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Manchmal kribbelt die Freude in Joshis Bauch so, als hätte er einen Brausebrocken verschluckt. Ein anderes Mal fühlt es sich an, als würde ihm ein großer Stein die Luft nehmen. Oder ihm wird ganz flau vor Hunger. Oder Angst. Und seit kurzem blubbert es in Mamas Bauch, deshalb muss sie ins Krankenhaus und Joshi zu Familie Reichenbacher. Das hätte er sich nicht ausgesucht. Aber da kannte er ja auch Anton, Greta und Emma noch nicht ... Mal witzig, mal spannend, immer mitten aus dem Leben und mit einer Rätselseite abgerundet. So bereiten 12 detailreich und liebevoll illustrierte Geschichten mit spielerischer Leichtigkeit den Boden für Gedanken und Gespräche über Gott, das Leben und die Welt. Ideal für Familien mit Kindern im Alter von 6 bis 10 Jahren.
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Seitenzahl: 61
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Über die Autorin
Elisabeth Vollmer, Jahrgang 1970, hat schon ihren beiden jüngeren Geschwistern Geschichten zum Einschlafen erzählt. Heute schreibt die Religionspädagogin und Autorin Bücher für kleine und große Leser und ist seit vielen Jahren in den freien Redaktionsteams von Family und Joyce aktiv. Sie ist gerne verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und lebt mit ihrem Mann in Freiburg im Breisgau.
Über die Illustratorin
Tanja Husmann, Jahrgang 1972, hat früher Kinderzimmerwände und Lieblingsbücher bemalt und später den Beruf der Schriftsetzerin gelernt. Nachdem sie viele Jahre die Kinderwebseiten des SWR mitgestaltet hat, illustriert sie seit 2013 hauptberuflich Kinderbücher. Sie lebt und arbeitet zusammen mit ihrem Mann in Freiburg.
Kluger Kopf und weites Herz, schnelle Beine – gern ein Scherz: Joshi! Patenkind und Widmungsadressat.SO schön, dass es dich gibt!
Deine Elisabeth
Für meine Lieblings-Blubberblasen-Kinder: Phil, Romy und Melissa.
Eure Tante Tanja
Überraschung
Babykram
Emma
Fridolin
Schlafanzug-Tag
Danke
Schoko
Oskar
Micky Maus
Geschwister
Tor!
Wunderbar!
„Geschafft!“ Mit einem erleichterten Seufzen ließ Joshi sich in den Sitz fallen. Fast wäre er zu spät gekommen. Als sich eine dicke Frau mit zwei großen Einkaufstaschen neben ihn setzte, rückte er dichter ans Fenster des Zugwagens. Joshi mochte es nicht, wenn fremde Menschen so nahe bei ihm saßen.
Immerhin lächelte die Frau ihn freundlich an und sie roch gut. Fast ein bisschen wie Mama. Bestimmt kam der Schaffner gleich. Joshi beschloss, sich den Geldbeutel mit der Fahrkarte schon einmal zurechtzulegen.
Er griff in den Rucksack und fühlte: seine Trinkflasche, die Brotdose, einen Apfel, Molli, seinen Kuschelhund und – sonst nichts! Kein Geldbeutel, keine Fahrkarte. Und dann fiel es ihm ein. Siedend heiß! Dass er noch einmal aufs Klo gegangen war und den Geldbeutel aufs Fensterbrett gelegt hatte. Dann hatte der Küchenwecker geklingelt. Das Signal, dass er gehen musste. Er hatte sich so beeilt! Und den Geldbeutel hatte er ganz vergessen.
Joshi wusste nicht, was er machen sollte. 60 Euro kostet es, wenn man ohne Fahrkarte im Zug fährt. Das stand klar und deutlich auf dem Schild über ihm. Er hatte sogar gehört, dass man am nächsten Bahnhof aussteigen muss, wenn man kein Geld dabeihat.
Was sollte er nur machen? Er hatte ja kein Handy! Weil Mama und Papa fanden, dass er dafür noch zu jung war. Was, wenn er gleich an einem fremden Bahnhof ganz alleine aussteigen musste? Joshi spürte einen dicken Kloß im Hals und schluckte. Aber es half nicht. Der Kloß wurde sogar noch größer. Er reichte jetzt bis tief in seinen Bauch hinein. Wie ein großer, schwerer Stein lag er da. Sogar das Atmen fiel Joshi plötzlich schwer. Gott sei Dank hatte er Molli dabei. Normalerweise kuschelte er in der Öffentlichkeit nicht mit seinem Stoffhund. Aber das hier war ein Notfall.
Joshi drückte sein Gesicht in Mollis Fell. Gleich würde der Schaffner kommen.
„Bitte, Gott, hilf mir“, flüsterte Joshi in Mollis Fell hinein und schloss die Augen.
„Die Fahrkarten bitte!“ Er hörte die Aufforderung des Schaffners laut und deutlich. Wie erstarrt blieb Joshi sitzen und wünschte sich, unsichtbar zu sein … Aber dann sagte der Schaffner plötzlich: „Gute Fahrt noch! Auf Wiedersehen!“
Ungläubig öffnete Joshi die Augen und schaute sich um. Der Schaffner war weg.
Die Frau neben ihm lächelte ihn an. „Alles klar bei dir?“
Joshi nickte. „Aber ich hab doch meinen Geldbeutel mit der Fahrkarte zu Hause vergessen“, sagte er leise.
„Ich vermute mal, der Schaffner hat gedacht, du bist mein Sohn“, sagte die Frau und zwinkerte ihm zu.
Joshi konnte es nicht fassen. „Danke, Gott!“, flüsterte er. Erleichtert packte er Molli weg und holte seine Brotdose aus dem Rucksack.
Während er in sein Brot biss, dachte er darüber nach, was für einen wichtigen Termin Mama wohl heute Nachmittag haben mochte. Sie hatte ihn noch nie alleine mit dem Zug zu Oma fahren lassen!
Joshi kannte seine Mama gut. Er wusste genau, dass die Sorgenfalte auf ihrer Stirn nicht zu der begeistert klingenden Stimme passte, mit der sie gesagt hatte: „Das wird richtig toll! Du und Oma habt dann ganz viel Zeit miteinander!“ Joshi hatte nichts dazu gesagt. Aber jetzt machte er sich Sorgen. Irgendetwas stimmte da nicht. Das spürte er ganz genau.
Joshi liebte es, Oma zu besuchen. Oma hatte ihn schon am Bahnhof erwartet und dann waren sie zusammen zu ihrem Haus gelaufen. Der Duft von Schokoladenkuchen kam ihm entgegen, als Oma die Tür öffnete. Hmm! Und die Legokiste stand auch schon bereit!
Joshi ließ sich den Kuchen schmecken, während Oma einen Reisekatalog in seine Richtung schob. „Schau mal, damit werde ich bald fahren“, erzählte sie und zeigte auf ein großes Schiff.
„Post-schiff?“, las Joshi und sah Oma fragend an.
„Tja, weißt du, ich werde jetzt Postbotin in Norwegen!“ Oma lachte.
Aber dann erklärte sie ihm, dass die Postschiffe heute nicht mehr nur Post, sondern vor allem Touristen beförderten. Gemeinsam schauten sie sich die Fotos im Katalog an. Oma erzählte von ganz langen Nächten, den Nordlichtern und echten Walen. In jedem Wort waren ihre Vorfreude und Begeisterung zu spüren.
Während Oma das Abendessen vorbereitete, setzte sich Joshi an den Tisch und malte ein Bild vom Postschiff – mit seiner Oma darauf. Im Wasser schwammen Wale, und grüne Nordlichter zuckten über den Himmel.
„Mama und Papa wollen mit dir sprechen“, sagte Oma, als sie wieder ins Zimmer kam. Sie stellte den Laptop vor ihn auf den Tisch.
„Oh!“ Joshi sah Mama in einem Krankenhausbett liegen und erschrak. Doch dann sah er sie lächeln. Beide, Mama und Papa. Und Mama hatte keine Sorgenfalte auf der Stirn.
„Wir bekommen ein Baby!“, sagte Mama.
„Du wirst großer Bruder“, fügte Papa hinzu.
„Allerdings braucht mein Körper jetzt ganz viel Ruhe. Und ich muss eine Weile im Krankenhaus bleiben, damit das Baby gut wachsen kann“, erklärte Mama.
Wow! Joshi konnte es kaum glauben. Mama war nicht krank. Es war auch nichts Schlimmes passiert! Im Gegenteil! Er würde ein Geschwisterchen bekommen! Das hatte er sich schon so lange gewünscht. Die Freude kribbelte in seinem Bauch, als hätte er einen ganzen Brausebrocken verschluckt. Deshalb drückte er Oma so fest, dass sie ein bisschen quietschte, und sich dann damit rächte, dass sie ihn durchkitzelte.
Beim Abendessen konnte Joshi kaum still sitzen vor Aufregung, bald großer Bruder zu werden.
„Lass uns doch noch eine kleine Nachtwanderung mit der Taschenlampe machen!“, schlug Oma vor.
Und das taten sie auch. Am Anfang rannte Joshi noch aufgeregt hin und her. Aber dann wurde er ruhiger und erzählte Oma von seiner Angst um Mama … von der Zugfahrt … und dem vergessenen Geldbeutel … und davon, wie er gebetet hatte und dann sehr froh war, dass alles gut ausgegangen war.
Oma machte die Taschenlampe aus. Zusammen schauten sie ganz lange in den Sternenhimmel. Oma hatte den Arm um ihn gelegt und in Joshis Bauch breitete sich ein wohlig-warmes Gefühl aus.
„In Norwegen werde ich dieselben Sterne sehen“, erzählte Oma. „Schau, da! Das ist der große Wagen, der ist leicht zu erkennen.“ Sie zeigte Joshi das Sternbild. „Und immer, wenn wir beide den großen Wagen sehen, denken wir an diesen Abend. Und daran, dass Gott alles gut gemacht hat. Ich hatte nämlich auch ein bisschen Angst um deine Mama. Aber jetzt bin ich froh, dass alles gut ist.“
„Ja, das ist eine coole Idee mit dem Sternbild“, sagte Joshi. Er schmiegte sich an Oma, und dann gingen sie nach Hause.