Wie es war, ich zu sein - Ulrike Reinker - E-Book

Wie es war, ich zu sein E-Book

Ulrike Reinker

4,7

Beschreibung

»Sind Sie sicher, dass der da der Vater ist?«, fragte die Hebamme und zeigte auf die Tür, durch die Paul verschwunden war. Ich nickte. »Schade«, sagte sie. Monika »sammelt Strumpfhosen und Männer« und hütet ein Geheimnis. Ihre Nichte Rosetta ist pummelig und scheint selbst in der eigenen Familie auf die Rolle des Außenseiters festgelegt zu sein. Jenny, Rosettas beste Freundin, sucht nach der großen Liebe und findet … den allzu perfekten Ken. Drei Frauen und ihre Geschichten. Geschichten von Liebe, Freundschaft, Treue, Verlust und Mut. Geschichten voller Widersprüche und Brüche – wie das Leben selbst. Ulrike Reinker erzählt in ihrem Episodenroman einfühlsam, berührend, aber immer auch komisch von den kleinen Katastrophen und großen Glücksmomenten. Dabei gelingt scheinbar mühelos, was nur wenige schaffen: Ihre Figuren leben!

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Seitenzahl: 275

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Inhaltsverzeichnis
Cover
Ulrike Reinker - Wie es war, ich zu sein
Sport
Das Versteck
Die Liebenden
Pablo
Treue
Porno
Der Gehängte
Die Autorin
Danksagung
Impressum
Lesetipps

Sport

»Mit dem Namen kann man ja nichts werden …«, soll mein Opa nach meiner Geburt gesagt haben. Bisher hat er recht behalten, aber das wird sich in Kürze ändern.

Schon morgen, oder noch heute, je nachdem.

Meine Mutter sagte, ich hätte nach der Geburt so unscheinbar ausgesehen, dass sie mir wenigstens einen besonderen Namen geben wollte. Sie nannte mich Rosetta.

Na toll. Wenn man mit Nachnamen »Pämel« heißt.

Rosetta Pämel. Das wär dann wohl ich.

In der Schule nennen sie mich natürlich Rosetta Pimmel.

Oder Rosette, was so viel wie Arschloch heißt.

Seit ich wirklich dick werde, sagen die anderen auch Rosette Pummel zu mir. Ein bisschen pummelig war ich schon als kleines Kind.

Meine Eltern müssen ein komisches Bild abgegeben haben, wenn sie mit mir unterwegs waren. Sie sind beide hochgewachsen und sehr schlank, extrem gut aussehend und schön gekleidet. Und zwischen diesem Model-Traumpaar dieses pummelige unscheinbare Kind.

»Rosetta kommt eher nach meiner Schwester«, sagt Mama manchmal, wie um mich zu entschuldigen. Ihre Schwester Monika ist eine dicke tolle Frau.

»Sie ist eine schöne Dicke, zum Glück …«, erklärt Mama dann, so als sollte ich ihr nacheifern.

Ich mag meine Tante. Sie ist lieb und warmherzig und ein bisschen verrückt. Sie sammelt Strumpfhosen und Liebhaber.

Bei ihr war ich, als es Mama kurz nach meiner Geburt so schlecht ging. Sie hatte eine Wochenbettdepression. Als mein Vater uns aus der Klinik abholen wollte, stand sie schon unten im Foyer, mit ihrem Koffer, fertig angezogen. Sie hat gleich wieder in Größe 36 gepasst, darauf ist sie noch heute besonders stolz. Mich hatte sie auf dem Zimmer vergessen.

Papa fuhr mit dem Aufzug nach oben zur Entbindungsstation und holte mich. Zum Glück hatten die Stationsschwestern noch nichts bemerkt; es war meinem Vater entsetzlich peinlich.

Zu Hause weinte meine Mutter viel und hatte Schwierigkeiten, sich um mich zu kümmern. Papa nahm deshalb seinen Jahresurlaub und versorgte uns beide. Dann musste er wieder ins Büro, aber Mama ging es immer noch schlecht. Als ich zwei Monate alt war, hat sie mich im Bus vergessen. Sie stieg einfach aus und ließ mich in meinem Kinderwagen stehen.

Als der Busfahrer mich entdeckte, war er schon acht Stationen weitergefahren. Die Polizei holte mich nach drei weiteren Haltestellen ab und brachte mich ins Polizeipräsidium. Im Kinderwagen fand man eine Wickeltasche, auf deren Etikett Papa in seiner Pingelschrift feinsäuberlich unsere Adresse und Telefonnummer eingetragen hatte.

Mein Vater hatte seine sprachlose Frau in der Küche gefunden. Sie weinte in eine Tasse kalten Kaffee. Wo ich geblieben war, konnte sie ihm nicht erklären. Sie sprach einfach nicht. Als die Polizei anrief, war er gerade damit beschäftigt, die Worte aus ihr herauszuschütteln.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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