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Ein halbes Jahr nach dem gewonnenen Stadtmeisterschaftsfinale wartet eine neue, noch größere Herausforderung auf die Ballfreunde-Mädchen um ihre Kapitänin Sophie: Beim Hallenturnier sollen sie für die Damenmannschaft einspringen. Niemand erwartet von ihnen, dass sie die Halle rocken, heißt es, sie sollen nur die Strafe fürs Nichtantreten verhindern. Doch Sophie und ihre Freundinnen wollen nicht bloß den Kopf hinhalten - sie wollen mitspielen, ein Tor schießen und vielleicht einen Punkt entführen. Aber kann das gegen erfahrene erwachsene Spielerinnen mehr als ein Traum sein? Der Nachfolger von '11 laufen trotzdem auf' begleitet Kapitänin Sophie und ihre Mädchenmannschaft von den Ballfreunden durch ein komplettes Turnier. Diesmal müssen sie nicht nur einmal bis an ihre Grenzen gehen, und ob es reicht, ist trotzdem ungewiss...
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Seitenzahl: 83
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Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Leseprobe aus 11 laufen trotzdem auf
Impressum
Die Geschichte beginnt am ersten Donnerstag im Januar, und sie nimmt ihren Anfang mit einem Anruf von Elena. Elena ist die Trainerin meiner Mädchenfußballmannschaft, und zwar die beste, die ich mir vorstellen kann.
Was sie mir zu sagen hat, haut mich erst mal um: Wir, das heißt die älteren aus der Mädchenmannschaft, sollen unsere Damenmannschaft bei der Hallenstadtmeisterschaft vertreten. Im ersten Moment denke ich, das muss ein Scherz sein, aber Elena macht keine Witze.
So etwas ähnliches habe ich im Sommer schon einmal erlebt. Auch da hat es mit einem Anruf von Elena angefangen. Es war ein Samstag, und wir sollten nachmittags das Finale der Stadtmeisterschaft gegen die Mädchen vom FC spielen, aber Elena hätte das Spiel um ein Haar abgesagt. Die fünf Ältesten aus der Mannschaft sind krank von ihrer Klassenfahrt zurückgekommen, darunter auch Alina, Elenas jüngere Schwester. Wir hätten also kaum eine Mannschaft zusammengekriegt, und zu allem Überfluss hat Elena sich auch noch bei Alina angesteckt.
Aber ich wollte unbedingt das Finale spielen, notfalls in Unterzahl. Ich hab Elena gesagt, dass mein Vater mit uns fahren würde, und danach hab ich überall so getan, als hätte Elena mich beauftragt, die Trikots zu holen oder den Spielbericht auszufüllen. Um ehrlich zu sein, ich hab gelogen, dass sich die Balken biegen! Ich hab sogar Joana und Verena aus der E- und F-Jugend mitgenommen, ohne ihre Trainer zu fragen.
Eigentlich hatten wir keine Chance: In der Liga hatten wir – in Bestbesetzung – beide Spiele gegen den FC verloren, uns fehlten fünf Stammspielerinnen, und ich musste Elin, die eigentlich Mittelfeldspielerin ist, ins Tor stellen. Martha, unsere Torfrau, war zwar dabei, aber sie hatte sich vorher im Training die Finger verstaucht und konnte deshalb nicht im Tor spielen.
Am Anfang hat’s auch ziemlich übel ausgesehen, und nach nicht mal einer Minute stand’s schon 0:1. Wenn das in dem Takt weitergegangen wäre, dann hätten die uns dreißig Stück einschenken können, aber nach dem ersten Gegentor haben wir uns gefangen. Da war natürlich auch Glück dabei, weil die vom FC gedacht haben, sie hätten das Spiel schon gewonnen, aber wir haben auch toll gekämpft. Am Ende waren sie völlig entnervt, und der Trainer war total sauer, weil sie einfach das 2:0 nicht hingekriegt haben. Dadurch haben sie Fehler gemacht, katastrophale Fehler, die wir nutzen konnten, um das Spiel zu drehen. Dass ausgerechnet Verena erst den Freistoß zum 1:1 rausgeholt und dann das 2:1 selbst geschossen hat, dürfte jetzt noch an ihnen nagen. Verena ist ja gerade mal acht, die Abwehrchefin vom FC ist doppelt so alt.
Was haben wir gefeiert danach! Ich musste Elena natürlich gestehen, dass das mit meinem Vater eine Lüge war, aber sie hat nicht geschimpft. Am Telefon hat sie mit der Turnierleitung vereinbart, dass die uns auf ihre Kosten mit Pommes und Kuchen vollstopfen soll, und eine Woche später, als alle wieder gesund waren, hat sie noch mal eine Riesenparty im Vereinsheim organisiert.
Jetzt erklärt mir Elena, dass die Hallenstadtmeisterschaft der Damen ganz kurzfristig vorverlegt worden ist. An dem Tag, an dem sie ursprünglich stattfinden sollte, wird die Halle für was anderes gebraucht, Elena weiß auch nicht genau, wofür. Muss wohl was ganz Hochklassiges sein, dass da so kurzfristig andere weichen müssen. Ich schätze, die Ausrichter, die jetzt statt in zwei Wochen in zwei Tagen alles vorbereiten müssen, werden schön geflucht haben.
Mindestens genauso dürfte aber auch die Trainerin von unserer Damenmannschaft geflucht haben, denn die Mannschaft hat für übermorgen schon für ein anderes Turnier zugesagt. Die Zusage soll auf keinen Fall zurückgenommen werden, schon gar nicht so kurzfristig, denn das würde dem Ruf des Vereins schaden, und wenn es öfter vorkommt, würden unsere Mannschaften bald zu keinem Turnier mehr eingeladen werden. Außerdem müsste der Verein ein happiges Ordnungsgeld zahlen, wenn die Mannschaft zwei Tage vorher absagt, und das Geld kann man auch sinnvoller verwenden.
Dummerweise ist die Hallenstadtmeisterschaft aber auch eine Pflichtveranstaltung, und nicht anzutreten würde eine entsprechende Strafe nach sich ziehen. Irgendwie muss der Verein also zu beiden Turnieren eine Mannschaft stellen. Einfach den Kader der Damenmannschaft teilen geht nicht, dafür stehen am Wochenende nicht genügend Spielerinnen zur Verfügung, und eine zweite Mannschaft gibt es bei den Damen nicht. Da man auch nicht mal so eben ein halbes Dutzend Spielerinnen neu verpflichten kann, war also klar, dass wir Mädchen einspringen müssen. Der Vorstand hat sich dann mit Elena und mit der Trainerin der Damenmannschaft zusammengesetzt, und gemeinsam haben sie entschieden, dass sie die Mannschaften nicht mischen wollen. Wer wo antritt, war dann wohl relativ schnell klar, einerseits wegen der Fahrerei, weil das Turnier, das die Damenmannschaft im Kalender stehen hat, fast zweihundert Kilometer entfernt stattfindet, und andererseits, weil man uns nicht in ein Turnier schicken will, bei dem schon in der Vorrunde ein Bezirks- und ein Landesligist auf uns warten. Wir sind durch den Coup im Sommer ja nicht plötzlich zu einer Übermannschaft geworden, auch wenn wir in der Liga nach der Hinrunde auf einem guten vierten Platz stehen.
Mehr, als dass wir das Ordnungsgeld vermeiden, verlangt aber auch bei der Hallenstadtmeisterschaft keiner von uns. Zumindest nicht offiziell, aber ich hab das Gefühl, die haben sich bei ihrer Krisensitzung etwas zu gut an mein Husarenstück im Sommer erinnert. So ganz beiläufig erfahre ich nämlich, dass man bei der Damenmannschaft nicht auf Elena verzichten will, die dort als Spielmacherin gesetzt ist: Bei der Stadtmeisterschaft darf also Sophie Abel, Spezialistin für unmögliche Unterfangen, die Kastanien aus dem Feuer holen. „Keiner erwartet von euch, dass ihr mit dem Pokal zurückkommt, Sophie.“ sagt Elena zu mir. „Fahrt hin und habt Spaß!“
Na, das beruhigt mich jetzt aber ungemein! Als ob irgendwer, der seinen Verstand auch nur halbwegs beisammen hat, etwas anderes erwarten könnte, wenn B-Juniorinnen gegen Erwachsene antreten! Mit dem Spaß ist das natürlich so eine Sache, wenn man wirklich kein Bein auf den Boden kriegt, aber wir wollen es zumindest versuchen. Ich verspreche Elena, dass wir unser bestes geben, und dann sitze ich erst mal auf meinem Bett und versuche, zu verarbeiten, was da gerade über mich hereingebrochen ist. Ich könnte stolz auf mich sein, dass man mir so viel Verantwortung überträgt, immerhin bin ich noch nicht mal fünfzehn, aber um ehrlich zu sein, ich fühle mich eher wie mit der Keule gekämmt.
Doch auf der anderen Seite habe ich ja jetzt schon ein bisschen Erfahrung, und die sagt mir, dass wir eine Mannschaft haben, die zumindest nicht dazu verdammt ist, in jedem Spiel komplett verdroschen zu werden. Es dürfen nicht alle mitspielen, vierzehn Jahre ist die Untergrenze, aber wenn alle, die alt genug sind, auch kommen, dann sind wir immerhin noch zu neunt und gar nicht so schlecht besetzt. Die fünf Ältesten – Alina, Enya, Sarah, Miliana und Hatice – werden alle im Lauf des nächsten halben Jahres siebzehn, wechseln also im Sommer zu den Damen und sind damit auch nicht so viel jünger als die Spielerinnen in den anderen Mannschaften. Mit Martha – sie ist fünfzehn – sind wir im Tor top besetzt, um die Position muss ich mir keine Gedanken machen, und im Angriff kann Jenny wirbeln. Sie ist drei Wochen jünger als ich und wird damit die Jüngste im Kader sein, aber sie ist ganz schön flink und technisch super. Dazu kommen dann noch Anna, sie ist auch fünfzehn, und ich. Anders als im Sommer haben wir diesmal also sogar noch Optionen auf der Bank und können regelmäßig wechseln; vorausgesetzt natürlich, es kommen auch alle, aber so, wie ich meine Kameradinnen kenne, sollte es mich wundern, wenn nicht.
Zehn Minuten nach Elenas Anruf hab ich mich einigermaßen gesammelt und klemme mich ans Telefon, um allen Bescheid zu sagen. Alina hat es natürlich schon von ihrer Schwester gehört, aber die sieben anderen trifft mein Anruf völlig überraschend.
Genau wie ich es erwartet hab, will sich keine das Turnier entgehen lassen, obwohl auch allen klar ist, welche Aussichten wir gegen die Damen haben. Die eine oder andere hat den Samstag eigentlich auch schon verplant, was ja kein Wunder ist, wenn der Anruf erst zwei Tage vorher kommt, aber keine hält das, was sie übermorgen vorhat, für so wichtig, dass sie es nicht verschieben könnte, um sich für das Turnier freizumachen.
***
Damit wir nicht völlig unvorbereitet ins Turnier gehen, setze ich ganz kurzfristig für Freitagnachmittag noch eine Trainingseinheit an. Meine Kameradinnen sind zwar alle schon ein paar Jahre im Verein, und jede hat in dieser Zeit auch schon in der Halle gespielt, aber in diesem Winter war da noch nichts. Im Moment sind eh noch Weihnachtsferien, da findet sowieso kein Training statt, und Hallenzeiten sind auch verflixt schwer zu kriegen. Zwischen Turnern, Basket-, Hand- und Volleyballern und anderen, die das ganze Jahr über ihre festen Trainingszeiten in der Hallen haben, bleiben kaum noch Lücken, und um diese wenigen Lücken prügeln sich dann alle. Elena hätte mir halblegal zwei Stunden in der Halle ihrer alten Grundschule verschaffen können, weil sie den Hausmeister kennt, aber ich hab dankend abgelehnt, als sie mir das angeboten hat. Ich war nämlich auch auf der Schule und weiß deshalb, dass die Halle viel zu klein ist für unsere Zwecke. Mit der F-Jugend würde es vielleicht gerade noch gehen, aber nicht mit B- und C-Juniorinnen. Die würden sich bloß gegenseitig über den Haufen rennen, selbst wenn man die Mannschaften noch weiter verkleinert, und wenn eine mal richtig abzieht, dann würde der Ball gegen alle vier Wände flippern, ehe er wieder runterkommt. An gepflegten Fußball ist unter solchen Umständen nicht zu denken, und ich würde höchstens riskieren, dass sich noch eine verletzt.
Stattdessen treffen wir uns – schon zwei, weil es im Winter ja auch früh dunkel wird – auf einem Bolzplatz, der auf allen Seiten von hohen Stahlzäunen umgeben ist. Ich hab extra den ausgesucht, obwohl wir dann alle mit dem Bus hinfahren müssen, denn die meisten anderen Bolzplätze haben nur Zäune aus Maschendraht, und die eignen sich längst nicht so gut als Bande. Aber genau darauf, die Situation in der Halle möglichst genau nachzustellen, kommt’s mir ja an. Indem wir mit der Hacke Torauslinien in die Asche ziehen, aber an den Seiten mit Bande spielen, haben wir genau die Voraussetzungen, die uns auch morgen in der Halle erwartet. Natürlich spielen wir auch nach Hallenregeln, also mit Einkick statt Einwurf, Abwurf statt Abstoß, ausschließlich indirekten Freistößen und allem, was sonst noch so dazugehört. Einkick gibt es allerdings nur selten, weil die Zäune fünf Meter hoch sind.