Wie tief ist ein Grab? Alles über Sterben, Tod und Abschiednehmen - Frank Hartmann - E-Book

Wie tief ist ein Grab? Alles über Sterben, Tod und Abschiednehmen E-Book

Frank Hartmann

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Beschreibung

Sterben gehört zum Leben jedes Menschen. Und wo jemand stirbt, hält auch die Trauer Einzug. Und bei Kindern (aber sicher nicht nur bei ihnen) auch viele Fragen: Was passiert beim Sterben? Was danach? Dürfen Tote Schuhe tragen? Und kann man Trauer feiern? Darf man Särge bunt bemalen?  Wie kommt ein Toter in die Urne? Wie kann man mit Trauer umgehen? Wo findet man im konkreten Fall Hilfe und Unterstützung?  Alles, was Kinder im Grundschulalter und darüber hinaus zu Leben und Tod, Sterben und Trauer, dem "Wie" und "Was dann" fragen und wissen wollen, wird in diesem Band aus der Reihe "Die großen Fragen des Lebens" ohne Tabu, ohne Beschönigungen, aber auch ohne Angstmacherei sachlich, neutral und fachkundig erklärt.

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Seitenzahl: 104

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© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2024

Alle Rechte vorbehalten

www.herder.de

Gesamtgestaltung: wunderlichundweigand, Schwäbisch Hall

Konvertierung: Newgen Publishing Europe

Gedruckt auf umweltfreundlichem,

chlorfrei gebleichtem Papier

ISBN E-Book (epub): 978-3-451-83297-0

ISBN 978-3-451-71613-3

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Innentitel

Inhaltsverzeichnis

Über das Buch

Impressum

Inhalt

LIEBE NEUGIERIGE!

LEBEN

Alles ist geschenkt

Alle sind einmalig

Zeit – alles eine Frage der Sichtweise

Alles ist gezählt

Alles fließt

TOD

Der Tod macht eine Welle

Das große Tabu

Der Tod hat viele Gesichter …

… und sehr alte Namen

Mit dem Tod leben

STERBEN

Wie vom Sterben sprechen?

Zeit für einen Rückblick

Können wir von Sterbenden lernen?

Was passiert beim Sterben?

· Der psychologische Sterbeprozess

· Der körperliche Sterbeprozess

Die letzten Stunden

Orte des Sterbens

Sterbende begleiten – wie schafft man das?

ABSCHIED

Was passiert mit der Leiche?

Die Nachricht weitergeben

Bestattungsarten

Bestattungsorte

Abschieds- oder Trauerfeier

Die Bestattung

Das Weiterleben-Fest (der „Leichenschmaus“)

TRAUER UND ANDERE GEFÜHLE

Authentisch sein

Gelebte Trauer ist der beste Schutz

Gegenüber-Gefühle

Wie lange dauert Trauer?

Die Sache mit der Schuld

Gefühle in Worte fassen

DIE GROSSE FRAGE: KOMMT DA NOCH WAS?

Was wir sehen und wissen

Was wir hoffen und glauben

· Christentum

· Judentum

· Islam

· Ähnlichkeiten und Unterschiede

· Hinduismus

· Buddhismus

TOD UND BESTATTUNG IN ANDEREN LÄNDERN

DIE RECHTE TRAUERNDER KINDER

GESPRÄCHSBEDARF

INFORMATION, UNTERSTÜTZUNG UND BEGLEITUNG

NACHSCHLAG - SCHLAG NACH

Die wichtigsten Begriffe kurz erklärt

Über den Autor

Über das Buch

LIEBE NEUGIERIGE!

Wir wissen nie, wann, wo, wie wir dem Tod begegnen – dass wir ihm eines Tages begegnen, ist allerdings sicher. Das ist ein guter Grund, sich mitten im Leben mit Sterben, Tod und Trauer zu beschäftigen. Schön, dass du das tun möchtest!

Der Tod gehört zum Leben, weil wir ihn meistens überleben. Den Tod der anderen zumindest – unseren eigenen natürlich nicht. Auch der kommt. Irgendwann. Irgendwie. Den Tod zu verdrängen bedeutet nicht, ihn zu verhindern. Sterben gehört zum Leben jedes Menschen. Und wo jemand stirbt, hält auch die Trauer Einzug.

Vielleicht hast du schon mal an einer Brandschutzübung teilgenommen. Brände sind lebensgefährlich und machen Angst! Damit bei einem Brand möglichst niemand zu Schaden kommt, müssen alle vorher regelmäßig üben, was zu tun ist, wenn es brennt! Es wäre dumm, sich aus Angst vor einem Feuer so zu verhalten, als könnte eine Schule nicht brennen. Es wäre falsch, Brandschutzübungen zu unterlassen, um Kinder nicht zu beunruhigen. Es ist gut zu wissen, was zu tun ist, falls es mal brennt. Damit alle wissen, worauf es ankommt. Ohne Vorbereitung wüsste im Notfall vielleicht keiner die Rufnummer der Feuerwehr. Es gäbe keinen Fluchtplan. Alle täten in heller Aufregung das, was ihnen im Augenblick sinnvoll erscheint. So würden einige in der Klasse auf Rettung warten und laut um Hilfe rufen. Andere würden in den Keller fliehen, weil es dort noch nicht brennt. Wieder andere liefen auf den Schulhof oder die Straße, und im Durcheinander würde niemand bemerken, ob vielleicht jemand fehlt. Damit so ein Chaos nicht Wirklichkeit wird, gibt es gemeinsame Brandschutzübungen. Immer wieder übt man zusammen ein, wie man sich im Ernstfall verhalten soll – obwohl es erfreulich selten brennt.

Viel wahrscheinlicher ist es für uns alle, dem Tod zu begegnen. Was „üben“ wir eigentlich dazu? Wer beantwortet unsere Fragen? Woher wissen wir, was wir in diesem Notfall tun können? Es ist sinnvoll, sich mit Sterben, Tod und Trauer zu beschäftigen, bevor jemand stirbt.

Trotz Brandschutzübungen ist natürlich ein echtes Feuer immer noch gefährlich und macht Angst. Es gibt auch keine Garantie, dass alle immer alles richtig machen. So ist es auch mit dem Tod. Niemand wird ihm cool und sicher begegnen, immer alles „richtig“ machen. Egal wie viel man vorher gelesen, nachgedacht und besprochen hat, der Ernstfall ist immer Ausnahmezustand! Aber wir sind besser vorbereitet, wenn wir uns wichtige Fragen nicht zum ersten Mal stellen. Und vielleicht finden wir sogar ein paar Antworten, die uns helfen, mit Tod und Trauer umzugehen. Auf jeden Fall verstehen wir besser, was gerade geschieht, und haben mehr Zeit für das Wesentliche.

Dieses Buch handelt von Sterben, Tod und Trauer. Alle Fragen kann es dir nicht beantworten. Es ersetzt auch nicht die Gespräche mit deinen Eltern, Großeltern, Freundinnen und Freunden. Sprich mit Menschen über das, was dich bewegt. Besuch einen Friedhof, einen Bestatter oder eine Bestatterin. Frag Menschen, die dem Tod schon begegnet sind, und Trauernde, was sie tröstet. Lass den Tod in dein Leben. Er ist sowieso längst da und viel zu wichtig, um unbeachtet zu bleiben.

Frank Hartmann

LEBEN

Das Leben kommt immer zuerst! Dieses sagenhafte Wunder, das durch die Liebe unserer Eltern entstanden ist, bleibt das Wichtigste. Ein kostbares, zerbrechliches Geschenk, das wir auf Zeit bekommen. Was macht es lebenswert für dich? Wie wünschst du es dir? Je häufiger du darüber nachdenkst, desto mehr wird es dein schönes Leben!

Im Laufe eines Lebens erlebt der Mensch sehr viel. Schönes und Schlimmes. Fröhliches und Trauriges. Angenehmes und Schmerzhaftes. Nicht immer entscheiden wir, was wir erleben. Meistens können wir uns jedoch für verschiedene Wege entscheiden, um damit umzugehen. Wenn dein bester Freund/deine beste Freundin in eine andere Stadt zieht – willst du dann nie-nie-nie wieder eine solche „beste“ Freundschaft, weil Abschied wehtut? Oder suchst du nach einer neuen besten Freundin/einem neuen besten Freund?

Das Leben verändert sich ständig. Es ist wie mit den Jahreszeiten – im Frühling sind wir frisch und zart wie junge Pflänzchen, im Sommer blühen und im Herbst welken wir, im Winter sind wir alt und wissen, dass wir keinen neuen Frühling erleben werden. Das Leben ist wie ein Urlaub voller Erlebnisse – Ausflüge, Badespaß, Begegnungen und – aua! – auch der Sturz mit dem Fahrrad. Das Leben ist wie ein Fest: Du wirst eingeladen und bleibst eine Zeit lang zum Spielen, Toben, Kuchenschlemmen, Liedersingen, Quatschmachen, Streiten und Vertragen, zum Erzählen und Zuhören. Abends werden alle wieder abgeholt, du bist total müde, aber voller schöner Erlebnisse.

Genauso müssen wir eines Tages vom Leben Abschied nehmen. Alle Lebewesen sind nur Gast auf dieser Welt. Auf alle Menschen, reiche, arme, berühmte, unbekannte, mächtige, schwache, gute und böse, wartet am Ende der Tod. Er macht das Wunder des Lebens nicht kleiner, er begrenzt es nur. Vielleicht ist unser Leben sogar deshalb besonders kostbar, weil alles auf dieser Welt vergänglich ist. Was meinst du?

Freundschaft und Liebe, Spielen und Lernen, Hobbys und Sport – was macht dein Leben wertvoll? Welche Menschen, welche Dinge, welche Erlebnisse machen dein Leben lebenswert, machen dich dankbar und glücklich? Schreib es auf!

Alles ist geschenkt

Wir haben nichts dafür leisten müssen, um auf die Welt zu kommen. Alles, wirklich alles ist geschenkt. Gleichzeitig konnten wir uns nichts aussuchen. Niemand hat dich vor dem Start ins Leben gefragt, ob du als Ritter im Mittelalter oder als berühmte Forscherin in der Zukunft geboren wirst. Auf welchem Kontinent, in welches Land, in welche Sprache und Kultur du hineingeboren wirst, ob du in einer hellen oder dunklen Haut über die Erde gehst, in einer reichen oder armen Familie aufwächst, wie schön oder schlau du bist, welche Begabungen du hast – nichts davon ist dein Verdienst! Komisch, dass manche Menschen trotzdem so tun, als hätten sie sich das alles „erarbeitet“. Alle Beschenkten dieser Welt haben dasselbe Recht auf ein gutes, sicheres, friedliches Leben in Würde, Freiheit und Liebe, mit Essen und Trinken, Schutz und Bildung. Alle Menschen haben Wünsche, Träume, Ängste. Alle tragen Verantwortung für sich und andere Menschen, für die Welt, die Gegenwart und die Zukunft.

Ein Geschenk ist nie gerecht, sondern: ein Geschenk. Es kann sogar enttäuschen. Die Form unserer Nase, die Farbe unserer Haare und Augen, unsere Körpergröße, die Stimme, unser Geschlecht oder unsere Talente sind ebenfalls nicht unser Verdienst – doch auch nicht unser Fehler! Jede und jeder hat etwas, das man an sich nicht gut findet. Manches können wir verändern. Mit anderen Dingen müssen wir leben, weil sie nicht zu ändern sind. Für Menschen, die mit einer Krankheit oder einer Beeinträchtigung geboren wurden, ist das eine besondere Herausforderung. Geschenke können eine echte Aufgabe sein. Jedes Leben hat Zeiten, in denen es schwer, traurig, schmerzhaft und enttäuschend zugeht.

Das Größte, Wunderbarste, Wichtigste im Leben ist die Liebe. Ihr ist nämlich völlig egal, welche Form deine Nase, welche Farbe deine Haare und Augen haben, wie groß du bist, welches Geschlecht du hast oder wie deine Stimme klingt. Echte Liebe nimmt dich so, wie du bist. Auch wenn du dich veränderst, Pickel bekommst, alt und schrumpelig oder krank wirst. Die Liebe ist das Beste am Leben. Durch sie kommen wir auf die Welt. Von ihr werden wir durchs Leben getragen. Und weil Menschen sich lieben, sind sie so traurig, wenn jemand stirbt.

Alle sind einmalig

Jeder Mensch ist einmalig, egal wie viele es gab, gibt und noch geben wird. Jeder Mensch geht seinen eigenen Weg. Wege sind so unterschiedlich wie Menschen. Jeder Mensch muss seinen persönlichen Lebenssinn finden. Es gibt kein sinnloses Leben, auch wenn es sich manchmal so anfühlt. Vieles kann man lernen und verändern, nichts ungeschehen machen oder noch mal anders leben. Niemand kann die Zeit zurückdrehen oder anhalten. Und alles, was misslingt oder falsch läuft, braucht eine Entschuldigung und ein Verzeihen, wenn man es "wiedergutmachen" will.

Jedes Leben ist Entwicklung. Du bist sprachlos auf die Welt gekommen, konntest nicht laufen und brauchtest für alles die Hilfe deiner Eltern. Du hast sogar mehrmals am Tag in die Hose gemacht. Und heute? Du redest wie ein Wasserfall, du flitzt wie ein Wiesel, hast tolle Ideen und kannst lesen, schreiben und allerhand besondere Dinge. Und du gehst aufs Klo – völlig selbstständig! Du kannst bestimmt auch manches, was deine Eltern nicht können. Tolle Entwicklung, oder? Die geht immer weiter. Die starken Eltern werden eines Tages alt und brauchen dann vielleicht deine Hilfe. Du hast irgendwann vielleicht selbst Kinder und spürst, wie verantwortungsvoll die Aufgabe einer Mutter oder eines Vaters ist. Und eines Tages bist du so alt, dass du wieder Hilfe brauchst wie am Anfang des Lebens. Vielleicht machst du dann sogar wieder in die Hose. Lach nicht, das könnte tatsächlich möglich sein! Niemand bleibt das ganze Leben beweglich, schnell, stark und gesund. Auch du wirst irgendwann vergesslich, dein Haar wird grau und die Zahl deiner Zähne, deiner Freundinnen und Freunde, deiner abenteuerlichen Tage wird kleiner.

Außerdem: Das Leben ist und bleibt gefährlich. Überall auf der Welt. Anderswo müssen Kinder beim Spielen darauf achten, nicht von einer Schlange gebissen zu werden. Bei uns müssen Kinder eher aufpassen, nicht vom Auto angefahren zu werden. Es gibt Krankheiten, Unfälle, Naturkatastrophen. Es gibt rücksichtslose Menschen, die nur an sich, an Geld und Macht denken. Kriege, Rassismus, Armut und Hunger, Umweltzerstörung – das meiste Leid ist menschengemacht. Wir leben in Konkurrenz, obwohl wir jeden Tag spüren, wie viel besser es geht, wenn wir zusammenarbeiten, aufeinander achten, einander respektieren und helfen. Medizin, die Pflege der Alten und Kranken, Menschenrechte, Hilfe für Schwache und Bildung fördern das Leben. Du, ich, wir alle haben täglich die Wahl, wofür wir unsere Kraft einsetzen.

Zeit – alles eine Frage der Sichtweise

Leben bedeutet, Zeit zu haben. Nur wissen wir nicht, wie viel Zeit wir geschenkt bekommen. Das ist gut und schlecht. Wüssten wir, dass wir zum Beispiel exakt 13.142 Tage, 6 Stunden, 7 Minuten und 17 Sekunden leben, könnten wir genau planen, was wir in der Zeit erleben und erreichen wollen. Doch unser letzter Tag, die letzte Stunde würde sichtbar näher heranrücken. Trübt das nicht die Lebensfreude? Gut also, dass wir nicht wissen, wie viel Zeit wir haben!

Andererseits leben wir oft so, als hätten wir ewig Zeit. Manche Menschen erkennen, dass sie ihre Zeit vertrödelt haben, wenn der Tod an ihre Tür klopft. Niemand kann dann sagen: „Mist! Halt! Noch nicht, ich will noch unbedingt …!“ Der Tod wartet nicht. Wäre es also doch gut zu wissen, wie lange wir leben?

Auch Lebenszeit ist nicht gerecht verteilt. Manche Lebensreise dauert nur Minuten, eine andere über einhundert Jahre. Für ein Insekt bedeuten die wenigen Monate des Sommers oft das ganze Leben. Aus unserer Sicht ist das ein kurzes Leben. Aber frag mal einen Baum, der einige Hundert Jahre alt ist, wie er das kurze Leben eines Menschen findet. O. K., Bäume sprechen nicht – aber du kannst es dir vorstellen. Wenn du in eine Eiche kletterst, um die Welt von oben zu betrachten, kann der, der sie gepflanzt hat, schon 70, 120 oder 350 Jahre tot sein. Vielleicht sitzt du als alter Mensch unter demselben Baum, in den du als Kind geklettert bist – und er überlebt dich und deine Kinder.