Nur in dich verliebt - Paige Toon - E-Book
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Nur in dich verliebt E-Book

Paige Toon

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Beschreibung

Der zehnte Roman von Bestseller-Autorin Paige Toon – aufwühlend, mitreißend und romantisch Phoebe, Rose und Eliza sind Drillinge. Als Angus in das Nachbarhaus der Mädchen zieht, sind die drei sofort Feuer und Flamme für den hübschen Jungen mit den strahlend grünen Augen. Zehn Jahre später sind Phoebe und Angus verlobt. Vor der Hochzeit reist Phoebe noch einmal nach Frankreich, wo sie sich vor vielen Jahren verliebt hat. Rose hat Job und Affäre beendet, um ihr Leben zu ordnen. Und Eliza will mit ihrer Musik endlich erfolgreich sein. Nur selten denkt sie an den Mann, dem sie vor vielen Jahren ihr Herz geschenkt hat. Doch dann steht er plötzlich wieder vor ihr... Manchmal kommt man in der Liebe einen Moment zu spät. Und manchmal ist dieser Moment genau richtig. Weitere Titel von Paige Toon: »Lucy in the Sky«, »Du bist mein Stern«, »Einmal rund ums Glück«, »Immer wieder du«, »Diesmal für immer«, »Ohne dich fehlt mir was«, »Sommer für immer«, »Endlich dein« sowie »Wer, wenn nicht du?«

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Seitenzahl: 492

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Paige Toon

Nur in dich verliebt

Roman

Aus dem Englischen von Stefanie Schäfer

FISCHER E-Books

Für meine großartige Lektorin, Suzanne Baboneau, und für meine wunderbaren Leserinnen und Leser, alte wie neue.

Danke, dass durch euch mein Kindheitstraum, Schriftstellerin zu werden, noch schöner wurde, als ich es mir je hätte ausmalen können – und mein Ziel war es immer, davon leben zu können; die Latte lag also hoch.

PrologAngus

Sie ist hier. Sofort spüre ich, wie sich alles in mir anspannt. Es stimmt nicht, was die Leute sagen. Sie sind nicht alle gleich. Sie ist etwas Besonderes. Sie ist anders. Sie ist das schönste Mädchen, das ich je gesehen habe.

Wie verzaubert beobachte ich sie durch das Gedränge und den Zigarettenqualm, als sie sich an der improvisierten Bar ein Bier holt. Es zieht mich zu ihr hin, aber ich bleibe an den Türrahmen gelehnt stehen. Nach dem, was gestern Abend zwischen uns passiert ist, muss sie einfach zu mir kommen. Wird sie es tun? Ich bin mir nicht sicher. Ich hatte schon Angst, sie würde überhaupt nicht kommen.

Sie nimmt einen Schluck aus ihrer Flasche und blickt sich aufmerksam im überfüllten Wohnzimmer um. Sie ist spät dran, und alle anderen sind ihr schon einige Drinks voraus. Zu dieser Uhrzeit allein auf einer Party aufzukreuzen, ist nicht ohne. Es hätte mich nicht gewundert, wenn sie rückwärts wieder rausgestolpert wäre. Der Gedanke verunsichert mich, dabei bin ich eh schon total durch den Wind. Wie konnte es mich nur so erwischen?

Gebannt beobachte ich, wie sie die Flasche erneut an den Mund setzt, und dann begegnen sich plötzlich unsere Blicke. Ich zwinge mich, nicht wegzusehen.

Sie lächelt mich an, und meine Anspannung verfliegt. Mit einer Kopfbewegung sage ich ihr: Komm zu mir! Lächelnd drängt sie sich durch die Menge, bis sie unmittelbar vor mir steht.

»Hey«, begrüße ich sie und strecke meine Hand aus, um mit den Fingerspitzen ihre zu berühren.

»Hi.« Sie schließt die Hand zu einer Faust.

Okay, es ist also nicht alles in Ordnung. Ihre wunderbaren Augen sind weit aufgerissen, als sie zu mir aufschaut. Mein Blick fällt auf ihre Lippen. Sie glänzen, wahrscheinlich hat sie gerade Lipgloss benutzt. Ich würde ihn gerne ablecken.

Scheiße, ich bin betrunken.

»Wie war das Abendessen?«, frage ich.

»Schön!«, ruft sie. Den Rest verstehe ich nicht, weil die Musik zu laut ist.

»Was hast du gesagt?«, rufe ich zurück, umfasse ihren Kopf mit beiden Händen und ziehe sie näher zu mir heran.

»Ich habe gesagt, es ist laut hier!«

»Stimmt«, erwidere ich grinsend. »Sorry, ich bin schon ziemlich breit.« Ich spreche ihr direkt ins Ohr.

»Du Glücklicher.«

Sie ist so sexy! Wie weich sich ihr Haar anfühlt. Ich fahre mit dem Daumen über ihre Schläfe, und sie legt mir die Hand auf die Brust. Ich glaube, sie will mich zurückhalten, aber es funktioniert nicht. Ihre Berührung macht mich erst recht an.

Ich nehme ihre Hände und ziehe sie noch näher zu mir.

»Angus?«, fragt sie unsicher, als ich meine Stirn an ihre lege. Ich weiß, dass ich sie hier vor all den Leuten in Verlegenheit bringe, aber ich muss einfach mit ihr zusammen sein. Ich will sie so sehr. Zu sehr.

Kurzentschlossen stelle ich unsere Bierflaschen auf den nächsten Tisch und sage: »Komm mit«, nehme sie an der Hand und ziehe sie aus dem Wohnzimmer. Mir wird kurz schwindelig, als ich die Tür zur Garderobe unter der Treppe aufstoße. Ich ziehe sie herein und höre sie nach Luft schnappen, als ich die Tür hinter ihr zuschlage. Schon küsse ich sie. Wieder atmet sie scharf ein, als ich mit der Zunge ihre Lippen teile, doch schon nach kurzem Zögern erwidert sie meinen Kuss. Ich könnte sie ewig küssen.

»Ich will dich«, murmele ich in ihren Mund und dränge mich an sie, so dass sie spüren kann, wie sehr.

Ihr Atem geht schneller, als ich mit einer Hand unter ihr T-Shirt fahre.

»Ich will dich«, wiederhole ich, und sie bringt mich mit schnellen, hungrigen Küssen zum Schweigen, und da weiß ich, dass ich sie so weit habe. Sie gehört mir.

Jemand dreht am Türknauf, und rasch ziehe ich die Hand unter ihrem T-Shirt hervor und halte die Tür zu.

»Geht nach oben!«, rufe ich und schließe ab. »Puh.« Ich lache verhalten und ziehe sie eng an mich. Doch auf einmal macht sie sich wieder steif. »Ist schon gut«, sage ich und will ihr wieder unter das T-Shirt fassen, aber diesmal hält sie mich zurück und lässt mich nicht weitermachen.

»Was … Wir … Was machst du denn da?«, fragt sie, noch atemloser als zuvor.

»Was glaubst du denn?«, frage ich sie leise und küsse sie auf den Hals. Wir machen da weiter, wo wir gestern Abend aufgehört haben. Sie muss doch wissen, was für eine Wirkung sie auf mich hat.

»Angus, hör auf!«, fordert sie laut.

O nein! Mein Magen zieht sich zusammen. Abrupt löse ich mich von ihr und schalte mit einem Zug an der Kordel das Licht ein. Sie blinzelt in der Helligkeit und schirmt unwillkürlich mit beiden Händen die Augen ab. Unter dem Schatten ihrer Finger hervor blinzelt sie mich an, und ich starre voller Entsetzen zurück.

Dieselben grüngoldenen Augen …

Dasselbe hellblonde Haar …

Nicht dasselbe Mädchen.

»Oh …«, stoße ich hervor. »Ich dachte, du wärst …«

Rose · Phoebe · Eliza

Man könnte uns als Laune der Natur bezeichnen.

Wir sehen genau gleich aus mit unserem blonden Haar und den grünen Augen, und wir alle haben exakt die gleichen Gene. Eine von uns könnte einen Mord begehen und ihn den anderen in die Schuhe schieben, ohne dass unsere DNS uns verraten würde.

Eineiige Drillinge entstehen, wenn sich eine befruchtete Eizelle zunächst zweiteilt und sich dann eine der daraus entstehenden Eizellen noch einmal teilt. Die Wahrscheinlichkeit dafür liegt irgendwo zwischen eins zu sechzigtausend und eins zu zweihundert Millionen, aber wie auch immer: Eineiige Drillinge sind sehr, sehr selten.

Als unsere Eltern mit uns aus dem Krankenhaus kamen, hatten sie schreckliche Angst, uns zu verwechseln. Sie ließen uns unsere Krankenhausarmbänder so lange anbehalten, bis sie zu eng wurden, und nachdem Mum sie abschneiden musste, markierte sie uns mit verschiedenfarbigem Nagellack auf den winzigen Fingerchen. Wenn sie heute unsere Babyfotos betrachtet, bringt sie uns immer noch durcheinander.

Doch obwohl wir gleich aussehen und aus derselben befruchteten Eizelle hervorgegangen sind, haben wir uns schon in drei Lebewesen aufgeteilt, bevor unsere Mutter überhaupt wusste, dass sie schwanger war. Und genau das ist der Knackpunkt: Wir wurden mit drei vollkommen unterschiedlichen Persönlichkeiten geboren.

Als wir älter wurden und unsere Charaktere sich herauskristallisierten, erkannten unsere Eltern allmählich, dass wir im Grunde nur sehr wenig gemeinsam haben.

Wir konnten zwar alle sehr laut schreien.

Und jede von uns ist extrem dickköpfig.

Aber das war’s dann auch schon.

Bis wir siebzehn wurden, jedenfalls. Denn in diesem Jahr zog Angus Templeton nebenan ein. Und dummerweise verliebten wir uns alle drei Hals über Kopf in ihn.

Teil eins

Kapitel 1Phoebe

Wenn es heißt, jemand lebe »im Schatten der Berge«, klingt das irgendwie unheilvoll. Dabei ist es das gar nicht. Der Berg ist so nahe, dass ich das Gefühl habe, in ihm zu sein. Ich kann nicht einmal ganz hinaufsehen; nur auf dem Sofa sitzend reicht mein Blick bis zu den verschneiten Gipfeln. Was würde ich darum geben, dort oben zu sein …

»Warum seufzt du?«

Josies Stimme schreckt mich auf. Ich drehe mich um und sehe, dass meine beste Freundin hinter mir steht und auf mich hinunterschaut. »Ach, nur so. Ich freue mich einfach, wieder hier zu sein.« Dabei lächle ich sie voller Zuneigung an.

Es ist jetzt fast zehn Jahre her, seit wir mit achtzehn zum ersten Mal zusammen in Chamonix gewesen sind.

»Wann bist du aufgestanden?«, fragt Josie, der jetzt erst auffällt, dass ich schon komplett angezogen bin.

»Vor ungefähr einer Stunde«, erwidere ich und ziehe meinen Pferdeschwanz hoch oben am Kopf stramm.

»Wie kannst du nur?«, grummelt sie und lässt sich, ohne auf eine Antwort zu warten, gähnend neben mich aufs Sofa fallen. Ihr mittellanges dunkles Haar ist durcheinander, und ihre blauen Augen sehen noch verschlafen aus. Trotzdem ist sie wunderhübsch.

»Wie wär’s mit Kaffee?«, frage ich, springe auf und gehe in die kleine Küche.

»O ja, gern«, antwortet sie.

Wir sind gestern erst angekommen und abends in einer alten Kneipe gelandet, wo wir ein Bier zu viel getrunken haben. Zu Josies Verwunderung habe ich keinen Kater, aber ich habe auch der Versuchung widerstanden, ab Mitternacht Schnäpse in mich hineinzukippen.

Ich schalte das Radio ein, koche Kaffee und summe zur Musik, während Josie sich zurücklehnt.

»Was möchtest du heute unternehmen?«, ruft sie.

»Einen Berg besteigen.« Ich spähe aus der Küche und werfe ihr ein hoffnungsvolles Grinsen zu.

»O nein. Nein, nein, nein, nein, nein.« Josie schüttelt entschieden den Kopf. Ich kichere in mich hinein und kümmere mich weiter um den Kaffee.

»Entschuldige«, sagt sie und nimmt mir eine Tasse ab, als ich wieder in ihrem Zimmer auftauche. »Ich will dir nicht den Spaß verderben.«

»Hör auf, das ist doch Quatsch.«

Ich heirate in zwei Wochen, und mein einziger Wunsch für den Junggesellinnenabschied war es, mit meiner besten Freundin für ein paar Tage hierherzufahren. Ich habe im Laufe der Jahre viel über Chamonix nachgedacht und darüber, wie Josie und ich es gemeinsam erlebt haben, und ich hatte das Gefühl, es wäre richtig, gemeinsam zurückzukehren, nur wir beide.

Meine Schwestern waren ein bisschen beleidigt, dass sie nicht eingeladen wurden, aber inzwischen haben sie sich ein Alternativprogramm ausgedacht. Eliza und ich gehen auf ein Konzert in Manchester, und Rosie hat einen Wellnesstag für uns organisiert. Ich freue mich schon sehr darauf, mit jeder der beiden allein Zeit zu verbringen. Leider kommen wir inzwischen viel zu selten dazu.

»Was könnten wir denn sonst noch machen, außer auf einen Berg zu steigen?«, bohrt Josie weiter.

»Mit dem Paraglider von einem runterschweben?« Ich grinse sie an.

Sie verzieht das Gesicht. »Du weißt doch, dass Extremsportarten nichts für mich sind. Ich bin inzwischen eine langweilige Mum.«

Josie hat einen einjährigen Sohn zu Hause, Harry, und ist zum ersten Mal ohne ihn unterwegs.

»Wie wär’s, wenn wir rauf auf die Aiguille fahren?«, schlage ich vor. »Du warst noch nie zu dieser Jahreszeit oben.«

Damals, vor vielen Jahren, ist sie zum Ende der Wintersaison im März wieder nach Hause gefahren, während ich es schaffte, einen Job bei der Seilbahn zur Aiguille du Midi zu ergattern. Mir gefiel das Leben hier so sehr, dass ich den ganzen Sommer über blieb.

»Gute Idee«, nickt sie. »Dann raffe ich mich jetzt wohl besser mal auf. Sicher müssen wir stundenlang Schlange stehen, genau wie alle anderen Touristen auch.«

»Ja, leider. Ich kenne keinen mehr, der dort arbeitet.«

Bei dem Gedanken krampft sich mein Herz zusammen.

 

Ein paar Stunden später sind wir auf knapp viertausend Metern auf der höchsten und berühmtesten der »Nadeln« von Chamonix.

Ich bin ganz hibbelig vor Aufregung; vielleicht liegt es auch an der Höhe. Jedenfalls bin ich überglücklich, wieder hier zu sein.

»Wow!«, murmelt Josie, als wir in stiller Bewunderung auf der Aussichtsplattform stehen. »Ich hatte ganz vergessen, wie schön es hier oben ist.«

Ich blicke mich um zu den zerklüfteten braungrauen Gipfeln der umliegenden Berge. Der Montblanc befindet sich direkt vor uns, auch jetzt im Sommer mit Schnee bedeckt. Er sieht so täuschend nah aus, aber der Weg von hier bis zu seinem Gipfel ist eine besonders anspruchsvolle Klettertour. Ich weiß es, weil ich sie schon einmal gegangen bin. Auch auf einer anderen Route habe ich ihn schon bestiegen, die war zwar etwas leichter, aber auch nicht zu unterschätzen.

»Wahnsinn, dass du zweimal da oben warst.« Josie scheint meine Gedanken zu lesen.

»Ich kann’s auch kaum noch glauben«, erwidere ich, und eine Bezeichnung für den Montblanc kommt mir in den Sinn: Weißer Killer … Schon unzählige Menschen haben beim Versuch, den höchsten Gipfel Westeuropas zu erklimmen, ihr Leben verloren, ganz zu schweigen von denen, die beim Abstieg umgekommen sind.

»Raufzukommen ist nur die halbe Miete«, hat mein Vater immer gesagt. Beim Gedanken an ihn spüre ich einen schmerzhaften Stich.

Mein Vater ist vor acht Jahren an einem Herzinfarkt gestorben, und ich vermisse ihn sehr, besonders hier oben in den Bergen. Er war derjenige, der mir das Klettern beigebracht hat.

Josie schnaubt amüsiert. Sie ahnt nichts von der dunklen Wendung, die meine Gedanken genommen haben. »Was für ein Glückspilz du bist! Wurdest du wirklich dafür bezahlt, hier oben zu übernachten? Was für eine Aussicht beim Aufwachen!«

Jetzt muss ich wieder lächeln. »Leider hatte die Angestelltenwohnung keine Fenster«, erwidere ich. »Aber es war tatsächlich der Wahnsinn, wenn man morgens rauskam.«

Josie und ich sind damals nach Chamonix gegangen, um den Winter über als Zimmermädchen zu arbeiten. Nachdem sie nach Hause gefahren war, steckte ich meine Ambitionen jedoch höher – deutlich höher.

Ich hatte mich mit einigen Einheimischen angefreundet, und eine von ihnen, Cécile, arbeitete hier oben auf der Aiguille du Midi. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Nichteinheimische einen Job bei der Seilbahn bekam, war so gering, dass sich eine Bewerbung kaum zu lohnen schien, denn wer erst mal eine Stelle ergattert hatte, ließ sie nicht wieder sausen. Aber immerhin konnte ich fließend Französisch, und Cécile versprach mir, ein gutes Wort für mich einzulegen, und so reichte ich meinen Lebenslauf ein. Als mehrere Vollzeitkräfte völlig unerwartet aus persönlichen Gründen kündigten, war meine Chance gekommen.

Es ist schwer zu erklären, in welchem Maße ich es genossen habe. Ich musste alles machen, vom Führen der Gondel bis zum Müllauflesen, doch das Sahnestückchen kam einmal im Monat, wenn zwei von uns auf dem Gipfel Wache schieben mussten und in der Angestelltenwohnung übernachteten. Wir waren die Letzten, die abends die Sonne untergehen, und die Ersten, die sie morgens aufgehen sahen. Ein unvergessliches Erlebnis.

Meine Gedanken machen sich erneut selbständig, und plötzlich stehe ich wieder auf der Fußgängerbrücke zwischen den Felsen. Der Himmel hat sich orange verfärbt, und die Berge ragen mit ihren zackigen Silhouetten rings um mich auf. Ein paar Augenblicke lang gebe ich mich der Erinnerung hin, bevor ich mich wieder zusammenreiße.

»Lass uns zum Kamm gehen«, ermuntere ich Josie und stupse sie am Arm.

Kurz darauf befinden wir uns in glänzendem, dunklem, ausgehöhltem Eis, und als ich die kalte Luft ausatme, höre ich das vertraute Kratzen von Steigeisen, die sich in den hartgebackenen Schnee graben. Merkwürdigerweise habe ich das Gefühl, nach Hause gekommen zu sein.

Vor uns gehen drei Kletterer, die sich bereitmachen, den Kamm hinunterzusteigen, und als sie durch das Tor verschwinden, trete ich aus der Eishöhle hinaus ans Licht. Ich beobachte sie, als sie sich auf dem schmalen Schneepfad abwärts auf den Weg machen, gesichert mit einem Seil.

»Bekloppte«, bemerkt Josie leise und wirft mir einen Seitenblick zu. »Und du bist genauso bekloppt.«

Ich lächle schwach. »Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit, seit ich das zum letzten Mal gemacht habe.«

»Stimmt, du gehst nicht mehr oft klettern«, bestätigt sie.

»Kaum noch«, erwidere ich leise.

»Vermisst du …«

»Ja«, unterbreche ich sie und lächle sie dann offen an. »Ich muss einfach mal die Kurve kriegen.«

Sie erwidert mein Lächeln. »Dazu ist noch viel Zeit. Was meinst du, sollen wir jetzt zu Mittag essen?«

»Unbedingt.«

Kapitel 2Rose

Einmal, als ich bei meiner Freundin Becky Betts übernachtete, spielten wir spät am Abend noch »Wahrheit oder Pflicht«, und sie forderte mich auf, mich zwischen meinen Schwestern zu entscheiden.

»Du kannst nur eine retten, die andere muss sterben«, erklärte sie melodramatisch.

Ich zögerte keine Sekunde.

Bis heute erinnere ich mich an ihr entsetztes Gesicht, mit dem sie ihre Schwester Laura ansah. Für sie musste meine Antwort geradezu kaltherzig klingen. Doch selbstverständlich würde ich Phoebe retten. Das würde jeder tun, auch Eliza.

Es ist nicht so, dass Eliza und ich uns hassen. Wir verstehen uns nur einfach nicht besonders gut. Haben wir nie getan. Sie hält mich für langweilig und verschlossen und ich sie für unreif und respektlos.

»Du bist so kratzig wie dein Name«, sagt sie regelmäßig. Oder auch: »Sei nicht so stachelig, Rosie.«

Wenn wir keine Schwestern wären, würden wir vermutlich kaum ein Wort miteinander wechseln.

Phoebe dagegen ist wie ein Sonnenstrahl an einem bewölkten Tag. Ihr Lachen ist ansteckend.

Mist, sie fehlt mir. Dabei ist sie erst seit zwei Tagen weg.

»Den nimmst du aber nicht mit, oder?«, frage ich jetzt Mum, als ich feststelle, dass sie schon seit mindestens zwei Minuten denselben Porzellanteller in der Hand hält.

»Ich weiß noch nicht«, erwidert sie abweisend und stellt den Teller leise klappernd beiseite.

»In dem kleineren Haus brauchst du kein gutes Service mehr«, erkläre ich pedantisch.

»Oder doch, wer weiß«, erwidert sie spitz.

»Du kannst nicht alles mitnehmen«, mahne ich erschöpft, als sie aus dem Zimmer marschiert. In der Diele bleibt sie stehen, das Gesicht zur Haustür gewandt, und plötzlich lächelt sie.

»Hast du Straßenmusik gemacht?«, fragt sie über das Geräusch der zuklappenden Tür hinweg.

»Ja, in der Stadt«, höre ich Eliza antworten, gefolgt von dem Geräusch ihrer Gitarre, die sie an die Wand lehnt.

»Ich dachte mir schon, dass du gearbeitet hast. Komm, trink eine Tasse Tee«, drängt Mum sie. Na toll.

Ich verdrehe die Augen. »Ich hab eine noch bessere Idee: Komm und hilf mir!«, rufe ich und fahre mit den Händen über mein geblümtes Sommerkleid, während unsere Mutter beschwingt in Richtung Küche läuft.

»Möchtest du auch eine Tasse, Rosie?«, ruft sie mir zu, als sei ihr plötzlich eingefallen, dass ich auch noch da bin. Dabei hat sie bereits den Wasserkocher eingeschaltet.

»Klar«, antworte ich, als Eliza in der Tür erscheint.

Sie trägt zerrissene Jeans und ein knallorangefarbenes Stricktop. Ihr Haar hat sie zu Zöpfen geflochten.

Die Frisur ist wie ein Beleg dafür, dass sie nie erwachsen geworden ist. Hinzu kommt noch, dass sie Straßenmusik macht und kellnert, anstatt sich einen richtigen Job zu suchen, dass sie die Freunde wechselt wie Unterhosen und dass sie immer noch zu Hause wohnt. Und das ist noch lange nicht alles.

»Im Ernst, willst du denn überhaupt nicht beim Packen helfen?«, frage ich, als sie sich auf einen Stuhl am Esszimmertisch fallen lässt. Ich knie auf dem Teppichboden vor Mums Vitrine und wickle ein weiteres ihrer geliebten Deko-Objekte in Luftpolsterfolie.

»Warum sollte ich? Ich will nicht umziehen«, erwidert Eliza schnippisch.

Ich war diejenige, die Mum dazu überredet hat, das Haus zu verkaufen und sich zu verkleinern.

Phoebe dachte, es wäre »wahrscheinlich eine gute Idee«, aber Eliza war total wütend darüber, ihr kostenloses Hotelzimmer aufgeben zu müssen.

»Hier geht’s nicht um dich«, betone ich.

Sie lehnt sich nach vorn, stemmt die Ellbogen auf den Tisch und blickt durchdringend auf mich hinunter. Voller Unbehagen rutsche ich herum und lehne mich innerlich jetzt schon gegen das auf, was sie als Nächstes sagen wird.

»Weißt du wirklich nichts Besseres mit deinem Urlaub anzufangen?«

Ich bin Krankenschwester und lebe in London. Meine Arbeit ist oft sehr belastend und bringt mich an meine Grenzen. Wie gerne würde ich jetzt neben meinem Freund Gerard am Strand liegen, irgendwo, wo es warm ist, doch stattdessen verbringe ich die nächsten zwei Wochen hier in Manchester und helfe unserer Mutter beim Umziehen und unserer Schwester bei ihren letzten Hochzeitsvorbereitungen. Und was macht Eliza? So gut wie gar nichts.

Ich habe noch die Worte meines Vaters im Ohr: »Rosie ist eine Gebende, keine Nehmende. Genau wie ihre Mutter …«

Mum war auch Krankenschwester – so haben sie und mein Vater sich kennengelernt. Mein Vater hatte einen Kletterunfall, und Mum pflegte ihn gesund. Nach unserer Geburt gab sie ihren Beruf jedoch auf. Mit drei Babys hatte sie schließlich genug zu tun.

»Ich meine ja nur«, fährt Eliza fort, zuckt mit den Achseln und wendet gleichgültig den Blick ab. »Manche von uns haben eben was Besseres vor.«

Ich werde laut. »Manche von uns sollten sich einen richtigen Job suchen und aufhören, ihrer alten Mutter auf der Tasche zu liegen!«

»Hör auf!«, ermahnt uns Mum von der Tür aus, und schuldbewusst schweige ich. Die Tassen auf ihrem Tablett stoßen laut klirrend aneinander, während sie fortfährt. »Ihr beide benehmt euch wie verzogene Gören, wenn ihr zusammen seid! Wann verhaltet ihr euch endlich mal wie Erwachsene?«

Sie hat recht. Schließlich sind wir inzwischen siebenundzwanzig.

»Warum fängst du nicht schon mal mit dem Speicher an?«, gibt Mum mir ein Stichwort.

»Gut, mach ich«, antworte ich, nehme meinen Tee und eile aus dem Zimmer, ganz ähnlich wie sie vor ein paar Minuten.

Als Phoebe und ich studierten, beschlossen meine Eltern, unser Haus in ein Bed & Breakfast umzuwandeln, und alle unsere Kindersachen wanderten auf den Speicher – sogar Eliza musste ausräumen, obwohl sie nie ausgezogen ist –, doch dann starb mein Vater, und meine Mutter verlor das Interesse daran, Fremdenzimmer zu vermieten.

Ich hatte schon lange vor, mal meine Sachen auszusortieren.

Auf dem Weg durch die Diele erhasche ich einen Blick auf mein Spiegelbild und stelle fest, dass sich mein hoher Dutt gelöst hat und jetzt als Pferdeschwanz hinunterhängt – so streng und sportlich, wie auch Phoebe ihn gern trägt. Für den Bruchteil einer Sekunde ist es, als sähe ich sie.

Wir beide entschieden uns schon früh für individuelle Frisuren, weil wir es satthatten, dass unsere Lehrer uns der Einfachheit halber »Miss Thomson« nannten, wenn sie uns nicht unterscheiden konnten. Es war dann Eliza, die mich dazu brachte, einen Dutt zu tragen.

Ab und zu klaute ich ihre Schere, weil ich meine nie finden konnte, aber eines Tages wurde sie sauer auf mich, weil sie ein Kunstprojekt abgeben musste – irgendeine bizarre Collage aus Pappe. Ich behauptete, ich hätte sie ihr schon zurückgegeben. Stinksauer stürmte sie in mein Zimmer, und als sie die Schere in meiner obersten Schreibtischschublade fand, griff sie nach meinem Haar und schnitt ein Stück heraus. Das brachte ihr einen Riesenärger ein.

In mancher Hinsicht hat sie mir jedoch mit der Aktion einen Gefallen getan. Am nächsten Tag musste ich mein Haar hochstecken und erhielt so viele Komplimente, dass es zu meinem persönlichen Markenzeichen wurde. Manchmal nervte sie mich, indem auch sie ihr Haar in einem Dutt trug, doch sie schaffte es nie, ihn richtig sauber und ordentlich festzustecken, so dass die Lehrer ihr jedes Mal auf die Schliche kamen.

Ich angele die Zugstange vom Schrank auf dem Treppenabsatz, fahre mit dem Haken in die Öse, öffne die Klappe und ziehe die Leiter herunter. Kurz darauf bin ich oben auf dem schmuddeligen, staubigen Speicher, umgeben von Kartons. Ich habe keine Ahnung, wo ich anfangen soll, also greife ich nach dem nächstbesten und ziehe ihn zu mir heran.

Es dauert fast eine Stunde, bis ich das erste Tagebuch finde. Ich erkenne es sofort, trotz der Aufkleber auf dem Deckel. Zum siebzehnten Geburtstag schenkte unser Onkel Simon meinen Schwestern und mir identische violette Notizbücher mit kleinen Schlössern. In meines habe ich mit religiösem Eifer hineingeschrieben, obwohl ich heute gar nicht mehr so genau wissen möchte, was, so peinlich ist es mir.

Ich hebe den Deckel an und zucke zusammen, als darunter die krakelige Handschrift Elizas zum Vorschein kommt.

Ich wusste, dass Phoebe Tagebuch geführt hat – jeder wusste, dass Phoebe Tagebuch führt –, da sie ewig an Schreibwettbewerben teilnahm und überall herumerzählte, dass sie eines Tages Schriftstellerin werden wollte. Aber Eliza? Ihr hätte ich das nie zugetraut. Sie drückte sich durch die Musik aus, aber sich einem unbelebten Gegenstand anzuvertrauen? Das war nicht ihr Ding. Sogar ihre Songs sind seltsam und spleenig – sie schüttet darin nicht ihr Herz aus, jedenfalls nicht in denen, die ich bisher gehört habe.

Trotzdem ist das unverkennbar ihre Sauklaue. Wann hat sie damit angefangen?

Ich inspiziere das Schloss. Da ich irgendwann meinen Schlüssel verloren habe, weiß ich ziemlich genau, wie man es knackt. Ich ziehe eine der Haarspangen heraus, die wenig erfolgreich meinen Dutt zusammengehalten haben, stecke sie ins Schlüsselloch und fuhrwerke darin herum. Kurz darauf ertönt ein Klicken, und das Schloss springt auf.

Es ist ein Schock für mich, das Datum ihres ersten Eintrags zu lesen: Freitag, der dreizehnte Mai. Vor einem Jahrzehnt. Freitag, der dreizehnte Mai – das war der Tag, an dem Angus eingezogen ist!

Ich schlage das Tagebuch wieder zu. Ich wusste es! Ich wusste, dass auch sie in ihn verliebt war! Sie hat zwar immer so gleichgültig getan, aber mich hat sie damit nicht hinters Licht geführt.

Schuldbewusst schlage ich das Tagebuch wieder auf. Eine Chance, in Elizas Innerstes vorzudringen? Wie könnte ich widerstehen? Sie würde mich umbringen, wenn sie es herausfände, natürlich, aber es geschieht ihr ganz recht, wenn sie mir nicht hilft, das Haus auszuräumen.

Ich drücke die Seiten auseinander und beginne zu lesen …

Kapitel 3Eliza

Ich sitze auf der Mauer und baumele mit den Beinen so weit nach hinten, dass die Füße von den Backsteinen abprallen. Das hier war seit jeher einer meiner Lieblingsplätze: auf der Mauer vor dem Haus, wo die Hecke eine Lücke hat. Von dort aus kann ich die Welt an mir vorüberziehen lassen. Wir wohnen an einer baumbestandenen Straße in einem der schöneren Teile von Sale, einer Kleinstadt ungefähr zwanzig Minuten südwestlich von Manchester. Meine Freundinnen wundern sich darüber, warum ich nicht näher in Richtung Stadt ziehe, wo es aufregender ist, und stattdessen in der langweiligen Vorstadt bleibe, aber mir gefällt es hier. Ich schließe die Augen und hebe das Gesicht zur Sonne, in dem Versuch, ein paar Strahlen aufzufangen, bevor sie sich hinter den heranziehenden Wolken versteckt. Der Sommer war hässlich bisher. Ich hoffe, dass Phoebe in Frankreich mehr Glück hat mit dem Wetter. Ich bin immer noch etwas eingeschnappt, dass sie mich nicht eingeladen hat. Ich stelle mir vor, wie sie sich jetzt lachend und sorglos die Sonne ins Gesicht scheinen lässt, vor den schneebedeckten Bergen im Hintergrund, genau wie auf den Fotos, die sie mir früher geschickt hat. Das bringt auch mich zum Lächeln.

Ich spitze die Ohren, als ein Auto in die Straße einbiegt, und es kommt, wie es kommen muss: Es ist Angus.

Ein paar der Schmetterlinge, die ich tief in meinem Herzen eingeschlossen habe, brechen durch die Gitter meines Brustkorbs und flattern in meinen Bauch. Heutzutage habe ich die Mistviecher viel besser unter Kontrolle, und diese paar ungezogenen ärgern mich.

Ich sehe zu, wie Angus seinen alten Land Rover Defender auf der Auffahrt seiner Mutter parkt, und erinnere mich voller Zuneigung an den Tag, an dem er ihn von der Farm seines Onkels geholt hat. Schon nach ein paar Wochen war er knallorangefarben lackiert.

»Fährst du immer noch die alte Klapperkiste?«, rufe ich, als er aussteigt.

»Das ist ein Oldtimer!«, erwidert er und grinst mich an, während er die Tür hinter sich zuschlägt. Sein dunkelblondes Haar ist so wirr und vom Wind zerzaust wie immer. Phoebe hat gesagt, dass er vor der Hochzeit zum Friseur gehen will. Es versetzt mir einen Stich, als ich mich daran erinnere.

»Na, kleines Stinktier«, sagt er und kommt zu mir herüber.

»Selber Stinktier.« Ich springe nicht von der Mauer herunter, und er versucht nicht, mir einen Begrüßungskuss zu geben.

»Ich hab dich ja ewig nicht gesehen. Wie geht’s dir?«

Ich werfe einen Blick über die Schulter in Richtung meines Elternhauses, obwohl ich es durch die dichte Hecke gar nicht sehen kann. »Liegt mir ein bisschen im Magen«, erwidere ich achselzuckend.

»Kann ich verstehen.« Besorgt sieht er mich an. »Ich hab gehört, dass deine Mutter das Haus verkaufen will.«

»Sie hat schon ein Angebot angenommen.«

»Das ging ja schnell«, bemerkt er.

»Stimmt. Sicher hätte sie mehr dafür bekommen können, wenn Rosie sie nicht so gedrängt hätte.«

Er wirft mir ein kleines mitleidiges Lächeln zu, und schon tut es mir leid, dass ich auf Rosie herumgehackt habe. Das konnte Angus noch nie leiden.

»Hast du etwas von Phoebe gehört?« Ich wechsle das Thema, bevor er es tut.

»Nein.« Er schüttelt den Kopf. »Sie ist ja auch erst seit ein paar Tagen weg.«

»Mir kommt es länger vor.«

Wieder dieses Lächeln.

Phoebe, meine geliebte mittlere Schwester, ist zwölf Minuten älter als ich. Irgendwie war sie immer ein Zwischenglied zwischen Rose und mir. Sie meint zwar immer, sie würde die Lücke zwischen uns schließen, aber eigentlich vergrößert sie sie nur, da Rosie und ich schon immer um ihre Aufmerksamkeit gebuhlt haben.

»Bist du übers Wochenende hier?«, frage ich Angus.

»Nein, die ganze Woche. Ich möchte die Wohnung in Ordnung bringen, bevor Phoebe wiederkommt.«

»Damit es ihr nicht ganz so schwerfällt?«

»So was in der Art.« Er lächelt halbherzig.

Phoebe ist nicht scharf darauf, wieder nach Manchester zu ziehen. Sie tut es nur, weil sie es Angus vor Jahren versprochen hat. Er möchte gerne näher bei seiner Mutter sein, und Immobilien kosten hier weniger, so dass sie es sich leisten können, ein Haus zu kaufen. Sie arbeiten beide freiberuflich – sie als Übersetzerin und er als Journalist –, wobei sie plant, sich eine Auszeit vom Übersetzen zu nehmen, um endlich ihren Roman zu schreiben, wie sie es schon immer gewollt hat. Als wir jünger waren, platzte sie oft in mein Zimmer, um mir schnell von ihrer neuesten Idee für eine Geschichte zu erzählen, bevor sie sie wieder vergaß. Ich hätte ihr stundenlang zuhören können. Sie konnte einen mit ihrer Begeisterung anstecken; das kann sie bis heute.

»Und was ist mit dir? Hast du schon eine neue Bleibe gefunden?«, fragt Angus.

»Nö.« Ich wappne mich gegen seine Reaktion. »Ich überlege, nach London zu ziehen.«

»Du verarschst mich.« Er starrt mich an. »Du willst ausgerechnet dann nach London ziehen, wenn Phoebe und ich dort weggehen? Gehst du uns etwa aus dem Weg?«

Ich zwinge mich dazu, die Augen zu verdrehen.

Nicht euch, nur dir.

»Kommst du auf einen Kaffee mit rein?«, fragt er hoffnungsvoll, mit einer Kopfbewegung zum Haus.

»Lieber nicht, deine Mutter will dich bestimmt für sich haben. Vielleicht schaue ich später mal vorbei«, erwidere ich aus Höflichkeit.

»Hast du heute Abend schon was vor?« Meinen dezenten Hinweis, das Gespräch beenden zu wollen, ignoriert er.

»Ich habe einen Auftritt in einem Arbeiterclub. Wird bestimmt lustig.«

Er grinst, als er den Sarkasmus in meiner Stimme hört. »Gib mir die Adresse, dann schaue ich vorbei.«

»Musst du nicht.«

»Weiß ich.«

In dem Moment kommt seine Mutter aus dem Haus und nimmt ihn in die Arme. Ich nutze die Gelegenheit, um zu flüchten.

Kapitel 4Phoebe

»Wovor hast du am meisten Angst?«

Josie und ich haben unsere zweite Flasche Wein schon zu einem Großteil geleert, und die Gesprächsthemen werden immer philosophischer.

Ich denke lange nach, bevor ich ihre Frage beantworte. Das Hin und Her der Bedienungen lenkt mich ab, und ich frage mich, warum unser Essen so lange auf sich warten lässt.

»Und?«, drängt sie mich, und ich bin zu beschwipst, um mir etwas auszudenken.

»Dass ich nicht die Richtige bin.«

»Was?«, fragt sie verwirrt.

»Ich weiß nicht, ob ich die Richtige für Angus bin.«

»Natürlich bist du das!«, erwidert sie empört. »Ihr seid füreinander geschaffen! Warum um Himmels willen zweifelst du daran?« Josie tut übertrieben entsetzt, aber ich lächle nur halbherzig.

In Wahrheit glaube ich manchmal wirklich, dass Angus und ich nur aus einem einzigen, ganz simplen Grund zusammen sind: weil ich ihn zuerst gesehen habe.

Eines Tages nach der Schule kam ich mit dem Fahrrad vom Korbballtraining nach Hause, als ich auf der Auffahrt der Templetons nebenan einen wahnsinnig süßen Typen entdeckte, der gerade einen Karton aus einem Umzugswagen lud.

Wisst ihr, wie das ist, wenn man wie magisch angezogen mitten ins Unglück steuert, anstatt einen großen Bogen darum zu machen? Ehrlich, es passieren viele Unfälle, weil Autofahrer ungewollt ihrer Blickrichtung folgen und dann zum Beispiel in einen geparkten Wagen am Straßenrand krachen.

Damit will ich natürlich nicht sagen, dass Angus gefährlich war, aber er war extrem attraktiv, und so war es nur verständlich, dass ich mich zu ihm hingezogen fühlte.

»Hey!«, stieß er hervor und sprang zur Seite, als ich auf ihn zuschwenkte.

»Sorry, tut mir echt leid!« Mit quietschenden Bremsen hielt ich an.

Er musterte mein Sportoutfit mit einem amüsierten, süßen Lächeln, und ich registrierte wiederum, dass er kein T-Shirt der Umzugsfirma trug.

»Bist du der Enkel von Mr Templeton?«, fragte ich erfreut, wobei mir gleichzeitig seine langen Beine, die kräftigen Arme und die honigfarbene Haut auffielen. Unser Nachbar, ein schon älterer Herr, hatte vor einigen Monaten seine Frau verloren, und ich erinnerte mich, dass meine Mutter irgendetwas davon erzählt hatte, dass seine Tochter und sein Enkel bei ihm einziehen würden.

»Ja, bin ich«, antwortete er und verlagerte das Gewicht des offenbar schweren Kartons in seinen Armen. Sein mittellanges Haar fiel ihm in die Augen, und als er den Karton auf einer Mauer abstellte, fiel mir sein staubiges, ausgeblichenes Band-T-Shirt auf. Radiohead – eine von Elizas Lieblingsbands. Er war genau ihr Typ. Ich konnte es gar nicht erwarten, ihn ihr zu zeigen.

Doch dann schüttelte er mit einer leichten Kopfbewegung das Haar aus den Augen, und sie waren so schön, dass sie mich praktisch umhauten.

»Ich heiße Angus«, stellte er sich vor, und dabei zogen sich seine Mundwinkel hoch.

»Ich bin Phoebe«, antwortete ich. Unerklärlicherweise wurde ich ziemlich nervös, und eine Begegnung zwischen ihm und Eliza war plötzlich das Allerletzte, was ich wollte. Seine Augen waren mehrfarbig und ungewöhnlich – eines war hauptsächlich grün, das andere größtenteils braun. »Warst du überhaupt schon mal bei deinem Opa zu Besuch?«, fragte ich erstaunt, denn wenn ja – wie hätte ich ihn übersehen können?

Er nickte. »Ein paarmal.«

Mr Tempelton war immer ein Einzelgänger gewesen. Manchmal sah ich ihn aus meinem Zimmerfenster heraus im Garten sitzen, aber unsere Unterhaltungen beschränkten sich auf die wenigen Gelegenheiten, wenn einer unserer Bälle über den Zaun auf sein Grundstück flog und er ihn, stets begleitet von einer Predigt über Schäden an seinem Blumenbeet, zurückgab. Zu einer Unterhaltung über seinen absolut umwerfenden Enkel war es bisher nie gekommen.

In diesem Moment unterbrach uns eine attraktive Frau in den Vierzigern. Sie rief hallo und winkte, wobei sie den Möbelpackern auswich, die immer noch wie Ameisen ihre Sachen ins Haus trugen.

»Hi!«, rief ich zurück. Ich nahm an, dass es sich um seine Mutter handelte, und machte mich bereit für eine frontale Charmeoffensive.

»Du hast ja schon Freunde gefunden!«, rief sie erfreut.

»Kann sein«, murmelte Angus. »Mum, das ist Phoebe«, stellte er uns vor. »Und das ist meine Mutter, Judy.«

»Phoebe!« Begeistert klatschte sie in die Hände. »Du bist eine der Drillinge!«

Sie wusste mehr über mich als ich über sie.

»Du wohnst nebenan?«, fragte Angus, und seine ungewöhnlichen Augen weiteten sich ein wenig. Also wussten sie beide von unserer Existenz, aber Angus hatte länger gebraucht, die richtigen Schlüsse zu ziehen.

»Ja«, antwortete ich.

»Und deine Schwestern heißen Rose und Elizabeth, stimmt’s?«, erkundigte sich Judy.

»Stimmt«, erwiderte ich lächelnd. »Aber nennt Eliza bloß nicht Elizabeth, wenn ihr eine Antwort von ihr wollt. Eliza nennt sie sich, seit sie zwölf ist, weil sie es cooler findet.« Dabei verdrehte ich beiläufig ein wenig die Augen, spürte gleich darauf aber einen schuldbewussten Stich, weil ich mich über sie lustig gemacht hatte.

»Ich habe noch nie eineiige Drillinge gesehen«, bemerkte Judy. »Ich kenne Zwillinge – zwei süße kleine Mädchen, Fifi und Bo –, aber sie sind nicht mal eineiig.«

Die Leute erzählten uns immer ihre Geschichten über Zwillinge, daher hatte ich genügend Übung darin, zu lächeln und interessiert zu gucken. Ich hatte sogar im Laufe der Jahre von mehreren Drillingen gehört, aber noch nie von eineiigen. Niemand konnte uns toppen.

»Ihr könnt ja später mit uns ›Such den Unterschied‹ spielen«, scherzte ich.

Früher hatten uns manchmal wildfremde Leute auf der Straße angehalten, um zu sehen, ob sie uns unterscheiden konnten, und einmal machten wir sogar bei einem »Errate den richtigen Drilling«-Quiz in der Schule mit – meine Eltern hatten Fotos zur Verfügung gestellt. Rose schämte sich zu Tode, die Arme. Sie hat es nie gemocht, im Rampenlicht zu stehen.

Angus schien es nicht eilig zu haben, den Möbelpackern wieder zu helfen, und so erfuhr ich ziemlich schnell, dass seine Mutter und er von Brighton hierhergezogen waren, weil Mr Templeton kürzlich schwer gestürzt war. Offenbar war er nach dem Tod von Judys Mutter nicht gut allein zurechtgekommen, aber ich spürte, dass noch mehr hinter dem Umzug steckte als das. Außerdem hatte ich den Eindruck, dass Angus nicht besonders begeistert darüber war.

»Das ist alles nicht leicht für dich, was, Schatz?«, sagte Judy und rieb ihm versöhnlich den Rücken.

Angus zuckte mit den Schultern und wirkte verlegen, aber er wehrte ihre Hand nicht ab, wie es andere Jungen sicher getan hätten.

»Angus hat bald seine A-Level-Prüfungen, und da ist es natürlich nicht ideal, mitten im Jahr die Schule zu wechseln«, erklärte sie.

Das schien die Untertreibung des Jahrhunderts zu sein.

»Klingt ganz schön hart«, sagte ich mitfühlend. »Ich habe auch bald meine A-Levels.«

Wir stellten fest, dass wir auf dieselbe Schule gingen, und ich schlug vor, ihn ein bisschen herumzuführen. Erfreut sagte er zu, aber dann musste ich wieder an Eliza denken und dass noch ein ganzes Wochenende zwischen heute und Montag lag. Wenn ich mir Angus vor meinen Schwestern schnappen wollte, musste ich zugreifen.

»Weißt du«, sagte ich spontan. »Wenn du morgen nicht zu viel mit Auspacken zu tun hast, könnten wir doch mittags in die Stadt fahren und da vielleicht was essen?«

Angus wirkte ein bisschen perplex, zögerte aber nicht, meine Einladung anzunehmen. »Klar«, nickte er. »Ich würde mich freuen.«

»Cool.« Wir lächelten uns für einen Moment an, und ich wandte erst meinen Blick ab, als ich aus den Augenwinkeln sah, wie Judy uns anstrahlte. »Dann lass ich dich jetzt wohl besser weitermachen«, sagte ich, bevor mich mein Gesichtsausdruck verraten konnte. Es war ein bisschen peinlich, im Beisein seiner Mutter ein Date auszumachen. »Aber wir sehen uns morgen. Gegen elf?«

»Klingt gut«, bestätigte er.

Kaum im Haus, konnte ich mich nicht mehr zurückhalten und raste die Treppe rauf.

»Ich habe gerade Mr Templetons Enkel kennengelernt!«, rief ich und stieß erst Elizas und dann Roses Zimmertür auf. »O mein Gott, er ist ja so süß!«, schrie ich vom Treppenabsatz in beide Zimmer gleichzeitig hinein. »Kommt mir bloß nicht in die Quere, denn er geht morgen mit mir essen, und ich habe ihn zuerst entdeckt!«

Eliza lag dösend auf dem Bett und schaute kaum zu mir auf. Rose murmelte irgendetwas und konzentrierte sich dann wieder auf ihre Hausaufgaben.

Erst später, als sie ihn kennenlernten, wurde ihnen klar, was sie verpasst hatten, aber da war es schon zu spät. Ich hatte ihn bereits für mich beansprucht.

Angus und ich verbrachten fast den ganzen Samstag miteinander. Nach dem Mittagessen spazierten wir in Manchester umher und saßen dann noch bis spätabends in einem Pub. Auf den ersten Blick hatte mich sein Äußeres angezogen, und ich war mir ziemlich sicher, dass ich ihm genauso gut gefiel wie er mir, aber es war noch so viel mehr an ihm als nur das. Wir verstanden uns auf Anhieb und brachten uns gegenseitig zum Lachen. Im Laufe des Tages wandelte sich unser lockerer Umgang. Wir führten ernsthaftere Gespräche, und er vertraute mir einiges über seine Familie an. Ich erfuhr, dass er seinen Vater nie kennengelernt und seine Mutter ihn allein großgezogen hatte – er vergötterte sie. Vor kurzem hatte sie ihre Arbeitsstelle verloren und konnte sich die Miete für ihre Wohnung in Brighton nicht mehr leisten, daher schien es eine gute Lösung zu sein, zu seinem kränkelnden Großvater zu ziehen. Angus jedoch war fix und fertig, weil er seine Heimatstadt und seine Freunde verlassen musste. Eine Freundin hatte er nicht. Ich fragte ihn danach. Er war mit jemandem gegangen, aber sie hatten sich ein paar Monate zuvor getrennt.

Gegen Ende des Abends sahen wir einander länger in die Augen und fühlten uns immer mehr zueinander hingezogen. Der Kuss, den wir auf dem Bürgersteig vor unseren Häusern austauschten, war süß, und von diesem Augenblick an waren wir zusammen. Weder Eliza noch Rose hatten je eine faire Chance.

 

»Findest du nicht, dass Angus und Eliza besser zusammenpassen als er und ich?«, frage ich Josie.

»Wie bitte?! Nein!«, entgegnet sie. »Natürlich nicht! Warum sagst du so etwas?«

»Weil sie so viel gemeinsam haben. Beide sind gern in ihrer Heimat – Angus freut sich wie ein Schneekönig, wieder nach Manchester zu ziehen; ich dagegen habe mich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt. Stattdessen würde ich viel lieber noch einmal hierher kommen.« Traurig blicke ich aus dem Fenster hinaus auf die in Dunkelheit gehüllten Berge.

Ich mag meine Arbeit als Übersetzerin, und als Dolmetscherin kann man gutes Geld verdienen, wobei insbesondere das Simultandolmetschen unter hohem Druck und bei äußerster Konzentration zu meinem Steckenpferd wurde. Ich habe eine Begabung für Sprachen: Ich spreche fließend Französisch, Deutsch und inzwischen auch Spanisch.

Sobald wir jedoch wieder in Manchester wohnen, will ich endlich mein Buch in Angriff nehmen. Schon seit Jahren spukt mir eine Idee dafür im Kopf herum – ich würde gerne über ein Mädchen schreiben, das sich in einen Zauberer verliebt. Schon fast mein ganzes Leben lang schleppe ich Notizblöcke mit mir herum, und bis heute zeichne ich hin und wieder auf, was mir so im Kopf herumgeht, in der Hoffnung, es später als Grundlage für Romanfiguren oder Hintergründe verwenden zu können.

Doch während ich hier sitze, wird mir klar, dass sogar das Schreiben – sosehr ich es auch liebe – nichts ist im Vergleich zu dem Rausch, der mich packt, wenn ich in den Bergen bin. Mein Vater hat uns immer dazu motiviert, herauszufinden, was unsere wahre Leidenschaft ist. Ich bin schon so lange nicht mehr geklettert. Habe ich meine wahre Leidenschaft aus den Augen verloren?

An Josie gewandt, fahre ich fort: »Außerdem teilen Angus und Eliza die Liebe zur Musik, während er sich, wie du weißt, immer dagegen gesträubt hat, mit mir klettern zu gehen. Er will nicht mal Ski laufen, verflixt nochmal.«

»Halt die Klappe«, unterbricht mich Josie. »Das ist doch vollkommen irrelevant. Angus liebt dich, und du liebst ihn. Es wäre langweilig, wenn ihr euch zu sehr gleichen würdet.«

»Kann sein«, erwidere ich.

Doch da stöhnt Josie: »Endlich!«, als sie sieht, dass unser Essen gebracht wird.

Als ich mein Weinglas beiseiteschiebe, um der Kellnerin Platz zu machen, wandern meine Gedanken zurück zu der Zeit vor zehn Jahren, als wir zum ersten Mal hier waren …

 

Josie und ich stürzten uns gleich nach unserer Ankunft ins volle Leben. Nachdem wir ausnahmslos jedem unsere Bewerbung in die Hand gedrückt hatten, ergatterten wir blitzschnell Jobs als Zimmermädchen in einem kleinen Hotel. Wir zogen in eine winzige Zweizimmerwohnung in Chamonix-Sud, das sogenannte Ghetto, in einen mit dunklem Holz vertäfelten, sechsstöckigen Wohnblock. Unser Tag fing früh an; schon um halb sieben trotteten wir mit unseren Kreuzhacken bewaffnet durch den Schnee. Wir schlossen die Hotelküche auf und deckten die Tische für das Frühstück ein. Dann machten wir Betten, säuberten Badezimmer und widerstanden der Versuchung, unter die weichen Daunendecken zu kriechen, um etwas Schlaf nachzuholen. Um halb zwölf waren wir dann so weit, mit der bunt zusammengewürfelten Truppe schwedischer Snowboarder, der wir uns angeschlossen hatten, auf die Piste zu gehen. Am frühen Abend legten wir uns kurz hin, und um halb zehn ging es aber schon wieder raus in die Bars, wo man uns überall Getränke ausgab, und es endete irgendwie immer damit, dass wir auf den Tischen tanzten. Um Mitternacht zogen wir weiter in einen Club, und gegen vier Uhr morgens gingen wir nach Hause, um uns noch mal kurz hinzulegen, bis zwei Stunden später alles wieder von vorn begann.

Wir hatten unglaublich viel Spaß!

Über Weihnachten wollte ich eigentlich gar nicht nach Hause fahren, nicht mal für einen kurzen Abstecher, aber unsere Wohnung war für eine Woche von ihren Eigentümern vermietet worden, und meine Eltern wären sauer gewesen, deswegen hatte ich keine andere Wahl. Doch die Zeit zu Hause war hart.

Erstens fühlte ich mich meinen Schwestern ungewöhnlich fremd. Zu beiden hatte ich mein ganzes Leben lang eine ganz besondere Verbindung gehabt, und ich liebte sie und vertraute ihnen mehr als irgendjemandem sonst, doch als wir nun wieder zusammen waren, stimmte die Chemie irgendwie nicht. Damals fragte ich mich, ob wir unsere neu entdeckte Unabhängigkeit so weit getrieben hatten, dass wir nun Schwierigkeiten hatten, wieder zueinanderzufinden.

Rose beispielsweise sehnte sich danach, an die Universität in Portsmouth zurückzukehren, wo sie Krankenpflege studierte. Es verletzte mich, wie gleichgültig sie reagierte, wenn ich ihr von den ausgelassenen Partys erzählte. Sie behandelte mich wie eine dumme Göre und tat selbst wie eine reife Erwachsene. Sie war ziemlich eingebildet damals.

Eliza verhielt sich besonders distanziert und kalt mir gegenüber. Damals nahm ich an, dass sie sauer auf mich war, weil ich sie verlassen hatte, und das wiederum verbitterte mich, weil sie mir Schuldgefühle auflud. Schließlich war es ihre Entscheidung gewesen, in Manchester zu bleiben, um an ihrer Musikerkarriere zu basteln – niemand hatte sie dazu gezwungen.

Die andere Sache, die an Weihnachten passierte, war die Trennung zwischen mir und Angus. Im September hatten wir die tränenreiche, aber unserer Meinung nach reife Entscheidung getroffen, eine Pause in unserer bis dahin sehr intensiven Beziehung einzulegen. Wir waren sehr traurig über die Aussicht gewesen, von nun an getrennte Wege zu gehen – er an die Universität in London und ich auf Europareise und dann über den Winter nach Chamonix –, aber wir redeten uns ein, dass wir füreinander bestimmt wären und nach meiner Rückkehr wieder zusammenkommen würden.

An Weihnachten beschlossen wir jedoch, uns endgültig zu trennen. Wir hatten in den letzten drei Monaten kaum etwas voneinander gehört, und Angus hatte das Gefühl, aus Rücksicht auf mich sein Leben zu sehr eingeschränkt zu haben. Er wollte einen klaren Schlussstrich. Ich war eher sauer als bekümmert und konnte es kaum erwarten, wieder zurück nach Frankreich zu flüchten.

Im Januar lernte ich Remy kennen. Er war Franzose, wohnte aber mit seiner italienischen Freundin zusammen ein paar Stunden entfernt in Turin. Am Wochenende kam er durch den Montblanc-Tunnel nach Chamonix zum Snowboarden. Er kannte ein paar der Jungs in unserer Gruppe, deswegen verbrachte er hin und wieder Zeit mit uns, aber wir redeten nicht viel miteinander. Manchmal sahen Josie und ich ihn in seiner knallgelben Skijacke die Pisten hinunterrasen und konnten die Augen nicht von ihm lassen. Wenn er außer Sichtweite war, warfen wir einander ein vielsagendes Grinsen zu. Remy war cool und talentiert, und er war anders als die anderen Jungs, die wir kannten, mit ihren Piercings und den verrückt gefärbten Haaren. Sie waren super Kumpel, aber keiner von ihnen löste Gefühle in mir aus.

Zu Remy fühlte ich mich hingezogen, das gebe ich zu. Doch ich hielt mich von ihm fern, weil er eine Freundin hatte, und außerdem war das mit Angus einfach noch zu frisch.

Josie kam jedoch mit einem Typen zusammen, als wir nach Weihnachten wieder zurück in Chamonix waren, und als er im Februar nach Birmingham zurückkehrte, trauerte sie wochenlang. Ursprünglich hatten wir geplant, bis April im Ausland zu bleiben, aber sie ging schon im März zurück. Leider wusste er ihre Hingabe nicht zu schätzen – sie trennten sich schon bald darauf.

Ich war traurig, als sie fuhr, aber meine Liebe galt immer noch den Bergen, und mir wurde klar, dass ich keinen wirklichen Grund hatte, schon zu gehen. Um diese Zeit freundete ich mich mit Cécile an, und sie fragte mich, ob ich zu ihr in ihre Wohnung in Argentière ziehen wolle, einem Dorf in der Nähe. Ich hörte auf, als Zimmermädchen zu arbeiten, und fand einen Job an der Bar im Savoy, einem schicken Club, in dem regelmäßig Livebands spielten. Mein größter Wunsch war es jedoch, so wie Cécile auf der Aiguille du Midi zu arbeiten. Ich war überglücklich, als ich dort tatsächlich einen Job ergattern konnte!

Während ich im Winter mit meinen Freunden Ski und Snowboard gefahren war, ging ich im Frühling und Sommer wandern und Mountainbike fahren – immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, irgendwann nach Hause zurückkehren zu müssen, um an die Universität in London zu gehen.

 

Seufzend schaue ich wieder aus dem Fenster in die dunkle Nacht, während sich Josie neben mir ihr Essen schmecken lässt. Mir ist irgendwie der Appetit vergangen.

Wenn alles anders gekommen wäre, könnte ich immer noch hier leben. Kaum zu glauben, dass es so lange gedauert hat, hierher zurückzukommen.

»Phoebe?«

Ich wende den Blick vom Fenster ab und schaue direkt in die gletscherblauen Augen der einzigen Person auf der Welt, die ich meiden sollte.

»Hallo, Remy«, sage ich wie ferngesteuert, und eine seltsame Ruhe überkommt mich, als ich seinen Blick erwidere.

Kapitel 5Rose

In mir herrscht eine seltsame Art von Melancholie, als ich Elizas Tagebuch sanft auf meinen Bauch lege und dabei darauf achte, keines der alten Konzerttickets und Papierchen herauszulösen, die ihr vor vielen Jahren etwas bedeutet haben. Es ist spätnachts, und ich liege im Bett und versuche angestrengt zu lesen. Mum schien sich nach dem Abendessen noch ein wenig mit mir unterhalten zu wollen, aber ich musste unbedingt zu meiner heimlichen Lektüre zurück.

Mich überkommt das ungewohnte Gefühl, Eliza in die Arme nehmen zu wollen. Sie ist immer noch bei ihrem Auftritt, und ich überlege kurz, ob ich auf sie warten soll. Aber das würde sie nur irritieren. Sie würde den Grund dafür nicht verstehen, und ich würde ihr meine plötzliche Zuneigung erklären müssen.

Ich hatte keine Ahnung, wie hart es sie getroffen hat.

Scheiße! Das ist ihr Eröffnungswort. Gefolgt von: Das ist er! Das ist der Typ aus dem Park! Er ist unser neuer Nachbar. Und Phoebe ist morgen mit ihm verabredet. Wie konnte das passieren, verdammt nochmal?!

Ich kapiere nur nicht, warum sie nie etwas gesagt hat. Phoebe hatte, schon eine Minute nachdem sie ihn kennengelernt hatte, ein Date mit Angus arrangiert, und wenn Phoebe etwas will, dann neigen wir anderen dazu, beiseitezutreten und ihr viel Glück zu wünschen. Diese Wirkung hat sie auf andere, und niemand nimmt es ihr übel, weil sie sympathisch und beliebt und keineswegs rücksichtslos ist. Na ja, zumindest normalerweise nicht, obwohl sie unsere Geduld an dem Tag, an dem sie Angus traf, mit ihrem »Ich habe ihn zuerst gesehen!«-Quatsch ganz schön strapazierte.

Aber jetzt kommt’s: Phoebe hat ihn gar nicht zuerst gesehen, sondern Eliza. Ein ganzes Jahr bevor er nebenan einzog.

Sie war im Park, als er dort Skateboard fuhr. Sie sah ihm lange zu, ohne den Mut aufzubringen, ihn anzusprechen. In den Monaten danach hielt sie immer wieder Ausschau nach ihm, traf ihn aber nicht wieder. Na ja, zumindest nicht, bis er direkt nebenan einzog und ihn sich nur Minuten später ihre geliebte Phoebe gekrallt hatte.

Arme Eliza. Sie hat nicht mal versucht, um ihn zu kämpfen.

Im Gegensatz zu mir …

Mir steigt die Hitze ins Gesicht, als gewisse Erinnerungen in mir aufflammen …

 

Ich traf Angus erst an dem Samstagmorgen nach seiner Ankunft. Ich war rausgegangen, weil ich die Recyclingkiste reinholen wollte, und er hatte zufällig gerade dasselbe vor. Ich hatte gerade den Bürgersteig erreicht, als ich seine Haustür zuschlagen hörte.

»Hi!«, rief er und trabte locker die Auffahrt runter auf mich zu.

Ich hatte mein Haar noch nicht gebürstet und trug meinen Morgenmantel – wie peinlich!

»Hallo«, rief ich schwach zurück und versuchte, mein hochrotes Gesicht zu verbergen. Doch dann sah ich ihn lächeln und konnte der Versuchung nicht widerstehen, ihn mir anzusehen.

»Lass mich raten: Rose?« Seine Augenbrauen zogen sich auf unwiderstehliche Weise zusammen. Er war so groß – mit seinen etwa ein Meter neunzig überragte er mich bei weitem.

»Stimmt«, erwiderte ich, überrascht und geschmeichelt zugleich, weil er richtig geraten hatte. »Und du bist Angus.«

»Stimmt. Und leider habe ich keine Geschwister, mit denen man mich verwechseln könnte.«

Seine Augen waren merkwürdig – atemberaubend. Man konnte weder wegschauen noch hinsehen. Sein dunkelblondes Haar fiel ihm in die Stirn, und ich weiß noch, dass ich einen starken Drang verspürte, mit den Fingern hindurchzufahren.

»Ich habe gehört, dass meine Schwester nachher mit dir in die Stadt fährt«, bemerkte ich und hätte Phoebe am liebsten getreten.

»Ja, hoffentlich«, antwortete er. »Falls sie immer noch Lust dazu hat.«

»Hat sie ganz bestimmt.« Ich wusste es mit Sicherheit. Sie redete von nichts anderem.

Vielleicht spürte er, wie mich das traf, denn ehe ich mich versah, lud er mich ein.

»Komm doch auch mit, wenn du magst.«

Ich spürte, dass er es ernst meinte, und geriet ernsthaft in Versuchung.

»Oh, vielen Dank!« Nein – Phoebe würde mich umbringen! »Äh, mal sehen, vielleicht«, fügte ich hinzu, ohne mich festzulegen. Vielleicht würde es Phoebe gar nicht so sehr stören. »Aber auf jeden Fall sollte ich dann wohl mal reingehen und mich anziehen.« Ich bückte mich und hob unsere Recyclingkiste auf.

»Na, dann vielleicht bis später«, sagte er liebenswürdig.

»Vielleicht.«

Wieder fing ich seinen Blick auf und errötete noch tiefer.

Phoebe saß am Küchentisch und frühstückte mit Dad, als ich wieder hineinging. Ich erwähnte beiläufig, dass ich Angus getroffen und er mich eingeladen hatte, mit in die Stadt zu kommen.

»Kommt gar nicht in Frage«, erwiderte Phoebe energisch, und ihr Löffel fiel klappernd in die Müslischale.

»Worum geht’s?«, fragte Dad und blickte zu mir auf.

»Rose will mir meine Verabredung mit Angus verderben«, antwortete Phoebe, und ihr ungewöhnlich kalter Tonfall versetzte mir einen Stich.

»Rose!«, mahnte Dad und sah mich enttäuscht an. Ich schämte mich. Phoebe und Dad standen sich sehr nahe, und offenbar hatte sie ihm bereits erzählt, dass sie sich in den Nachbarsjungen verliebt hatte.

»Ich hab doch gar nicht gesagt, dass ich mitkomme«, fuhr ich beide an. »Mein Gott nochmal!«

Ich stürmte aus dem Zimmer, und wir sprachen nie wieder darüber.

Ich war noch wach, als Phoebe an dem Abend zurückkam, also ging ich hinaus auf den Treppenabsatz und sah zu, wie sie raufgetrödelt kam. In dem Moment, als sie zu mir aufblickte, wusste ich, dass sie sich geküsst hatten. Ich versuchte, mich für sie zu freuen – ich war normalerweise nie sauer auf meine Lieblingsschwester –, aber trotzdem wurde mir das Herz schwer. Sie bekam immer das Beste von allem.

Aber es war geschehen, und danach musste ich damit leben und Zuschauerin der »Angus und Phoebe«-Show werden. Er war offensichtlich vernarrt in sie, aber ich war mir nicht ganz sicher, wie sehr sie ihn liebte. Ich wusste, dass sie ihn mochte, aber sie verhielt sich immer so selbstsicher und unabhängig, kein bisschen anhänglich oder bedürftig. Ich vermutete, dass seine Gefühle für sie tiefer gingen.

Manchmal kam er vorbei, und dann war sie mit Dad klettern gegangen, ohne ihm Bescheid gesagt zu haben. Er tat mir dann jedes Mal ein bisschen leid, und um ihn aufzumuntern, lud ich ihn auf eine Tasse Tee ein. Irgendwann hatten wir ein freundschaftliches Verhältnis, aber für mich war er immer noch ein bisschen mehr als nur ein Freund. Um ehrlich zu sein: Wenn Phoebe einen Rückzieher gemacht hätte, wäre ich eingesprungen.

Angus war süß, und das ist er bis heute, der Gute. Ich habe ihn immer noch unheimlich lieb, aber glücklicherweise nicht mehr so. Jetzt ist er nur noch Gus, mein wundervoller großer Bruder, der auf mich aufpasst.

Ich hatte nicht die geringste Ahnung, dass Eliza, die immer so tat, als würde sie sich nicht mal dazu herablassen, runterzukommen und hallo zu sagen, wenn Angus vorbeischaute, ihn nur deswegen mied, weil es sie zu sehr schmerzte, ihn zu sehen. Mir scheint, sie war auf einer völlig anderen Ebene in ihn verliebt als ich.

Der Drang, sie in die Arme zu nehmen, kehrt zurück.

Ich benehme mich lächerlich. All das ist Jahre her, und Eliza muss ihre Gefühle für ihn inzwischen überwunden haben. Das wäre jedenfalls besser für sie, denn wenn Angus einmal hier wohnt, wird sie ihm andauernd über den Weg laufen.

Ich fühle einen Stich der Eifersucht. Jahrelang gehörte ich zum engsten Kreis um Phoebe und Angus in London, und ab jetzt wird Eliza die beiden ganz für sich haben. Das erinnert mich an das halbe Jahr in der Schule, als meine Eltern beschlossen hatten, uns zu trennen. Wir zankten uns die ganze Zeit, deswegen steckten sie uns in verschiedene Klassen, und Eliza war diejenige, die mit Phoebe noch zusammen in eine ging. Es schmerzt mich bis heute, wenn ich daran denke, wie sie gemeinsam in Richtung ihres Klassenzimmers verschwanden.

Ich seufze tief. Wenigstens werde ich in London noch Josie haben.

Ich war enttäuscht, als Phoebe mich nicht dazu einlud, sie bei ihrem Junggesellinnenurlaub zu begleiten, obwohl ich sie andererseits verstehen konnte. Chamonix war etwas zwischen ihr und Josie, und außerdem konnte Phoebe schlecht mich einladen und Eliza nicht. Ich habe Josie in den letzten paar Jahren gut kennengelernt, und sie ist fast genauso sehr meine Freundin wie Phoebes.

Gut, dass sie und ihr Ehemann, Greg, mir bleiben werden, wenn Angus und Phoebe fortgehen. Und natürlich habe ich auch Gerard.

Ich erschrecke. Wie spät ist es? Er wollte mich doch heute Abend anrufen.

Ach, egal. Wir können auch morgen früh telefonieren. Ich greife wieder nach Elizas Tagebuch und lese weiter.

Kapitel 6Eliza

Für den Laden hier ist der Applaus ganz anständig. Ich lächle der Menge zu, die überwiegend aus dickbäuchigen Glatzköpfen besteht, verbeuge mich leicht, nehme den Gitarrengurt ab und springe von dem winzigen Podest, das man hier Bühne nennt.

»Wie immer?«, fragt mich Bob, der an der Theke steht. Auf ein Glas bleibe ich meistens noch hier, aber nur, weil es aufs Haus geht.

»Wie immer.« Ich nicke ihm kurz zu und lehne meine Gitarre an die Theke. Der Schreck fährt mir in die Glieder, als ich plötzlich einen gewissen Jemand aus den Augenwinkeln näher kommen sehe.

»Das war gut«, sagt Angus.

»Was machst du denn hier?«, frage ich perplex.

Amüsiert zuckt er mit den Schultern. »Ich hab doch gesagt, dass ich vorbeikomme.«

»Woher wusstest du, wo ich auftrete?«

»Das hat mir deine Mutter verraten, nachdem du dich davongeschlichen hast, ohne es mir zu sagen. Spielst du keine eigenen Stücke mehr?«

Bob setzt mir mit einem Knall mein halbes Pint Bier vor die Nase und hebt das Kinn in Richtung Angus.

»Das Gleiche, bitte«, bestellt Angus freundlich. »Nein, gib mir ein Pint.«

»Ich hab nicht vor, lange zu bleiben«, beeile ich mich zu sagen, während Bob davonwatschelt.

»Ich trinke schnell«, erwidert er und streicht sich das Haar aus der Stirn zur Seite, wo es nicht lange bleiben wird.

»Also, warum spielst du nur noch Coverversionen?«, hakt er noch einmal nach.

»Ich hab das gespielt, was gewünscht war«, entgegne ich achselzuckend.

Er nickt gedankenverloren und wechselt das Thema. »Bist du mit dem Metroshuttle gekommen?«

»Ja.«

»Dann bring ich dich gleich nach Hause.«

»In deiner Klapperkiste?«, frage ich mit hochgezogenen Augenbrauen.

»Das ist ein Oldtimer!«

Ich muss kichern. Unser altes Spiel, mit dem wir uns stundenlang amüsieren konnten.

»So, Liza …«, beginnt er, stützt einen Ellbogen auf die Bar und starrt mich mit seinen erschreckend schönen Augen an. Mein Herz zieht sich zusammen. Ich wünschte, er würde mich nicht so nennen. Ich liebe es so sehr. »Was soll das heißen, dass du aus Manchester weggehen willst?«

Stöhnend wende ich den Blick ab.

»Phoebe wird stinksauer sein«, sagt er ernst.

»Kann sein, aber es geht nicht immer nur um Phoebe.«

»Du bist der Hauptgrund, aus dem ich sie dazu bringen konnte, wieder hierherzuziehen«, fährt er fort, unbeeindruckt von meinem Kommentar. »Sie vermisst dich. Sie möchte gern öfter mit dir zusammen sein.«

»Sie wird’s überleben«, erwidere ich.

Er lehnt sich näher zu mir. »Du weißt, dass du ihr Liebling bist, oder?«

»Ach Quatsch.« Unwillkürlich muss ich lächeln, weil sein Kommentar so lächerlich ist, und das weiß er. Wenn überhaupt, steht Phoebe inzwischen Rose viel näher, und außerdem hat sie nie eine von uns bevorzugt.

Er erwidert mein Lächeln. »Ich dachte, du lebst gerne hier«, sagt er sanft.

Ich ziehe die Mundwinkel nach unten. »Ja, das tue ich auch.« Ich fühle mich niedergeschlagen, kann meinen Ärger aber auch kaum mehr zurückhalten. »Bist du gekommen, um mich damit zu nerven, was am besten für Phoebe ist?«

Verletzt sieht Angus mich an. »Nein, ich wollte deinen Auftritt sehen. Ich habe dich schon ewig nicht mehr auf der Bühne erlebt.«