100 Dinge, die man tun sollte, bevor man 18 wird - Katharina Weiß - E-Book

100 Dinge, die man tun sollte, bevor man 18 wird E-Book

Katharina Weiß

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Beschreibung

Die erste Liebe, durchfeierte Nächte und der Traum von Freiheit: Katharina Weiß und Marie Michalke haben sich ins Abenteuer gestürzt, um die sagenumwobene wilde Jugend auszukosten. Wie wird die Teenagerzeit so, dass man sich später mit einem Lächeln an sie erinnert? Und was muss man erlebt haben, ehe man erwachsen ist? In 100 schonungslos ehrlichen Erfahrungsberichten erzählen die 17-jährigen Autorinnen von Wagnissen, die sich lohnen, und unglaublichen Erfahrungen, die sie für immer prägen werden: Sie genießen den ersten Kuss, leiden während eines Survivaltrainings, proben den Rock-'n'-Lifestyle an der Seite von Jennifer Rostock – und lernen ganz nebenbei, was es heißt zu leben. '100 Dinge, die man tun sollte, bevor man 18 wird' ist der ideale Begleiter für die Jahre bis zum 18. Geburtstag – damit sie die aufregendsten des Lebens werden.

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Seitenzahl: 306

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Katharina Weiß & Marie Michalke

100 Dinge, die man tun sollte, bevor man 18 wird

INHALT

VORWORT

DAMIT DAS GEKLÄRT IST …

An den Anfang dieses Buches hätten wir auch eine lange Erklärung stellen können, warum ein weiteres – und zwar dieses – Listenbuch unbedingt in deinem Regal stehen sollte. Aber darauf haben wir verzichtet. Denn es ging uns beim Schreiben nicht darum, 100 Dinge aufzuzählen, die ganz witzig sein könnten, Spaß machen und ein schönes Buch ergeben würden. In erster Linie wollten wir mit diesem Projekt unserer eigenen Abenteuerlust nachgehen – und zwar ganz konsequent, ohne den Schwanz einzuziehen, alles auf morgen zu verschieben oder Ausflüchte zu suchen, warum die tollsten Sachen einfach nicht machbar sind.

Alles, von dem wir in diesem Buch erzählen, haben wir im letzten Jahr selbst erlebt – die Kleinigkeiten wie die ausgewachsenen Abenteuer. Wir waren so unglaublich glücklich, als wir nur haarscharf der Polizei entkommen sind, die Welt von einem Baumhaus aus betrachtet und unter dem Sternenhimmel philosophiert haben. So sagenhaft mutig, als wir während eines Überlebenstrainings zu Jägern geworden sind. So verdammt konsequent, als wir uns im Vegetarismus ausprobiert haben. Und so was von rebellisch, als wir jedes Konzert der Band Marla gerockt, unsere eigene Band gegründet oder im Tourbus von Jennifer Rostock etwas über Sex, Drugs and Rock ’n’ Roll gelernt haben.

Der Großteil dieser Erlebnisse wird uns auch noch mit 30 oder 60 im Gedächtnis bleiben und wahrscheinlich hätten wir einige der 100 Dinge auch erst viel später in unserem Leben machen können. Wollten wir aber nicht. Wir wollten sie jetzt ausprobieren, in der sagenumwobenen wilden Jugend, im ersten Abschnitt unseres Lebens, in dem wir selbst bestimmen können, was wir tun. Denn für alles gibt es unserer Meinung nach das richtige Alter und jedes Alter bringt spezielle Geheimnisse, Privilegien und Erkenntnisse mit sich. In den kleinen Reportagen und kurzen Erklärungen in diesem Buch haben wir versucht, diesen auf die Spur zu kommen. Und dabei haben wir euphorische Rastlosigkeit, Rausch ohne Ernüchterung und viele erste Male erlebt.

Natürlich hatten wir nicht immer nur Spaß. Im Gegenteil, wir haben auch einige harte Lektionen erhalten und unsere eigenen Schattenseiten entdeckt. So mussten wir uns zum Beispiel eingestehen, dass wir manchmal ganz schön verklemmt sind, dass wir gelegentlich doch noch sehr unsouverän reagieren und dass eine große Klappe uns nicht aus jeder Situation retten kann. Doch all die peinlichen Situationen und kleinen Katastrophen, in die wir geraten sind, waren mindestens genauso spannend wie die strahlenden Sternstunden, die uns dieses Projekt beschert hat. Sie haben uns gezeigt: Man muss eben doch alles mal gemacht haben! Zumindest in dieser Sache hatten unsere Eltern also unrecht.

Während unserer Recherchen haben wir unglaublich viel gesehen und durchgestanden. Am beeindruckendsten waren aber nicht die Orte, an denen wir waren, oder die Dinge, die wir getan haben, sondern die Leute, denen wir dabei begegnet sind. Ohne ihre Leidenschaft, ihren Mut und ihre Freundschaft wäre dieses Buch leer und oberflächlich. Dabei war es nicht immer leicht, ihnen zu erklären, warum wir 100 Dinge, die man tun sollte, bevor man 18 wird schreiben. Dass wir unsere Erfahrungen und Emotionen so öffentlich schildern wollten, ist mehr als einmal ein heißes Diskussionsthema gewesen und nicht alle haben uns verstanden. Aber wir sind und waren uns sicher: Erinnerungen verblassen nicht, wenn man sie verbreitet. Und vielleicht regen unsere Berichte an oder auf und bewirken, was wir uns erhoffen: dass du ebenfalls ein paar Wagnisse eingehst und dich ins Abenteuer stürzt. Und zwar jeden Tag erneut. Klar, nicht jeder ist zum Krokodiljäger geboren, aber jeder kann Langeweile mit kleinen prickelnden Aktionen entgegenwirken und jedem Tag die Chance geben, der beste seines Lebens zu werden.

Wir bitten alle um Verzeihung, die in den letzten zwölf Monaten begonnen haben, an unserer geistigen Klarheit zu zweifeln. Wir müssen es zugeben: Wären unsere Eltern und die Schulpflicht nicht gewesen, wären vermutlich spontane Reisen auf Festivals gefolgt, Demos auf Sonnenaufgangsbetrachtungen und Selbsterfahrungstrips auf politische Aktionen – und dazwischen hätten wir nur kurze Pausen gemacht, um dieses Buch zu Papier zu bringen und etwas Fast Food aufzunehmen.

Wir hoffen, dass es sich gelohnt hat. Dass unser Buch dir auf der einen Seite eine amüsante, aufregende und bisweilen intime Einsicht in das spannendste Jahr unseres Lebens geben kann, und dich auf der anderen Seite mitreißt, begeistert, vielleicht sogar dazu bewegt, es uns nachzumachen. Stifte Unruhe, lass dich inspirieren, hab ’ne geile Zeit – sei jung, wild und frei!

Marie Michalke (17) und Katharina Weiß (17)

PS: Beschwerden und Liebesbekundungen können an [email protected] gesendet oder auf unserem Blog theblindleadingthedrunk.blogspot.de hinterlassen werden.

1. KAPITEL

EINE PYJAMAPARTY FEIERN

Verabredungen mit Übernachtung gehören zu dem ersten bisschen Freiheit, das man sich von seinen Eltern erkämpft. Hat man es mit 18 noch nicht geschafft, woanders zu nächtigen, dann ist beim Abnabelungsprozess etwas ganz gewaltig schiefgelaufen! Denn auch wenn man zunächst nur in die Obhut anderer Eltern übergeben wird, ist es irgendwie schon was Großes, in einem fremden Haus zu übernachten. Vielleicht verlieren die innigen Treffen mit Freunden, die mit 7 so fantastisch sind, deshalb auch später kaum an Reiz. In keiner anderen Situation werden so viele Geheimnisse ausgetauscht und so viele Regeln gebrochen.

Zuerst hört man heimlich Benjamin-Blümchen-CDs, tuschelt in der Dunkelheit unter der Bettdecke und stellt sich selig schlafend, wenn die Eltern wütend in das Kinderzimmer stürmen, weil sie endlich schlafen wollen.

Später dann bessert sich der Musikgeschmack, zumindest hüpft man nicht mehr zu Herzlilein von den Wildecker Herzbuben auf der Matratze herum, bis der Lattenrost zerbirst. Stattdessen müssen die Eltern nun aber DSDS-Abende ertragen, inklusive Lady-Gaga-Karaoke mit Küchenutensilien als Mikrofon. (Die Anekdote einer Freundin, die unwissentlich jahrelang den schwarzen Dildo ihrer Mutter als Singgerät benutzte, möchte ich an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen.) Feierabend ist nun erst nach Mitternacht, eben dann, wenn die Entscheidung gefallen ist, wer eine Runde weiterkommt. Zu dieser Zeit ist alles noch so schön schaurig, Gläserrücken und Tarotkartenlegen sind aber auch aufregender als ein Monopoly-Abend mit Mama und Papa. Und wenn man einmal zu kichern angefangen hat, zum Beispiel, weil der Schwarm etwas unglaublich Süßes gesagt hat, dann hört man auch die nächste halbe Stunde nicht mehr damit auf.

Mit den Jahren verschwinden dann das Wort »Schwarm« und andere Begriffe aus der Bravo (»Petting« und »Flirtbammel«) aus dem Wortschatz. Dafür kommt jetzt mehr als eine Person zur Pyjamaparty. Einzige Auflage der Eltern: Die Gäste müssen das gleiche Geschlecht haben. Natürlich kann man sich jetzt, da man fast erwachsen ist, bei einer Flasche Sekt oder einem Bier über Abschluss- und Beziehungsstress auslassen und nebenbei Gossip Girl gucken. Außerdem macht es noch immer Spaß, den Nachbarn Klingelstreiche zu spielen oder einander bei einer Kissenschlacht ordentlich eins auf die Mütze zu geben. Oder man tut es Blair Waldorf nach und aus dem Mädelsabend wird eine dekadente Soiree mit zweifelhaften Spielen wie »Wahrheit oder Pflicht« oder »Komm, Baby, stripp für mich«.

Doch egal, wie spaßig das auch ist, das Spannendste bleiben die kleinen und großen Enthüllungen. Vielleicht wollen deswegen auch so viele Jungs bei einem Abend unter Freundinnen dabei sein. Erwachsene behalten ihre intimen Gedanken und Erlebnisse für sich, Diskretion gehört zum guten Ton. Aber in diesen Nächten in jungen Jahren gibt es keine Tabus, alle Fragen sind erlaubt – und dementsprechend erschreckend, amüsant oder ernüchternd sind die Antworten. Aber irgendwann will man sie nun mal wissen und weil man vielleicht nie wieder die Gelegenheit dazu bekommt, so ehrlich Auskunft von seinen Freunden zu erhalten, sollte man so schnell wie möglich eine Pyjamaparty veranstalten!

WAS MAN VIELLEICHT WISSEN SOLLTE:

Man braucht: Kissen, Laken, alles zum Reinkuscheln und – ganz wichtig – einen ansehnlichen Pyjama. Ein bisschen Sekt, Erdbeeren und Sahne oder ein Schoko-Fondue machen den Abend perfekt.

Unsere DVD-Tipps für Jungs:

•Superbad

•Die Casting Couch

•FSK-16-Filme mit wenigen Dialogen und vielen Frauen

Unsere DVD-Tipps für Mädchen:

•Wie ein einziger Tag

•Rache ist sexy

•Der Klang des Herzens

•FSK-6-Filme mit wenig Mord und Totschlag und viel Romantik

WARUM MAN ES TUN SOLLTE:

Pyjamapartys sind eine hochbrisante Angelegenheit, selten wird tabuloser geflüstert und hemmungsloser mit Geheimnissen um sich geworfen. Und das Beste ist: Man kann dabei die alte Jogginghose anlassen!

2. KAPITEL

PRAKTIKANT SEIN

An sich sind Praktika oft lästige Arbeitsstunden, die man mit niederen Aufgaben verbringt und während denen man eigentlich nur auf den Feierabend wartet. Wir sind bereits Praktikanten bei einem Berufszauberer, im Kindergarten und bei der Feuerwehr gewesen. Das war zwar alles gut und schön und, wenn wir ehrlich sind, auch nur halb so schlimm, aber etwas für unser weiteres Leben haben wir nicht mitgenommen. Deshalb haben wir uns nun getraut, unsere Bewerbung an eine Firma zu schicken, für die wir uns wirklich begeistern können.

KATHARINA ÜBER DAS PRAKTIKANTENDASEIN BEI NEOPARADISE:

Jede Generation hat ihre Helden, zumeist sind es Schauspieler oder Musiker, die sie faszinieren. Noch viel weiter nach oben auf unserer persönlichen Vorbilderliste haben es allerdings zwei Moderatoren geschafft, die seit mehreren Jahren das einzig wahre, wirklich gute Jugendformat im deutschen Fernsehen präsentieren: Was einst als MTV Home begann, hat sich mittlerweile auf dem öffentlich-rechtlichen Digital-Kanal ZDFneo als neoParadise etabliert.

Neben Joko und Klaas, den Gesichtern der Sendung, sind auch die Kreativ-Genies und aktuellen Chefredakteure Thomas Schmitt und Thomas Martiens von Anfang an dabei. Denn, um es mit Jokos Worten zu sagen: »Das Team ist alles!« Die Sendung mit euphorisierenden Kurzvideos und tagesaktueller Gesellschafts- und Politiksatire, die jeden Donnerstag über unseren Fernseher flimmert, ist das Gesamtkunstwerk einer Gruppe junger Wilder, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, anspruchsvolles Fernsehen für eine junge Zielgruppe zu machen. Bei genau diesen Redakteuren, Bookern, Tontechnikern, Cuttern und anderen Zuarbeitern dürfen wir während unseres Praktikums nachfragen, wie sich der Traumjob in der Realität anfühlt.

Die Studios befinden sich in Berlin, in der Nähe der East Side Gallery. Das erste Mal habe ich sie besucht, als sie noch MTV gehörten, damals war ich Gast bei VIVA Live, meiner ersten Live-Show. Meine Aufregung war an diesem Tag groß. Doch auch jetzt, als wir antreten, um unseren Praktikantenplatz einzunehmen, ist sie nicht viel geringer.

Unsere Vermutung, den ganzen Tag als mobile Kaffee- und Essen-Verteiler eingesetzt zu werden, stellt sich gleich in den ersten Minuten als falsch heraus. Anja, die uns den ganzen Tag an der Backe hat, führt uns durch die heiligen Hallen des Redaktionsbüros. Die Besetzung ist jung und auf eine unmittelbare Art cool. Auch ohne – bereits durch diverse Beiträge bekannte – Schöpfergeister wie den tätowierten Wauz sieht es hier sehr nach dem kreativ-albernen Paradies aus, das man als Fan der Show erwartet. Schleicht man um die Schreibtische herum, fallen einem lauter vertraute Gegenstände aus vergangenen Sendungen ins Auge: Überbleibsel des Titten-Memorys, zerknitterte »Wenn ich du wäre«-Schilder, eine Miniaturnachbildung des Studios. Dieses Büro ist der perfekte Arbeitsort für Innovative und Verrückte, für Ideenfinder und Querdenker, die nur eines gemeinsam haben, wie Anja uns erklärt: »Es ist an sich egal, ob man Studienabbrecher ist oder ob man Referenzen vorzuzeigen hat. Das, was man haben muss, um hier zu arbeiten, ist ’ne Macke!«

Dass wir uns die besten Lehrmeister ausgesucht haben, wird uns klar, als Joko und Klaas einander mit Saufliedern bespaßen, um die Wartezeit bei der Generalprobe zu überbrücken.

Nach den Proben und einer Interview-Voraufzeichnung mit Rea Garvey besuchen wir die Schnitträume. In den schalldichten Zimmerchen, die abgesehen von den PCs mit Riesenbildschirm ziemlich kahl sind, schnipseln die fleißigen Cutter so geschickt an den mehrstündigen Aufnahmen herum, dass sich die Einspieler (auch MAZ genannt) am Ende auf wenige Minuten beschränken, in denen der intelligente Witz, getarnt als Unsinn mit Methode, transportiert wird.

»Wir sind große Fans!«, beteuern wir Wollny, der den Zuschauern als Mobbing-Opfer der Redaktion bekannt ist. Dass er nicht ernsthaft getriezt wird, wird einem zwar auch vor dem Fernseher klar, dennoch fragen wir noch mal nach. Er versichert uns, dass sich alle hier sehr lieb haben. Und wir werden ganz traurig, weil wir auch zur neoParadise-Familie gehören wollen.

Bei einer Pause lernen wir die Halbjahrespraktikantin Jenny kennen. Von ihr erfahren wir, dass in der Showbar echtes Bier fließt und der Sidekick Oma Violetta eine richtige Adelige ist.

Danach folgt eine Audienz bei Thomas Martiens. Wir gratulieren zur Grimme-Preis-Nominierung, die wenige Stunden zuvor hereingeflattert ist. Er googelt schnell, ob die Auszeichnung dotiert ist und der nächste Betriebsausflug nach Dubai gehen kann. Zu Recht ist er sehr stolz darauf, mit diversen Rubriken Bewegungen losgetreten zu haben, die sich via Internet längst verselbstständigt haben. NeoParadise hat damit geschafft, was alle, die im Bereich Medien aktiv sind, schaffen wollen: Die Sendung setzt Trends.

Dank des (manchmal auch zweifelhaften) Einflusses von neoParadise sind sowohl dieses Buch als auch wir um einige Erfahrungen reicher. Trotz der obligatorischen Warnung »Don’t try this at home« bin ich mit meinen Freunden in diversen Disziplinen zum Wettstreit angetreten, die ich in der Sendung zum ersten Mal gesehen habe. So zum Beispiel in »Bis einer heult: ein Auto vollqualmen«. Die Regeln sind überschaubar: Man nehme drei Idioten und ein Auto, das so lange »beraucht« wird, bis einer nicht mehr kann. Ganz am großen Vorbild orientiert, verschanzten wir uns mit Kippen, Shishas, Opas Pfeife, Bong, Räucherstäbchen und Zigarren in einem kleinen Audi und warteten darauf, dass einer heult. Nach tapferen zwei Stunden gaben ein Kumpel und ich auf. Wir fielen aus dem Auto und saugten die frische Luft so genussvoll in unsere Lungen, als wäre es der Rauch der Kippe nach dem besten Sex unseres Lebens.

Wo wir gerade dabei sind: Auch von der »Erotik aus Deutschland«-Rubrik von Oliver Marc Schulz haben wir einiges gelernt. Und als wir uns im Rahmen der Protestaktion »STEHEN. Damit es weitergeht!« an der Schulbustür postierten, wurden wir von einer Horde Sechstklässler verprügelt. Aber es geht hier nicht um unser Leiden im Speziellen, es geht ums große Ganze, darum, ein Gefühl weiterzutragen – dafür haben wir es getan. Um aus der Sendung zu zitieren: »In einem erhabenen Moment totaler geistiger Freiheit bringt die alkoholselige Zunge des Joachim Cornelius Winterscheidt in nur fünf Silben auf den Punkt, was Popliteraten in telefonbuchdicken Erörterungsschriften nicht gelingen wollte: die Generation Wir.«

Dass Klaas und Joko den Großteil ihrer Gags selbst schreiben, überrascht uns positiv, ebenso wie die Tatsache, dass die beiden nicht nur genauso sympathisch und charismatisch wie erhofft sind, sondern auch sehr lebensklug erscheinen. »Sinn ist nicht, nach unten zu treten und wie vor zehn Jahren Rentner und Menschen aus Sozialbezirken mit dem Mikro zu überfallen und dann im Schnitt auseinanderzunehmen. Wir nehmen nur die zum Gegenstand, die sich bewusst in der Öffentlichkeit positionieren«, sagt Klaas. Und trotz ihrer riesigen Popularität meckern »Schoko und Klaus« nicht ständig über die Einschränkungen, die ihr Bekanntheitsgrad mit sich bringt. Von manchem Promi haben wir da schon ganz anderes gehört.

Unser Herz geht noch ein Stück weiter auf, als wir den beiden Moderatoren von ein paar unserer »Wenn ich du wäre«-Aktionen berichten und zur Geschichte kommen, wie wir Tim Bendzko begrapscht haben (> Punkt 54). »Wo?«, will Joko wissen und ich will gerade auf Tims schwachen Punkt unter der Gürtellinie verweisen, als Marie vollkommen überzeugt »In München!« ruft. Daraufhin werden wir Zeugen eines schallenden Joko-Gelächters, das für sein Ausmaß bekannt ist und das Konferenzzimmer tatsächlich zum Beben bringt! Dann müssen die beiden auch schon in die Maske, zum Abschied gibt’s noch eine Schleckmuschel aus dem Schleckmuschelglas. »Nur für Freunde«, wie Joko beteuert, und schon schmelzen wir erneut dahin. Verdammt, so leicht wickelt man uns um den kleinen Finger.

Nach der Begegnung mit Joko und Klaas dürfen wir unsere erste richtige Praktikantenaufgabe erledigen und mit Jenny die gute Oma Violetta briefen. Das bedeutet, dass wir ihr alle Instruktionen für den Sendeablauf geben. Ein bisschen verwirrt ist Violetta schon, aber nett und zu Hause bei Opa hat sie ganz klar die Hosen an.

Die Aufzeichnung sehen wir dann vom Publikum aus. Es gibt mal wieder eine Runde »Bis einer heult« und wir sind fast ein bisschen stolz darauf, weil wir ja ganz indirekt dabei waren, als die Kurzvideos im Schnitt entstanden sind. Als sich die Cutter noch gefragt haben, ob die MAZ wohl gut ankommen würde, haben Marie und ich den wohl einzigen konstruktiven Praktikantenbeitrag geleistet: »Immer wenn sie halb nackt sind, ist die Episode geil!«

Am Ende der Show performen Kraftklub. Immer haben wir gejammert, dass es in unserer Generation keine Ärzte gibt. Jetzt wurden unsere Gebete erhört. Eine Handvoll heißer Chemnitzer auf Speed und in Collegejacken – wer kann da widerstehen? Max, Karl, Steffen, Till und Felix. Von denen wollen wir auch was lernen, beim nächsten Mal wollen wir deren Praktikanten sein. Schnell überfallen wir sie im Anschluss an die Aufzeichnung.

Nun erwartet uns der (beinahe) tränenreiche Abschied von Anja und Co.! Wir werden das coole Mädchen vom Catering, die Peniskrippe und sogar Oma Violetta vermissen. Klaas gibt uns einen großartigen Bar-Tipp, den wir zwei Tage später austesten werden. An diesem Abend gibt es erst einmal ein paar Schnäpschen mit Kraftklub. Obwohl ich mal wieder meine eigene Trinkfestigkeit überschätze, bleibe ich zeitweise professionell und notiere einen Spruch von Sänger Felix im Praktikantenbuch: »Ich habe keinen Chef, der mir sagt, was ich zu tun habe. Okay, dafür hab ich jetzt ’nen Manager. Aber am Ende des Tages bekommt der Geld von mir und nicht andersherum!« Eigentlich logisch, aber trotzdem erwähnenswert.

Am nächsten Morgen erwache ich unter höllischen Katerqualen und denke einen Moment lang: Fuck, das alles war mal wieder nur ein aufregender Traum. Doch dann fällt mein Blick auf das Shotglas, ein spontanes Geschenk von Kraftklub-Till. Und daneben liegt Jokos Schleckmuschel, auf dem total zerknitterten Rundown-Plan. Das Dokument ist über und über bekritzelt mit unzusammenhängender Nachtpoesie in mehreren Handschriften: »Hier in der Hölle des Löwen«, »Mann, das läuft hier aus dem Ruder, alle sind geflasht von der Tapete«, »Sex ohne Liebe ist wie Wodka, den man allein zu Hause trinkt. In beiden Fällen ist man berauscht, aber der Kick und die Tiefe der Möglichkeit fehlen …«, »Klischees sehen oft verboten gut aus«, »Das Werk dieses Mannes wird das Weltgeschehen verändern«, »Es ist ein Code, der in Zeiten der globalen Verwirrung helfen wird, Probleme zu lösen.«

Aber halt! Da war doch was anderes! Genau, es ging um etwas ganz Großes, um die Generation Wir. Marie und ich waren hautnah dabei, als Fernsehgeschichte geschrieben wurde. Uh, Gänsehaut. Und immer schön stehen, damit es weitergeht!

WAS MAN VIELLEICHT WISSEN SOLLTE:

Für neoParadise- und Kraftklub-Liebhaber:

•blog.zdf.de/neoparadise

•neoparadise.zdf.de

•kraftklub.tumblr.com

WARUM MAN ES TUN SOLLTE:

Ein Job nur zum Geldverdienen? Nein, danke! Unser Beruf soll auch Berufung sein und ob sich unser Traumjob in der Realität auch so herrlich anfühlt, wie wir denken, lässt sich am einfachsten bei einem Praktikum herausfinden!

3. KAPITEL

EINEN MUSEUMSWÄRTER ZUR WEISSGLUT TREIBEN

Museen sind in den Augen vieler Leute der Gipfel der Langeweile, nur Räume, an deren Wänden uralte Bilder hängen und die mit Schaukästen voll antikem Krempel zugestellt sind. Es gibt nichts zum Anfassen und meist auch nichts zum Ausprobieren, nichts für kleine Kinder und auch keine Süßigkeitenstände. Das Einzige, was einem in einem Museum übrig bleibt, ist, so zu tun, als gefiele es einem. Also »Ah«- und »Oh«-Laute von sich zu geben und damit zu vertuschen, dass man ein Kunst- und Kulturbanause ist. Dabei lässt manchmal sogar schon der Name des Museums auf unendliche Ödnis schließen – oder klingt ein »Kartoffelmuseum« in deinen Ohren etwa spannend?

Nein? Dann bring doch etwas Schwung in den Laden: Versuch rauszufliegen. Ein guter Anfang ist, ganz genau das tun, was man in einem Museum eigentlich nicht tun sollte: herumlaufen, alles anfassen und sich währenddessen selbst fotografieren. Wir müssen etwas überlegen, bis wir das perfekte Museum für dieses Vorhaben gefunden haben. Die Münchner Glyptothek erweist sich als ideal. Dort stehen lauter altgriechische und -römische Skulpturen herum, die nur so darauf warten, angefasst zu werden.

An so viele Philosophen haben wir uns noch nie rangeschmissen, so viele nackte Popos haben wir bisher noch nicht betatscht. Die Griechen provozieren uns aber auch. Der große, weltbekannte Schlafende Satyr sieht zum Beispiel gar nicht schlafend, sondern eher erotisch-genießend aus. Auch der Rest will offensichtlich angegrapscht werden, wie zum Beispiel Alexander der Große. Das Gefühl des kühlen Stein-Pipimanns in der warmen Hand macht süchtig. Wir schließen eine Wette ab, wer am meisten Männer unschicklich berührt, gewinnt.

Die Ermahnungen der Wächter motivieren uns nur noch mehr, so schnell wie möglich so viele Statuen wie möglich anzufassen. Wir steigen darauf um, einfach nur dazustehen und die Hand auf das Gesicht irgendeines römischen Großgrundbesitzers oder Senators zu legen. Vertrau uns, wenn du es uns nachtust, wird sich ein tiefes Gefühl von Befriedigung in deinem ganzen Körper ausbreiten. Und schließlich stellen wir fest, dass das Museum auch ein wunderschöner Ort ist, um »Verstecken« zu spielen.

Leider gelingt es uns nicht, rausgeworfen zu werden. Aber wir haben dennoch mehr erlebt als je zuvor in einem Museum. So stellen wir uns auch unseren nächsten Besuch vor: Wir wollen reichlich Aufmerksamkeit von den Museumswärtern und noch mehr Körperkontakt mit nackten Männern. Nur dann stimmt auch der eklige Geschichtslehrer-Slogan: »Im Museum kann man Geschichte hautnah erleben!«

WAS MAN VIELLEICHT WISSEN SOLLTE:

Sanft tätscheln ist okay. Beschädigung hingegen nicht – unsere Enkel wollen ja schließlich auch noch was von den knackigen Hinterteilen der Ausstellungsstücke haben!

WARUM MAN ES TUN SOLLTE:

Aus purer Langeweile wird ein Spiel mit dem Feuer.

4. KAPITEL

REGELN BRECHEN

Beinahe jeden Menschen reizt das Verbotene. Und wenn wir ehrlich sind, wollen wir alle zumindest einmal im Leben ein Rebell sein, so wie unsere Helden James Dean oder Pippi Langstrumpf.

Fakt ist: Wer Regeln bricht, tut das aus egoistischen Motiven – oder um etwas zu verändern. Um die Gesellschaft zu provozieren, seine Meinung zu verdeutlichen oder ein bisschen Schwung in die Bude zu bringen. Ob als Bayern-Fan in der 1860er-Kurve oder im Sitzstreik gegen das Schulsystem – in unserer Welt gibt es viele Regeln, die es sich lohnt zu brechen: gesetzliche, moralische, persönliche.

Hier nur ein paar, die wir bis zu unserem Achtzehnten gebrochen haben – und zwar mit großer Freude:

•Iss nicht aus der Mülltonne! Täglich werden Tausende Tonnen Lebensmittel weggeschmissen, die eigentlich noch genießbar sind. Zu Hause, in der Gastronomie und in den Supermärkten. Dabei müssen – Achtung: Totschlagargument – Menschen in vielen Teilen der Welt hungern. Deswegen haben wir uns bei Nacht mit Taschenlampen und XXL-Tüten bewaffnet und sind zu den Riesencontainern hinter dem nächsten Supermarkt geschlichen, um Nahrungsmittel zu mopsen, die wegen ihrer beschädigten Verpackung oder eines abgelaufenen Haltbarkeitsdatums weggeworfen worden sind. Keine Kinderschokolade der Welt hat es verdient, nicht gegessen zu werden. Warum wir das getan haben? Mülltauchen richtet sich gegen die Wegwerfgesellschaft. Aber auch abgesehen von dem gesellschaftskritischen Statement, das wir damit abgeben wollen, hat es Sinn: Es ist aufregend und man spart einen Haufen Geld. Gerade vor großen Partys lohnt sich das Durchwühlen von Gemüsesäcken oder Dosenpaletten. Geschmacklich ist die Beute meist einwandfrei und auch von gesundheitlichen Problemen haben wir bisher nichts bemerkt. Trotzdem sollte man gerade bei Milchprodukten oder schimmelgefährdeten Lebensmitteln Vorsicht walten lassen.

•Beschummel deine Gegenspieler nicht! Natürlich ist an dem Satz »Nur ein ehrlicher Gewinner kann sich so richtig über seinen Sieg freuen« was dran. Aber manchmal macht es auch Freude, unbeobachtet noch ein Feld weiter vorzurücken, um den anderen bei »Mensch ärgere dich nicht« vom Brett zu werfen oder bei der Monopoly-Bank ein paar Steuern zu hinterziehen.

•Halt dich an die Straßenverkehrsordnung! Sehr beliebt und nicht immer risikofrei, diese Anweisungen zu umgehen. Betrunken am Steuer geht gar nicht, das ist klar. Aber wenn es um die Anzahl der Passagiere in Pkws oder Privatwege geht, die man eigentlich nicht benutzen darf, kann man die Regeln schon mal brechen. Besonders Verrückte können auch eine Fahrt im Kofferraum austesten.

•Benimm dich nicht seltsam! Jede Gesellschaft hat Normen. Denn nur so funktioniert das Miteinander. Wenn man aus dem gängigen Verhaltensmuster ausbricht, sind die Menschen in der Umgebung deshalb auch total irritiert. Das kann man zum Beispiel erleben, wenn man ein bisschen zu freigiebig mit Zärtlichkeiten umgeht. Wenn man sein Gegenüber statt mit einem kräftigen Händedruck mit einer Umarmung begrüßt, wird man die verrücktesten Reaktionen erleben (besonders bei Lehrern).

•Schlag nicht über die Stränge!Das sagen Erwachsene gern, bevor mal wieder eine Party aufgelöst werden oder man vom Polizeirevier abgeholt werden muss, weil man in einem Ü18-Club aufgegriffen wurde. Kein anderer Bereich bietet Jugendlichen so viel Raum, um Unruhe zu stiften, wie das Nachtleben. Dank Rauchverbot fühlt man sich mit Kippe in der Hand jetzt wie ein Freiheitskämpfer. Auch das Bier, das auf einigen Großstadtstraßen und in der U-Bahn nicht mehr getrunken werden darf, läuft nun umso leichter die Kehle herunter. Und dass ab 22 Uhr jeder Karaokeabend als Ruhestörung gilt, macht es nur noch verlockender, lauthals loszusingen. Man muss nicht gleich Dinge kaputtschlagen oder Autos stehlen, auch ein paar kleine Grenzüberschreitungen tun gut.

WAS MAN VIELLEICHT WISSEN SOLLTE:

Vorher überlegen, ob man in der Lage ist, wenn nötig die Konsequenzen zu tragen.

WARUM MAN ES TUN SOLLTE:

Wir sind doch alle viel zu brav. Lass dich auf die dunkle Seite ziehen, die manchmal die wahrhaft bessere ist!

5. KAPITEL

EIN PAAR CHUCKS KAPUTT LAUFEN

Bereits James Dean trug sie und nach ihm sollten es Millionen andere tun: Die Chuck Taylor All Stars sind das bekannteste Schuhmodell der jüngeren Geschichte! Sie sind das Markenzeichen der Jugend. Egal, ob Punk oder Hopper – in jeder Szene gibt es sie, die Liebhaber dieses Schuhs. Denn Chucks sind Ikonen. Wer sie trägt, trägt ein Symbol der Gemeinschaft an seinen Füßen und versprüht gleichzeitig den Charme des ewigen Rebellen, des Getriebenen, der sich mit dem System nicht abfinden kann und will. Der Chuck-Träger wirkt, als lebe er nach James Deans Motto: »Dream as if you’ll live forever. Live as if you’ll die today.«

Auf den ersten Blick sind Chucks wahrlich nicht individuell, immerhin hat so ziemlich jeder mal ein Paar besessen. Aber diese Sneaker sind mehr als nur Schuhe. Sie sind unsere Wegbegleiter, die einiges mitmachen müssen und dadurch reifen – genau wie wir. Chucks erreichen ihren Höhepunkt deshalb auch erst, wenn sie kurz vor dem Verfall stehen, abgewetzt, löchrig, bekritzelt, vielleicht sogar bekotzt sind. Die Gebrauchsspuren sind es, die aus dem Massenprodukt ein einzigartiges Stück machen. Der geschundene Chuck ist so individuell wie sein Besitzer, es gibt keine zwei gleichen Paare mehr. Denn Erfahrung und Abenteuer sind nicht käuflich.

WAS MAN VIELLEICHT WISSEN SOLLTE:

Das alte Paar erst dann wegschmeißen, wenn die Sohle wirklich abfällt!

UND WARUM MAN ES TUN SOLLTE:

Kein Abenteuer ohne die Rolling Stones unter den Schuhen. Und mit welchen Schuhen könnte man besser davonlaufen als mit diesen? (> Punkt 22)

6. KAPITEL

DIE JUGENDLIEBE FINDEN

Das ist vielleicht der schönste und zugleich schwierigste Punkt unserer Liste. Denn Liebe kann man nicht einfach erledigen. Aber wir können sensibler dafür werden, was sie für uns bedeutet. Jugendliebe hat nicht den Anspruch, unendlich zu sein, sie ist unbeschwert, intensiv, unverbindlich und vielleicht kurz – wie eine Nacht am Strand …

MARIE ÜBER IHRE LIEBE ZU SAL:

Ich weiß jetzt, wie Freiheit und Sorglosigkeit schmecken, wie sie sich anfühlen, sogar wie sie riechen und wie sie aussehen. Ich weiß alles über sie. Oder besser über ihn.

Sal spielt Gitarre und kommt ursprünglich aus Papua-Neuguinea. Ihm ist egal, wie er aussieht oder was er anzieht, ihm ist egal, wer was über ihn denkt, er macht, was ihm Spaß macht, und lebt, wie er will. Er verzweifelt nie und wird nie wütend wegen Dingen, die er nicht ändern kann, er akzeptiert alles, wie es kommt. Er ist so sorgenfrei und entspannt und dafür liebe ich ihn. Denn ich mache mir immer viel zu viele Gedanken, überdenke ständig alles und schaffe Wolkenkratzer aus Sorgen, nur damit mein Kopf etwas zu tun hat. Aus einer Mücke wird ein Elefant. Auf der Suche nach Freiheit stelle ich mir selbst Barrikaden in den Weg. Oder zumindest habe ich das getan. Bis jetzt.

Denn nun zeigt Sal mir, was Freiheit ist. Nach einer exzessiven Partynacht begegnen wir uns im Flur des Hauses, ich habe nur meine Schuhe anziehen und so schnell wie möglich verschwinden wollen. Und dann ist er aufgetaucht. Er hat einen Morgenmantel mit Zebramuster an und eine Gitarre in der Hand. Das riesige Haus, in dem am Abend zuvor noch fünfzig Menschen gelacht und getanzt haben, wirkt nun wie ausgestorben. Das einzige Indiz der wilden Nacht sind die leeren Bierflaschen, Essensreste und Kleidungsstücke, die überall herumliegen. Sal setzt sich auf die Terrasse und spielt für mich auf der Gitarre Mace Spray von den The Jezabels. Ich höre ihm zu. Ich lasse mich auf ihn ein und auf das Meer, das im Hintergrund an die Klippen spritzt.

Wir gehen an den australischen Strand, Sal zeigt mir einen Felsen, der höher ist als all die anderen. Wir setzen uns und lachen und reden. Die Wellen platschen in gleichmäßigen Abständen an unsere Beine. Es fühlt sich an, als ob wir für immer hierbleiben könnten. Alles ist egal – außer uns.

Es ist erst der Hunger, der uns aus der Unendlichkeit reißt. Wir laufen so lange barfuß am Strand entlang, bis wir einen kleinen Fish-’n’-Chips-Imbiss finden. Genau so schmeckt Freiheit: wie frittierter Fisch und Pommes, nur besser. Nach dem Essen baut er ein blaues Zelt auf, ein Zelt, von dem aus wir aufs Wasser sehen können. Nur wir, das Meer und der Wind. Stunden der Vollkommenheit. Freiheit sieht aus wie ein blaues Zelt am Strand.

Sorglosigkeit ist lustig, ich hatte noch nie so viel Spaß. Die Zeit scheint stillzustehen, wir sind jetzt und hier und für immer. Das Einzige, das sich bewegt, abgesehen von den gleichmäßigen Wellen der See, ist die Sonne. Der Wind weht durch unsere Haare, ich breite die Arme aus, für ihn, für das Leben.

Und auf einmal ist es vorbei. Ganz plötzlich. Die Realität holt uns ein und ich muss zurück in die richtige Welt.

Ich weiß nicht, was Sal heute macht oder wie es ihm geht, ich kenne weder seinen vollen Namen, noch habe ich seine E-Mail-Adresse. Alles, was ich habe, ist die Erinnerung. Wann immer ich kann, schalte ich alles aus, ich ziehe meine Schuhe aus und spüre den Teer an meinen Fußsohlen. Ich liebe Sal dafür, dass er mir die Sorglosigkeit gezeigt hat – Freiheit in ihrer einfachsten Form.

WAS MAN VIELLEICHT WISSEN SOLLTE:

Die Liebe kommt immer dann, wenn man sie am wenigsten erwartet.

UND WARUM MAN ES TUN SOLLTE:

Den Bauch voller Schmetterlinge, ein Dauergrinsen im Gesicht und eine rosarote Brille auf – das sind nicht nur die Merkmale manches Hipsters, sondern auch die der Jugendliebe. Und die machen sie zu etwas ganz Besonderem.

7. KAPITEL

LIEBESKUMMER HABEN

»Ein Herz brechen und das Herz gebrochen bekommen. Das gehört einfach dazu«, sagte mal ein Freund. Natürlich gibt es schönere Stunden als jene, in denen einem im Morgengrauen klar wird, dass die eigene Liebe keinen Anspruch auf Erwiderung hat. Auf solche Momente würde jeder von uns gern verzichten. Und wenn aus der Wunde noch frisches Blut tropft, verfluchen wir alle Ratschläge und Floskeln, mit denen uns andere zu trösten versuchen. Wir denken: Es sollte verdammt noch mal nicht dazugehören! Niemand sollte verlassen oder verlassen werden.

Aber ohne je Schmerz und Liebeskummer erlebt zu haben, können wir keine empathiefähigen Menschen werden. Wir verletzen, ohne zu verstehen, was das eigentlich bedeutet. So seltsam es auch klingt: Wir verpassen etwas, wenn wir nie richtig heftigen Herzschmerz hatten.

WAS MAN VIELLEICHT WISSEN SOLLTE:

Die schönsten deutschsprachigen Lieder zum Leiden:

•Philipp Poisel: Wie soll ein Mensch das ertragen

•Max Prosa: So wieder leben

•Kraftklub: Melancholie

•Cro: Allein

•Juli: Zerrissen

•Annett Louisan: Chancenlos

•Wir sind Helden: Die Ballade von Wolfgang und Brigitte

•Benny and the Jets: Ich liebe alles an dir

•Udo Jürgens: Merci Chérie

•Jupiter Jones: Und dann warten

•Mikroboy: Vom Leben und Verstehen

•Das gezeichnete Ich: Du, es und ich

•Clueso: So sehr dabei

•Madsen: Grausam und schön

•Selig: Wir werden uns wiedersehen

•Blumentopf: Sie tanzt die Nächte durch

•Bosse: 3 Millionen

•Die Ärzte: Nur einen Kuss

•Jennifer Rostock: Wo willst du hin?

•Xavier Naidoo: Sie sieht mich einfach nicht

•SDP: Eigentlich wollte er nie ein Liebeslied schreiben

•Rio Reiser: Für immer und dich

•Udo Lindenberg feat. Clueso: Cello

UND WARUM MAN ES TUN SOLLTE:

Herzschmerz ist eine der schrecklichsten Erfahrungen, aber trotzdem muss ihn jeder mal erlebt haben.

8. KAPITEL

»WENN ICH DU WÄRE« SPIELEN

Es ist das Königsspiel, die Herausforderung unter den Herausforderungen. Erfunden von Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf in den guten alten Zeiten, als es MTV noch im Free-TV gab. Was dieses Spiel so faszinierend macht? Die Überwindung, die es kostet, und der Lachflash, der auf die Blamage folgt.

Und so geht’s: Man schnappe sich ein paar Freunde, beschrifte Schilder mit deren Namen und verteile diese wild. Ein Beispiel gefällig? Kathi vergibt ihren Namen an Marie und darf der nun Aufgaben stellen. Und Marie muss tun, was die »echte« Kathi ihr aufträgt. Wir alle haben verrückte Ideen, die wir normalerweise schnell wieder in den Tiefen unseres Hirnes vergraben. Diese kommen nun ans Tageslicht. Und weil Kathi schon immer mal wissen wollte, was passiert, wenn man a) einen silbern angemalten, eine Statue simulierenden Studenten so lange nervt, bis er aus seiner versteinerten Rolle fällt, b) einen Polizisten fragt, ob man bei ihm Gras kaufen kann, und c) die Absperrung zwischen Bühne und Masse überspringt, kommt sie nun voll auf ihre Kosten.

Doch Achtung: Jede Boshaftigkeit kommt zurück. Und Nein sagen kann man bei »Wenn ich du wäre« nicht, denn es geht um Ruhm und Ehre und um die heldenhafte Geschichte, die man im Anschluss erzählen kann.

Hier ein paar Anregungen, wie du dich bei der nächsten Spielrunde an deinem Peiniger rächen kannst. Sag einfach: »Wenn ich du wäre, würde ich …

•… meinen Eltern glaubhaft erzählen, dass ich Vater/Mutter werde.«

•… in der U-Bahn so tun, als ob ich das Tourette-Syndrom hätte.«

•… die ganze Party über ein Hannah-Montana-Shirt tragen.«

•… mir einen Kaufhausdetektiv suchen und vor ihm ganz hektisch Klamotten in meine Tasche stopfen.«

•… mich bis zum nächsten Beate Uhse durchfragen und dann ein Latexkleid anprobieren.«

•… im Morphsuit auf Kneipentour gehen.«

•… einen Opa, der mit einer Oma spazieren geht, auf die Wange küssen und verliebt fragen: ›Kaufst du mir jetzt das Negligé, Sugardaddy?‹«

•… ungefragt einen Germany’s next Topmodel-Juror mimen und den Leuten eine Einschätzung ihres Laufstils zubrüllen.«

•… zu böse aussehenden Rockern gehen, ihnen die angezündeten Kippen aus der Hand reißen, diese in zwei Teile brechen und die Herren belehren: ›Rauchen macht impotent!‹«

WAS MAN VIELLEICHT WISSEN SOLLTE:

Am schönsten sind die spontanen »Wenn ich du wäre«-Runden während langweiliger Schulexkursionen, Familienfeiern oder auf Partys, denen das gewisse Etwas fehlt!

UND WARUM MAN ES TUN SOLLTE:

»Wenn ich du wäre« ist absolut unentbehrlich im Spiel des Lebens.

9. KAPITEL

SEIN UNWESEN IM INTERNET TREIBEN

In den anonymen Weiten des Internets gibt es – und das ist nicht neu – unzählige Trolle und Betrüger, die einem die Nerven und manchmal auch das letzte Hemd rauben. Aber warum nicht mal selber der Netz-Community auf die Eier gehen und im Web zum Poltergeist mutieren? Solange man niemanden verletzt (Stichwort: Cyber-Mobbing) und keine Schäden verursacht, kann man die Mechanismen des WWWs zur eigenen Belustigung arbeiten lassen. Hier ein paar wunderschöne Möglichkeiten, sein Unwesen im Internet zu treiben:

Einen Fake-Account anlegen: Wir legen uns einen falschen Facebook-Account mit dem Namen Kenny Taylor zu. Schnell noch ein Modelbild ergoogeln und ein paar Fashionposts machen und schon denken alle, wir wären ein heißes Männermodel. Mit Freude stürzen wir uns auf alle Mädchen, die wir zufällig finden. Überraschend viele nehmen unser Freundschaftsangebot an. Aber schon an Tag zwei bekommen wir eine Warnmail von Facebook. Irgendwie haben die schlauen Leute dort erkannt, dass wir lauter Leuten eine Anfrage geschickt haben, die wir überhaupt nicht kennen. Zur Strafe dürfen wir zwei Tage lang keine neuen Freunde suchen. Macht aber gar nichts, mit den ersten zwanzig Unbekannten fangen wir schon mal an, munter drauflos zu chatten. Einige fragen: »Kennen wir uns?«, lassen sich aber mit den Schilderungen einer Partybegegnung abspeisen. Da wir auf unseren Modelbildern sehr gut aussehen, werden unsere Flirtversuche zumeist erwidert.

Das ist uns dann aber doch zu einfach. Wir schwenken um, machen jetzt einen auf deprimierter, gerade verlassener Versager. Keine Jobs mehr wegen zehn Kilo zu viel, die alle nach der Trennung von der langjährigen Freundin angefuttert worden sind. Es gibt ein paar Mädels, die darauf stehen und uns liebend gern trösten würden. Wir schicken ihnen abwechselnd Katzenbabyvideos und philosophische Fragen. Nach drei Tagen haben wir vier Dates ausgemacht. Leider alle in Berlin, das ist nämlich die Homebase, die wir angegeben haben. Bei den wenigen Jungs, die unsere Freundschaft angenommen haben, geben wir uns als Ultrahipster aus. Funktioniert eigenartigerweise, sogar der 30-jährige Typ aus dem Kongo findet uns spitze.