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"Das Gute - dieser Satz steht fest - Ist stets das Böse, was man läßt!" Oh, hüte dich vor allem Bösen! Es macht Pläsier, wenn man es ist, Es macht Verdruß, wenn man's gewesen!" Es ist ein Brauch von alters her: Wer Sorgen hat, hat auch Likör! In dieser schicksalhaften Bildergeschichte, die nur vordergründig lustig, aber tiefgründig traurig ist, erkennt man deutlich Buschs antiklerikale Haltung. In der Frommen Helene beleuchtet er satirisch religiöse Heuchelei und zwielichtige Bürgermoral: Diese Geschichte zählt auch noch heute zu den populärsten Geschichten Wilhelm Buschs. 2. Auflage Null Papier Verlag
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Seitenzahl: 22
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Wilhelm Busch
Die fromme Helene
Wilhelm Busch
Die fromme Helene
Überarbeitung, Umschlaggestaltung: Null Papier Verlag
2. Auflage, ISBN 978-3-943466-67-6
www.null-papier.de/busch
Wie der Wind in TrauerweidenTönt des frommen Sängers Lied,Wenn er auf die LasterfreudenIn den großen Städten sieht.
Ach, die sittenlose Presse!Tut sie nicht in früher StundAll die sündlichen ExzesseSchon den Bürgersleuten kund?!
Offenbach ist im Thalia,Hier sind Bälle, da Konzerts.Annchen, Hannchen und MariaHüpft vor Freuden schon das Herz.
Kaum trank man die letzte Tasse,Putzt man schon den ird’schen Leib.Auf dem Walle, auf der GasseWimmelt man zum Zeitvertreib.
Und der Jud mit krummer Ferse,Krummer Nas’ und krummer Hos’Schlängelt sich zur hohen BörseTiefverderbt und seelenlos.
Wie sie schauen, wie sie grüßen!Hier die zierlichen Mosjös,Dort die Damen mit den süßenHimmlisch hohen Prachtpopös.
Schweigen will ich von Lokalen,Wo der Böse nächtlich praßt,Wo im Kreis der LiberalenMan den Heil’gen Vater haßt.
Schweigen will ich von Konzerten,Wo der Kenner hoch entzücktMit dem seelenvoll-verklärtenOpernglase um sich blickt;
Wo mit weichem WogebusenMan schön warm beisammen sitzt,Wo der hehre Chor der Musen,Wo Apollo selber schwitzt.
Schweigen will ich vom Theater,Wie von da, des Abends spät,Schöne Mutter, alter VaterArm in Arm nach Hause geht.
Zwar man zeuget viele Kinder,Doch man denket nichts dabei.Und die Kinder werden Sünder,Wenn’s den Eltern einerlei.
»Komm Helenchen!« sprach der braveVormund – »Komm, mein liebes Kind!Komm aufs Land, wo sanfte SchafeUnd die frommen Lämmer sind.
Da ist Onkel, da ist Tante,Da ist Tugend und Verstand,Da sind deine Anverwandte!«So kam Lenchen auf das Land.
Helene!« – sprach der Onkel Nolte –»Was ich schon immer sagen wollte!Ich warne dich als Mensch und Christ:Oh, hüte dich vor allem Bösen!Es macht Pläsier, wenn man es ist,Es macht Verdruß, wenn man’s gewesen!«
»Ja leider!« – sprach die milde Tante –»So ging es vielen, die ich kannte!Drum soll ein Kind die weisen LehrenDer alten Leute hochverehren!Die haben alles hinter sichUnd sind, gottlob! recht tugendlich!
Nun gute Nacht! Es ist schon späte!Und, gutes Lenchen, bete, bete!«
Helene geht. – Und mit VergnügenSieht sie des Onkels Nachthemd liegen.
Die Nadel her, so schnell es geht!Und Hals und Ärmel zugenäht!!
Darauf begibt sie sich zur Ruh
Und deckt sich warm und fröhlich zu.
Bald kommt der Onkel auch hereinUnd scheint bereits recht müd zu sein.
Erst nimmt er seine Schlummerprise,