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Manchmal fragt er sich, ob seine Frau ihn liebt. Dann tut er etwas, um ihr zu zeigen, wie sehr er sie liebt. Mann weiß, wie er seine Frau erreichen kann...
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Veröffentlichungsjahr: 2014
Es war ein Genuss, ihr beim Lesen zuzusehen. Ihre Zehen kräuselten sich, ihr Kinn war in freudiger Erwartung leicht vorgestreckt. Ihr ganzes Gesicht strahlte, und immer bei besonders witzigen Dialogen lachte sie befriedigt auf. Manchmal konnte sie nicht lauthals lachen, sondern quiekte irgendwie schadenfroh.
Ihre Finger liebkosten das Buch. Zuerst wurde Seite um Seite liebevoll umgeschlagen, dann, wenn sie in der Welt des Buches gefangen war, krallten sich die Finger am Rand fest. Als könnten nur noch die Seiten sie in der Realität halten. Die Zähne hatten sich in die Unterlippe gehackt, und jedes Mal, wenn die Spannung nachließ, leckte die Zunge blitzschnell über die ausgetrockneten Lippen. Sie lag am Bauch und wenn es ihr zu unbequem wurde, klappte sie die Füße nach oben. Dann streichelte ein Fuß den anderen.
Sie las stundenlang. Jeden Tag. Ich hatte Geschichten gehört, von Männern, die ihren Frauen das Lesen verboten. Sie hielten Bücher für gefährliche Wesen mit noch gefährlicheren Ideen. Ich brachte meiner Frau Bücher mit. Sie freute sich. Sie schlug das Buch auf und begann, es zu lesen. Dann war sie nicht mehr ansprechbar. Sie versank in fremden Welten, die nicht meine waren.
Dieser eine Fakt störte mich leicht. Nichts und niemand konnte sie so faszinieren, wie ein Buch. Vom ersten Moment an, als ich sie in ihrem Bett liegend sah, dachte ich, diese Frau muss lesen. Das ist ihre Bestimmung. Und sie las. Obwohl ich es von Anfang an wusste, habe ich das zuerst nicht verstanden. Ich dachte, sie liest einfach gern. Ich dachte, wenn ich sie so beobachtete und sie zufrieden mit der Welt war, dass sie einfach nur ein glücklicher Mensch war. Sie machte mich froh, so wie sie war, und deshalb wollte ich sie berühren.