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Apollonia steckt in Schwierigkeiten: Ein geheimnisvoller Dieb schnappt ihr die Wackelzähne vor der Nase weg und so kann sie keinen Feenstaub mehr herstellen. Dabei wird der dringend gebraucht, um die Besucherscharen vom Otternsumpf fernzuhalten, wo nicht nur das Feenvolk, sondern auch ein seltener und wunderschöner Schmetterling lebt. Zum Glück hilft ihr die clevere Erstklässlerin Emma bei der Suche nach dem Räuber. Und ehe sie sich versehen, stecken die beiden in ihrem nächsten Abenteuer.
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Seitenzahl: 63
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Schlechte Aussichten
Überraschungsbesuch
Omas Ratschlag
Peinliche Befragung
Volltreffer
Auf der Lauer
Der Wackelzahnräuber
Wettrennen
Dicke Luft im Otternsumpf
Der Hüter der Waldquelle
Unverhoffte Spur
Eine Falle
Ein ernüchternder Besuch
Gefangen
Windspiel
Hilfe für den Otternsumpf
Die Spur wird heiß
Wilde Jagd
Des Rätsels Lösung
Auf zu neuen Abenteuern
„Ich brauche keinen Feenstaub zum Fliegen“, quetschte Apollonia zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
„Ich brauche keinen Feen…“
Sie sparte sich den Atem lieber und schlug noch stärker mit ihren kleinen Flügeln. Das Gesicht der Zahnfee leuchtete rot vor Anstrengung, aber sie schaffte es einfach nicht, an Höhe zu gewinnen, sondern streifte immer wieder die niedrigen Gräser auf der Wiese.
Am Rande des Dorfes landete sie erschöpft mitten auf der Straße. Die Sonne ging gerade unter und blendete sie, sodass ihr die Augen tränten. Sie tastete nach ihrem Beutelchen mit Feenstaub. Zu ihrer Erleichterung steckte es fest verschlossen ganz unten in ihrer Rocktasche. Aber es war bedenklich leer. Erst vor ein paar Tagen hatte sie es versehentlich nicht ganz geschlossen und beim Fliegen einen funkelnden Schweif aus Feenstaub hinter sich hergezogen, während sie selbst sich kaum in der Luft halten konnte. Heute Nacht musste sie unbedingt Wackelzähne finden, um damit neuen Feenstaub zu gewinnen. Abgekämpft schlurfte Apollonia die Straße entlang.
„Bloß gut, dass uns Feen kaum jemand sehen kann”, murmelte sie kleinlaut.
Plötzlich schoss ein Auto auf sie zu. Apollonia schlug wild mit ihren kleinen Flügeln und rettete sich in letzter Sekunde in die Hecke eines Gärtchens.
„Aua! Na klasse. Brombeeren.”
Genervt kämpfte sie gegen die kleinen Widerhaken der Zweige, die sich in ihrem Kleid verfangen hatten.
Plötzlich hörte sie laute Stimmen. Kinderstimmen. Neugierig befreite sich Apollonia und ignorierte das hässliche Geräusch von reißendem Stoff. Unsanft plumpste sie zu Boden und vernahm ein unheilvolles Knacken: der Zauberstab in ihrer Rocktasche war zerbrochen.
„Oh nein! Nicht schon wieder!“
Ungehalten warf sie das nutzlos gewordene Holzstäbchen weg und sah sich suchend um. Überrascht bemerkte sie, dass sie bei Emmas Oma gelandet war.
Apollonia mochte diesen wild wuchernden Garten mit dem windschiefen Häuschen. Bislang hatte sie keinen Anlass gehabt, es zu besuchen, aber wie es schien, war ihre Freundin Emma heute hier. Ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Wahllos brach sie einen kleinen Zweig von einem der Büsche, zupfte die Blätter ab und beförderte ihn mit einer Prise Feenstaub zum Zauberstab.
„Oomaa!” Emmas langgezogener Schrei ging in lautes Weinen über. Die Siebenjährige sprang auf und stieß sich schmerzhaft an Omas Wohnzimmertisch, der mit ihren Schulsachen übersät war.
„Gib das her”, fauchte sie zwischen zwei Schluchzern ihre kleine Schwester an und versuchte, ihr ein Heft zu entreißen.
„Ich will auch Hausaufgaben machen”, heulte Nina ebenfalls los und hielt beharrlich eine Ecke fest.
„Kinder!”
Oma stand kopfschüttelnd in der Tür und trocknete sich die Hände an einem Geschirrtuch.
„Nina hat mein Sachkundeheft vollgekritzelt”, beschwerte sich Emma. Dicke Tränen tropften auf das Heft vor ihr.
„Nina, wo ist denn dein Heft, das wir zusammen gebastelt haben?”, fragte Oma beschwichtigend.
„Das ist kein richtiges Heft”, beschwerte sich Nina bockig.
„Und ich hab nicht gekritzelt. Das ist meine Einhornbande, wo ich der Chef bin!”
„Wir kümmern uns nachher um den Schaden”, flüsterte Oma, drückte Emma heimlich ein Schokoladenbonbon in die Hand und streichelte ihr beschwichtigend über die Haare.
„Aber jetzt lern noch ein wenig.”
„Und du, mein Fräulein, lässt Emma jetzt weiterlernen.“
Mit knapper Geste scheuchte sie Nina aus dem Wohnzimmer und schloss die Tür.
Emma schluckte und rang mit einem letzten Schluchzer.
1. Was möchte Nina machen?
Q
Hausarbeit
S
Hausaufgaben
U
Handarbeit
Apollonia hatte die Szene vom Fenster aus verfolgt. Emma hatte offensichtlich heute auch keinen guten Tag gehabt. Obwohl ihr die Freundin leid tat, fühlte sie sich doch irgendwie getröstet.
Die kleine Fee kletterte am Rahmen hoch, um sich durch den breiten Spalt am oberen Ende des gekippten Fensters zu quetschen. Das rissige Holz bot ihren Füßen einen guten Halt. Normalerweise hätte sie mit einer Prise Feenstaub direkt durch die Fensterscheibe gehen können, aber sie musste ja sparsam sein. Sie hatte es schon fast durch den Spalt geschafft, als sie mit ihrem locker sitzenden Gürtel an der Ecke des Fensterrahmens hängenblieb. Soviel also zu einem Überraschungsbesuch.
„Emma! Kannst du mir vielleicht mal helfen?”, rief sie mit mühsam unterdrückter Wut.
Überrascht schaute Emma auf. Ihre Augen waren vom Weinen gerötet, aber als sie die etwas ramponierte Zahnfee kopfüber am Fensterrahmen baumeln sah, musste sie kichern.
Schnell kam sie ihrer Freundin zu Hilfe und setzte sie vor sich auf den Tisch.
„Dich hab ich ja Ewigkeiten nicht mehr gesehen!“, begrüßte sie die Zahnfee freudig.
Apollonia fächelte sich mit der Hand Luft zu, um ihr hochrotes Gesicht zu kühlen und rückte ihr Blumendiadem gerade. Heute hatte sie ihren üblichen Gänseblümchen ein paar frühe, leuchtend blaue Kornblumen hinzugefügt, die mit dem Blau ihres Kleides um die Wette strahlten.
„Viel zu tun. Und, hast du endlich wieder einen neuen Wackelzahn?”, fragte sie Emma.
Quartulenzia, die ältere Zahnfee, sah es nämlich gar nicht gern, dass Apollonia mit einem Menschenkind befreundet war. Nachdem Emma ihnen jedoch im letzten Jahr aus einer gefährlichen Klemme geholfen hatte, akzeptierte Quartulenzia ihre Freundschaft widerwillig. Deswegen legte Apollonia größten Wert darauf, bei jedem Besuch offiziell auch den Zustand von Emmas Zähnen zu überprüfen.
Emma schüttelte den Kopf, sperrte den Mund auf und rüttelte unter Apollonias aufmerksamem Blick an jedem ihrer Milchzähne. Das war ihr festes Begrüßungsritual.
„Kachg gu ni he-en?“, versuchte sie mit aufgerissenem Mund zu reden.
„Was?”
Emma klappte den Mund zu.
„Kannst du mir helfen? Nina hat mein Sachkundeheft bekritzelt. Mit Filzmalern. Die kriege ich nie weg und dann schimpft meine Lehrerin wieder.”
Apollonia besah sich den Schaden.
„Huihuihui.“
Emma hatte einen hübschen Schmetterling gemalt und mit krakeliger Schrift „Tagpfauenauge“ darunter geschrieben. Aber von den Buchstaben war fast gar nichts mehr zu erkennen. Apollonia griff automatisch nach ihrem Beutel mit Feenstaub und hatte ihn schon geöffnet, als sie innehielt. Sie wollte ihrer Freundin wirklich gerne helfen, aber durfte sie den wertvollen Staub einfach für eine Gefälligkeit verschwenden?
Emma bemerkte ihr Zögern.
„Was ist denn los?”
„Ach, nichts Besonderes.“
Apollonia schüttelte abwehrend den Kopf. Sie wollte Emma nicht mit ihren Sorgen belasten. Aber ihre Freundin war clever.
„Machst du dir noch immer Sorgen wegen dem Otternsumpf? Wegen der geplanten Trockenlegung? Aber die ist doch gestoppt. Der Otternsumpf steht unter Naturschutz und soll sogar zum Biotop erklärt werden.“
Emma war stolz auf ihre erwachsene Ausdrucksweise. Papa hatte ihr jeden Zeitungsartikel über den Otternsumpf vorgelesen und wenn Apollonia abends zu Besuch gekommen war, hatte sie die Artikel zusammen mit ihrer Freundin nochmals gelesen. Emma war deswegen sogar die Klassenbeste beim Lesen und konnte auch die längsten und schwierigsten Wörter entziffern.
„Klugscheißerin“, neckte die Zahnfee ihre Freundin kichernd.
„Na ja, diese vielen Besuche des Mannes waren ja noch in Ordnung. Du weiß schon, der alles aufgeschrieben und fotografiert hat.“
„Der Biologe. Von der Naturschutzbehörde“, bestätigte Emma wichtig.
Apollonia verdrehte in gespielter Verzweiflung die Augen.
„Aber nun kommen seit dem Frühjahr laufend irgendwelche anderen Menschen zum Otternsumpf und alle wollen unseren Ameisenbläuling sehen. Unfassbar, was für ein Aufsehen so ein streng geschützter Schmetterling erregt. Jedenfalls machen sie jede Menge Lärm, trampeln herum und drücken das Gras platt, während sie mit ihren Ferngläsern auf der Lauer liegen. Und überall lassen sie ihren Müll liegen!“
Empört stampfte Apollonia mit ihrem Fuß auf.
Emma sog erschrocken die Luft ein und legte die Stirn in Falten.
„Das wusste ich nicht!“