Zahnfee Apollonia Mission Einhorn - Marie-Anne Ernst - E-Book

Zahnfee Apollonia Mission Einhorn E-Book

Marie-Anne Ernst

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Beschreibung

Es gibt schönere Arten geweckt zu werden, als sich frühmorgens von einem Einhorn die Astlochtür einrennen zu lassen, findet Apollonia. Doch als sie erfährt, dass Emmas kleine Schwester Nina am Urlaubsort der Familie in Gefahr schwebt, zögert sie keine Sekunde. Zusammen mit dem eigensinnigen Einhorn macht sie sich auf zu einer turbulenten Rettungsmission an den geheimnisvollen Bergsee. Und sie kommen keinen Moment zu früh, denn Nina hat sich auf einen gefährlichen Handel eingelassen. Da verschwindet sie plötzlich ...

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Inhalt

Urlaub zur Unzeit

Ungestümer Besuch

Langeweile

Der Auftrag

Verschwunden

Holpriger Start

Streit mit Folgen

Aufgeblasen

Kein Schimmer

Kopfüber

Familienzoff

Ein Schwan?

Keine zweite Chance

Alleingang

Rettungsmission

Übermut

Einbruch

Unerfreuliche Begegnung

Sturm auf dem See

Fischige Situation

Unerwartete Rettung

Ninas Geschichte

Schiffe in Flaschen

Rettende Idee

Das verschwundene Schiff

„Ich hab einen Wackelzahn!“, verkündete Nina stolz. Sie lächelte und hielt ihre Fahrkarte hoch.

„Bist du der Kapitän?“

Der Mann in der eleganten weißen Uniform deutete einen zackigen Gruß an.

„Ganz genau. Und als solcher bestimme ich, dass heute alle Fahrgäste, die während der Fahrt über den See einen Wackelzahn verlieren, ein Stück Kuchen umsonst bekommen.“

„Cool.“

Nina hüpfte hinter Emma und ihren Eltern an Bord des kleinen Ausflugsdampfers. Doch dann fiel ihr noch etwas ein und sie wirbelte herum.

„Du bist aber nicht die Zahnfee, oder?“

„Zahnfee?“

Der Kapitän schob verwirrt seine Mütze aus der Stirn.

„Na, wenn mein Zahn raus ist, holt ihn die Zahnfee ab und ich darf mir was wünschen. Ich hätte am liebsten ein Einhorn. Und wenn du die Zahnfee bist, dann fände ich ein Einhorn viel besser als ein Stück Kuchen.“

Emma verdrehte die Augen. Musste ihre kleine Schwester wirklich jeden damit vollquatschen? Und dauernd wackelte sie mit dem Finger oder der Zunge an dem Zahn herum.

„Eine Zahnfee! Was es nicht alles gibt“, staunte der Kapitän. Dann lachte er und zauste Nina durch das raspelkurze Blondhaar.

„Keine Sorge, du kleiner Kobold, ich bin garantiert keine Zahnzauberin. Zieh doch mal kräftig an deinem Zahn, dann wirst du es schon sehen.“

Nina zögerte keine Sekunde und sperrte den Mund auf, doch Emma schnauzte sie leise an.

„Hör auf! Du willst doch nicht ausgerechnet hier deinen Zahn verlieren, wo es weit und breit keine Zahnfee gibt!“

Gereizt fuchtelte sie mit einer Postkarte, die das Panorama des Bergsees zeigte, vor Ninas Nase herum. Die hatte sie sich zuvor am Anleger ausgesucht und eigentlich wollte sie während der Überfahrt Urlaubsgrüße an Oma schreiben, doch nun hatte die Karte einen hässlichen Knick.

„Unsinn“, mischte sich Papa schlichtend ein, „ich bin sicher, die Zahnfee kommt auch im Urlaub, Nina. Aber jetzt mach trotzdem den Mund zu.“

Emma funkelte ihren Papa aufgebracht an. Natürlich hatte er recht. Bestimmt gab es auch hier an ihrem Urlaubsort eine Zahnfee, aber für Emma war es wichtig, dass nicht irgendeine Zahnfee Ninas ersten Wackelzahn holte. Nein, es musste unbedingt Apollonia sein. Sie waren nämlich Freundinnen, seit die damals noch unerfahrene Zahnfee wie verrückt an Emmas erstem Wackelzahn herumgezerrt hatte, weil der einfach nicht ausfallen wollte. Als er dann doch endlich raus war, hatte Apollonia damit einen spektakulären Zauber vollbracht, der den Otternsumpf, der schon immer das Zuhause der Feen war, vor der Trockenlegung bewahrt hatte. Später hatten sie zusammen auch noch einen Dieb entlarvt, der Apollonia die Wackelzähne weggeschnappt hatte. Und jetzt brauchten sie unbedingt Ninas ersten Wackelzahn, um damit ein Einhorn aufzuspüren, das sich seit geraumer Zeit im Wald um den Otternsumpf herumtrieb.

Apollonia zufolge waren Einhörner geradezu versessen auf Silberdisteln. Die wuchsen aber nur auf trockenen Böden und die gab es nicht im feuchten Wald um den Otternsumpf herum. Außer, sie hätten einen besonders zauberkräftigen Feenstaub. Genau den wollte Apollonia aus Ninas erstem Wackelzahn machen. Ihre Schwester würde Augen machen, wenn sie erfuhr, dass mithilfe ihres Zahns ein Einhorn angelockt wurde. Und wer weiß, vielleicht ließ sich das Einhorn dann sogar überreden, Nina einen Besuch abzustatten und damit ihren sehnlichsten Wunsch zu erfüllen? Emma seufzte. Aber wenn Nina so weitermachte, würde nichts daraus werden. Ob sie diese andere Zahnfee überreden könnte, Ninas ersten Wackelzahn Apollonia zu überlassen? Emma musste es versuchen. Doch dazu musste sie heute Nacht wach bleiben, um die fremde Zahnfee auf frischer Tat zu ertappen. Wenn diese aber genauso streng war, wie etwa Quartulenzia, Apollonias ältere Kollegin, dann hatten sie schlechte Karten. Doofer Urlaub.

Emma stand mit verschränkten Armen an der Reling und starrte verkniffen geradeaus. Als Papa neben sie trat und ihr den Arm um die Schultern legte, versteifte sie sich.

„Was ist denn los, Hase?“, fragte Papa. „Wir dachten, dir würde so ein verlängertes Wochenende in den Bergen gefallen. Wandern, klettern. Du warst doch zuhause nur noch draußen im Wald unterwegs, sofern du die Nase nicht in einem Buch stecken hattest. Sei ehrlich. Gefällt es dir hier nicht?“

Emma antwortete nicht, aber richtete zum ersten Mal ihre Aufmerksamkeit auf die Umgebung. Das Wasser des Bergsees schimmerte blaugrün im hellen Sonnenlicht. Zwischen den bewaldeten Steilhängen blitzten hier und dort Steinklippen auf und Wildbäche stürzten darüber senkrecht in die Tiefe. Am anderen Ende des Sees erhob sich ein Berg, dessen Spitze auch jetzt im Sommer noch mit einer Schneekappe bedeckt war.

„Doch, ist schon schön hier“, gab sie widerwillig zu und versuchte, ein freundlicheres Gesicht zu machen. In Gedanken legte sie sich eine wirklich ehrliche Antwort auf Papas Frage zurecht: Papa, ich lese nur so viel, weil ich alles über Einhörner lernen muss. Und ich wandere so viel, weil sich in unserem Wald ein Einhorn herumtreibt und meine Freundin Apollonia und ich es finden wollen. Ach ja, und Apollonia ist eine Zahnfee. Sie sammelt die ausgefallenen Wackelzähne und verwandelt sie in Feenstaub, den sie zum Zaubern und zum Fliegen braucht. Und mit Hilfe von Ninas erstem Wackelzahn wollen wir das Einhorn endlich aufspüren.

Emma grinste in sich hinein. Das konnte sie nun wirklich nicht laut aussprechen.

„Na bitte, geht doch“, meinte Papa zufrieden und gab Emma einen freundschaftlichen Knuff. Stumm sahen sie zu, wie das Schiff ablegte.

Quizfrage

1. Wer steuert den Ausflugsdampfer?

F

der Pilot

P

der Kapitän

Ö

die Zahnfee

Tock. Tock. Tock.

„Keiner daheim“, grummelte Apollonia schlaftrunken. Sie warf sich in ihrem Moosbett herum und zog sich die Decke aus geflochtenen Gräsern über den Kopf.

In das nächste Tock, Tock, Tock mischte sich ein leises Fiepsen. Dann spürte sie, wie etwas an ihrer Decke zupfte.

„Toni! Wie oft habe ich dir jetzt schon gesagt, dass du meine Decke nicht anknabbern sollst“, schimpfte Apollonia. Gähnend setzte sie sich auf und zupfte die verblühten Gänseblümchen aus ihrer feuerroten Lockenmähne.

Tock, Tock machte es wieder, gefolgt von einem unheilvollen Krachen und Knirschen. Schräges Morgenlicht fiel plötzlich in das Astloch. Die pummelige Zahnfee riss erschrocken die Augen auf. Dort, wo eben noch ihre Borkentür gewesen war, erschienen zwei riesige runde Nüstern. Sie schnupperten und schnüffelten und sperrten das Sonnenlicht wieder aus. Dann wurden die Nüstern durch ein breites Maul ersetzt. Das Wesen bleckte seine riesigen weißen Zähne. Apollonias Hand fuhr wie von selbst in ihre Rocktasche, um den Zauberstab herauszufischen und sich gegen den Eindringling zur Wehr zu setzen. Aber die Spitze verhakte sich irgendwie im Stoff. Zusätzlich suchte die kleine Zahnmaus unter ihrem Rock Zuflucht und ihre Schnurrhaare kitzelten an den Waden.

„Toni, geh doch weg!“ Ungeduldig wollte sich die Zahnfee befreien, aber die kleine Maus quiekte ängstlich und drückte sich nur noch enger an Apollonia.

„So lass mich doch. Ich brauche den Zauberstab ...“

Das Maul vor ihrem Astloch gab ein durchdringendes „Brrrrr“ von sich, dass die Wände wackelten. Dann zog es sich zurück. Draußen am Seerosenteich der Otternsumpf-Feen wurden Rufe laut.

„Apollonia!“

Quartulenzias Stimme klang irgendwie zitterig, dennoch übertönte sie mühelos das hysterische Geschnatter der übrigen Feen.

„Ich glaube, du solltest besser herauskommen.“

Das klang gar nicht gut. Beunruhigt streichelte Apollonia ihren kleinen Freund, der langsam unter ihrem Rock hervorkam und voller Vertrauen zu ihr hochsah.

„Na gut“, sagte sie zu der kleinen weißen Maus, „du bringst dich in Sicherheit, sobald ich draußen bin.“

Dann befreite sie mit Bedacht ihren verhedderten Zauberstab aus der Rocktasche und rückte ihren gut mit Feenstaub gefüllten Beutel zurecht, damit sie schnell hineingreifen konnte. Was würde sie draußen am Teich erwarten? Sie zögerte den Moment hinaus und strich sich das Kleid glatt und eine besonders widerspenstige Locke aus der Stirn. Wieder wurde es dunkler und ein großes blaues Auge erschien am Astloch. Es war so kornblumenblau wie ihr Kleid. Das ging ja gar nicht.

„Apollonia!“

„Ja doch“, keifte Apollonia zurück und zwinkerte. Das leuchtende Blau ihres Kleides verdunkelte sich zu einem matten, unauffälligen Violett. Dann holte sie noch einmal tief Luft, warf eine Prise Feenstaub über ihre Flügel, schoss aus ihrem Astloch und geistesgegenwärtig nach oben, um einen Zusammenstoß mit einem riesigen, langgezogenen Schädel zu vermeiden.

„Aua!“

Der Anblick des Wesens, das vor ihrer Pappel stand, traf sie so unvorbereitet, dass sie einen der Äste übersehen hatte und mit Schwung dagegen geflogen war. Zum Glück bekam sie den Ast noch zu fassen und machte einen viel zu rasanten Überschlag darum, bei dem allerdings ihr Knie irgendwie im Weg war. Mit offenem Mund blieb sie staunend an dem Geäst hängen.

An der Pappel stand - die beiden Vorderhufe auf Höhe ihres Astlochs an den Stamm gestemmt - ein Einhorn.

DAS Einhorn, das Quartulenzia monatelang gesucht hatte.

DAS Einhorn, das sie und Emma ebenfalls gesucht hatten, wenn auch nur insgeheim.