeth (Jahrgang 1970) Vollmer verbindet neben ihrer Leidenschaft für Bücher, tiefe Gespräche, Fußmassagen und Himbeermarmelade die familiäre Beziehung als Tochter und Mutter.

Impressum

 

Dieses Buch als E-Book: ISBN 978-3-86256-782-9

Dieses Buch in gedruckter Form:

ISBN 978-3-86256-087-5, Bestell-Nummer 590 087

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in derDeutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografischeDaten sind im Internet über www.d-nb.de abrufbar

Lektorat: Dr. Thomas Baumann

Umschlaggestaltung: spoon design, Olaf Johannson

Umschlagbild: Maisevich Alexey/Shutterstock.com

Satz: Neufeld Verlag

© 2018 Neufeld Verlag Schwarzenfeld

Nachdruck und Vervielfältigung, auch auszugsweise,nur mit Genehmigung des Verlages

www.neufeld-verlag.de / www.neufeld-verlag.ch

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Inhalt

Zu diesem Buch

Über die Autorinnen

Impressum

Lust auf mehr?

Lust auf spannende Fantasy?

Über den Verlag

HAILEYS DIARY, 14.12.

Hey.

Was fängt mit „zum“ an und hört mit „kotzen“ auf? Richtig, mein Leben. Zum Kotzen. Ich dachte ja eigentlich, dass der Tag nach der bescheuerten Chemie-Klausur nicht noch schlimmer werden kann, aber da hab ich mich wohl geschnitten … Ich meine, es ist ja nicht so, dass ich davon ausgegangen bin, heute wäre der beste Tag meines Lebens, aber komm schon! Mein Referat war echt cool, ich hab da mega viel Zeit rein gesteckt und dann krieg ich dafür 7 Punkte? Was ist denn ihr Problem?

Und dann ist heute auch noch das Training ausgefallen, weil Anna immer noch mit einer Erkältung im Bett liegt. Dabei hätte ich mich gerade heute mal echt gerne ausgepowert, um mich abzuregen. Stattdessen durfte ich auf meine reizenden kleinen Geschwister aufpassen, die sich eindeutig gegen mich verschworen haben. Genauso wie der Rest der Welt.

Jetzt ist es halb zwölf und ich kann immer noch nicht einschlafen. Da haben auch zwei Folgen „Everwood“ und eine große Tasse Chai Latte nichts geholfen, obwohl das doch sonst mein Allheilmittel ist …

Wenn ich doch bloß mit Lena schreiben könnte … Sie kommt zwar morgen aus ihrem Funkloch namens Nordrach oder so zurück, aber das kommt mir noch endlos vor … Wofür hat man denn eine beste Freundin, wenn sie nicht da ist, wenn man sie braucht? Aber selbst wenn sie hier wäre, wäre sie in Gedanken bestimmt sowieso immer nur bei Jonas. Ich mein, ich versteh das ja schon, sie sind ganz frisch zusammen und so. Aber hab ich mich dadurch in Luft aufgelöst? Wenn ja, hab ich das wohl nicht mitbekommen.

Und Mom wohl auch nicht. Als ob es nicht schon reichen würde, in der Schule von Lehrern umzingelt zu sein, nein, ich lebe mit so ner Pädagogik-Tussi auch noch unter einem Dach! Helena, tu dies, Helena, tu das. Und jetzt gerade: „Helena, mach endlich das Licht aus, sonst kannst du dich morgen in der Schule nicht konzentrieren!“ Jaah, sie hat absolut recht, es ist ja nicht so, dass ich selbst einschätzen könnte, wie viel Schlaf ich brauche! What ever … Kopfhörer rein, Welt raus!

Welcome to my life!

KATHRINS TAGEBUCH, 15.12.

Ich bin eine miese Patentante. Das hat mir mein Schwesterherz gerade sehr deutlich verklickert. Und ich muss gestehen: Sie hat recht! Wann habe ich mich zuletzt mit Helena getroffen? Ich fürchte, es war während der Schwangerschaft mit Luca – ächz!

Früher hatten wir ein richtig gutes Verhältnis zueinander. Wie oft hat sie bei uns übernachtet, haben wir Radtouren gemacht und andere schöne Dinge unternommen! Und ganz unbemerkt ist mir der Kontakt dann flöten gegangen. Sie wurde älter, ich war mit meinen beiden Kleinen beschäftigt… Ich könnte mich ja trösten, dass die ersten Jahre die wichtigsten sind – und da war ich für sie da. Aber das wäre eine ziemlich faule Ausrede. Sie ist jetzt 16 ½, und wenn ich Alex richtig verstanden habe, ist sie gerade in keiner ganz einfachen Phase … Wobei Alex auch nicht gerade souverän und entspannt klang. Vielleicht ist SIE ja auch in einer schwierigen Phase …

Hab jedenfalls beschlossen, mich mit Helena zu verabreden. Mal schauen, ob sie mir noch eine Chance gibt …

Betreff: Treffen?

Datum: 15.12.

Von: Kathrin Brunner <[email protected]>

An: Hailey <[email protected]>

Hallo Helena,

nein, ich brauche keinen Babysitter ;-) Ich wollte fragen, ob du mal Lust auf einen Chai Latte mit mir hättest? Am Donnerstag haben meine Jungs um 16 Uhr ihr Kinderturnen bei euch um die Ecke. Hättest du nächste Woche zufällig Zeit und Lust? Ich fänd’s schön!

LG

Kathrin

HAILEYS DIARY, 15.12.

Hey Diary :)

Hab ich eigentlich schon mal meine Patentante erwähnt? Vermutlich nicht, es ist eher eine Geschenke-Tante, für die ich gelegentlich den Babysitter spiele. Zumindest war das die letzten Jahre so.

Jetzt hab ich aber heute eine Mail von ihr bekommen, in der sie mich auf einen Chai Latte eingeladen hat! Was soll das denn plötzlich?! Hoffentlich steckt da nicht Mom dahinter … Also: ich hab zwar eigentlich keinen Bock drauf, aber Nein sagen kann ich auch nicht. Das kommt dann nämlich echt scheiße rüber. Fazit: Ich geh da wohl oder übel hin und versuche mich nach 20 Minuten Smalltalk loszueisen. Wird schon …

Übrigens: Anna und Lena sind beide wieder da, wodurch das Training heute trotz Regen richtig gut war! Ich hab alles gegeben und zwei Tore geschossen! BÄM! Als wir zu den Umkleiden gelaufen sind, hab ich Henry gesehen. Mein Herz ist wie üblich erst mal stehen geblieben, nur um dann in doppeltem Tempo weiter zu galoppieren. Immer das Gleiche … Ich hab ihm aber vorsichtshalber nicht Hi gesagt, weil ich das Gefühl hatte, dass ich ganz schön müffel … Ups …

Hailey

KATHRINS TAGEBUCH, 19.12.

Wie schräg ist das denn: Jetzt hab ich den Termin mit Helena initiiert und je näher er rückt, desto blöder komme ich mir dabei vor. Ihre Begeisterung hält sich sehr in Grenzen und nach allem, was Alex so erzählt hat, kann es durchaus passieren, dass mir entweder ein stummer Granitfelsen oder eine fauchende Wildkatze gegenüber sitzt. Weiß gar nicht, was mir lieber wäre. Obwohl: wenn ich’s mir aussuchen könnte, lieber die Wildkatze …

Wenn ich mir so überlege, wie es mir mit 16 gegangen wäre, wenn sich Tante Claudia mit mir hätte treffen wollen, kann ich Helena echt verstehen. Wobei Tante Claudia ja auch echt alt war. Ich bin immerhin erst 35 (gefühlt 25 …). Aber für Helena wahrscheinlich steinalt und keine prickelnde Gesprächspartnerin.

Aber was soll’s. Sie ist mein Patenkind. Ich hab sie viel zu lange vernachlässigt und vielleicht finden wir ja doch einen Draht zueinander. Ich mag die Süße nämlich ziemlich gerne.

HAILEYS DIARY, 23.12.

Hey Diary,

ist schon ne Weile her … Dafür hab‘ ich Neuigkeiten:

1. Ich weiß jetzt mehr über meine Patentante, als ich ihr je zugetraut hätte (ich weiß jetzt auch mehr über meine Mutter, als ich ihr je zugetraut hätte!!!).

2. Ich weiß jetzt, dass Henrys Augen dunkelblau sind und mit feinen weißen Linien durchzogen sind. Und ich weiß, wie seine Stimme klingt, wenn er besorgt ist (um mich!!!).

3. Ich kenne eine neue Serie: „Gilmore Girls“ – und die ist echt gut!

4. Ich weiß jetzt, wie verwirrend-lustig es sein kann, wenn man alles doppelt sieht.

5. Mein Lieblings-Pullover und T-Shirt wurden zerschnitten und es war mir egal!

6. Meine Peinlichkeits-Toleranz-Skala hat ungeahnte Ausmaße erreicht (ich sag nur: Flügelhemdchen, Netzhöschen und Bettpfanne …).

7. Spritzen oder riesige Tabletten sind überhaupt kein Problem mehr für mich.

Aber: jetzt ist der 23. Dezember, ich habe einen Gips am Arm und noch keine Geschenke besorgt. Daran muss ich unbedingt was ändern. Ich werde Tom fragen, ob er mich später noch in die Stadt fährt. Dafür hat man schließlich einen großen Bruder … Außerdem bin ich dann außerhalb der Reichweite von Ben und Josefine. Ist ja irgendwie auch süß, wie sie sich freuen, dass ich wieder zu Hause bin. Jetzt müssten sie nur noch kapieren, dass ICH keine Lust habe, den ganzen Tag mit ihnen zu spielen. Argh, ich sollte ihnen wirklich mal beibringen, anzuklopfen …

Bye, Hailey

KATHRINS TAGEBUCH, 23.12.

Wieder zu Hause! Das immerhin. Weihnachten im Krankenhaus hätte mir gerade noch gefehlt. Und bis auf ein paar fiese Prellungen und das Schleudertrauma bin ich auch ganz geblieben, während Helenas Haileys (ich muss mir das dringend angewöhnen! Sie hasst ihren Namen gerade …) Arm im Gips steckt.

Wobei: So rein beziehungstechnisch war unser gemeinsamer Unfall und Krankenhausaufenthalt wahrscheinlich so ziemlich das Beste, was uns passieren konnte. Die Zeit im Café war ein ziemlicher Reinfall (eher Granitfelsen als Wildkatze …) und ich bot ihr noch an, sie nach Hause zu fahren. Dabei ist es passiert. Am Unfall bin ich gänzlich unschuldig. Der Fahrer des Golfs, der in mich hineingerutscht ist, hatte abgefahrene Sommerreifen, war zu schnell unterwegs und hat seinen Bremsweg bei Schnee und Eis völlig unterschätzt. So habe ich Jörg mal auf die andere Art an seiner Arbeitsstelle „besucht“ … Immerhin hat er dafür sorgen können, dass Helena Hailey und ich zu zweit in ein Zimmer kamen. Sonst hätte sie auf die Kinderstation und ich mit irgendeiner fremden Frau ins Zimmer gemusst. So hatten wir jede Menge Zeit und das war echt gut.

Alex liegt mit ihrer Einschätzung völlig daneben. Klar, Helena HAILEY (ich lern’s noch!) ist in der Pubertät. Aber sie ist auch eine richtig tolle junge Frau, die sich viele Gedanken macht und mit der ich echt gut reden konnte. Würde Alex das ja gerne stecken, aber ich musste Hailey versprechen, dass die Gespräche unter uns bleiben. Meine Lippen sind versiegelt …

Betreff: rein hypothetisch

Datum: 7.1.

Von: Hailey <[email protected]>

An: Kathrin Brunner <[email protected]>

Hey Kate ;)

Ich wollte nur noch mal sagen, dass die Zeit mit dir im Krankenhaus echt cool war! Danke fürs Zuhören und Einfach-da-sein.

Ich hab da noch eine Frage … Du hast ja erzählt, dass du, als du in Australien warst, mit diesem Eric zusammen warst, aber irgendwann festgestellt hast, dass das nicht das Richtige war.

Also, mal angenommen, ich wäre in einer ähnlichen Situation und hätte mich letzten Samstag mit einem Jungen getroffen, den ich schon eine ganze Weile mag. Und am Anfang wäre es auch echt schön gewesen. Wir haben geredet und einen Film geschaut. Ich habe gehofft, dass er mich auch mag, und als er mir im Verlauf vom Film seinen Arm um die Schulter gelegt hat, war ich mir sogar ziemlich sicher … Ich war so überwältigt von all den Gefühlen in mir, dass ich eigentlich nicht besonders viel vom Film mitbekommen habe. Es war ganz neu für mich und ich habe mich sehr wohl in seinen Armen gefühlt. Und auch als er eine Hand genommen hat, hat sich das gut und richtig angefühlt.

Ich hätte auf dem Hinweg zu ihm echt nicht gedacht, dass das passieren würde! Als er mich nach Hause gebracht hat, haben wir uns zum Abschied umarmt, aber dann wollte er mich küssen. Ich hatte nicht damit gerechnet und bin instinktiv zurückgewichen. Der Stillemoment, der daraufhin folgte, gehört auf jeden Fall zu den peinlichsten Momenten in meinem Leben. Ich hatte irgendwie das Bedürfnis, mich zu entschuldigen, und ich glaube, ihm war es auch sehr peinlich.

Na ja und jetzt schreiben wir halt „normal“, aber es ist irgendwie nicht mehr so wie früher … Ich glaube, ich habe alles kaputtgemacht … Ich bin einfach total verwirrt und weiß gar nicht mehr, was ich eigentlich will …

Natürlich ist das alles rein hypothetisch! Was würdest du mir denn raten, wenn ich in einer solchen Situation wäre?

Hailey

Betreff: Re: rein hypothetisch

Datum: 7.1.

Von: Kathrin Brunner <[email protected]>

An: Hailey <[email protected]>

Hey Hailey,

schön, mal wieder von jemandem Kate genannt zu werden! Da fühle ich mich gleich wieder wie 19 und als Aupair in Australien ;-) Also ganz konkret würde ich dir in dieser rein hypothetischen Situation raten, auf dein inneres Gefühl zu hören. Wenn ich das damals bei Eric gemacht hätte, wäre mir manches erspart geblieben … Wir hatten es im Krankenhaus ja schon davon: ich habe damals NICHT auf mein Gefühl gehört. Ich mochte Eric, wollte auch irgendwie gerne, dass er mehr für mich wird als nur ein Freund. Aber da war auch ein inneres Gefühl, dass mir das zu schnell geht. Dass es sich falsch anfühlt, mit ihm zusammen zu sein. Und dieses Gefühl habe ich blöderweise ignoriert. So wie ich später in dieser Beziehung auch andere inneren Warnzeichen „überhört“ habe. Letztlich bin ich in eine Beziehung geschlittert und viel zu lange geblieben, die mir überhaupt nicht gut getan hat.

Das ist dir nicht passiert und das ist gut so! Ich kann sooo gut verstehen, dass du verwirrt bist. Dass du das Gefühl hast, etwas kaputt gemacht zu haben, und es dir peinlich ist, hypothetisch: oberpeinlich wäre, diesem Typen wieder zu begegnen. Es ist vielleicht für den Moment auch ganz gut, einfach nur „normal zu schreiben“.

Aber ganz ehrlich: Entweder da bahnt sich etwas zwischen euch an, was so tragfähig und gut ist, dass es diese Peinlichkeit übersteht, ihr miteinander offen reden könnt und er dir die Zeit gibt, die du brauchst. Oder aber: Du hast es besser gemacht als deine alte Patentante (jetzt solltest du bitte heftig widersprechen!!!) und die Bremse gezogen, bevor du in was rein geschlittert bist, das für dich nicht passt.

Merke gerade, wie viel Situationskomik da drin liegen würde, wenn es sich bei dieser Hypothese um Henry handeln würde, der mit seinem Golf ja sehr konkret in uns hineingeschlittert ist ;-))) Aber darum geht es ja nicht. Ich wünsche dir, dass du weiterhin gut auf dich hörst und nichts tust, bei dem dir nicht wohl ist.

Hey und ein großes DANKE für dein Vertrauen. Du bist echt eine tolle Patentochter!

Liebe Grüße

Kathrin

HAILEYS DIARY, 8.1.

Hey Diary,

Sieht so aus, als wäre mein Geheimnis nicht länger ein Geheimnis. Es war mir zwar klar, dass Kathrin mir meine rein hypothetische Geschichte nicht als rein hypothetisch abkauft, aber dass sie gleich auf Henry kommt, hätte ich jetzt auch nicht gedacht … Ich habe ihr ja nie direkt gesagt, dass ich in Henry verliebt bin. Ich schätze mal, sie hat sich das zusammengereimt, als er beim Unfall aus dem Wagen gesprungen ist, um uns zu helfen.

Ist ja auch egal. Viel wichtiger: Was mache ich jetzt mit Henry? Kate sagt, ich soll auf mein Gefühl vertrauen. Das Problem ist, ich weiß gar nicht, was ich eigentlich genau fühle … ich mag ihn natürlich immer noch sehr, aber irgendwie ist da trotzdem so ein kleines ungutes Gefühl. Ich habe auch noch versucht, mit ihm darüber zu reden, aber das ist schon wieder in die Hose gegangen. Eigentlich konnten wir bisher ja echt gut miteinander reden. Aber jetzt hat er mich so komisch angeschaut und gemeint, dass er echt nicht gedacht hätte, dass ein harmloser Kuss heutzutage für ein Mädchen in meinem Alter ein Problem sein könnte.

Ich komme mir so bescheuert vor! Ich kann es nicht ungeschehen machen und irgendwie denke ich schon fast, dass er von mir erwartet, dass ich mich jetzt so von wegen alles oder nichts entscheide. Entweder ich mache jetzt den nächsten Schritt oder ich kann das Ganze vergessen. Aber ich weiß nicht, ob ich dafür wirklich bereit bin. Ich war so lange in ihn verliebt, aber irgendwie zögere ich jetzt doch und weiß nicht genau, ob ich wirklich mit ihm zusammenkommen will.

Ich hatte mir früher, vor ihm, mal überlegt, was ich mir von meinem zukünftigen Partner wünsche, und ich muss zugeben, dass ich jetzt, wo ich Henry genauer kennengelernt habe, sagen würde, dass er dieser Vorstellung nicht so wirklich entspricht … Und zugleich ist da dieses Verlangen in mir, diese Sehnsucht nach ihm oder zumindest nach dem Gefühl, das ich bei ihm davor hatte.

Ich wünsche mir doch nur, dass es passt und alles wieder gut ist …

Deine verwirrte Hailey

Betreff: Re: Re: rein hypothetisch

Datum: 10.1.

Von: Hailey <[email protected]>

An: Kathrin Brunner <[email protected]>

Hey Kate,

Danke für deine Mail und deine (rein hypothetischen) Tipps! Ich weiß zwar immer noch nicht, was ich jetzt eigentlich machen soll, aber ich fühl mich trotzdem schon ein bisschen besser. Ich hatte davor einfach noch mit keinem geredet, deswegen war ich auch ziemlich durch den Wind.

Normalerweise rede ich mit Lena über so was, aber sie ist nur noch mit ihrem Freund Jonas zusammen … Das ist echt beschissen, wir waren/sind so gute Freundinnen, aber jetzt kommt irgendwie gar nichts mehr von ihrer Seite … Na ja, ich hab ja auch gerade viel zu tun mit Schulstress (es macht absolut Sinn, alle Klausuren in eine Woche zu legen, sie übers ganze Jahr zu verteilen, wäre ja echt dumm), Training und Fahrschule.

Weihnachten war übrigens ganz gut. Dein Tipp, manchmal einfach kurz ins Bad zu verschwinden, durchzuatmen und an was Schönes zu denken, hat mich echt gerettet :)

Hailey

Betreff: Re: Re: Re: rein hypothetisch

Datum: 12.1.

Von: Hailey <[email protected]>

An: Kathrin Brunner <[email protected]>

Hey Hailey,

Ich kann gut verstehen, dass es für dich blöd ist, wenn deine beste Freundin plötzlich so auf Abstand geht. Das kenne ich auch, es hat sich aber meist nach einiger Zeit auch wieder normalisiert. Wenn die Schmetterlinge fliegen und die Hormone Achterbahn fahren, verliert frau manchmal aus dem Blick, was sonst noch wichtig ist …

Ich hab’s im Krankenhaus übrigens ernst gemeint, als ich gesagt habe, dass ich gerne mit dir mal einen (oder zwei ;-)) BHs kaufen gehen würde. Wenn mich nicht alles täuscht, machst du nämlich den gleichen Fehler, den ich als Teenager auch gemacht habe: Du trägst die falsche Größe (das Verhältnis von Brustunterweite und Körbchengröße stimmt nicht), deshalb sitzt der BH dann auch nicht richtig. Wie du merkst, bin ich da inzwischen Vollprofi und stelle dir meine professionelle Beratung gerne zur Verfügung (und würde dir die BHs sogar als Patengeschenk finanzieren).

Ich hätte am Freitag Nachmittag Zeit. Wir könnten auch noch einen Chai Latte zusammen trinken … Würde es für dich passen, wenn ich dich um 15 Uhr zu Hause abhole?

LG, Kate

HAILEYS DIARY, 13.1.

Hey Diary,

Ich bin ja nicht so der Typ, der kein Problem hat, vor anderen Leuten nackt zu sein. Deswegen bin ich auch eeeetwas „überrascht” über die Mail von Kate. Shoppen gehen? Gerne! BHs? – ähhhh, nicht so mein Ding. Ich meine im Krankenhaus war’s unvermeidbar, aber es muss ja jetzt nicht gleich Standard werden. Ich weiß auch nicht genau, worin ihr Problem liegt in Sache BH-Größe. Meine BHs sind völlig okay!

Allerdings legt Mom ja ihre „Familienputz-Session” meist auf Freitagnachmittag. Zwei neue BHs, die ich NICHT von meinem Geld finanzieren muss, wären gar nicht so schlecht und ein Chai Latte mit Kate klingt ja eigentlich auch ganz cool. Ich werd’s überleben, sie ist ja auch eine Frau und meine Peinlichkeits-Toleranz-Skala ist ja inzwischen recht hoch …

Mit Lena wird es übrigens immer schlimmer: Ich hatte ihr zum Beispiel letztens in der Theorie einen Platz freigehalten. Das war doch ein Grund, warum wir uns bei der gleichen Fahrschule angemeldet haben, dass die Theorie eben nicht so langweilig wird. Aber sie kam einfach nicht und später hat sich dann so ein anderer Typ neben mich gesetzt, der sich dann auch noch total breitgemacht hat … Ich hab dann später gesehen, dass sie mir geschrieben hatte und Jonas bei ihr spontan übernachtet hat und sie deswegen nicht kommt. Das hab ich ja auch verstanden, aber sie lässt mich in letzter Zeit echt oft hängen und tut irgendwie so, als würde sich die ganze Welt nur noch um ihn drehen, und das jetzt schon seit ein paar Monaten. Annika hat gesagt, dass Lena auch mit ihr kaum noch was macht. Und die Krönung des Ganzen ist halt, dass sie in der Schule dann wieder voll einen auf BFF macht und erwartet, dass wir/ich uns auch so verhalten.

Das pisst mich einfach gerade mega an und zugleich nervt es mich, dass ich mich davon so nerven lasse …

Hailey

Betreff: Shopping

Datum: 17.1.

Von: Kathrin Brunner <[email protected]>

An: Hailey <[email protected]>

Hey Hailey,

Na? Wie fühlst du dich in den neuen BHs? Ich finde, sie stehen dir richtig gut. Du hast eine tolle Figur, die damit noch besser zur Geltung kommt. Überhaupt bist du eine total hübsche junge Frau!

Neulich hab’ ich irgendwo gelesen, dass 95% der 15- bis 18-jährigen Mädchen in Deutschland sich an mindestens einer Stelle ihres Körpers operieren lassen würden, wenn sie das Geld und die Erlaubnis der Eltern dazu hätten. Ich hoffe sehr, dass du nicht dazu gehörst und weißt, dass du genau so, wie du bist, wunderschön aussiehst!

Als ich 16 war, habe ich mich überhaupt nicht hübsch gefühlt. Dabei hatte ich damals noch keine Schwangerschaftsstreifen und war auch sonst noch viel besser in Form als heute … Aber statt das zu genießen, was ich hatte, und glücklich in meinem Körper zu sein, habe ich an mir herumgemäkelt und mich mit denen verglichen, mit denen ich nicht mithalten konnte – und ich war damals noch nicht umgeben mit lauter zurechtoperierten oder gephotoshoppten Models, wo auch immer Frauen öffentlich gezeigt werden …

Ich wünsche dir, dass du dich selbst mit einem liebevollen Blick anschaust und aufrecht durchs Leben gehst und deinen Weg findest.

Oje, ich glaube, jetzt klinge ich echt wie eine alte Patentante … Ich hätte mir damals gewünscht, dass mir das jemand sagt. Vielleicht hätte ich es geglaubt und es hätte mir gut getan.

Mach’s gut, meine Lieblingspatentochter!

Kate

HAILEYS DIARY, 18.1.

Hey Diary,

Ich muss zugeben, dass das BH-Shoppen mit Kate zum Glück gar nicht so peinlich war, wie ich befürchtet hatte. Das Geschäft, in dem wir fündig wurden, war auch echt cool! Von außen sah es aus wie so ein Oma-Laden und Kate musste mich regelrecht rein ziehen, weil ich einfach nicht glauben konnte, dass es da irgendetwas geben könnte, was mir auch nur annähernd gefallen könnte. Drinnen war es immerhin schon etwas besser, ziemlich klein und gemütlich. Normalerweise mag ich es nicht wirklich, wenn mir aufdringliche Verkäuferinnen irgendetwas andrehen wollen, aber diese Verkäuferin (Barbara – so heißt auch das Geschäft) war total nett! Zurückhaltend, höflich, respektvoll und mega hilfsbereit. Sie war mir sofort sympathisch. Die neuen BHs sind auf jeden Fall hübsch, auch wenn ich die Art, wie man einen BH laut ihr eigentlich tragen muss, trotzdem noch seltsam finde. Ich mein, dass es das – wie nennt man das denn? Halt quasi das „Band“, das unter der Brust durchgeht – jetzt nicht bis zwischen die Schulterblätter hochziehen soll verstehe ich ja, aber jetzt fühlt es sich fast so an, als ob es beim Verschluss bergab geht XD. Na ja, ist vermutlich alles Gewohnheit … Ich muss ja zugeben, dass die BHs tatsächlich besser sitzen als bisher.

Die Mail, die Kate mir geschrieben hat, war echt nett, wie eine warme Dusche! Ich würde zwar nicht sagen, dass sie da in allem recht hat (meine Oberschenkel sind bestimmt nicht wunderschön), aber es war trotzdem nett von ihr. Warum sagt Mom mir so etwas nicht? Vielleicht könnte ich es ja dann ein bisschen mehr glauben … Also, ich bin nicht magersüchtig oder so! Ich denke, ich bin halt durchschnittlich und das ist ja auch okay für mich.

Kate tut mir leid, ihr hat das nie jemand gesagt, obwohl sie echt toll aussieht und es bestimmt auch mit 16 so war. Ich denke, ich sollte sie auch mal einer warmen Dusche unterziehen :)

Hailey

Betreff: Re: Shopping

Datum: 18.1.

Von: Hailey <[email protected]>

An: Kathrin Brunner <[email protected]>

Hey Kate :)

DANKE für deine nette Mail, das war echt süß von dir! Du hast gesagt: „Dabei hatte ich damals noch keine Schwangerschaftsstreifen und war auch sonst noch viel besser in Form als heute…“. Da hab ich mir gedacht, dass ich dir dringend sagen sollte, dass du auch heute noch wirklich toll aussiehst! Das mein ich absolut ernst!

Und stell dir vor, wenn du in zehn Jahren an deinen heutigen Körper denkst, wirst du bestimmt sagen, „Mann, sah ich damals toll aus, hätte ich doch bloß das genossen, was ich hatte und wäre glücklich in meinem Körper gewesen …“.