Wiebke - Dirk Brechmann - E-Book
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Wiebke E-Book

Dirk Brechmann

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Beschreibung

Wiebke hat früh erkannt, dass das Leben mehr zu bieten hat als das beschauliche Dasein in ihrer Heimatstadt Marne. Als junge Fotografin startet sie in Hamburg ihre Karriere, doch die Enge ihres Alltags und die Routine der Lebensmittel-Fotografie lassen sie zunehmend zweifeln. Getrieben von ihrer Leidenschaft für Architektur, Mode und die großen Geschichten des Lebens, begibt sie sich auf eine Reise um die Welt. Von den Straßen Hamburgs über die atemberaubenden Städte Europas bis zu den Metropolen fremder Kontinente – Wiebke sucht nicht nur nach dem perfekten Bild, sondern auch nach sich selbst. Dabei begegnet sie inspirierenden Menschen, erlebt dramatische Wendungen und lernt, was es bedeutet, Träume zu leben – und welche Opfer dies fordert. Wiebke – in einem Leben um die Welt ist ein bewegendes Beziehungsdrama über den Mut, die gewohnte Sicherheit hinter sich zu lassen, um die Freiheit zu finden.

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Dirk Brechmann

Wiebke

In einem Leben um die Welt

Beziehungsdrama

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Wien

London

Mailand

Geteilte Zweifel

Paris

Venedig

München

Ein Abschied im Regen

New York

Leere Fläche

Hamburg

Miami

Dubai

Epilog

Prolog

Wiebke saß im Alten Elbtunnel auf einer Bank und ließ ihren Blick über das Lichtspiel auf den kühlen, glatten Kacheln schweifen. Sie drehte ihre Kamera in den Händen und fand in den Spiegelungen und Glitzern des Wassers kleine Geschichten, die darauf warteten, festgehalten zu werden. Für die meisten war dieser Anblick alltäglich – für Wiebke jedoch hatte er eine besondere Faszination. Hamburg bedeutete ihr mehr als ein Zuhause. Die Stadt war ihre Muse, die sie immer wieder in die Straßen, die Gassen und über die Brücken trieb.

Mit ihren 25 Jahren hatte Wiebke schon viel erlebt. Aufgewachsen in Marne, einem kleinen, beschaulichen Ort in Dithmarschen, hatte sie früh die Grenzen des Provinzlebens gespürt. Schon als Kind war ihre Neugier geweckt: Die weiten Felder und der endlose Himmel des Nordens ließen sie davon träumen, hinauszusehen und ihre Welt zu erweitern. Ihre Eltern, fest verankert in der bodenständigen Kultur, unterstützten sie stets – auch wenn sie nie ganz verstanden, was ihre Tochter so sehr zum Kreativen zog.

Ihr Vater war ein geschätzter Beamter, die Mutter eine engagierte Grundschullehrerin. Beide hofften, dass Wiebke eines Tages eine sichere, angesehene Berufslaufbahn wählen würde. Ein Job in der Verwaltung, vielleicht im Bildungswesen. Doch Wiebke träumte von einem anderen Leben.

Schon früh entdeckte sie die Fotografie. Mit der alten Kamera ihres Vaters – einem gut gepflegten Relikt aus den 70er-Jahren – hielt sie die weiten Felder und die verwitterten Bauernhäuser ihrer Heimat fest. Doch bald war ihr die Enge der kleinen Stadt zu viel. Die Sehnsucht nach dem Unbekannten und die Vorstellung von der Großstadt wuchsen mit jedem Bild, das sie aufnahm.

Mit 18 Jahren zog sie nach Hamburg, um Fotografie zu studieren. Die Entscheidung weckte in ihren Eltern sowohl Stolz als auch Sorge, denn Hamburg war eine andere Welt, hektisch und voller Herausforderungen. Doch Wiebke wusste, dass sie dorthin gehörte. Sie liebte es, durch die Straßen zu streifen, die Kamera immer griffbereit, und suchte ständig nach dem perfekten Motiv. Die Architektur der Hansestadt faszinierte sie besonders: moderne Glasfassaden, die sich in der Elbe spiegelten, historische Backsteinbauten mit Geschichten von vergangener Pracht und versteckte Details, die nur ein aufmerksames Auge entdeckte.

Ihre Begeisterung für Mode- und Architekturfotografie war ungebrochen. Wiebke schätzte nicht nur das fertige Bild, sondern den gesamten Prozess: die Motivwahl, das Spiel von Licht und Schatten, das Einfangen eines flüchtigen Moments. Dennoch sah ihr beruflicher Alltag anders aus. Als Fotografin in einem renommierten Studio in der Speicherstadt bestand ihre Hauptaufgabe aus Lebensmittelfotografie. Obst, Gemüse, Brot und Käse arrangierte sie sorgfältig, brachte Farben zum Leuchten und setzte Texturen kunstvoll in Szene.

„Ein Apfel ist nicht nur ein Apfel,“ erklärte ihr Chef zu Beginn. „Er muss frisch und saftig wirken – so unwiderstehlich, dass der Kunde ihn sofort kaufen will.“

Präzision und Geduld bestimmten ihre Arbeit, und Wiebke verstand die Bedeutung dieser Perfektion. Doch oft fühlte sie sich nach einem langen Tag leer. Die Pflicht zur Perfektion erstickte ihre Leidenschaft. Mode und Architektur blieben ihr Herzenswunsch. So verbrachte sie Abende und Wochenenden wandernd durch Hamburg, immer auf der Suche nach neuen Perspektiven und besonderen Blickwinkeln. Die Werke von Helmut Newton, die Glamour und subtile Provokation vereinten, inspirierten sie dabei besonders.

Wiebke wusste, dass sie keine klassische Schönheit war. Ihre schulterlangen brünetten Haare, meist zu einem einfachen Zopf gebunden, ihre wachen, braunen Augen und die durchschnittliche Statur zogen nicht alle Blicke auf sie. Doch sie besaß eine unaufdringliche, selbstbewusste Eleganz, die ihre Authentizität betonte – für sie zählte die innere Ausstrahlung.

Ihre Wohnung in einem Altbau in Altona spiegelte ihre Persönlichkeit wider. Hohe Decken, große Fenster und warmes Licht tauchten die Räume in ein einladendes Ambiente. Die Wände waren mit Bildern geschmückt, einerseits eigene Werke, andererseits Fotografien bewunderter Künstler. Überall lagen Bücher, Zeitschriften und Skizzen, in denen sie ihre Ideen festhielt. Der Raum war ein kreatives Refugium, in dem sie sich zu Hause fühlte.

Und dennoch – trotz ihrer Leidenschaft und ihres Talents – fühlte sich Wiebke oft wie in einem goldenen Käfig. Die Welt der Lebensmittelfotografie, so kunstvoll sie auch sein mochte, bot ihr nicht die Freiheit, nach der sie sich sehnte. Hamburg war voller Möglichkeiten, doch wie sollte sie den Sprung von der Lebensmittelfotografie zur Mode schaffen? Wie sich in einer Branche behaupten, die nur die Besten aufnahm?

Diese Fragen nagten an ihr, während sie durch die nächtlichen Straßen ging, die Kamera um den Hals und stets bereit, den nächsten besonderen Moment festzuhalten. Doch die Antworten blieben vage – wie die Lichter der Stadt, die sich im Wasser der Elbe verloren.

Noch vor dem ersten Tageslicht riss das Schrillen des Weckers Wiebke aus dem Schlaf. Für viele Menschen wäre diese Zeit viel zu früh gewesen, doch für sie hatten die stillen Stunden des Morgens etwas Magisches. Bevor die Stadt erwachte, lag eine Ruhe über Hamburg, die sie immer wieder anzog. Sie stellte den Wecker aus, schwang die Beine über die Bettkante und spürte den kühlen Holzboden unter ihren Füßen – ein Moment der Klarheit, bevor die Geräusche der Stadt durch die Fenster drangen.

Im Halbdunkel tastete Wiebke nach ihrer Kamera, die stets griffbereit auf dem Schreibtisch lag. Ein Blick auf die Uhr zeigte, dass noch genug Zeit blieb, bevor der Arbeitstag begann. Ein kurzer Seufzer entfuhr ihr. Die Arbeit war keine Qual, im Gegenteil, sie war gut darin – doch das wahre Brennen für die Lebensmittel-Fotografie fehlte ihr. Ihre Leidenschaft lag woanders, in einer kreativen Freiheit, die sie im Studio oft vermisste.

Schnell schlüpfte sie in Jeans und T-Shirt, band ihr braunes Haar locker zurück und schloss, kaum eine halbe Stunde später, leise die Wohnungstür hinter sich. Der Morgen gehörte ihr, eine kurze, geschenkte Zeit vor dem Beginn der Pflichten.

Die Straßen von Altona lagen still vor ihr, beleuchtet nur von schwachem Laternenlicht, das auf das feuchte Pflaster fiel. Wiebke liebte diesen Moment, diesen frühen Morgen, wenn die Stadt noch schlief und alles möglich schien. Jetzt war Hamburg eine andere Stadt, ein stiller Ort voller Geheimnisse, die darauf warteten, entdeckt zu werden.

Sie hob die Kamera und fing den ersten Augenblick des Tages ein: ein altmodischer Laternenpfahl, dessen sanftes Licht auf die nassen Pflastersteine fiel und eine Szenerie aus einer anderen Zeit zeichnete. Ein ruhiges, fast melancholisches Bild, das ihre Faszination weckte. Während sie langsam durch die leeren Straßen zog, hielt sie die Architektur alter Häuser und stiller Schaufenster fest, die in der Dämmerung auf den Tag warteten.

Zu dieser Zeit war Hamburg für sie ein Ort stiller Schönheit. Entschlossen, die vergänglichen Momente einzufangen, bevor sie im Alltag verschwanden, schlich sie fast unsichtbar durch die Stadt. An einer Straßenecke, wo die Glasfassade eines Bürogebäudes neben einem alten Backsteinbau stand, blieb sie stehen. Die Reflexionen des ersten Sonnenlichts auf den Glasflächen, die Kontraste von Alt und Neu, Licht und Schatten – es war ein Anblick, der sie in den Bann zog. „Vielleicht wird das jetzt das Bild,“ dachte sie, „das alles ändert.“ Der Gedanke verflog jedoch schnell; oft hatte sie ihn schon gehabt, doch das bahnbrechende Foto war noch nicht entstanden.

Nach einer Stunde begann die Stadt zu erwachen. Schritte hallten auf dem Pflaster wider, als erste Pendler zur Arbeit eilten. Wiebke spürte, dass ihre morgendliche Tour dem Ende zuging. Sie genoss die stillen Momente, doch bald würde Hamburg in die übliche Hektik verfallen und die Magie des Morgens sich verflüchtigen.

Am Ende ihrer Route lag eine kleine Bäckerei, wo sie häufig frühstückte. Der Duft von frisch gebackenem Brot hing in der Luft, als sie eintrat. Der warme Innenraum war ein angenehmer Kontrast zur frischen Morgenluft draußen. Wiebke bestellte ein Croissant und einen Kaffee und setzte sich an ihren gewohnten Platz in der Ecke, wo sie das Geschehen beobachten konnte. Der Start in den Tag gefiel ihr so – mit einem heißen Getränk und der Ruhe, ihre Gedanken zu ordnen, bevor die Arbeit begann.

Ihre Kommilitonin Anne kam kurz darauf herein, ihr blondes Haar leuchtete und ihr Lächeln war ansteckend. Sie war eine der wenigen, die Wiebke wirklich verstand, mehr als nur eine Freundin – eine Vertraute, bei der Wiebke sich nicht verstellen musste. Anne setzte sich mit einem strahlenden Lächeln, stellte ihren Cappuccino ab und schob sich eine Strähne aus dem Gesicht.

„Na, wie war dein Morgen?“ fragte Anne, lehnte sich entspannt zurück und sah sie neugierig an.

„Ruhig,“ erwiderte Wiebke und nippte an ihrem Kaffee. „Zu dieser Zeit ist Hamburg fast eine andere Stadt. Man könnte fast vergessen, wie voll es später wird.“

Anne nickte verständnisvoll. „Ich beneide dich um diese Ruhe. Bei mir ist es morgens schon hektisch, noch bevor ich das Haus verlasse.“

Eine Weile plauderten sie über Alltägliches, doch Wiebke spürte, dass Anne etwas auf dem Herzen hatte. Schließlich legte Anne ihren Löffel beiseite und schaute Wiebke ernst an.

„Und wie läuft es bei dir auf der Arbeit?“ fragte sie. „In letzter Zeit wirkst du irgendwie nachdenklich.“

Wiebke zögerte. Ihre Unzufriedenheit wollte sie nicht verbergen, doch es war auch schwer, die richtigen Worte zu finden. Sie seufzte leise und blickte aus dem Fenster, wo sich die Straßen allmählich mit den ersten Sonnenstrahlen und Passanten füllten.

„Ich weiß nicht,“ begann sie langsam. „Die Arbeit ist … okay. Die Kunden sind zufrieden, mein Chef auch. Aber manchmal frage ich mich, ob das wirklich alles ist.“

Anne sah sie aufmerksam an. „Du meinst, ob das alles ist, was du vom Leben willst?“

„Genau.“ Die Worte kamen nun leichter über ihre Lippen. „Ich mag die Fotografie, es ist meine Leidenschaft. Aber Lebensmittel? Das ist so … begrenzt. Ich träume davon, einmal dieses eine Bild zu schießen. Das eine, das alles ändert und mir die Freiheit gibt, genau das zu tun, was ich wirklich will.“

Anne nickte verständnisvoll. „Ich verstehe. Was würdest du tun, wenn du frei entscheiden könntest?“

Wiebke überlegte kurz. „Mode und Architektur fotografieren, meine eigenen Projekte verwirklichen, ohne ständig an die Kunden zu denken. Manchmal frage ich mich, ob ich den Mut dazu finde.“

„Warum solltest du es nicht schaffen?“ erwiderte Anne lächelnd. „Du hast Talent, Wiebke. Deine Fotos zeigen das – vielleicht fehlt nur ein kleiner Anstoß.“

Wiebke lächelte etwas zurückhaltend. „Vielleicht hast du recht,“ sagte sie, doch in ihrem Herzen wusste sie, dass dieser Weg nicht einfach sein würde. Von Freiheit und Kreativität zu träumen war eines; diesen Traum zu leben, etwas anderes.

Nachdem sie gefrühstückt hatten, verabschiedeten sich die beiden, und Wiebke machte sich auf den Weg zur Arbeit. Die Stadt war inzwischen vollständig erwacht, die Straßen lebten vom Treiben der Menschen. Doch Annes Worte klangen in Wiebkes Gedanken nach. Vielleicht war es tatsächlich an der Zeit, etwas zu ändern. Vielleicht war es Zeit, den ersten Schritt zu tun und jenes Bild zu schaffen, das alles verändern würde.

Mit schnellem Schritt und im Takt ihres Herzschlags ging sie weiter. Die Kamera schwang an ihrem Hals, als würde sie den Rhythmus ihres neuen Mutes begleiten. Hamburg war voller Möglichkeiten, das wusste sie. Die einzige Frage war, ob sie den Mut fände, eine davon zu ergreifen.

Max Berger, ein Mann Ende 40, leitet die Öffentlichkeitsarbeit und sitzt im Aufsichtsrat einer renommierten Hotelkette in München. Er verkörpert den klassischen Erfolgsmenschen, der sich durch harte Arbeit und strategisches Geschick einen Platz an der Spitze erkämpft hat – und doch weiß er, dass auch Glück und Talent zu seinem Aufstieg beigetragen haben.

Mit etwa 1,78 Metern und einer leicht gebeugten Haltung vom jahrelangen Büroleben wirkt Max auf den ersten Blick eher unscheinbar. Sein mittelbraunes Haar, an den Schläfen bereits grau meliert, und die tiefen Falten um die Augen zeugen von zahlreichen schlaflosen Nächten und dem stetigen Druck, unter dem er steht. Sein Gesicht trägt die Spuren der Jahre – feine Linien auf der Stirn und um den Mund, die durch den Alltag vertieft wurden. Trotzdem bleibt Max’ Erscheinung stets gepflegt und souverän.

Sein Stil ist makellos: Immer trägt er einen gut sitzenden Anzug in dunklen Tönen und dazu ein sorgsam ausgewähltes Hemd, das seinen Geschmack unterstreicht. Eine teure, aber dezente Uhr am Handgelenk zeigt seinen Status, ohne protzig zu wirken. Max lebt im Einklang mit seinem Verdienst – angemessen, nie verschwenderisch. Er versteht den Wert des Geldes und die Bedeutung von Bescheidenheit. Sein Look wird von perfekt polierten Schuhen und einer akkurat gebundenen Krawatte vollendet, die ihm das Auftreten eines Gentlemans verleiht.

Max verkörpert die Tugenden eines echten Gentlemans. Höflichkeit, Zuverlässigkeit und Disziplin prägen sein Verhalten, sei es im Beruf oder privat. Seine Art ist zurückhaltend und respektvoll, niemals aufdringlich, aber dennoch von einer Präsenz, die Autorität ausstrahlt. Kollegen und Gäste schätzen ihn für seine professionelle Haltung und seinen respektvollen Umgang mit Menschen.

Er ist sich seines Erfolgs bewusst, trägt diese Erkenntnis jedoch mit Demut – eine Eigenschaft, die ihn besonders sympathisch macht. Max weiß, dass sein Beruf ständige Verfügbarkeit und schnelle Entscheidungen fordert, dass er in stressigen Momenten einen kühlen Kopf behalten muss. Viele Menschen könnten diesen Druck nicht ertragen. Er hat gelernt, unter diesen Bedingungen zu leben, und empfindet Dankbarkeit für die innere Stärke, die es ihm ermöglicht, diesen Anforderungen gerecht zu werden. Max glaubt, dass nicht nur harte Arbeit ihn dorthin gebracht hat, wo er ist; er weiß, dass auch Talent und Glück eine Rolle gespielt haben.

Max beginnt seinen Tag früh, oft noch vor Sonnenaufgang. Die Stille am Morgen gibt ihm die Gelegenheit, sich auf den bevorstehenden Arbeitstag vorzubereiten, bevor das geschäftige Treiben des Hotels einsetzt. Der Wecker klingelt um 5:30 Uhr und nach einer schnellen Dusche und sorgfältigen Kleiderwahl – heute ein dunkelblauer Anzug mit einem hellblauen Hemd – verlässt er gegen 7:00 Uhr seine Wohnung. Wann immer das Wetter es zulässt, geht Max zu Fuß zum Hotel und nutzt die Zeit, um sich mental auf die anstehenden Aufgaben einzustimmen.

Im Hotel angekommen, begrüßen ihn die ersten Mitarbeiter, die gerade ihren Dienst antreten. Max kennt beinahe jeden mit Namen und grüßt höflich zurück. Doch heute bemerkt er eine leichte Anspannung in der Luft, als er an Jens, einem jungen Kollegen aus dem Marketingteam, vorbeigeht.

„Guten Morgen, Max,“ sagt Jens und hält dabei ein Tablet in der Hand, die leicht zittert.

„Morgen, Jens.“ Max bleibt stehen. „Ist etwas passiert? Du wirkst besorgt.“

Jens zögert, bevor er ihm das Tablet zeigt. „Es geht um unser Hotel in Wien. Heute Morgen wurde eine ziemlich kritische Rezension veröffentlicht, die einige problematische Punkte anspricht.“

Max verengt die Augen und nimmt das Tablet entgegen. Der Artikel trägt die Überschrift „Luxus mit Mängeln – Das Grand Palais Vienna enttäuscht auf ganzer Linie.“ Beim Lesen vertiefen sich die Falten auf seiner Stirn.

„Anscheinend gab es mehrere Beschwerden über das Restaurant.“ erklärt Jens vorsichtig, während Max weiterliest. „Der Kritiker erwähnt auch Mängel bei der Sauberkeit und den Zustand einiger Zimmer.“

Max nickt bedächtig und denkt an die möglichen Folgen dieser Kritik. „Das ist ernst. Hat das Wiener Team bereits darauf reagiert?“

„Noch nicht,“ antwortet Jens. „Sie warten auf eine Rücksprache mit uns, bevor sie eine Stellungnahme abgeben.“

„Gut,“ sagt Max entschlossen. „Wir müssen das sofort angehen. Bitte kontaktiere das Wiener Team und richte eine Telefonkonferenz in einer Stunde ein. Wir werden die Kritik gemeinsam durchgehen und eine Lösung erarbeiten.“

Als Max schließlich sein Büro betritt, das in einer ruhigen Ecke des Hotels liegt, wirkt der Raum wie immer ordentlich und funktional. Auf dem großen Schreibtisch liegen nur sein Laptop, ein paar Akten und eine Vase mit frischen Blumen, die jeden Montag erneuert wird. Er legt das Tablet ab und nimmt sich einen Moment, um den Artikel nochmals aufmerksam durchzugehen.

Die folgende Stunde nutzt er, um sich gründlich auf die Konferenz vorzubereiten. Er überprüft die jüngsten Berichte aus dem Wiener Hotel, erstellt eine Liste potenzieller Fragen und sammelt Lösungsvorschläge, die während des Gesprächs hilfreich sein könnten. Punkt 9:00 Uhr ist er startbereit.

Die Telefonkonferenz verläuft angespannt, aber konstruktiv. Max leitet das Gespräch mit sicherer Hand und bleibt dabei stets respektvoll. Er macht dem Team in Wien klar, dass solche Vorfälle nicht wieder vorkommen dürfen, aber dass sie die volle Unterstützung der Zentrale haben, um die nötigen Verbesserungen umzusetzen. Gemeinsam erarbeiten sie eine Strategie, um auf die Kritik zu reagieren – ein offener Brief an den Kritiker, in dem die Probleme anerkannt und die eingeleiteten Maßnahmen zur Verbesserung hervorgehoben werden.

Nach dem Gespräch ist es bereits 11:00 Uhr, und Max spürt die Anspannung in seinen Schultern. Trotzdem ist er zufrieden mit dem Ergebnis. Ein kurzer Blick auf seine E-Mails zeigt, dass der restliche Tag kaum weniger hektisch sein wird. Er entscheidet sich, die nächste Besprechung mit dem Marketingteam um eine halbe Stunde zu verschieben, um kurz durchzuatmen.

Anstelle seiner üblichen Mittagspause in einem nahe gelegenen Restaurant bleibt Max heute im Büro. Er gönnt sich einen Moment der Ruhe, um den Kopf freizubekommen, bevor er sich wieder in die Arbeit stürzt. Der Nachmittag bringt weitere Meetings und Telefonate, doch der Vorfall in Wien bleibt im Hinterkopf präsent.

Als der Arbeitstag sich dem Ende zuneigt und die meisten Kollegen bereits das Hotel verlassen haben, bleibt Max noch eine Weile in seinem Büro. Die Stadt draußen ist mittlerweile in die Dunkelheit getaucht, und die Scheinwerfer vorbeifahrender Autos werfen flüchtige Schatten an die Wände. Max überprüft die aktuellen Buchungszahlen und Gästebewertungen – entscheidende Kennzahlen, die ihm helfen, den Erfolg des Hotels zu bewerten und Probleme frühzeitig zu erkennen.

Der Tag ist für ihn noch nicht vorbei. Bevor er das Büro verlässt, geht er die morgigen Termine durch und stellt sicher, dass alle Vorbereitungen abgeschlossen sind. Trotz des Drucks und der Herausforderungen liebt Max seine Arbeit. Das Wissen, dass er das Unternehmen mit seiner Erfahrung und seinem Engagement voranbringt, gibt ihm die nötige Motivation, jeden Morgen aufs Neue anzutreten.

Das Haus der Hansens, eingebettet in die ruhige Landschaft Dithmarschens, strahlt eine behagliche Gemütlichkeit aus, die besonders in der Morgendämmerung zur Geltung kommt. Es ist das Ergebnis jahrelanger harter Arbeit, sorgfältiger Planung und unzähliger Opfer, die Karl und Ingrid Hansen gebracht haben. Jetzt, fast dreißig Jahre später, haben sie das Gefühl, dass sich ihre Mühen ausgezahlt haben – das Haus ist nahezu abbezahlt, und die Träume, die sie in diesen Wänden genährt haben, sind Wirklichkeit geworden. Doch mit jedem Tag scheint ihnen ein Teil dieses Traums zu entgleiten, als würde sich die Zukunft, die sie sich so lange ausgemalt hatten, langsam auflösen.

In der Küche, dem Herz des Hauses, bereitet Ingrid das Frühstück vor. Der Duft von frischem Kaffee erfüllt den Raum, und die ersten Sonnenstrahlen dringen durch die Vorhänge, tanzen auf den Holzdielen und verleihen dem Raum eine warme, goldene Atmosphäre. Karl, der bereits am Tisch sitzt, blättert gedankenverloren in der Zeitung, während Ingrid mit leichtem Stirnrunzeln das Brot schneidet.

„Karl, hast du darüber nachgedacht, was wir mit dem Gästezimmer machen sollen?“ fragt sie plötzlich und durchbricht die Stille, die bis dahin nur vom Rascheln der Zeitung und dem leisen Klirren des Geschirrs erfüllt war.

Karl legt die Zeitung zur Seite und schaut seine Frau an. „Gästezimmer?“ Er braucht einen Moment, um zu verstehen, worauf Ingrid hinauswill. „Du meinst Wiebkes altes Zimmer?“

Ingrid nickt, während sie eine Scheibe Brot in den Toaster steckt. „Ja, genau. Wir haben es schon vor ein paar Jahren umgebaut, aber … es ist irgendwie seltsam, findest du nicht? Da steht ein Zimmer bereit, aber wir haben kaum Gäste, die es nutzen.“

Karl lehnt sich zurück und faltet die Hände auf dem Tisch. „Nun, das war die Idee – ein Zimmer für Wiebke, wenn sie zu Besuch ist. Aber sie kommt selten. Und wenn, dann bleibt sie nur ein paar Tage.“

Ingrid seufzt und nimmt ihre Kaffeetasse in die Hand. „Es fühlt sich an, als hätten wir einen Teil von ihr losgelassen, aber nicht ganz. Als würden wir sagen: 'Du bist erwachsen und lebst dein eigenes Leben, aber hier ist immer ein Platz für dich, wenn du ihn brauchst.'“

„Das war doch immer unser Plan, oder?“ Karl nimmt einen Schluck Kaffee. „Wir wollten sicherstellen, dass sie ein Zuhause hat, wohin sie immer zurückkehren kann. Ein Ort, an dem sie sich sicher fühlt und weiß, dass wir für sie da sind.“

„Ja, das stimmt,“ erwidert Ingrid und setzt sich ihm gegenüber. „Aber manchmal frage ich mich, ob wir uns etwas vormachen. Wiebke hat nie wirklich Interesse am Haus gezeigt. Vielleicht haben wir uns so darauf konzentriert, etwas für sie zu schaffen, dass wir vergessen haben, dass es unser Traum war – nicht ihrer.“

Karl sieht seine Frau lange an, bevor er antwortet. „Wir haben immer das Beste für sie gewollt, Ingrid. Aber du hast recht. Vielleicht haben wir uns zu sehr darauf versteift, dass sie unser Leben weiterführen würde, statt ihr eigenes zu gestalten.“

Die Stille kehrt zurück, während sie beide in Gedanken versinken. Die Wärme des Raums kontrastiert mit den kühlen Gedanken über verpasste Gelegenheiten, über die Unsicherheiten in Wiebkes Zukunft und über die Erkenntnis, dass sie lernen müssen, loszulassen, auch wenn es schwerfällt.

Nach einer Weile bricht Ingrid die Stille erneut. „Weißt du, was mich am meisten beunruhigt? Ich sorge mich, dass Wiebke in ihrem Beruf nicht glücklich wird. Dass sie in dieser Fotografie Agentur feststeckt und ihre wirklichen Träume nicht verwirklichen kann.“

Karl nickt langsam, den Blick auf einen Punkt auf dem Tisch gerichtet. „Ich verstehe, was du meinst. Diese Branche ist hart, und es gibt keine Garantien. Wir haben immer darauf geachtet, dass sie etwas Sicheres hat. Aber sie hat ihren eigenen Weg gewählt.“

„Ja,“ sagt Ingrid nachdenklich. „Aber was, wenn dieser Weg ins Abseits führt? Was, wenn sie irgendwann merkt, dass sie davon nicht leben kann?“

Karl legt sanft seine Hand auf Ingrids und drückt sie. „Wir müssen ihr vertrauen, Ingrid. Sie ist eine kluge junge Frau und wird ihren Weg finden. Wir können sie nicht vor allem beschützen. Wir haben sie auf das Leben vorbereitet, jetzt müssen wir darauf vertrauen, dass sie es meistert.“

Ingrid erwidert den Druck seiner Hand und lächelt schwach. „Du hast recht. Aber es ist schwer, loszulassen. Wir haben so viel in dieses Haus und in ihre Zukunft investiert …“

Karl nickt. „Das haben wir. Aber es ist Zeit, dass wir ihr die Freiheit geben, ihren eigenen Weg zu finden – auch wenn das bedeutet, dass sie Fehler machen wird. Sie muss lernen, auf eigenen Füßen zu stehen.“

Ingrid seufzt tief und lehnt sich zurück. „Ich weiß, ich weiß. Aber dieses Gefühl, dass wir mehr für sie tun sollten, bleibt. Vielleicht können wir ihr ein wenig helfen, wenn sie zu Besuch kommt – sie ermutigen, ihre Träume zu verfolgen, ohne sie zu drängen.“

Karl lächelt sanft. „Das klingt nach einem guten Plan. Und was das Gästezimmer betrifft … Vielleicht sollten wir es einfach so lassen, wie es ist. Ein Raum, der bereitsteht, wenn sie ihn braucht.“

Ingrid nickt langsam. „Ja, das ist wohl das Beste. Es bleibt ihr Zimmer, auch wenn es anders aussieht. Es ist ein Teil unseres Hauses, ein Teil von uns – und es wird immer für sie da sein.“

Sie sitzen noch eine Weile in stiller Eintracht am Frühstückstisch, während draußen die Sonne höher steigt und die Welt um sie herum langsam erwacht. Sie wissen, dass sie ihre Tochter loslassen müssen, aber gleichzeitig fühlen sie, dass sie immer für sie da sein werden, egal welchen Weg sie einschlägt.

Nach dem Frühstück räumt Ingrid den Tisch ab, während Karl hinausgeht, um sich um den Garten zu kümmern. Die Gartenarbeit am Morgen ist eine ihrer liebsten Routinen – den Pflanzen die gleiche Pflege zu schenken, die sie allem anderen in ihrem Leben gewidmet haben. Für sie ist der Garten eine Erweiterung ihres Hauses, ein Ort, der mit ebenso viel Liebe gestaltet wurde wie die Räume innerhalb der Mauern.

Während Karl den Rasen mäht und Ingrid die letzten Frühstücksreste aufräumt, schweifen ihre Gedanken immer wieder zu Wiebke. Die Sorge um ihre Tochter ist eine ständige Begleiterin ihres Lebens, ein leises Summen im Hintergrund ihres Alltags. Sie fragen sich, ob sie genug getan haben, ob Wiebke die richtigen Werte mit auf den Weg bekommen hat und ob sie ihr den Freiraum gelassen haben, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen.

Ingrid wirft einen Blick aus dem Küchenfenster auf den gepflegten Garten und sieht Karl, wie er sich hingebungsvoll um die Pflanzen kümmert. Sie denkt daran, wie viel Zeit und Mühe sie beide in dieses Haus und den Garten investiert haben, in der Hoffnung, etwas von bleibendem Wert für ihre Tochter zu schaffen. Doch sie weiß, dass Wiebke ihren eigenen Weg gehen muss – und dass dieser sie vielleicht weit von diesem Haus entfernt führen wird.

Als Karl den Rasenmäher ausschaltet und eine Pause einlegt, tritt Ingrid hinaus in den Garten. Sie lehnt sich an den Türrahmen und beobachtet ihn eine Weile, bevor sie sich zu ihm gesellt. „Der Garten sieht wunderschön aus, Karl,“ sagt sie lächelnd.

Karl wischt sich den Schweiß von der Stirn und lächelt zurück. „Danke, Ingrid. Es ist immer schön, etwas wachsen zu sehen, das man mit eigenen Händen gepflegt hat.“

„Ja,“ sagt Ingrid nachdenklich. „Aber manchmal frage ich mich, ob wir uns zu sehr darauf konzentriert haben, dieses Haus und diesen Garten für Wiebke zu schaffen, statt sie bei ihren eigenen Träumen zu unterstützen.“

Karl legt den Arm um ihre Schultern und zieht sie sanft zu sich. „Wir haben unser Bestes gegeben, Ingrid. Wir haben ihr einen sicheren Ort geschaffen, zu dem sie immer zurückkehren kann. Aber jetzt ist es an der Zeit, ihr die Freiheit zu lassen, ihren eigenen Weg zu gehen.“

Ingrid lehnt sich an ihn und nickt langsam. „Ich weiß. Aber es ist schwer, loszulassen.“

Lea war immer eine Frühaufsteherin gewesen. Sie liebte die Ruhe und Klarheit des Morgens, die unberührte Stille, bevor die Stadt zum Leben erwachte. Heute schienen die ersten Sonnenstrahlen durch die großen Fenster ihres Apartments und tauchten den Raum in ein sanftes, goldenes Licht. Die klaren Linien ihrer Möbel – minimalistisch und funktional – spiegelten ihren Lebensstil wider: schlicht, aber zielgerichtet.

Lea hatte sich für Wirtschaftsingenieurwesen entschieden, weil dieser Studiengang ihre beiden großen Leidenschaften vereinte: Management und Technik. Für sie lag die Stärke dieses Fachs in der Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis, die ihr eine solide Grundlage für eine Karriere in Industrie und Wirtschaft bot. Die Wahl war nicht nur aus Interesse, sondern auch aus strategischen Überlegungen getroffen – sie wollte ihre Talente optimal nutzen und gleichzeitig eine sichere berufliche Basis schaffen.

Während sie in der Küche stand und einen frischen Smoothie zubereitete, genoss Lea das Gefühl, den Tag strukturiert zu beginnen. Diese kleinen Routinen gaben ihr Kontrolle und Stabilität in ihrem Leben, die sie schätzte. Die Zutaten für ihren Smoothie – frisches Obst, Joghurt, eine Handvoll Haferflocken – waren sorgfältig gewählt. Ihre Ernährung war bewusst ausgewogen, weil sie wusste, dass sie nur dann Höchstleistungen erbringen konnte, wenn sie sich gut versorgte.

Nachdem sie den Smoothie in ihre Thermoskanne gefüllt hatte, nahm sie ihre Tasche und warf einen letzten Blick in den Spiegel neben der Tür. Ihr dunkelblondes Haar fiel in weichen Wellen über die Schultern, und sie strich es mit einer schnellen Bewegung hinter ihre Ohren. Ihre haselnussbraunen Augen blickten entschlossen zurück. Heute trug sie eine schlichte, elegante Bluse, kombiniert mit gut sitzenden Jeans und bequemen Schuhen – ein funktionales Outfit, das dennoch Stil zeigte.

Der Campus war nur einen kurzen Spaziergang entfernt, und obwohl ihre erste Vorlesung erst in einer Stunde begann, wollte Lea früh dort sein, um sich noch ein wenig auf das Projekt vorzubereiten, an dem sie arbeitete. Es war ein Projekt zur Kostenoptimierung in Produktionsprozessen – ein Thema, das sowohl technisches Verständnis als auch wirtschaftliches Denken erforderte, genau das, was Lea besonders reizte. Sie wusste, dass es oft die kleinen, zusätzlichen Anstrengungen waren, die den Unterschied machten.

Der Weg zur Universität führte sie durch einen kleinen Park, der in den frühen Morgenstunden fast menschenleer war. Die kühle Herbstluft füllte ihre Lungen, und das Laub raschelte leise unter ihren Schritten. Der Himmel leuchtete in sanften Pastelltönen, und die Bäume warfen lange Schatten auf den Weg. Lea fühlte sich energiegeladen und bereit für den Tag. Sie liebte diesen Moment des Übergangs – wenn die Welt langsam erwacht und die Möglichkeiten des neuen Tages noch unberührt vor ihr liegen.

In der Mensa angekommen, ließ sie ihren Blick durch den Raum schweifen und entdeckte ihre Freundin Sophie an einem der Fensterplätze. Sophie war eine der wenigen Personen, mit denen Lea regelmäßig Zeit verbrachte. Sie teilten viele Kurse und ähnliche Ansichten über das Leben und das Studium.

„Guten Morgen,“ sagte Lea, als sie sich neben Sophie niederließ und ihre Tasche abstellte.

„Morgen, Lea,“ erwiderte Sophie, während sie einen Bissen von ihrem Croissant nahm. „Du bist wieder früh dran. Hast du noch was zu erledigen?“

Lea nickte und nahm einen Schluck von ihrem Smoothie. „Ja, ich wollte noch ein paar Sachen für das Projekt durchgehen. Es geht um die Kostenoptimierung in Produktionsprozessen, und ich glaube, dass ich noch ein paar gute Ansätze finde, wenn ich mir etwas Zeit nehme.“

Sophie lächelte leicht und lehnte sich zurück. „Du bist wirklich ehrgeizig, Lea. Aber bei deinem Hintergrund kein Wunder, oder?“

Lea zuckte mit den Schultern und blickte aus dem Fenster, wo die ersten Sonnenstrahlen den Campus erhellten. „Vielleicht. Aber es geht mir nicht nur um Ehrgeiz. Es geht darum, die Dinge richtig zu machen. Fleiß ist wichtig, aber ein gutes Gespür für die richtigen Entscheidungen ebenso. Ich will mein Talent nicht vergeuden.“

„Das bewundere ich an dir,“ sagte Sophie nachdenklich. „Aber denk daran, auch mal einen Schritt zurückzutreten.“

Lea drehte ihre Thermoskanne in den Händen und lächelte. „Das stimmt. Aber du kennst mich. Ich will einfach das Beste aus dem machen, was ich habe.“

„Das sieht man dir auch an,“ bemerkte Sophie mit einem Blick auf Leas Outfit. „Du hast immer alles im Griff.“

Lea lachte leise. „Ich fühle mich wohler, wenn ich mich nicht jeden Morgen lange mit meinem Outfit beschäftigen muss. Es soll einfach passen – und das tut es so.“

„Und es sieht gut aus,“ ergänzte Sophie mit einem Augenzwinkern. „Aber im Ernst, Lea, ich finde es toll, wie viel du in dein Studium investierst. Vergiss nur nicht, dass es auch ein Leben außerhalb der Uni gibt.“

„Das versuche ich nicht,“ erwiderte Lea und nahm noch einen Schluck von ihrem Smoothie. „Aber ich will später nicht zurückschauen und das Gefühl haben, etwas verpasst zu haben. Es gibt so viele Chancen, und ich möchte keine davon ungenutzt lassen.“

Sophie nickte und schien nachdenklich. „Ja, das verstehe ich. Aber es ist schwer, das richtige Gleichgewicht zu finden.“

Lea sah auf ihre Uhr. „Das stimmt. Aber ich denke, wir müssen uns auf das konzentrieren, was uns wichtig ist, und den Rest loslassen. Für mich ist es das Studium. Es gibt mir Struktur und ein Ziel.“

„Für mich ist es das soziale Leben,“ erwiderte Sophie mit einem Schmunzeln. „Aber vielleicht finde ich ja irgendwann auch deinen Fokus.“

Lea lächelte und stand auf. „Wer weiß? Aber jetzt sollten wir gehen, sonst verpassen wir die Vorlesung.“

Die beiden packten ihre Sachen zusammen und machten sich auf den Weg zum Hörsaal. Der Campus war mittlerweile belebt, und die Studenten strömten aus allen Richtungen zu ihren Kursen. Lea fühlte sich bereit für den Tag und wusste, dass sie auf dem richtigen Weg war – mit Disziplin und Klarheit.

Der Tag verging schnell, gefüllt mit Vorlesungen und Besprechungen für das Projekt. Lea nahm an einer lebhaften Diskussion über neue Entwicklungen in der Industrie teil, die sie besonders interessierte. Die Professoren schätzten ihre Beiträge, und sie spürte, dass ihre Bemühungen wahrgenommen wurden. Dieses Gefühl von Fortschritt und Bestätigung war es, dass ihr jeden Tag neue Motivation gab.

Am Nachmittag setzte sie sich in die Bibliothek, um ihre Notizen durchzusehen und sich auf die bevorstehenden Prüfungen vorzubereiten. Der Raum war ruhig, und das Summen der Klimaanlage sorgte für eine angenehme Atmosphäre. Lea vertiefte sich in ihre Arbeit und fand in dieser Konzentration eine Art inneren Frieden. In solchen Momenten fühlte sie sich ganz in ihrem Element.

Als die Sonne unterging, verließ Lea die Bibliothek und machte sich auf den Heimweg. Ihr Apartment empfing sie mit vertrauter Ruhe, und sie bereitete sich ein einfaches Abendessen zu. Später setzte sie sich in ihren Sessel und ließ den Tag Revue passieren. Es erfüllte sie mit Zufriedenheit, jeden Tag ein Stück weiter auf ihrem Weg voranzukommen.

Friedrich von Hagen war ein Mann, dessen Name in den Kreisen der Reichen und Mächtigen unauslöschliche Spuren hinterlassen hatte. Mit 62 Jahren war er nicht nur ein wohlhabender Unternehmer, sondern auch eine Legende im internationalen Finanzwesen. Seine Geschichte war die eines Mannes, der nicht nur reich geboren wurde, sondern auch entschlossen war, noch reicher zu sterben.

Geboren in eine der einflussreichsten Familien Deutschlands, hatte Friedrich nie etwas anderes gekannt als Luxus und Überfluss. Das von seinen Vorfahren geschaffene Vermögen war durch kluge Investitionen in Immobilien, Banken und Luxusmarken kontinuierlich gewachsen. Doch Friedrich hatte nie die Absicht, sich auf den Lorbeeren seiner Ahnen auszuruhen. Er wollte mehr – mehr Reichtum, mehr Einfluss, mehr Macht. Und er wusste genau, wie er es erreichen konnte.

Von jungen Jahren an hatte Friedrich die besten Schulen besucht, in Oxford und Harvard studiert, bevor er in die Welt des internationalen Finanzwesens eintauchte. Doch es war nicht das Geschäft allein, das ihn faszinierte; es war die Macht, die er durch sein Geld ausüben konnte, und das Image, das er damit aufgebaut hatte. Für Friedrich war Geld nicht nur ein Mittel zum Zweck, sondern eine Waffe – ein Werkzeug, um die Welt nach seinen Vorstellungen zu formen.

Heute residierte Friedrich in einer der prächtigsten Villen am Starnberger See, ein Anwesen, das kaum an Pracht und Größe zu übertreffen war. Die Villa, ein neoklassizistisches Meisterwerk, entworfen von einem berühmten Architekten des frühen 20. Jahrhunderts, thronte auf einem weitläufigen Grundstück mit Blick auf den glitzernden See. Der Garten, gepflegt von einem Team engagierter Gärtner, war eine Hommage an die italienische Renaissance – perfekt geschnittene Hecken, Brunnen und Skulpturen, die die Eleganz vergangener Epochen widerspiegelten.

Im Inneren der Villa spiegelte jedes Detail Friedrichs exquisiten Geschmack wider und sein Bedürfnis, seinen Reichtum zu demonstrieren. Marmorböden, Kristalllüster und maßgeschneiderte Möbel aus edelsten Materialien prägten das Bild eines Hauses, das ebenso wie sein Besitzer eine Aura von Überlegenheit ausstrahlte. Seine Kunstsammlung umfasste Werke von Monet, Renoir und Warhol, die in den hohen, lichtdurchfluteten Räumen perfekt zur Geltung kamen.

Friedrich lebte allein in diesem Palast, aber einsam war er nie. Das Haus war stets belebt – sei es durch die Bediensteten, die seinen Komfort sicherten, oder durch Gäste, die an seinen berüchtigten Abendgesellschaften teilnahmen. Friedrichs Feste waren legendär, Veranstaltungen der Extravaganz, bei denen die Elite der Gesellschaft zusammenkam, um zu sehen und gesehen zu werden. Hier traf man auf Silberbesteck, Limoges-Porzellan und Weine aus den edelsten Jahrgängen.

Trotz seines Alters war Friedrich eine beeindruckende Erscheinung. Groß gewachsen und stets in einem maßgeschneiderten Anzug, der seine schmale, kräftige Statur betonte, wirkte er distinguiert und von einer kühlen Eleganz. Sein sorgfältig gepflegtes silbernes Haar und seine scharfen, blauen Augen verliehen ihm ein markantes Aussehen, das Macht und Geheimnisse zugleich ausstrahlte.

Seine Tage begannen meist spät. Friedrich hatte sich schon lange von den Zwängen eines herkömmlichen Arbeitstages verabschiedet. Seine Geschäfte liefen autonom, geleitet von einem Team fähiger Manager, die dafür sorgten, dass alles nach seinen Vorstellungen verlief. Seine Zeit widmete er lieber Dingen, die ihm wirklich Freude bereiteten.

Ein typischer Morgen begann für Friedrich mit einem ausgedehnten Frühstück auf der Terrasse seiner Villa mit Blick auf den See. Der Tisch war gedeckt mit den feinsten Speisen – frisch gepresste Säfte, exotische Früchte, Kaviar, Räucherlachs und handgebackenes Brot. Dabei studierte er internationale Zeitungen, die ihm sein Butler täglich aus aller Welt besorgte. Ihm war wichtig, stets informiert zu bleiben – nicht nur über die Märkte, sondern auch über die gesellschaftlichen Ereignisse und Entwicklungen in der Elite.

Nach dem Frühstück widmete sich Friedrich oft seinen Hobbys. Er war ein leidenschaftlicher Sammler – nicht nur von Kunst, sondern auch von Oldtimern und seltenen Weinen. In einer speziellen Halle auf seinem Anwesen standen seine Autos, jedes ein Unikat, das von den besten Restauratoren in makellosen Zustand versetzt worden war. Manchmal verbrachte er Stunden damit, die Fahrzeuge zu inspizieren, kleine Details zu prüfen und sich an ihrer Schönheit zu erfreuen.

Doch das Sammeln war nicht nur eine Leidenschaft, sondern auch ein Statussymbol. Friedrich genoss es, seine Sammlung bei exklusiven Veranstaltungen oder privaten Führungen zu präsentieren. Die Bewunderung und der Neid in den Augen seiner Gäste gaben ihm das Gefühl, alles richtig gemacht zu haben.

Die Nachmittage gehörten meist seinen geschäftlichen Interessen, die er jedoch zunehmend delegierte. Es war nicht, dass ihm seine Unternehmen gleichgültig waren – im Gegenteil, er liebte es, die Fäden in der Hand zu halten. Aber Friedrich hatte erkannt, dass Macht nicht in den Details liegt, sondern in der Fähigkeit, andere für sich arbeiten zu lassen. Er war ein Meister der Delegation und wusste, wie er die besten Köpfe um sich scharte, um seine Visionen umzusetzen.

So empfing er nachmittags regelmäßig seine wichtigsten Berater und Geschäftsführer, die in sein Arbeitszimmer kamen, um ihm Bericht zu erstatten. Der Raum glich einer altehrwürdigen Bibliothek mit dunklen Holzvertäfelungen, hohen Bücherregalen und schweren Ledermöbeln. Der Duft von altem Papier und edlem Leder erfüllte den Raum, während Friedrich in einem tiefen Sessel saß und die Berichte entgegennahm.

Obwohl er in der Ruhe und Abgeschiedenheit seiner Villa lebte, war Friedrich in Wahrheit noch immer ein Akteur auf der großen Bühne des Lebens. Strategische Entscheidungen – sei es in der Finanzwelt oder in seinem sozialen Umfeld – faszinierten ihn. Intrigen und Machtspiele waren für ihn keine Mittel zum Zweck, sondern eine Kunstform. Er verstand es, Menschen zu manipulieren, sie gegeneinander auszuspielen und sich die beste Position zu sichern.

Einige wussten, wie Friedrich von Hagen wirklich dachte und fühlte. Die Außenwelt sah in ihm den charmanten, kultivierten Gentleman, den großzügigen Gastgeber und erfolgreichen Geschäftsmann. Doch unter der Oberfläche lag eine Kälte und Berechnung, die alles und jeden in seinem Umfeld zu Teilen seines Spiels machte. Friedrich war ein Mann, der nichts dem Zufall überließ – jeder seiner Schritte auf dem Schachbrett des Lebens war präzise geplant.

Die Abende verbrachte er oft in Gesellschaft. Sei es bei einem exklusiven Dinner im Sternerestaurant oder einem privaten Empfang in seiner Villa – Friedrich liebte es, im Mittelpunkt zu stehen, bewundert und respektiert zu werden. Er umgab sich mit schönen Frauen, erfolgreichen Männern und Menschen von Einfluss. Es waren Beziehungen, die auf Prestige und Nutzen beruhten, nicht auf echter Nähe oder Freundschaft.

Auch in Liebesangelegenheiten übte Friedrich Kontrolle aus. Für ihn waren Frauen Statussymbole, ebenso wie seine Autos und Kunstwerke. Er sammelte und genoss sie, doch hielt sie stets auf Distanz. Sie waren für ihn Spielzeuge, die seinen Erfolg untermauerten, ohne tiefergehende Bedeutung zu haben.

In den späten Stunden, wenn die Gäste gegangen und die Villa wieder in ruhige Stille getaucht war, saß Friedrich oft allein in seinem Arbeitszimmer. Ein Glas seines besten Cognacs in der Hand, ließ er den Tag Revue passieren und dachte über die Menschen und Pläne nach, die er geformt hatte. Diese Momente der Einsamkeit waren ihm wichtig; sie gaben ihm die Gelegenheit, seine Gedanken zu ordnen und neue Strategien zu entwickeln.

Friedrich von Hagen war ein Mann, der alles besaß – Geld, Macht, Einfluss. Doch hinter all dem Glanz lag eine Leere, die er nur selten spürte, die aber dennoch seine Handlungen beeinflusste. Für ihn war das Leben ein Spiel, bei dem es nur einen Gewinner geben konnte. Und Friedrich war entschlossen, dass dieser Gewinner immer er selbst sein würde.

Wien

Max saß in seinem Büro, das ihm in den letzten Jahren zu einem zweiten Zuhause geworden war. Die Morgensonne fiel durch die großen Fenster, doch ihre Wärme konnte die Kälte in seinem Inneren nicht vertreiben. Auf dem Bildschirm vor ihm flimmerten die Bilder der neuen Kampagne für das Grand Palais Vienna. Jedes Bild erschien und verschwand wieder, und mit jedem Wechsel wuchs seine Frustration.

„Das soll ein Wiener Schnitzel sein?“ Max’ Stimme klang angespannt, seine Geduld war am Ende. Er lehnte sich zurück und massierte seine Schläfen. „Das Licht ist flach, die Farben leblos. Es sieht aus, als wäre es direkt aus einer Tiefkühlpackung gekommen.“

Jens, sein Kollege und einer der erfahrensten PR-Mitarbeiter der Hotelkette, nickte zustimmend. Mit einer Tasse Kaffee in der Hand betrachtete er die Bilder mit kritischem Blick. „Und der Tafelspitz hier … das Fleisch sieht zäh aus, dabei sollte es butterzart sein. Dieses Bild vermittelt nichts von dem Erlebnis, das wir unseren Gästen bieten.“

Max nahm die Fernbedienung und pausierte die Diashow auf einem Bild, das ein kunstvoll angerichtetes Gericht zeigen sollte, aber eher wie eine uninspirierte Mahlzeit wirkte. „Es geht nicht nur um die Technik, Jens. Die Bilder müssen das Essen so zeigen, dass man es fast schmecken und riechen kann. Diese Aufnahmen hier … haben einfach keinen Biss.“

Jens stellte seine Kaffeetasse ab und meinte: „Vielleicht lag es am Fotografen. Es war wohl jemand vom Hotelteam, oder?“

„Genau,“ erwiderte Max ruhig, doch sein Ärger ließ sich nicht verbergen. „Das war ein Fehler. Wir brauchen einen Profi – jemanden, der nicht nur die Technik beherrscht, sondern auch weiß, wie man Emotionen und Atmosphäre einfängt.“

Er legte die Fernbedienung auf den Tisch und stand auf. Der Raum fühlte sich plötzlich zu klein an, und so begann er, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, auf und ab zu gehen. „Damals, in Hamburg, hat uns die Agentur aus der Stadt den Tag gerettet. Die Bilder haben das Essen nicht nur gezeigt – sie haben Geschichten erzählt. Genau das brauchen wir hier. Keine billigen Stockfotos, sondern echte Kunstwerke.“

Jens sah ihn nachdenklich an. „Die Agentur in Hamburg hat einen guten Ruf. Glaubst du, sie könnten uns diesmal wieder helfen?“

Max blieb stehen und wandte sich zu ihm. „Vielleicht. Aber diesmal brauchen wir jemanden, der nicht nur die Optik versteht, sondern auch das Essen selbst. Jemanden, der die Aromen, den Duft, das Erlebnis eines perfekten Gerichts in einem Bild zum Leben erwecken kann.“

Im Raum herrschte Stille, unterbrochen nur vom leisen Summen des Bildschirms. Jens konnte den Ernst in Max’ Blick erkennen. „Du hast recht. Es reicht nicht, nur hübsche Bilder zu haben – die Bilder müssen das Erlebnis des Essens vermitteln.“

Max nickte. Seine Gedanken gingen zurück an die vielen Male, in denen er selbst in den Hotels der Kette gespeist hatte. Gutes Essen war für ihn mehr als Nahrung; es war Kunst, Kultur, ein Erlebnis für die Sinne. Wenn er ein Restaurant betrat, wollte er, dass ihn das Essen begeisterte, ihn auf eine Reise mitnahm, die über den Geschmack hinausging.

„Wie kann man erwarten, dass ein Gast in dieses Restaurant geht, wenn die Bilder ihm nicht das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen?“ murmelte Max fast mehr zu sich selbst. „Wenn ich das Essen sehe, will ich den Geschmack spüren und den Duft in der Nase haben. Diese Bilder hier tun das nicht.“

Er setzte sich wieder an den Tisch und sah Jens fest an. „Wir brauchen jemanden, der das Essen versteht – einen echten Profi.“

Jens nickte. „Was schlägst du vor?“

Max lehnte sich zurück und dachte kurz nach. Eine professionelle Agentur zu beauftragen war naheliegend, doch es ging um mehr als die Auswahl. Sie brauchten einen Partner, der ihre Vision teilte und in der Lage war, sie in Bilder umzusetzen, die nicht nur ansprechend waren, sondern die Seele des Essens einfangen.

„Ich werde mich umsehen und Kontakte knüpfen. Dieses Projekt muss perfekt werden,“ sagte Max schließlich. „Wir sollten in Erwägung ziehen, nach Wien zu reisen und die Umsetzung vor Ort zu begleiten.“

Jens hob überrascht eine Augenbraue. „Nach Wien?“

„Ja,“ antwortete Max entschlossen. „Wir müssen vor Ort sein. Nur so können wir sicherstellen, dass alles nach Plan läuft – von der Küche über die Atmosphäre des Restaurants bis hin zum Licht.“

Jens konnte die Entschlossenheit in Max’ Augen sehen und wusste, dass Max nicht leichtfertig handelte. „Verstanden. Ich werde die notwendigen Vorbereitungen treffen.“

Max nickte zufrieden. Die Erinnerung an die erfolgreiche Kampagne in Hamburg war noch frisch, und er war entschlossen, diesen Erfolg in Wien zu wiederholen.

In den folgenden Tagen nutzte Max sein Netzwerk, um die beste Agentur für den Auftrag zu finden. Nach gründlicher Recherche und zahlreichen Telefonaten stieß er auf eine Fotografin aus Hamburg, die für ihre kunstvollen und detailreichen Aufnahmen von Lebensmitteln bekannt war und bereits bei der Agentur arbeitete, die in Hamburg hervorragende Arbeit geleistet hatte. Ihr Portfolio beeindruckte ihn auf Anhieb, und er zögerte nicht, sie für das Projekt zu engagieren.

Am Tag der Abreise nach Wien stand Max früh auf. Obwohl er kein Freund langer Reisen war, wusste er, dass es notwendig war, um den Erfolg der Kampagne sicherzustellen. Nachdem er seine Koffer gepackt hatte, bestellte er ein Taxi zum Flughafen. Während der Fahrt blickte er gedankenverloren aus dem Fenster und sah die Stadt an sich vorbeiziehen. Es war noch früh, und der Verkehr hielt sich in Grenzen, aber seine Gedanken kreisten bereits um das bevorstehende Projekt.

Der Flug nach Wien verlief ruhig. Max nutzte die Zeit, um die Pläne für die Kampagne ein letztes Mal durchzugehen, sich wichtige Punkte zu notieren und sich gedanklich auf das Treffen vorzubereiten. Nach der Landung wartete ein weiteres Taxi auf ihn, das ihn direkt zum Hotel bringen sollte.

Im Hotel angekommen, wurde Max von einem Mitarbeiter herzlich begrüßt und zu seiner Suite begleitet. Kaum hatte er sein Gepäck abgestellt, klopfte es an der Tür, und Jens trat ein. Er war bereits am Vortag angereist, um die ersten Vorbereitungen zu treffen.

„Ist alles bereit für die Ankunft der Fotografin?“ fragte Max, während er sich setzte und die Unterlagen durchging, die Jens ihm überreichte.

„Ja,“ bestätigte Jens. „Sie wird am späten Nachmittag eintreffen, und geplant ist, morgen früh mit den ersten Aufnahmen zu starten.“

Max nickte, während er die Details prüfte. „Gut. Dann haben wir noch Zeit, uns mit dem Küchen- und Restaurantteam abzustimmen. Es ist wichtig, dass sie genau verstehen, was wir von ihnen erwarten.“

Jens hob eine Augenbraue. „Wäre es nicht besser, wenn wir uns kurz ausruhen? Es war eine lange Reise.“

Max schüttelte den Kopf. „Keine Zeit dafür. Hier geht es um viel. Ich möchte sicherstellen, dass alles optimal vorbereitet ist. Die Fotografin wird ihre eigene Herangehensweise haben, aber wir müssen die Bedingungen hier perfekt gestalten. Das bedeutet, dass jedes Gericht erstklassig zubereitet ist und das Licht stimmt.“

Jens seufzte leise, wusste aber, dass es keinen Sinn hatte, Max zu widersprechen, wenn er erst einmal eine Entscheidung getroffen hatte. „In Ordnung, dann schauen wir uns die Küche an und sehen, was sie vorbereitet haben.“

Die beiden Männer machten sich auf den Weg ins Restaurant, wo das Küchenteam bereits mit den Vorbereitungen beschäftigt war. Max begrüßte den Küchenchef, einen erfahrenen Mann mit grauem Haar und scharfem Blick, der schon viele Jahre in der Branche tätig war. Gemeinsam besprachen sie die geplanten Gerichte und wie diese präsentiert werden sollten.

„Es ist entscheidend, dass jedes Gericht perfekt zubereitet ist,“ erklärte Max. „Es geht nicht nur um die Optik; die Bilder müssen dem Betrachter das Gefühl geben, dass das Essen genauso gut schmeckt, wie es aussieht.“

Der Küchenchef nickte zustimmend. „Keine Sorge, Herr Berger. Wir geben unser Bestes.“

Nach dem Gespräch machten sich Max und Jens daran, die Lichtverhältnisse im Restaurant zu überprüfen. Sie prüften die Fenster, das natürliche Licht und die Beleuchtung im Raum, um sicherzustellen, dass alles den Anforderungen der Fotografin entsprach.