Wie hast du das gemacht? Vol.3 - Doris Gross - E-Book

Wie hast du das gemacht? Vol.3 E-Book

Doris Gross

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Beschreibung

Wir alle haben Dinge, die auf natürlichem Wege unsere Neugierde auf sich ziehen. Wir alle haben Fragen, die wir gerne fragen. Eine der All-Time-Favorites ist: "WIE HAST DU DAS GEMACHT?" Immer, wenn wir Menschen begegnen, die etwas Bemerkenswertes erreicht haben, möchten wir genau wissen, wie sie es gemacht haben. Wir möchten alle Details erfahren, die genauen Schritte, die sie gegangen sind, wen sie kontaktiert haben und was sie gesagt haben. Wie sie die Menschen davon überzeugt haben, ihre Idee oder ihr Projekt zu unterstützen und wie sie sich mit Ängsten und Kritik auseinandergesetzt haben. In diesem Buch findest du nun 25 authentische "Wie ich es wirklich gemacht habe …"- Geschichten von Frauen, die nicht nur aus den verschiedensten Nischen und Lebensbereichen kommen, sondern die auch bereit dazu sind, von Höhen, Tiefen und persönlichen Perspektiven als erfolgreiche Unternehmerin, Lebenskünstlerin oder Mentorin zu sprechen. Dieses Buch basiert auf persönlichen Erfahrungen der Autorinnen aber auch auf den Sorgen, Ängsten und Fragen, die sich unzählige Frauen auf der Suche nach Selbstverwirklichung täglich stellen. Autoren dieser Ausgabe: Antje Scholz Letizia Schmidt Brigitta Tauch Carmen Sohny Andrea Fischer Verena Fiebler Doris Stein-Dobrinski Susanne Speitel Diana Wehmayer Sandra Wolff Christiane Kron Violetta Krok Siglinde Hahn Iris Platte Yvonne Simon Verna Voges Martina Fellinger Beate Harnisch Uta Nimsgarn Jana Wieduwilt Anja Ring Sylvia Schulz Karola Nagel Claudia-Scheffler Perrone Romina Sabel

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Copyright © 2020, Fempress Media

Herausgeber: Fempress Media UG, Neuenstein

Herstellung und Verlag: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

ISBN (Print) : 978-3-347-01470-1

ISBN (e-Book): 978-3-347-01472-5

www.fempressmedia.com

[email protected]

Alle Rechte vorbehalten,

insbesondere das Recht auf Vervielfältigung

sowie Übersetzung.

Kein Teil dieses Buches darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung der Autoren und der Herausgeberin reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

inhalt

Vorwort

Ich bin die Stürmische Frau

Antje Scholz

Alles beginnt und endet mit Dankbarkeit

Letizia Schmidt

„Folge deinem Herzen und gehe mutig deinen Weg!“

Brigitta Tauch

Lebenshorizonte – Die Meilensteine in meinem Leben

Carmen Sohny

Mit dem Aussteigen kam das Einsteigen in mein Leben

Andrea Fischer

„Geld ist dreckig und gehört nicht an den Küchentisch!“

Verena Fiebler

Wagemut und Intuition sind meine Wegweiser

Doris Stein-Dobrinski

Aufgeben ist keine Option

Susanne Speitel

Abenteuerlust als Wegweiser des Glücks

Diana Wehmayer

Alles ist möglich

Sandra Wolff

Lerne das Leben zu lieben, denn am Ende ist das alles, was bleibt

Christiane Kron

I did it my way

Violetta Krok

Was ich sähe, muss ich auch ernten. Und… Ich sähe mit Gedanken, Worten und Taten

Siglinde Hahn

Musik war und ist die Konstante meines Lebens

Iris Platte

Ich mach´s einfach – Jetzt!

Yvonne Simon

„Verhandlungsgeschick ist eine viel wichtigere Eigenschaft, als Sturheit!“

Verna Voges

Dem Mutigen gehört die Welt

Martina Fellinger

Meine Sucht nach Aufmerksamkeit brannte mich aus

Beate Harnisch

Im Nachhinein ist es immer klarer

Uta Nimsgarn

Wie ich als halbtagspildernde Unternehmerin meine Freiheit fand

Jana Wieduwilt

Eine Fehlentscheidung kostete mich mein Leben und meine Familie

Anja Ring

Never give up!

Sylvia Schulz

Storytelling – Die Superpower basierend auf Lebenserfahrung

Karola Nagel

Leben, lieben und die Sache mit der Leidenschaft

Claudia-Scheffler Perone

„Ich hab´ es einfach gemacht.“

Romina Sabel

Dankeschön

Vorwort

Was ein positives Mindset wirklich bedeutet –und nein, es ist nicht die Ignoranz der Realität.

Im heutigen Zeitalter, wo jeder nur nach dem Höchsten strebt und Erfolg plötzlich eine ganz andere Bedeutung jenseits von materiellen Dingen bekommt, wird es für uns immer wichtiger, sich an Menschen zu orientieren, die uns schon ein paar Schritte voraus sind. Nicht um zu sie kopieren, sondern um uns mentale Stärke anzueignen, die uns dabei hilft, auf dem Weg zum Erfolg und zur Selbstverwirklichung zu bestehen.

Seit über zehn Jahren widme ich mich schon nun dem Storytelling und habe in unzähligen Interviews mit tollen Menschen vieles erfahren dürfen, und was es bedeutet, aus Extremsituationen und Schadensbegrenzung das beste herauszuholen. Es scheint, als wären dies genau die Momente, wenn wir das erste Mal unsere Lebenssituation hinterfragen und intensiver auf das schauen, was uns wirklich im Leben wichtig ist.

Als ich mich Anfang 2018 mit meiner Geschäftspartnerin Christin zusammengesetzt habe, um ein Konzept für unser Magazin Pure & Positive auszuarbeiten, war uns gleich klar, dass wir etwas kreieren wollten, was mehr Positivität in die Welt bringen sollte. Für jemanden wie mich, der aus dem Journalismus kommt und den letzten Job als Redakteurin hingeschmissen hat, weil es irgendwann nur noch um die Produktion von Negativschlagzeilen ging, und einer Wirtschaftsrechtlerin, die sich ebenfalls sehr für Nachhaltigkeit und das Positive im Leben begeistern konnte, war es glasklar, dass die Ausrichtung unseres neuen Projektes zu einer besseren Welt beitragen würde. Doch entgegen unserer Erwartung mussten wir selbst hier noch einiges an Aufklärungsarbeit leisten.

Das Skurrile an der ganzen Sache war, dass wir bei der Verkündung unseres tollen Konzepts, also das wir ein Magazin auf den Markt bringen würden, welches den Fokus ausschließlich auf positive Nachrichten legen würde, trotzdem negative Rückmeldungen bekamen. Das Argument: Wir würden die Augen vor der Realität verschließen und all die negativen Dinge, die in der Welt passieren würden, ausblenden. Positive Nachrichten würden nicht genug hergeben, um mit einem Magazin wirklich erfolgreich zu werden. Wir waren sprachlos. Konnte es wirklich wahr sein, dass man selbst für solche Ambitionen noch eine negative Attitüde abgreifen würde?

Diese Momente hatten mich zum Nachdenken gebracht.

Wenn ich beobachte, was in dem Genre der persönlichen Weiterentwicklung derzeit so passiert, und dass jeder heute eine positive Grundeinstellung predigt und Motivationsquotes auf den Social Media Kanälen wie wild geteilt werden, verwundert es mich umso mehr, wie vielen es doch noch so schwerfällt, diese Prinzipien im Leben zu implementieren.

Doch gehen wir dem ganzen mal auf den Grund.

Warum ist es so wichtig eine positive Lebenseinstellung zu haben?

Ein positives Mindset ist die Basis für ein erfülltes Leben. Wer glücklich ist und sich mit positiven Dingen umgibt, verleiht seinem Leben eine besondere Lebensqualität.

Ein positives Mindset zu haben, ist …

… das Bewusstsein darüber, dass positive und negative Dinge existieren, wir uns aber für den Fokus auf das Positive entscheiden.

Eine positive Einstellung zu haben, heißt nicht, dass wir unsere Augen vor all den negativen Dingen verschließen, sondern dass wir ihnen einfach keinen Zugang zu unseren Emotionen geben. Man kann einfühlsam sein und Empathie zeigen, indem man in Lösungen denkt und sich nicht überwiegend damit beschäftigt, warum das Problem nun so sehr ein Problem darstellt. Wir kontrollieren unsere Gedanken. Und auch wenn es manchmal schwerfällt, nach einem Niederschlag positiv zu bleiben, ist es möglich zu lernen, wie wir damit umgehen. Am Ende des Tages verhilft diese Entscheidung zu weniger Stress und auch zu einem besseren Selbstbild.

… ein lebenslanges Commitment, sich für eine positive Lebenseinstellung zu entscheiden.

Du hast richtig gelesen, ein lebenslanges Commitment! Positiv zu sein ist kein Schalter, den man bei Bedarf einfach umlegt, sondern eine Charaktereigenschaft, die sich durch das ganze Leben zieht. Es erfordert viel Bewusstseinsarbeit und man wird sich auch immer wieder dabei ertappen, dass der kleine Teufel auf der Schulter mal die Überhand nimmt. Das Hirn ist wie ein Muskel, der täglich trainiert werden möchte. Versuche das positive auch in den negativen Dingen zu sehen und sei Dankbar für jeden Schritt, den du als kleinen Erfolg verzeichnen kannst.

… eine Entscheidung, den Moment zu genießen.

Wann hattest du das letzte Mal ein Erlebnis, welches dich im ersten Moment auf Wolke 7 hat schweben lassen und nur wenige Augenblicke später, hast du dir Sorgen darum gemacht, was an Konsequenzen auf dich zukommen könnte? Nehmen wir als Beispiel den Moment, als du deinen Job kündigen wolltest, weil du voller Euphorie an dein neues Leben als Vollzeitreisende gedacht hast. Nur wenige Momente später rüttelt es dich aber aus dem Dornröschenschlaf und dir fallen unzählige Gründe ein, warum dieser Entscheid totaler Schwachsinn wäre. „Wie soll ich dann bitte meinen Lebensunterhalt verdienen?“, „Wie soll ich das nur finanzieren?“, „Dann müsste ich ja meine Freunde und meine Familie zurücklassen!“, „Ich habe Kinder und das kommt alleine deswegen schon nicht infrage“. Oder wie wäre es mit der tollen Businessidee, die dich zum Strahlen bringt, bevor du dir bewusst wirst „Ich habe ja gar keine unternehmerische Erfahrung“, „Ich habe ein finanzielles Desaster und kann mir eine solche Schnapsidee nicht erlauben“ oder „Es gibt schon so viele mit dieser Businessidee, da würde ich ja niemals mithalten können!“.

Jeder, der heute ein Business führt oder seinen Job für einen verrückten Lifestyle aufgegeben hat, stand irgendwann vor genau diesen Fragen. Diejenigen, die diesen Schritt gewagt haben, haben aber in das Experiment LEBEN investiert und sind ihrer Intuition gefolgt. 95 % der negativen Gedanken und Befürchtungen, die wir uns selbst einreden, werden so nie passieren! Entscheide dich also dafür, den Moment zu genießen und finde selbst heraus, wie weit dich ein positives Mindset bringen kann.

Die „Wie hast du das gemacht?“-Buchreihe 2017 in die Welt zu rufen, war einer der schönsten Projekte, die ich in meiner beruflichen Laufbahn verwirklichen konnte – und auch die dankbarste. Hier ging es mir bewusst nicht um die polierten Versionen, sondern ich wollte das wahre Leben sehen, die Hürden und die Glücksmomente; rau und ungefiltert – all das, was uns als Menschen ausmacht. Und die Leser haben es mit vollem Herzen und viel Dankbarkeit angenommen. Ich wollte aufzeigen, dass das Glück des Lebens, ein Entscheid für das Positive ist.

Für den dritten Band habe ich mich nun wieder mit 25 tollen Frauen zusammengesetzt, die dir, liebe Leserin, nun einen unverblümten Eindruck in das geben, was sie zu den Menschen gemacht hat, die sie heute sind. Die Geschichten gehen tief, es wird emotional – und das genau ist das schöne daran.

Diese Geschichten sollen dir nun nicht nur als Inspiration dienen, sondern auch als Anker, der dir zeigt, dass du nicht allein bist, was immer dich in deinem Leben bisher geprägt hat.

Ein positives Mindset zu haben, ist nicht immer einfach, aber definitiv machbar. Wenn du dir dessen bewusst wirst, welche Benefits du dir damit aneignen kannst, wirst du sehen, dass es das Risiko allemal wert ist, aus seinem alten Trott auszusteigen.

In tiefer Verbundenheit,

Doris Gross

Initiatorin von „Wie hast du das gemacht?“

Gründerin von Fempress Media

Alles beginnt und endet mit Dankbarkeit

von Letizia Schmidt

♦ ♦ ♦

Ich bin schon seit jungen Jahren ein absoluter Nerd, wenn es um Spiritualität, positive Energien und persönliche Weiterentwicklung geht. Lange Zeit habe ich so Dinge manifestiert, noch bevor ich überhaupt wusste, was ich dort konkret tue. Über die Jahre habe ich damit so viele Dinge in mein Leben gelassen, die ich mir im ersten Gedankengang so niemals hätte erträumen können.

Die Power des Visualisierens habe ich von meiner Mutter gelernt. Sie war immer sehr darum bemüht, mir mitzugeben, dass ich alles haben und sein kann, was ich möchte, wenn ich meinen Kopf und meine Energien richtig ausrichte. Beigebracht hatte sie mir das, indem wir schon früher, als ich noch klein war, unsere Quality-Time damit verbracht haben, über Dinge meine Träume und Wünsche zu sprechen.

Ich erinnere mich noch daran: Ihre erste Frage war immer: „Was findest du im Moment besonders toll?“ Meistens überlegte ich ein oder zwei Minuten, aber ich konnte immer etwas finden. Es gab Tage, an denen ich das Mittagessen besonders lecker fand, oder meinen neuen Pulli, den ich geschenkt bekommen hatte. An anderen Tagen hatte ich mich darüber gefreut, dass ich eine Zwei in einer Schularbeit nachhause gebracht hatte oder dass ich bei meiner besten Freundin übernachten durfte.

Meiner Mutter ging es darum, dass sie schon früh meinen Muskel für Dankbarkeit und Wertschätzung trainieren wollte. Indem ich Dinge aufzählte, die mich glücklich machten, fokussierte sich auch meine Sicht auf die Dinge, die nicht selbstverständlich waren, wie zum Beispiel ein warmes Essen auf dem Mittagstisch zu haben, tolle Kleidung oder auch die neueste CD meiner Lieblingsband. Meine Mutter war zwar ein Realist, aber ein spiritueller Realist. Sie war auch davon überzeugt, dass Menschen, die positive Dingen taten oder eine positive Energie ausstrahlten, positives auch mehrfach zurückbekamen und leichter durchs Leben gehen konnten. Und ihr war es immer wichtig, dass ich positiv durchs Leben ging.

Wenn ich mir etwas gewünscht hatte, beispielsweise ein Puppenhaus oder ein Fahrrad, waren meine Eltern nie diejenigen, die mir diese Dinge einfach gekauft hatten. Sie zeigten mir stattdessen Möglichkeiten, wie ich mich Schritt für Schritt an sie herantasten konnte. Da gab es beispielsweise eine E-Gitarre, die ich mir mit 11 Jahren gewünscht hatte. Nun hätten meine Eltern sie einfach kaufen können, jedoch wollten sie meine Manifestierungsfähigkeiten auch in der Praxis auf die Probe stellen.

Ich erinnere mich noch daran, wie sich meine Mutter eines Abends mit mir hinsetzte und mir erklärte, wie ich diesen Traum mit dem Manifestieren erfüllen konnte. Sie sagte mir, dass ich zukünftig jeden Tag ein Traumtagebuch schreiben sollte. Jeden Tag sollte ich aufschreiben, was ich sehen, denken und fühlen würde, wenn ich an diese Gitarre dachte.

Zugegeben, zuerst hörte sich das sehr verwirrend für mich an, aber ich folgte ihrem Rat und fing an mein Traumtagebuch zu schreiben. Jeden Abend vor dem Schlafengehen bat sie mich folgende Fragen zu beantworten:

Was fand ich heute besonders toll?

Was wünsche ich mir, dass mein Tag morgen toll wird?

Welchen Traum möchte ich mir erfüllen?

Wie sieht die Gitarre meiner Träume aus?

Welche Lieder spiele ich?

Wer steht oder sitzt vor mir, während ich auf dieser Gitarre spiele?

Wie stelle ich mir meinen Tag vor, wenn ich mir meinen Traum erfüllt habe?

Sie motivierte mich dazu mir eine Vision bis ins kleinste Detail auszumalen. Im ersten Monat danach passierte nichts, ich hielt mich aber weiterhin an meine Aufgabe. Wenn ich meine Mutter danach fragte, ob ich irgendwas falsche mache, sagte sie mir nur, dass ich weitermachen sollte. Alles komme zum richtigen Zeitpunkt.

Ich war mittlerweile in der sechsten Klasse und das Schuljahr sollte in ein paar Tagen losgehen. Ich freute mich sehr darauf. Ich mochte meine Klassenkameraden und auch meine Klassenlehrerin. Was ich am ersten Schultag dann hörte, freute mich noch mehr: In diesem Schuljahr konnten alle Schüler eine Art Förderkurs belegen, die im Rahmen des Nachmittagsunterrichts einmal in der Woche stattfinden würden. Man konnte zwischen Kunstunterricht (Malen), Hauswirtschaft (Kochen), Sport (Mannschaftssport) oder Musik (Instrument lernen) wählen. Ich entschied mich natürlich für den Musikunterricht, da ich dort hoffentlich das Gitarrespielen lernen konnte. Ich hatte zwar schon einige Griffe drauf, aber wenn ich mein Ziel irgendwann erreichen und in einer eigenen Band spielen wollte, musste ich da definitiv fitter werden.

Im ersten Musikunterricht passierte es dann. Meine Mitschüler und ich konnten uns aus einem Sammelsurium an Musikinstrumenten aussuchen, welches Instrument wir lernen wollten. Und dort stand sie: meine E-Gitarre! Sie sah exakt so aus, wie ich sie in meinem Traumtagebuch beschrieben hatte! Und ich konnte direkt auf ihr spielen lernen! Nun gehörte sie zwar nicht mir, aber wenn ich im Nachhinein daran denke, ging es mir ja auch nicht darum, sie zu besitzen, sondern auf ihr zu spielen. Das Universum hatte sich somit wieder von der besten Seite gezeigt.

Als ich nach der Schule meiner Mutter von der E-Gitarre erzählte, war sogar sie kurz baff. Aber nicht über den Umstand, dass ich dort eine E-Gitarre gefunden hatte, die ich quasi auf Zeit mein Eigen nennen konnte, sondern dass sie genauso aussah, wie ich sie vorher beschrieben hatte.

Ich bin immer wieder davon überrascht, was wir Menschen mit unserem Unterbewusstsein steuern können. Speziell Kinder inspirieren mich immer wieder dazu, unbedarft und unvoreingenommen Situationen und Entscheidungen anzugehen. Als Erwachsene machen wir uns viel zu viele Gedanken um die Konsequenzen oder wie der Weg dorthin aussehen würde. Naivität halte ich für einen der elementaren Schlüssel, die uns ein sorgenfreies Leben bescheren können.

Diese und ähnliche Situationen aus meiner Kindheit wiederholen sich auch heute noch. Natürlich gibt es auch immer wieder Momente, wo ich mich frage, was ist in meiner Energie falsch gebündelt worden ist, damit mir nun dieses oder jenes passiert. Auf der anderen Seite aber, sehe ich diese Momente als eine praktische Erfahrung, um auf das Leben reagieren zu können, wenn nicht immer alles nach Plan läuft.

Mittlerweile bin ich 34, gelernte Bauingenieurin und habe hart für meinen Abschluss gearbeitet. Wirklich gemocht habe ich das Studium nicht, habe mich aber dem Willen meines Vaters ergeben und etwas Handfestes gelernt.

Mein Vater wurde ebenfalls von seinem Vater und seinem Onkel dazu gedrillt, Ingenieur zu werden. Ich glaube, hätte er damals die Wahl gehabt, hätte er wohl auch eher den künstlerischen Weg eingeschlagen und versucht als Gitarrist seinen Weg zu gehen. Es war ihm aber zu keiner Zeit gestattet, seinen Fokus auch professionell auf diese Brotkunst zu legen.

Von ihm habe ich auch die Liebe zu diesem Instrument geerbt. Ich erinnere mich gerne daran, wie ich mich als Kind immer zu ihm gesetzt hatte, wenn er mal wieder eine seiner Jam-Sessions gehalten hatte. Ich war ein stets aufgedrehtes Kind, aber wenn er spielte, war ich in der Lage für eine längere Zeit stillzusitzen.

Nachdem ich mein Studium in der Tasche hatte, wollte ich, wie viele andere in meinem Studiengang auch, erstmals raus. Jedoch nicht Richtung Australien, Bali oder Asien, wo viele meiner Freunde hingingen, sondern ich hatte gleich vor mein ganzes Leben umzukrempeln. Ich wusste schon was ich wollte: Ich wollte nach Los Angeles. Das war aber auch alles, was ich an konkreter Planung vorzuweisen hatte. Was ich genau dort machen wollte, wusste ich auch noch nicht so ganz.

Ich entschied mich also erstmals für einen 3-wöchigen Urlaub hinzufliegen und mich hoffentlich von dem American Dream inspirieren und in eine Richtung lenken zu lassen. Ich hoffte, dass diese Berufung, von der jeder sprach, einfach irgendwann auch bei mir aufpoppen würde und ich sofort wüsste, was ich genau mit meiner Zukunft anfangen sollte. Damit ich nicht alleine losziehen musste, schnappte ich mir meine Cousine, welche selbst auch noch nie amerikanischen Boden betreten hatte und offen für ein neues Abenteuer war.

Bevor wir losflogen setze ich mir ein Ziel: Wenn ich wieder zurück nach Deutschland kam, wollte ich einen konkreten Anhaltspunkt haben, um meinen Plan weiterzuverfolgen. Das konnte ein Kontakt sein, eine Businessidee, ein Visum, ein Jobangebot – oder vielleicht die große Liebe … Wer weiß, in der Traumstadt ist ja bekanntlich alles möglich.

Da ich keinen konkreten Plan in der Tasche hatte, setzte ich all mein Vertrauen in das Universum und betete dafür, dass sich irgendwas schon auftun würde. Mein Job war es, meine Intention zu festigen und das Gefühl einzufangen, mit welchem ich meinen California Lifestyle verband, alles andere überließ ich der höheren Gewalt.

Ich kaufte mir ein neues Journal und fing an zu schreiben. Ich schrieb ich alles nieder, wofür ich derzeit dankbar war. Neben meinem Masterabschluss und dem Rückhalt meiner Familie, war ich natürlich extrem Dankbar für die große Freiheit, die mir gegönnt war, um die Welt sehen zu können. Danach schrieb ich nieder, was ich konkret wollte. Da ich nun keinen genauen Plan hatte, wie ich in den Staaten hätte bleiben können, beschrieb ich zunächst das Gefühl, dass mir Los Angeles geben sollte. Ich wollte natürlich ein Visum und alles, aber das Visum selbst, war ja nicht das, was mich glücklich machen würde. Ich wollte auch eine schöne Wohnung, aber was mich wirklich glücklich machen würde, wäre das Gefühl ein Zuhause zu haben; eine Homebase, ein Rückzugsort und ein Platz, der mich auffangen würde. Wenn ich an mein California Feeling dachte, roch ich die Meeresluft, spürte barfuß den Sand unter meinen Füßen und die Wärme der Sonne auf meiner Haut. Ich fühlte die Anspannung meiner Oberschenkel, wenn ich mir vorstellte, in den Canyons wandern zu gehen und ich spürte die Unbeschwertheit, wenn ich mit Freunden in lauen Nächten im Garten bei einem Lagerfeuer saß. All diese Dinge waren noch imaginär, aber sie fühlten sich real an, wenn ich meinen Gedanken freien Lauf ließ. Und um das ging es.

Bis zu meiner Abreise wiederholte ich diese Routine jeden Abend vor dem Schlafengehen. Ich nahm sie bewusst auf den Abend, da ich diese Gefühle in mein Unterbewusstsein somit transportieren konnte und manchmal sogar davon träumte.

Schließlich ging es los, meine Cousine und ich waren startklar und bereit für unser Abenteuer. Wir hatten uns in LA ein AirBnB und einen Mietwagen gemietet. Ich war mir so sicher, dass sich das große Geheimnis, um meinen weiteren Weg an der Westcoast lüften würde.

Die drei Wochen vergingen wie im Flug. Wir unternahmen viel und sahen auch einiges, aber es fügten sich einfach nicht die Puzzleteile. Ich fand einfach keinen Anhaltspunkt, an den ich anknüpfen konnte und der meinem Ziel entsprach. Ich versuchte, so viele Kontakte wie möglich zu knüpfen. Wir gingen auf Networking Events und ich schrieb auch blindlings interessante Leute und Unternehmer an, die ich auf Social Media fand. Für die meisten war das wohl total spooky, aber mir war das in dem Moment egal. Ich war mir sicher, wenn ich in LA etwas erreichen wollte, musste ich über meine Komfortzone hinausgehen.

Ich landete zurück in Deutschland mit eingeknicktem Kopf und null Ideen. Ich wusste einfach nicht, was schiefgelaufen war, aber auch nicht, was ich hätte anders machen können. Diese Reise beschäftigte mich noch einige Wochen. Ich musste aber auch irgendwann mal wissen, was ich nun weiterhin machen wollte. Das Studium hatte ich ja mittlerweile abgeschlossen, also musste etwas Neues her.

Ich entschied mich erstmals in einem regulären Job zu gehen und nahm den nächsten Job an, der sich anbot. Ich fing im Marketing in einem StartUp an, welches die Mission hatte, den Kaffeekonsum nachhaltiger zu machen. Es war kein glorreicher Job was die Bezahlung betraf, aber ich fand das Gebiet unglaublich interessant, liebte Kaffee ohnehin und da ich mich sowieso schon immer auch für das Thema Nachhaltigkeit begeistern konnte, war ich mit an Bord. Ich war mit meinem Master zwar definitiv überqualifiziert, aber in meinen gelernten Beruf wieder zurückzugehen, kam für mich nicht infrage. Ich hatte das Studium ja auch nur wegen meines Vaters gemacht.

Die Monate vergingen, mein Leben ging weiter und LA war schon gar nicht mehr präsent. Bis mein Chef uns die Aufgabe gab, Marketingmaterialien zu erstellen, für die CoffeeCon, einem Coffee-Festival … In Los Angeles! Als ich Los Angeles hörte, gingen meine Alarmglocken gleich an. Wer sich mit dem Manifestieren schon einmal vertraut gemacht hat, der weiß, dass man immer und überall damit rechnen muss, dass das Universum die kreativsten Wege einschlägt. Sollte das nun meiner sein?

Im Meeting, als alle Details bekanntgegeben wurden, wurde mehr und mehr klar, dass sich unsere Geschäftsführung nicht nur für das Festival interessierte, sondern auch darauf, vor Ort Investoren zu finden, um die Fühler in Sachen Expandierung in die USA vorzubereiten. Ein Team von drei Leuten sollte neben der Geschäftsführung mit nach Los Angeles gehen. Jemand aus dem Marketing für die Pressearbeit, jemand aus dem Vertrieb für Sales und ein Produktspezialist, der sich mit unserem Portfolio und dessen Gegebenheiten perfekt auskannte. Auch wenn ich nicht genau wusste, was dort auf mich zukommen würde, ich musste sichergehen, dass ich eine von den dreien war, die im Flugzeug saßen.

Als das Meeting vorbei war, hing ich mich gleich an den Zipfel meines Chefs und ließ ihn wissen, dass ich wirklich gerne mitgehen würde und ich mir solch eine Herausforderung auf jedenfall zutrauen würde. Zunächst schaute er mich überrascht an. Er hatte wohl nicht damit gerechnet, dass sich jemand gleich an ihn ranschmeissen würde für diesen Trip, aber er sagte immerhin „Ich halte das mal auf dem Schirm“. Es war kein Ja, aber auch kein Nein. Das sollte mir für den Moment genügen.

Ich ging also zurück ans Drawingboard. Mein Journal, das ich damals für den Trip nach LA benutzt hatte, erblickte wieder das Tageslicht und ich schrieb wieder drauf los. Der Unterschied diesmal: Ich blieb zwar immer noch mit dem Fokus auf der Gefühlsebene, aber es fiel mir nun einfacher, spezifischer in meinen Visionen zu werden. Da war nun dieses StartUp, dieses Coffee-Festival und die Expandierungswünsche der Firma – alles wesentliche Puzzleteile, die meiner Vision nach und nach mehr Form verpassten. In Verbindung damit stand ich und meine Vorstellung mit dem California Lifestyle. Sie ergaben nun eine Einheit und meine Vision erhielt jetzt auch eine konkrete Basis. Ich wollte diejenige sein, die der Firma bei der Expandierung half und gleichzeitig meinen Wunsch von Los Angeles erfüllen.

Eine Woche später zitierte mich mein Chef in sein Büro und sagte mir: „Du fliegst mit dem Team nach LA und bist vor Ort die Verantwortliche für das Marketing und die Pressearbeit.“ Ich war völlig von den Socken! Er sagte mir noch: „Du warst die einzige aus dem Marketing, die sich dafür freiwillig gemeldet hat, also können dir deine Kollegen eigentlich einen ausgeben, denn ansonsten hätten wir jemanden dazu verpflichtet zu gehen.“

Die nächsten drei Wochen konzentrierte ich mich wie wild auf die Produktion von Katalogen, Flyern, Pressemappen und der Ausstattung für den Stand auf dem Festival. Ich hatte alle Hände voll zu tun und musste letztendlich auch sichergehen, dass all das auch in die USA mitgenommen wurde. Ich fühlte mich gebraucht und ich liebte es, diese Verantwortung zu tragen. Aus meiner ursprünglichen Notlösung wurde sogar mein Masterplan. Das Universum spielt manchmal schon verrückt.

Das Festival verlief super und unsere Kunden waren zufrieden. Unser Portfolio kam gut an und auch die lokale StartUp Szene wurde auf uns aufmerksam. Was die Investoren betraf, hatten wir ebenfalls Glück und konnten uns ein Funding sichern, welches uns den Start in den USA mit allen Legalitäten und Visumsgeschichten ermöglichen sollte. Für mich zahlte sich das alles ebenfalls aus, denn ich war als eine derjenigen auserkoren, die die Niederlassung in LA aufbauen durfte. Ich hatte bei meinem Job überzeugt und meinem Chef gezeigt, wozu ich in der Lage war.

Das alles ist nun zwei Jahre her und ich lebe nach wie vor in Los Angeles. Meine Vision hat sich in Teilen erfüllt und viele Dinge sind aber auch anders gekommen, als ich sie mir ausgemalt hatte. Ich kann aber sagen, ich habe mein Glück gefunden.

Ich möchte auch an dieser Stelle den Kreis schließen mit etwas, das mir meine Mutter schon in jungen Jahren mitgegeben hat und mich immer wieder vorangebracht hat – Dankbarkeit. Ich bin so dankbar dafür, dass mit all diese Chancen gegeben wurden und in erster Linie, dass mir meine Mutter dieses sehr starke Tool auf meinen Weg gelehrt hatte. Es gibt nichts powervolleres, als mit sich und seinem Umfeld im Reinen zu sein. Nichts für selbstverständlich und auch nichts persönlich zu nehmen. Alles, was wir erleben, hat seine eigene Timeline und manchmal müssen wir lernen, auf diese zu warten, anstatt alles gleich sofort haben zu wollen.

Letizia Schmidt im Kurzportrait:

Letizia Schmidt ist heute Marketing Director und lebt mit ihrem Partner und ihrer Tochter in Los Angeles. Schon in jungen Jahren hat sie die Kraft der Spiritualität für sich gelernt und gibt heute ihrer Tochter das weiter, was sie von ihrer Mutter gelernt hat. Privat setzt sie sich für Nachhaltigkeit ein und unterstützt von Herzen einige Initiativen, die sich für saubere Weltmeere einsetzen.

 

„Es gibt nichts powervolleres, als mit sich und seinem Umfeld im Reinen zu sein.“

- Letizia Schmidt

#WIEHASTDUDASGEMACHT

„Folge deinem Herzen und gehe mutig deinen Weg!“

von Brigitta Tauch

♦ ♦ ♦

„WOW! Deine Familie, dein super-erfolgreiches Business, deine Beziehung, dein Strahlen und Leuchten – du lebst wirklich das Leben deiner Träume. Du hast so ein Glück!“

Glück? Hm. Lasst mich ein wenig ausholen, denn was heute so wunderschön, leicht und erfüllt ist, das war bei Weitem nicht immer so.

Schon früh habe ich gelernt, dass ich mehr Anerkennung bekam, umso mehr ich leistete. Und ich liebte Anerkennung, also leistete ich besonders viel. Dadurch habe ich auch schon immer viele männliche Qualitäten gelebt: Ich machte mir viel Druck, war immer leistungsorientiert, hatte oft sehr großen Stress, immer zu wenig Zeit und fühlte mich nie wirklich angekommen, glücklich und zufrieden. Weder in mir selbst noch in meinem Leben.

Rückblickend betrachtet würde ich sagen, ich habe versucht zu sein wie ein Mann: gleiches zu leisten, gleich stark zu sein, gleich kämpfen zu können. Ich habe mich auch gerne mit Männern „duelliert“, um zu zeigen, was ich draufhabe.

Hingabe, weich sein und empfangen kannte ich nicht. Ich machte mich da eher lustig darüber, weil ich ja „stark“ war. Ich brauchte all das „Weiche“ nicht. Es ging sogar so weit, dass es mich total genervt hatte, wenn es sich jemand so richtig leicht gemacht oder seine weiche Seite gelebt hatte. Menschen, die quasi im Empfangsmodus waren und die eigene Freude und Leichtigkeit gelebt hatten. Denn so ging das ja nicht. Ich hatte gelernt, dass man für seine Ziele hart arbeiten und dass es mühsam und anstrengend sein musste, wenn man etwas erreichen wollte. Weiblichkeit war hingegen für mich früher immer mit Schwäche assoziiert. Ich wollte stark sein. Koste es, was es wolle.

Durch meinen Ehrgeiz und meine Zielstrebigkeit hatte ich schon sehr früh sehr viel Verantwortung im Job – schon mit 19 habe ich ein Team mit zehn MitarbeiterInnen geleitet und gleich nach meinem Studium übernahm ich mit 25 Jahren die Geschäftsführung in diesem Unternehmen, einer Eventagentur mit Schwerpunkt auf Veranstaltungen für Kinder, Jugendliche und Familien.

Das Positive an all dem war definitiv, dass ich unglaublich oft meine Komfortzone verlassen und schon früh vieles erreicht habe. Ich bin mutig meinen Weg gegangen und habe immer wieder Dinge erreicht und erlebt, die „eigentlich nicht möglich“ waren.

Doch brannte ich im Laufe der Jahre aus. Mein Leben war absolut nicht im Einklang mit meinem Herzen und meiner Seele. Es war mehr ein Kampf. Ein Kampf um mehr Geld, mehr Liebe, mehr Anerkennung usw. Das war unglaublich anstrengend und kostete mich viel Kraft und Energie, auch wenn ich eine gute Kämpferin war und einen langen Atem hatte.

Mein Herz und meine Seele waren aber noch nicht angekommen und sehnten sich nach etwas Anderem. Was das sein konnte, war mir damals noch nicht klar. Ich spürte nur, mein Job, von dem ich anfangs glaubte, dass er alles für mich bedeuten würde, machte mir mit jedem Monat weniger Freude. Es war mir einfach egal, ob am Wochenende irgendwo eine Hüpfburg aufgebaut werden sollte, oder ob wir ein großes Familienfest für eine Gemeinde organisierten. Ich empfand alles, was ich tat, als sinnfrei.

Mein Umfeld war davon überzeugt, dass ich mit dieser Tätigkeit und der Geschäftsführungsposition den absoluten Jackpot geknackt hatte. Ich war schon immer im Kindereventbereich tätig und es war immer mein absoluter Traum, hier eine Führungsrolle zu übernehmen. Außerdem freie Zeiteinteilung, total viel Gestaltungsspielraum, ein geniales Team, usw. Ich hatte aber das Gefühl, ich konnte mich mit meinem Umfeld nicht über meine Zweifel, meine Emotionen und meinem riesigen Wunsch nach Veränderung unterhalten, weil „ich ja so einen tollen Job hatte“.

Ich veränderte vorerst nichts an meiner Situation; wurde jedoch immer noch unzufriedener. Alles, wirklich alles, begann mühsam und anstrengend zu werden. Ich war permanent genervt, wenn das Telefon läutete, wenn ein/e MitarbeiterIn eine Frage hatte oder wenn eine Aufsichtsratssitzung vor der Türe stand. Meine Pausen nutzte ich dazu, um mit Anderen darüber zu meckern, wie schlimm alles war, wie fürchterlich die Eigentümervertretung und Aufsichtsräte waren, wie schwierig die KundInnengewinnung, wie unzuverlässig das Team usw. Ich schaffte es überhaupt nicht, meine PS, mein Potenzial auf die Straße zu bringen und meine Fähigkeiten wirklich zu leben. Es war immer mehr ein Abarbeiten von Notwendigem.

Das für mich Schlimmste: Ich wollte etwas Bemerkenswertes für die Gesellschaft erreichen und spürte, dass ich zu Größerem berufen bin. Ich spürte dieses grenzenlose Potenzial in mir und dass da so viel mehr in mir drinsteckte; wusste aber nicht, wie ich es ausleben sollte. Ich hatte absolut keine Ahnung.

Langsam aber sicher übertrug sich dieses Gefühl auch auf mein Privatleben. Ich wurde immer energieloser und schaffte es nicht mehr, etwas für mich zu tun. Ich musste mich zu allem aufraffen. Bestimmt ein halbes Jahr lang unternahm ich privat nichts mehr. NICHTS! Das verschlimmerte die Situation nur noch mehr, da ich nun mehr das Gefühl hatte, ausschließlich für die Arbeit zu leben und die nervte mich ja unendlich. Ich kam abends nach Hause und war so müde, dass ich zu nichts mehr in der Lage war.

Ich kann mich noch gut an ein Gespräch mit meiner Mama erinnern, zu der ich sagte: “Ich sehe überhaupt keinen Sinn mehr in meinem Leben. Was soll das alles? Was mache ich hier? Warum bin ich überhaupt hier?” Mir liefen die Tränen in Bächen über die Wangen. Ich hätte eigentlich genauso gut auch gehen können, weil es ohnehin keinen Unterschied machte, ob ich auf dieser Erde war oder nicht. Auch heute bekomme ich noch Gänsehaut, wenn ich an diese Situation zurückdenke.

Ich fragte mich immer und immer wieder, was denn der Sinn meines Lebens sei und fand dann meine Antwort: Mein Sinn war es, Mutter zu werden. Irgendwie war mir das schon immer klar Ich wünschte mir Kinder seit ich 14 oder 15 Jahre alt war und träumte davon, mindestens fünf Kinder in ihr Leben begleiten zu dürfen.

Gemeinsam mit meinem damaligen Freund und heute Ehemann, Michael, beschloss ich, ein Kind in unser Leben einzuladen und nicht mehr zu verhüten. Wir beide waren uns hundertprozentig sicher, dass wir im ersten Zyklus schwanger werden würden. Warum auch nicht? Wir wünschten uns ein Kind und waren beide gesund. Ich kannte es aus meiner Familie auch gar nicht anders, wurde sogar eher immer gewarnt von meiner frühen Jugend an: „Pass bloß auf, bei mir hat es schon ausgereicht, die falsche Zahnbürste zu verwenden und ich war schwanger.“ Auch andere Familienmitglieder wurden sehr schnell, teilweise auch ungeplant schwanger. Die Vorstellung, dass es nicht gleich klappen könnte, gab es schlichtweg nicht.

Dadurch schlitterte ich in eine noch größere Krise, wahrscheinlich die größte Krise meines Lebens: Ich wünschte mir von ganzem Herzen ein Baby, doch die Monate und Jahre vergingen und ich wurde nicht schwanger. Ich kann schwer in Worte fassen, was das für eine Belastung für mich war; eine emotionale Hölle. Jeder einzelne Zyklus war eine Achterbahn der Gefühle. Jede Periode war ein Horror für mich. Nicht nur, weil das ersehnte Kind nicht kam, sondern auch, da ich wusste, dass sich dadurch mein beruflicher Ausstieg noch weiter verzögerte. Es wäre einfach perfekt gewesen: Ich würde schwanger werden und mein Job hätte somit ein Ablaufdatum. In meiner Elternzeit könnte ich mir dann überlegen, wie es weiter gehen sollte, bzw. mir meine Selbstständigkeit aufbauen. So war mein Plan. Die Schwangerschaft sollte die Lösung meines beruflichen Problems sein. Es war so einfach. So klar. So durchdacht. Nur, dass ich eben nicht schwanger wurde.

Nach einiger Zeit fand ich für mich eine Erklärung: Der Job war schuld. Weil ich so viel arbeitete, so viel Verantwortung trug und einfach nicht glücklich war, konnte ich nicht schwanger werden. Ich brauchte nur eine Auszeit, dann würde es klappen.

Vier Monate Bildungskarenz konnte ich mir in einem harten, firmeninternen Kampf heraushandeln, mit dem Ziel, in dieser Zeit schwanger zu werden. Ich ging für sieben Wochen nach Spanien, um Abstand zu gewinnen, spanisch zu lernen und das Leben zu genießen. Eine absolut geniale Erfahrung, die ich nicht missen möchte, doch schwanger wurde ich auch in meiner Auszeit nicht.

Kein Baby in Sicht und unglücklich im Job, eine extrem ungünstige Konstellation für mich. Auch mein Körper schrie immer wieder sehr laut um Hilfe. Es zwickte und zwackte an allen Ecken und Enden: Hautkrankheiten, die mich viele Jahre lang begleiteten; tägliche Kopfschmerzen, die ich mit viel Kaffee und Süßigkeiten etwas hinauszögern konnte, um in meinem Job irgendwie zu bestehen; starke Müdigkeit, extreme Stimmungsschwankungen, unerklärbare Knie- und Rückenschmerzen usw.

Ich kann mich noch gut erinnern: Eines Tages hatte ich wichtige berufliche Termine in Wien, fuhr morgens mit dem Auto in Graz los und nach nicht einmal 20 Minuten Fahrtzeit wurde meine linke Seite taub. Ich spürte meinen Arm nicht mehr. Ich blieb auf einer Raststation stehen, brach in Tränen aus und mir wurde klar, dass es so nicht mehr weiter gehen konnte. Das war der Moment, als ich mich dazu entschied, mein Leben zu verändern. Ich wusste nicht wie, ich wusste nur, dass dies der richtige Zeitpunkt war.

Wenn es in mir still wurde, hörte ich eine leise Stimme, die mir zuflüsterte, dass es doch auch anders gehen könnte. Dass es noch so viel mehr zu entdecken und zu erleben gibt. Dass das Leben nicht nur Traurigkeit und Frust sein konnte. Zum ersten Mal entschied ich mich für ein Coaching. Ich brauchte dringend Hilfe, da ich nicht wusste, wie ich aus meiner Situation alleine wieder herauskommen sollte.

Es war einfach genial. Mein Coach unterstützte mich dabei, wieder Licht am Ende des Tunnels zu sehen und half mir, Dinge aus einer ganz anderen Perspektive zu betrachten. Ich lernte diesmal mit dem Bauch und mit dem Herzen, anstatt mit dem Kopf, wie ich es bisher immer getan hatte.

Nach einigen Monaten Begleitung und den genialen Durchbrüchen, die ich da erleben durfte, entschloss ich mich dazu, auch eine Ausbildung als Coach zu machen. Ich erlebte, dass Coaching wundervoll funktionierte, und erkannte, wie positiv sich diese Begleitung auf mich und mein Leben auswirkte. Gleichzeitig sah ich auch eine Chance für mich und meine berufliche Zukunft.

So vieles hatte sich in meinem Leben verändert. Was blieb, war die berufliche Unzufriedenheit und dieser Wunsch, mich selbstständig zu machen und mein Leben selbst zu gestalten. Meine Zweifel und Glaubenssätze schränkten mich sehr ein und hinderten mich daran, diesen Schritt zu gehen. „Kann ich das wirklich?“, „Was, wenn es nicht klappt, dann hänge ich meinen „tollen Job“ an den Nagel und habe dann schlimmstenfalls gar nichts!“, „So einen Job finde ich nie wieder“, „Sollte ich nicht einfach zufrieden sein, mit dem was ich habe?“, „Bin ich wirklich gut genug?“ etc.

Mein Körper schrie weiterhin um Hilfe, bis ich beschloss, dass es so nicht weitergehen konnte und ich kündigte. Ohne konkreten Plan, nur mit einer vagen Idee und natürlich dem vorrangigen Ziel endlich schwanger zu werden.

Mein Körper zeigte mir ab diesem Zeitpunkt sehr klar, was sich da alles aufgestaut hatte und ich brauchte einige Monate, um mich wieder ganz zu regenerieren. So vieles kam an die Oberfläche. Emotional und körperlich war das eine intensive Zeit und es durfte Einiges in meinem Leben heilen, bevor ich bereit war, mein Unternehmen zu gründen.

Ich begab mich damals auf die wohl wichtigste Reise meines Lebens:

Auf die Reise zu mir selbst.

Ich besuchte unzählige Seminare, Retreats, Ausbildungen, ließ mich coachen und begleiten und las viele Bücher. Ich investierte über die Jahre ein kleines Vermögen in mich selbst.

Alleine hätte ich es wohl nicht geschafft, doch mit all dieser Unterstützung kam ich immer mehr bei mir selbst an. Ich heilte so vieles aus meiner Vergangenheit, arbeitete intensiv Themen aus meiner Ursprungsfamilie auf und wurde mir meiner Emotionen, Glaubenssätze und blockierenden Gedankenmuster immer mehr bewusst. Vor allem der nach wie vor unerfüllte Kinderwunsch machte mich immer wieder darauf aufmerksam, wo noch ungelöste Themen waren, wo noch Schmerz feststeckte und was meine nächsten Schritte auf dem Weg der persönlichen Weiterentwicklung sein könnten.

In dieser Zeit begann ich auch konkret darüber nachzudenken, womit ich mich selbstständig machen könnte. Ich nutzte diese Lebensphase intensiv dazu, herauszufinden, welchen Themen ich mich beruflich widmen möchte und wie ich mir mein eigenes Unternehmen aufbauen konnte. Ich war mittlerweile am Ende meiner Coaching-Ausbildung und hatte auch eine weitere Ausbildung in „Ernährungsberatung nach der traditionellen chinesischen Medizin“ abgeschlossen. Es wurde immer klarer: Ich wollte als Coach/Beraterin im Bereich Kinderwunsch/ Schwangerschaft selbstständig werden. Aufgrund meiner Coaching-Ausbildung und der vielen begleitenden Coachings, konnte ich so viel besser mit meinem eigenen Kinderwunsch umgehen. Es war zwar trotzdem immer wieder sehr schmerzhaft für mich, jedoch weiß ich, dass es ohne Begleitung sehr viel schlimmer gewesen wäre. Dies wollte ich von Herzen gerne an Frauen und Paare, die auch in dieser Situation sind, weitergeben.

Nach einem halben Jahr im Unternehmensgründungsprogramm war es dann so weit: Am 1. Februar 2013 meldete ich mein Unternehmen „Lebenswunder“ an.

Was für eine Freude!

Naiv dachte ich mir, dass Kundinnen kommen werden, wenn ich gegründet habe und ich stellte es mir auch viel leichter vor, als Coach selbstständig zu sein. Zahlreiche Weiterbildungen folgten, auch aus dem Gefühl heraus, noch nicht gut genug zu sein. Nebenbei hielt ich mich mit vielen Jobs finanziell über Wasser.

Heute weiß ich, dass mich in dieser Zeit mehrere Dinge zurückgehalten hatten: Eines davon war, dass ich vorrangig schwanger werden und mir eigentlich kein Unternehmen aufbauen wollte. Ich hatte so viel Energie in Absicherungsjobs gesteckt, dass es aus heutiger Sicht für mich nicht weiter verwunderlich ist, dass es so lange dauerte, bis ich von meiner Selbstständigkeit tatsächlich leben konnte. Dort waren so viele Glaubenssätze und hinderliche Gedanken und mich selbst “kleinhalten”. „Selbstständig zu sein bedeutet „selbst“ und „ständig“ zu sein“, „Es ist unglaublich schwierig, als Coach überleben zu können!“, „Das Thema „unerfüllter Kinderwunsch“ steckt in den Kinderschuhen, das bietet niemand an und niemand interessiert sich dafür“, „Mein Einzugsgebiet ist viel zu klein.“ usw. Darüber hinaus konnte ich mir auch überhaupt nicht vorstellen, mehr als 1000 oder maximal 2000 Euro als Selbstständige zu verdienen. Ich hatte mir innerhalb von kürzester Zeit ein ähnliches Hamsterrad in meiner Selbstständigkeit kreiert, wie ich es schon aus meinem Angestelltenjob kannte.

Es kam wieder einmal der Punkt für eine mutige, klare Entscheidung: Ich trennte mich von vielem, was mir nicht entsprach. Ich beendete Absicherungsjobs, die ich (fast) ausschließlich wegen des Geldes machte und ich wurde mir viel klarer darüber, was ich wirklich machen wollte.

Mein Umfeld hielt mich einmal mehr für wahnsinnig. Alles das aufzuhören, was mir Geld einspielte, für einen Geschäftszweig (Kinderwunsch und Schwangerschaft), der nur sehr wenige Umsätze brachte und den viele als „Träumerei“ abgetan hatten. Davon könnte man sicher nicht leben. Außerdem war ich ja selbst nicht schwanger, wie konnte ich also gerade diese beiden Themen wählen?