Wenn ich Dich nicht hätte! Freundinnen, eine geniale Liebe - Susanne Fröhlich - E-Book
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Wenn ich Dich nicht hätte! Freundinnen, eine geniale Liebe E-Book

Susanne Fröhlich

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Beschreibung

Ehen vergehen, Freundinnen bleiben: Das perfekte Geschenk für die beste Freundin vom Bestseller-Duo Susanne Fröhlich und Constanze Kleis Freundinnen sind nicht nur der Glitzer auf unserem Alltag, sie wirken auch nachweislich lebensverlängernd. Gut, dass Frauen Freundschaft so gut können. Theoretisch. Praktisch wirft so ziemlich jede Frauenfreundschaft Fragen auf: Wann weiß ich, dass es die Richtige ist? Wie muss man sie pflegen? Was tun mit Kränkungen? Wenn ein neuer Mann auftaucht? Wenn die eine Mutter wird und die andere kinderlos bleibt? Kann es wirklich nur eine beste Freundin geben? Muss sie so sein wie ich oder sollte sie lieber ganz anders ticken? Die Bestseller-Autorinnen Susanne Fröhlich und Constanze Kleis haben sich all diese Fragen schon gestellt und ein paar tröstliche, überraschende und motivierende Antworten gefunden. In ihrer eigenen Freundschaft und in der zu all den großartigen Frauen in ihrem Leben.

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Seitenzahl: 269

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Susanne Fröhlich | Constanze Kleis

Wenn ich Dich nicht hätte! Freundinnen, eine geniale Liebe

 

 

Über dieses Buch

 

 

Die beste Freundin ist ein großes Glück. Schon weil man sich dieses Glück im Gegensatz zu Familie, Kollegen, Nachbarn aussuchen und nur die Netteste, Lustigste und Klügste in sein Herz lassen kann. Klingt einfach? Ist es aber nicht immer. Denn da gibt es ja noch das Kleingedruckte unserer Erwartungen aneinander. Fragen wie: Hört beim Geld die Freundschaft auf oder fängt sie da erst an? Wie kann man sicher sein, dass die Freundschaft nicht geht, wenn ein neuer Mann auftaucht? Und wie findet man sie eigentlich, die beste Freundin? Und wenn: Kann es nur eine geben? Zum Glück haben sich die Bestseller-Autorinnen Susanne Fröhlich und Constanze Kleis all diese Fragen schon gestellt, denn sie verbindet eine langjährige, innige Freundschaft. Gemeinsam haben sie mit diesem Buch den ultimativen Freundschaftsleitstern geschaffen.

 

 

Weitere Informationen finden Sie auf www.fischerverlage.de

Biografie

 

 

Seit mehr als dreißig Jahren sind die Besteller-Autorinnen Susanne Fröhlich und Constanze Kleis beste Freundinnen. Inklusive all den emotionalen Nährstoffen, die so eine »Liebe-ohne-Sex-Beziehung« braucht: Zuverlässigen Halt, viele geteilte Freuden ebenso wie manch geteiltes Leid und auch von Herzen gönnen können. Selbst die kleinere Konfektionsgröße oder den größeren Erfolg.

 

Weitere Informationen finden Sie unter www.fischerverlage.de

Inhalt

[Widmung]

[Motto]

Einleitung: Eine wie keine …

Kapitel 1 Willkommen in der Arbeitsgruppe »Freundschaft«

Kindergeburtstag und Beichtstuhl

Salz auf unsere Wunden

Das Freundschaftsförmchen

Allein unter Fischstäbchen

Tränen zum Tee

Beipackzettel für Fortgeschrittene

Frauen für gewisse Stunden

Fragen an die Freundschaft

Kapitel 2 Harry, Sally und die ewige Frage, ob Männer und Frauen Freunde sein können

Fortpflanzungsgelegenheiten

Rein platonisch

Insiderwissen

Befreundet mit dem Ex?!

Emotionales Niedrigtemperaturgaren

Hormonell neutral

Die schönstenFreundinnen-Filme:

Kapitel 3 Zwischen Fein- und Kochwäsche – eine Pflegeanleitung

Handwäsche

Auf Krankenschein

Das Gute am Schlechten

Alle Zeit der Welt

Freundschafts-Timetable

Vertrauensfragen

Raritäten

Fragen an die Freundschaft

Kapitel 4 Eine organische Verbindung: Männerfreundschaften

In aller Stille

Kühehüten für Fortgeschrittene

Blutsbrüder forever

Liebe in Gedanken

Einfach anders

Das Schweigen der Väter

Fragen an die Freundschaft

Kapitel 5 Wie man eine Freundschaft ruiniert

Ausgeliebt

Begrenzt haltbar

As time goes by

Lebensumwege und Mutti-Sackgassen

Gleich und gleich …

Die nicht so kleinen Unterschiede

Der Freundinnenantikörper

Lastenausgleich

Schlussmachen für Anfänger

»Jede Jeck is anders«

Fragen an die Freundschaft

Kapitel 6 »Spiel nicht mit den Schmuddelkindern, sing nicht ihre Lieder«

Nur das Beste fürs Kind

Außenseiter

Entwicklungshilfe

Lockerungsübungen

Die BFF-Playlist

Kapitel 7 Die Bekannten – nichts Halbes und ziemlich viel Ganzes

Matching-Points

Die Gleichheitsbremse

Alles anders

Dunbars Nummer

Sozialschlampen

Meine 294 besten Freundinnen

Freundschaftskarteileichen

Gefühlssimulanten

Die ganz lange Leine

Geh niemals allein essen

Die schönstenFreundinnen-Serien

Kapitel 8 Unter Einfluss – im Guten wie im Hochkalorischen

Mea culpa

Beweinungsgruppen

Abgestraft

Dicke Freunde

Nebenschauplätze

Fragen an die Freundschaft

Kapitel 9 Beim Geld hört die Freundschaft auf – oder auch nicht

Haste mal ’nen Euro?

Und sie hat nein gesagt …

Finanzausgleich

Kapitel 10 Freundschaftsanfragen

Lonesome Cowgirls

Notausgang

Zu viel des Guten

Wegen Überfüllung geschlossen

Fragen an die Freundschaft

Kapitel 11 Freundschaft: die Zutatenliste

Die Freundinnenevolution

Alle Brüder werden Schwestern

Man nehme …

Aus dem Nähkästchen unserer Freundschaft

Quellen

Für unsere so wunderbaren, hinreißend klugen, wahnsinnig attraktiven, enorm spannenden und rundum liebenswerten Freundinnen – ohne euch wäre alles nichts. Es ist ein großes Glück, eine Freude und ein Privileg, euch in unserem Leben zu wissen.

»Bei der Freundschaft fängt es erst an, interessant zu werden. Sich paaren können auch Hunde.«

Hildegard Knef

Einleitung:Eine wie keine …

Wir haben uns noch nie wirklich gestritten. Obwohl wir längst nicht immer einer Meinung sind und nicht mal dieselbe Partei wählen. Wir können wunderbar miteinander verreisen und stundenlang gemeinsam schweigen, ohne zu fürchten, dass wir uns nichts mehr zu sagen haben. Wir können uns immer noch ein ›ich hab’s dir ja gleich gesagt!‹ verkneifen. Ganz egal, wie beleidigend die andere vorher bezweifelt hat, dass man – natürlich – recht hat. Wir kennen uns schon so lange, dass wir im Lokal auch locker für die andere mitbestellen können. (Ja, sogar in einem China-Restaurant mit etwa 186 verschiedenen Gerichten.) Wir wissen außerdem sofort, was der anderen gefallen wird, wenn wir mal wieder gemeinsam shoppen. Obwohl oder gerade weil wir ganz unterschiedliche Geschmäcker haben. Klar, dass wir uns auch mitten in der Nacht anrufen könnten und nichts weiter zu sagen bräuchten als ›bring einen Spaten mit!‹, ohne dass die andere fragen würde, was genau es da zu begraben gibt. Sollte eine von uns jemals eine neue Niere brauchen, würden wir einander – falls es passt – selbstverständlich auch mit einem Organ aushelfen. Wir sind uns gleichzeitig sehr ähnlich und gerade so viel anders, dass es spannend bleibt. Kurz, wir haben etwas ganz Besonderes – eine innige und tiefe Freundschaft. Dass wir damit voll im Trend liegen, ist reiner Zufall. Denn natürlich haben wir einander nicht im Jahr 1990 gegenseitig als heißeste Kandidatinnen für das Freundinnen-Casting auserkoren, um drei Jahrzehnte später endlich auch mal Teil einer Hipster-Gemeinde zu sein. Es hat sich einfach so ergeben, dass wir uns aktuell mitten im ›Best-friends-forever-as-husband‹-Zeitgeist befinden. So nennt man in den USA das Phänomen, dass Freundinnen so etwas wie die besseren Ehemänner sein können. »Ich habe endlich die Frau gefunden, die ich heiraten möchte!«, sagt etwa die Schauspielerin Amy Poehler über ihre Freundin Tina Fey, Amerikas erfolgreichste Komödiantin. Dass beide eindeutig und nachweislich keinerlei erotische Interessen aneinander haben, spielt dabei keine Rolle. Es ist ja gerade diese Leidenschaft-ohne-Sex-Qualität, die Freundschaften zwischen Frauen so zuverlässig, so großartig, so einmalig und so verbindlich macht. Mit wissenschaftlicher Bestätigung. Denn laut Studien hält eine durchschnittliche Ehe heutzutage bloß noch 13,9 Jahre, während eine Freundschaft mit 24 Jahren mittlerer Laufzeit es auf beinahe doppelt so viel Zuverlässigkeit bringt. Zig medizinische und psychologische Studien bestätigen zudem, dass, wer Freunde hat, gesünder, zufriedener und länger lebt und ein höheres Selbstwertgefühl hat. Schon die pure Anwesenheit von Freunden senkt nachweislich den Stresslevel. Und egal, welch kniffliges Problem ansteht – ›Lieber die grüne oder die rote Bluse?‹ – ›Eher der feste, aber langweilige Job oder die aufregende, aber riskante Selbständigkeit?‹ –, es genügt schon, einen Freund in der Nähe zu wissen, und schon schätzt man einen Berg auch im Wortsinn niedriger ein. Eine Wirkung, die ein Ehepartner nicht unbedingt immer hat. Vielleicht ist das ja der Grund, weshalb Frauen länger leben: Sie haben Freundschaft einfach besser drauf. Es liegt am jahrelangen Training. Schon kleine Mädchen sind eher auf wenige engere Kontakte mit Gleichaltrigen aus, während Jungs sich in großen Gruppen wohler fühlen. Und wir räumen unseren Freundschaften nun endlich auch ganz offiziell einen höheren Stellenwert ein. Klar gab es schon immer innige Frauenfreundschaften, aber sie galten in der Öffentlichkeit stets nur als zweite Wahl. Zumal, wenn ein Ehemann die Lebensbühne betrat. Mittlerweile ist es oft sogar umgekehrt. Man könnte auch sagen: Wir fusionieren längst die Vorzüge einer Ehe mit denen einer Freundschaft zu einer ›Liebe mit Verstand‹. Denn wir haben kapiert, dass es nicht nur das Schönste, sondern auch das Klügste ist, auf Freundinnen zu setzen. Sie stillen unser Bedürfnis nach Bestätigung, Austausch, Nähe, unterstützen und ermutigen, wissen manchmal besser als wir selbst, was gut für uns ist, sind jederzeit ansprechbar, fürsorglich und auch herausfordernd. Und noch ein Produktvorteil: Im Unterschied zu Eltern, Geschwistern, Cousinen oder Cousins kann man sich seine Freundinnen aussuchen. Man braucht also nur die Netten, Lustigen, Klugen und die in sein Herz lassen, mit denen man richtig viel Spaß hat, gut reden kann und die wirklich für einen da sind. Ja, auch wenn man sechs Wochen lang durchheult, weil man den schlimmsten Liebeskummer auf diesem Planeten hat. Die anderen müssen halt draußen bleiben. So stellen wir uns das vor. Aber ganz so einfach ist es oft nicht.

Wo zwei Menschen zusammenkommen, treffen immer auch zwei Vorstellungen aufeinander. Von Nähe, von Glück, Freude und von der Zahl der WhatsApp-Nachrichten, die man mindestens austauschen sollte, damit man auch weiß, dass es Freundschaft ist. Kann es außerdem nur eine geben, oder darf man auch die 297 Facebook-Kontakte als Freunde bezeichnen? Was steht im Kleingedruckten unserer Erwartungen aneinander? Wie viele darf man davon haben? Ist so eine freiwillige Übereinkunft wie Freundschaft stabil genug, um auch dann zu tragen, wenn einer sehr krank wird oder arbeitslos und plötzlich nicht mehr für die schönen Seiten des Lebens zur Verfügung steht? Wie sieht die Freundschaft ohne all den Starrummel aus, ohne das Make-up, mit dem die Medien sie regelmäßig ausstatten? Halten wir eigentlich, was Freunde sich von uns versprechen? Ist sie nicht auch furchtbar anstrengend, die Verpflichtung, die man mit Freundschaften eingeht? Gibt es ein natürliches Freundschaftsablaufdatum? Welche Freundschaft ist besser – die zwischen Männern oder die zwischen Frauen? (Die zwischen Frauen natürlich, würden die Frauen IMMER sagen – und haben damit meist schon ein dickes Freundschaftsproblem.) Können wir auch mit Männern befreundet sein? Ohne wenigstens einmal Sex haben zu wollen? Oder gar, wenn man schon mal ganz viel Sex gehabt hat – es sich also um einen Ex-Lover handelt? Wie kann man jemals sicher sein, dass die Freundschaft nicht geht, wenn ein Mann ins Spiel kommt? Oder eine andere Frau? Ist man automatisch miteinander befreundet, wenn man sich liebt? Ist die ideale Freundschaft wie eine Art Synchronschwimmen, oder gilt, was Goethe postulierte: »Mit einem kritischen Freund an der Seite kommt man immer schneller vom Fleck«? Hört beim Geld wirklich die Freundschaft auf? Oder zeigt sich da nicht vielmehr, ob es Freundschaft ist? Vor allem aber: Wie findet man eigentlich beste Freunde? Und nehmen wir Freundschaften zu schwer oder doch zu leicht? Ach, es ist kompliziert. Zum Glück sind wir beste Freundinnen und werden das Problem schon irgendwie wuppen und, wie meistens, gemeinsam Antworten auf all die Fragen finden, die einem die Freundschaft stellt. Und das sind nicht wenige. Deshalb haben wir auch einige besonders herausgestellt – schon um möglichst all den Themen gerecht zu werden, die unsere Freundschaften begleiten. Denn so schön und einmalig und wunderbar die Freundschaft ist, so rätselhaft, zermürbend, frustrierend und flüchtig kann sie sein. Es gibt eben kein Essen ohne Abwasch und keine Freundschaft ohne Herausforderungen. Deshalb dieses Buch – es soll Ihr Freundschaftsleitstern sein …

Kapitel 1Willkommen in der Arbeitsgruppe »Freundschaft«

»Stell dir vor, du bist eine Marzipankartoffel. Du wirst nicht jedem gefallen, aber es gibt immer jemanden, dessen Lieblingssüßigkeit du bist.«

Kindergeburtstag und Beichtstuhl

Eine Freundin organisiert gelegentlich Seminare, in denen man sich und sein Frausein besser kennenlernen soll. Sie hatte mich schon einige Male herzlich dazu eingeladen. Und ich hatte genauso oft ganz herzlich abgesagt. Ich dachte, ich spreche ja sowieso dauernd mit anderen Frauen, und konnte mir nicht vorstellen, was man mir überhaupt noch Neues über meine Geschlechtszugehörigkeit beibringen könnte. Ich meine, ich bin jetzt bereits über 50 Jahre lang Frau, da sollte man doch eine gewisse Expertise voraussetzen können. Irgendwann hatte ich aber so oft vorgegeben anderes zu erledigen zu haben, dass ich ein wenig um unsere Freundschaft fürchtete. Immerhin lautet eine meiner obersten Freundschaftsregeln – ›Wen man mag, für den interessiert man sich auch. Inklusive allem, was zu diesem Menschen gehört, was ihn ausmacht und bewegt. Ja, sogar, wenn er Kakteen züchtet oder Bierdeckel sammelt oder Farbe beim Trocknen zuschaut.‹ Also sagte ich ja, und zwar zum Thema ›Frauen in der Lebensmitte‹. Nachdem wir alle unsere Namensschildchen hatten, wurden wir aufgefordert, ganz spontan und sehr laut herauszurufen, was uns zu unserem Frausein in der Lebensmitte einfällt. Genau das hatte ich befürchtet: eine Mischung aus Kindergeburtstag und Beichtstuhl. Aber nun war ich einmal hier, da wollte ich auch alles richtig machen. Meine erste Assoziation zu ›Frauen in der Lebensmitte‹ war: »Endlich wird das Kinderzimmer frei!«, woraus eine andere »ich könnte heulen, wenn ich daran denke, dass meine Tochter nächstes Jahr auszieht« machte. Als jede ihr Thema beigetragen hatte, fassten wir alles in inhaltlich passende Blöcke zusammen und bildeten Arbeitsgruppen dazu. Es standen zur Wahl ›Schönheitswahn‹, ›Menopause‹, ›Leeres-Nest-Syndrom‹, ›Zukunftsängste‹ und ›Freundschaft‹. Ich nahm Letzteres. Ich meine, ich habe Freundinnen, seitdem ich im Kindergarten war, und besitze also nachweislich einige Freundschaftskompetenzen. Ich dachte außerdem, dass Freundschaft für alle so ungefähr dasselbe bedeutet und dass über Freundschaft zu sprechen ja praktisch so etwas wie der größte gemeinsame Nenner von Frauen sei. Als würde man eine Petition zum Schutz der Wale herumreichen, wären sich sicher alle sofort einig und wir würden einträchtig auf einer Welle gegenseitiger Sympathie surfen. Ich glaube, das letzte Mal, dass ich mich so irrte, war, als ich annahm, dass mir Senfgelb super stehen wird.

Salz auf unsere Wunden

Klar weiß ich, dass die Menschen verschieden sind. Bislang war ich allerdings überzeugt davon, dass wir allüberall darin übereinstimmen, was eine gute Freundschaft ausmacht. Dass sie leicht, beschwingt, beflügelnd sein sollte. So wie für mich. Dass man ohne große Worte bestens miteinander auskommt und, wo man anders tickt, großmütig toleriert, eben nicht alles teilen zu können. Jetzt lernte ich in der ›Arbeitsgruppe Freundschaft‹ von – laut Namensschildchen – Carola, Sibylle, Eva, Marion und Alexandra im Crash-Kurs, wie sehr man sich täuschen kann. Dass es nämlich Frauen gibt, für die die Freundinnenauswahlkriterien viel zu ernst sind, um sie mal eben – so wie ich es versuchte – mit einem munteren »Hauptsache, ich kann mich darauf verlassen, dass sie mir eine Niere spenden würde, wenn ich mal eine brauche!« abzuhaken. Während ich etwa die Qualität meiner Freundschaften gerade darin sehe, wohlwollend davon auszugehen, dass die andere toll findet, wer ich bin und was ich tue, hatten andere Frauen da ganz andere Freundschaftszugangsvoraussetzungen. Carola meinte jedenfalls, »das würde mir niemals reichen!«, und sah mich dabei so mitleidig an, als hätte ich mein Leben bislang in Freundschaftsfavelas gefristet. Sie sagte, sie würde da deutlich mehr an Zuwendung, Verständnis und vor allem »Auseinandersetzung« erwarten. An »aktiven« Herausforderungen in Form von Kritik. Am besten regelmäßig vorgetragen. »Ich möchte wissen, was an mir nicht so gut ist! Ich will hören, wo ich noch nachbessern sollte. In meiner Persönlichkeit wie an meinem Äußeren und natürlich bei meiner Arbeit, und genauso will ich das umgekehrt einer Freundin direkt sagen können, wenn mir da was nicht gefällt.« Ich wandte ein, dass man sich seine Freundinnen doch gerade deshalb aussucht, weil man sie überwiegend hinreißend findet. Und dass ich bestimmt in Tränen ausbrechen würde, wenn mir meine Beste einfach so ins Gesicht sagt, dass ich heute furchtbar aussehe und auch mal wieder ein paar Kilo abnehmen könnte. »Aber wenn es so ist?«, fragte Carola uncharmant. Und ich: »Dann weiß ich das doch selbst und brauche niemand, der auch noch Salz in all die Wunden streut.« »Aber wie willst du jemals weiterkommen im Leben, wie soll deine Persönlichkeit wachsen, wenn man dir immer alles durchgehen lässt? Willst du Freundinnen oder einen Fanclub?«, wollte Carola wissen. Ich finde ja, dass das eine das andere keinesfalls ausschließen sollte. Nicht, weil ich so eitel wäre, sondern weil ich auch liebend gerne andere Frauen bewundere. Aber das brauchte ich nicht zu vertiefen, denn nun mischte sich Sibylle in die Diskussion ein. »Ich finde es unmöglich, wenn jetzt auch noch wir Frauen anfangen, einander runterzumachen. Dazu brauche ich keine Freundin, das hat schon mein Mann erledigt, bevor ich mich von ihm habe scheiden lassen.« Ehe ich mich noch darüber freuen konnte, dass mich hier wenigstens eine versteht, breitete Sibylle vor uns Freundinnenansprüche aus, die sich für mich anhörten, als hätte sie sie aus einem Stalker-Handbuch abgeschrieben: »Ich finde, Freundinnen sollten total offen sein. Ich erwarte absolute Ehrlichkeit. Ich will alles wissen und auch alles sagen dürfen. Und ich erwarte außerdem, dass wir ständig in Kontakt sind, schon, um auf dem Laufenden zu bleiben. Ich will schließlich teilhaben am Leben meiner Freundin, und umgekehrt soll sie auch Teil meines Lebens sein.« Sibylle erzählte, wie enttäuscht sie etwa damals war, als sie in ihrer Frauenwohngemeinschaft das Tagebuch ihrer besten Freundin gelesen hatte und dort Dinge erfuhr, die ihr bislang verschwiegen worden waren. »Moment mal!«, sagte ich. »Du hast IHR TAGEBUCH gelesen? Ohne ihre Erlaubnis?« »Das musste ich ja!« Sibylle schien jetzt wirklich empört, und zwar über meine Begriffsstutzigkeit. »Ich habe es ganz zufällig gefunden, als ich in ihrem Zimmer etwas gesucht habe.« Da war nicht mal der Hauch eines schlechten Gewissens. Im Gegenteil. Als ihre Freundin am Abend nach Hause kam, hat sie sie direkt noch zur Rede gestellt, wegen »des Vertrauensbruches«. Sie meint, dass ihrer Beziehung einfach die Innigkeit und »Ehrlichkeit« gefehlt hätte, die ihr so wichtig sei. Zumal die Tagebuchschreiberin der Meinung war, dass ihr das deutlich zu weit gegangen sei. Sibylle: »Ich hatte ja geahnt, dass sie nicht alles erzählt. Und nun stand da schwarz auf weiß, dass sie mir wichtige Dinge aus ihrem Leben verschwiegen hatte.«

Das Freundschaftsförmchen

So ging es weiter mit der Feststellung, dass es offenbar ebenso wenig eine Freundschaft für alle gibt, wie Liebe für alle dasselbe bedeutet. Dass wir hier wie dort ganz und gar unterschiedlich empfinden oder auch Verschiedenes brauchen, jeder für sich seine eigenen Beziehungskoordinaten, sein eigenes Freundschaftsförmchen mitbringt, ganz individuelle Bedürfnisse, Sehnsüchte erfüllt und auch Defizite ausgeglichen haben will. Praktisch jede der Frauen hatte ihr eigenes – teilweise sehr detailliertes – Bedarfsprofil. Die eine sagte, sie brauche in Freundschaften sehr, sehr viel Bestätigung. »Ich würde mich schlecht und unterlegen fühlen mit einer Frau, die viel klüger, hübscher, erfolgreicher ist als ich.« Eine andere fand das Thema für sich enorm kompliziert. So kompliziert, dass »ich immer total unsicher bin, wie genau man nun seine Gefühle dosiert«. Stets würde sie die potenzielle Enttäuschung der anderen mitdenken und deshalb eher Freundinnen bevorzugen, die wenig Ansprüche stellen. Im Stillen leistete ich meiner Freundin, der Seminarleiterin, Abbitte. Das hier war viel spannender, interessanter und lehrreicher als jeder Spätkrimi. Nachdem gerade jede der sechs Frauen grundverschiedene Vorstellungen darüber vorgetragen hatte, was für sie eine gute Freundin ausmacht, staunte ich darüber, wie es überhaupt zwei Frauen jemals gelingt, so viele und so entschiedene Bedürfnisse und Erwartungen unter einen Hut zu bringen. Haben wir vielleicht einen serienmäßig eingebauten Radar dafür, wer zu uns passt und wer nicht? Eine Fernsteuerung, die uns immer zu genau der Frau bringt, mit der wir am besten ›matchen‹? Auch ohne Hilfe von Tinder und Parship? Ganz allein? Warum nutzen wir diesen Radar dann nicht auch bei Männern? Oder kehren wir etwaige Unterschiede zwischen uns und unseren Freundinnen – wie in der Liebe – oft einfach unter den Teppich? Weil wir es gern harmonisch haben und Konflikte nur schwer ertragen. Besonders mit unseren Freundinnen. Gehört die ganze Idee von einer grundsätzlich wohlwollenden Frauensolidarität, davon, dass wir alle irgendwie kompatibel sein sollen, bloß weil wir Frauen sind, vielleicht dorthin, wo auch Dornröschen, der Osterhase und die Zahnfee zu Hause sind?

Obwohl, wenn jede von uns ihr eigenes Freundschaftsförmchen mitbringt, dann kann ich ja sowieso nicht erwarten, dass alle in mein Förmchen passen – und umgekehrt. Offenbart sich wahre Freundschaft also am Ende gerade darin, dass sie nicht durch Anpassung bewiesen werden muss? Wenn man die bleiben darf, die man in die Beziehung mitgebracht hat? Ohne sich von Carola lebenslang anhören zu müssen, was ihr da gerade gegen den Strich läuft? Oder muss man – wie bei der Partnersuche überhaupt – einfach so lange suchen, bis man das perfekt passende Gegenüber gefunden hat? Ohne sich vorab große Gedanken darüber zu machen, ob das eigene Förmchen nicht vielleicht viel zu speziell ist? Für den Anfang würde ich sagen: Mich entspannt allein schon die Feststellung, dass es so viele Unterschiede gibt. Ich finde es entlastend zu sehen, wie viel anders andere bei diesem Thema ticken. Vielleicht würde man an den bisweilen enorm verhärteten Freundinnenfronten endlich mal Frieden schaffen können, indem man sich ganz pragmatisch eingesteht, dass man verschiedene Ansprüche hat? Könnten wir uns so nicht nur manche Enttäuschung ersparen, sondern uns sogar näherkommen? Würde das nicht auch eine ziemlich stabile Brücke abgeben, in deren Mitte dann doch eine Menge Raum für all das wäre, was eine Freundschaft ausmacht? Plus dem kleinen Extra, das bei den großen Unterschieden ja immer mitgeliefert wird: den eigenen Horizont um einen ganz anderen zu erweitern? Oder ist das, was mir dazu einfällt, bloß ein weiteres Freundschaftseinhorn mit ganz viel Illusionsglitzer?

Allein unter Fischstäbchen

Fakt ist: Allein kulturell gibt es große Unterschiede, was jeweils unter freundschaftlicher Innigkeit verstanden wird. In Finnland, wo ein Teil meiner Familie lebt, gilt schon die Frage »Wie geht’s dir?« als extrem indiskret. Genauso gut könnte man sich bei einem Finnen erkundigen wollen, wann er das letzte Mal Sex gehabt hat. Nur weil die Finnen dauernd in die Sauna gehen und sich gegenseitig nackt sehen, bedeutet das nicht, dass sie auch emotional gern die Hüllen fallen lassen. Im Gegenteil. Einen Finnen oder eine Finnin wie ein Fischstäbchen für den Freundschaftsverzehr auftauen zu wollen, indem man ihm oder ihr einen gemeinsamen Cafébesuch vorschlägt, bloß weil man seit zwei Jahren etwa in demselben Büro sitzt, gilt als total übereilt und schockierend übergriffig. Erschwerend kommt hinzu, dass die Freundschaftsanbahnung dort praktisch nach der Schule abgeschlossen ist. Wer danach ins Land kommt, der sollte seine Freunde lieber gleich mitbringen oder sich einen Hund anschaffen, wenn er sich in den nächsten fünf Jahren mal richtig aussprechen will. Auch Engländer halten selbst in engen Freundschaften eher auf Distanz und würden einen Puerto-Ricaner damit schwer beleidigen. Der muss sein Gegenüber bis zu 180-mal in der Stunde berühren, um sich wohl zu fühlen. In Japan, wo die Distanzzonen so weit bemessen sind, dass sich selbst unter Verwandten die Anschaffung eines Fernglases und eines Megaphons lohnen würde, sind offensive Gefühlsausbrüche ebenfalls absolut verpönt. Eher bleibt man immer hübsch an der Oberfläche und kann schon froh sein, wenigstens dafür jemanden zu haben. Die meisten der jüngeren Generation sind Einzelkinder. Einfach, weil Nachwuchs teuer ist und kaum jemand weiß, ob er nächstes Jahr noch eine Familie finanzieren kann. Immerhin haben in Japan über 40 Prozent der Werktätigen keine feste Stelle. Eigentlich gute Ausgangsbedingungen für Freundschaften als soziales Netz und sicherer Halt in schweren Zeiten. Aber der Existenzdruck und auch die strengen Regularien im Umgang miteinander haben vor allem Einzelkämpfer hervorgebracht. Schon Kinder sind hauptsächlich damit beschäftigt, den harten Selektionsdruck in der Schule auszuhalten, um am Ende vielleicht zu den bloß fünf Prozent der Oberschulabsolventen eines Jahrgangs zu gehören, die die Aufnahmeprüfung an der besten Universität bestehen. Schlechte Wachstumsbedingungen für Freundschaften, gut für Agenturen, die mit wachsender Nachfrage Selfie-Partner und Begleiter für einen Besuch im Vergnügungspark, für Feiern und Feste oder für den Besuch bei den Eltern vermitteln. Allein 800 Schauspieler hat etwa der professionelle Freundschaftsverleiher Family romance in der Kartei, die sich als ›friends‹ präsentieren lassen. Erstaunlich eigentlich, dass man sich dafür akustisch so nahe kommt wie hierzulande kaum die engsten Freunde – zum Glück. Denn selbst in den schicksten japanischen Restaurants wird Wildfremden mit lautstarkem Schlürfen demonstriert, was zumindest ein Europäer auf diese Weise so genau gar nicht wissen wollte: Wie großartig es einem schmeckt. Anders in den USA. Da braucht man nur mal in einen Diner zu gehen und fühlt sich gleich aufgehoben und verstanden. Jedenfalls von der netten Bedienung Kate, die einem gleich mal die wichtigsten Hürden für eine Annäherung nimmt. Sie fragt, woher man kommt, wie es einem in der Stadt gefällt und dass sie ganz unbedingt mal nach Berlin reisen will. Möglich, dass man recht schnell auch zu hören bekommt, man müsse »unbedingt mal vorbeischauen«, und schon nach zwei Begegnungen als »gute Freundin« vorgestellt wird, ohne dass man sich dafür mit langen Gesprächen über Kindheit, Hobbys und Ehekrisen qualifizieren musste. Leider stellt sich genauso zügig heraus, dass man damit allenfalls eine lose Verabredung darüber hat, dass man sich kennt und irgendwie mag. Und zwar auf die Art, auf die die meisten Menschen auch Blumen, Hundewelpen oder Schokolade mögen. Keinesfalls aber hat man wechselseitig den bisweilen telefonbuchdicken Freundinnenvertrag mit seinen tausend Verbindlichkeiten und AGBs (Allgemeine Gefühlsbedingungen) unterschrieben, der in Deutschland üblich ist. Die Amerikaner sehen in der Familie immer noch die wichtigste und verlässlichste Bindung. Dennoch war es bei der Besiedelung des Landes manchmal überlebenswichtig, in einer neuen Umgebung möglichst schnell Kontakte zu knüpfen. Deshalb diese kulturell bedingte stille Übereinkunft, dass man grundsätzlich freundlich zueinander ist und einander unter die Arme greift.

Tränen zum Tee

Auch was die Belastungsgrenzen von Freundschaft anbelangt, gibt es deutliche Unterschiede. In den ehemaligen GUS-Staaten etwa sollte man möglichst nicht nur die Geburtstage der ganzen Familie von Bekannten, sondern ebenso Hochzeits- und Namenstage und andere wichtige Jubiläen auf dem Zettel beziehungsweise in seinem Kalender haben. Und zwar die von der für Internetanschlüsse zuständigen Dame ebenso wie die des Chefs, der Stationsschwester im Krankenhaus, in dem die Mutter gerade liegt, und natürlich des für sie zuständigen Arztes. Potenziell alles Freunde, weil Freundschaft in Russland die hohe Kunst beschreibt, das Nützliche mit dem Angenehmen zu verbinden. Beziehungen ersetzten, insbesondere in der Sowjetzeit, die nicht funktionierenden Institutionen. Um bestimmte Waren zu bekommen, musste man eine Bekannte in einem Lebensmittelgeschäft haben. Wollte man sein Kind in einer bestimmten Schule anmelden, stellte man sich besser mit der Direktorin gut. Soziale Netzwerke waren für alle und alles entscheidend. Deshalb auch die Übereinkunft, kleine Gefälligkeiten und auch sehr große Gefallen zu erwarten und zu erwidern.

Meine Schwägerin hat in St. Petersburg studiert und eine Weile gearbeitet und dem Rest der Familie anlässlich einer Reise tiefe Einblicke in die besonderen Erwartungen an Beziehungspflege dort gewährt. Ich fand es erst wahnsinnig nett und dann unglaublich anstrengend, wie hoch und offensiv die Erwartungen an Freundschaft sind. Wie man hier plötzlich in Wohnungen von Leuten sitzt, nur weil die jemanden kennen, der jemanden kennt, der mit meiner Schwägerin befreundet ist. Und wie man dann gänzlich umstandslos zur Sache kommt, wenn man etwas will: einen Kontakt nach Deutschland, etwas verkaufen, eine finanzielle Unterstützung – nur vorübergehend –, weil ständig alle blank sind und die Lebenshaltungskosten explodieren. Niemand findet etwas dabei, das alles direkt anzusprechen. Zwar eingebettet in eine unglaublich großzügige Gastfreundschaft, zu der selbstverständlich Wodka und auch Schampanskoje gehörten. Aber unter konsequentem Verzicht auf die langwierigen Umwege, die wir aus dem Westen gewöhnlich nehmen, weil wir denken, wir müssten eine Freundschaft erst mal über Jahre einer Intensivpflege unterziehen, bevor wir sie mit anspruchsvollen Aufgaben strapazieren dürfen. Einmal waren wir nachmittags bei einem Professor und seiner Frau, einer Opernsängerin, eingeladen. Wir saßen an ihrem fürstlich gedeckten Tisch mit Tee aus einem reichverzierten Samowar, mit Pfannkuchen und hausgemachter Marmelade und einer so herzlichen Atmosphäre, als hätte gerade einer von uns in die Familie eingeheiratet. Die Frau legte eine von ihr besungene Schallplatte auf. Kaum lief das erste Stück, brachen erst sie und dann er in Tränen aus. Wir waren etwas peinlich berührt. Meine Schwägerin tat, was wohl erwartet wurde; sie griff nach der Hand der Frau und übersetzte uns, was diese nun unter Schluchzen erzählte: Wie fies sie aus der Oper gemobbt worden war und wer da mit wem gegen sie paktiert hatte. Um gleich nachzuschieben, wie glücklich sie sei, uns bewirten zu dürfen. Ganz sicher würden wir für sie einen Termin an der Frankfurter Oper arrangieren können. Nur ein Vorsingen. Nichts Besonderes. Und wo wir gerade beim Thema waren, schaltete sich auch ihr Mann ein und meinte, er habe da ein paar wertvolle Ikonen gesammelt, die er gern verkaufen würde. Darüber könnte ich doch bestimmt mit dem Direktor des Frankfurter Ikonen-Museums sprechen. Er hatte sich offenbar gut informiert. Aber nicht gut genug. Ich sagte auf Deutsch zu meiner Schwägerin, dass wir weder zu der einen noch zu der anderen Institution Kontakte hätten. Sie meinte, hier würde die Vorstellung vorherrschen, dass wo ein Wille sei, sich auch immer ein Weg auftut. Daheim in Deutschland hätte ich gedacht, dass uns unsere Gastgeber in eine unmögliche Situation brachten. Hier schien das ganz normal. Das Paar ging fest davon aus, dass wir erledigen würden, worum es uns gebeten hatte, und fasste sich rasch wieder, um quasi übergangslos auf leichtere Themen zu kommen. Das Marmeladenrezept ihrer Großmutter zum Beispiel. Aus St. Petersburg zurück, bin ich dann tatsächlich im Frankfurter Ikonen-Museum vorstellig geworden. Es hat zwar nichts gebracht – schon wegen der zu Recht strengen Bestimmungen, was den Transfer von Kunstgegenständen anbelangt –, zumal, wenn sie aus dubiosen Quellen stammen. Aber ich hatte dabei auch erfahren, dass man einfach nur fragen muss, wenn man etwas will oder braucht. Selbst wenn es sich um größere Gefälligkeiten handelt. Dass ich das Paar nie mehr gesehen habe, lag allerdings nicht daran, dass ich mit meiner Mission gescheitert war. Wäre ich jemals wieder nach St. Petersburg gekommen, hätte ich jederzeit mit einer Einladung rechnen dürfen. Meine Schwägerin versicherte mir, das russische Herz sei groß und ganz und gar nicht nachtragend. Zumal man ja dort selbst dauernd erlebe, wie man trotz bester Absichten oft einfach an den Widrigkeiten des Alltags scheitere. Das hat Vor- und Nachteile, wie ich von Freunden weiß, die sehr innige Beziehungen zu einer Familie in Moskau unterhalten. Mehrfach hatten sie dem Paar bereits ›leihweise‹ Geld geschickt und nie etwas zurückerhalten. Trotzdem wurde – mit einigem Nachdruck – wieder eine ziemlich große Summe angefragt. »Diesmal haben wir nicht überwiesen«, sagte Martin, der den Moskauer Familienvorstand noch aus Studienzeiten kennt. »Schließlich würden wir auch dieses Geld nicht wiedersehen.« Dennoch wurde er wieder herzlich nach Moskau eingeladen. Auch ein klares Nein steht einer Freundschaft offenbar nicht im Wege.

Beipackzettel für Fortgeschrittene

Doch zurück zu ›Frauen in der Lebensmitte‹. Denn nun sagte Eva, was sie von einer Freundin erwarten würde. »Spontaneität!«, fiel ihr als Erstes ein. Und dass man, um sich diesen besonderen Grad der Beziehung bei ihr zu verdienen, jederzeit für eine Verabredung ansprechbar sein sollte. »Ich hasse es, irgendwo anzurufen, um dann zu hören, dass es erst in drei Wochen ein kleines Zeitfenster zwischen 17 und 21 Uhr für ein Treffen gibt.« Gleichzeitig betonte sie aber auch, wie unerträglich sie es findet, wenn Leute einfach so bei ihr vorbeischneien, ohne sich vorher erkundigt zu haben, ob sie nicht vielleicht gerade nackt bis auf eine Gurkenmaske auf dem Sofa liegt. Ich dachte, ›gut, dass wir darüber gesprochen haben!‹, weil ich von allein nicht so einfach darauf gekommen wäre, dass es zwar hochwillkommen sein könnte, sofort für ein Picknick im Grünen zur Verfügung zu stehen, aber eben nicht, dies, ausgestattet mit Kühlbox und Liegedecke, direkt vor der Haustür kundzutun. Finessen, die sich in null Komma nichts in XXL-Fettnäpfchen verwandeln können. Schließlich weiß man selbst oft vorher gar nicht, was einen nachher so richtig übel nerven wird: sich entweder kaum oder ständig melden. Total beleidigt sein, wenn einem der Film gefällt, den die andere »grauenhaft« findet. Nie sagen, wenn sie eigentlich lieber italienisch als asiatisch essen gegangen wäre oder lieber in die Berge als an die See reist. Also jedenfalls nicht gleich. Sondern frühestens nach etwa 30 Jahren. So wie Martina, eine Freundin aus frühen Schultagen, die es, wie sie mir kürzlich sagte, »echt übel« von mir fand, dass ich mich damals – in der siebten Klasse – für Latein und nicht wie sie für Französisch entschieden hatte. Mir war mit zwölf Jahren offenbar nicht die Dimension dieser Wahl klar, zumal wir ja immer noch auf derselben Schule waren und nicht ich, sondern mein Vater das Große Latinum eine gute Idee fand (vermutlich hoffte er, dass mir das später den Weg zu einem Job als international gefragte Herzchirurgin ebnen würde – es führte allerdings nur direkt zu einem ziemlich mittelmäßigen Abidurchschnitt). Kurz, es ist tatsächlich etwas sehr Persönliches, wenn Frauen jeweils etwas anderes unter Freundschaft verstehen. Aber letztlich hat wenig davon wirklich etwas mit dem Gegenüber zu tun. Und mal ehrlich, gerade in richtig innigen Freundschaften gibt es am Ende dann doch immer noch ein Extra. Etwas, das stärker ist als die Theorie, wie sie zu sein hat: die Chemie. Auch da verhält es sich ähnlich wie mit der Liebe: Fragt man Singles nach ihrem Beuteschema, dann sagen sie ja auch »bloß keinen Fußballfan mehr« oder »ein Skorpion kommt mir nicht mehr über die Schwelle« oder »mein Traummann muss wenigstens den Unterschied zwischen ›als‹ und ›wie‹ kennen!«. Dann treffen sie einen, bei dem das alles plötzlich total unwichtig ist.