9,99 €
100 zeitlose Klassiker der deutschen Literatur als Inhaltsangaben Befinden Sie sich im Zwiespalt, weil Sie alles über die literarischen Meisterwerke der deutschsprachigen Literatur erfahren möchten, Ihnen jedoch der hektische Alltag kaum Spielraum dafür lässt? Dieses Werk bietet die Lösung! • Umfassende Einblicke: Erhalten Sie schnell und effektiv alle wesentlichen Informationen über die unvergänglichen Meisterstücke der deutschsprachigen Literatur. • Literarischer Zeitstrahl: Erleben Sie literarische Höhepunkte, angefangen im Mittelalter bis hin zur Gegenwart, präsentiert in chronologischer Abfolge. • Angepasst an jede Leserschaft: Ob Sie einen schnellen Überblick gewinnen oder Ihre neue Lieblingslektüre entdecken möchten – hier ist für jeden etwas dabei. • Perfekt für Neulinge und Experten: Optimal geeignet sowohl für Leserinnen und Leser, die zum ersten Mal in die Welt der großen Werke eintauchen, als auch für jene, die ihr Wissen vertiefen oder auffrischen wollen. • Literarische Vielfalt: Von Goethes bewegenden Dramen über Kafkas tiefgreifende Erzählungen bis zu Thomas Manns nuancierten Gesellschaftsporträts: ein wahrer Schatz für Literaturliebhaber. • Verstehen Sie die Bedeutung: Erkennen Sie, warum und wie bestimmte Bücher zu unvergänglichen Klassikern wurden. • Unerschöpfliche Inspiration: Dieses Buch dient nicht nur als Informationsquelle oder als Nachschlagewerk, sondern öffnet auch die Pforten zur faszinierenden Welt der klassischen Literatur. Das Verlangen, tief in die bedeutenden Werke der deutschen Literatur einzutauchen, steht oft im Konflikt mit einem vollen Terminkalender, der wenig Zeit für ausgedehnte literarische Streifzüge bietet. Dieses Buch bietet die ideale Abhilfe, indem es einen schnellen und kompakten Einblick in die ewigen Meisterstücke der Literatur ermöglicht. Es richtet sich an sporadische Leser ebenso wie an eingefleischte Literaturliebhaber und ermöglicht eine eingehende Erkundung, ohne den Tagesablauf zu sprengen. Egal, ob Sie einen Überblick über die Inhalte weltbekannter Literaturwerke wünschen oder entdecken möchten, welches klassische Werk am besten zu Ihnen resoniert, dieses Werk hält die Antworten bereit. Jedes herausragende Stück wird durch eine knappe Einführung und eine Zusammenfassung zugänglich gemacht. Dieses Werk dient nicht nur als Informationsquelle oder Nachschlagewerk, sondern öffnet auch die Türen zur grenzenlosen Welt der klassischen Literatur.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
100
Zusammenfassungen
von zeitlosen Klassikern
der deutschsprachigen Literatur
Meisterwerke, die man kennen muss
Autor: Simon Mayer
Gewidmet allen Literaturliebhabern und denen,
die es noch werden wollen
© Simon Mayer 2024
A&S Kulturverlag
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes, ist ohne Zustimmung des Urhebers unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Über den Autor
Nibelungenlied
Parzival
Tristan
Der abenteuerliche Simplicissimus
Minna von Barnhelm
Emilia Galotti
Götz von Berlichingen
Die Leiden des jungen Werthers
Der Hofmeister
Geschichte der Abderiten
Nathan der Weise
Die Räuber
Kabale und Liebe
Don Karlos
Iphigenie auf Tauris
Torquato Tasso
Wilhelm Meisters Lehrjahre
Hyperion
Wallenstein
Maria Stuart
Hymnen an die Nacht
Heinrich von Ofterdingen
Wilhelm Tell
Die Marquise von O....
Der zerbrochene Krug
Faust
Die Wahlverwandtschaften
Michael Kohlhaas
Peter Schlemihls wundersame Geschichte
Die Elixiere des Teufels
Der Sandmann
Prinz Friedrich von Homburg
Wilhelm Meisters Wanderjahre
Aus dem Leben eines Taugenichts
Lenz
Die Judenbuche
Atta Troll – Ein Sommernachtstraum
Deutschland. Ein Wintermärchen
Der grüne Heinrich
Max und Moritz
Woyzeck
Heidi
Der Schimmelreiter
Winnetou (Trilogie)
Effi Briest
Der Stechlin
Buddenbrooks
Unterm Rad
Der Tod in Venedig
Die Verwandlung
Siddhartha
Der Zauberberg
Fräulein Else
Der Prozess
Das Schloss
Traumnovelle
Der Steppenwolf
Die Dreigroschenoper
Im Westen nichts Neues
Berlin Alexanderplatz
Emil und die Detektive
Narziß und Goldmund
Der Mann ohne Eigenschaften
Fabian. Die Geschichte eines Moralisten
Der Hauptmann von Köpenick
Das fliegende Klassenzimmer
Die Blendung
Mutter Courage und ihre Kinder
Schachnovelle
Das siebte Kreuz
Der gute Mensch von Sezuan
Das Glasperlenspiel
Des Teufels General
Doktor Faustus
Das doppelte Lottchen
Der Richter und sein Henker
Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull
Der Besuch der alten Dame
Homo faber
Biedermann und die Brandstifter
Das Versprechen
Die Blechtrommel
Andorra
Die Physiker
Katz und Maus
Ansichten eines Clowns
Der geteilte Himmel
Krabat
Momo
Das Boot
Die verlorene Ehre der Katharina Blum
Ein fliehendes Pferd
Die Unendliche Geschichte
Die Entdeckung der Langsamkeit
Das Parfüm
Schlafes Bruder
Der Vorleser
Im Krebsgang
Die Vermessung der Welt
Der Turm
Nachwort
Weitere Werke des Herausgebers
Impressum
Es ist ein altbekanntes Problem: Der Wunsch, tief in die großen Werke der Literatur einzutauchen, kollidiert oft mit einem hektischen Alltag, der wenig Spielraum für solch umfangreiche literarische Streifzüge lässt. Dieses Werk liefert die Antwort, indem es einen schnellen und effektiven Weg bietet, sich einen umfassenden Einblick in die unvergänglichen Meisterwerke der deutschsprachigen Literatur zu erarbeiten. Es bedient sowohl ein oberflächliches als auch ein intensives Interesse an klassischen Texten und ermöglicht eine fesselnde Erkundungstour, ohne den persönlichen Zeitrahmen zu sprengen.
Ganz gleich, ob Sie lediglich die Geschichten hinter den ewigen Klassikern erkunden oder herausfinden möchten, welche literarischen Meisterstücke am besten zu Ihren individuellen Vorzügen passen und Ihre neuen Favoriten werden könnten – dieses Buch hält genau das bereit, was Sie suchen.
Für jedes herausragende Werk bietet das Buch eine kompakte Einführung inklusive Schlüsselinformationen und eine Zusammenfassung des Inhalts. Diese Darstellung der literarischen Hochkaräter zielt nicht nur darauf ab, Lesern, die ihr Wissen vertiefen oder erweitern möchten, zu dienen, sondern auch denen, die erstmals in Kontakt mit diesen ewigen Schätzen treten.
Daher ist dieses Buch weit mehr als nur ein handliches Hilfsmittel oder Referenzwerk; es dient als Quelle der Inspiration, die den Zugang zu den bedeutenden literarischen Werken vereinfacht und Sie dabei unterstützt, jene zu finden, die Ihre Vorstellungskraft wecken und Ihr Herz erreichen könnten. Es erschließt eine Welt, die Ihnen vielleicht noch fremd ist, aber darauf wartet, mit Begeisterung und Entdeckergeist erkundet zu werden.
Inbegriffen sind die herausragendsten Werke der Literaturgeschichte, von der Antike bis ins 21. Jahrhundert, präsentiert in chronologischer Folge. Diese unvergänglichen Schöpfungen rühren an Gefühle, bewegen das Herz, stimulieren den Intellekt und berühren die Seele. Diese Sammlung soll Sie ermutigen, sich den Büchern selbst zuzuwenden und Sie inspirieren, Ihre persönliche Entdeckungsreise durch die beeindruckende Welt der deutschsprachigen Literatur zu beginnen.
Ihr Autor, Simon Mayer
Simon Mayer ist Autor und engagierter Literaturforscher. Nach seinem Studium der Geschichte und Rechtswissenschaften ließ er sich in der Nähe von München nieder und widmet sich leidenschaftlich der Aufgabe, Menschen für Literatur, Geschichte und Kunst zu begeistern.
Autor: unbekannt
Erscheinungsjahr: um 1200 (Niederschrift)
Genre: Epos
Das Nibelungenlied ist ein mittelhochdeutsches Heldenepos, das im frühen 13. Jahrhundert entstanden ist. Es besteht aus 39 Aventiuren (Kapiteln) und erzählt die Geschichte vom heldenhaften Siegfried, seiner Liebe zu seiner Frau Kriemhild, dem Verrat an ihm und den darauffolgenden tragischen Ereignissen, die im Untergang der Nibelungen, einer legendären Sippe von Königen und Kriegern, enden. Die Erzählung ist reich an Abenteuern und umfasst zahlreiche Nebenfiguren und Handlungsstränge, die die komplexe Welt der mittelalterlichen Vorstellungen von Heldentum, Ehre, Liebe und Rache widerspiegeln. Die Handlung des Nibelungenliedes lässt sich in zwei Teile gliedern: den Siegfried-Teil und den Kriemhild-Teil.
Inhaltsangabe
Teil 1: Siegfried und Kriemhild
Die Geschichte beginnt am burgundischen Hof, wo Kriemhild, die Schwester von König Gunther und seinen Brüdern, einen Traum hat. Sie sieht einen Falken, den zwei Adler angreifen – ein Traum, der als Prophezeiung gedeutet wird, dass ihr zukünftiger Ehemann einen gewaltsamen Tod erleiden wird. Dies führt Kriemhild zu dem Entschluss, ledig zu bleiben.
Anschließend wird Siegfried, der Kronprinz von Xanten, eingeführt. Er ist eine heldenhafte Figur, jedoch sind die Details seiner Heldentaten anfangs begrenzt. Später reist Siegfried nach Worms, um Kriemhild zu umwerben. Nach seiner Ankunft berichtet Hagen von Tronje, ein Vasall König Gunthers, von Siegfrieds Jugendabenteuern, einschließlich der Gewinnung eines Schatzes von Nibelung und Schilbung und seinem siegreichen Kampf gegen einen Drachen.
Siegfrieds Sieg über den Drachen macht ihn fast unverwundbar, abgesehen von einer Stelle auf seinem Rücken, auf die ein Lindenblatt fiel, während er im Blut des Drachen badete. Trotz seines beeindruckenden Rufs gestatten die Burgunder anfangs nicht, dass Siegfried Kriemhild trifft. Siegfried beweist jedoch seine Loyalität, indem er Gunther hilft, eine Invasion der Sachsen abzuwehren.
In den folgenden Kapiteln begegnet Siegfried schließlich Kriemhild und verbündet sich mit Gunther, um die Hand der isländischen Königin Brünhild zu gewinnen. Siegfried stimmt zu, Gunther zu helfen, unter der Bedingung, dass er im Gegenzug Kriemhild heiraten darf. Bei ihrer Ankunft in Island treffen sie auf die mächtige Brünhild, die sie zu körperlichen Wettkämpfen herausfordert und bei einer Niederlage mit dem Tod droht. Siegfried benutzt seinen magischen Mantel, der ihm Unsichtbarkeit und außergewöhnliche Stärke verleiht, um Gunther zum Sieg zu verhelfen, was dazu führt, dass Brünhild einwilligt, Gunther zu heiraten.
In den folgenden Kapiteln erobert Siegfried das Nibelungenland und kehrt mit Gunther und Brünhild nach Worms zurück. Siegfried und Kriemhild heiraten mit Gunthers Segen. In der Hochzeitsnacht vermutet Brünhild, dass sie betrogen wurde. Sie setzt ihre ungeheure Kraft ein, um sich Gunther zu widersetzen, was Siegfried dazu veranlasst, noch einmal einzugreifen und sie zu überwältigen. Er nimmt heimlich ihren Ring und ihren Gürtel an sich, die symbolisch für die Entjungferung stehen und auf eine mögliche sexuelle Begegnung hindeuten.
Jahre später überredet die eifersüchtige und misstrauische Brünhild Gunther, Siegfried und Kriemhild in ihr Reich einzuladen. Zwischen Kriemhild und Brünhild entbrennt ein Streit über die Rangordnung ihrer Männer, der dazu führt, dass Kriemhild den Gürtel und den Ring enthüllt, was darauf hindeutet, dass Brünhild einst Siegfrieds Geliebte war. Diese Enthüllung erschüttert Brünhild und entfacht Spannungen zwischen den Männern.
Um den Konflikt zu beenden und Gunthers Ehre zu schützen, schmiedet Hagen einen Plan, Siegfried zu ermorden. Unter dem Vorwand einer falschen militärischen Bedrohung überredet Hagen Kriemhild, Siegfrieds einzige Schwachstelle auf seinem Rücken mit einem Kreuz zu markieren, angeblich um ihn zu schützen. Nachdem die vermeintliche Bedrohung aufgehoben wird, nutzt Hagen diese Information, um Siegfried während eines Jagdausflugs zu töten.
Kriemhild entdeckt später Hagens Verrat, als Siegfrieds Wunde in Hagens Gegenwart blutet. Im weiteren Verlauf der Geschichte erkennt Hagen, dass Kriemhild durch ihren Schatz an Einfluss gewinnt, entschließt sich, diesen zu stehlen und legt damit den Grundstein für weitere Konflikte.
Teil 2: Kriemhilds Rache
Kriemhild schwört, Vergeltung für den Mord an ihrem Ehemann und den Raub ihres Schatzes zu suchen. Jahre später erhält sie einen Heiratsantrag von Etzel, dem Hunnenkönig, reist in das Land der Hunnen und heiratet ihn. Zur Taufe ihres Sohnes lädt sie ihre Brüder, die Burgunder, zu einem Festmahl auf Etzels Burg in Ungarn ein. Hagen möchte zunächst nicht hingehen, da er vermutet, dass es sich um eine List Kriemhilds handelt, um sich zu rächen und alle zu töten. Dennoch wird er so lange verspottet, bis er schließlich nachgibt. Als die Burgunder die Donau überqueren, bestätigen Nixen das schlimme Schicksal und prophezeien, dass alle bis auf einen Mönch sterben werden. Hagen versucht, den Mönch zu ertränken, um die Prophezeiung zu vereiteln, doch dieser überlebt.
Bei ihrer Ankunft auf Etzels Burg werden die Burgunder von Kriemhild mit einem verlogenen Lächeln und scheinbarer Gnade empfangen. Dietrich von Bern, ein Verbündeter Etzels, rät den Burgundern jedoch, aus Sicherheitsgründen ihre Waffen stets bei sich zu tragen, was unter normalen Umständen nicht gestattet ist. Die Tragödie nimmt ihren Lauf, als Kriemhild vor Hagen tritt, ihm den Tod ihres Mannes Siegfried vorwirft und die Rückgabe des Nibelungenschatzes fordert. Hagen demütigt sie weiter, indem er Siegfrieds Schwert Balmung, das von dessen Leichnam gestohlen wurde, offen trägt und zugibt, Siegfried getötet und den Nibelungenschatz gestohlen zu haben. Hagen gibt Kriemhild die Schuld für seine Taten aufgrund ihres eigenen Verhaltens.
König Etzel empfängt die Brüder seiner Frau mit offenen Armen. Doch außerhalb des angespannten Festes im großen Saal bricht ein Kampf zwischen Hunnen und Burgundern aus. Als die Nachricht vom Kampf das Fest erreicht, enthauptet Hagen den jungen Sohn von Kriemhild und Etzel direkt vor deren Augen.Kriemhild bietet ihren Brüdern an, ihr Leben zu verschonen, wenn sie Hagen ausliefern, doch sie lehnen ab. Der Kampf dauert den ganzen Tag, bis Kriemhild befiehlt, den Saal mitsamt den darin befindlichen Burgundern zu verbrennen.
Alle Burgunder werden getötet, außer Hagen und Gunther, die gefesselt und von Dietrich von Bern gefangen genommen werden. Kriemhild lässt die Männer zu sich bringen und befiehlt, ihren Bruder Gunther zu töten. Selbst nachdem er Gunthers abgeschlagenen Kopf gesehen hat, weigert sich Hagen hartnäckig, Kriemhild zu enthüllen, was er mit dem Nibelungenschatz gemacht hat. In ihrer Wut schlägt Kriemhild selbst Hagens Kopf ab. Der alte Hildebrand, Mentor von Dietrich von Bern, ist zornig über das entehrende Ableben der burgundischen Gäste und hackt Kriemhild mit seinem Schwert in Stücke. In einem Manuskript aus dem 15. Jahrhundert heißt es, dass er Kriemhild mit einem einzigen sauberen Hieb in die Taille trifft; sie spürt jedoch keinen Schmerz und erklärt, sein Schwert sei nutzlos. Daraufhin lässt Hildebrand einen Ring fallen und befiehlt Kriemhild, ihn aufzuheben. Als sie sich bückt, fällt ihr Körper in Stücke. Dietrich, Etzel und das gesamte Hofvolk beklagen den Tod so vieler Helden.
Autor: Wolfram von Eschenbach
Erscheinungsjahr: zwischen 1200 und 1210
Genre: Ritterroman
"Parzival" von Wolfram von Eschenbach ist ein faszinierendes mittelalterliches Epos und eines der bedeutendsten Werke der mittelhochdeutschen Literatur, das den Leser auf eine Reise der Suche nach Identität, Ritterschaft und spiritueller Erfüllung mitnimmt. Das epische Gedicht erzählt die Geschichte des jungen Parzival, der sich aufmacht, ein Ritter zu werden und das Rätsel des Heiligen Grals zu lösen. Es besteht aus 25.000 paarweise gereimten Versen, die in 16 Büchern gegliedert werden. Durch zahlreiche Abenteuer und persönliche Fehler entwickelt sich Parzival von einem naiven Jüngling zu einem gereiften und weisen Gralskönig. Die Geschichte ist inspiriert von Chrétien de Troyes' unvollendetem Werk "Perceval, le Conte du Graal" und enthält auch Einflüsse aus anderen mittelalterlichen Quellen.
Inhaltsangabe
Das erste Buch beginnt mit dem Tod von König Gandin, dem Großvater von Parzival. Seinem ältesten Sohn Galoes wird das Königreich zugesprochen, während sein Bruder Gahmuret das Land Anjou als Lehen anbietet. Gahmuret zieht jedoch fort, um Ruhm zu erlangen. Er reist zum afrikanischen Königreich Zazamanc, dessen Hauptstadt von zwei Heeren belagert wird. Gahmuret bietet der belagerten Stadt seine Unterstützung an, und Königin Belacane nimmt sein Angebot an. Nachdem er die Angreifer zurückgeschlagen hat, heiratet er Königin Belacane und wird zum König von Zazamanc und Azagouc gekrönt. Doch bald überkommt ihn die Unruhe des Friedens, und er entflieht heimlich auf einem Schiff, seine schwangere Frau zurücklassend. Belacane bringt später ihren Sohn Feirefiz zur Welt, dessen Haut schwarz-weiß gesprenkelt ist.
Im zweiten Buch kehrt Gahmuret in den Westen zurück und heiratet Königin Herzeloyde. Seine Rastlosigkeit treibt ihn jedoch erneut in die Ferne, um im Fernen Osten für die Baruch zu kämpfen, wo er später durch einen verräterischen Bekannten getötet wird.
Das dritte Buch erzählt, wie die schwangere Herzeloyde sich aus Trauer über den Tod ihres Mannes in eine abgelegene Waldhütte zurückzieht und schwört, ihr ungeborenes Kind, Parzival, um jeden Preis vor dem Rittertum zu schützen. Sie zieht ihn in völliger Unkenntnis über das Rittertum und die Außenwelt auf. Diese Abgeschiedenheit endet, als drei Ritter vorbeikommen und ihm von König Artus' Hof in Camelot erzählen. Parzival beschließt, zum Hof von König Artus zu gehen. Seine Mutter ist zutiefst betrübt über seinen Entschluss, lässt ihn jedoch ziehen und kleidet ihn in Narrengewänder, in der Hoffnung, dass die Ritter ihn deshalb nicht aufnehmen werden. Kurz nach seiner Abreise stirbt sie, überwältigt von Verzweiflung.
Der erste Teil der Reise von Parzival spielt sich vollständig in der Welt von König Artus ab, wo sein farbenfrohes und ungewöhnliches Erscheinen das Interesse des Hofes weckt. Nachdem er in die höfischen Intrigen zwischen Herzog Orilus und dessen Frau Jeschute verwickelt wird, trifft Parzival seine Cousine Sigune, die ihm seinen wahren Namen offenbart. Parzival kämpft zudem gegen Ither, den roten Ritter von Kukumerlant, den er schließlich tötet. In der Rüstung des roten Ritters verlässt er den Hof und trifft auf Gurnemanz, der ihn in den Pflichten eines Ritters unterweist, insbesondere in Selbstbeherrschung und Mäßigung. Gurnemanz rät ihm auch, unverschämte Neugierde zu meiden.
Im vierten Buch begegnet Parzival der Königin Condwiramurs, in die er sich verliebt. Sie hat das Reich ihres Vaters geerbt, hat jedoch einen Großteil davon an einen feindlichen König verloren, der ihre Stadt belagert. Parzival nutzt seine neu erworbenen ritterlichen Fähigkeiten, um ihr Land zurückzuerobern. Die beiden heiraten, doch kurz darauf bricht Parzival erneut auf, diesmal um nach seiner Mutter zu suchen.
In Buch V kommt er auf der Gralsburg an. Er fragt seinen Gastgeber Anfortas jedoch weder nach seiner geheimnisvollen Wunde noch nach den magischen Gegenständen, die vor ihm ausgestellt sind, da er sich an den Rat von Gurnemanz erinnert, nicht zu neugierig zu sein. Am nächsten Morgen erwacht er in einer gänzlich verlassenen Burg, was ihn zu dem Schluss führt, dass die Ereignisse der Nacht möglicherweise eine Illusion waren, geschaffen von bösen Geistern, um ihn zu täuschen.
Parzival kehrt zurück in die Welt von König Artus und trifft erneut auf Sigune, die ihm vorwirft, dass er dem Burgherrn Anfortas eine entscheidende Frage hätte stellen sollen ("Oheim, warum leidest du?"), woraufhin Parzival jedoch nicht näher darauf eingeht. Daraufhin schwört sie, nie wieder mit ihm zu sprechen. Parzival trifft auch Jeschute wieder, die er beim letzten Treffen unwissentlich gedemütigt hatte. Im Kampf besiegt er Orilus und sorgt dafür, dass die Ehe zwischen Jeschute und Orilus erneuert wird.
In Buch VI kehrt Parzival als ideales Mitglied für die Tafelrunde zu König Artus zurück. Doch während eines Festmahls erscheint Cundrie, die Gralsbotin, und verflucht Parzival im Namen des Grals. Sie behauptet, Parzival habe seine Ehre verloren, weil er die entscheidende Frage nicht gestellt hat. Parzival verlässt daraufhin sofort den Hof, obwohl er sich keiner Schuld bewusst ist.
In den Büchern VII bis VIII übernimmt Gawan die zentrale Rolle, als er versucht, seinen Namen von einer falschen Anklage wegen Mordes reinzuwaschen.
Im neunten Buch wird enthüllt, dass Parzival trotz seines Eintretens für das Gute unter seiner Entfremdung von Gott leidet. Nach fast fünf Jahren des Umherziehens und Kämpfens erlangt er im Kampf ein neues Pferd, das einem Gralsritter gehört. Dieses Pferd führt ihn an einem Karfreitag zu Trevrizent, einem heiligen Mann, dem sich Parzival als reuiger Sünder vorstellt. Er bleibt vierzehn Tage bei Trevrizent, lernt den verborgenen Sinn des Lebens und die wahre Bedeutung des Grals kennen und erfährt, dass seine Mutter die Schwester des Gralskönigs ist. Diese Begegnung markiert einen Schritt hin zu einem Leben der geistigen Erkenntnis. Durch seine Einsamkeit und seine Sehnsucht nach dem Gral sowie nach Condwiramurs entfernt sich Parzival zunehmend von der Welt von König Artus und wird in die Welt des Grals gerufen.
Die Bücher X bis XIV konzentrieren sich auf Gawans Bemühungen, die Hand der Jungfrau Orgeluse zu gewinnen.
In Buch fünfzehn kämpft Parzival gegen einen Ritter, der zunächst geschickter zu sein scheint. Parzivals Schwert zerbricht im Kampf, doch anstatt ihn zu töten, erkennt der andere Ritter, dass kein Ruhm darin liegt, einen wehrlosen Gegner zu töten. Als sie entdecken, dass sie denselben Vater haben, endet der Kampf. Cundrie erscheint erneut und verkündet, dass Parzivals Name auf dem Gral aufgetaucht ist und er zum neuen Gralskönig vorbestimmt ist. Daraufhin reitet Parzival zusammen mit Feirefiz zur Gralsburg und stellt Anfortas die entscheidende Frage, wodurch dieser gesundet und Parzival zum Gralskönig wird.
In Buch XVI, kehrt Parzival zu seiner Frau und seinen Kindern zurück und kehrt zusammen mit seiner Frau und Loherangrin zur Gralsburg zurück.
Obwohl Feirefiz den Gral nicht sehen kann, erblickt er die Jungfrau Repanse de Schoye, die Schwester von Anfortas, und verliebt sich sofort in sie. Um sie zu bekommen, lässt er sich taufen und kann danach auch den Gral erblicken.
Autor: Gottfried von Straßburg (Ende des 12./Anfang des 13. Jahrhunderts)
Erscheinungsjahr: um 1210 (Niederschrift)
Genre: Liebesroman, Drama
"Tristan" repräsentiert das Hauptwerk des mittelalterlichen Autors Gottfried von Straßburg. Dieser Versroman in mittelhochdeutscher Sprache, der um das Jahr 1210 entstand und unvollendet blieb, stellt eine Adaption der Geschichte von „Tristan und Isolde“ dar. Gottfrieds Interpretation wird dabei als die klassische Version dieses Sujets angesehen. Das überlieferte Fragment umfasst nahezu 20.000 Verse, wobei das vollständige Werk vermutlich auf etwa 30.000 Verse ausgelegt war.
Inhaltsangabe
Nach dem Verlust seiner Eltern in jungen Jahren übernimmt Rual li Foitenant, der treue Marschall seines Vaters, die Erziehung von Tristan, dem Kind Riwalins von Parmenien und Blanscheflur, Markes von Cornwall Schwester. Tristan erlebt zahlreiche Abenteuer, bevor er schließlich zu seinem Onkel, König Marke von Cornwall, gelangt. Dort unterstützt er den König, indem er Morold, einen irischen Gesandten, der Tribut forderte, in einem Duell besiegt und tötet. Allerdings erleidet Tristan dabei durch Morolds vergiftetes Schwert eine lebensgefährliche Verletzung, die nur Isolde, die Königin von Irland und Schwester Morolds, heilen kann, da sie die Vergiftung des Schwertes vorgenommen hatte.
Um Rache zu entgehen, tarnt Tristan sich als der Spielmann Tantris. Dank dieser Täuschung wird er von der Königin erfolgreich geheilt. Als Dank für seine Genesung wird Tristan zum Lehrer der jungen Isolde, der Tochter der Königin, ernannt. Er unterrichtet sie in Musik, Sprachen und den Regeln der Etikette.
Bei seiner Rückkehr nach Cornwall fasst König Marke den Entschluss zu heiraten. Auf Tristans Vorschlag hin entscheidet sich Marke für Isolde und schickt Tristan nach Irland, um bei König Gurmun um die Hand der irischen Prinzessin Isolde anzuhalten. In Irland angekommen, tötet Tristan einen Drachen, dessen Besiegung von König Gurmun mit der Hand seiner Tochter belohnt werden sollte. Isolde erkennt in Tristan den Mann, der sich zuvor als der Spielmann Tantris ausgegeben hatte, und auch seine Tätigkeit als Morolds Bezwinger kommt ans Licht. Trotz der aufgedeckten Wahrheiten wird Tristan verschont und erhält Isolde als Braut für König Marke. Während der Seereise zurück nach Cornwall bekommt Brangaene, eine Hofdame Isoldes, von der Königin einen Liebestrank zugesteckt. Dieser soll Isolde und Marke am Tag ihrer Vermählung einander unwiderruflich in Liebe verbinden. Jedoch trinken Tristan und Isolde in Brangaenes Abwesenheit aus Unwissenheit den Trank und verfallen dadurch einer tiefen, unauflöslichen Liebe zueinander.
Bereits während der Seefahrt ergeben sich Tristan und Isolde ihrer tiefen Zuneigung, was zu erheblichen Komplikationen führt: Isolde kann nicht mehr als Jungfrau in die Ehe mit Marke treten. Um diesen Umstand zu verschleiern, ersinnen sie einen Plan: In der Hochzeitsnacht von Isolde und Marke teilt die noch jungfräuliche Brangaene das Lager mit Marke, ohne dass dieser davon Kenntnis erhält. Von da an gelingt es Tristan und Isolde, mithilfe ihrer List und oft mit Brangaenes Unterstützung, Marke geschickt über ihre Affäre zu täuschen. Als jedoch am Hofe Gerüchte über die enge Verbindung zwischen Isolde und Tristan aufkommen, beginnt Marke, an der Loyalität seiner Frau und seines Neffen zu zweifeln.
Nach zahlreichen romantischen Eskapaden und ebenso vielen Irreführungen werden Tristan und Isolde schließlich von Marke auf frischer Tat ertappt. Daraufhin verlässt Tristan Cornwall und begibt sich in die Normandie, wo er auf eine andere Isolde, bekannt als Isolde Weißhand, trifft und ihre Liebe gewinnt. Der gemeinsame Name weckt in Tristan Erinnerungen an „seine“ Isolde, was ihn in einen inneren Konflikt seiner Gefühle stürzt. An diesem Punkt der Zerrissenheit Tristans endet Gottfrieds Erzählung.
Autor: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen (um 1622 – 17. August 1676)
Erscheinungsjahr: 1668
Genre: Abenteuerroman, Schelmenroman
"Der Abentheuerliche Simplicissimus Teutsch", bekannt als "Simplicius Simplicissimus", ist ein herausragender Schelmenroman von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen, veröffentlicht 1668 und auf 1669 datiert. Als erster Abenteuerroman und wichtigstes barockes Prosawerk in deutscher Sprache, gehört er zum Genre des Pikaro-Romans, das sich durch satirische Elemente auszeichnet und ursprünglich aus Spanien stammt, wobei "pícaro" Schelm bedeutet.
Grimmelshausen veröffentlichte das Buch unter dem Pseudonym German Schleifheim von Sulsfort, ein Anagramm seines Namens. Die Geschichte folgt Melchior Sternfels von Fuchshaim, ein weiteres Anagramm des Autors, der im Dreißigjährigen Krieg entführt, zum Offizier aufsteigt, mehrfach die Seiten wechselt und schließlich als Einsiedler endet.
Inhaltsangabe
Aufgewachsen in völliger Abgeschiedenheit und Unwissenheit auf einem ländlichen Hof im Spessart, kennt der junge Simplicius nicht einmal seinen eigenen Namen. Als einfacher Hirtenjunge zieht er mit seiner Flöte versehentlich eine Gruppe verirrter Soldaten an, die daraufhin den Hof brutal überfallen. Nach diesem traumatischen Erlebnis, angestachelt durch die Ratschläge einer misshandelten Dienerin, flüchtet er in den Wald, wo er von denjenigen, die er als Eltern ansah, getrennt wird. Im Wald stößt er auf einen alten Eremiten, der ihn Simplicius tauft und ihm die Grundlagen des Glaubens sowie des Lesens und Schreibens vermittelt.
Zwei Jahre verbringt Simplicius in der Einsamkeit des Waldes, bis sein geistiger Mentor ihm offenbart, dass seine Zeit abgelaufen sei und er bald sterben werde. Nach dem Tod des Eremiten und einer verheerenden Entdeckung der Zerstörung im benachbarten Dorf, beschließt Simplicius, das eremitische Leben fortzusetzen. Doch auch diese Zuflucht wird ihm genommen, als nach einer Schlacht Soldaten sein Refugium überfallen. Er findet einen abschließenden Brief seines Mentors, der ihm Ratschläge für ein gelungenes Leben gibt: Selbsterkenntnis, Welterkenntnis und Beständigkeit.
Sein Weg führt ihn daraufhin nach Hanau, wo er zunächst als Spion verdächtigt, dann aber durch den Stadtpfarrer befreit wird. Dort erfährt er, dass der Eremit ein ehemaliger Offizier und Verwandter des Gouverneurs Ramsay war. Als Pagen des Gouverneurs erkennt man bald, dass Simplicius tatsächlich dessen Neffe ist. Doch das hofleben steht im starken Gegensatz zu seinem bisherigen Dasein, und Simplicius kämpft mit den heuchlerischen und gottlosen Sitten am Hof, was zu einem zunehmenden Unverständnis für seine naive Weltsicht und Unkenntnis der höfischen Etikette führt.
Simplicius fällt schnell aus der Gunst des Gouverneurs und wird Ziel eines komplexen Spotts: Eingeschlossen in einem Keller, umgeben von maskierten Gestalten, soll er unter Zwang exzessiv Alkohol konsumieren. Dank eines Hinweises des Pfarrers widersteht er jedoch dieser geplanten Demütigung. Obwohl er fortan ein Kostüm aus Tierhäuten und Eselsohren trägt, behält er seinen Verstand und gibt lediglich vor, der Narr zu sein. Seine Reise führt ihn durch weitere Gefahren, aus denen er stets schlau entkommt, bis er an die belagerte Stadt Magdeburg gelangt. Dort wird er Teil der kaiserlichen Truppen und schließt Freundschaft mit dem Hofmeister Ulrich Hertzbruder und dessen Sohn.
Nachdem er der Schlacht bei Wittstock entkommen ist, mit Hilfe des jungen Ulrich, der nun für die Schweden kämpft, findet Simplicius Zuflucht in einem Kloster. Dort avanciert er zum Schutzbeauftragten und erlangt als Soester Jäger Ruhm sowie Vermögen durch zahlreiche Streiche, ohne je belangt zu werden.
Sein Ruf bewegt einen Nachahmer in Werl, den Simplicius jedoch schnell in Schach hält. Seine kühnen Taten führen zu einem Duell, aus dem er siegreich hervorgeht, was jedoch seine Verhaftung nach sich zieht. Durch eine clever vorgeschlagene Strategie erlangt er seine Freiheit zurück.
Nachdem er seinen Reichtum durchlebt und sich unglücklich verliebt hat, zieht es Simplicius nach Paris, wo er als Sänger und Liebhaber Erfolg hat. Eine schwere Krankheit und ein darauffolgender Raubüberfall lassen ihn verarmen, doch als Quacksalber verdient er erneut Geld, bevor er unfreiwillig wieder in den Kriegsdienst gerät.
Während einer Aufklärungsmission auf dem Rhein kippt das Boot, auf dem Simplicius sich befindet, um. In letzter Sekunde vor dem Ertrinken gerettet, flüchtet er nach Rheinhausen, wo er erneut in den Militärdienst gezwungen wird. Bald darauf gerät er in die Hände feindlicher Kräfte und wird von einem Banditen überfallen, der sich als sein alter Widersacher Olivier herausstellt, bekannt als der „Jäger von Werl“. Zusammen mit ihm zieht Simplicius plündernd umher, bis eine Konfrontation in einer Gaststätte Oliviers Ende bedeutet. Simplicius entkommt und findet schließlich wieder zu Ulrich Herzbruder.
Gemeinsam planen sie eine Pilgerfahrt nach Einsiedeln, um Buße für ihre vergangenen Taten zu tun, wobei Simplicius nur widerwillig teilnimmt. Später kehrt er zum Militär zurück und erfährt vom Mummelsee, dessen Wassergeisterkönig ihm einen magischen Stein überreicht, der eine Heilquelle erschaffen kann. Trotz der Absicht, damit ein Heilbad zu errichten, verliert er das Vermögen über Nacht durch einen unachtsamen Moment. Enttäuscht zieht er sich auf einen Bauernhof zurück, wo er sich dem Studium widmet.
Als Truppen den Hof einnehmen, wird Simplicius gefangen und nach Moskau verschleppt, wo er als Wissenschaftler Anerkennung findet und dem Zaren die Herstellung von Schießpulver demonstriert. Freigelassen, wird er jedoch von Tataren entführt und nach Korea gebracht. Auf seiner Rückreise, ermöglicht durch seine Dienste für den koreanischen König, erlebt er Abenteuer in verschiedenen Ländern und wird schlussendlich als Galeerensklave verkauft.
Nach seiner Heimkehr stößt er bei einem Spaziergang auf eine magische Statue, die sich in verschiedene Formen verwandelt, bevor sie davonfliegt, was er als göttliches Zeichen deutet und eine Pilgerreise nach Santiago de Compostela plant. Doch sein Schiff erleidet Schiffbruch, und er überlebt als Einsiedler, verfasst seine Lebensgeschichte und übergibt sie einem vorbeifahrenden holländischen Kapitän. Das Ende seiner Reise bleibt offen, was die Erzählung zu einer der ersten Robinsonaden der deutschen Literatur macht. Überraschenderweise findet Simplicius in Grimmelshausens Fortsetzung „Springinsfeld“ seinen Weg zurück in die Erzählung.
Autor: Gotthold Ephraim Lessing (22. Januar 1729 – 15. Februar 1781)
Erscheinungsjahr: 1767
Genre: Lustspiel, Komödie
"Minna von Barnhelm oder das Soldatenglück" ist ein fünfaktiges Lustspiel von Gotthold Ephraim Lessing. Vollendet wurde das Werk im Jahr 1767, obwohl Lessing bereits 1763 mit der Niederschrift begann. Auf dem Titelblatt wies Lessing das Jahr 1763 als offizielles Entstehungsjahr aus, wahrscheinlich um die Verbindung zum Siebenjährigen Krieg hervorzuheben, der den historischen Hintergrund der Handlung bildet. Dieses Stück gilt als das berühmteste Lustspiel der deutschen Aufklärungszeit und nimmt eine zentrale Stellung in der Geschichte der Komödien im deutschsprachigen Raum ein.
Inhaltsangabe
Nach einer Verwundung und einer entehrenden Entlassung aus der preußischen Armee, konfrontiert mit finanziellen Nöten und gravierenden Anschuldigungen der Korruption, befindet sich Major von Tellheim mit seinem Diener Just in einem Berliner Gasthof, in Erwartung der Entscheidung seines laufenden Gerichtsverfahrens. Finanziell am Ende, verzögert sich die Erstattung eines bedeutenden Geldbetrags, den er im Zuge des letzten Krieges der Regierung geliehen hatte, und seine Integrität wegen des Darlehens wird angezweifelt. In seiner Abwesenheit hat der Gastwirt Tellheims Eigentum entfernen lassen, offiziell um Platz für eine Dame und ihre Kammerzofe zu schaffen, tatsächlich jedoch wegen Bedenken hinsichtlich Tellheims Fähigkeit zur Begleichung seiner Schulden.
Der Wirt stößt bei der Räumung auf einen versiegelten Briefumschlag, beschriftet mit „Fünfhundert Taler“, was ihn dazu bewegt, sein Verhalten gegenüber Tellheim zu mildern. Unbekannt ist ihm, dass Paul Werner, Tellheims ehemaliger Unteroffizier, der von der prekären Situation seines Majors weiß, das Geld hinterlassen hat, in der Hoffnung, Tellheim würde es für sich nutzen. Aufgrund seiner Ehrenhaftigkeit lehnt Tellheim es jedoch ab, sich Geld zu borgen, ohne die Sicherheit der Rückzahlung. Er veranlasst seinen Diener, seinen einzigen verbliebenen wertvollen Gegenstand, einen kostbaren Ring, zu verpfänden, um sowohl die Schulden beim Gastwirt als auch ausstehenden Lohn zu begleichen.
Just hinterlegt den Ring als Sicherheit beim Gastwirt, lehnt es jedoch ab, seinen ausstehenden Lohn oder seine Entlassung anzunehmen, da er glaubt, er schulde Tellheim noch und müsse diese Schuld tilgen. Der plauderhafte Gastwirt präsentiert den Ring vor einigen gerade angekommenen Gästen und gibt dabei unfreiwillig Einblicke in die finanzielle Lage seines ehemaligen Besitzers preis. Minna von Barnhelm, die den Ring als Teil ihres Verlöbnisses mit Tellheim wiedererkennt, ist überwältigt von Freude, endlich ihren verschollenen Verlobten wiedergefunden zu haben.
Doch als Tellheim erscheint, zögert er, Minnas Hand anzunehmen oder ihr Versprechen der Ehe zu erneuern, angesichts seiner unsicheren Situation. Unbeeindruckt von jeglichen Überzeugungsversuchen, täuscht Minna mit Unterstützung ihrer Dienerin Franziska vor, sie sei ebenfalls verarmt und in einer misslichen Lage. Angesichts dieser vermeintlichen Umstände besteht Tellheim darauf, das Recht zu haben, sie zu ehelichen und für sie zu sorgen.
Gerade als die Situation ihren Höhepunkt erreicht, wird ein verzögerter königlicher Erlass zugestellt, der sowohl Tellheims Vermögensverhältnisse als auch seinen Ruf wiederherstellt. Minna entscheidet sich, Tellheim eine Lektion zu erteilen, indem sie vorgibt, aufgrund der nun bestehenden sozialen Unterschiede eine Heirat mit ihm ablehnen zu müssen. Sie spiegelt ihm seine eigenen vorherigen Bedenken vor, was ihn stark durcheinanderbringt. Erst als Tellheim scheinbar am Rande der Verzweiflung steht und das unerwartete Erscheinen von Minnas Onkel kurz davor steht, den Schwindel aufzudecken, enthüllt Minna die Wahrheit. In einem harmonischen Abschluss finden alle Unstimmigkeiten eine zufriedenstellende Lösung, nicht zuletzt die Annäherung zwischen Franziska und Paul Werner, die einander ihre Zuneigung entdecken.
Autor: Gotthold Ephraim Lessing (22. Januar 1729 – 15. Februar 1781)
Erscheinungsjahr: 1772
Genre: Bürgerliches Trauerspiel, Tragödie
"Emilia Galotti" ist ein bedeutendes Werk der deutschen Literatur, verfasst von Gotthold Ephraim Lessing, und gilt als Musterbeispiel des bürgerlichen Trauerspiels. Das Stück, das am 13. März 1772 in Braunschweig uraufgeführt wurde, feierte seine Premiere im Gedenken an den Geburtstag der Herzogin Philippine Charlotte, ohne dass Lessing selbst zugegen war. In diesem Drama adaptiert Lessing die antike Sage von Verginia, nimmt jedoch wesentliche Änderungen vor, die den Kern der Handlung transformieren.
Inhaltsangabe
Als ein Drama der Aufklärungszeit stellt "Emilia Galotti" eine Abkehr von den damals vorherrschenden französischen Dramenmustern und der von Johann Christoph Gottsched geprägten Regelpoetik dar. Trotz der zentralen Rolle der Liebe in der Handlung, die Lessing bewusst von politischen Motiven zu befreien suchte, wird das Stück auch als politische Aussage gegen die Willkürherrschaft des Adels und für die moralischen Werte des aufstrebenden Bürgertums interpretiert. Es spiegelt den Konflikt zwischen überholten feudalen Auffassungen von Liebe und Ehe und dem neuen, vom Bürgertum getragenen Ideal der Empfindsamkeit wider. Diese Spannung verleiht dem Stück seine einstige Brisanz und Aktualität.
Hettore Gonzaga, der junge Herrscher von Guastalla, fühlt sich den Anforderungen seiner Herrschaft nicht gewachsen und entwickelt seit seiner ersten Begegnung mit Emilia Galotti eine obsessive Vorstellung davon, sie zu seiner Geliebten zu machen. Um Emilias anstehende Vermählung mit Graf Appiani zu unterbinden, erteilt er seinem verschlagenen Diener, dem Marquis Marinelli, weitreichende Befugnisse.
Auf Anweisung Marinellis wird der Wagen, der das Brautpaar zusammen mit der Trauzeugin zur Trauung bringen soll, überfallen. Appiani wird dabei von bezahlten Auftragskillern erschossen, während Emilia und ihre Mutter Claudia unter dem Vorwand des Schutzes in den nahegelegenen Schloss des Prinzen gebracht werden. Während Claudias Empörung schnell wächst, da sie durchschaut, dass der Überfall eine sorgfältig geplante Intrige ist, bleibt Emilia verwirrt und ahnungslos bezüglich der tatsächlichen Umstände.
Gleichzeitig erscheint Marquise d'Orsina, die vormalige Geliebte des Prinzen, im Schloss, in der Hoffnung, Hettores Zuneigung erneut zu gewinnen. Doch sie wird abgewiesen, nicht einmal eingelassen, und Marinelli stellt sie als geistesgestört dar. Diese Beschreibung weist sie, bekannt für ihren scharfen Verstand am Hof, mit den Worten zurück, dass wenn jemand in bestimmten Situationen den Kopf nicht verliert, er überhaupt keinen Kopf hätte.
Verletzt in ihrem Stolz und enttäuscht von Hettores Zurückweisung, versucht sie, Odoardo Galotti – den Vater Emilias, der gerade voll Misstrauen im Schloss ankommt – dazu zu bewegen, den Tod Appianis durch die Ermordung Hettores zu sühnen. Sie drängt Odoardo, einen Dolch zu akzeptieren, doch er zögert und wünscht zunächst ein Gespräch mit seiner Tochter, um sich ihrer Unschuld zu vergewissern.
Unterdessen plant Marinelli eine weitere List, indem er behauptet, der Vorfall müsse gerichtlich geprüft werden, um Emilia weiterhin unter der Aufsicht des Prinzen zu halten. Als ihr Vater sie trifft, fleht sie ihn an, sie zu töten, aus Angst, ihre Unerfahrenheit könne sie den Verführungskünsten des Prinzen erliegen lassen. Bei Odorados Zögern versucht sie, ihm den Dolch zu entwenden, um sich selbst das Leben zu nehmen. Von der tiefen Verzweiflung seiner Tochter gerührt, tötet Odoardo sie schließlich, um ihre Ehre zu wahren. Anschließend stellt er sich der weltlichen Gerichtsbarkeit, während er das Schicksal des Prinzen und die Geschehnisse dem göttlichen Gericht überlässt.
Autor: Johann Wolfgang von Goethe (28. August 1749 – 22. März 1832)
Erscheinungsjahr: 1773
Genre: Historisches Drama
Johann Wolfgang von Goethe veröffentlichte 1773 anonym das Geschichts- und Charakterdrama 'Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand', das ein Jahr später seine Bühnenpremiere erlebte. Die Handlung kreist um den historischen Reichsritter Gottfried 'Götz' von Berlichingen zu Hornberg, der wegen seiner metallenen Prothese als 'mit der Eisernen Hand' bekannt ist.
Als Schlüsselwerk der Sturm-und-Drang-Bewegung bricht das Stück bewusst mit den traditionellen aristotelischen Regeln des Theaters, indem es sich stattdessen an der dramatischen Freiheit Shakespeares orientiert. Goethe sprengt die klassischen Einheiten von Ort, Zeit und Handlung, indem er die Geschehnisse über mehr als fünfzig verschiedene Orte verteilt und eine Zeitspanne abdeckt, die mehrere, teilweise simultan verlaufende Handlungsstränge umfasst.
Inhaltsangabe
Im ersten Akt befindet sich Götz von Berlichingen in einem Konflikt mit dem Bischof von Bamberg, der einen seiner Diener gefangengenommen und gefoltert hat. Götz gelingt es, Adelbert von Weislingen, einen alten Freund, der im Dienste des Bischofs steht, zu überwältigen und auf seine Burg Jagsthausen zu verschleppen. Dort überzeugt er ihn, das Lager zu wechseln. Zur Bekräftigung ihrer neu geschmiedeten Allianz verlobt sich Weislingen mit Götz' Schwester Maria.
Im zweiten Akt reagiert Bamberg auf diese Entwicklungen. Ein Höfling namens Liebetraut überzeugt Weislingen, nach Bamberg zurückzukehren, indem er ihn mit Versprechen von weiblicher und fürstlicher Gunst sowie Schmeicheleien ködert. Unsicher geworden, beschließt Weislingen, einen kurzen Besuch in Bamberg zu riskieren, wo er sich in Adelheid von Walldorf verliebt und sich von ihr überreden lässt, seinen Dienst beim Bischof fortzusetzen.
Im dritten Akt wird Götz' Schwester an Franz von Sickingen gebunden. Götz nimmt als Vergeltung für die Gefangennahme eines seiner Knappen reiche Kaufleute gefangen. Daraufhin belegt ihn der vom Einfluss Weislingens geleitete Kaiser mit der Reichsacht und schickt ein Exekutionsheer aus, um ihn zu verfolgen. Götz verschanzt sich in seiner Burg, und während der Belagerung weigert er sich zunächst, sich zu ergeben. Als er sich schließlich den Angreifern doch ergibt, handelt er zwar einen freien Abzug aus, wird aber dennoch festgenommen.
Im vierten Akt steht Berlichingen in Heilbronn vor Gericht und verteidigt seine Unschuld. Sickingen befreit ihn durch einen gewagten Einsatz: Er marschiert mit 200 Männern an die Stadt heran und droht, sie in Brand zu setzen. Daraufhin zieht Berlichingen sich wieder auf seine Festung zurück.
Im letzten Akt versuchen rebellische Bauern, Berlichingen als Anführer für ihre gewaltsamen Plünderungszüge zu gewinnen. Er willigt schließlich ein, ihr Anführer zu werden, allerdings unter der Bedingung, dass sie von weiteren Gewaltakten absehen. Die Bauern halten sich jedoch nicht an ihr Versprechen, und Berlichingen muss mitansehen, wie Miltenberg überfallen und zerstört wird. Berlichingen findet Unterschlupf in einem „Zigeunerlager“, wird aber von Weislingens Truppen gefasst.
Adelheid, die Weislingen satt hat, richtet ihr Interesse nun auf den neuen Kaiser. Weislingens Knappe Franz, von Adelheid verführt, wird dazu gebracht, Weislingen zu vergiften. Überwältigt von Schuldgefühlen, nimmt er sich daraufhin das Leben. Adelheid wird von einem Femegericht wegen Mordes und Ehebruchs zum Tode verurteilt.
Eingesperrt im Turm zu Heilbronn, stirbt Berlichingen umgeben von seiner Frau und Schwester, wobei er „Himmlische Luft – Freiheit! Freiheit!“ ausruft. Elisabeth antwortet darauf: „Nur droben, droben bei dir. Die Welt ist ein Gefängnis.“
Autor: Johann Wolfgang von Goethe (28. August 1749 – 22. März 1832)
Erscheinungsjahr: 1774
Genre: Briefroman, Drama
"Die Leiden des jungen Werthers" von Johann Wolfgang von Goethe ist eines der Schlüsselwerke der deutschen Literatur und markierte den Höhepunkt des Sturm und Drang, einer literarischen Bewegung, die tiefgreifende Emotionen und eine Rückkehr zur Natur betonte. Der Roman, in Form von Briefen geschrieben, erzählt die Geschichte von Werther, einem jungen, künstlerisch begabten, Mann von intensiver Sensibilität, dessen unerfüllte Liebe zu Lotte zu seiner zunehmenden Verzweiflung und schließlich zu seinem Selbstmord führt.
Inhaltsangabe
Die Geschichte erstreckt sich vom 4. Mai 1771 bis zum 24. Dezember 1772. Werther, ein junger Mann in den Zwanzigern, aus gutem Hause und gebildet, mit einer besonderen Leidenschaft für das Zeichnen und klassische Werke, verlässt seinen Heimatort, um eine Erbschaftsangelegenheit für seine Mutter zu klären und zugleich eine unglückliche Liebe hinter sich zu lassen. Zuerst nimmt er Quartier in einer Stadt und zieht dann ins benachbarte, malerische Dorf "Wahlheim" (Garbenheim) um. Dort genießt er Spaziergänge in der Natur und hält seine Eindrücke in kleinen Zeichnungen fest.
Eines Tages trifft er den freundlichen Amtmann S., einen Witwer mit neun Kindern, der Werther zu sich nach Hause einlädt. Werther verschiebt den Besuch und vergisst ihn bald. Auf dem Weg zu einem Tanzabend hält die Kutsche, in der Werther fährt, am Haus des Amtmanns an, um dessen Tochter Lotte mitzunehmen. Werther ist sofort beeindruckt, als er Lotte sieht, die ihren acht jüngeren Geschwistern das Abendessen zubereitet und dabei die Rolle der Mutter übernimmt. Während des Balls bittet Werther Lotte um den zweiten Kontertanz, sie stimmt jedoch dem dritten zu. Während des Tanzens fällt Lottes Freundinnen die offensichtliche Zuneigung zwischen Lotte und Werther auf, und sie erwähnen einen gewissen Albert. Lotte erklärt Werther, dass Albert "ein braver Mensch" sei und sie quasi verlobt seien. Später am Abend zieht ein Gewitter auf. Werther und Lotte beobachten von einem Fenster aus die erfrischte Natur nach dem Regen. Beiden kommt dabei dieselbe Ode, Frühlingsfeier von Klopstock, in den Sinn. Werther sieht darin ein Zeichen ihrer Seelenverwandtschaft und sucht fortan immer wieder Lottes Nähe.
Als Lottes Verlobter Albert von einer Geschäftsreise zurückkehrt, beginnt sich Werthers Stimmung zu verändern. Es entwickelt sich ein Dreiecksverhältnis, in dem Lotte anfangs für Werther wie eine "Heilige" wirkt, bei der er keine Begierde verspürt. Zu Beginn ist die Beziehung zwischen Werther und Lotte daher rein platonisch und frei von äußeren Zwängen. Albert und Werther freunden sich an und führen tiefgehende Gespräche, unter anderem über Selbstmord und Melancholie, die "Krankheit zum Tode". Hierbei kommen die charakterlichen Gegensätze der beiden Männer zum Vorschein: Werther ist von heftigen Emotionen erfüllt, während Albert als besonnener Traditionalist auftritt. Als Werther jedoch erkennt, dass er seine intensiven Gefühle für Lotte wegen Albert zurückhalten muss, verlässt er den Ort überstürzt, ohne sich zu verabschieden. Der Auslöser dafür ist ein sehr emotionales Gespräch, in dem klar wird, dass Lotte ihrer sterbenden Mutter versprochen hat, Albert zu heiraten.
Werther verbringt eine Zeit lang bei einem Gesandten am Hof, wo ihn die Pedanterie seines Vorgesetzten und die starre höfische Etikette schnell desillusionieren. Er fühlt sich als Außenseiter und kann sich nicht mit dieser Gesellschaft identifizieren. Als er von Graf C. behutsam aus einer adligen Versammlung entfernt wird, weil sich viele Gäste durch seine bürgerliche Herkunft gestört fühlen, und daraufhin über seinen Fehltritt öffentlich getuschelt wird, ist er zutiefst getroffen. Zudem versucht eine neue Bekannte, die Lotte ähnlich sieht, ihm vorsichtig klarzumachen, dass er zu übermütig sei und sich seines bürgerlichen Standes nicht ausreichend bewusst sei. Kurz nachdem er erfährt, dass Lotte und Albert geheiratet haben, ohne ihn zu informieren oder einzuladen, bittet er um seine Entlassung und verlässt den Hof. Er hält sich zunächst bei einem ihm wohlgesonnenen Fürsten auf, bleibt dort jedoch nur wenige Wochen, kehrt in seinen Heimatort zurück und zieht schließlich wieder nach Wahlheim.
Bald darauf beginnt Werther wieder, Lotte regelmäßig zu besuchen. Ohne es zu beabsichtigen, spielt Lotte mit seinen Gefühlen, etwa indem sie ihren Kanarienvogel zuerst an ihren Lippen und dann an seinen picken lässt, was Werthers Leidenschaft weiter schürt. Als Werther ihr Angebot, die Freuden einer wahren Freundschaft zu genießen, ablehnt und in dem Dorf bereits über sie geredet wird, fühlt sich Lotte bedrängt. Auf Alberts Wunsch hin bittet sie Werther, vier Tage zu warten und sie erst zu Weihnachten wieder zu besuchen.
Trotz der von Lotte gesetzten Frist sucht Werther sie vorzeitig und während Alberts Abwesenheit auf, um ihr aus seiner Übersetzung der Ossian-Gedichte vorzulesen. Ähnlich wie bei der früheren Begegnung, werden sie erneut von ihren Emotionen überwältigt. Als Werther jedoch beginnt, Lotte leidenschaftlich zu umarmen und zu küssen, und so die platonische Natur ihrer Beziehung in Frage stellt, entzieht sie sich verwirrt, flieht in das Nebenzimmer und verschließt sich dort. Obwohl Lotte vielleicht insgeheim Werthers Interesse erwidert, ist sie unwiderruflich an ihren Mann gebunden und hat keine andere Wahl, als ihren Freund zur Abreise zu drängen.
Um Lottes Ehe und ihre Ehre nicht weiter zu gefährden, entscheidet sich Werther, sie nicht weiter zu belästigen und sich das Leben zu nehmen. Am nächsten Tag, bei Alberts Rückkehr, erreicht ihn eine schriftliche Bitte von Werther, ihm seine Pistolen zu leihen, mit der Begründung einer baldigen Reise; Albert stimmt zu und Lotte selbst ist es, die sie mit zitternder Hand dem Diener ihres Freundes übergibt. Der gepeinigte junge Mann zieht sich, nachdem er seine Geschäfte erledigt, Lottes kleine Brüder ein letztes Mal besucht und einen letzten Spaziergang durch das Land unternommen hat, in sein Haus zurück, wo er seinen Diener entlässt und seinen Abschiedsbrief an Lotte zu Ende schreibt. Darin drückt Werther u.a. die Hoffnung aus, sie in einem anderen Leben wiederzusehen. Punkt Mitternacht schießt sich Werther mit einer der Pistolen, die Albert ihm geliehen hat, in die Stirn.
Als der Diener am nächsten Morgen sein Zimmer betritt, findet er ihn verblutet vor; auf seinem Schreibtisch liegt Gotthold Ephraim Lessings Drama "Emilia Galotti" aufgeschlagen. Ein Arzt wird gerufen, Freunde und Behörden eilen herbei. Nach stundenlangen Qualen stirbt Werther gegen Mittag. Kein Priester begleitet seinen Leichenzug(da Selbstmördern ein christliches Begräbnis verweigert wird), nicht einmal Albert und Charlotte. Stattdessen nehmen ihr Vater und ihre jüngeren Geschwister teil. Elf Stunden nach seinem Tod wird Werther gemäß seinem letzten Wunsch in seinem Abschiedsbrief von den örtlichen Handwerkern an einem ihm ans Herz gewachsenen Ort im Dorf, zwischen zwei großen Linden, begraben.
Autor: Jakob Michael Reinhold Lenz (12. Januar 1751 – 24. Mai 1792)
Erscheinungsjahr: 1774
Genre: Bürgerliches Trauerspiel, Tragikomödie
"Der Hofmeister", von Jakob Michael Reinhold Lenz als Tragikomödie verfasst, jedoch vom Autor selbst als „Eine Komödie“ betitelt, ist ein Werk aus dem Jahr 1774, das der Epoche des Sturm und Drang zugehört. Es zählt zu den herausragenden Schöpfungen des Autors. Lenz greift in diesem Drama auf innovative dramaturgische Mittel zurück, wie die Technik der Situationserstellung und eine Art der Szenengestaltung, die später im Impressionismus üblich wurde.
Das Stück beleuchtet die komplexen emotionalen Verwicklungen zwischen einem Hofmeister und seiner Schülerin.
Inhaltsangabe
Erster Aufzug
Zu Beginn der Handlung befinden wir uns in Ostpreußen, wo der Theologe Läuffer auf der Suche nach einer Anstellung letztendlich eine Position als Hofmeister bei Major von Berg erhält. Seine Aufgabe ist es, den Majors Sohn Leopold in diversen Wissenschaften, Umgangsformen und weltlichen Manieren zu unterrichten, um ihn auf eine Karriere als Soldat vorzubereiten.
Läuffer wurde zuvor vom Geheimrat von Berg, dem Bruder des Majors, für eine Lehrerstelle an einer städtischen Schule abgelehnt. Der Sohn des Geheimrats, Fritz, besucht diese Schule und verkehrt dort mit Kindern aus bürgerlichen Familien, was dem Major missfällt. Ein enger Freund von Fritz ist Pätus, der im weiteren Verlauf eine bedeutende Rolle für ihn einnehmen wird.
Leopold zeigt wenig Interesse und Eifer im Lernen; er gilt als faul und unwissend. Infolgedessen wird Läuffers Gehalt von 300 auf 150 Dukaten gekürzt, und zusätzlich wird von ihm erwartet, die etwa vierzehnjährige Tochter des Majors, Gustchen, in Christenlehre und Zeichnen zu unterrichten, wobei er besonders behutsam mit ihr umgehen soll, da sie dem Major sehr am Herzen liegt. Jeder, der ihr zu nahe tritt, soll mit dem Tod rechnen. Dies leitet die erste tragische Wendung ein: Gustchen verliebt sich in ihren Cousin und möchte eine Verbindung wie Romeo und Julia mit Fritz eingehen. Sie schwören sich Treue während ihrer bevorstehenden Trennung, da die Familie des Majors nach Heidelbrunn umzieht und Fritz für sein Studium nach Halle geschickt werden soll. Der Geheimrat von Berg belauscht ihr Treueversprechen und prophezeit dessen Nichtigkeit, da sie sich zukünftig nur unter Aufsicht treffen würden. Damit beginnt eine weitere tragische Wendung: Fritz wird angewiesen, ein weiteres Jahr die Schule zu besuchen, da seine Treueschwüre vom Geheimrat als unklug angesehen werden.
Zweiter Aufzug
Auf dem Gut in Heidelbrunn findet der Hofmeister Läuffer den Umgang mit Gustchen herausfordernd, da sie ihn zunächst zu ignorieren scheint, doch allmählich entwickelt sich zwischen ihnen eine engere Beziehung. In Halle, wo Fritz eigentlich sein erstes Studienjahr absolviert, vermisst er Gustchen zutiefst. Sein alter Freund und Studienkollege Pätus bemüht sich, ihn mit anderen Mädchen zu verkuppeln, in der Hoffnung, dass Fritz dadurch von Gustchen abgelenkt wird. Pätus schlägt sogar vor, dass Fritz bei ihm einziehen solle, da seine Wirtin bekannt für ihre ungezwungene Gastfreundschaft ist. Unterdessen ist Läuffers Entlohnung auf 40 Dukaten reduziert worden, und er hat bereits eine Beziehung mit Gustchen begonnen, die ihm die Befriedigung gibt, die er sonst in Bordellen gesucht hätte. Gustchen zeigt Anzeichen einer Schwangerschaft, was sie krank fühlen lässt. In dieser Konstellation wird Läuffer zu Gustchens Romeo, obwohl er mit Shakespeares Werk nicht vertraut zu sein scheint. Der Major arbeitet hart auf dem Feld, um einen Platz für seine Tochter im Krankenhaus zu sichern, in der Annahme, sie sei krank, doch in Wirklichkeit ist sie schwanger. Fritz verbürgt sich in Halle für Pätus, der seine Schulden nicht begleichen kann, und endet dadurch im Gefängnis. Pätus, dem das Geld seines Vaters fehlt und der Selbstmordgedanken hegt, wird von seinem Freund Bollwerk daran gehindert, sich etwas anzutun, woraufhin Pätus flieht.
Dritter Aufzug
Nachdem die Majorin ihren Mann über Gustchens Beziehung zum Hofmeister aufgeklärt und daraufhin das Bewusstsein verloren hat, gerät der Major in rasende Wut. Läuffer entkommt und findet Unterschlupf in einer Stadtschule, wo er vom Schulmeister Schutz erhält. Gustchen flieht ebenfalls und lässt keine Spur zurück.
Vierter Auzug
Ein Jahr lang ohne Nachricht von seiner Tochter, wird Major von Berg von tiefer Enttäuschung erfasst und wünscht sich im Krieg zwischen Russland und dem Osmanischen Reich (1768–1774) den Tod. Der Geheimrat steckt in einer vergleichbaren Misere: Sein Sohn hat sich abgesetzt, und Gläubiger sind ihm auf den Fersen. Für den Major ist seine Familie am Ende, der Neffe ein Schurke und seine Tochter ein gefallenes Mädchen. In dieser Zeit hat Gustchen bei der blinden Bettlerin Marthe im Wald Zuflucht gefunden und dort ein Kind zur Welt gebracht. Sie plant, ins nächste Dorf zu gehen, um ihrem Vater, von dem sie geträumt hat, mitzuteilen, dass sie noch lebt. Der Major stößt in der Stadtschule auf Läuffer, der dort seit einem Jahr als Hilfslehrer tätig ist, und gibt einen Schuss auf ihn ab; da Läuffer von Gustchens Schicksal nichts weiß, zieht sich der Major zurück. Gustchen gelingt es nicht, ihren Vater zu informieren, und wirft sich in ihrer Verzweiflung in einen Teich, wird jedoch von ihrem Vater gerettet. Der Major vergibt Gustchen.
Um ihren Verfolgern zu entkommen, sind Fritz und Pätus nach Leipzig geflohen.
Fünfter Aufzug
Marthe bringt das Kind von Gustchen zu der Schule, an der Läuffer lehrt, nachdem Gustchen nicht zurückgekehrt ist. Läuffer erkennt das Kind als sein eigenes.
In einem Akt der Selbstkasteiung entfernt Läuffer seine Zeugungsfähigkeit, was vom Schullehrer als lobenswerte Tat angesehen wird. Während einer zu seinen Ehren gehaltenen Predigt des Schullehrers, schenkt Läuffer jedoch einem hübschen Mädchen namens Lise seine Aufmerksamkeit, statt der Predigt zu folgen. Lise nähert sich ihm bald, sie küssen sich und beschließen zu heiraten, trotz der Warnung des Schullehrers, dass Läuffer keine Kinder zeugen kann. Lise ist dies gleichgültig, da sie bereits genug mit ihren Enten und Hühnern zu tun hat. Fritz und Pätus kommen, nachdem Pätus mit einem Lotteriegewinn die Reise finanziert hatte, in Insterburg an, wo der Geheimrat Fritz verzeiht. Fritz wird auch wieder mit seiner geliebten Gustchen vereint. Fritz akzeptiert Läuffers Kind als sein eigenes, entschließt sich jedoch, sein Kind niemals von Hofmeistern erziehen zu lassen.
Das Stück endet auf eine scheinbar versöhnliche Weise: Der Geheimrat und Fritz versöhnen sich, Fritz findet wieder mit Gustchen zusammen; Läuffer ist dazu bestimmt, mit Lise ein glückliches Leben zu führen.
Autor: Christoph Martin Wieland (5. September 1733 – 20. Januar 1813)
Erscheinungsjahr: 1774-1780
Genre: Satirischer Roman
Die "Geschichte der Abderiten " von Christoph Martin Wieland, veröffentlicht in der Zeitschrift Der Teutsche Merkur zwischen 1774 und 1780, gilt als der erste deutsche Roman, der in Fortsetzungen erschien. Der Titel "Abderit" steht für eine Figur, die Naivität und Einfältigkeit verkörpert, eine Anspielung auf die Bewohner der antiken Stadt Abdera. Trotz ihrer Verbindung zu herausragenden Persönlichkeiten wie Demokrit und Protagoras erlangte diese Stadt einen zweifelhaften Ruf unter den Griechen, ähnlich dem von Schilda.
Der Roman ist in fünf Teile untergliedert, die jeweils als "Buch" bezeichnet werden und verschiedene Themenbereiche abdecken. Die ersten drei Bücher befassen sich mit kulturellen und gesellschaftlichen Fragen, wobei die Erzählung um einige Intellektuelle der Stadt, darunter Demokrit, Hippokrates und Euripides, kreist. Im vierten Buch steht das abderitische Rechtssystem im Mittelpunkt, anhand eines spezifischen Falls werden dessen Schwächen aufgezeigt. Das fünfte Buch schließlich richtet den Fokus auf institutionelle und politische Fragen und beleuchtet die gesellschaftlichen Dynamiken innerhalb Abderas.
Inhaltsangabe
Erstes Buch
Im ersten Buch kehrt Demokrit, ein Einwohner der Stadt Abdera, nach zwanzig Jahren des Reisens durch alle damals bekannten Länder zurück, um seine umfassenden Erkenntnisse über Natur, Kunst und Kultur zu teilen. Während seiner Abwesenheit hatte er ein umfangreiches Wissen erworben. Die Bewohner von Abdera erwarten jedoch sensationelle Geschichten über phantastische Wesen und unglaubliche Welten. Demokrit erzählt stattdessen von seinen realen Beobachtungen, was bei den Abderiten auf Skepsis stößt. Trotzdem suchen sie regelmäßig seinen Rat und seine Meinung, selbst nachdem er sich aufs Land zurückgezogen hat. Mit seiner zunehmenden Zurückgezogenheit wachsen die Spekulationen, er würde sich mit Magie beschäftigen.
Zweites Buch
Im zweiten Buch der "Geschichte der Abderiten" steht die Diskussion um den Geisteszustand von Demokrit im Mittelpunkt. Die Bürger von Abdera halten ihn für einen Hexenmeister, da sein Wissen weit über das ihre hinausgeht, und vermuten, er sei in dunkle Magie verwickelt. Dies führt zu einer allgemeinen Besorgnis um Demokrit, der oft als geistig abwesend beschrieben wird und sich mit der Untersuchung der Natur und der Sterne beschäftigt, was die Abderiten als nutzlos erachten. Sie betrachten ihn als widersprüchlich, spöttisch und ungläubig. Infolgedessen beschließt der Rat, Hippokrates, einen unparteiischen Arzt, zu rufen, um Demokrits Verstand zu überprüfen.
Thrasyllus, der hinter dem Vermögen von Demokrit her ist, hofft, dass Hippokrates Demokrit als verrückt erklären wird. Doch als Hippokrates mit Demokrit spricht, erkennen beide, dass nicht Demokrit, sondern die Abderiten selbst die wahren Kranken sind. Hippokrates empfiehlt der Bevölkerung, sich mit Nieswurz zu reinigen und zu den Göttern zu beten, da er ihnen nicht helfen kann. Die Abderiten sind schockiert über diese Diagnose und beschuldigen Hippokrates, ein Scharlatan zu sein, der nur nach Profit strebt oder sogar einen Anschlag auf die Aristokratie plant. Der aufkommende Streit unter den Bürgern wird schließlich durch den Stundenrufer beigelegt, der zum Mittagessen ruft und damit die Ordnung wiederherstellt.
Drittes Buch
Im dritten Buch wird eine andere Perspektive des Erzählers deutlich. Während der Erzähler in anderen Teilen eine eher kritische Haltung gegenüber den Abderiten einnimmt, zeigt er sich hier von einer wohlwollenden Seite. Dies geschieht anlässlich eines Theaterbesuchs, bei dem die Abderiten von den Stücken des Euripides völlig gefangen genommen werden. Der Erzähler lobt diese Fähigkeit der Abderiten, sich von den Künstlern der Einbildungskraft und der Nachahmung mitreißen zu lassen, und hebt sie als eine liebenswerte Eigenschaft hervor. Er kritisiert im Gegensatz dazu das aufgeklärte Publikum, das durch sein Überlegen, was der Darstellung fehlt, den Zauber des Stücks zerstört.
Viertes Buch
Im vierten Buch entbrennt ein Streit zwischen einem Eseltreiber und einem Zahnarzt um den Schatten eines Esels. Der Zahnarzt sucht während einer Pause Schutz im Schatten des gemieteten Esels, woraufhin der Eseltreiber eine separate Bezahlung für den Schatten fordert. Dieser Konflikt eskaliert zu einem Gerichtsverfahren, das die Stadtgemeinschaft spaltet. Die Situation gipfelt darin, dass der Esel von der aufgebrachten Menge zerteilt wird, wodurch das Problem auf tragische Weise gelöst wird: Ohne den Esel gibt es keinen Schatten und folglich keinen Grund für weitere Auseinandersetzungen.
Fünftes Buch
Im fünften Buch der "Geschichte der Abderiten" geht es um den Konflikt, der sich um die Verehrung der Frösche als Symbole der Göttin Latona entzündet. Die Tradition der Froschgräben wird durch den Erzpriester Agathyrsus wiederbelebt, was zu einem Überhandnehmen dieser Gräben und schließlich zu Streitigkeiten führt. Der Philosoph Korax kritisiert diese Praxis und wird zum Anführer der sogenannten „Gegenfröschler“, die die Frösche als Ursache von Unheil betrachten. Als die Frösche anfangen, in das tägliche Leben der Abderiten einzudringen und Probleme verursachen, wird der Rat aufgerufen, eine Lösung zu finden. Trotz des Widerstands des Oberpriesters Stilbon wird beschlossen, dass die Frösche beseitigt werden sollen. Korax schlägt vor, die Frösche als Nahrung zu nutzen und argumentiert gegen die Vorstellung ihrer Heiligkeit. Sein Vorschlag führt zu Entsetzen bei den Abderiten, die sich nun vor der Vorstellung grauen, die Frösche töten zu müssen. Eine Rattenplage verschärft die Situation weiter, und die Abderiten werden schließlich dazu aufgerufen, ihre Stadt zu verlassen, da sie glauben, die Götter seien ihnen nicht mehr gewogen. Nach einiger Zeit kehren die Vertriebenen zurück, werden aber weiterhin für ihre Taten verspottet. Der Erzähler schließt mit der Bemerkung, dass er dieses Werk als ein Denkmal verfasst habe, und gibt historische Quellen an.
Autor: Gotthold Ephraim Lessing (22. Januar 1729 – 15. Februar 1781)
Erscheinungsjahr: 1779
Gattung: Drama
"Nathan der Weise" von Gotthold Ephraim Lessing ist ein bahnbrechendes Werk der Aufklärung in fünf Akten, das bis heute an Aktualität und Bedeutung nichts eingebüßt hat. Es thematisiert Aspekte wie Toleranz, Menschlichkeit, Vernunft, religiöse Vielfalt und die menschliche Natur. Die Handlung ist im Jerusalem des 12. Jahrhunderts, während der Zeit der Kreuzzüge, angesiedelt und folgt der Geschichte von Nathan, einem jüdischen Kaufmann, der als Vorbild der Toleranz und Weisheit dargestellt wird. Das Stück beleuchtet die Beziehungen zwischen den verschiedenen religiösen und kulturellen Gruppen - Christen, Juden und Muslimen - und zeigt auf, wie Verständnis und Mitgefühl die Kluft zwischen ihnen überbrücken können.
Inhaltsangabe
Erster Akt
Nathan, ein jüdischer Kaufmann, kehrt aus Babylon, wo er geschäftlich unterwegs war, nach Jerusalem zurück. Daja, die christliche Gefährtin seiner Tochter Recha, berichtet ihm, dass sein Haus niedergebrannt ist. Recha konnte nur dank des Eingreifens eines mysteriösen Templers gerettet werden, der seither verschwunden ist. Dieser Tempelritter geriet zunächst in Gefangenschaft und wurde später von Sultan Saladin, dem muslimischen Herrscher Jerusalems, begnadigt, weil er Saladins verstorbenem Bruder Assad ähnlich sah. Recha behauptet, dass derjenige, der sie gerettet hat, ein Engel war, während Nathan sie davon überzeugt, dass es ein Mann war, der durch einen wundersamen Zufall eingegriffen hat. Al-Hafi, ein ehemaliger Derwisch und jetzt Saladins Schatzmeister sowie Nathans Freund, trifft ein. Er bittet ihn, ihm bei seiner Aufgabe zu helfen, doch Nathan lehnt nicht nur ab, sondern rät ihm stattdessen, in die Freiheit seines früheren Berufs zurückzukehren. Der Templer trifft einen vom Patriarchen gesandten Mönch, der ihm sagt, dass er König Philipp einen Brief mit Informationen für einen Hinterhalt gegen Saladin überbringen soll. Er weigert sich jedoch, denn Saladin hat ihm das Leben gerettet.
Zweiter Akt
Saladin spielt mit seiner Schwester Sittah Schach und erleidet eine Niederlage. Er befiehlt Al-Hafi, ihr den Gewinn auszuhändigen, doch dieser gesteht, dass das Geld in der Kasse aufgebraucht ist. Saladin befiehlt Al-Hafi, zu Nathan zu gehen und ihn um ein Darlehen zu bitten. Nathan sucht den Templer, um ihm zu danken. Als er ihn findet, erklärt Nathan ihm, wie richtig es ist, dass die Menschen gut und brüderlich sind, unabhängig von ihrer Herkunft oder Religion. Der Templer antwortet ihm, dass das jüdische Volk dasjenige sei, das sich als Erstes für auserwählt erklärt habe, das der ganzen Welt seinen Gott als den besten aufgedrängt habe und dessen Stolz, der später auf Christen und Muslime übergegangen sei, die ganze Welt angesteckt habe. Nathan antwortet, dass der Templer Recht habe, dass er in ihm aber keinen Christen, sondern einen Menschen wie ihn sehen wolle, und fordert ihn auf, dasselbe zu tun. So werden er und der Tempelritter Freunde und er vertraut ihm an, dass sein Name Curd von Stauffen ist, ein Name, der in Nathan Erinnerungen weckt. Daja trifft ein und teilt Nathan mit, dass er von Saladin herbeigerufen wurde. Daraufhin trifft Al-Hafi ein und erklärt ihm, warum Saladin ihn gerufen hat, dass er nicht mehr in der Lage ist, als sein Schatzmeister zu fungieren, und dass er im Begriff ist, nach Indien zu gehen, wo er wieder als Derwisch arbeiten wird.
Dritter Akt
Recha und Daja sprechen über Gott. Die christliche Dienerin möchte, dass der Tempelritter Recha nach Europa bringt. Sie möchte, dass ihr Gott, der Gott, für den sie kämpft, sie in das Land bringt, in das sie gehört. Recha weist sie zurecht, denn Gott gehört niemandem und braucht niemanden, der für ihn kämpft. Der Tempelritter kommt an und verliebt sich beim Anblick von Recha in sie, während das Verlangen, das sie nach ihm hatte, in ihr schwindet. Der Templer geht daraufhin zum Sultan, um Nathan zu holen. Saladin bittet Nathan unterdessen nicht um Geld, sondern fragt ihn - um seine Weisheit zu prüfen -, welcher Glaube der wahrhaftigste sei. Nathan antwortet mit dem Gleichnis von den drei Ringen (Ringparabel):
Es war einmal im Osten ein Mann, der einen Ring besaß, der die Kraft hatte, jeden, der ihn trug, mit vertrauensvoller Dankbarkeit gegenüber Gott und den Menschen zu erfüllen. Der Mann hinterließ den Ring seinem liebsten Sohn und diese Tradition setzte sich fort, bis ein Nachfahre drei Söhne hatte, die er gleichermaßen liebte. Zu Lebzeiten versprach er allen dreien den Ring, und bevor er starb, ließ er zwei identische Kopien anfertigen, sodass er jedem seiner Söhne einen Ring geben konnte. Die drei Ringe waren äußerlich nicht zu unterscheiden, und es war unmöglich zu beweisen, welcher der echte war.
Die drei Brüder stritten sich um die Echtheit ihrer Ringe und suchten einen Richter auf. Der Richter deutete die Geste des Vaters als Akt der Liebe und riet den Brüdern, zu handeln, als ob jeder von ihnen den echten Ring besäße. Er empfahl ihnen, ihre Tugenden durch Nächstenliebe und Hingabe an Gott zu beweisen. Der Richter sagte, dass die wahren Tugenden der Ringe bei den Nachkommen zum Vorschein kommen würden. Er forderte die Enkel der Enkel auf, zu seinem weiseren Nachfolger zurückzukehren, der dann die Sache endgültig entscheiden könne.
Daraufhin schlägt Nathan vor, Saladin Geld zu leihen. Saladin dankt ihm und lässt den Templer rufen. Der Templer trifft Nathan und bittet ihn um die Hand seiner Tochter, doch dieser zögert, weil er wissen will, zu welchem Zweig der Stauffen er gehört. Daraufhin trifft sich der Templer mit Daja, die ihm gesteht, dass Recha in Wirklichkeit die Tochter von Christen und somit weder Jüdin noch Nathans Tochter ist.
Vierter Akt
Der Templer wendet sich an den Patriarchen und schildert ihm hypothetisch, dass ein christliches Kind von einem Juden aufgezogen wurde. Er sucht seinen Rat und fragt, was er tun solle. Der Patriarch teilt ihm mit, dass der betreffende Jude wegen Anstiftung zum Abfall vom Glauben auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden sollte. Der Templer geht daraufhin zu Saladin, der gerade Nathans Geld entgegennimmt, dankt ihm für sein Leben und schwört ihm Treue. Dann erzählt er Saladin etwas verärgert, dass Recha als Jüdin aufgezogen wurde, und er bittet ihn, sie vorzuladen. Nachdem er gegangen ist, bittet Saladin seine Schwester Sittah, sie zu ihm zu bringen.