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Heinrich Christian Wilhelm Busch (* 15. April 1832 in Wiedensahl; † 9. Januar 1908 in Mechtshausen) war einer der einflussreichsten humoristischen Dichter und Zeichner Deutschlands. Seine erste Bildergeschichte erschien 1859. Schon in den 1870er Jahren zählte er zu den bekannten Persönlichkeiten Deutschlands. Zu seinem Todeszeitpunkt galt er als ein "Klassiker des deutschen Humors", der mit seinen satirischen Bildergeschichten eine große Volkstümlichkeit erreichte. Er gilt heute als einer der Pioniere des Comics. Zu seinen bekanntesten Werken zählen die Bildergeschichten "Max und Moritz", "Die fromme Helene", "Plisch und Plum", "Hans Huckebein, der Unglücksrabe" und die "Knopp-Trilogie". Viele seiner Zweizeiler wie "Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr" oder "Dieses war der erste Streich, doch der zweite folgt sogleich" sind zu festen Redewendungen geworden. Seine Satiren verspotten häufig Eigenschaften einzelner Typen oder Gesellschaftsgruppen. So greift er in seinen Bildergeschichten die Selbstzufriedenheit und zweifelhafte Moralauffassung des Spießbürgers und die Frömmelei bürgerlicher und geistlicher Personen an.Inhalt der "Gesammelten Werke":- Max und Moritz – Eine Bubengeschichte in sieben Streichen- Adelens Spaziergang- Das Bad am Samstagabend- Das Napoleonspiel- Das Pusterohr- Das Rabennest- Das warme Bad- Der Bauer und das Kalb- Der Bauer und der Windmüller- Der Bauer und sein Schwein- Der gewandte, kunstreiche Barbier und sein kluger Hund- Der Hahnenkampf- Der hastige Rausch- Der heilige Antonius – Die Wallfahrt- Der heilige Antonius – letzte Versuchung- Der hinterlistige Heinrich- Der hohle Zahn- Der Lohn des Fleißes- Der Lohn einer guten Tat (eine wahre Geschichte)- Der neidische Handwerksbursch- Der Partikularist- Der Schnuller- Der Schreihals- Der vergebliche Versuch- Der Virtuos – Ein Neujahrskonzert- Die beiden Enten und der Frosch- Die Brille- Die Entführung aus dem Serail- Die Fliege- Die Folgen der Kraft- Die fromme Helene- Die Hungerpille- Die kühne Müllerstochter- Die Rache des Elefanten- Die Rutschpartie- Die Strafe der Faulheit- Diogenes und die bösen Buben von Korinth- Ehre dem Fotografen- Ein Abenteuer in der Neujahrsnacht oder Warum Herr Brandmaier das Punschtrinken für immer verschworen hat. Ein Lebensstück in Bildern.- Eine unangenehme Überraschung- Eugen, der Honigschlecker- Fipps, der Affe- Hans Huckebein- Müller und Schornsteinfeger- Naturgeschichtliches Alphabet – Für größere Kinder und solche, Die es werden wollen.- Pater Filucius – Schlüssel zu Pater Filucius.- Plisch und Plum- Schmied und Teufel- Tobias Knopp- Wie man Napoliums macht- Zwei Diebe- Eduards Traum- Schein und Sein- Von mir über mich
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Inhaltsverzeichnis
Max und Moritz – Eine Bubengeschichte in sieben Streichen
Vorwort
Erster Streich
Zweiter Streich
Dritter Streich
Vierter Streich
Fünfter Streich
Sechster Streich
Letzter Streich
Schluß
Adelens Spaziergang
Das Bad am Samstagabend
Das Napoleonspiel
Das Pusterohr
Das Rabennest
Das warme Bad
Der Bauer und das Kalb
Der Bauer und der Windmüller
Der Bauer und sein Schwein
Der gewandte, kunstreiche Barbier und sein kluger Hund
Der Hahnenkampf
Der hastige Rausch
Der heilige Antonius – Die Wallfahrt
Der heilige Antonius – letzte Versuchung
Der hinterlistige Heinrich
Der hohle Zahn
Der Lohn des Fleißes
Der Lohn einer guten Tat (eine wahre Geschichte)
Der neidische Handwerksbursch
Der Partikularist
Der Schnuller
Der Schreihals
Der vergebliche Versuch
Der Virtuos – Ein Neujahrskonzert
Die beiden Enten und der Frosch
Die Brille
Die Entführung aus dem Serail
Die Fliege
Die Folgen der Kraft
Die fromme Helene
Erstes Kapitel
Zweites Kapitel
Drittes Kapitel
Viertes Kapitel
Fünftes Kapitel
Sechstes Kapitel
Siebentes Kapitel
Achtes Kapitel
Neuntes Kapitel
Zehntes Kapitel
Elftes Kapitel
Zwölftes Kapitel
Dreizehntes Kapitel
Vierzehntes Kapitel
Fünfzehntes Kapitel
Sechzehntes Kapitel
Siebzehntes Kapitel
Schluß
Die Hungerpille
Die kühne Müllerstochter
Die Rache des Elefanten
Die Rutschpartie
Die Strafe der Faulheit
Diogenes und die bösen Buben von Korinth
Ehre dem Fotografen
Ein Abenteuer in der Neujahrsnacht oder Warum Herr Brandmaier das Punschtrinken für immer verschworen hat. Ein Lebensstück in Bildern.
Eine unangenehme Überraschung
Eugen, der Honigschlecker
Fipps, der Affe
Erstes Kapitel
Zweites Kapitel
Drittes Kapitel
Viertes Kapitel
Fünftes Kapitel
Sechstes Kapitel
Siebentes Kapitel
Achtes Kapitel
Neuntes Kapitel
Zehntes Kapitel
Elftes Kapitel
Zwölftes Kapitel
Ende
Hans Huckebein
Müller und Schornsteinfeger
Naturgeschichtliches Alphabet – Für größere Kinder und solche, Die es werden wollen.
Pater Filucius – Schlüssel zu Pater Filucius.
Plisch und Plum
Erstes Kapitel
Zweites Kapitel
Drittes Kapitel
Viertes Kapitel
Fünftes Kapitel
Sechstes Kapitel
Siebentes Kapitel
Schluß
Schmied und Teufel
Tobias Knopp
Abenteuer eines Junggesellen
Die Sache wird bedenklich
Eine alte Flamme
Ein schwarzer Kollege
Rektor Debisch
Ländliches Fest
Die stille Wiese
Babbelmann
Wohlgemeint wird abgelehnt
Freund Mücke
Ein frohes Ereignis
O weh!
Abschreckendes Beispiel
Heimkehr und Schluß
Herr und Frau Knopp
Ermahnungen und Winke
Eheliche Ergötzlichkeiten
Der alte Junge hat's gut
Ein Mißgriff
Knopp geht mal aus
Unfreundlicher Empfang
Heimkehr
Donner und Blitz
Ängstlicher Übergang und friedlicher Schluß
Julchen
Vorbemerk
Julchen als Wickelkind
Eine unruhige Nacht
Ein festlicher Morgen
Böse Knaben
Vatersorgen
Herzverlockende Künste
Die Tante auf Besuch
Das Gartenhaus
Ende
Wie man Napoliums macht
Zwei Diebe
Eduards Traum
Schein und Sein
Schein und Sein
Woher, wohin?
Der Stern
Leider!
Unbeliebtes Wunder
Abschied
Der Renommist
Doppelte Freude
Greulich
Modern
Der fremde Hund
So wars
Die Nachbarskinder
Von selbst
Beneidenswert
Auch er
Die alte Sorge
Eitelkeit
Vielleicht
Gedankenvoll
Niemals
Beruhigt
Fehlgeschossen
Unbillig
Er ist mal so
Verzeihlich
Befriedigt
Gestört
Armer Haushalt
Ärgerlich
Gedrungen
Im Sommer
Künftig
Vergeblich
Versäumt
Wassermuhmen
Das Blut
So nicht
Laß ihn
Bis auf weiters
Gründer
Entrüstet
Wiedergeburt
Glückspilz
Immerfort
Verfrüht
Nörgeln
Vertraut
Tröstlich
Unfrei
Zwei Jungfern
Rechthaber
Bös und gut
Immerhin
Erbauliche Bescheidenheit
Ich bin Papa
Gründliche Heilung
Frühlingslied
Zu Neujahr
In trauter Verborgenheit
Der Türmer
Buch des Lebens
Von mir über mich
Fußnoten
Max und MoritzEine Bubengeschichte in sieben Streichen
Vorwort
Ach, was muß man oft von bösenKindern hören oder lesen!!Wie zum Beispiel hier von diesen,Welche Max und Moritz hießen;
Die, anstatt durch weise LehrenSich zum Guten zu bekehren,Oftmals noch darüber lachtenUnd sich heimlich lustig machten. –– Ja, zur Übeltätigkeit,Ja, dazu ist man bereit! –– Menschen necken, Tiere quälen,Äpfel, Birnen, Zwetschen stehlen ––Das ist freilich angenehmerUnd dazu auch viel bequemer,Als in Kirche oder SchuleFestzusitzen auf dem Stuhle. –– Aber wehe, wehe, wehe!Wenn ich auf das Ende sehe!! –– Ach, das war ein schlimmes Ding,Wie es Max und Moritz ging.– Drum ist hier, was sie getrieben,Abgemalt und aufgeschrieben.
Erster Streich
Mancher gibt sich viele Müh'Mit dem lieben Federvieh;Einesteils der Eier wegen,Welche diese Vögel legen,Zweitens: weil man dann und wannEinen Braten essen kann;Drittens aber nimmt man auchIhre Federn zum GebrauchIn die Kissen und die Pfühle,Denn man liegt nicht gerne kühle. –
Seht, da ist die Witwe Bolte,Die das auch nicht gerne wollte.
Ihrer Hühner waren dreiUnd ein stolzer Hahn dabei. – Max und Moritz dachten nun:Was ist hier jetzt wohl zu tun? –– Ganz geschwinde, eins, zwei, drei,Schneiden sie sich Brot entzwei,
In vier Teile, jedes StückWie ein kleiner Finger dick.Diese binden sie an Fäden,Übers Kreuz, ein Stück an jeden,Und verlegen sie genauIn den Hof der guten Frau. –
Kaum hat dies der Hahn gesehen,Fängt er auch schon an zu krähen:Kikeriki! Kikikerikih!! –Tak tak tak! – da kommen sie.
Hahn und Hühner schlucken munterJedes ein Stück Brot hinunter;
Aber als sie sich besinnen,Konnte keines recht von hinnen.
In die Kreuz und in die QuerReißen sie sich hin und her,
Flattern auf und in die Höh',Ach herrje, herrjemine!
Ach, sie bleiben an dem langenDürren Ast des Baumes hangen. –– Und ihr Hals wird lang und länger,Ihr Gesang wird bang und bänger;
Jedes legt noch schnell ein Ei,Und dann kommt der Tod herbei. –
Witwe Bolte, in der Kammer,Hört im Bette diesen Jammer;
Ahnungsvoll tritt sie heraus:Ach, was war das für ein Graus!
»Fließet aus dem Aug', ihr Tränen!All mein Hoffen, all mein Sehnen,Meines Lebens schönster TraumHängt an diesem Apfelbaum!!«
Tiefbetrübt und sorgenschwerKriegt sie jetzt das Messer her;Nimmt die Toten von den Strängen,Daß sie so nicht länger hängen,
Und mit stummem TrauerblickKehrt sie in ihr Haus zurück. –Dieses war der erste Streich,Doch der zweite folgt sogleich.
Zweiter Streich
Als die gute Witwe BolteSich von ihrem Schmerz erholte,Dachte sie so hin und her,Daß es wohl das beste wär',Die Verstorb'nen, die hieniedenSchon so frühe abgeschieden,Ganz im stillen und in EhrenGut gebraten zu verzehren. –– Freilich war die Trauer groß,Als sie nun so nackt und bloßAbgerupft am Herde lagen,Sie, die einst in schönen TagenBald im Hofe, bald im GartenLebensfroh im Sande scharrten. –
Ach, Frau Bolte weint aufs neu,Und der Spitz steht auch dabei.Max und Moritz rochen dieses;»Schnell aufs Dach gekrochen!« hieß es.
Durch den Schornstein mit VergnügenSehen sie die Hühner liegen,Die schon ohne Kopf und GurgelnLieblich in der Pfanne schmurgeln. –
Eben geht mit einem TellerWitwe Bolte in den Keller,
Daß sie von dem SauerkohleEine Portion sich hole,Wofür sie besonders schwärmt,Wenn er wieder aufgewärmt. –
– Unterdessen auf dem DacheIst man tätig bei der Sache.Max hat schon mit VorbedachtEine Angel mitgebracht. –Schnupdiwup! da wird nach obenSchon ein Huhn heraufgehoben.Schnupdiwup! jetzt Numro zwei;Schnupdiwup! jetzt Numro drei;Und jetzt kommt noch Numro vier:Schnupdiwup! dich haben wir!! –– Zwar der Spitz sah es genau,Und er bellt: Rauwau! Rawau!
Aber schon sind sie ganz munterFort und von dem Dach herunter. –– Na! Das wird Spektakel geben,Denn Frau Bolte kommt soeben;Angewurzelt stand sie da,Als sie nach der Pfanne sah.
Alle Hühner waren fort –»Spitz!!« – das war ihr erstes Wort. –
»Oh, du Spitz, du Ungetüm!! –Aber wart! ich komme ihm!!!«
Mit dem Löffel, groß und schwer,Geht es über Spitzen her;Laut ertönt sein Wehgeschrei,Denn er fühlt sich schuldenfrei. –
– Max und Moritz, im Verstecke,Schnarchen aber an der Hecke,Und vom ganzen HühnerschmausGuckt nur noch ein Bein heraus. –Dieses war der zweite Streich,Doch der dritte folgt sogleich.
Dritter Streich
Jedermann im Dorfe kannteEinen, der sich Böck benannte. –
– Alltagsröcke, Sonntagsröcke,Lange Hosen, spitze Fräcke,Westen mit bequemen Taschen,Warme Mäntel und Gamaschen –Alle diese KleidungssachenWußte Schneider Böck zu machen. –– Oder wäre was zu flicken,Abzuschneiden, anzustücken,Oder gar ein Knopf der HoseAbgerissen oder lose –Wie und wo und was es sei,Hinten, vorne, einerlei –Alles macht der Meister Böck,Denn das ist sein Lebenszweck. –– Drum so hat in der GemeindeJedermann ihn gern zum Freunde. –– Aber Max und Moritz dachten,Wie sie ihn verdrießlich machten. –
Nämlich vor des Meisters HauseFloß ein Wasser mit Gebrause.Übers Wasser führt ein StegUnd darüber geht der Weg. –
Max und Moritz, gar nicht träge,Sägen heimlich mit der Säge,Ritzeratze! voller Tücke,In die Brücke eine Lücke. –Als nun diese Tat vorbei,Hört man plötzlich ein Geschrei:
»He, heraus! du Ziegen-Böck!Schneider, Schneider, meck, meck, meck!!« –– Alles konnte Böck ertragen,Ohne nur ein Wort zu sagen;Aber wenn er dies erfuhr,Ging's ihm wider die Natur. –
Schnelle springt er mit der ElleÜber seines Hauses Schwelle,Denn schon wieder ihm zum SchreckTönt ein lautes: »Meck, meck, meck!!«
Und schon ist er auf der Brücke,Kracks! die Brücke bricht in Stücke;
Wieder tönt es: »Meck, meck, meck!«Plumps! da ist der Schneider weg!
Grad als dieses vorgekommen,Kommt ein Gänsepaar geschwommen,Welches Böck in TodeshastKrampfhaft bei den Beinen faßt.
Beide Gänse in der Hand,Flattert er auf trocknes Land. –
Übrigens bei alledemIst so etwas nicht bequem;
Wie denn Böck von der GeschichteAuch das Magendrücken kriegte.
Hoch ist hier Frau Böck zu preisen!Denn ein heißes Bügeleisen,Auf den kalten Leib gebracht,Hat es wieder gut gemacht. –
– Bald im Dorf hinauf, hinunter,Hieß es: Böck ist wieder munter!! –Dieses war der dritte Streich,Doch der vierte folgt sogleich.
Vierter Streich
Also lautet ein Beschluß:Daß der Mensch was lernen muß. –– Nicht allein das A-B-CBringt den Menschen in die Höh';Nicht allein im Schreiben, LesenÜbt sich ein vernünftig Wesen;Nicht allein in RechnungssachenSoll der Mensch sich Mühe machen;Sondern auch der Weisheit LehrenMuß man mit Vergnügen hören. –
Daß dies mit Verstand geschah,War Herr Lehrer Lämpel da. –– Max und Moritz, diese beiden,Mochten ihn darum nicht leiden;Denn wer böse Streiche macht,Gibt nicht auf den Lehrer acht. –Nun war dieser brave LehrerVon dem Tobak ein Verehrer,Was man ohne alle FrageNach des Tages Müh und PlageEinem guten alten MannAuch von Herzen gönnen kann. –– Max und Moritz, unverdrossen,Sinnen aber schon auf Possen,Ob vermittelst seiner PfeifenDieser Mann nicht anzugreifen. –– Einstens, als es Sonntag wiederUnd Herr Lämpel brav und biederIn der Kirche mit Gefühle– Saß vor seinem Orgelspiele,
Schlichen sich die bösen BubenIn sein Haus und seine Stuben,Wo die Meerschaumpfeife stand;Max hält sie in seiner Hand;
Aber Moritz aus der TascheZieht die Flintenpulverflasche,Und geschwinde, stopf, stopf, stopf!Pulver in den Pfeifenkopf. –Jetzt nur still und schnell nach Haus,Denn schon ist die Kirche aus. –
– Eben schließt in sanfter Ruh'Lämpel seine Kirche zu;Und mit Buch und Notenheften,Nach besorgten Amtsgeschäften,Lenkt er freudig seine SchritteZu der heimatlichen Hütte,
Und voll Dankbarkeit sodannZündet er sein Pfeifchen an.
»Ach!« – spricht er – »die größte Freud'Ist doch die Zufriedenheit!!!«
Rums!! – da geht die Pfeife losMit Getöse, schrecklich groß.Kaffeetopf und Wasserglas,Tobaksdose, Tintenfaß,Ofen, Tisch und Sorgensitz –Alles fliegt im Pulverblitz. –
Als der Dampf sich nun erhob,Sieht man Lämpel, der gottlob!Lebend auf dem Rücken liegt;Doch er hat was abgekriegt.Nase, Hand, Gesicht und OhrenSind so schwarz als wie die Mohren,Und des Haares letzter SchopfIst verbrannt bis auf den Kopf. –
Wer soll nun die Kinder lehrenUnd die Wissenschaft vermehren?Wer soll nun für Lämpel leitenSeine Amtestätigkeiten?Woraus soll der Lehrer rauchen,Wenn die Pfeife nicht zu brauchen??Mit der Zeit wird alles heil,Nur die Pfeife hat ihr Teil. –
Dieses war der vierte Streich,Doch der fünfte folgt sogleich.
Fünfter Streich
Wer in Dorfe oder StadtEinen Onkel wohnen hat,Der sei höflich und bescheiden,Denn das mag der Onkel leiden. –– Morgens sagt man: »Guten Morgen!Haben Sie was zu besorgen?«Bringt ihm, was er haben muß:Zeitung, Pfeife, Fidibus. –Oder sollt' es wo im RückenDrücken, beißen oder zwicken,Gleich ist man mit FreudigkeitDienstbeflissen und bereit. –Oder sei's nach einer Prise,Daß der Onkel heftig niese,Ruft man »Prosit!« allsogleich,»Danke, wohl bekomm' es Euch!!« –Oder kommt er spät nach Haus,Zieht man ihm die Stiefel aus,Holt Pantoffel, Schlafrock, Mütze,Daß er nicht im Kalten sitze –Kurz, man ist darauf bedacht,Was dem Onkel Freude macht. –– Max und Moritz ihrerseitsFanden darin keinen Reiz. –Denkt euch nur, welch' schlechten WitzMachten sie mit Onkel Fritz! –
Jeder weiß, was so ein Mai-Käfer für ein Vogel sei. –In den Bäumen hin und herFliegt und kriecht und krabbelt er.
Max und Moritz, immer munter,Schütteln sie vom Baum herunter.
In die Tüte von PapiereSperren sie die Krabbeltiere. –
Fort damit, und in die EckeUnter Onkel Fritzens Decke!!
Bald zu Bett geht Onkel FritzeIn der spitzen Zippelmütze;
Seine Augen macht er zu,Hüllt sich ein und schläft in Ruh.
Doch die Käfer, kritze kratze!Kommen schnell aus der Matratze.
Schon faßt einer, der voran,Onkel Fritzens Nase an.
»Bau!!« – schreit er – »Was ist das hier?!!«Und erfaßt das Ungetier.
Und den Onkel, voller Grausen,Sieht man aus dem Bette sausen.
»Autsch!!« – Schon wieder hat er einenIm Genicke, an den Beinen;
Hin und her und rund herumKriecht es, fliegt es mit Gebrumm.
Onkel Fritz, in dieser Not,Haut und trampelt alles tot.
Guckste wohl! Jetzt ist's vorbeiMit der Käferkrabbelei!!
Onkel Fritz hat wieder Ruh'Und macht seine Augen zu. –Dieses war der fünfte Streich,Doch der sechste folgt sogleich.
Sechster Streich
In der schönen Osterzeit,Wenn die frommen Bäckersleut'Viele süße ZuckersachenBacken und zurechtemachen,Wünschten Max und Moritz auchSich so etwas zum Gebrauch. –
Doch der Bäcker, mit Bedacht,Hat das Backhaus zugemacht.
Also, will hier einer stehlen,Muß er durch den Schlot sich quälen. –
Ratsch!! – Da kommen die zwei KnabenDurch den Schornstein, schwarz wie Raben.
Puff!! – Sie fallen in die Kist',Wo das Mehl darinnen ist.
Da! Nun sind sie alle beideRund herum so weiß wie Kreide.
Aber schon mit viel VergnügenSehen sie die Brezeln liegen.
Knacks!! – Da bricht der Stuhl entzwei;
Schwapp!! – Da liegen sie im Brei.
Ganz von Kuchenteig umhülltStehn sie da als Jammerbild. –
Gleich erscheint der Meister BäckerUnd bemerkt die Zuckerlecker.
Eins, zwei, drei! – eh' man's gedacht,Sind zwei Brote draus gemacht.
In dem Ofen glüht es noch –Ruff!! – damit ins Ofenloch!
Ruff!! – man zieht sie aus der Glut –Denn nun sind sie braun und gut. –
– Jeder denkt: »Die sind perdü!«Aber nein! – noch leben sie! –
Knusper, knasper! – wie zwei MäuseFressen sie durch das Gehäuse;
Und der Meister Bäcker schrie:»Ach herrje! da laufen sie!!« –Dieses war der sechste Streich,Doch der letzte folgt sogleich.
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