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Die umfassendste digitale Sammlung zum Werk von Wilhelm Busch 1600 Zeichnungen 35 Märchen 120 Gedichte Mit interaktivem Menü, Index und Anmerkungen zum Autor. Busch gilt heute als einer der Pioniere des Comics. Zu seinen bekanntesten Werken zählen die Bildergeschichten "Max und Moritz", "Die fromme Helene", "Plisch und Plum" und "Hans Huckebein, der Unglücksrabe". Viele seiner Zweizeiler wie "Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr" sind zu festen Redewendungen im deutschen Sprachgebrauch geworden. Aber nicht nur seine Bildergeschichten sind herausragend, auch seine Gedichte und aufgezeichneten Volksmärchen brauchen sich hinter Goethe oder den Brüdern Grimm nicht zu verstecken. 1. Auflage (Überarbeitete Fassung) Umfang: 1526 Buchseiten Null Papier Verlag
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Seitenzahl: 642
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Inhaltsangabe
Titel
Impressum
Sammlungen bei Null Papier
Wilhelm Busch
Bildergeschichten
Adelens Spaziergang
Das Bad am Samstagabend
Das Napoleonspiel
Das Pusterohr
Das Rabennest
Das warme Bad
Der Bauer und das Kalb
Der Bauer und der Windmüller
Der Bauer und sein Schwein
Der gewandte, kunstreiche Barbier und sein kluger Hund
Der Hahnenkampf
Der hastige Rausch
Der heilige Antonius – Die Wallfahrt
Der heilige Antonius – letzte Versuchung
Der hinterlistige Heinrich
Der hohle Zahn
Der Lohn des Fleißes
Der Lohn einer guten Tat
Der neidische Handwerksbursch
Der Partikularist
Der Schnuller
Der Schreihals
Der vergebliche Versuch
Der Virtuos
Die beiden Enten und der Frosch
Die Brille
Die Entführung aus dem Serail
Die Fliege
Die Folgen der Kraft
Die fromme Helene
Die Hungerpille
Die kühne Müllerstochter
Die Rache des Elefanten
Die Rutschpartie
Die Strafe der Faulheit
Diogenes und die bösen Buben von Korinth
Ehre dem Fotografen
Ein Abenteuer in der Neujahrsnacht
Eine unangenehme Überraschung
Eugen, der Honigschlecker
Fipps, der Affe
Hans Huckebein
Max und Moritz
Müller und Schornsteinfeger
Naturgeschichtliches Alphabet
Pater Filucius
Plisch und Plum
Schmied und Teufel
Tobias Knopp
Zwei Diebe
Wie man Napoliums macht
Biographisches
Was mich betrifft
Von mir über mich
Erzählungen
Eduards Traum
Der Schmetterling
Meiers Hinnerk
Gedichte
Schein und Sein
Woher, wohin?
Der Stern
Leider!
Unbeliebtes Wunder
Abschied
Der Renommist
Doppelte Freude
Greulich
Modern
Der fremde Hund
So wars
Die Nachbarskinder
Von selbst
Beneidenswert
Auch er
Die alte Sorge
Eitelkeit
Vielleicht
Gedankenvoll
Niemals
Beruhigt
Fehlgeschossen
Unbillig
Er ist mal so
Verzeihlich
Befriedigt
Gestört
Armer Haushalt
Ärgerlich
Gedrungen
Im Sommer
Künftig
Vergeblich
Versäumt
Wassermuhmen
Das Blut
So nicht
Laß ihn
Bis auf weiters
Gründer
Entrüstet
Wiedergeburt
Glückspilz
Immerfort
Verfrüht
Nörgeln
Vertraut
Tröstlich
Unfrei
Zwei Jungfern
Rechthaber
Bös und gut
Der Kohl
Duldsam
Die Teilung
Ein Maulwurf
Durchweg lebendig
Immerhin
Erbauliche Bescheidenheit
Unbequem
Ich bin Papa
Der Asket
Empfehlung
Gründliche Heilung
Am Vorabend von Rosens Geburtstag
Waldfrevel
Frisch gewagt
Peinlich berührt
Zum Geburtstag
Selbstgefällig
So und so
Was das Großmütterlein sang
Wanderlust
Der Nöckergreis
Frühlingslied
Wankelmut
Hund und Katze
Idiosynkrasie
Das Lied von der roten Nase
Summa summarum
Der Sack und die Mäuse
Das Brot
Liebesgeschichten des Jeremias Pechvogel
Schlußchor
Romanze vom nützlichen Soldaten
Es sitzt ein Vogel auf dem Leim
Chor der Kahlköpfe
Ein dicker Sack
Schreckliche Folgen eines Bleistifts
Es saßen einstens beieinand …
Die Mohrenträne
Das traurige Röslein
Der volle Sack
Liebesglut
Wenn ich dereinst
Zum Geburtstag im Juni
Der Esel
Metaphern der Liebe
Lieder eines Lumpen
Das Glöcklein im Walde
Dilemma
Er kann warten
Zu Neujahr
Will das Glück nach seinem Sinn
In trauter Verborgenheit
Der Türmer
Sie war ein Blümlein
Bewaffneter Friede
Fuchs und Igel
Die Selbstkritik hat viel für sich
Unglücklicher Zufall
Früher, da ich unerfahren
Individualität
Bedächtig
Oben und unten
Zauberschwestern
Lache nicht
Buch des Lebens
Volksmärchen
Die Schwarze Prinzessin
Das Öl der Zwerge
Ilsabein
Gerdmann und Alheid
Das harte Gelübde
Die böse Stiefmutter
Die Zwerghütchen
Königin Isabelle
Die bestrafte Hexe
Der Gärtner und die Kröte
Muschetier, Grenadier und Pumpedier
Der dumme Hans
Der kluge Bauer
Des Totengräbers Sohn
Rettungsrätsel
Die launische Ziege
Des Kaufmanns Sohn
Der Königssohn mit der goldenen Kette
Der Königssohn Johannes
Das verwünschte Schloss
Drei Königskinder
Der kluge Knecht
Die alte Slüksche
Die zwei Brüder
Der Schmied und der Pfaffe
Der harte Winter
Der Soldat und das Feuerzeug
Der Bettler aus dem Paradies
Der verwunschene Prinz
Das Hemd des Zufriedenen
Der Herrgott als Pate
Friedrich Goldhaar
Der Schweinejunge und die Prinzessin
Der Mordgraf
Hans Hinrich Hildebrand und der Pfaffe
Index
Das weitere Verlagsprogramm
Wilhelm Busch
Gesammelte Werke
Wilhelm Busch
Gesammelte Werke
Überarbeitung, Umschlaggestaltung: Null Papier Verlag
1. Auflage, ISBN 978-3-95418-682-2
Umfang: 1526 Buchseiten
www.null-papier.de/busch
Informationen über Gratisangebote und Neuveröffentlichungen unter:
www.null-papier.de/newsletter
Heinrich Christian Wilhelm Busch (Geb. 15. April 1832 in Wiedensahl; Gest. 9. Januar 1908 in Mechtshausen) war einer der einflussreichsten humoristischen Dichter und Zeichner Deutschlands. Seine erste Bildergeschichte erschien 1859.
Schon in den 1870er Jahren zählte er zu den bekannten Persönlichkeiten Deutschlands. Zu seinem Todeszeitpunkt galt er als ein »Klassiker des deutschen Humors«, der mit seinen satirischen Bildergeschichten eine große Volkstümlichkeit erreichte.
Er gilt heute als einer der Pioniere des Comics. Zu seinen bekanntesten Werken zählen die Bildergeschichten »Max und Moritz«, »Die fromme Helene«, »Plisch und Plum« und »Hans Huckebein, der Unglücksrabe«.
Viele seiner Zweizeiler wie »Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr« sind zu festen Redewendungen im deutschen Sprachgebrauch geworden. Seine Satiren verspotten häufig Eigenschaften einzelner Typen oder Gesellschaftsgruppen. So greift er in seinen Bildergeschichten die Selbstzufriedenheit und zweifelhafte Moralauffassung des Spießbürgers und die Frömmelei bürgerlicher und geistlicher Personen an.
»Max und Moritz – Eine Bubengeschichte in sieben Streichen« wurde am 4. April 1865 erstveröffentlicht und zählt damit zum Frühwerk von Wilhelm Busch.
Viele Reime dieser Bildergeschichte wie »Aber wehe, wehe, wehe! / Wenn ich auf das Ende sehe!«, »Dieses war der erste Streich, doch der zweite folgt sogleich« und »Gott sei Dank! Nun ist’s vorbei / Mit der Übeltäterei!« sind zu geflügelten Worten im deutschen Sprachgebrauch geworden.
Ein Mädchen, schön und voll Gemüt,Geht hier spazieren, wie man sieht.
Sie pflückt auf frühlingsgrüner AuVergißmeinnicht, das Blümlein blau.
Ach Gott! Da hupft ein grüner, nasser,Erschrecklich großer Frosch ins Wasser.
Adele, die ihn hupfen sah,Fällt um und ist der Ohnmacht nah.
Ameisenbisse tun gar weh;Schnell springt Adele in die Höh’.
Ein Schäfer weidet in der Fern. -Den Ziegenbock hat man nicht gern.
Es stößt der Bock - Adele schreit -Der Hirt ist in Verlegenheit.
Auf seine Hörner nimmt der BockAdelens Krinolinenrock.
Hund, Hirt und Herde stehen stummUm diesen Unglücksfall herum.
Der Schäfer trägt Adelen fort;Ein Storch kommt auch an diesen Ort.
Schnapp! faßt der Storch die KrinolineUnd fliegt davon mit froher Miene.
Hier sitzt das Ding im Baume festAls wunderschönes Storchennest.
Hier sieht man Bruder Franz und FritzenZu zweit in einer Wanne sitzen.
Die alte Lene geht; – und gleichDa treibt man lauter dummes Zeug.
Denn Reinlichkeit ist für die zweiAm Ende doch nur Spielerei. –
Jetzt will der Fritz beim UntertauchenNur seinen einen Finger brauchen.
Natürlich läuft ihm was ins OhrDem Franz kommt dieses lustig vor.
Das ärgert aber Bruder FritzenDrum fängt er an, den Franz zu spritzen.
Doch der mit seiner großen ZeheTut Fritzen an der Nase wehe;
Dafür taucht Fritz den Kopf ihm niederWas so im Wasser sehr zuwider.
Franz aber zieht an Fritzens Bein;Der zappelt sehr und kann nicht schrein.
In Mund und Auge, zornentbrannt,Greift jetzt die rachbegierge Hand.
Die Wanne wird zu engeFür dieses Kampfgedränge.
Perdatsch! die alte, brave LeneKommt leider grad zu dieser Szene.
Sie spricht voll Würde und voll Schmerz:»Die Reinlichkeit ist nicht zum Scherz!«
Und die Moral von der Geschicht:Bad zwei in einer Wanne nicht!
»Eins, zwei, drei – ich zähl’ herum –Der Louis ist Napolium!«
Man rüstet sich, so schnell man kann.Der Louis zieht die Stiefel an.
Schon sieht man aufeinander gehenDie beiderseitigen Armeen.
Alsbald so kriegen ihre StrafeDer böse Turko und der Zuave.
Besonders glänzend zeigt sich hieDie Wirksamkeit der Artillierie.
Nun wird die Sache aber übel:Der Louis rennt aus seinem Stiebel;
Und wird bei Metz, wie er sich stemmt,Zum größten Teile eingeklemmt.
Noch rettet er sich wisemanMit Schnelligkeit bis nach Sedan.
Indessen bälder, als er denkt,Fühlt er auch hier sich sehr beengt.
Und kein Entweichen gibt es hier.Victoria! Den hätten wir!
Der Louis schreit: »Au weh! au weh!«Denn jetzo geht’s nach Wilhelmshöh.
Schwapp! liegt er da im weichen Lehm,Bequem und doch nicht angenehm.
»Ne!« – schreit der Louis laut und sehr –»Napolium spiel ich niemals mehr!!«
Hier sitzt Herr Bartelmann im Frei’nUnd taucht sich eine Brezel ein.
Der Franz mit seinem PusterohrSchießt Bartelmann ans linke Ohr.
Ei Zapperment, so denkt sich der,Das kam ja wohl von unten her.
Doch nein – denkt er –, es kann nicht sein!Und taucht die Brezel wieder ein.
Und – witsch – getroffen ist die Brezen,Herrn Bartelmann erfaßt Entsetzen.
Und – witsch – jetzt trifft die Kugel garDas Aug’, das sehr empfindlich war,
So daß dem armen BartelmannDie Träne aus dem Auge rann.
Ei, Zapperment – so denkt sich der –,Das kommt ja wohl von oben her! –
Aujau! Er fällt – denn mit GeblaseSchießt Franz den Pfeil ihm in die Nase.
Da denkt Herr Bartelmann, aha!Dies spitze Ding, das kenn’ ich ja!
Und freudig kommt ihm der Gedanke:Der Franz steht hinter dieser Planke!
Und – klapp! – schlägt er mit seinem TopfDas Pusterohr tief in den Kopf!
Drum schieß mit deinem PüsterichtAuf keine alten Leute nicht!
Zwei Knaben, jung und heiter,Die tragen eine Leiter.
Im Nest die jungen Raben,Die werden wir gleich haben.
Da fällt die Leiter um im Nu,Die Raben sehen munter zu.
Sie schreien im Vereine,Man sieht nur noch die Beine!
Der Jäger kommt an diesen OrtUnd spricht zu seinem Hund: »Apport!«
Den Knaben apportiert der Hund,Der Jäger hat die Pfeif’ im Mund.
»Nun hole auch den andern her!«Der Schlingel aber will nicht mehr.
Der Jäger muß sich selbst bemühn,Den Knaben aus dem Sumpf zu ziehn.
Zur Hälfte sind die KnabenSo schwarz als wie die Raben.
Der Hund und auch der Jägersmann,Die haben schwarze Stiefel an.
Die Raben in dem RabennestSind aber kreuzfidel gewest.
Ein Bauer, der kein Geld mehr hat,Der brächte gern sein Kalb zur Stadt.
Doch schau, wie dieses Tier sich sträubt,Und widerspenstig stehen bleibt!
Der liebenswürdige BauersmannBietet umsonst ihm Kräuter an.
Vergebens druckt er es und schiebt,Das Kalb bleibt stehn, wie’s ihm beliebt.
Und ganz vergeblich ebenfallsSucht er es fortzuziehn am Hals.
Jetzt schau, wie er’s mit Disteln sticht!Das Kalb schreit: »Bäh!« Doch geht es nicht.
Er nimmt das Kalb bei Schweif und Ohr,Doch bleibt es störrisch wie zuvor.
Mit Drohen und BelehrenSucht er es zu bekehren.
Doch schon im nächsten AugenblickMöcht’ es durchaus zum Stall zurück.
Da denkt er, es mit SchlägenZum Gehen zu bewegen.
Allein trotz allem SchlagenMuß er das Kalb noch tragen.
Weil das ihm aber lästig ist,Besinnt er sich auf eine List.
Er hängt die Glocke um, schreit: »Muh!«Da glaubt das Kalb, er sei die Kuh.
Die Luft ist kühl, es weht der Wind.Der Bauer zieht zur Mühl’ geschwind.
Ei, denkt der brave Bauersmann,Da bind’ ich meinen Esel an.
Der böse Müller hat’s gesehnUnd läßt sogleich die Mühle gehn.
Den Esel zieht es fort, o Graus!Der Müller guckt zum Loch heraus.
Am Schwanz hängt sich der Bauer an,Was ihm jedoch nicht helfen kann.
Denn sieh! die Haare halten nicht.Bumbs, liegt er da, der arme Wicht.
Der Müller aber mit VergnügenSieht in der Luft den Esel fliegen.
Indessen haut dem BäuerleinEin Flügel an das rechte Bein.
Jetzt endlich bleibt die Mühle steht.Doch um den Esel ist’s geschehn.
Hier siehst du nun auf einem Karr’nDen Abgeschied’nen heimwärts fahrn.
Und als der Bauer kam nach Haus,Fuhr seine Frau zur Tür heraus,
Mit einem Besen groß und langMacht sie dem Bauern angst und bang.
Der Bauer nimmt die SägeUnd wehrt sich ab die Schläge.
Ein Sägezahn trifft ganz genauIns Nasenloch der Bauersfrau.
Die Nase blutet fürchterlich,Der Bauer denkt: »Was kümmert’s mich?«
Zur Mühle geht der BauersmannUnd fängt sogleich zu sägen an.
Racksknacks! Da bricht die Mühle schon, –Das war des bösen Müllers Lohn.
Der böse Müller aber krochSchnell aus dem off’nen Mühlenloch
Ein Bauer treibt in guter RuhSein fettes Schwein der Heimat zu.
Bei einem Wirte kehrt er einUnd kauft sich einen Branntewein.
Da zieht das Schwein, der Bauer fällt,Weil er sich auf das Seil gestellt.
Des Wirtes Nachbar und sein Sohn,Die warten auf die Knödel schon.
Auf einmal kommt herein die SauUnd stößt die gute Nachbarsfrau.
Sie stößt, mit schrecklickem Gebrumm,Das Kind, den Tisch und Nachbar um.
Heraußen steht das BäuerleinUnd wartet auf sein fettes Schwein.
Das Schwein läuft aus der Tür heraus,Der Bauer reitet fort im Saus.
Dem Schweine kommt das lästig vor,Drum wälzt es sich im feuchten Moor.
Ans Ufer springt das böse Schwein,Der Bauer mühsam hinterdrein.
Ins Schilderhaus verkriecht es sich,Der Bauer spricht: »Jetzt hab’ ich Dich!«
Er setzt sich auf das Schilderhaus,Da schaut des Schweines Schwanz heraus.
Der Wirt, Soldat und Nachbarsmann,Die greifen jetzt den Bauern an.
Doch endlich schlachtet man das Schwein,Da freuet sich das Bäuerlein.
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Der Gickerich, ein Gockel fein,Guckt in den Topf voll Brüh hinein.
Ein zweiter, Gackerich genannt,Kommt auch sogleich herzugerannt.
Und jeder langt mit MüheIm Topfe nach der Brühe.
Der Gicker- und der GackerichBetrachten und fixieren sich.
Zum Kampf gerüstet und ganz nah,So stehn sie Aug’ in Auge da.
Sie fangen mit den TatzenEntsetzlich an zu kratzen.
Und schlagen sich die SporenUm ihre roten Ohren.
Jetzt rupft der Gickerich, o Graus,Dem Gackerich die schönste Feder aus.
Doch Gackerich, der erst entfloh,Macht’s jetzt dem andern ebenso.
Und zieht den Gickerich noch obendreinBeim Schopfe in den Topf hinein.
Da kämpfen sie noch ganz erhitzt,Daß rund herum die Brühe spritzt.
Und keiner hält sich für besiegt,Obschon der Topf am Boden liegt.
»Kellnerin! Einen Bittern!«
»Und nachher eine Flasch Ofner!«
»Und ein Glas Grog!«
»Ah!«
»Kellnehin, za–hin!«
»Macht 1 Gulden 48 Kreuzer.«
»Sie Lump, Sie!«
»Au weh!«
»Wer lacht da?«
»Ja, was wär’ denn des?«
»Itzo gehörst d’ mein!«
»Und drauß bist schon aa!«
Es schickt sich, daß ein frommer MannDie Sache überlegt;Er schafft sich einen Esel an,Der ihm den Ranzen trägt.
So zogen sie hinaus zum TorUnd fürder allgemach;Der Heilige, der ging her vor,Der Esel hinten nach.
Antonius als guter ChristSchaut’s an mit Seelenruh:»He, Alter! Wenn du fertig bist, –Wohlan! – so trage du!«
Er setzt sich auf und reitet sachtBis nach Jerusalem.Wo Salomonis Tempel stand,Liegt mancher dicke Stein,
Den allerdicksten, den er fandPackt Sankt Antonius ein.
Das hilft ihm aber alles nit,Wir kümmern uns nicht drum.
Der Bär, obschon ganz krumm und matt,Setzt sich in kurzen Trab.Bis hin nach Padua der Stadt;Da stieg Antonius ab.
»Mein Freund, du kannst nun gehn!Und wie es einem gehen kann,Das hast du nun gesehn!«
»Mein Leben lang bekümmr’ ich michUm keinen Esel mehr!«
Der heilige Antonius von PaduaSaß oftmals ganz alleinig daUnd las bei seinem HeiligenscheinMeistens bis tief in die Nacht hinein. –
Und wie er sich umschaut, der fromme Mann,Schaut ihn ein hübsches Mädchen an. –der heilige Antonius von PaduaWar aber ganz ruhig, als dies geschah.
Er sprach: »Schau du nur immer zu,Du störst mich nicht in meiner christlichen Ruh!«Als er nun wieder so ruhig saßUnd weiter in seinem Buche las –
Husch, husch! – so spürt er auf der GlatzenUnd hinterm Ohr ein Kribbelkratzen,Daß ihm dabei ganz sonderbar,Bald warm, bald kalt zumute war. –Der heilige Antonius von PaduaWar aber ganz ruhig, als dies geschah.Er sprach: »So krabble du nur zu,Du störst mich nicht in meiner christlichen Ruh!«
»Na! – – Na!«
»Na, na! – sag’ ich!!!«
»Hm! hm! – – hm!!!«
Und gibt dem heil’gen AntoniusLinks und rechts einen herzhaften Kuß.
Er sprang empor, von Zorn entbrannt;Er nahm das Kreuz in seine Hand:
»Laß ab von mir, unsaubrer Geist!Sei, wie du bist, wer du auch seist!«
Puh!! – Da sauste mit großem RumorDer Satanas durchs Ofenrohr.
Der heilige Antonius, ruhig und heiter,Las aber in seinem Buche weiter! –
So laß uns denn auf dieser ErdenAuch solche fromme Heil’ge werden!
Die Mutter sprach: »O Heinrich mein!Nimm diese Brezen, sie sei dein!«
Der böse Heinrich denkt sich gleich:»Jetzt fang ich Gänse auf dem Teich.«
Ein junges Gänslein schwamm ans Land,Schwapp! hat es Heinrich in der Hand.
Es schreit und zappelt fürchterlich;Die Alten sind ganz außer sich.
Jetzt faßt die Gans den Heinrich an,Wo sie zunächst ihn fassen kann.
Der Heinrich fällt auf seinen Rücken;Am Ohr tun ihn die Gänse zwicken.
Sie fliegen dann, – o weh, o weh!Mit Heinrich fort und in die Höh.
Hoch über seiner Mutter Haus,Da lassen sie den Heinrich aus.
Der fällt ganz schwarz und über KopfDer Mutter in den Suppentopf.
Mit einer Gabel und mit Müh’Zieht ihn die Mutter aus der Brüh’.
Hier sieht man ihn am Ofen stehn. –Dem Schlingel ist ganz recht geschehn!
Die Gänse aber voll ErgötzenVerzehren Heinrichs braune Brezen.
Oftmalen bringt ein harter BrockenDes Mahles Freude sehr ins Stocken.
So geht’s nun auch dem Friedrich Kracke;Er sitzt ganz krumm und hält die Backe.
Um seine Ruhe ist’s getan;Er biß sich auf den hohlen Zahn.
Nun sagt man zwar: es hilft der Rauch!Und Friedrich Kracke tut es auch.
Allein schon treiben ihn die Nöten,mit Schnaps des Zahnes Nerv zu töten.
Er taucht den Kopf mitsamt dem ÜbelIn einen kalten Wasserkübel.
Jedoch das Übel will nicht weichen,Auf andre Art will er’s erreichen.
Umsonst! – Er schlägt, vom Schmerz bedrängt,Die Frau, die einzuheizen denkt.
Auch zieht ein Pflaster hinterm OhrDie Schmerzen leider nicht hervor.
»Vielleicht« – so denkt er »wird das SchwitzenMöglicherweise etwas nützen.«
Indes die Hitze wird zu groß,Er strampelt sich schon wieder los;
Und zappelnd mit den Beinen,Hört man ihn bitter weinen.
Jetzt sucht er unterm BetteUmsonst die Ruhestätte.
Zuletzt fällt ihm der Doktor ein.Er klopft. – Der Doktor ruft: »Herein!«
»Ei, guten Tag, mein lieber Kracke,Nehmt Platz! Was ist denn mit der Backe?
Laßt sehn! Ja, ja! Das glaub’ ich wohl!Der ist ja in der Wurzel hohl!«
Nun geht der Doktor still beiseit.Der Bauer ist nicht sehr erfreut.
Und lächelnd kehrt der Doktor wieder,Dem Bauern fährt es durch die Glieder.
Ach, wie erschrak er, als er daDen wohlbekannten Haken sah!
Der Doktor, ruhig und besonnen,Hat schon bereits sein Werk begonnen.
Und unbewußt nach obenFühlt Kracke sich gehoben.
Und rack – rack! – da haben wir den Zahn,Der so abscheulich weh getan!
Mit Staunen und voll HeiterkeitSieht Kracke sich vom Schmerz befreit.
Der Doktor, würdig, wie er war,Nimmt in Empfang sein Honorar.
Und Friedrich Kracke setzt sich wiederVergnügt zum Abendessen nieder.
»Komm Nero!« spricht Herr Bartel ernst,»Es wird jetzt Zeit, daß du was lernst!
Du willst nicht? – Gut! so hau’ ich dichMit einem Stecken fürchterlich.«
Drauf sitzt der Nero mäuschenstillUnd hört, was man ihm sagen will.
»Hut ab!« das ist das erste Stück,Der Nero macht es mit Geschick.
Zum zweiten: »Jenen Stecken dort!Nur munter, Nero! such! apport!«
Und jetzt: »Die Tür auf! – So, so, so!Das geht ja schon: Bravissimo!«
»Ach!« denkt der Nero, »ach, wozuLäßt mich mein Herr doch nicht in Ruh’?!«
Da kommt, als sie spazierengingen,Der Hundefänger mit der Schlingen.
»Hut ab!« ruft schnell Herr Bartel jetzt,Der Hundefänger ist entsetzt
Und läßt, dieweil der Schreck so groß,Die festgemachte Schlinge los.
Gleich sitzt der Nero mit der MützeIn einer tiefen Wasserpfütze.
Der böse Mann, gar seht gewandt,Fischt aber Nero an das Land,
Und sperrt ihn in den Gitterkasten,Und schreit: »Jetzt soll der Schlingel fasten!«
Doch kaum hat sich der Mann entfernt,Zeigt Nero, daß er was gelernt.
Er macht die Türe auf und dannLäuft er nach Haus, so schnell er kann.
Hier kehrt er heim und ist erfreut, –Das macht allein die Fleißigkeit.
(eine wahre Geschichte)
Wenn man von dem Lohn der TugendHin und wieder was erfährt,So ist das im allgemeinenJedenfalls nur wünschenswert.
Aber so was kann mich ärgern,Wenn man in der Zeitung sieht,Was dem Johann LuenickaFür sein gutes Werk geschieht.
Von Geburt aus Leitomischl,Handwerksbursche von Metier,Kam er auch auf seiner ReiseEinst an einen großen See.
Plötzlich sieht er einen Knaben,Welcher etwa dreizehn Jahr,Und, nachdem er sich gebadet,Eben beim Ertrinken war.
Dieses kann Johann nicht leiden,Stürzt sich mutig in die Flut,Faßt das Kind beim linken Beine,Aber ach! verliert den Hut.
Erst jedoch, nachdem er alleRettungsmittel angewandt,Fühlt er mittelst seiner Hände,Daß er seinen Hut nicht fand.
Unbemittelt und vertrauendAuf das Werk, das er getan,Hält er bei der OrtsgemeindeHöflich um Belohnung an.
Hier nimmt man das AnersuchenAuch sogleich zu ProtokollUnd berichtet an das Kreisamt,Wie man sich verhalten soll.
Von dem Kreisamt schreibt man wieder,Und der Brave ist schon froh;Aber groß war sein Erstaunen,Denn die Antwort lautet so:
»Erstens, da der LuenickaSchwimmen kann, so ist es klar,Daß sein Leben bei der SacheNicht besonders in Gefahr;
Drum, nach reiflichem Bedenken,Lautet unser Amtsbeschluß,Daß die fragliche BelohnungJedenfalls von Überfluß.
Zweitens hat der LuenickaSein Ersuchen eingeschickt,Ohne daß, wie es gesetzlich,Ihm ein Stempel aufgedrückt;
Drum, nach reiflichem Bedenken,Lautet unser Amtsbeschluß,Daß er 72 KreuzerStempeltaxe zahlen muß.«
Ja, so lautet das Erkenntnis. –Zahlen muß der junge Mann,Ob ihm gleich von jedem AugeEine stille Träne rann.
Und wir fragen uns im stillen:Wozu nützt die gute Tat,Wenn ein tugendsamer JünglingObendrein noch Kosten hat!
Das Hähnerl hier ist für den Dicken.Der Handwerksbursch’ fühlt Magenzwicken.
Die Zeitung ist oft int’ressant.Ein Hähnerl nimmt man gern zur Hand.
Die Politik ist sehr belehrend.Der Wohlgeruch ist manchmal störend.
Der Dicke schmaust, es perlt der Wein;Der Handwerksbursch’ schaut neidisch drein.
Der Handwerksbursche unverwandtVertieft sich in den Gegenstand.
Auch das noch! – Es ist unerträglich! –Er flötet so leger wie möglich.
Der Dicke schlürft mit viel Gefühl; –Dem Handwerksburschen wird es schwül.
Er zahl drei Kreuzer sehr verlegen,Stolz nimmt sie der Herr Wirt entgegen.
Drei Taler zahl der gnäd’ge Herr,Da ist der Wirt schon höflicher. –
- Die Sonne brennt, der Staub der weht;Der Dicke fährt, der Dünne geht. –
Der Handwerksbursche froh und frei,Ruht sanft im duft’gen Wiesenheu.
Der Dicke aber – autsch! mein Bein! –Hat wieder heut’ das Zipperlein.
Jetzt kommen die Franzosen – die Preußen kriegen Schläge.
Haha! Saarbrücken! Gelt, der kleine Lulu!
Weißenburg – –! Wer’s glaubt!
Pah! Der Max Mahon zeigt’s ihnen schon!
Wörth! Wörth! Hm, sonderbar!
Mars la Tours! Siehst du wohl!
Aber der Max Mahon fangt’s fein an. H-u-iii!
Sedan. Pfui Teufel!
Gefangen! Was – gefangen – Er?
O Straßburg, o Straßburg,du wunderschöne Stadt!
Sie: »Metz, Metz, Metz!« – Er: »Verrat!«
Und das Viktoria-Geschieß auch noch!
»Hier hast du ihn! Nun sei hübsch still,Weil ich die Wäsche trocknen will.«
Dem Willi schmeckt der Schnuller süß,Zwei junge Hunde sehen dies.
Der Willi spielt mit seiner Zehe,Die Wespe lauert in der Nähe.
Schon krabbelt Schnupp, der eine Hund,Ganz nah an Willi seinem Mund.
Er faßt mit Hast die süße Beute,Und eilt von dannen voller Freude.
Nun kommt auch Schnapp, der zweite Hund,Und leckt dem Willi seinen Mund.
Der Willi aber weinet sehr,Denn er hat keinen Schnuller mehr.
Hier krabbelt er mit Händ’ und FüßenZur Kanne hin, die zum Begießen.
Und sucht mit Mühe sich soebenAn dieser Kanne zu erheben.
Allein vergeblich ist sein Mühn;Der kalte Guß kommt über ihn.
Hier läuft der Schnupp in großer HastUnd hält den Schnuller fest gefaßt.
Schön schmeckt des Schnullers Süßigkeit;Die andern zwei sind voller Neid.
Ein jeder möchte, sich zu laben,Den Schnuller gern alleine haben.
Der Wespenstich macht keine Freude,Die Hunde fliehen alle beide.
Die Wespe mit vergnügtem SinnBetrachtet sich als Siegerin.
Großmutter aber kommt allhier
Und kehrt hinweg das Stacheltier.
Sie trägt zu einem warmen OrtDen Willi und den Schnuller fort.
Hier liegt und schwelgt er zum BeschlußIn ungestörtem Hochgenuß.
Da, Lina, zieh ihm’s Nachtzeug an,daß ich die Flasche wärmen kann.
Die Mutter geht, und eh sie scheidet,wird Willi schon des Hemds entkleidet.
Die Wäscherei gefällt ihm nicht,vor allen Dingen im Gesicht.
Doch schreit er nicht und hält ganz stillund läßt sich pudern, wo man will.
Kaum aber schnüret man ihn ein,so fängt er auch schon an zu schrein.
Habäh! so tönt sein Wehgeschreiund lockt den Vater selbst herbei.
Hier, halt ihn eben mal, Papa!ich geh und rufe die Mama.
Der Vater trommelt an den Scheiben,um Willis Trauer zu vertreiben.
Er läßt ihn in den Spiegel schaun –der Willi schreit, bis daß er braun.
Horch, Willi, horch, die Ticktakuhr! –der Willi schreit noch ärger nur.
Susu, mein Herz! Schlaf ein, schlaf ein! –er fängt noch lauter an zu schrein.
Mit List zeigt er die Zipfelhauben –umsonst! Der Willi will’s nicht glauben.
Jetzt macht er einen Butzemann –O weh! Nun geht’s noch schlimmer an.
Die Mutter öffnet grad die Tür:»Mein Herz! Was machen sie mit dir?!«
Die Mutter macht ein ernst Gesicht:»Ja, was ist das? – Auch dieses nicht?!« –
Grad kommt die Tante auf Visiteund ruft erschreckt: »Du meine Güte!!« –
Voll Weisheit öffnet sie den Bund. –Da haben wir’s! – Das war der Grund! –
Und Willi, der vom Schmerz befreit,lacht laut vor lauter Heiterkeit.
Herr Lehmann hat seinen Freunden in der Silvesternacht eine Punschpartie gegeben und beabsichtigt nach Entfernung seiner Gäste, sich noch eine Zigarre anzuzünden.
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Ein Neujahrskonzert
Zum neuen Jahr begrüßt euch hierEin Virtuos auf dem Klavier.Er führ’ euch mit Genuß und GunstDurch alle Wunder seiner Kunst.
Silentium
Introduzione
Scherzo
Adagio
Adagio con sentimento
Piano
Smorzando
Maestoso
Capriccioso
Passagio chromatico
Fuga del diavolo
Forte vivace
Fortissimo vivacissimo
Finale furioso
Bravo, bravissimo!
Sieh da, zwei Enten jung und schön,Die wollen an den Teich hingehn.
Zum Teiche gehn sie munterUnd tauchen die Köpfe unter.
Die eine in der GoschenTrägt einen grünen Froschen.
Sie denkt allein ihn zu verschlingen.Das soll ihr aber nicht gelingen.
Die Ente und der Enterich,Die ziehn den Frosch ganz fürchterlich.
Sie ziehn ihn in die Quere,Das tut ihm weh gar sehre.
Der Frosch kämpft tapfer wie ein Mann. –Ob das ihm wohl was helfen kann?
Schon hat die eine ihn beim Kopf,Die andre hält ihr zu den Kropf.
Die beiden Enten raufen,Da hat der Frosch gut laufen.
Die Enten haben sich besunnenUnd suchen den Frosch im Brunnen.
Sie suchen ihn im Wasserrohr,Der Frosch springt aber schnell hervor.
Die Enten mit GeschnatterStecken die Köpfe durchs Gatter.
Der Frosch ist fort – die Enten,Wenn die nur auch fort könnten!
Da kommt der Koch herbei sogleichUnd lacht: »Hehe, jetzt hab’ ich euch!«
Drei Wochen war der Frosch so krank!Jetzt raucht er wieder. Gott sei Dank!
Des Mittags, als es zwölfe war,Setzt sich zu Tisch der Herr Aktuar.
Er schaut bedenklich, ernst und stille,Die Suppe an durch seine Brille.
Und durch die Brille, scharf und klar,Entdeckt er gleich ein langes Haar.
»Nun!« – sprach die Frau – »das kann wohl mal passieren!Hast du mich lieb, so wird’s dich nicht genieren!«
Er aber kehrt sich schleunigst umUnd holt die Flasche, die voll Rum.
Er trinkt und ist so sehr verstockt,Daß selbst die Wurst ihn nicht verlockt.
»Ach!« denkt die Frau, »wie wird das enden!«Und sucht die Flasche zu entwenden.
Doch hierin kennt er keinen Spaß»Gleich stell sie her! Sonst gibt es was!«
Und schon ergreift er mit der HandDen Stock, der in der Ecke stand.
Die Frau versucht zu fliehn; indesDer Hakenstock verhindert es.
Ein Schlag, gar wohlgezielt und tüchtig,Trifft und zerbricht die Flasche richtig.
Nun nimmt die Frau die Sache krummUnd kehrt sich zur Attacke um.
Sie hat die Brill’ und freut sich sehr,Der Mann steht da und sieht nichts mehr.
Er tappt herum als blinder Mann,Ob er den Feind nicht finden kann.
Und tappt in seiner blinden Wut –Autsch! – an des Ofens heiße Glut.
Er dreht sich um und allbereitsBrennt ihn der Ofen anderseits.
Nun aber wird die Wut erst groß –Was es auch sei – er haut drauflos.
Die Suppenschüssel, Wurst und GlasWird ruiniert, der Hund wird naß
Und Frau und Hund entfliehn; doch erFällt mit dem Stuhl schnell hinterher.
Voll Eifer will er nach, und ach!Rennt an die Tür mit großem Krach.
Nun ist’s zu Ende mit dem Rasen!Das rote Blut rinnt aus der Nasen.
Und demutsvoll und flehentlichBemüht er um die Brille sich.
Er nimmt mit Freud’ und DankgefühlDie Brille von dem Besenstiel.
So triumphiert das brave Weib. –Die Wurst hat Tapp, der Hund, im Leib.
Der Sultan winkt – Zuleima schweigtUnd zeigt sich gänzlich abgeneigt.
»Ha!« ruft der Sultan zorn’gen Muts,»Führt sie hinweg!!« – Der Sklave tut’s.
Der Ritter Artur sucht voll TückenDer Hauses Wächter zu berücken.
Schon trinkt die Wache ziemlich viel,Herr Artur stimmt sein Lautenspiel.
Jetzt ist die Schildwach’ schon betrunken,Und schau! Zuleima hat gewunken.
Hier grüßt man sich voll Zärtlichkeit –– Gebt acht! der Aga ist nicht weit!
Der ruft: »Herr Sultan, kommt in Eil’!Grad steigt da wer in das Serail!«
Die beiden Türken steigen nachBis zu Zuleimas Vorgemach.
Kaum sind die beiden Türken oben,Da wird die Leiter umgeschoben.
Der Aga sticht in großer HitzeDem Sultan in die Nasenspitze.
Dem Sultan aber klopft das HerzVor Herzenspein und Nasenschmerz.
Das Pärchen aber, froh und heiter,Entflieht per Schiff und segelt weiter.
Dem Herrn Inspektor tut’s so gut,Wenn er nach Tisch ein wenig ruht.
Da kommt die Fliege mit GebrummUnd surrt ihm vor dem Ohr herum.
Und aufgeschreckt aus halbem Schlummer,Schaut er verdrießlich auf den Brummer.
Die böse Fliege! Seht, nun hat seSich festgesetzt auf seiner Glatze.
»Wart nur, du unverschämtes Tier!Anitzo aber komm’ ich dir!!«.
Behutsam schleicht er nach der Tasse,Daß er die Fliege da erfasse.
Perdauz! – Darin ist er gewandt –Er hat sie wirklich in der Hand.
Hier schaut er nun mit großer List,Wo sie denn eigentlich wohl ist.
Surr! – Da! Sie ist schon wieder frei.Ein Bein, das ist ihr einerlei.
Jetzt aber kommt er mit der Klappe,Daß er sie so vielleicht ertappe.
Und um sie sicher zu bekommen,Hat er den Sorgenstuhl erklommen.
Rumbums! Da liegt der Stuhl und er.Die Fliege flattert froh umher.
Da holt er aus mit voller Kraft,Die Fliege wird dahingerafft.
Und fröhlich sieht er das InsektAm Boden leblos ausgestreckt.
Erquicklich ist die Mittagsruh,Nur kommt man oftmals nicht dazu.
Mit kühnem Mut aus seinem BettSchwingt sich der Turner Hoppenstedt.
Schon ist das Hantelpaar bereitZu frisch-fromm-freier Tätigkeit.
Der Bizeps wird zuerst geübt,Er, der dem Arm die Spannkraft gibt.
Einseitig aber ist der Mann,Der’s nicht mit beiden Händen kann.
Stramm sei der Nacken, daß man trageDas Vollgewicht in kühner Waage.
Besonders auch versäumt er nieDes Beines Muskelenergie.
Derweil sitzt unten beim KaffeeHerr Meck und deutet in die Höh’.
Es wächst die Kraft. – Doch unten hierLiest Vater Meck in dem Courier.
Und kracks! – zu groß wir das Gewicht;Die Decke trägt es nicht – und – bricht.
Und Hoppenstedt, wie er sich stemme,Saust schon in Topf und Butterbemme.
Man läuft, man fällt nach allen Seiten,Und Hoppenstedt fängt an zu reiten.
Er eilt hinaus mit schnellem SchrittUnd Topf und Butter eilen mit.
Am schlimmsten aber – oh! oh! oh! –Erging es dem guten Fidelio.
Wie der Wind in TrauerweidenTönt des frommen Sängers Lied,Wenn er auf die LasterfreudenIn den großen Städten sieht.
Ach, die sittenlose Presse!Tut sie nicht in früher StundAll die sündlichen ExzesseSchon den Bürgersleuten kund?! –
Offenbach ist im Thalia;Hier sind Bälle, da Konzerts.Annchen, Hannchen und MariaHüpft vor Freuden schon das Herz. –
Kaum trank man die letzte Tasse,Putzt man schon den irdschen Leib.Auf dem Walle, auf der GasseWimmelt man zum Zeitvertreib. –
Wie sie schauen, wie sie grüßen!Hier die zierlichen Mosjös,Dort die Damen mit den süßenHimmlisch hohen Prachtpopös. –
Und der Jud mit krummer Ferse,Krummer Nas und krummer HosSchlängelt sich zur hohen Börse,Tiefverderbt und seelenlos. –
Schweigen will ich von Lokalen,Wo der Böse nächtlich praßt,Wo im Kreis der LiberalenMan den Heilgen Vater haßt. –
Schweigen will ich von Konzerten,Wo der Kenner hoch entzücktMit dem seelenvoll-verklärtenOpernglase um sich blickt;
Wo mit weichem WogebusenMan schön warm beisammen sitzt,Wo der hehre Chor der Musen,Wo Apollo selber schwitzt. –
Schweigen will ich vom Theater;Wie von da, des Abends spät,Schöne Mutter, alter VaterArm in Arm nach Hause geht.
Zwar man zeuget viele Kinder,Doch man denket nichts dabei.Und die Kinder werden Sünder,Wenn’s den Eltern einerlei.
»Komm Helenchen!« – sprach der braveVormund – »Komm, mein liebes Kind!Komm aufs Land, wo sanfte SchafeUnd die frommen Lämmer sind.
Da ist Onkel, da ist Tante,Da ist Tugend und Verstand,Da sind deine Anverwandte!«
So kam Lenchen auf das Land.
»Helene!« – sprach der Onkel Nolte –»Was ich schon immer sagen wollte!Ich warne dich als Mensch und Christ:
Oh, hüte dich vor allem Bösen!Es macht Pläsier, wenn man es ist,Es macht Verdruß, wenn man’s gewesen!«
»Ja leider!« – sprach die milde Tante –»So ging es vielen, die ich kannte!Drum soll ein Kind die weisen LehrenDer alten Leute hochverehren!Die haben alles hinter sichUnd sind gottlob! recht tugendlich!« –
»Nun gute Nacht! Es ist schon späte!Und, gutes Lenchen, bete bete!«
Helene geht. – Und mit VergnügenSieht sie des Onkels Nachthemd liegen.
Die Nadel her, so schnell es geht!Und Hals und Ärmel zugenäht!! –
Darauf begibt sie sich zur RuhUnd deckt sich warm und fröhlich zu. –
Bald kommt der Onkel auch hereinUnd scheint bereits recht müd zu sein.
Erst nimmt er seine Schlummerprise,Denn er ist sehr gewöhnt an diese.
Und nun vertauscht er mit BedachtDas Hemd des Tags mit dem der Nacht.
Doch geht’s nicht so, wie er wohl möcht,Denn die Geschichte will nicht recht.
»Potztausend, das ist wunderlich!« –Der Onkel Nolte ärgert sich.
Er ärgert sich, doch hilft es nicht.Ja siehste wohl! Da liegt das Licht!
Stets größer wird der Ärger nur.Es fällt die Dose und die Uhr.
Rack! – stößt er an den Tisch der Nacht,Was einen großen Lärm gemacht.
Hier kommt die Tante mit dem Licht. –Der Onkel hat schon Luft gekriegt.
»Oh, sündenvolle Kreatur!!Dich mein ich dort! – Ja, schnarche nur!«
Helene denkt: Dies will ich nunAuch ganz gewiß nicht wieder tun!
Helenchen wächst und wird gescheit
Und trägt bereits ein langes Kleid. –»Na, Lene! Hast du’s schon vernommen?Der Vetter Franz ist angekommen.«So sprach die Tante früh um achte,Indem sie grade Kaffee machte.»Und, hörst du, sei fein hübsch manierlichUnd zeige dich nicht ungebührlich,Und sitz bei Tische nicht so krummUnd gaffe nicht so viel herum! –Und ganz besonders muß ich bitten:Das Grüne – was so ausgeschnitten –Du ziehst mir nicht das Grüne an,Weil ich’s nun mal nicht leiden kann!«
»Ei!« – denkt Helene – »Schläft er noch?«Und schaut auch schon durchs Schlüsselloch.
Der Franz, ermüdet von der Reise,Liegt tief versteckt im Bettgehäuse.
»Ah, ja, ja, jam!« – so gähnt er eben –»Es wird wohl Zeit, sich zu erheben
Und sich allmählich zu bequemen,Die Morgenwäsche vorzunehmen.«
Zum ersten: ist es mal so schicklich
Zum zweiten: ist es sehr erquicklich.
Zum dritten: ist man sehr bestaubt
Und viertens: soll man’s überhaupt;
Denn fünftens: ziert es das Gesicht
Und schließlich: schaden tut’s mal nicht!
Wie fröhlich ist der Wandersmann,Zieht er das reine Hemd sich an!
Und neugestärkt und friedlich-heiterBekleidet er sich emsig weiter.
Und erntet endlich stillerfreut
Die Früchte seiner Reinlichkeit.
Jetzt steckt der Franz die Pfeife an.Helene eilt, so schnell sie kann.
Plemm!! – stößt sie an die alte Brause,Die oben steht im Treppenhause.
Sie kommt auf Hannchen hergerollt,Die Franzens Stiefel holen wollt.
Die Lene rutscht, es rutscht die Hanne;Die Tante trägt die Kaffeekanne.
Da geht es klirr! und klipp! und klapp!!Und auch der Onkel kriegt was ab.
Der Franz, ein Schüler hochgelehrt,Macht sich gar bald beliebt und wert.
So hat er einstens in der NachtBeifolgendes Gedicht gemacht:
Als ich so von ungefährDurch den Wald spazierte,Kam ein bunter Vogel, derPfiff und quinquilierte.
Was der bunte Vogel pfiff,Fühle und begreif ich:Liebe ist der Inbegriff,Auf das andre pfeif ich.
Er schenkt’s Helenen, die darobGar hocherfreut und voller Lob.
Und Franz war wirklich angenehm,Teils dieserhalb, teils außerdem.
Wenn in der Küche oder KammerEin Nagel fehlt – Franz holt den Hammer!
Wenn man den Kellerraum betritt,Wo’s öd und dunkel – Franz geht mit!
Wenn man nach dem Gemüse sahIn Feld und Garten – Franz ist da! –
Oft ist z. B. an den StangenDie Bohne schwierig zu erlangen.
Franz aber faßt die Leiter an,Daß Lenchen ja nicht fallen kann.
Und ist sie dann da oben fertig –
Franz ist zur Hilfe gegenwärtig.
Kurzum! Es sei nun, was es sei –Der Vetter Franz ist gern dabei.
Indessen ganz insonderheitIst er voll Scherz und Lustbarkeit.
Schau schau! Da schlupft und hupft im GrünEin Frosch herum. – Gleich hat er ihn!
Und setzt ihn heimlich nackt und bloßIn Nolten seine Tobaksdos.
Wie nun der sanfte Onkel NolteSich eine Prise schöpfen wollte –
Hucks da! Mit einem Satze saßDer Frosch an Nolten seiner Nas.
Platsch! springt er in die Tasse gar,Worin noch schöner Kaffee war.
Schlupp! sitzt er in der ButterbemmeEin kleiner Weilchen in der Klemme.
Putsch!! – Ach, der Todesschreck ist groß!Er hupft in Tante ihren Schoß.
Der Onkel ruft und zieht die Schelle:»He, Hannchen, Hannchen, komme schnelle!« –
Und Hannchen ohne Furcht und BangenEntfernt das Scheusal mit der Zangen.
Nun kehrt die Tante auch zum GlückIns selbstbewußte Sein zurück.
Wie hat Helene da gelacht,Als Vetter Franz den Scherz gemacht!
Eins aber war von ihm nicht schön:Man sah ihn oft bei Hannchen stehn!Doch jeder Jüngling hat wohl mal’n Hang fürs Küchenpersonal,Und sündhaft ist der Mensch im ganzen!Wie betet Lenchen da für Franzen!!
Nur einer war, der heimlich grollte:Das ist der ahnungsvolle Nolte.Natürlich tut er dieses bloßIn Anbetracht der Tobaksdos.Er war auch wirklich voller Freud,Als nun vorbei die FerienzeitUnd Franz mit Schrecken wiederumZurück muß aufs Gymnasium.
»Und wenn er sich auch ärgern sollte!Was schert mich dieser Onkel Nolte!«
So denkt Helene leider Gotts!Und schreibt, dem Onkel grad zum Trotz:
»Geliebter Franz!Du weißt es ja, Dein bin ich ganz!
Wie reizend schön war doch die Zeit,Wie himmlisch war das Herz erfreut,
Als in den Schnabelbohnen drinDer Jemand eine Jemandin,
Ich darf wohl sagen: herzlich küßte. –Ach Gott, wenn das die Tante wüßte!
Und ach! wie ist es hierzulandDoch jetzt so schrecklich anigant!Der Onkel ist gottlob! recht dumm;
Die Tante nöckert so herum,Und beide sind so furchtbar fromm!Wenn’s irgend möglich, Franz, so kommUnd trockne meiner Sehnsucht Träne!10 000 Küsse von Helene.«
Jetzt Siegellack! – Doch weh! Alsbald
Ruft Onkel Nolte donnernd: »Halt!!!«
Und an Helenens Nase stracksKlebt das erhitzte Siegelwachs.
In der Kammer, still und donkel,Schläft die Tante bei dem Onkel.
Mit der Angelschnur versehen,Naht sich Lenchen auf den Zehen.
Zupp! – Schon lüftet sich die DeckeZu des Onkels großem Schrecke.
Zupp! – Jetzt spürt die Tante auchAn dem Fuß den kalten Hauch.
»Nolte!« – ruft sie – »Lasse das,Denn das ist ein dummer Spaß!«
Und mit Murren und GebrummKehrt man beiderseits sich um.
Schnupp! – Da liegt man gänzlich bloßUnd die Zornigkeit wird groß;
Und der Schlüsselbund erklirrt,Bis der Onkel flüchtig wird. –
Autsch! Wie tut der Fuß so weh!An der Angel sitzt die Zeh.
Lene hört nicht auf zu zupfen.Onkel Nolte der muß hupfen.
Lene hält die Türe zu.Oh du böse Lene du!!
Stille wird es nach und nach,Friede herrscht im Schlafgemach.
Am Morgen aber ward es klar,Was nachts im Rat beschlossen war,Kalt, ernst und dumpf sprach Onkel Nolte:»Helene, was ich sagen wollte: –«
»Ach!« – rief sie – »Ach! Ich will es nunAuch ganz gewiß nicht wieder tun!«
»Es ist zu spät! – Drum stantepehPack deine Sachen! – So! – Ade!«
Ratsam ist und bleibt es immerFür ein junges Frauenzimmer,Einen Mann sich zu erwählenUnd womöglich zu vermählen.Erstens: will es so der Brauch.Zweitens: will man’s selber auch.Drittens: man bedarf der LeitungUnd der männlichen Begleitung;Weil bekanntlich manche Sachen,Welche große Freude machen,Mädchen nicht allein verstehn;Als da ist: ins Wirtshaus gehn. –
Freilich oft, wenn man auch möchte,Findet sich nicht gleich der Rechte.Und derweil man so allein,Sucht man sonst sich zu zerstreun.
Lene hat zu diesem ZweckeZwei Kanari in der Hecke,
Welche Niep und Piep genannt.Zierlich fraßen aus der HandDiese goldignetten Mätzchen.
Aber Mienzi hieß das Kätzchen. –
Einstens kam auch auf BesuchKater Munzel, frech und klug.
Alsobald so ist man einig. –Festentschlossen, still und schleunig
Ziehen sie voll MörderdrangNiep und Piep die Hälse lang.
Drauf so schreiten sie ganz heiterZu dem Kaffeetische weiter. –Mienzi mit dem sanften TätzchenNimmt die guten Zuckerplätzchen.
Aber Munzels dicker KopfQuält sich in den Sahnetopf.
Grad kommt Lene, welche drübenEben einen Brief geschrieben,Mit dem Licht und SiegellackUnd bemerkt das Lumpenpack.
Mienzi kann noch schnell enteilen,Aber Munzel muß verweilen;
Denn es sitzt an Munzels KopfFestgeschmiegt der Sahnetopf.
Blindlings stürzt er sich zur Erd.Klacks! – Der Topf ist nichts mehr wert.
Aufs Büfett geht es jetzunder.Flaschen, Gläser – alles runter!
Sehr in Ängsten sieht man ihnAufwärts sausen am Kamin.
Ach! – Die Venus ist perdü! –Klickeradoms! – von Medici!
Weh! Mit einem Satze ist erVom Kamine an dem Lüster;
Und da geht es Klingelingelings!Unten liegt das teure Dings.
Schnell sucht Munzel zu entrinnen,Doch er kann nicht mehr von hinnen. –
Wehe, Munzel! – Lene kriegtTute, Siegellack und Licht.
Allererst tut man die TuteAn des Schweifs behaarte Rute;
Dann das Lack, nachdem’s erhitzt,Auf die Tute, bis sie sitzt.
Drauf hält man das Licht daran,Daß die Tute brennen kann.
Jetzt läßt man den Munzel los –Mau! – Wie ist die Hitze groß!
Wenn’s einer davon haben kann,So bleibt er gerne dann und wannDes Morgens, wenn das Wetter kühle,Noch etwas liegen auf dem PfühleUnd denkt sich so in seinem Sinn:Na, dämmre noch ’n bissel hin!Und denkt so hin und denkt so her,Wie dies wohl wär, wenn das nicht wär,Und schließlich wird es ihm zu dumm.Er wendet sich nach vorne um,Kreucht von der warmen LagerstätteUnd geht an seine Toilette.
Die Proppertet ist sehr zu schätzen,Doch kann sie manches nicht ersetzen.
Der Mensch wird schließlich mangelhaft.
Die Locke wird hinweggerafft. –
Mehr ist hier schon die Kunst zu loben,
Denn Schönheit wird durch Kunst gehoben.Allein auch dieses, auf die Dauer,Fällt doch dem Menschen schließlich sauer.
»Es sei!« – sprach Lene heute früh –»Ich nehme Schmöck und Kompanie!«
G. J. C. Schmöck, schon längst bereit,Ist dieserhalb gar hoch erfreut.Und als der Frühling kam ins Land,Ward Lene Madam Schmöck genannt.
’s war Heidelberg, das sich erwähltenAls Freudenort die Neuvermählten.
Wie lieblich wandelt man zu zwei’nDas Schloß hinauf im Sonnenschein.
»Ach, sieh nur mal, geliebter Schorsch,Hier diese Trümmer alt und morsch!«
»Ja!« – sprach er – »Aber diese Hitze!Und fühle nur mal, wie ich schwitze!«
Ruinen machen vielen Spaß. –Auch sieht man gern das große Faß.
Und – alle Ehrfurcht! – muß ich sagen.
Alsbald, so sitzt man froh im Wagen
Und sieht das Panorama schnelleVorüberziehn bis zum Hotelle.
Denn Spargel, Schinken, KotelettsSind doch mitunter auch was Netts.
»Pist! Kellner! Stell’n Sie eine kalt!Und, Kellner! aber möglichst bald!«
Der Kellner hört des Fremden Wort.Es saust der Frack. Schon eilt er fort.
Wie lieb und luftig perlt die BlaseDer Witwe Klicko in dem Glase. –
Gelobt seist du vieltausendmal!
Helene blättert im Journal.
»Pist! Kellner! Noch einmal so eine!« –Helenen ihre Uhr ist neune. –
Der Kellner hört des Fremden Wort.Es saust der Frack. Schon eilt er fort.
Wie lieb und luftig perlt die BlaseDer Witwe Klicko in dem Glase.
»Pist! Kellner! Noch so was von den!« –Helenen ihre Uhr ist zehn. –
Schon eilt der Kellner emsig fort. –Helene spricht ein ernstes Wort.
Der Kellner leuchtet auf der Stiegen.Der fremde Herr ist voll Vergnügen.
Pitsch! Siehe da! Er löscht das Licht.
Plumps! liegt er da und rührt sich nicht.
Viele Madams, die ohne Sorgen,In Sicherheit und wohlgeborgen,Die denken: Pah! Es hat noch Zeit!Und bleiben ohne Frömmigkeit. –
Wie lobenswert ist da Helene!Helene denkt nicht so wie jene. –Nein nein! Sie wandelt oft und gerneZur Kirche hin, obschon sie ferne.
Und Jean, mit demutsvollem Blick,Drei Schritte hinterwärts zurück,Das Buch der Lieder in der Hand,Folgt seiner Herrin unverwandt.
Doch ist Helene nicht alleinNur auf sich selbst bedacht. – O nein! –Ein guter Mensch gibt gerne acht,Ob auch der andre was Böses macht;Und strebt durch häufige BelehrungNach seiner Bessrung und Bekehrung.
»Schang!« – sprach sie einstens – »Deine TaschenSind oft so dick! Schang! Tust du naschen?
Ja, siehst du wohl! Ich dacht es gleich!Oh Schang! Denk an das Himmelreich!«
Dies Wort drang ihm in die Natur,So daß er schleunigst Bessrung schwur.
Doch nicht durch Worte nur alleinSoll man den andern nützlich sein. –Helene strickt die guten Jacken,Die so erquicklich für den Nacken,Denn draußen wehen rauhe Winde. –Sie fertigt auch die warme Binde.Denn diese ist für kalte MägenZur Winterszeit ein wahrer Segen.Sie pflegt mit herzlichem PläsierSogar den fränkschen Offizier,Der noch mit mehren dieses JahrIm Deutschen Reiche seßhaft war. –Besonders aber tat ihr leidDer armen Leute Bedürftigkeit.Und da der Arzt mit Ernst geraten,Den Leib in warmem Wein zu baden,
So tut sie’s auch. Oh, wie erfreutIst nun die Schar der armen Leut,
Die, sich recht innerlich zu laben,Doch auch mal etwas Warmes haben.
Viel Freude macht, wie männiglich bekannt,Für Mann und Weib der heilige Ehestand;Und lieblich ist es für den Frommen,Der die Genehmigung dazu bekommen,Wenn er sodann nach der üblichen FristGlücklicher Vater und Mutter ist. –Doch manchmal ärgert man sich bloß,Denn die Ehe bleibt kinderlos. –Dieses erfuhr nach einiger ZeitHelene mit großer Traurigkeit. –
Nun wohnte allda ein frommer Mann,Bei St. Peter dicht nebenan,Von Fraun und Jungfraun weit und breitHochgepriesen ob seiner Gelehrsamkeit. –(Jetzt war er freilich schon etwas kränklich.)»O meine Tochter!« – sprach er bedenklich –»Dieses ist ein schwierig Kapitel;Da helfen allein die geistlichen Mittel!Drum, meine Beste, ist dies mein Rat:Schreite hinauf den steilen PfadUnd folge der seligen PilgerspurGen Chosemont de bon secours;Denn dorten, berühmt seit alter Zeit,Stehet die Wiege der Fruchtbarkeit.Und wer allda sich hinverfügt,Und wer allda die Wiege gewiegt,Der spürete bald nach selbigter Fahrt,Daß die Geschichte anders ward.Solches hat noch vor etzlichen JahrenLeider Gotts! eine fromme Jungfer erfahren,Welche, indem sie bis dato in diesenDingen nicht sattsam unterwiesen,Aus Unbedacht und kindlichem VergnügenDie Wiege hat angefangen zu wiegen.Und ob sie schon nur ein wenig gewiegt,Hat sie dennoch ein ganz kleines Kind gekriegt.
Auch kam da ein frecher Pilgersmann,Der rühret aus Vorwitz die Wiegen an.Darauf nach etwa etzlichen Wochen,Nachdem er dieses verübt und verbrochen,Und – – doch, meine Liebe, genug für heute!Ich höre, daß es zur Metten läute. –Addio! Und Trost sei Dir beschieden!Zeuge hin in Frieden!«
Hoch von gnadenreicher StelleWinkt die Schenke und Kapelle. –
Aus dem Tale zu der Höhe,In dem seligen GedrängeAndachtsvoller ChristenmengeFühlt man froh des andern Nähe;Denn hervor aus Herz und Munde,Aus der Seele tiefstem GrundeHaucht sich warm und innig anPilgerin und Pilgersmann. –
Hier vor allen, schuhbestaubt,Warm ums Herze, warm ums Haupt,Oft erprobt in ernster Kraft,Schreitet die Erzgebruderschaft. –
Itzo kommt die Jungferngilde,Auf den Lippen Harmonie,In dem Busen Engelsmilde,In der Hand das Paraplü.Oh wie lieblich tönt der Chor!Bruder Jochen betet vor. –
Aber dort im SonnenscheineGeht Helene traurig-heiter,Sozusagen, ganz alleine;
Denn ihr einziger Begleiter,Stillverklärt im Sonnenglanz,Ist der gute Vetter Franz,Den seit kurzem die BekanntenNur den »heilgen« Franz benannten. –
Traulich wallen sie zu zweitAls zwei fromme Pilgersleut.
Gott sei Dank, jetzt ist man oben!Und mit Preisen und mit LobenUnd mit Eifer und BedachtWird das Nötige vollbracht.
Freudig eilt man nun zur Schenke,Freudig greift man zum Getränke,Welches schon seit langer ZeitIn des Klosters EinsamkeitErnstbesonnen, stillvertraut,Bruder Jakob öfters braut.
Hierbei schaun sich innig anPilgerin und Pilgersmann.
Endlich nach des Tages SchwüleNaht die sanfte Abendkühle.In dem goldnen MondenscheineGeht Helene froh und heiter,Sozusagen, ganz alleine;Denn ihr einziger Begleiter,Stillverklärt im Mondesglanz,Ist der heilge Vetter Franz.Traulich ziehn sie heim zu zweitAls zwei gute Pilgersleut.
Doch die ErzgebruderschaftNebst den Jungfern tugendhaft,Die sich etwas sehr verspätet,Kommen jetzt erst angebetet.Oh wie lieblich tönt der Chor!Bruder Jochen betet vor.
Schau, da kommt von ungefährEine Droschke noch daher.
Er, der diese Droschke fuhr,Frech und ruchlos von Natur,Heimlich denkend: papperlapp!,Tuet seinen Hut nicht ab. –
Weh! Schon schaun ihn grollend anPilgerin und Pilgersmann.
Zwar der Kutscher sucht mit KlappenAnzuspornen seinen Rappen,Aber Jochen schiebt die langeJungfernbundesfahnenstangeDurch die Hinterräder quer –
Schrupp! – und ’s Fuhrwerk geht nicht mehr. –
Bei den Beinen, bei dem RockeZieht man ihn von seinem Bocke.
Jungfer Nanni mit der KrückeStößt ihn häufig ins Genicke.
Aber Jungfer AdelheidTreibt die Sache gar zu weit;
Denn sie sticht in KampfeshitzeMit des Schirmes scharfer Spitze,Und vor Schaden schützt ihn bloßSeine warme Lederhos. –
Drauf so schaun sich fröhlich an
Pilgerin und Pilgersmann. –
Fern verklingt der Jungfernchor.Bruder Jochen betet vor. –
Doch der böse Kutscher, dem
Alles dieses nicht genehm,Meldet eilig die GeschichteBei dem hohen Stadtgerichte.Dieses ladet baldigst vorJochen und den Jungfernchor.
Und das Urteil wird gesprochen:Bruder Jochen kriegt drei Wochen,Aber Jungf- und BruderschaftenSollen für die Kosten haften.
Ach! da schaun sich traurig anPilgerin und Pilgersmann.
Wo kriegten wir die Kinder her,
Wenn Meister Klapperstorch nicht wär?
Er war’s, der Schmöcks in letzter NachtEin kleines Zwillingspaar gebracht.
Der Vetter Franz, mit mildem Blick,Hub an und sprach: »Oh welches Glück!Welch kleine, freundliche Kollegen!Das ist fürwahr zwiefacher Segen!
Drum töne zwiefach Preis und Ehr! –Herr Schmöck, ich gratuliere sehr!«
Bald drauf um zwölf kommt Schmöck herunter,So recht vergnügt und frisch und munter.
Und emsig setzt er sich zu Tische,Denn heute gibt’s Salat und Fische.
Autsch! – Eine Gräte kommt verquer,Und Schmöck wird blau und hustet sehr;
Und hustet, bis ihm der SalatAus beiden Ohren fliegen tat.
Bums! Da! Er schließt den Lebenslauf.Der Jean fängt schnell die Flasche auf.
»Oh!« – sprach der Jean – »Es ist ein Graus!Wie schnell ist doch das Leben aus!«
»Oh Franz!« – spricht Lene – und sie weint –»Oh Franz! Du bist mein einzger Freund!«
»Ja!« schwört der Franz mit mildem Hauch –»Ich war’s, ich bin’s und bleib es auch!
Nun gute Nacht! Schon tönt es zehn!Will’s Gott! auf baldig Wiedersehn!«
Die Stiegen steigt er sanft hinunter. –Schau, schau! Die Kathi ist noch munter.
Das freut den Franz. – Er hat nun mal’n Hang fürs Küchenpersonal.
Der Jean, der heimlich näher schlich,Bemerkt die Sache zorniglich.
Von großer Eifersucht erfüllt,Hebt er die Flasche rasch und wild
Und – Kracks! – Es dringt der scharfe SchlagBis tief in das Gedankenfach.
’s ist aus! – Der Lebensfaden bricht. –Helene naht. – Es fällt das Licht. –
Ach, wie ist der Mensch so sündig! –Lene, Lene! Gehe in dich! –
Und sie eilet tieferschüttertZu dem Schranke schmerzdurchzittert.
Fort! Ihr falschgesinnten Zöpfe,Schminke und Pomadentöpfe!
Fort! Du Apparat der Lüste,Hochgewölbtes Herzgerüste!
Fort vor allem mit dem ÜbelDieser Lust- und Sündenstiebel!
Trödelkram der Eitelkeit,Fort! Und sei der Glut geweiht!!
Oh, wie lieblich sind die SchuheDemutsvoller Seelenruhe!! –
Sieh, da geht Helene hin,Eine schlanke Büßerin!
Es ist ein Brauch von alters her:Wer Sorgen hat, hat auch Likör!
»Nein!« – ruft Helene – »Aber nunWill ich’s auch ganz – und ganz – und ganz –und ganz gewiß nicht wieder tun!«
Sie kniet von ferne fromm und frisch.Die Flasche stehet auf dem Tisch.
Es läßt sich knien auch ohne Pult. –Die Flasche wartet mit Geduld.
Man liest nicht gerne weit vom Licht. –Die Flasche glänzt und rührt sich nicht.
Oft liest man mehr als wie genug.Die Flasche ist kein Liederbuch.
Gefährlich ist des Freundes Nähe.O Lene, Lene! Wehe, wehe!
Oh sieh! – Im selgen NachtgewandeErscheint die jünstverstorbne Tante.
Mit geisterhaftem Schmerzgetöne –»Helene!« – ruft sie – »Oh, Helene!!!«
Umsonst!! – Es fällt die Lampe um,Gefüllt mit dem Petroleum.
Und hilflos und mit AngstgewimmerVerkohlt dies fromme Frauenzimmer.
Hier sieht man ihre Trümmer rauchen.Der Rest ist nicht mehr zu gebrauchen.
Hu! Draußen welch ein schrecklich Grausen!Blitz, Donner, Nacht und Sturmesbrausen! –
Schon wartet an des Hauses SchloteDer Unterwelt geschwänzter Bote.
Zwar Lenens guter GeniusBekämpft den Geist der Finsternus.
Doch dieser kehrt sich um und packtIhn mit der Gabel zwiegezackt.
O weh, o weh! der Gute fällt!Es siegt der Geist der Unterwelt.
Er faßt die arme Seele schnelle
Und fährt mit ihr zum Schlund der Hölle.
Hinein mit ihr!! – Huhu! Haha!Der heilge Franz ist auch schon da.
Als Onkel Nolte dies vernommen,War ihm sein Herze sehr beklommen.
Doch als er nun genug geklagt:»Oh!« – sprach er – »Ich hab’s gleich gesagt!«
»Das Gute – dieser Satz steht fest –Ist stets das Böse, was man läßt!«
»Ei ja! – Da bin ich wirklich froh!Denn, Gott sei Dank! Ich bin nicht so!!«
Der Doktor und Professor Neidknochen liest in der Zeitung die Preise der Lebensmittel und ist ganz entsetzt über die zunehmende Teuerung.
»Das muß anders werden«, sagt er und rennt wie närrisch im Zimmer umeinander – »da könnt’ man am End’ um sein ganzes Vermögen kommen!« –
Da fällt ihm ein Artikel in die Hand, in welchem behauptet wird, der Hunger wäre nur eine Einbildung und das Essen eine schlechte Gewohnheit.
Gleich am andern Morgen fängt er an, Ersparnisse zu machen – aber nicht an sich selber, sondern an seinem Hund; das heißt: er trinkt Kaffee, aber der Bürschel kriegt nix.
Zu Mittag fangt auch er an zu fasten; aber sein Magen wird darüber rebellisch und untersteht sich zu knurren, was er durch ein einfaches Manöver zu unterdrücken sucht.