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In 'Wie es euch gefällt', einer zweiseitigen Ausgabe mit deutschem und englischem Text, entführt uns William Shakespeare in eine Welt voller Intrigen, Liebe und Verwechslungen. Das Stück, das seinen Ursprung im 16. Jahrhundert hat, zeigt Shakespeares meisterhaften literarischen Stil, der sich durch sein Spiel mit Sprache und Charakteren auszeichnet. Die Geschichte handelt von exilierten Adeligen, die im Wald Zuflucht suchen und sich in ein Geflecht von romantischen Irrungen und Wirrungen verstricken. Durch subtile Komödie und tragikomische Elemente hebt sich 'Wie es euch gefällt' von anderen Stücken Shakespeares ab. William Shakespeare, einer der einflussreichsten Dramatiker aller Zeiten, schrieb dieses Stück in einer Zeit politischer Unruhen und kultureller Blüte. Sein tiefes Verständnis für die menschliche Natur und seine Fähigkeit, komplexe Charaktere zu erschaffen, spiegeln sich in 'Wie es euch gefällt' wider. Shakespeare nutzte sein Werk, um die Themen Liebe, Vergebung und Identität zu erforschen und dem Publikum eine universelle Botschaft zu vermitteln. Für Liebhaber von klassischer Literatur und Dramen ist 'Wie es euch gefällt' ein Muss. Diese zweiseitige Ausgabe ermöglicht es Lesern, Shakespeares Meisterwerk in seiner Originalsprache zu erleben und gleichzeitig eine deutsche Übersetzung zu nutzen. Tauchen Sie ein in die Welt von William Shakespeare und lassen Sie sich von diesem zeitlosen Stück verzaubern.
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Seitenzahl: 228
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Books
(german)
Inhalt
PERSONEN
ERSTER AUFZUG
ERSTE SZENE
ZWEITE SZENE
DRITTE SZENE
ZWEITER AUFZUG
ERSTE SZENE
ZWEITE SZENE
DRITTE SZENE
VIERTE SZENE
FÜNFTE SZENE
SECHSTE SZENE
SIEBENTE SZENE
DRITTER AUFZUG
ERSTE SZENE
ZWEITE SZENE
DRITTE SZENE
VIERTE SZENE
FÜNFTE SZENE
VIERTER AUFZUG
ERSTE SZENE
ZWEITE SZENE
DRITTE SZENE
FÜNFTER AUFZUG
ERSTE SZENE
ZWEITE SZENE
DRITTE SZENE
VIERTE SZENE
EPILOG
Der Herzog, in der Verbannung
Friedrich, Bruder des Herzogs und Usurpator seines Gebiets
AmiensundJacques, Edelleute, die den Herzog in der Verbannung begleiten
Le Beau, ein Hofmann in Friedrichs Diensten
Charles, Friedrichs Ringer
Oliver, JakobundOrlando, Söhne des Freiherrn Roland de Bois
AdamundDennis, Bediente Olivers
Probstein, der Narr
EhrnOlivarius Textdreher, ein Pfarrer
CorinnusundSilvius, Schäfer
Wilhelm, ein Bauernbursche, in Käthchen verliebt
Eine Person, die den Hymen vorstellt
Rosalinde, Tochter des vertriebnen Herzogs
Celia, Friedrichs Tochter
Phöbe, eine Schäferin
Käthchen, ein Bauernmädchen
Edelleute der beiden Herzoge, Pagen, Jäger und andres Gefolge
Die Szene ist anfänglich bei Olivers Hause; nachher teils am Hofe des Usurpators, teils im Ardenner Wald
Olivers Garten
Orlando und Adam treten auf
Orlando. Soviel ich mich erinnre, Adam, war es folgendergestalt: Er vermachte mir im Testament nur ein armes Tausend Kronen und, wie du sagst, schärfte meinem Bruder bei seinem Segen ein, mich gut zu erziehn, und da hebt mein Kummer an. Meinen Bruder Jakob unterhält er auf der Schule, und das Gerücht sagt goldne Dinge von ihm. Was mich betrifft, mich zieht er bäurisch zu Hause auf, oder eigentlicher zu sagen, behält mich unerzogen hier zu Hause. Denn nennt Ihr das Erziehung für einen Edelmann von meiner Geburt, was vor der Stallung eines Ochsen nichts voraus hat? Seine Pferde werden besser besorgt; denn außer dem guten Futter lernen sie auch ihre Schule, und zu dem Ende werden Bereiter teuer bezahlt; aber ich, sein Bruder, gewinne nichts bei ihm als Wachstum, wofür seine Tiere auf dem Mist ihm ebenso verpflichtet sind wie ich. Außer diesem Nichts, das er mir im Überfluß zugesteht, scheint sein Betragen das Etwas, welches die Natur mir gab, von mir zu nehmen; er läßt mich mit seinen Knechten essen, versperrt mir den brüderlichen Platz und, soviel an ihm liegt, untergräbt er meinen angebornen Adel durch meine Erziehung. Das ist's, Adam, was mich betrübt, und der Geist meines Vaters, der, denke ich, auf mir ruht, fängt an, sich gegen diese Knechtschaft aufzulehnen. Ich will sie nicht länger ertragen, wiewohl ich noch kein kluges Mittel weiß, ihr zu entgehen.
Adam. Dort kommt mein Herr, Euer Bruder.
Oliver tritt auf.
Orlando. Geh beiseit, Adam, und du sollst hören, wie er mich anfährt.
Oliver. Nun, Junker, was macht Ihr hier?
Orlando. Nichts. Man hat mich nicht gelehrt, irgend etwas zu machen.
Oliver. Was richtet Ihr denn zugrunde?
Orlando. Ei, Herr, ich helfe Euch zugrunde richten, was Gott gemacht hat, Euren armen unwerten Bruder, mit Nichtstun.
Oliver. Beschäftigt Euch besser und seid einmal nichtsnutzig.
Orlando. Soll ich Eure Schweine hüten und Treber mit ihnen essen? Welches verlornen Sohns Erbteil habe ich durchgebracht, daß ich in solch Elend geraten mußte?
Oliver. Wißt Ihr, wo Ihr seid, Herr?
Orlando. O Herr, sehr gut! hier in Eurem Baumgarten.
Oliver. Wißt Ihr, vor wem Ihr steht?
Orlando. Ja, besser als der mich kennt, vor dem ich stehe. Ich kenne Euch als meinen ältesten Bruder, und nach den sanften Banden des Bluts solltet Ihr mich ebenso kennen. Die gute Sitte der Nationen gesteht Euch Vorrechte vor mir zu, weil Ihr der Erstgeborne seid; aber derselbe Gebrauch beraubt mich meines Blutes nicht, wären auch zwanzig Brüder zwischen uns. Ich habe soviel vom Vater in mir als Ihr, obwohl Ihr der Verehrung, die ihm gebührt, näher seid, weil Ihr früher kamt.
Oliver. Was, Knabe?
Orlando. Gemach, gemach, ältester Bruder! Dazu seid Ihr zu jung.
Oliver. Willst du Hand an mich legen, Schurke?
Orlando. Ich bin kein Schurke! ich bin der jüngste Sohn des Freiherrn Roland de Boys. Er war mein Vater, und der ist dreifach ein Schurke, der da sagt, solch ein Vater konnte Schurken zeugen. Wärst du nicht mein Bruder, so ließe meine Hand deine Kehle nicht los, bis diese andre dir die Zunge für dies Wort ausgerissen hätte. Du hast dich selber gelästert.
Adam. Liebe Herren, seid ruhig! um des Andenkens eures Vaters willen, seid einträchtig!
Oliver. Laß mich los, sag ich.
Orlando. Nicht eher, bis mir's gefällt. Ihr sollt mich anhören. Mein Vater legte Euch in seinem Testament auf, mir eine gute Erziehung zu geben. Ihr habt mich wie einen Bauern großgezogen, habt alle Eigenschaften, die einem Edelmann zukommen, vor mir verborgen und verschlossen gehalten. Der Geist meines Vaters wird mächtig in mir, und ich will es nicht länger erdulden; darum gesteht mir solche Übungen zu, wie sie dem Edelmann geziemen, oder gebt mir das geringe Teil, das mir mein Vater im Testament hinterließ, so will ich mein Glück damit versuchen.
Oliver. Und was willst du anfangen? Betteln, wenn das durchgebracht ist? Gut, geht nur hinein, ich will mich nicht lange mit Euch quälen, Ihr sollt zum Teil Euren Willen haben. Ich bitt Euch, laßt mich nur.
Orlando. Ich will Euch nicht weiter belästigen, als mir für mein Bestes notwendig ist.
Oliver. Packt Euch mit ihm, alter Hund!
Adam. Ist «alter Hund» mein Lohn? Doch es ist wahr, die Zähne sind mir in Eurem Dienst ausgefallen. – Gott segne meinen alten Herrn, er hätte solch ein Wort nicht gesprochen.
(Orlando und Adam ab.)
Oliver. Steht es so? Fängst du an, mir über den Kopf zu wachsen? Ich will dir den Kitzel vertreiben und die tausend Kronen doch nicht geben. He, Dennis!
Dennis kommt.
Dennis. Rufen Euer Gnaden?
Oliver. Wollte nicht Charles, des Herzogs Ringer, mit mir sprechen ?
Dennis. Wenn es Euch beliebt: er ist hier an der Tür und bittet sehr um Zutritt zu Euch.
Oliver. Ruft ihn herein. (Dennis ab.) Das wird eine gute Auskunft sein, und morgen ist der Wettkampf schon.
Charles kommt.
Charles. Euer Gnaden guten Morgen!
Oliver. Guter Monsieur Charles! – Was sind die neuesten Neuigkeiten am neuen Hof?
Charles. Keine Neuigkeiten am Hof als die alten: nämlich, daß der alte Herzog von seinem jüngern Bruder, dem neuen Herzog, vertrieben ist, und drei oder vier getreue Herren haben sich in freiwillige Verbannung mit ihm begeben; ihre Ländereien und Einkünfte bereichern den neuen Herzog, darum gibt er ihnen gern Erlaubnis, zu wandern.
Oliver. Könnt Ihr mir sagen, ob Rosalinde, des Herzogs Tochter, mit ihrem Vater verbannt ist?
Charles. O nein, denn des Herzogs Tochter, ihre Muhme, liebt sie so, da sie von der Wiege an zusammen aufgewachsen sind, daß sie ihr in die Verbannung gefolgt, oder gestorben wäre, wenn sie hätte zurückbleiben müssen. Sie ist am Hofe, und der Oheim liebt sie nicht weniger als seine eigne Tochter. Niemals haben sich zwei Frauen mehr geliebt als diese.
Oliver. Wo wird sich der alte Herzog aufhalten?
Charles. Sie sagen, er ist bereits im Ardenner Wald, und viele lustige Leute mit ihm, und da leben sie wie Zigeunervolk. Es heißt, viele junge Leute strömen ihm täglich zu und versaufen sorglos die Zeit wie im Goldnen Alter.
Oliver. Sagt, werdet Ihr morgen vor dem neuen Herzoge ringen?
Charles. Ganz gewiß, Herr, und ich komme, Euch etwas zu eröffnen. Man hat mich unter der Hand benachrichtigt, daß Euer jüngster Bruder, Orlando, gewillt ist, gegen mich verkleidet einen Gang zu wagen. Morgen, Herr, ringe ich für meinen Ruhm, und wer ohne zerbrochene Gliedmaßen davonkommt, wird von Glück zu sagen haben. Euer Bruder ist jung und zart, und um Euretwillen sollte es mir leid tun, ihn so zuzurichten, wie ich doch meiner eignen Ehre wegen müßte, wenn er sich stellt. Darum kam ich aus Liebe zu Euch her, Euch Nachricht davon zu geben, damit Ihr ihn entweder von seinem Vorhaben zurückhaltet oder nicht übelnehmen mögt, was über ihn ergeht, weil er sich's doch selber zugezogen hat und es ganz gegen meinen Willen geschieht.
Oliver. Charles, ich danke dir für deine Liebe zu mir, die ich freundlichst vergelten will, wie du sehn sollst. Ich habe selbst einen Wink von dieser Absicht meines Bruders bekommen und unter der Hand gearbeitet, ihn davon abzubringen; aber er ist entschlossen. Ich muß dir sagen, Charles – er ist der hartnäckigste junge Bursch in Frankreich, voll Ehrgeiz, ein neidischer Nebenbuhler von jedermanns Gaben, ein heimlicher und niederträchtiger Ränkemacher gegen mich, seinen leiblichen Bruder. Darum tu nach Gefallen; mir wär's so lieb, du brächest ihm den Hals als die Finger; und du magst dich nur vorsehn, denn wenn du ihm nur eine geringe Schmach zufügst oder wenn er keine große Ehre an dir einlegen kann, so wird er dir mit Gift nachstellen, dich durch irgendeine Verräterei fangen und nicht von dir lassen, bis er dich auf diese oder jene Weise ums Leben gebracht hat; denn ich versichere dir – und fast mit Tränen sage ich es –: es lebt kein Mensch auf Erden, der so jung und so verrucht wäre. Ich spreche noch brüderlich von ihm; sollte ich ihn dir zergliedern, so wie er ist, so müßte ich erröten und weinen, und du müßtest blaß werden und erstaunen.
Charles. Ich bin herzlich erfreut, daß ich zu Euch kam. Stellt er sich morgen ein, so will ich ihm seinen Lohn geben. Wenn er je wieder auf die Beine kommt, so will ich mein Lebtag nicht wieder um den Preis ringen. Gott behüte Euer Gnaden! (Ab.)
Oliver.
Eine Esplanade vor des Herzogs Palast
Rosalinde und Celia treten auf
Celia. Ich bitte dich, Rosalinde, liebes Mühmchen, sei lustig.
Rosalinde. Liebe Celia, ich zeige mehr Fröhlichkeit, als ich in meiner Gewalt habe, und du wolltest dennoch, daß ich noch lustiger wäre? Kannst du mich nicht lehren, einen verbannten Vater zu vergessen, so mußt du nicht verlangen, daß mir eine ungewöhnliche Lust in den Sinn kommen soll.
Celia. Daran sehe ich, daß du mich nicht in so vollem Maße liebst, wie ich dich liebe. Wenn mein Oheim, dein verbannter Vater, deinen Oheim, den Herzog, meinen Vater verbannt hätte, und du wärst immer bei mir geblieben, so hätte ich meine Liebe gewöhnen können, deinen Vater als den meinigen anzusehn. Das würdest du auch tun, wenn deine Liebe zu mir von so echter Beschaffenheit wäre als die meinige zu dir.
Rosalinde. Gut; ich will meinen Glücksstand vergessen, um mich an deinem zu erfreun.
Celia. Du weißt, mein Vater hat kein Kind außer mir und auch keine Aussicht, eins zu bekommen; und wahrlich, wenn er stirbt, sollst du seine Erbin sein; denn was er deinem Vater mit Gewalt genommen, will ich dir in Liebe wiedergeben. Bei meiner Ehre, das will ich, und wenn ich meinen Eid breche, mag ich zum Ungeheuer werden! Darum, meine süße Rose, meine liebe Rose, sei lustig!
Rosalinde. Das will ich von nun an, Mühmchen, und auf Späße denken. Laß sehen, was hältst du vom Verlieben?
Celia. Ei ja, tu's, um Spaß damit zu treiben. Aber liebe keinen Mann im wahren Ernst, auch zum Spaß nicht weiter, als daß du mit einem unschuldigen Erröten in Ehren wieder davonkommen kannst.
Rosalinde. Was wollen wir denn für Spaß haben?
Celia. Laß uns sitzen und die ehrliche Hausmutter Fortuna von ihrem Rade weglästern, damit ihre Gaben künftig gleicher ausgeteilt werden mögen.
Rosalinde. Ich wollte, wir könnten das; denn ihre Wohltaten sind oft gewaltig übel angebracht, und am meisten versieht sich die freigebige blinde Frau mit ihren Geschenken an Frauen.
Celia. Das ist wahr; denn die, welche sie schön macht, macht sie selten ehrbar, und die, welche sie ehrbar macht, macht sie sehr häßlich.
Rosalinde. Nein, da gehst du über von Fortunens Amt zu dem der Natur; Fortuna herrscht in den weltlichen Gaben, nicht in den Zügen der Natur.
Probstein kommt.
Celia. Nicht? wenn die Natur ein schönes Geschöpf gemacht hat, kann es Fortuna nicht ins Feuer fallen lassen? – Wiewohl uns die Natur Witz genug verliehen hat, um des Glücks zu spotten, schickt es nicht diesen Narren herein, dem Gespräch ein Ende zu machen?
Rosalinde. In der Tat, da ist das Glück der Natur zu mächtig, wenn es durch einen natürlichen Einfaltspinsel dem natürlichen Witz ein Ende macht.
Celia. Wer weiß, auch dies ist nicht das Werk des Glückes, sondern der Natur, die unsern natürlichen Witz zu albern findet, um über solche Göttinnen zu klügeln, und uns diesen Einfältigen zum Schleifstein geschickt hat; denn immer ist die Albernheit des Narren der Schleifstein der Witzigen. – Nun Witz, wohin wanderst du?
Probstein. Fräulein, Ihr müßt zu Eurem Vater kommen.
Celia. Seid Ihr als Bote abgeschickt?
Probstein. Nein, auf meine Ehre, man hieß mich nur nach Euch gehn.
Rosalinde. Wo hast du den Schwur gelernt, Narr?
Probstein. Von einem gewissen Ritter, der bei seiner Ehre schwur, die Pfannkuchen wären gut, und bei seiner Ehre schwur, der Senf wäre nichts nutz. Nun behaupte ich: die Pfannkuchen waren nichts nutz und der Senf gut, und doch hatte der Ritter nicht falsch geschworen.
Celia. Wie beweiset Ihr das in der Hülle und Fülle Eurer Gelahrtheit ?
Rosalinde. Ei ja, nun nehmt Eurer Weisheit den Maulkorb ab.
Probstein. Tretet beide vor, streicht euer Kinn und schwört bei euren Bärten, daß ich ein Schelm bin.
Celia. Bei unsern Bärten, wenn wir welche hätten, du bist einer.
Probstein. Bei meiner Schelmerei, wenn ich sie hätte, dann wär ich einer. Aber wenn ihr bei dem schwört, was nicht ist, so habt ihr nicht falsch geschworen; ebensowenig der Ritter, der auf seine Ehre schwur, denn er hatte niemals welche, oder wenn auch, so hatte er sie längst weggeschworen, ehe ihm diese Pfannkuchen und der Senf zu Gesicht kamen.
Celia. Ich bitte dich, wen meinst du?
Probstein. Einen, den der alte Friedrich, Euer Vater, liebt.
Celia. Meines Vaters Liebe reicht hin, ihm zur Ehre zu verhelfen. Genug, sprecht nicht mehr von ihm; Ihr werdet gewiß nächstens einmal für Euren bösen Leumund gestäupt.
Probstein. Desto schlimmer, daß Narren nicht mehr weislich sagen dürfen, was weise Leute närrisch tun.
Celia. Meiner Treu, du sagst die Wahrheit; denn seit das bißchen Witz, das die Narren haben, zum Schweigen gebracht worden ist, so macht das bißchen Narrheit, das weise Leute besitzen, große Parade. Da kommt Monsieur Le Beau.
Le Beau tritt auf.
Rosalinde. Den Mund voll von Neuigkeiten.
Celia. Die er uns zukommen lassen wird, wie Tauben ihre Jungen füttern.
Rosalinde. Da werden wir also mit Neuigkeiten gemästet.
Celia. Desto besser, so stehn wir ansehnlicher zu Markt. Guten Morgen, Monsieur Le Beau! was gibt es Neues?
Le Beau. Schöne Prinzessin, Euch ist ein guter Spaß entgangen.
Celia. Ein Spaß? wohin?
Le Beau. Wohin, Madame? wie soll ich das beantworten?
Rosalinde. Wie es Witz und Glück verleihen.
Probstein. Oder wie das Verhängnis beschließt.
Celia. Gut gesagt! Das war wie mit der Kelle angeworfen.
Probstein. Ja, wenn ich meinen Geschmack nicht behaupte –
Rosalinde. So verlierst du deinen alten Beigeschmack.
Le Beau. Ihr bringt mich aus der Fassung, meine Damen. Ich wollte euch von einem wackern Ringen erzählen, das ihr versäumt habt, mit anzusehn.
Rosalinde. Sagt uns doch, wie es dabei herging.
Le Beau. Ich will euch den Anfang erzählen und wenn es euer Gnaden gefällt, könnt ihr das Ende ansehn; denn das Beste muß noch geschehen, und sie kommen hieher, wo ihr seid, um es auszuführen.
Celia. Gut, den Anfang, der tot und begraben ist.
Le Beau. Es kam ein alter Mann mit seinen drei Söhnen –
Celia. Ich weiß ein altes Märchen, das so anfängt.
Le Beau. Drei stattliche junge Leute, vortrefflich gewachsen und männlich –
Rosalinde. Mit Zetteln am Halse: «Kund und zu wissen sei männiglich» –
Le Beau. Der älteste unter den dreien rang mit Charles, des Herzogs Ringer. Charles warf ihn in einem Augenblick nieder und brach ihm drei Rippen entzwei, so daß fast keine Hoffnung für sein Leben ist; ebenso richtete er den zweiten und den dritten zu. Dort liegen sie, und der arme alte Mann, ihr Vater, erhebt eine so jämmerliche Wehklage über sie, daß alle Zuschauer ihm mit Weinen beistehn.
Rosalinde. Ach!
Probstein. Aber welches ist der Spaß, Herr, der den Damen entgangen ist?
Le Beau. Nun, der, wovon ich spreche.
Probstein. So wird man alle Tage klüger! Das ist das erste, was ich höre, daß Rippenentzweibrechen ein Spaß für Damen ist.
Celia. Ich auch, das versichere ich dir.
Rosalinde. Aber ist denn noch jemand da, den nach dieser Seitenmusik gelüstet? Ist noch sonst wer auf zerbrochene Rippen erpicht? – Sollen wir das Ringen mit ansehen, Muhme?
Le Beau. Ihr müßt, wenn ihr hier bleibt; denn sie haben diesen Platz zum Kampfe gewählt; er wird gleich vor sich gehn.
Celia. Wirklich, dort kommen sie. Laß uns nun bleiben und zusehn.
Trompetenstoß. Herzog Friedrich, Herren vom Hofe, Orlando, Charles und Gefolge.
Herzog Friedrich. Wohlan! Da der junge Mensch nicht hören will, so mag er auf seine eigne Gefahr vorwitzig sein.
Rosalinde. Ist der dort der Mann?
Le Beau. Das ist er, mein Fräulein.
Celia. Ach, er ist zu jung, doch hat er ein siegreiches Ansehn.
Herzog Friedrich. Ei, Tochter und Nichte! Seid ihr hierher geschlichen, um das Ringen zu sehn?
Rosalinde. Ja, mein Fürst, wenn Ihr uns gütigst erlaubt.
Herzog Friedrich. Ihr werdet wenig Vergnügen daran finden: das kann ich euch sagen; das Paar ist zu ungleich. Aus Mitleid mit des Ausforderers Jugend möchte ich ihn gern davon abbringen, allein er läßt sich nicht raten. Sprecht mit ihm, Fräulein; seht, ob Ihr ihn bewegen könnt.
Celia. Ruft ihn hieher, guter Monsieur Le Beau.
Herzog Friedrich. Tut das, ich will nicht dabei sein.
(Der Herzog entfernt sich.)
Le Beau. Herr Ausforderer, die Prinzessinnen verlangen Euch zu sprechen.
Orlando. Ich bin ehrerbietigst zu ihrem Befehl.
Rosalinde. Junger Mann, habt Ihr Charles, den Ringer, herausgefordert?
Orlando. Nein, schöne Prinzessin; er ist der allgemeine Ausforderer; ich komme bloß, wie andre auch, die Kräfte meiner Jugend gegen ihn zu versuchen.
Celia. Junger Mann, Euer Mut ist zu kühn für Eure Jahre. Ihr habt einen grausamen Beweis von der Stärke dieses Menschen gesehn: wenn Ihr Euch selbst mit Euren Augen sähet oder mit Eurem Urteil erkanntet, so würde Euch die Furcht vor dem Ausgange ein gleicheres Wagstück anraten. Wir bitten Euch um Euer selbst willen, an Eure Sicherheit zu denken und das Unternehmen aufzugeben.
Rosalinde. Tut das, junger Mann; Euer Ruf soll deswegen nicht herabgesetzt werden. Es soll unser Gesuch beim Herzoge sein, daß das Ringen nicht vor sich gehe.
Orlando. Ich beschwöre euch, straft mich nicht mit euren nachteiligen Gedanken; ich erkenne mich selbst für schuldig, daß ich so schönen und vortrefflichen Fräulein irgend etwas verweigre. Laßt nur eure schönen Augen und freundlichen Wünsche mich zu meiner Prüfung geleiten. Wenn ich zu Boden geworfen werde, so kommt nur Schmach über jemand, der noch niemals in Ehren war; wenn umgebracht, so ist nur Jemand tot, der sich nichts andres wünscht. Ich werde meinen Freunden kein Leid zufügen, denn ich habe keine, mich zu beweinen, und der Welt keinen Nachteil, denn ich besitze nichts in ihr; ich fülle in der Welt nur einen Platz aus, der besser besetzt werden kann, wenn ich ihn räume.
Rosalinde. Ich wollte, das bißchen Stärke, das ich habe, wäre mit Euch.
Celia. Meine auch, um ihre zu ergänzen.
Rosalinde. Fahrt wohl! Gebe der Himmel, daß ich mich in Euch betrüge.
Celia. Eures Herzens Wunsch werde Euch zuteil.
Charles. Wohlan, wo ist der junge Held, dem so danach gelüstet, bei seiner Mutter Erde zu liegen?
Orlando. Hier ist er, Herr; aber sein Wille hegt eine anständigere Absicht.
Herzog Friedrich. Ihr sollt nur einen Gang machen.
Charles. Ich stehe Euer Hoheit dafür, Ihr werdet ihn nicht zu einem zweiten bereden, nachdem Ihr ihn so dringend vom ersten abgemahnt habt.
Orlando. Ihr denkt nachher über mich zu spotten: so braucht Ihr's nicht vorher zu tun. Doch kommt zur Sache.
Rosalinde. Nun, Herkules steh dir bei, junger Mann!
Celia. Ich wollte, ich wäre unsichtbar, um dem starken Manne das Bein unterwegs ziehen zu können.
(Charles und Orlando ringen.)
Rosalinde. O herrlicher junger Mann!
Celia. Hätte ich einen Donnerkeil in meinen Augen, so weiß ich, wer zu Boden sollte.
(Charles wird zu Boden geworfen. Jubelgeschrei.)
Herzog Friedrich. Nicht weiter! nicht weiter!
Orlando. Doch, wenn es Euer Hoheit beliebt! ich bin noch nicht recht ins Schnaufen gekommen.
Herzog Friedrich. Wie steht's mit dir, Charles?
Le Beau. Er kann nicht sprechen, mein Fürst.
Herzog Friedrich. Tragt ihn weg. Wie ist dein Name, junger Mensch?
Orlando. Orlando, mein Fürst, der jüngste Sohn des Freiherrn Roland de Boys.
Herzog Friedrich. Ich wollt, du wärst sonst jemands Sohn gewesen. Die Welt hielt deinen Vater ehrenwert, Doch ich erfand ihn stets als meinen Feind. Du würdst mir mehr mit dieser Tat gefallen, Wenn du aus einem andern Hause stammtest. Doch fahre wohl! du bist ein wackrer Jüngling! Hättst du 'nen andern Vater nur genannt!
(Herzog Friedrich mit Gefolge und Le Beau ab.)
Celia. Wär ich mein Vater, Mühmchen, tät ich dies?
Orlando. Ich bin weit stolzer, Rolands Sohn zu sein, Sein jüngster Sohn – und tauschte nicht den Namen, Würd ich auch Friedrichs angenommner Erbe.
Rosalinde. Mein Vater liebte Roland wie sein Leben, Und alle Welt war so wie er gesinnt. Hätt ich zuvor den jungen Mann gekannt, Den Bitten hätt ich Tränen zugesellt, Eh er sich so gewagt.
Celia. Komm, liebe Muhme, Laß uns ihm danken und ihm Mut einsprechen; Denn meines Vaters rauhe Art und Groll Gehn mir ans Herz. – Herr, Ihr habt Lob verdient; Wenn Ihr im Lieben Eur Versprechen haltet, Wie Ihr verdunkelt, was man sich versprach, Ist Eure Liebste glücklich.
Rosalinde(gibt ihm eine Kette von ihrem Halse). Junger Mann, Tragt dies von mir, von einer Glückverstoßnen, Die mehr wohl gäbe, fehlt' es nicht an Mitteln. Nun, gehn wir, Muhme?
Celia. Ja – lebt wohl denn, edler Junker!
Orlando. Kann ich nicht sagen: Dank? mein beßres Teil Liegt ganz darnieder; was noch aufrecht steht, Ist nur ein Wurfziel, bloß ein leblos Holz.
Rosalinde. Er ruft uns nach – mein Stolz sank mit dem Glück – Ich frag ihn, was er will. – Rieft Ihr uns, Herr? – Herr, Ihr habt brav gekämpft und mehre noch Besiegt als Eure Feinde.
Celia. Komm doch, Mühmchen.
Rosalinde. Ich komme schon. Lebt wohl!
(Rosalinde und Celia ab.)
Orlando. Welch ein Gefühl belastet meine Zunge? Ich kann nicht reden, lud sie gleich mich ein.Le Beau kommt. Armer Orlando! du bist überwältigt, Charles oder etwas Schwächers siegt dir ob.
Le Beau. Mein guter Herr, ich rat aus Freundschaft Euch Verlaßt den Ort; wiewohl Ihr hohen Preis Euch habt erworben, Lieb und echten Beifall, So steht doch so des Herzogs Stimmung jetzt, Daß er mißdeutet, was Ihr nun getan. Der Fürst ist launisch; was er ist, in Wahrheit, Ziemt besser Euch zu sehn, als mir zu sagen.
Orlando. Ich dank Euch, Herr, und bitt Euch, sagt mir dies: Wer war des Herzogs Tochter von den beiden, Die hier beim Ringen waren?
Le Beau. Von beiden keine, wenn's nach Sitten gilt;
Ein Zimmer im Palast
Celia und Rosalinde treten auf
Celia. Ei, Mühmchen! ei, Rosalinde! Cupido sei uns gnädig, nicht ein Wort?
Rosalinde. Nicht eins, das man einem Hunde vorwerfen könnte.
Celia. Nein, deine Worte sind zu kostbar, um sie den Hunden vorzuwerfen; wirf mir einige zu. Komm, lähme mich mit Vernunftgründen.
Rosalinde. Da wär es um zwei Muhmen geschehen, wenn die eine mit Gründen gelähmt würde und die andre unklug ohne Grund.
Celia. Aber ist das alles um deinen Vater?
Rosalinde. Nein, etwas davon ist um meines Vaters Kind. O wie voll Disteln ist diese Werktagswelt!
Celia. Es sind nur Kletten, Liebe, die dir bei einem Festtagsspaß angeworfen werden. Wenn wir nicht in gebahnten Wegen gehen, so haschen unsre eigenen Röcke sie auf.
Rosalinde. Vom Rocke könnt ich sie abschütteln; diese Kletten stecken mir im Herzen.
Celia. Huste sie weg.
Rosalinde. Das wollte ich wohl tun, wenn ich ihn herbeihusten könnte.
Celia. Ei was! ringe mit deinen Neigungen.
Rosalinde. Ach, sie nehmen die Partei eines bessern Ringers, als ich bin.
Celia. Helfe dir der Himmel! Du wirst dich zu seiner Zeit mit ihm messen, gilt es auch eine Niederlage. – Doch laß uns diese Scherze abdanken und in vollem Ernste sprechen. Ist es möglich, daß du mit einem Male in eine so gewaltige Zuneigung zu des alten Herrn Roland jüngstem Sohn verfallen konntest?
Rosalinde. Der Herzog, mein Vater, liebte seinen Vater über alles.
Celia. Folgt daraus, daß du seinen Sohn über alles lieben mußt? Nach dieser Folgerung müßte ich ihn hassen, denn mein Vater haßt seinen Vater über alles, und doch hasse ich den Orlando nicht.
Rosalinde. Nein gewiß, hasse ihn nicht, um meinetwillen!
Celia. Warum sollte ich? verdient er nicht alles Gute?
Herzog Friedrich kommt mit Herren vom Hofe.
Rosalinde. Um deswillen laß mich ihn lieben, und liebe du ihn, weil ich es tue. – Sieh, da kommt der Herzog.
Celia. Die Augen voller Zorn.
Herzog Friedrich. Fräulein, in schnellster Eile schickt Euch an und weicht von unserm Hof.
Rosalinde. Ich, Oheim?
Herzog Friedrich. Ja, Ihr, Nichte. Wenn in zehn Tagen du gefunden wirst Von unserm Hofe binnen zwanzig Meilen, Bist du des Todes.
Rosalinde. Ich ersuch Eur Gnaden, Gebt mir die Kenntnis meines Fehlers mit. Wenn ich Verkehr pfleg mit dem eignen Selbst, Ja irgend meine eignen Wünsche kenne, Wenn ich nicht träum und nicht von Sinnen bin, Wie ich nicht hoffe: nie, mein werter Oheim, Selbst nicht mit ungeborenen Gedanken Beleidigt ich Eur Hoheit.
Herzog Friedrich. So sprechen stets Verräter; Beständ in Worten ihre Reinigung, So sind sie schuldlos wie die Heiligkeit.