WINNING - Tim Grover - E-Book

WINNING E-Book

Tim Grover

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Beschreibung

WINNING ist DAS Buch für alle, deren Job, Lebensstil und Einstellung maximale Ausdauer verlangen und für die – über alle Hindernisse und Herausforderungen hinweg – nur eines in Frage kommt: massiver Erfolg. Es zeigt, warum Tim Grover zu Recht einer der gefragtesten Mentaltrainer der Welt ist. Basierend auf Erkenntnissen, die Grover in drei Jahrzehnten während der Arbeit mit Elite-Wettkämpfern wie Michael Jordan, Kobe Bryant und Dwyane Wade gewonnen hat, fordert dieses Buch uns heraus, jedes Hindernis zu überwinden. Ob Sie Sportler sind und gewinnen wollen, ein Unternehmer, der ein Geschäft aufbaut, ein CEO, der einen Konzern leitet, ein Verkäufer, der einen erfolgreichen Abschluss erzielen will, oder einfach ein High-Performer, der entschlossen ist, im Kreis der Gewinner zu stehen – WINNING bietet lang gesuchte Antworten. Es ist für all diejenigen, die süchtig sind nach dem Geschmack des Erfolgs und für die Gewinnen die einzig denkbare Option ist.

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Seitenzahl: 293

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W1NNING

WIE DU DEN KOMPROMISSLOSEN WETTLAUF ZU WAHRER GRÖSSE GEWINNST

TIM S. GROVER

SHARI LESSER WENK

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen

[email protected]

Wichtiger Hinweis

Ausschließlich zum Zweck der besseren Lesbarkeit wurde auf eine genderspezifische Schreibweise sowie eine Mehrfachbezeichnung verzichtet. Alle personenbezogenen Bezeichnungen sind somit geschlechtsneutral zu verstehen.

2. Auflage 2023

© 2022 by FinanzBuch Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Türkenstraße 89

80799 München

Tel.: 089 651285-0

German Translation copyright © 2022 by FinanzBuch Verlag

Die englische Originalausgabe erschien 2021 bei Simon & Schuster unter dem Titel Winning.

Copyright © 2021 by Relentless Publishing, LLC

All Rights Reserved.

Published by arrangement with the original publisher, Scribner, a division of Simon & Schuster, Inc.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Wir behalten uns die Nutzung unserer Inhalte für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.

Übersetzung: Ronit Jariv

Redaktion: Lucia Rojas

Umschlaggestaltung: Marc-Torben Fischer

Satz: Carsten Klein, Torgau

eBook: ePUBoo.com

ISBN Print 978-3-95972-496-8

ISBN E-Book (PDF) 978-3-96092-940-6

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-96092-941-3

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.finanzbuchverlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de

Inhalt

Die Jagd

Die Sprache des Siegens

1. WINNING …

… macht Sie anders, und Menschen, die anders sind, schrecken ab

1. WINNING …

… erklärt dem Schlachtfeld in Ihrem Kopf den Krieg

1. WINNING …

… heißt, auf niemanden als sich selbst zu setzen

1. WINNING …

… ist nicht herzlos, aber man zeigt weniger Herz

1. WINNING …

… ist das Privileg der anderen … und es ist Ihre Aufgabe, das zu ändern

1. WINNING …

… fordert ganzen Einsatz: mit Haut und Haaren

1. WINNING …

… ist egoistisch

1. WINNING …

… führt Sie durch die Hölle. Und wenn Sie unterwegs aussteigen, bleiben Sie dort

1. WINNING …

… kennt keine Patentlösungen

1. WINNING …

… kommt all Ihren Geheimnissen auf die Schliche

1. WINNING …

… lügt nie

1. WINNING …

… ist kein Marathon, sondern ein Sprint ohne Ziellinie

1. WINNING …

… bedeutet alles

Ihr nächster Sieg erwartet Sie schon

Danksagungen

Über den Autor

Für Shari Wenk, meine Co-Autorin und Kollegin, die es verstanden hat

Die Jagd

Eine Woche, bevor mein Freund und Klient Kobe Bryant bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben kam, telefonierten wir zum letzten Mal.

Wir hatten eine ganze Weile nicht miteinander gesprochen, aber keiner von uns entschuldigte sich dafür, dass er sich nicht öfter meldete. Ab und zu schickten wir uns Textnachrichten als Lebenszeichen. Er war beschäftigt. Ich war beschäftigt. Alles gut.

Wir würden ja bald genug Zeit haben, uns auszutauschen.

Seit dem Ende seiner Basketballkarriere 2016 schien Kobe tatsächlich noch beschäftigter zu sein als während seiner Zeit als aktiver Spieler. Er ging zwar nicht mehr um vier Uhr morgens ins Gym, um seine Shots zu üben, wie in den Jahren, als ich mit ihm arbeitete, aber wie jeder wahre Wettkämpfer nutzte er diese dunklen, einsamen Stunden, um an neuen Ideen und Obsessionen zu arbeiten. Er hatte bereits einen Oscar eingeheimst, eine äußerst erfolgreiche Kinderbuchreihe herausgebracht, mehrere Fernsehsendungen konzipiert und war auf dem Weg, das Basketballteam seiner Tochter Gianna zu coachen, als der Helikopter abstürzte und er und seine Tochter zusammen mit sieben anderen Menschen auf tragische Weise starben. Er hatte kein bisschen auf die Bremse getreten, war weiterhin ein Getriebener, der immer mehr erreichen wollte.

»Ruh dich am Ende aus«, sagte er oft, »nicht in der Mitte.«

Während der NBA-Finals 2009 fragte ein Reporter ihn, warum er nicht zufrieden wirke, obwohl seine Lakers mit zwei Spielen gegen die Orlando Magic führten. Kobe starrte ihn mit diesem berühmten Mamba-Blick an und antwortete:

»Job not finished.«

Drei Worte, die alles über ihn sagten.

Bei unserem letzten Telefonat verabredeten wir, uns beim anstehenden All-Star-Game in Chicago zu treffen. Dieses Treffen sollte nie stattfinden.

Unsere Unterhaltung endete so:

»Geht’s dir gut?«, fragte ich.

»Ja, alles bestens. Immer auf der Jagd nach dem Sieg. Niemals fertig.«

Ich höre diese Worte immer wieder in meinem Kopf. Immer auf der Jagd nach dem Sieg.

Niemals fertig.

Kobes Leben war eine einzige Serie von Siegen, gespeist aus seinem unstillbaren Hunger nach Erfolg. Je mehr man ihm sagte, dass etwas nicht ginge, desto mehr wollte er es schaffen. Er musste immer wissen, warum, wann, wie viel, wie lang … jedes Detail war ihm wichtig. Er konnte nicht einfach eine Radtour machen. Es musste in der Wüste sein, zur heißesten Tageszeit, nur um sich selbst zu beweisen, dass er es konnte. Er sah sich nie einfach ein Basketballspiel an, sondern zerpflückte es Einstellung für Einstellung, analysierte jede Bewegung, jede Besonderheit. Er spielte in einem All-Star-Game mit einer Gehirnerschütterung (was niemand wusste), um zu erleben, wie sich das anfühlte. Er rief Michael Jordan, der sein Freund und Idol war, nicht einfach an, um ein nettes Schwätzchen zu halten, sondern klingelte mitten in der Nacht bei ihm durch und stellte ihm Fragen, um vielleicht noch 0,0001 Prozent besser zu werden. Alles, was er tat, im Basketball sowie im sonstigen Leben, wurde von seinem unbändigen Siegeswillen angetrieben. Als Athlet, Farmer, Kreativer, Zukunftsträumer blickte er dem Siegen immer und immer wieder ins Auge und wollte mehr. Mehr Erfolge, mehr Siege, mehr Auszeichnungen, mehr Zeit mit seiner Familie.

Mehr Zeit, um ein ganz Großer zu werden.

Und Winning sagte immer Ja zu Kobe. Bis zu jenem 26. Januar 2020. Da sagte es Nein.

Ich weiß, das klingt hart, aber so sehe ich es nun mal.

Das Siegen entschuldigt sich nicht und erklärt nichts. Es schmeißt dir zu Ehren eine Party, teilt dir aber weder Zeit noch Ort mit und schickt dir dann die Rechnung. Es schenkt dir Champagner ein und stößt dann dein Glas um.

Du willst ihm die Hand schütteln und es hat keine Ahnung, wer du bist.

Das Siegen stellt dich auf die größte Bühne. Und knipst dann alle Lichter aus.

In meinen über 30 Jahren als Coach für einige der ehrgeizigsten Menschen unserer Zeit, angefangen von Michael Jordan und Kobe über Dwyane Wade, Charles Barkley und unzählige andere Athleten bis hin zu CEOs und Überfliegern aus allen Sparten, habe ich das Siegen in all seiner glorreichen Großzügigkeit und all seiner erbarmungslosen Grausamkeit erlebt. An einem Tag trägt es einen Heiligenschein, am nächsten Teufelshörner.

Und man hat keinen Einfluss darauf.

Man kann ihm nur hinterherjagen und wenn man bereit ist, den Preis zu zahlen, kann man es vielleicht einfangen. Für eine Weile.

In uns allen steckt die Fähigkeit zu siegen. Für manche ist es die erste Meisterschaft, die erste Million, die neue Firma, das neue Haus. Für andere ist es das Absolvieren eines Workouts oder der Schulabschluss. Ein Kind aufs College zu schicken. Der Kauf des ersten Autos. Einen ganzen Tag lang nicht zu rauchen. Eine toxische Beziehung zu beenden. Eine Gehaltserhöhung zu verlangen. Den letzten freien Parkplatz zu sehen und ihn sich zu schnappen, bevor der andere ihn kriegt. Auf der Straße eine unerlaubte Kehrtwendung zu machen und nicht dafür belangt zu werden.

Jeden Tag aufzustehen und einen Fuß vor den anderen zu setzen.

Siegen kann man überall. Sie haben jeden Tag die Möglichkeit, eine Gelegenheit beim Schopf zu packen, sich stärker anzutreiben, Unsicherheit und Angst abzulegen, nicht mehr auf andere zu hören und den Augenblick voll im Griff zu haben. Und nicht nur diesen einen Augenblick, sondern auch den nächsten und den danach. Und eh Sie sich versehen, haben Sie eine Stunde, einen Tag, einen ganzen Monat voll im Griff. Immer und immer wieder.

So funktioniert Winning.

Das geschieht natürlich nicht alles auf einmal. Für meine Athleten beginnt es mit dem ersten Workout in der Off Season, baut sich bis zur letzten Sekunde des Championship-Spiels kontinuierlich auf … und setzt sich im ersten Workout der nächsten Off Season fort. Für meine Klienten aus der Geschäftswelt (die ein härteres Pensum haben als jeder Sportler) fängt es mit einem unvorhersehbaren Spektrum an Kontrahenten an, ohne Off Season, Playbook oder Uhr, die man anhalten könnte, mit inoffiziellen Schiedsrichtern, die ständig die Regeln ändern. Und für alle gibt es endlose Rückschläge, Herausforderungen, Straßensperren, Enttäuschungen und Probleme, die die meisten Menschen zum Aufgeben zwingen würden.

Doch wenn Sie im Rennen bleiben, wenn Sie die Schlacht in Ihrem Kopf überleben, Angst, Zweifel und Einsamkeit aushalten … dann würde Winning sich gerne mal mit Ihnen unterhalten.

Siegen ist die ultimative Wette auf sich selbst. Der Unterschied zwischen dem Träumen davon, was sein könnte, und dem Leben Ihres Traums.

Siegen treibt Sie an. Jedes Mal, wenn Sie einen Schritt nach vorne machen, hören Sie die Stahltore hinter sich ins Schloss fallen. Jetzt können Sie nicht mehr zurück, es geht nur nach vorne. Man kann nicht verlernen, was man einmal gelernt hast. Nicht vergessen, was man gefühlt hat.

Siegen lügt nie, aber es verbirgt immer die Wahrheit. Es flüstert Ihnen zu, dass alles, was Sie sich so sehnlichst wünschen, in Reichweite liegt, und schlägt Ihnen dann lachend die Tür vor der Nase zu. Es sagt Ihnen, dass Ihre Ziele und Träume nicht realisierbar sind, und stachelt Sie dann an, weiterzumachen. Nur noch einen Schritt. Noch einen Schritt. Noch einen Schritt näher an einen ungewissen Zielpunkt, der vielleicht gar nicht existiert.

Siegen ist verrückt. Es schläft nicht und versteht nicht, warum Sie es tun.

Es weigert sich, Zeit oder Raum mit anderen in Ihrem Leben zu teilen, wie ein eifersüchtiger Liebhaber, der von Ihnen alles verlangt und es auch bekommt. Es ist ein obsessiver Antrieb, der anderen irrational und Ihnen perfekt erscheint.

Siegen ist gnadenlos. Wenn man es versaut, aufgibt, Schwäche zeigt, ist man weg vom Fenster.

Es bringt das Beste und das Schlechteste in einem zum Vorschein.

Siegen behält die Hände in den Hosentaschen, damit es nicht aus Versehen auf jemanden zeigt, der es nicht verdient.

Es hält Sie hoch in Richtung Sonne. Und sieht dann zu, wie Sie verbrennen.

Wenn Sie es bis an die Spitze schaffen, wird Winning dort oben auf Sie warten und Sie mit offenen Armen empfangen. Nur um Sie kurz darauf von der Klippe zu stoßen, um Platz für jemand anderen zu machen.

Es ist der ultimative Reality Check, der Sie brutal daran erinnert, wer Sie wirklich sind und wer Sie zu sein vorgeben, und der Sie zwingt, diese Diskrepanz aufzulösen. Siegen ist der Lover, der Ihre Nächte versüßt und am Morgen verschwunden ist. Der Traum, an den Sie sich nach dem Aufwachen nicht mehr erinnern können.

Siegen entschuldigt sich nie. Man kann Sie ersetzen. Man wird Sie ersetzen.

Ich weiß, dass viele sogenannte Experten in Ratgebern mit »Schritten« oder »Stufen« werben. In fünf leichten Schritten! Die zehn geheimen Stufen! Zwanzig Schritte, die ich gerade für dieses Buch erfunden habe!

Im Ernst?

Es gibt keine Wegbeschreibung zur Spitze. Wenn es die gäbe, wären längst alle da oben.

Sind sie aber nicht.

Die Stufen zum Sieg sind endlos und verändern sich ständig. In einem Augenblick siehst du vor dir eine Stufe, in der nächsten ist da nur Treibsand.

Die meisten Menschen sehen diese Stufe erst verschwinden, wenn es schon zu spät ist. Sie versinken im Treibsand und geben auf.

Dem Siegen ist es völlig egal, ob Sie die Stufen hochgehen können – das kann schließlich jeder. Es will vielmehr wissen, was passiert, wenn Sie eine Stufe verfehlen, wenn Sie nicht sehen oder fühlen können, was vor Ihnen liegt. Wenn Sie auf sich selbst vertrauen und daran glauben müssen, was Sie fühlen, anstatt an das, was Sie sehen.

Manchmal nimmt man eine Stufe nach der anderen, manchmal zwei auf einmal. An manchen Tagen fühlt man sich so gut, dass man lossprinten will, an anderen kriecht man keuchend auf Händen und Knien und wünscht sich, nie in dieses Rennen gestartet zu sein. Sie werden ausrutschen und hinfallen und Ihren ganzen Vorsprung verspielen.

Und wenn es dann doch vorangeht … noch mehr Stufen. In Ihrem Schuh steckt ein Stein, Ihre Zehen haben Blasen und Ihre Lunge fühlt sich an, als würde sie gleich explodieren. Und das jeden Tag. Jeden verdammten Tag.

Zehn Schritte?

Schön wär’s.

»Zehn Schritte« sind ein bequemer und vereinfachender Weg, um Erfolg zu verkaufen, aber nur selten zielführend.

2013 schrieb ich ein Buch namens Kompromisslos – Relentless über mentale Dominanz und die Charaktereigenschaften von Erfolgsmenschen – darüber, wie sie denken, handeln und planen. Ich nannte diese Menschen »Cleaner« und wenn Sie das Buch gelesen haben, dann wissen Sie, dass es viele unterschiedliche Eigenschaften gibt, die einen Cleaner auszeichnen. Aber eines haben alle Cleaner gemeinsam: die Fähigkeit, ein Spitzenergebnis immer und immer wieder zu erzielen. Sie haben nicht nur ein Superspiel oder einen tollen Monat, sondern herausragende Karrieren, die einen Maßstab für alle anderen setzen. Sie führen ihre Teams von den Playoffs zu den Finals und weiter zum Gewinn der Meisterschaft und ihre Unternehmen aus dem heimischen Keller zu Umsatzzahlen im Milliardenbereich. Man muss ihnen nicht sagen, wie das geht. Sie finden es selbst heraus und machen es einfach. Und zwar immer wieder.

Ich war glücklich über das überwältigend positive Feedback auf Relentless – von Sportlern und Vorstandsvorsitzenden, Eltern und Unternehmern, Unterhaltungskünstlern, Ärzten und Präsidenten, kurz jeder Art von Wettkämpfern, die alle auf ihrem jeweiligen Weg erfolgreich sein wollten. Und was hörte ich am häufigsten?

»Ich dachte, ich wäre der/die Einzige. Danke, dass Sie mir bewiesen haben, dass ich nicht verrückt bin.«

Sie sind nicht verrückt. Es gibt viele von uns da draußen.

Aber ab und zu gab es auch folgende Kritik:

»Dieses Buch gibt einem keine klaren Anweisungen!«

Das ist korrekt.

Warum zum Teufel wollen Sie klare Anweisungen?

Ich sage meinen Klienten nicht »Sei kompromisslos!« oder »Du schaffst es!«, denn das fühlen und wissen sie bereits. Die Großen stolpern, fallen und japsen nach Luft genau wie wir alle. Aber sie machen weiter. Sie wissen, dass an irgendeinem Punkt der Boden unter ihnen einbrechen wird. Dafür sind sie gewappnet. Sie vertrauen darauf, dass es eine nächste Stufe gibt, auch wenn sie sie nicht sehen können. Sie denken nicht an die Mühen und Opfer, sie sehen nur das Endresultat – den Sieg. Sie bleiben in der Spur und wollen weiterhin Herausragendes leisten.

Alle meine Klienten waren auf der Jagd nach irgendetwas. Einem Rekord. Einem Gehaltsscheck. Einem Vermächtnis. Einem Geist.

MJ war auf der Jagd nach Unsterblichkeit und hat sie eingefangen. Er wird ewig leben.

Auch Kobe wird ewig leben. Auch er war auf der Jagd nach Unsterblichkeit. Doch bevor er sie einfangen konnte, fing sie ihn ein.

Was jagen Sie?

Wovon werden Sie gejagt?

Wenn Sie keine Angst vor Opfern und Druck und Kritik und Schmerz haben, wenn Sie lernen können, sich auf das Resultat zu fokussieren anstatt auf die Probleme auf dem Weg dorthin … dann können Sie das Siegen jagen, dafür kämpfen und Ihr Recht darauf verteidigen.

Aber ich werde Ihnen keine Handlungsanweisungen geben. Ich werde Ihnen vielmehr ein brutal ehrliches Bild davon malen, was nötig ist, um die Straßensperren und Hindernisse zu überwinden, die Sie ausbremsen und Ihre Träume zu zerstören drohen. Ich zeige Ihnen, wie Sie sowohl Erfolg als auch ein kompromissloses Mindset erlangen. Das eine geht nicht ohne das andere. So kontrollieren und überleben die wahrhaft Großen die Reise und so schaffen Sie es auch. Und am Ende dieses Buchs brauchen Sie keine konkreten Anweisungen mehr. Dann wissen Sie einfach, was zu tun ist.

Im April 2020 sendeten ESPN und Netflix The Last Dance, die lange erwartete Dokumentarserie über Michael Jordan und die Chicago Bulls auf dem Weg zu ihrer sechsten und letzten gemeinsamen NBA-Championship. Ich habe MJ 15 Jahre lang trainiert und fühlte mich geehrt, zum Kreis derer zu gehören, die für die Serie herangezogen und interviewt wurden.

Für viele war die Dokumentarserie eine nostalgische Reise in die Vergangenheit, voll mit Videos, Fotos und Interviews mit Stars von damals, bislang nie erzählten Geschichten und offenen Rechnungen.

Für andere war sie ein zwiespältiges Drama über Spitzenleistungen um jeden Preis. Kompromisslos. Gnadenlos. Unversöhnlich und unvergesslich.

Für diejenigen, die damals mit dabei waren, geht es in The Last Dance aber nur um eins: um Winning. Diese Jahre waren das Sprungbrett für meine Karriere mit den größten Athleten unserer Zeit und die Grundlage meiner heutigen Arbeit mit Spitzenperformern aus Sport, Wirtschaft und allen anderen Bereichen des Lebens … den Menschen, die nie aufhören, wahre Größe anzustreben, wie flüchtig sie auch sein mag. Seit über 30 Jahren beobachte ich das Siegen auf dem höchsten Level und erlebe das Verlieren auf einem für Außenstehende nicht vorstellbaren Level. Ich habe Sieger verlieren und Verlierer gewinnen sehen. Ich habe von beiden Extremen gekostet. Meine Jagd geht weiter.

Genau wie Ihre.

In diesem Buch führe ich Sie in die brutale Welt des Wettkampfs unter Eliten ein und zeige Ihnen eine Straße, die kein GPS abgespeichert hat. Es gibt keine Karte, kein Licht, keine Bürgersteige.

Die Straße führt ins Paradies, aber sie beginnt in der Hölle.

Sie wurden auserwählt. Nicht von anderen, sondern von sich selbst.

Willkommen in der Welt des Siegens.

Die Sprache des Siegens

Wenn Sie zu den Menschen gehören, die »auf Hochtouren kommen« müssen …

Wenn Sie sich und andere motivieren, indem Sie »Zeigen wir’s ihnen!« oder »Du schaffst das!« brüllen …

Wenn Sie in den Social Media ständig verkünden, dass Sie »voll abgeliefert« oder »krass performt« haben …

… dann wird das, was ich Ihnen gleich sage, wehtun.

Nicht, dass mir das etwas ausmacht. Ich warne Sie nur vor.

Winning hat seine eigene Sprache und es labert keinen Bullshit.

Nicht jeder ist eine »Legende« oder ein »Monster«, nicht jedes Event oder Interview »sensationell« oder »bahnbrechend«. Nicht jeder Sportler, der in der ersten Partie der Saison gut spielt, ist gleich ein »Shooting Star«. Nicht jeder, der einen Ferrari fährt, ist »on fire«.

Zum Siegen gehört eine wahrhaftige Sprache. Oder noch besser: gar kein Gerede.

In der Sprache des Siegens kommt zum Beispiel Motivation nicht vor. Motivation ist etwas für Anfänger, der kurze Kick, den man kriegt, wenn man zu viel Zuckerguss isst. Es ist diese Welle aus künstlich aufgeputschter Energie und Leidenschaft, die urplötzlich nachlässt und einen mit dem Gesicht zuerst auf den harten, kalten Boden der Tatsachen knallen lässt.

Motivation ist etwas für diejenigen, die sich noch nicht entschieden haben, ihre Ziele gnadenlos zu verfolgen, und die noch nicht wissen, wie viel Zeit, Energie und Leben sie bereit sind zu investieren. Es geht nicht darum, wie erfolgreich jemand ist – er kann pleite oder arbeitslos oder übergewichtig oder vollkommen am Boden sein und extrem motiviert, dies zu ändern. Ich rede davon, dass manche Menschen andere brauchen, die sie in den Arsch treten, um in die Gänge zu kommen.

Ich arbeite nicht mit Klienten, die diesen Arschtritt brauchen. Wer zu mir kommt, sollte sich schon selber in den Hintern treten und bereit sein für das nächste Level. Deshalb bin ich auch kein Motivationsredner. Ich schreibe keine Motivationsbücher. Ich will Ihnen nicht »einheizen« – das ist Ihr Job. Mein Job besteht darin, von Ihren größten Errungenschaften auszugehen und darauf aufzubauen. Ihre beste Arbeit zu verbessern.

Und das möchte ich mit der Sprache des Siegens tun.

Wenn Sie erwartet haben, dass es in diesem Buch um Championship-Ringe, Medaillen, Trophäen und Plaketten geht, wenn Sie Gesülze wie »Du hast es geschafft!« und »Jeder ist ein Gewinner« hören wollen, dann haben Sie sich das falsche Buch ausgesucht. Hier kriegen Sie keinen Klaps auf die Schulter, hier gibt es keinen Preis fürs Mitmachen. Und ich werde Ihnen auch nicht sagen, was Sie auf der Siegesparade anziehen sollen.

Hier geht es darum, was Sie auf dem Weg zu wahrer Größe durchmachen werden. Es geht um das Blut, das an Ihren Händen klebt, weil Sie mit einem Gespenst Tauziehen gespielt haben, während Sie bis zu den Knöcheln in der Scheiße standen, umgeben von anderen, die Sie darin begraben wollten. Es geht um unerträgliche Einsamkeit und Erschöpfung. Die intensive Angst vor dem, was vor Ihnen liegt … und was nicht.

Wenn das abnormal klingt, mache ich meinen Job richtig. Fragen Sie jeden, der schon mal etwas gewonnen hat, ob im Sport, Geschäftsleben oder irgendeinem anderen Bereich, wo man gegen andere und sich selbst kämpfen muss, und alle werden Ihnen dasselbe sagen:

Beim Siegen ist nichts normal. Wenn Sie »normal« brauchen, wenn Sie angepasst sein wollen, dann machen Sie sich auf einen langen Aufenthalt in der Mitte des Rudels gefasst.

Wer siegen will, muss anders sein, und Menschen, die anders sind, schrecken ab. Wenn Sie sich also Sorgen machen über das, was andere sagen werden, über die Langzeitfolgen, die Opfer, die Sie bringen werden, den fehlenden Schlaf, darüber, dass Ihre Familie auf Sie wütend sein wird … sorry, da kann ich Ihnen nicht helfen. Der Lifestyle des Siegens und die Entscheidungen, die Sie treffen müssen, haben nichts »Typisches«. Das Potenzial zum Siegen versteckt sich in uns allen, doch bei den meisten wird es auch dort bleiben und sich niemals entfalten, vergraben unter Angst, Sorgen und Zweifeln.

Auf dem Weg zu wahrer Größe gelten keine Regeln, die Sie beschützen. Nichts garantiert Ihnen, dass Sie nicht verlieren, nicht verletzt werden, nicht die ganze Arbeit umsonst machen. Es wird nicht unbedingt alles »fair« ablaufen. Viel wahrscheinlicher ist, dass es nicht immer fair zugeht. Sie verlieren in letzter Sekunde oder auf den letzten Metern. Sie verlieren gegen jemanden, der nicht so hart wie Sie gearbeitet hat. Sie verlieren wegen einer falschen Schiedsrichterentscheidung oder eines schlechten Spielzugs. Jemand anderes bekommt den Job. Eine Pandemie vernichtet Ihre Saison, Ihr Konto, Ihre Karriere.

Doch der Preis, der am Ende winkt, ist so verlockend, so großartig, dass wir immer weiterrennen, stolpern und Opfer bringen, um ihn zu erlangen.

Das Siegen wird sein Möglichstes tun, um Ihnen diesen Preis vorzuenthalten, aber wenn Sie ihn tatsächlich gewinnen, wenn Sie sich Ihren Platz an dieser prächtigen Tafel verdient haben und endlich mitreden können, dann seien Sie auf zwei Dinge vorbereitet: 1. Das Siegen wird Ihnen den Platz mit dem kaputten Stuhlbein zuweisen, sodass Sie es sich nie zu gemütlich machen können, und 2. Sie sollten seine Sprache beherrschen.

Wie Sie über das Siegen sprechen, sagt alles darüber aus, ob Sie Sieger werden – und auch bleiben.

Ich lasse meine Klienten immer den folgenden Vokabeltest machen, kurz und simpel:

Beschreiben Sie Winning in einem Wort.

Das ist alles. Wie fühlt sich Siegen für Sie an? Wofür steht es?

Jetzt sind Sie dran. Nur ein Wort. Schreiben Sie auf, was Ihnen als Erstes dazu in den Sinn kommt. Und seien Sie ehrlich zu sich selbst.

Ich habe unzähligen Sportlern, Geschäftsleuten und Klienten aus anderen Bereichen diese Frage gestellt und die Antworten waren immer erhellend. Hier sind einige der gängigsten Antworten:

Grandios. Euphorisch. Erfolg. Dominieren. Leistung. Macht. Befriedigung. Triumph. Überwältigend. Fantastisch.

Keine schlechten Antworten. Wenn Ihre Antwort auf dieser Liste steht, dann gehören Sie zur Mehrheit. Wollen Sie dazu gehören?

Exzellenz hebt sich von der Mehrheit ab.

Und hier kommen nun einige der Antworten, die ich von den wirklich Großen gehört habe, nicht nur aus dem Sport, sondern auch aus der Businesswelt:

Unzivilisiert. Hart. Übel. Ungeschliffen. Dreckig. Rau. Gnadenlos. Kompromisslos. Ungehemmt.

Kobe: »Alles.«

Manche von ihnen starrten ins Leere und dachten über die enorme Tragweite der Frage nach. Andere wurden emotional. Wieder andere schüttelten nur den Kopf. Wie definiert man die eine Sache, die dein ganzes Leben bestimmt?

MJ habe ich die Frage nie gestellt. Aber er hat sie trotzdem beantwortet, in The Last Dance. Er fasste in seiner Antwort alles zusammen, was er gelernt, alles, wofür er gearbeitet hatte … alles, was er über seine lebenslange Beziehung zum Siegen wusste. Seine Antwort besteht aus mehr als einem Wort, aber jedes Wort ist Gold wert:

Ich habe Menschen mitgezogen, obwohl sie nicht gezogen werden wollten. Ich habe Menschen herausgefordert, obwohl sie nicht herausgefordert werden wollten. Und das Recht dazu habe ich mir verdient, weil die Spieler, die nach mir kamen, nicht all das durchmachen mussten, was ich durchgemacht hatte. Wer ins Team kam, musste auf meinem Niveau spielen. Weniger akzeptierte ich nicht.

Wenn das bedeutete, dass ich da reingehen und jemandem ein bisschen in den Arsch treten musste, dann tat ich das. Alle meine Mannschaftskameraden werden dasselbe sagen: »Michael Jordan hat nie etwas von mir verlangt, was er nicht verdammt noch mal selber tat.«

Wenn Leute dies sehen, werden sie denken: »Der Typ war nicht wirklich nett, der war ein ganz schöner Tyrann.« Aber das denken sie nur, weil sie nie etwas gewonnen haben. Ich wollte gewinnen. Aber ich wollte auch, dass meine Mitspieler gewinnen.

Hör mal, ich muss das nicht machen. Ich mache das nur, weil ich halt so bin. So habe ich gespielt, meiner Mentalität entsprechend. Aber man sollte nur so spielen, wenn man es wirklich will.

Und dann: »Pause.«

Dieser Moment war für ihn so ehrlich und emotional, dass er das Interview unterbrechen musste, um sich zu beruhigen. Und da hatten sie noch keine Stunde gedreht.

Ja, Siegen ist wunderbar und faszinierend und überwältigend, das kann niemand leugnen.

Aber wenn Sie glauben, dass sei alles, dann haben Sie, wie MJ sagte, noch nie etwas gewonnen.

Zum Siegen gehören die Niederlagen gegen andere Teams, die er einstecken musste, bevor er sich zum größten Spieler aller Zeiten hochschraubte. Die Jahre, in denen er sich selbst gnadenlos Druck machte und alles, was er tat, selbstkritisch unter die Lupe nahm. Die ausschließliche Konzentration auf eine Sache: Championship-Siege. Nicht nur für sich selbst, sondern auch für alle um ihn herum.

Zum Siegen gehört Kobe, der sich die Achillessehne riss, aber erst in die Kabine ging, nachdem er zwei Freiwürfe verwandelt hatte. Seine berüchtigten Gym-Besuche um vier Uhr morgens, um zu üben, bis er den Wurf beherrschte, den er am Abend zuvor verpatzt hatte. Die unzähligen Stunden allein in der Dunkelheit, in denen er jedes Spiel und jedes Training in seinem Kopf Revue passieren ließ.

Zum Siegen gehört Dwyane Wade, der sich nach Operationen an Knie und Schulter, die für die meisten Spieler das Karriereende bedeutet hätten, zurückkämpfte, um zwei weitere NBA-Championships zu gewinnen sowie 2008 eine olympische Goldmedaille als führender Scorer des US-Teams. Zum Siegen gehört Larry Bird, der mit lähmenden Rückenschmerzen spielte. All die Großen der Jordan-Ära gehören dazu – Charles Barkley, Patrick Ewing, Dominique Wilkins, John Stockton, Karl Malone, Clyde Drexler –, die einsehen mussten, dass sie nie gewinnen würden, solange MJ mit im Rennen war.

Dieses gnadenlose Rennen. Siegen kann glorreich sein, aber es kann dich auch zerstören.

Denken Sie über die erfolgreichsten Menschen nach, die Sie kennen, die Sieger, die Cleaner. Und dann denken Sie über sich nach. Was mussten Sie durchmachen, um dahin zu kommen, wo Sie jetzt sind? Und was liegt noch vor Ihnen? Ist das Ganze ein einziger triumphaler Durchmarsch?

Dann ist Ihr Rennen vorbei. Herzlichen Glückwunsch.

Und jetzt gehen Sie bitte aus dem Weg, weil wir anderen noch Arbeit vor uns haben.

Schauen Sie sich die Beschreibungen von Winning noch mal an:

Unzivilisiert. Hart. Übel. Ungeschliffen. Dreckig. Rau. Gnadenlos. Kompromisslos. Ungehemmt. Alles.

Wenn diese Begriffe Ihren Weg und die Art, wie Sie Ihre Ziele angehen, beschreiben, sprechen wir dieselbe Sprache.

In diesem Buch geht es ums Durchbeißen, nicht um Glamour. Wenn Ihr Image Ihnen wichtiger ist als Ihre Ergebnisse; wenn Sie andere mit Ihrem Aussehen und Auftreten beeindrucken müssen; wenn Sie mehr auf Schein als auf Sein setzen; wenn Sie die Erlaubnis brauchen, der zu sein, der Sie wirklich sind – dann werden Sie es verdammt schwer haben.

Wenn wir zusammenarbeiten, lege ich keinen Wert darauf, dass Sie zivilisiert und höflich sind. Ich will, dass Sie hart sind. Widerstandsfähig. Fokussiert. Ehrlich. Und ich will, dass Sie sich in Ihren Gedanken völlig isolieren, Ihrer eigenen Stimme und Ihren Instinkten vertrauen, um sich vor sich selbst und anderen zu schützen. Ich will, dass Sie den wichtigsten Muskel auf Ihrem Weg zur Spitze spielen lassen, den niemand außer Ihnen sieht: den Ich-scheiß-drauf-Muskel. An dem werden wir auf den folgenden Seiten intensiv arbeiten.

Ich will, dass Sie sich eine Teflonschicht zulegen, an der nichts hängenbleibt und durch die nichts nach innen durchdringt. Denn wenn Sie Kritik an sich heranlassen, wird Ihre harte Hülle schnell schwach und weich. Und Winning hat null Toleranz für Schwäche und Weichheit.

Die wirklich Großen wissen, wie man in bestimmten Situationen eine Maske aufsetzt und sein wahres Gesicht dann zeigt, wenn es drauf ankommt. MJ drückte sich vor Sponsoren, Zuschauern und Interviewern höflich und zivilisiert aus. Aber in seinem eigenen Umfeld, im Gym, auf dem Court … kam der wahre Michael zum Vorschein. Keine Hemmungen, keine Tabus, wenn es darum ging, seine Botschaft rüberzubringen.

Sieger stehen unter Beobachtung. Es ist viel leichter sich zu bewegen, wenn niemand dich kennt und keiner sich dafür interessiert, was du machst. Du kannst Fehler machen und dich danebenbenehmen, weil niemand überhaupt weiß, dass du existierst. Doch sobald du anfängst zu gewinnen und man dich bemerkt, wird dir bewusst, dass du beobachtet wirst. Du wirst beurteilt. Du bist besorgt, dass andere deine Fehler und Schwächen bemerken werden, und fängst an, dein wahres Ich zu verbergen, um ein gutes Vorbild darzustellen als Bürger und als Anführer. Dagegen ist nichts zu sagen. Doch wenn man seine Entscheidungen nur danach trifft, ob sie anderen gefallen, bleibt man nicht lange an der Spitze.

Wenn man anfängt, sich für seinen Charakter zu entschuldigen, hört man auf, sich weiterzuentwickeln und zu siegen. Auf Dauer.

Je öfter Sie siegen, desto mehr werden andere versuchen, Ihre Entwicklung auszubremsen, und Ihnen sagen, dass Sie langsamer machen und in Ihrer Bahn bleiben sollen. So wollen sie Sie kontrollieren. Aber Winning lehrt dich, jede beliebige Bahn auszuwählen, die Spur nach Gutdünken zu wechseln und dabei gekonnt in einen zusätzlichen Gang zu schalten, mit dem niemand gerechnet hat.

Sieger sprechen eine Sprache, die diejenigen, die noch nie in so einer Situation waren, nicht verstehen können. Ein schneller Seitenblick, ein versteinertes Starren, ein Augenrollen. Manchmal auch beredtes Schweigen. Man kann es nicht erklären und niemandem beibringen. Entweder man hat’s oder eben nicht. Man gibt nicht an mit »Hey, ich bin unzivilisiert! Und auch hemmungslos!« – denn wenn man es verkünden muss, stimmt es wahrscheinlich nicht. Aber es steckt tief in uns allen drin. Man muss einfach bereit sein loszulassen, um seine eigene unzivilisierte, unverfrorene, hemmungslose Macht zu spüren.

Für mich geht es beim Siegen um all diese Worte und noch viel mehr. Es ist die vollkommene Ruhe im totalen Chaos. Es kann die größte Freude und die größte Einsamkeit bedeuten. Nicht jeder fühlt so und nicht jeder muss so fühlen. Wahre Sieger verstehen, wovon ich rede. Es geht nicht ums Jauchzen, Jubeln und Feiern, sondern um das verblüffte Wahrnehmen des Sieges. Du hast dieses großartige Ding gejagt, dieses so schwer fassbare Endergebnis … und hast es eingefangen. Du hast es verdammt noch mal erwischt. Das ist MJ, wie er schluchzend auf dem Boden sitzt, Kobe, der allein in einer Ecke den Pokal umarmt. Es ist der CEO eines Milliarden-Dollar-Imperiums, der sich fragt, was aus dem Küchentisch geworden ist, der sein erster Schreibtisch war. Niemand weiß, was sie durchgemacht haben, um dorthin zu kommen. Niemand versteht, was sie noch durchmachen müssen, um wieder dorthin zu kommen.

Das sage ich Ihnen, weil ich, bevor ich mit der Arbeit an diesem Buch anfing, meinen Test selber gemacht und meine eigenen Definitionen von Winning aufgeschrieben habe.

Ich dachte an die Siege und Niederlagen in jeder Phase meines bisherigen Lebens: daran, wie ich als Kind mit meinen Eltern in dieses Land kam und erlebte, mit welchem Opferwillen und welcher Entschlossenheit sie unsere Familie voranbrachten; wie ich als Kind davon träumte, in der NBA zu spielen, eine Verletzung meinen Traum zerplatzen ließ und ich mir eingestehen musste, dass ich nicht gut genug war; wie ich als junger Mann die Vision hatte, Profisportlern zu helfen und wie der ehrgeizigste Athlet aller Zeiten mein erster Profispieler-Klient wurde; wie ich einige der größten Champions der Welt trainierte und coachte; wie ich zum CEO des weltweit angesehensten Sport-Performance-Unternehmens wurde; wie ich Autor, Redner und vor allem Vater wurde.

Das Siegen war mein Mentor und mein Scharfrichter, mein größter Verbündeter und erbittertster Feind. Es ist ein Puzzle mit unendlich vielen Teilen, die sich nicht leicht zusammenfügen lassen (manche Teile fehlen sogar) – und es gibt kein Bild vom fertigen Puzzle. Es ist ein schwarzes Loch aus Begehren und Gier und unstillbarem Hunger, ein rücksichtsloser Lover, der dich verführt und dann weiterzieht.

Ich habe dem Siegen ins Auge geblickt und erlebt, wie es mir zublinzelte und mir dann den Rücken kehrte. Ich war so naiv zu sagen: »Bis nächstes Jahr«, nur um als Antwort zu hören: »Mal seh’n.«

Ich habe gesehen, was es für und mit Menschen macht.

Was hat es für Sie gemacht? Was hat es mit Ihnen gemacht? Michael redet selten darüber und Kobe schweigt für immer. Aber sie haben mit mir gesprochen, in Unterhaltungen und Diskussionen, bei denen niemand sonst anwesend war, und mir Dinge anvertraut, die man nicht in Interviews oder Kinderbüchern lesen kann. Ich denke immer noch über die beiden nach und setze diese Unterhaltungen oft in Gedanken fort.

Ich habe Sie nach Ihrer Definition von Winning gefragt. Jetzt gebe ich Ihnen meine.

13 Definitionen. Wenn Sie Relentless gelesen haben, wissen Sie vielleicht noch, dass ich gerne die 13 verwende, weil ich nicht an Glück oder Pech glaube. Auch das Siegen glaubt nicht an Glück, sondern nur an den Sieg.

Sie erinnern vielleicht auch, dass die Punkte auf meinen Listen immer alle mit Nr. 1 nummeriert sind. Der Grund: Wenn man die Punkte mit 1, 2, 3, 4 etc. durchnummeriert, denken die Leute, dass Nr. 1 das Wichtigste, Nr. 2 weniger wichtig und alles andere nur Füllmasse ist. Deshalb bekommt alles die #1 und Sie können die Reihenfolge beliebig ändern.

Die 13 Definitionen von WINNING

1. WINNING macht Sie anders, und Menschen, die anders sind, schrecken ab.

1. WINNING erklärt dem Schlachtfeld in Ihrem Kopf den Krieg.

1. WINNING heißt, auf niemanden als sich selbst zu setzen.

1. WINNING ist nicht herzlos, aber man zeigt weniger Herz.

1. WINNING ist das Privileg der anderen… und es ist Ihre Aufgabe, das zu ändern.

1. WINNING fordert ganzen Einsatz: mit Haut und Haaren.

1. WINNING ist egoistisch

1. WINNING führt Sie durch die Hölle. Und wenn Sie unterwegs aussteigen, bleiben Sie dort.

1. WINNING kennt keine Patentlösungen.

1. WINNING kommt all Ihren Geheimnissen auf die Schliche.

1. WINNING lügt nie.

1. WINNING ist kein Marathon, sondern ein Sprint ohne Ziellinie.

1. WINNING bedeutet alles.

Das ist meine Erfahrung.

Das Siegen wird Ihnen alles abverlangen und Ihnen noch mehr geben, wenn Sie bereit sind, dafür zu arbeiten. Halten Sie sich nicht damit auf, die Ärmel hochzukrempeln, reißen Sie sie einfach ab – und tun Sie, was andere nicht tun wollen oder können. Die anderen sind sowieso unerheblich: Sie sind auf sich allein gestellt.

Hören Sie auf, Angst vor dem zu haben, was aus Ihnen werden wird. Sie sollten sich mehr davor fürchten, es nicht zu werden.

Wenn Sie glauben, dass Sie nicht bereit sind oder den Sieg nicht verdienen, wenn Sie nicht alles dem Erfolg unterordnen wollen, dann haben Sie noch nie gesiegt und werden es wahrscheinlich auch nie. Weil Sieger alle eines begreifen: Winning hat seinen Preis.

1. WINNING …