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Die größte Prüfung der Menschheit steht bevor...
Nachdem 2012 das Ende der Welt von Michael Gabriel verhindert wurde, liegt es jetzt an seinem Sohn Immanuel, die erneut bevorstehende Vernichtung abzuwenden. In einem Teilchenbeschleuniger in der Schweiz wurde ein Schwarzes Loch erzeugt, das nun die Erde zu verschlingen droht. Ein mächtiger Industriekonzern arbeitet daran, eine Handvoll Auserwählte auf dem Mars in Sicherheit zu bringen. Doch Immanuel Gabriel glaubt an die Rettung der Erde und begibt sich auf eine gefährlich Reise, die ihn in die Vergangenheit und die Zukunft führt.
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Seitenzahl: 674
Der Kalender der Maya, vor über 2500 Jahren von einem Volk erschaffen, das das Rad nicht kannte, ist präziser als derjenige, den wir heute benutzen – und er endet am 21. Dezember 2012. Der Archäologe Julius Gabriel sagte den drohenden Weltuntergang voraus. Seinem Sohn Michael gelang es, ihn zu verhindern, indem er mächtige Kräfte aktivierte, die lange Zeit verborgen waren. Der Untergang schien abgewendet, und nur ein Jahr später wird Michael Vater der Zwillinge Immanuel und Jacob. Bald wird klar, dass die beiden Nachfahren der alten Götter sind, die von den Maya, Azteken und Inka verehrt wurden. 2047: Erneut ist die Erde in Gefahr. Experimente mit einem gewaltigen Teilchenbeschleuniger, der in unserer Gegenwart in Genf errichtet wurde, schufen ein Schwarzes Loch, das den Planeten zu verschlingen droht. Ein mächtiger Industriekonzern arbeitet daran, wenige Auserwählte auf eine Marskolonie zu evakuieren. Doch Immanuel Gabriel glaubt an die Rettung unserer Welt – und so muss er sich auf einen gefahrvollen Weg begeben, wenn er die Katastrophe aufhalten will. Auf seiner Reise durch Vergangenheit und Zukunft stellt er sich seiner größten Prüfung und entscheidet über das Schicksal der Menschheit.
Steve Alten wurde in Philadelphia geboren. Der Sportmediziner und Hobby-Paläontologe wurde mit seinem Debütroman Meg – Die Angst aus der Tiefe praktisch über Nacht zum Bestsellerautor. Steve Alten lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Boca Raton, Florida.
Besuchen Sie den Autor im Internet unter www.stevealten.com
2012 – Schatten der Verdammnis
2012 – Die Rückkehr
Die Originalausgabe PHOBOS erscheint 2011 bei Tor Books, an imprint of Tom Doherty Associates, LLC, New York
Für meinen Freund und literarischen ManagerDanny Barorvoll Liebe und Respekt
2012 – Die Prophezeiung ist der dritte Teil der 2012-Serie, deren erster Band, 2012 – Schatten der Verdammnis, im Original 1999 veröffentlicht wurde; 2004 folgte als zweiter Band 2012 – Die Rückkehr. Damals, 1999, wussten nur wenige Menschen etwas über die Prophezeiung, die das Jahr 2012 betrifft, und wahrscheinlich haben sich noch weniger ernsthaft dafür interessiert. Trotzdem wurde ich seither immer wieder gefragt: »Glauben Sie wirklich, dass mit der Wintersonnenwende 2012 das Ende der Menschheit kommen wird?« Meine Antwort lautet bis heute, dass eine Naturkatastrophe (der Einschlag eines Asteroiden, ein Ausbruch der Yellowstone-Caldera) durchaus dafür sorgen könnte – was ebenso für Bedrohungen von Menschenhand gilt (biologische Waffen, man denke nur an die Laboratorien von Fort Detrick & Battelle). Während 2012 näher rückte und das menschliche Ego neue Beispiele von entfesselter Gier, Korruption und moralischer Verkommenheit lieferte, habe ich mich oft gefragt, ob wir es überhaupt bis 2012 schaffen würden.
2012 – Die Prophezeiung macht mir einfach Angst. Hätte ich etwas über die hier dargestellte, höchst reale Bedrohung gewusst, als ich an 2012 – Schatten der Verdammnis arbeitete, dann hätte ich das Buch, das Sie jetzt in Händen halten, bereits damals geschrieben. Doch diese Bedrohung existierte zu jener Zeit noch nicht, und letztlich ist es besser, wenn sie ihren Platz hier in dieser Serie findet. Und doch habe ich noch immer Alpträume wegen 2012 – Die Prophezeiung; dabei geht es mir nicht anders als einer kleinen Gruppe von Wissenschaftlern, die aufgrund der Konsequenzen, die sich aus 2012 – Die Prophezeiung ergeben, mit juristischen Mitteln versucht, den Abbruch eines zehn Milliarden Dollar teuren wissenschaftlichen Experiments zu erreichen. Solange die schweigende Mehrheit ihr ehrenhaftes Bemühen nicht unterstützt, können weitaus schlimmere Dinge Wirklichkeit werden als eine Prophezeiung der Maya. Theoretisch könnten sie sogar bereits begonnen haben.
Wann immer es möglich ist, versuche ich den Rat von Fachleuten einzuholen, deren Ansichten entscheidende Teile der erfundenen Geschichte verbessern können. Nachdem er die ursprünglich in 2012 – Die Prophezeiung dargestellten Schlussfolgerungen gelesen hatte, machte ein Quantenphysiker, der viel klüger ist als der ehemalige Penn-State-Absolvent mit Sport als Hauptfach, der diese Zeilen verfasst, folgenden Kommentar:
Steve, ich bin »baff«. Ganz abgesehen von der Cern-Hadron-Handlung: Wenn (WENN!) Ihr Szenario ein in der Natur auftauchendes Phänomen wäre (und mir scheint, dies könnte durchaus der Fall sein), dann postuliert Ihre Beschreibung genau den Prozess planetarischer Expansion, bei dem das »Monster« ein Quasi-Weißes-Loch verkörpert, auch bekannt als Grauer Strahler – – ein Neutronenstern – – , wodurch der ganze Planet selbst zu einem transdimensionalen Plasmastromeinbruch-Reaktor wird – – und diese Reaktoren EXISTIEREN TATSÄCHLICH, wobei die SUPER-COLLIDER »unbeabsichtigterweise« KOPIEN des »allgemeinen« ELEKTROMAGNETISCHEN RINGES sind, den diese Plasmastromeinbruch-Hypergravitationsschleifen-Reaktoren in Wahrheit darstellen …
Ich möchte hier zwei Punkte absolut klarstellen. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, worüber er da schreibt, und ich bekomme Kopfschmerzen, wenn ich es lese. Eines jedoch weiß ich: Als Autor von »Faction«, also Romanen, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren, lege ich großen Wert darauf, ein Thema erschöpfend zu recherchieren, bevor ich die Schlussfolgerungen daraus auf leicht lesbare Art niederschreibe. Diese Schlussfolgerungen sollen meine Leser unterhalten, und sie müssen gleichzeitig dem Scharfblick von Experten standhalten. Genau das ist der Grund, warum mir 2012 – Die Prophezeiung Angst macht. Erstens weiß ich, dass mein Szenario plausibel ist; und zweitens kann es leicht zu gefährlichen Entwicklungen kommen, sobald man das menschliche Ego mit der Spaltung oder Kollision von Atomen kombiniert.
Es geschieht sogar schon, während Sie diese Zeilen lesen.
In Genf.
STEVE ALTEN
»Alle sollten Genf verlassen;Saturn wird von Gold zu Eisen.Der widerstreitende gute Strahl wird alles auslöschen.Zuvor wird es Zeichen geben am Himmel.«
NOSTRADAMUS 9/44
»Der Large Hadron Collider (in Genf) ist zweifellos der bei weitem größte Sprung ins Unbekannte.«
BRIAN COX, Physiker am CERN
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KOPIEREN VERBOTEN
PROJEKT GOLDEN FLEECE AUSSERIRDISCHE MENSCHLICHE SUBSPEZIES (HUNAHPU) & ZUGANG ZU NULLPUNKTENERGIE
6. November 2042
Der folgende Bericht stellt eine Zusammenfassung des GOLDEN-FLEECE-Projekts dar, eines Programms der NASA auf UMBRA-Ebene, das von Präsident Ennis Chaney im Januar 2013 außerhalb der MJ-12-Jurisdiktion initiiert wurde als Folge der Entdeckung eines außerirdischen Raumschiffs (BALAM) unter der Kukulkan-Pyramide (Maya-Kultur, um 900 A. D.) in Chichén Itzá (Halbinsel Yukatan). Die in der Folge durchgeführten Untersuchungen im Hinblick auf Personen, die an der Entdeckung und Aktivierung des Raumschiffs beteiligt waren, führten zur Bestätigung der Existenz einer neuen Subspezies des Homo sapiens, klassifiziert als Hunahpu. Nachweise zum Alter der entsprechenden DNA-Teile deuten auf eine Einbringung in den menschlichen Genpool zu einem Zeitpunkt von vor 10000 Jahren. Die menschliche Hunahpu-Unterart hat (potenziell) Zugang zu Nullpunktenergie. Auf Drängen von Präsident Chaney wurden im Jahr 2013 sämtliche Experimente mit Protonenkollisionen vorläufig eingestellt und der Large Hadron Collider (LHC) am CERN in Genf stillgelegt. Dieser Bericht spricht sich dafür aus, dieses Moratorium aufzuheben.
HINTERGRUND:
Am 14. Dezember 2012 gegen 14:30 Uhr (Ostküstenzeit) wurde in der Ionosphäre ein elektromagnetisches Feld in einer Stärke von mehreren Milliarden Ampere aktiviert, das über zwölfhundert Interkontinental – und Mittelstreckenraketen zerstörte, die von amerikanischen, russischen und chinesischen Startrampen abgefeuert worden waren. NORAD konnte das EMF auf Transformatorknoten und Relaisstationen zurückführen, die sich inner-oder unterhalb von Monumenten wie Angkor Wat, der großen Pyramide von Giseh, Stonehenge, der Sonnenpyramide bei Teotihuacán in Mexiko sowie unterhalb des Komplexes bei Tiahuanaco in Peru befanden. Durch Triangulation der Relaisstationen konnte als Ursprung des EM-Pulses die Kukulkan-Pyramide in Chichén Itzá bestimmt werden, genauer gesagt ein Raumschiff, das sich unter diesem Monument befand. Es waren MICHAEL GABRIEL und DOMINIQUE VAZQUEZ, die das Raumschiff entdeckten, sich Zugang verschaffen und in der Folge das EMF aktivieren konnten.
MICHAEL GABRIEL – BIOGRAFIE:
Männlicher Amerikaner, zum Zeitpunkt des beschriebenen Ereignisses fünfunddreißig Jahre alt. Einziges Kind der Archäologen Julius Gabriel und Maria Rosen-Gabriel. Die Mutter starb an Bauchspeicheldrüsenkrebs (1990); der Vater starb 2001 an einem Herzanfall während eines Vortrags anlässlich eines Harvard-Symposions, das von PIERRE BORGIA (amerikanischer Außenminister 2008 – 2012) organisiert worden war. Gabriel und Borgia waren ehemalige Kollegen, die außerirdische Einflüsse auf alte Kulturen erforscht hatten, bis persönliche Differenzen zu einem Abbruch ihrer Beziehung führten. Während des Vortrags gingen laut mehrerer Zeugen verbale Angriffe Borgias dem tödlichen Herzanfall Professor Gabriels voran. Bei der darauffolgenden physischen Vergeltung durch Gabriels Sohn Michael verlor Borgia sein rechtes Auge. Später wurde Michael Gabriel von einem Richter zu einer fünfzehnjährigen Internierung in einer psychiatrischen Klinik verurteilt. Gabriel verbrachte den größten Teil der nächsten elf Jahre vollkommen isoliert, bevor er mit Hilfe von DOMINIQUE VAZQUEZ fliehen konnte, die in jener Einrichtung ein Praktikum absolvierte.
DOMINIQUE VAZQUEZ – BIOGRAFIE:
Weibliche Guatemaltekin, zum Zeitpunkt des beschriebenen Ereignisses einunddreißig Jahre alt. Keine Informationen über die leiblichen Eltern verfügbar. Kam im Alter von neun Jahren nach Amerika – verschiedenen Berichten zufolge nach dem Tod ihrer Mutter. Lebte zusammen mit einem Cousin in Tampa, Florida, bis die Schulbehörde den Verwandten wegen sexuellen Missbrauchs anklagte. Wurde 1998 von ihren Pflegeeltern adoptiert (Edith und Isadore Axler). Besuchte die FSU zur Erlangung eines Master-Abschlusses. Im September 2012 Praktikantin im South Florida Evaluation & Treatment Center in Miami, wo ihr der Patient Michael Gabriel zugeteilt wurde. Ms. Vazquez unterstützte Gabriel bei seiner Flucht im Dezember 2012.
ZUSAMMENHANG DIESER PERSONEN MIT DEN EREIGNISSEN AM TAG DES VON DEN MAYA PROPHEZEITEN WELTUNTERGANGS:
Am 21. Dezember 2012 wurde eine transdimensionale extraterrestrische biologische Wesenheit aus einem Raumschiff freigesetzt, das sich unter dem Chicxulub-Krater befand, der im Golf von Mexiko nach einem Asteroideneinschlag zurückgeblieben war. Die biologische Wesenheit erspürte unverzüglich den EM-Puls, der von Chichén Itzá ausgegangen war. Mitglieder der mexikanischen und US-amerikanischen Armee waren nicht in der Lage, das Geschöpf aufzuhalten. Erst Michael Gabriel gelang es, mit Hilfe eines Energiestrahls aus dem in der Erde ruhenden Raumschiff die biologische Wesenheit außer Gefecht zu setzen. Kurz nach seinem Eindringen in die Wesenheit erschien ein Wurmloch in der Ionosphäre, welches sowohl das extraterrestrische Geschöpf wie auch Michael Gabriel in seine Öffnung sog. Seither ist Michael Gabriels Status unbekannt.
EREIGNISSE NACH DEM TAG DES VON DEN MAYA PROPHEZEITEN WELTUNTERGANGS:
Das Raumschiff Balam (GOLDEN FLEECE) wurde insgeheim ausgegraben und in eine hochgeheime Einrichtung in Cape Canaveral gebracht. Dr. DAVE MOHR (NASA/MJ-12) wurde 2013 zum Direktor von GOLDEN FLEECE ernannt. Am 22. September 2013 gebar DOMINIQUE VAZQUEZ Zwillingssöhne (Vater: MICHAEL GABRIEL).
JACOB GABRIEL – BIOGRAFIE:
Weißes Haar, türkisfarbene (Maya-blaue) Augen. Überragender Intellekt an der Grenze zur Schizophrenie. Hoch entwickelte physische Attribute (siehe HUNAHPU-Gen). Nach seinem öffentlich inszenierten vorgeblichen Tod lebte er auf eigenen Wunsch zwischen seinem 14. und 20. Lebensjahr zurückgezogen in der GOLDEN-FLEECE-Einrichtung, wo er Dr. Mohr in technischen Fragen bezüglich des außerirdischen Raumschiffs beriet, während er gleichzeitig für seine Reise nach Xibalba trainierte (ausgesprochen Schi-Bal-Ba, siehe Unterwelt der Maya). Laut seiner eigenen Aussage war diese Reise den beiden Zwillingsbrüdern prophezeit worden. Am 23. November 2033 aktivierte sich die Balam zum ersten Mal und flog in den erdnahen Raum; an Bord befanden sich Jacob und der Direktor von GOLDEN FLEECE, Dr. Mohr. Zwei Tage später, am 25. November 2033, landete die Balam auf dem Spielfeld der Footballmannschaft der University. Dr. Mohr verließ das Raumschiff, das nur wenige Augenblicke später mit Jacob Gabriel und seiner Mutter Dominique Vazquez an Bord davonflog. Augenzeugen dieses Ereignisses waren Dr. DAVE MOHR, EVELYN MOHR (seine Ehefrau), RYAN BECK (Leibwächter), MITCHELL KURTZ (ehemaliger Mitarbeiter der CIA), ENNIS CHANEY (ehemaliger amerikanischer Präsident), LAUREN BECKMEYER (Verlobte von Immanuel Gabriel) und IMMANUEL GABRIEL (Jacobs Zwillingsbruder).
IMMANUEL GABRIEL – BIOGRAFIE:
Dunkles Haar, schwarze Augen. Obwohl er physisch wie intellektuell zu dem führenden einen Prozent der Bevölkerung gehört, blieb das Hunahpu-Gen bei diesem Zwilling bisher inaktiv. Nach seinem öffentlich inszenierten Tod im Jahr 2027 erhielt er eine neue Identität als SAMUEL AGLER. Ausgestattet mit zwei Sportstipendien besuchte er die University of Miami. Dort verlobte er sich mit LAUREN BECKMEYER, einer Mitstudentin und Sportlerin. Am 25. November 2033 weigerte er sich, sich zusammen mit seinem Zwillingsbruder an Bord der Balam zu begeben. Nur wenige Minuten nach Abflug der Balam wurde Lauren Beckmeyer erschossen. Es ist überaus wahrscheinlich, dass der Mörder für LILITH AURELIA MABUS (siehe Hunahpu-Biografie) gearbeitet hat. Gegenwärtiger Aufenthaltsort von Immanuel Gabriel: UNBEKANNT.
1HUNAHPU-STAMMBAUM
AUSSERIRDISCHE HERKUNFT:
Unbekannt.
IRDISCHE HERKUNFT:
Die Herkunft lässt sich bis zu drei frühgeschichtlichen Lehrern der Menschheit zurückverfolgen: KUKULKAN (Maya), QUETZALCOATL (Azteken) und VIRACOCHA (Inka). Alle drei Männer wurden mit europäischen Gesichtszügen, weißem Haupt – und entsprechendem Gesichtshaar sowie türkisfarbenen (Mayablauen) Augen und verlängertem Schädel dargestellt. Kukulkan werden der Bau seiner Pyramide und die astronomischen Aspekte des Maya-Kalenders zugeschrieben. Quetzalcoatl soll die Sonnenpyramide errichtet haben, die zum Aufbau des EMF beitrug. Viracocha gilt als Urheber der Zeichnungen und Linien in der Nazca-Wüste.
MYTHOLOGISCHER ASPEKT:
Die Schöpfungsgeschichte im Popol Vuh der Maya beschreibt den EINEN HUNAHPU (Ersten Vater) als eine dem biblischen Adam ähnliche Gestalt, die von den Herren der Unterwelt (Xibalba) enthauptet wurde. GENESIS 6 (Altes Testament) spricht von ähnlichen Wesen als den »Gottessöhnen« (Nephilim), die mit den Frauen der Menschen Kinder zeugten. MJ-12 klassifiziert diese Außerirdischen als »NORDISCHE GESTALTEN«.
CHARAKTERISTIKA DER HUNAHPU-DNA:
– Überragender Intellekt– Überragende Körperkraft und Sinneswahrnehmungen – Personen, in denen das Hunahpu-Gen dominant ist, haben Zugang zu einer höheren Dimension physischen Bewusstseins, die als »Nexus« bezeichnet wird. Personen, die diese Erfahrung machen, erleben eine Reduktion von Raum und Zeit um 57 Prozent, was mit einer Steigerung der Gravitation von 33 Prozent einhergeht (siehe die Studien von DAVE MOHR zu JACOB GABRIEL).– Hunahpu-DNA ist mit einem negativen Rhesusfaktor verbunden.Auszug aus den Untersuchungen von Dave Mohr:
Der Rhesusfaktor ist ein Protein im menschlichen Blut, das die DNA des Homo sapiens mit derjenigen anderer Primaten verbindet, besonders mit der von Rhesusaffen. Fünfundachtzig Prozent der Weltbevölkerung sind Rh-positiv. Die übrigen fünfzehn Prozent der Menschheit sind Rh-negativ, was bedeutet, dass diese besondere evolutionäre Verbindung zu anderen Primaten nicht existiert. Ein negativer Rhesusfaktor wurde bei folgenden Personen nachgewiesen: MARIA ROSEN GABRIEL (nach Exhumierung), MICHAEL GABRIEL, DOMINIQUE VAZQUEZ, JACOB und IMMANUEL GABRIEL. Umfangreiche historische Nachforschungen im Hinblick auf die Vorfahren der Familie Rosen mütterlicherseits haben ergeben, dass sich deren Stammbaum bis zur Zivilisation der Inka und möglicherweise sogar bis direkt auf Viracocha zurückführen lässt. Obwohl man über die Vazquez-Linie (zu der auch die Mutter der Gabriel-Zwillinge gehört) noch immer nichts weiß, deuten die DNA und weitere Indizien darauf hin, dass eine hohe Korrelation zwischen Dominique Vazquez’ Erbmaterial und der Kukulkan/Maya-Herkunft besteht. Der »Hunahpu-Joker« ist LILITH AURELIA (MABUS), Jacobs »Spielgefährtin« aus dem Nexus während seiner Kinderjahre. Die Untersuchung der exhumierten Leichen von MADELINA AURELIA und CECILIA AURELIA (Liliths leibliche Mutter und ihre leibliche Großmutter) bestätigen, dass deren mütterliche Linie bis in die Zeit der aztekischen Zivilisation zurückreicht.
LILITH AURELIA MABUS – BIOGRAFIE:
Am gleichen Tag wie die Gabriel-Zwillinge geboren. Mittelamerikanische Wurzeln (mütterlicherseits) und afroamerikanische Wurzeln (väterlicherseits). Dunkles Haar, türkisfarbene (Maya-blaue) Augen. Ihre Mutter (MADELINA AURELIA) wurde kurz nach Liliths Geburt vom Vater des Kindes (VIRGIL ROBINSON) ermordet. Der Stammbaum des Aurelia-Clans reicht zurück bis in die Zeit der frühen Azteken, möglicherweise sogar bis zu Quetzalcoatl. Ihre Eigenschaften entsprechen dem typischen Hunahpu-Profil, doch sie besitzt extreme psychotische Tendenzen, die durch Missbrauchserfahrungen während ihrer Kindheit und Jugend verstärkt wurden. Im Alter von achtzehn Jahren heiratete Lilith LUCIAN MABUS, den Vorstandsvorsitzenden von Mabus Tech Industries. Zwei Jahre nach Lucians Tod (Verwandte des Verstorbenen werfen Lilith vor, ihren Ehemann vergiftet zu haben, doch offiziell kam es nie zu einer Anklage) übernahm Lilith die Leitung des PROJEKTS HOPE (das sich dem Weltraumtourismus widmete). Im Jahr 2034 brachte Lilith DEVLIN AUGUSTUS MABUS zur Welt; möglicherweise ist JACOB GABRIEL der Vater des Kindes. Obwohl eine medizinische Untersuchung von Lilith oder ihres Sohnes streng verboten ist, konnten MJ-12-Genetiker folgenden Hunahpu-Stammbaum erstellen.
Die BALAM verfügte über NULLPUNKTENERGIE, wodurch sie in der Lage war, transgalaktische Flüge mit Überlichtgeschwindigkeit durchzuführen. Diese Information ist von entscheidender Bedeutung für MAJESTIC-12 und US-amerikanische Interessen, denn diese Technologie könnte der gegenwärtigen Weltbevölkerung (10,2 Milliarden), die unter gravierender Nahrungsmittel- und Treibstoffknappheit leidet, Zugang zu unbegrenzter, sauberer Energie verschaffen. Es ist überaus wahrscheinlich, dass Personen wie IMMANUEL GABRIEL und Dr. DAVE MOHR wenigstens ansatzweise über gewisse Kenntnisse verfügen, die die Nullpunktenergie betreffen. Beide Personen sind flüchtig, ihr Aufenthaltsort ist unbekannt. MAJESTIC-12 empfiehlt, verstärkte Anstrengungen zu unternehmen, ihrer habhaft zu werden (was ebenso für eventuelle Kontaktpersonen gilt), und gleichzeitig alle Betriebsbeschränkungen, die den LARGE HADRON COLLIDER betreffen, unverzüglich aufzuheben. Die Protonen-Kollisionsexperimente im CERN in Genf sollten so früh wie möglich wiederaufgenommen werden, um MJ-12-Physikern Zugang zu Nullpunktenergie zu verschaffen.
W. Louis McDonald (i. R.) GOLDEN FLEECE
6. NOVEMBER 2042
»Existenz und Auslöschung haben eines gemeinsam: Sie sind beide dem Gesetz von Ursache und Wirkung unterworfen.«
PROFESSOR JULIUS GABRIEL 24. August 2001
»Der Countdown bis zur Entscheidung hat begonnen. Unsere Arbeitsgruppe bereitet nun schon so viele Jahre lang Daten für den Large Hadron Collider (LHC) vor, dass wir es gar nicht erwarten können, endlich einen Blick auf die Überraschungen zu werfen, die die Natur für uns bereithalten mag.«
DR. PEDRO TEIXEIRA-DIAS, Leiter der ATLAS-Gruppe am Royal Holloway College, University of London CERN
23. August 2001
Phobos. Ein griechisches Wort. Seine Bedeutung: Angst.
Angst: Ein Geisteszustand, der schwere Beklemmung mit sich bringt und tiefe Besorgnis angesichts einer ungewollten Wendung der Dinge. Angst ist der Mörder der Vernunft, sie unterbricht alle höheren Gehirnaktivitäten und lässt den gesunden Menschenverstand verstummen.
Man hat behauptet, dass der Mensch in der Moderne unter sechs grundlegenden Ängsten leidet: Angst vor Armut. Angst vor dem Alter. Vor dem Verlust der Liebe. Vor Kritik. Vor Krankheit. Und natürlich ist da noch die alles überwältigende Angst – die Angst vor dem Tod.
Mein Name ist Julius Gabriel. Ich bin Archäologe, ein Wissenschaftler, der sich auf der Suche nach Wahrheit mit der menschlichen Vergangenheit beschäftigt. Die Wahrheit ist das Licht, das jene Dunkelheit zum Verschwinden bringt, die von der Angst heraufbeschworen wurde. Genau in diesem Sinne sind Lügen die Waffen der Dunkelheit; sie zielen darauf ab, Angst zu verbreiten.
Was Sie gleich lesen werden, ist das Ergebnis von Forschungsarbeiten, die über mehr als ein halbes Jahrhundert hinweg unternommen wurden. Diese Forschungen enthüllen faszinierende Wahrheiten über die menschliche Existenz, den Sinn unseres Lebens und das Ende, das uns prophezeit wurde. Die Beweise, die hier geliefert werden, wurden nie zuvor veröffentlicht, denn durch eine frühere Publikation wären ein Dutzend Schweigevereinbarungen verletzt worden, was zu meiner Inhaftierung und höchstwahrscheinlich auch zu meiner als Selbstmord getarnten Exekution geführt hätte – Folgen, die ich heute, nachdem ich kürzlich meinen Kardiologen besucht habe, mit anderen Augen betrachte.
Doch in Wahrheit beruht meine Entscheidung, mit diesen Papieren jetzt an die Öffentlichkeit zu gehen, eher auf Wut als auf Überlegungen hinsichtlich meines Lebensendes. Ich bin zutiefst angewidert von einem illegalen, verfassungswidrigen und mit Hilfe schwarzer Kassen finanzierten Programm, das einzig und allein dazu dient, Mitglieder des militärisch-industriellen Komplexes und der Ölindustrie noch reicher werden zu lassen und mit noch mehr Macht auszustatten. Diese Möchtegern-Herrscher haben Hochverrat an unserer gesamten menschlichen Spezies begangen. Sie haben den Kongress belogen, und sie operieren auch weiterhin außerhalb der Grenzen der Verfassung der Vereinigten Staaten, wodurch sie selbst die zuvor erwähnten Schweigevereinbarungen gegenstandslos machen. Schlimmer noch, sie haben einen Präsidenten ermordet und die Regierung eines weiteren unterminiert, und sie haben sich geweigert, vor irgendeiner Behörde dafür die Verantwortung zu übernehmen, obwohl sie mit jährlichen Zahlungen von über 100 Milliarden Dollar bedacht werden. Um ihre Geheimnisse zu schützen, haben sie bekannte und einflussreiche Menschen ebenso umgebracht wie unschuldige Zufallsopfer. Und sie haben mittels Desinformation und Aktionen unter falscher Flagge Kriege ausgelöst. Von größter Bedeutung für die Zukunft der Menschheit ist jedoch die Tatsache, dass diese Personen sich in den alleinigen Besitz hoch entwickelter Kenntnisse und Verfahren auf den Gebieten der Energie – und Antriebstechnik bringen wollen, die nicht nur unbegrenzte, kostenlose Energie für alle Menschen liefern könnten, sondern auch in der Lage wären, eine drohende globale Katastrophe zu verhindern.
Um die Weiterexistenz ihrer »Elfenbeintürme der Macht« sicherzustellen, sind sie bereit, unter Täuschung der Öffentlichkeit ein Ereignis zu entfesseln, das zu weltweiter Angst und schließlich zur Militarisierung des Weltalls führen wird. Noch bevor dies geschieht – oder vielleicht auch als Ergebnis dieser Aktion –, wird jedes Lebewesen auf diesem Planeten sterben.
Dramatisiere ich die Dinge zu sehr? Lesen Sie weiter, und auch Sie werden erfahren, was wahre Angst ist.
Auf diesen Seiten werde ich Ihnen alles enthüllen, Gutes und Schlechtes genauso wie schier unfassbare Wahrheiten, angefangen von den Geheimnissen der Existenz, die weiter zurückreichen als der Urknall, bis hin zu dem großen Knall, der unsere biologische Art auslöschen wird. Nach und nach werden Sie verstehen, dass das Universum nicht das ist, was es zu sein scheint – was gleichermaßen für die menschliche Existenz gilt –, und dass die tickende Uhr des körperlichen Daseins, die mit der Empfängnis zu laufen beginnt und mit unserem letzten Atemzug stoppt, weder das Ende noch der Anfang ist, sondern nur eine höchst kunstvolle List unseres Schöpfers, die uns als … Prüfung dient.
Und wir versagen auf schreckliche Art.
Der Jüngste Tag wird kommen, und wir haben unsere eigene Vernichtung auf uns geladen. Gier, Korruption, Hass, Selbstsucht, Habsucht und vor allem pure Ignoranz – sie alle entspringen jener menschlichen Schwäche, die uns noch immer definiert und die unsere biologische Art selbst dann noch vergiftet, während sie uns an den Abgrund unserer Vernichtung führt: unserem Ego.
Die Seiten, die Sie lesen werden, reißen den Schleier von vierzig Jahren der Lüge und der Korruption, doch die Erleuchtung hat einen Preis. Behalten Sie die Wahrheit nicht für sich. Verbreiten Sie diese Information in alle vier Himmelsrichtungen, seien Sie selbst die Ursache Ihres eigenen, unter Mühen errungenen Heils. Denn uns droht nichts Geringeres als das Schicksal, das von jeder Hochkultur und jeder großen Religion vorhergesagt wurde … das Ende aller Tage.
Phobos: Angst.
Angst ist wie ein Elefant mitten in einem Wohnzimmer. Um die von der Angst herbeigeführte Lähmung des Geistes zu überwinden, um ihrer Herr zu werden, muss man sie sich in gewissem Sinne einverleiben. Aber wie kann man sich etwas einverleiben, das so groß ist wie ein Elefant?
Die Antwort lautet natürlich: Indem man einen leicht verdaulichen Bissen nach dem anderen zu sich nimmt.
Damit man verarbeiten kann, was das Ende aller Tage bedeutet, muss ich nicht nur die Fakten liefern, sondern auch die entsprechenden Zusammenhänge, damit Sie dieses Werk nicht nur als ein Werk der Fiktion oder als bloßes Mittel zu Ihrer Unterhaltung abtun. Denn es ist keins von beidem! Stellen Sie den Autor infrage, nehmen Sie nichts, was auf diesen Seiten steht, einfach so hin. Prüfen Sie alle Fakten. Gleichen Sie jede Behauptung und jede Schlussfolgerung, die Sie verärgert, mit Erkenntnissen aus anderen Quellen ab. Erst dann wird Ihr Verstand bereit sein, die Wahrheit zu akzeptieren. Erst dann wird Ihnen klarwerden, dass es böse Wesen gibt, die in den Schatten lauern, während sie mit Streichhölzern spielen; und sofern nicht Sie selbst Ihre Augen öffnen und einschreiten, werden diese Wesen die Welt in Brand stecken.
Ob es Ihnen gefällt oder nicht, ob Sie es akzeptieren oder nicht: Das Ereignis, das das Ende aller Tage bedeutet, wird kommen. Wie kann ich mir dessen so sicher sein? Weil, geschätzter Leser, dieses Ereignis bereits stattgefunden hat! Es ist sogar noch bizarrer: Einige von Ihnen, die Sie diese Worte lesen, waren Zeuge dieses Endes.
Verwirrt? Das war ich auch, bis ich aufhörte, wie ein dreidimensionales Wesen zu denken, das in seiner Wahrnehmung der Zeit gefangen ist, und ich die Wahrheit aufdeckte.
Bevor Sie Ihr Urteil sprechen, erlauben Sie mir, meinen Fall darzulegen.
Ich bin, wie bereits erwähnt, Archäologe. Nachdem ich in Cambridge promoviert hatte, brach ich im Jahr 1969 zu einer Entdeckungsreise auf. Was mich antrieb, war eher Neugierde als Furcht. Meine Inspiration war der Maya-Kalender, ein 2000 Jahre altes Instrument zur Darstellung von Raum und Zeit, der das Ende der Herrschaft des Menschen zum 21. Dezember 2012 vorhersagte.
Der Jüngste Tag.
Halten wir hier einen kurzen Augenblick inne, um diese Gabel voll Elefantenfleisch etwas verdaulicher zu machen. Ein Kalender ist per definitionem ein Gerät, um die Zeit zu messen – in diesem Fall die Zeit, die unser Planet braucht, um die Sonne einmal zu umkreisen. Irgendwie gelang es einer Gesellschaft von Dschungelindianern, ein Instrument zur Zeit – und Raumdarstellung zu schaffen, das 1500 Jahre älter ist als unser moderner Gregorianischer Kalender und dabei um das Zehntausendstel eines Tages genauer.
Der Maya-Kalender besteht aus drei Zahnrädern, die ähnlich wie diejenigen in einer Uhr funktionieren; hinzu kommt noch ein vierter Kalender – die sogenannte Lange oder Große Zählung –, der zwanzig Jahre währende Epochen, die Katuns, darstellt. Jeder Katun bildet eine eigenständige Prophezeiung, die Ereignisse auf der Erde in astrologischer Übereinstimmung mit den kosmischen Ebbe-und Flutphasen beschreibt.
Das Ende aller Tage ist mit der Präzession verbunden. Die Präzession ist das langsame Schwanken der Erdachse. Die Erde braucht 28 000 Jahre, um einen vollständigen Präzessionszyklus zu durchlaufen, und das ist genau der Zeitraum, den die fünf großen Zyklen des Maya-Kalenders umfassen, wobei der letzte Zyklus am Tag 4 Ahau, 3 Kankin endet, was der Wintersonnenwende des Jahres 2012 entspricht.
Wie waren die Maya – Indianer, die nie den Gebrauch des Rades entdecken sollten – in der Lage, ein so hoch entwickeltes wissenschaftliches Instrument zu schaffen, das Ereignisse über Tausende, ja vielleicht sogar über Millionen Katuns hinweg vorhersagen konnte? Wie gelang es ihnen, unsere genaue Position im Kosmos zu bestimmen und wissenschaftliche Konzepte wie das der Dunklen Materie zu verstehen oder die Existenz des Schwarzen Lochs im Zentrum unserer Galaxie zu ergründen? Und am wichtigsten: Wie konnten die Maya in grauer Vorzeit Ereignisse beschreiben, die erst noch stattfinden würden?
Die simple Antwort lautet: Sie konnten es nicht. In Wirklichkeit waren es zwei ihrer geheimnisvollen Sagengestalten, die dieses Wissen besaßen.
Der Erste der beiden war Kukulkan, der einflussreiche Lehrer der Maya, der vor tausend Jahren auf die Halbinsel Yukatan kam. Er wird als großer Mann von europäischen Gesichtszügen mit seidigem weißem Haar, weißem Bart und eindringlichen azurblauen Augen beschrieben. Dieser »Botschafter der Liebe«, der sich in seinen Predigten gegen Menschenopfer wandte, hat etwas Paradoxes an sich, denn erstens wirken unsere wissenschaftlichen und besonders unsere astronomischen Kenntnisse im Vergleich zu den seinen außerordentlich gering, und zweitens datiert seine Gegenwart in Mittelamerika auf fünfhundert Jahre vor der Ankunft der ersten europäischen Forschungsreisenden (oder besser: Eroberer) auf dem amerikanischen Doppelkontinent.
Sind Sie noch immer davon überzeugt, dass Sie ein Werk der Fiktion lesen? Reisen Sie nach Yukatan und besuchen Sie Chichén Itzá. In dieser längst verlassenen MayaStadt befindet sich die Kukulkan-Pyramide, eine perfekte Stufenpyramide aus Stein, die mit dem Blut von Zehntausenden Menschen getränkt ist – geopfert, um in der Zeit nach der Gegenwart des großen Lehrers das Ende der Welt abzuwenden. Einundneunzig Stufen schmücken jede der vier Seiten des Tempels. Wenn man die Plattform an der Spitze hinzufügt, kommt man auf die Zahl dreihundertfünfundsechzig, also die Zahl der Tage eines Jahres. Ist man zur Frühlings – oder Herbsttagundnachtgleiche vor Ort, kann man beobachten, wie unter der nördlichen Balustrade der Schatten einer Schlange erscheint – ein tausend Jahre alter Spezialeffekt, der den Menschen der Moderne vor der Katastrophe warnen soll, die ihn erwartet.
Die zweite geheimnisvolle Gestalt der Maya war Chilam Balam, der größte Prophet der mittelamerikanischen Geschichte. »Chilam« ist ein Titel, der einem Priester verliehen wird, der Prophezeiungen verkündet, »Balam« bedeutet »Jaguar«. Der Jaguar-Prophet wurde gegen Ende des fünfzehnten Jahrhunderts auf Yukatan geboren; er ist bekannt für seine neun prophetischen Bücher, von denen eines die Ankunft von Fremden aus dem Osten vorhersagte, die »eine neue Religion« verkünden würden.
Zu Anfang des sechzehnten Jahrhunderts, im Jahr 1519, erreichten Cortés und seine Männer, bewaffnet mit Gewehren, Priestern und Bibeln, Yukatan – genau wie Chilam Balam vorhergesagt hatte.
Obwohl ihm das Werk offiziell nicht zugeschrieben wird, habe ich die starke Vermutung, dass Chilam Balam der Verfasser des Popol Vuh ist, jenes mittelamerikanischen Äquivalents der Bibel, dessen Herzstück der Schöpfungsmythos der Maya bildet. Durchaus vergleichbar mit dem Alten Testament, enthalten die Geschichten des Popol Vuh eine historische Mythologie, die den Glauben des Lesers auf eine harte Probe stellt. Wie unsere jüdisch-christliche Bibel sollte die Schöpfungsgeschichte der Maya nie buchstäblich verstanden werden (mehr dazu später). Stattdessen ist darin ein uraltes Wissen verborgen, das die Wahrheit über die Zukunft und die Vergangenheit der Menschheit enthüllt.
In jahrzehntelanger Arbeit gelang es mir, die Schöpfungsgeschichte der Maya zu entschlüsseln, und darin liegt ein weiteres Paradoxon, denn der entschlüsselte Text beschreibt in unglaublichen Einzelheiten den geheimnisvollen Aufstieg des Homo sapiens als intelligente Naturkraft, obwohl die evolutionären Ereignisse, von denen das Popol Vuh spricht, sich vor Millionen von Jahren ereignet haben!
In der Archäologie nennen wir das, wie gesagt, ein Paradoxon. Ein Laie würde es vielleicht als Déjà-vu bezeichnen. Damit beschreibt man üblicherweise das unheimliche Gefühl, eine neue Situation schon einmal als Zeuge beobachtet oder selbst durchlebt zu haben – als hätte das Ereignis schon einmal stattgefunden.
Und genauso ist es.
So unglaublich es auch klingen mag, ich habe herausgefunden, dass unser physisches Universum in einer Zeitschleife feststeckt, die mit unserer Vernichtung zur Wintersonnenwende 2012 beginnt und endet, und das Instrument, das wieder einmal für das Ende aller Tage verantwortlich sein wird, wurde direkt vor unseren Augen errichtet – und mit unseren Steuergeldern bezahlt.
– JG
Anmerkung:
Die Publikation oder öffentliche Einsichtnahme der nachgelassenen Papiere von Professor Gabriel wurde aufgrund einer Entscheidung des Obersten Gerichtshofs von Massachusetts (Borgia gegen Erben Gabriel; Vorsitzender Richter: Thomas Cubit) verboten. Der archäologische Fachbereich der Cambridge University erbat und erhielt die Papiere nach Professor Gabriels Tod am 24. August 2001 und der Unterbringung seines Sohnes Michael in der Bridgewater-State-Klinik für kriminelle Geisteskranke. Das Pentagon erreichte in einem zusätzlichen Verfahren vor britischen Gerichten, dass die Papiere versiegelt und der Forschung nicht zur Verfügung gestellt würden. Sie blieben bis 2032 im Archiv.
16. April 2047Atlantischer Ozean107 Seemeilen nordwestlich derBermudas (Bermuda-Dreieck)
Mit einer Wasserverdrängung von 130 000 Tonnen durchpflügt das Kreuzfahrtschiff Paradise Lost die tiefblauen Wogen des Atlantik, wobei seine Doppelschrauben eine Kielspur von einer Viertelmeile Länge hinter sich herziehen. Der Ozeanriese besitzt einen sechsunddreißig Meter hohen Aufbau, der in dreizehn Passagierdecks unterteilt ist; seine Antriebstechnik besteht aus Komponenten der hoch entwickelten, umweltverträglichen NiCE-Systemreihe. Als Ersatz für die alten Dampfturbinen, die einst fast einen Liter Treibstoff benötigten, um das Schiff ganze vier Meter weit voranzutreiben, nutzen die modernen Turbinen die Energie aus der Primärphase des NiCE-Systems, einer Fünf-Megawatt-Solaranlage. Auf dem Oberdeck befindet sich der Wasserturm, der eine Fläche von über dreihundert Quadratmetern in Anspruch nimmt und von siebzehn rotierenden Solarspiegeln umgeben ist. Wenn Sonnenlicht auf die Spiegel fällt, wird die gebündelte Hitze zum Turm und dessen eingebautem Boiler geleitet; dabei steigt die Innentemperatur auf 455°C. Der so entstehende Dampf wird dazu benutzt, die Zwillingsturbinen im Maschinenraum anzutreiben, die die Schiffsschrauben in Bewegung setzen.
Die Sekundärphase des NiCE-Antriebssystems wird aktiviert, sobald das Schiff Fahrt aufgenommen hat. Die Schornsteine, durch die einst Abgasschwaden in die Luft geschleudert wurden, hat man durch Windturbinen ersetzt. Während der Ozeanriese sich fortbewegt, fangen die hohen, wie die Umrisse riesiger Glühbirnen geformten Turbinenblätter den niemals abreißenden Wind auf und verwandeln die kinetische Energie in genügend Elektrizität, um jedes Gerät an Bord des schwimmenden Hotels zu versorgen.
Wie alle Kreuzfahrtschiffe ist die Paradise Lost vor allem zum Vergnügen und zur Entspannung der Passagiere da. Im Inneren des gewaltigen Gefährts ergänzen Virtual-Reality-Suiten mehrere Fünf-Sterne-Restaurants, Shows auf Broadway-Niveau und Casinos. Sechs Decks im Freien sind für die sogenannten »Hydro-Freizeitaktivitäten« gedacht, in deren Zentrum zwei Wasserfälle stehen, die einen sanft dahintreibenden Fluss aufwirbeln, sowie Stromschnellen und Snack-Buchten mit offenen Büfetts.
Für Gäste, die es gerne etwas ruhiger haben, gibt es »intelligente Liegestühle«, die um eine Lagune herum aufgestellt wurden, sowie abgeschiedene Bereiche, zu denen nur Erwachsene Zutritt haben. Die Liegestühle schweben zwanzig Zentimeter über einem gitterförmigen Boden, der ein magnetisches Levitationskissen (Maglev) erzeugt; sie sind nicht nur luxuriös, sondern verhindern auch, dass der Passagier seekrank wird. Rollen und Roboterfinger innerhalb des Mikrofasermaterials der Stühle bieten alles – von einem sanften Kneten bis zu einer Shiatsu-Tiefenmassage. Wenn man den »Körperspritzer« des Liegestuhls bedient, kann man sich mit einer Wolke aus reinem Wasser abkühlen, dem sich gegen einen kleinen Aufpreis ein vitaminreiches Pflegemittel zusetzen lässt. (Sonnenschutzcremes sind überflüssig, seit ein Jahrzehnt zuvor das sogenannte »Body Dipping« entwickelt wurde, das Hautschäden durch Sonneneinstrahlung verhindert.)
Für die 2400 Passagiere an Bord der Paradise Lost ist die achttägige Kreuzfahrt von Fort Lauderdale zu den Bermudas kein verlorenes, sondern ein wiedergefundenes Paradies.
Die Privatdecks um die Delfinlagune sind bis auf den letzten Platz belegt. Fünfhundert Passagiere räkeln sich auf den Liegestühlen, nicken ein und kommen wieder zu sich, während sie darauf warten, zur ersten Mahlzeit des Abends gerufen zu werden.
Jennifer Ventrice liegt auf dem Rücken, den Kopf der Abendsonne zugewandt. Ihr Liegestuhl befindet sich zwischen der Steuerbordreling und dem träge vorbeiströmenden Fluss. Die Dreiundsiebzigjährige, die aus Brooklyn stammt, sieht sich einen Opti-Vision-Film an, der auf das Innere ihrer an den Seiten geschlossenen Smart-Brille projiziert wird. Trotz des alle Sinne ansprechenden Komforts ist Jennifer nervös. Es ist jetzt vierzehn Jahre her, dass sie und ihr Ehemann gezwungen waren, aus den Vereinigten Staaten zu fliehen, und obwohl ihr Pass und ein in ihren Körper implantierter Smart-Chip ihre neue Identität bestätigen, weiß sie, dass die Feinde ihres Mannes großen Einfluss und andere, weniger konventionelle Mittel haben, um sie beide aufzuspüren.
Entspann dich, Eve. Du hast es bereits problemlos durch die internationalen Checkpoints in London und Miami geschafft. Die Sicherheitskontrollen auf den Bermudas sollten eigentlich kein …
Nein! Sie kneift die Augen zusammen, und die Bewegung, mit der sie sich heftig zur Ordnung ruft, sorgt dafür, dass der Film unterbrochen wird. Ich heiße Jennifer, nicht Eve. Jennifer … Jennifer!
Sie schaltet den Film aus und ist für einen Augenblick vom Sonnenlicht geblendet, das vom Ozean reflektiert wird, bevor die Smart-Linsen die Tönung neu eingestellt haben. Das war ganz allein Daves Schuld. Warum hatte er ihr nicht erlaubt, in ihrer neuen Identität auch weiterhin ihren wirklichen Vornamen zu benutzen? Hatte er denn nicht begriffen, wie schwierig es für sie war, wenn sie – sobald sie an sich selbst dachte – sich etwas anderes als den Namen »Eve« vorstellen musste?
Zum tausendsten Mal denkt sie an das entscheidende Datum zurück, an den 25. November 2033, als Evelyn Mohr aufgehört hatte zu existieren – an jenen Tag, als Lilith Mabus ihren Mann und alle, die ihnen beiden nahestanden, ins Exil gezwungen hatte. Die energische Witwe des Milliardärs Lucian Mabus war damals erst zwanzig Jahre alt gewesen und hatte sich schnell und entschlossen zur Vorstandsvorsitzenden von Mabus Tech Industries und dessen weltraumtouristischem Projekt gemacht – des Projekts HOPE. Innerhalb weniger Monate hatte Lilith ihren neu gewonnenen Einfluss in Washington ausgenutzt und Präsident John Zwawa dazu gebracht, ihrem Konzern die Kontrolle über Golden Fleece zu sichern, eines Geheimprojekts der NASA, das von Evelyns Mann Dave geleitet worden war.
Was Lilith Mabus in Wahrheit suchte, war der Zugang zu Nullpunktenergie, einem Warp-Antriebssystem, das von dem außerirdischen Raumschiff benutzt worden war, das man im Jahr 2013 geborgen hatte. Lilith hoffte, diese Technologie für ihre Shuttles nutzen zu können, die zur Marskolonie flogen.
Doch stattdessen hatte sie ihren lange verloren geglaubten Seelengefährten Jacob Gabriel gefunden.
Jacob und sein Zwillingsbruder Immanuel hatten vor einigen Jahren ihren angeblichen Tod öffentlich inszeniert. Doch zuvor hatte Jacob, berauscht von Liliths Pheromonen, jenen einen Akt begangen, vor dem ihn sein Vater ausdrücklich gewarnt hatte: Er hatte mit seiner schizophrenen Hunahpu-Cousine geschlafen.
Am 25. November 2033 hatten Jacob und seine Mutter an Bord des außerirdischen Raumschiffs die Erde verlassen, wobei Immanuel Gabriel mit seinen beiden Leibwächtern sowie die Mohrs als Flüchtlinge vor MAJESTIC-12 und Lilith Mabus zurückblieben. Evelyn Mohr hatte eine neue Identität angenommen, pflichtgemäß die Rolle der stets tatkräftigen, hilfsbereiten Ehefrau gespielt und sich nacheinander in Kanada, Mexiko, Honduras und Peru niedergelassen, während ihr Mann Jacobs dunkelhaarigen Hunahpu-Zwilling, dessen Entwicklung noch nicht abgeschlossen war, auch weiterhin beriet und förderte.
Vor sechs Jahren hatte Evelyn erklärt, dass sie genug von diesem Leben habe. Zwar verstand sie, dass Manny etwas Besonderes war, doch sie sehnte sich danach, irgendwo Wurzeln zu schlagen und eine geregelte Existenz zu führen, eine Vorstellung, die der auf der Erde zurückgebliebene und noch immer von Wut und Angst erfüllte Zwilling geradezu verabscheute. Dave gab schließlich nach und war damit einverstanden, seinen Protegé der Obhut der beiden Leibwächter zu überlassen, damit er und Eve ihre letzten Tage in Frieden zubringen konnten.
Sigerfjord ist eine der vielen Hundert Inseln, die der Küste Norwegens vorgelagert sind. Sie besitzt kaum Verbindungen zum Festland und wird nur selten von mehr als achthundert Menschen bewohnt; der Ort war so entlegen, dass er sich sogar außerhalb der Reichweite von Lilith Mabus’ langen Armen zu befinden schien. Rasch gewann Dave das Vertrauen der örtlichen Gemeinschaft, indem er eine schadhafte Turbine in Sigerfjords Erdwärmekraftwerk reparierte, während Jennifers juristische Erfahrung ihr dabei half, einen einträglichen Posten in einem Anwaltsbüro zu finden.
Evelyn Mohr späht unter dem Rand ihrer Smart-Brille hindurch und erhascht einen Blick auf eine junge Frau, die sich ohne Bikini-Oberteil auf dem Liegestuhl direkt neben ihr ausgestreckt hat. May Foss war die Tochter ihres Arbeitgebers und der Liebling ihres Vaters. Sie stammte von der Nachbarinsel Gjaesingen. Zum Abschluss ihres Jurastudiums hatte Mays Vater seiner Tochter und ihrer besten Freundin Anna Reedy zwei Wochen Urlaub an einem beliebigen Ort auf der Welt versprochen, wobei er für alle Kosten aufkommen würde. Die beiden Vierundzwanzigjährigen hatten sich für Miami entschieden.
Der Unternehmer hatte unter einer Bedingung zugestimmt: Jennifer, Foss’ amerikanische Assistentin, sollte die beiden begleiten.
Natürlich hatte Dave protestiert, doch die Bitte ihres Chefs abzulehnen hätte möglicherweise ihren Arbeitsplatz gefährdet. Weil sie eine gute Stelle hatte und es riskant gewesen wäre, schon wieder umzuziehen, hatte die ehemalige Mrs. Evelyn Mohr ihre Reisetasche gepackt und ihrem Mann versichert, dass es keine Probleme geben würde.
Nach sechs Jahren in Norwegen war die Hitze in Südflorida geradezu himmlisch.
»May? May, wo bist du?«
May setzt sich auf und winkt ihrer Freundin. »Hier.«
Anna Reedy eilt durch den Gang. Die Wangen der dunkelhaarigen italienischen Schönheit sind vom Laufen gerötet. »May, ich bin verliebt.«
»Schon wieder?«
Evelyn lächelt still in sich hinein, als sie hört, wie sich die beiden jungen Frauen unterhalten.
»Er heißt Julian. Er ist groß, fast zwei Meter, mit langen, braunen Haaren und dem Körper eines griechischen Gottes. Und diese Augen …«
»Wie alt ist er?«
»Neunundzwanzig. Und er ist Single. Er reist zusammen mit einem Freund.«
»Hast du den Freund gesehen?«
»Nein. Warum? Sie wollen dich treffen. Dich auch, Jen.«
Evelyns Haut kribbelt. »Mich? Warum mich?«
»Ich habe ihm unser Foto gezeigt. Das, wo wir drei in South Beach sind, und er hat mich gebeten, dich ihm vorzustellen.«
May tippt Evelyn mit dem Ellbogen in die Seite. »Vielleicht mag der griechische Gott ja ältere Frauen.«
Fubitch! Lilith hat Bilder von uns in jeden Winkel der Welt geschickt – und das Versprechen einer saftigen Belohnung noch dazu. Was ist, wenn …
»Bleibt hier. Ich hole ihn.«
»Anna, warte!« Evelyn will ihr gerade nachgehen, als sie das Summen des Telefons hört, das in ihre SmartBrille integriert ist. Sie tippt auf die Steuerung neben ihrer rechten Schläfe und nimmt das Gespräch an. David Mohrs leberfleckiges Gesicht lässt den östlichen Horizont des Atlantiks verschwinden. »Jen, wo zum Teufel bist du? Laut meinem GPS bist du irgendwo im fukabitching Bermuda-Dreieck.«
Sie muss lächeln, als sie hört, wie ihr Mann versucht, beim Fluchen den aktuellen Slang zu benutzen. »Beruhige dich, Erik. Die Mädchen wollten eine Kreuzfahrt machen. Und das hieß entweder die Bermudas oder Kuba.«
»Auch das noch. Na ja, du hast die richtige Wahl getroffen. Kuba, unfassbar! Schon beim kleinsten Verstoß gegen die Verkehrsregeln verlangen die Behörden dort eine Stuhlprobe von dir.«
»Ich werde dich nicht fragen, woher du das weißt. Vermisst du mich?«
»Sehr.«
»Weißt du, was ich vermisse?«
»Jennifer …«
»Ich kann mir nicht helfen. Wieder in Florida zu sein … das warme Wetter … die Palmen …«
Ohne Vorwarnung wird das Schiff plötzlich heftig durchgeschüttelt, als sei es auf Grund gelaufen. May stößt einen Schrei aus, als sie wie Hunderte andere Passagiere umgerissen wird. Alle sehen sich verwirrt und verängstigt um.
»Ein Zusammenstoß?«
»Werden wir sinken?«
Dave Mohr schreit, um die Aufmerksamkeit seiner Frau wiederzugewinnen. »Jen, was ist los? Stimmt was nicht?«
»Ich weiß nicht. Es fühlte sich so an, als seien die Maschinen plötzlich blockiert. Vielleicht sind wir auf etwas … Ahhh!«
Auch diesmal gibt es keine Vorwarnung, als sich der Ozeanriese nach Backbord neigt. Rundum schreien Passagiere, und auf dem sich neigenden Deck krachen Hunderte schwebende Liegestühle ineinander wie konzentrische Kreise umkippender Dominosteine.
Evelyn taumelt nach vorn und stürzt gegen die Steuerbordreling. Passagiere rutschen kreuz und quer über das schräg stehende Deck, als das Schiff eine abrupte Kursänderung vollführt.
Nach einem beängstigend langen Augenblick liegt das Schiff wieder eben im Wasser und folgt seinem neuen Kurs – in Richtung Westen.
May hilft Evelyn auf die Beine. »Jennifer, was passiert da gerade?«
»Ich weiß es nicht. Such Anna.«
Die junge Frau streift ihr Bikini-Oberteil über und rennt los.
Eve konzentriert sich wieder auf ihren Mann. Dave erscheint in dem Glas vor ihrem rechten Auge. Hektisch macht sich der Physiker an den interaktiven Projektionen seines Computers zu schaffen, der Satellitenbilder des Ozeanriesen frei im Raum um ihn herum durch die Luft schweben lässt.
»Dave, was ist los? Warum haben wir unseren Kurs geändert? War das ein Tsunami? Oder eine Monsterwelle?«
»Keine seismische Aktivität. Keine verräterischen Kräuselungen im Wasser. Keine anderen Schiffe in der Umgebung. Ich habe keine Ahnung, wie …« Der Wissenschaftler hält inne. Sein ohnehin bleiches Gesicht wird noch fahler. »Oh Gott, was ist denn das?«
Robert Gibbons jr. stürmt auf die Brücke. Der Kapitän, der ziemlich mitgenommen aussieht, verlangt Antworten. »Mr. Swartz, berichten Sie!«
Der Erste Offizier Bradley T. Swartz beugt sich völlig verblüfft über seine Navigationsanzeigen. »Sir, das waren wir nicht. Es sieht so aus, als sei das Schiff von irgendeiner verrückten Strömung gepackt worden.«
Kapitän Gibbons sucht mit seinem Fernglas die Oberfläche des Atlantiks ab, die inzwischen schäumt wie ein rasch dahinströmender Fluss.
»Captain, der Kompass verhält sich völlig chaotisch. Null Grad liegt jetzt … im Westen.«
»Was?«
»Sir, der Aussichtsposten hat etwas entdeckt! Ihre sofortige Anwesenheit ist erforderlich.«
Gibbons verlässt eilig die Brücke und klettert eine schmale Wendeltreppe aus Stahl zum Ausguck hinauf. Ein Matrose hat das dort angebrachte Fernrohr ausgerichtet. Seine Augen sind angsterfüllt. »Es befindet sich eine Meile entfernt direkt vor unserem Bug, Sir. Ich habe so etwas noch nie gesehen.«
Der Kapitän drückt sein rechtes Auge an das Gummipolster des Okulars. »Oh mein Gott …«
Es ist keine Strömung und kein Malstrom; es scheint nicht mehr und nicht weniger zu sein als ein Loch mitten im Ozean. Der dunkle Abgrund hat einen Durchmesser von mehreren Meilen. Der Atlantik stürzt in seine Tiefen wie in dreihundertsechzig Grad umfassende Niagara-Fälle. Der Strudel saugt das umgebende Meer in sich hinein – und mit ihm die Paradise Lost.
Der Kapitän betätigt die Gegensprechanlage. »Ändern Sie den Kurs! Vierzig Grad auf das Steuerbordruder! «
Ohne auf eine Bestätigung zu warten, stürmt er die Wendeltreppe zur Brücke hinab. »Mr. Swartz?«
»Führen Kursänderung durch, Sir.«
Gibbons starrt in Richtung Bug. Nun mach schon, dreh ab!
Der Ozeanriese wendet sich nach rechts, stößt jedoch sofort auf Widerstand. Das ganze Schiff wird durchgeschüttelt. Es kann den Gravitationskräften, die hier im Spiel sind, nichts entgegensetzen.
»Keine Veränderung, Sir.«
»Alle Maschinen stopp. Volle Kraft zurück!«
»Volle Kraft zurück, aye.«
Die Schiffsschrauben kommen zum Stillstand, und der Bug wendet sich wieder nach Backbord. Gibbons richtet sein Fernglas auf die massive Anomalie, die jetzt nur noch siebenhundert Meter entfernt ist. Ihr Rand zieht sich über den gesamten Horizont, und dahinter stürzt alles … ja, wohin eigentlich?
Die Paradise Lost erzittert, als die beiden Zwillingsschrauben ihre Rotationsrichtung ändern und gegen den Griff ankämpfen, mit dem die See sie gepackt hat. Die Vorwärtsbewegung des Schiffes wird zwar langsamer, doch es kommt nicht frei.
Der Kapitän spürt, wie ihm das Herz in der Brust hämmert. »Mr. Halley, senden Sie SOS. Informieren Sie die Küstenwache, dass wir Rettungshubschrauber brauchen. Warnen Sie alle Schiffe in der Umgebung davor, sich in dieses Gebiet zu begeben.«
Der völlig überraschte Funker meldet mit krächzender Stimme: »Aye, Sir.«
Die Deckoffiziere treten an die Panoramafenster und starren angsterfüllt und ungläubig nach draußen. Nur wenige versuchen, ihre Angehörigen anzurufen – und müssen feststellen, dass sie keine Verbindung bekommen.
Zahllose Schreie formen sich zu einem Crescendo, als die Passagiere erkennen, was sich vor ihnen befindet.
Benommen und mit zitternden Armen und Beinen erreicht Kapitän Gibbons seinen Kommandositz, und ihm wird übel, als das 130 000-Tonnen-Schiff über den Rand eines Strudels der vierten Dimension kippt … und verschwindet.
In Evelyn Mohrs Bewusstsein verstummen die Schreie, und mitten in der plötzlichen Stille sieht sie das merkwürdig vertraute, kantige Gesicht eines dunkelhaarigen Mannes. Eindringlich funkeln seine azurblauen Augen hinter seiner Sonnenbrille, und seinen mächtigen Armen gelingt es irgendwie, sie vom wegkippenden Deck hochzuheben und in das Schiff zu tragen. Sein muskulöser Körper widersteht den Kräften der Physik und jenem Sekundenbruchteil der Schwerelosigkeit, bevor die entfesselten Gravitationskräfte wieder einsetzen und jede Zelle ihres Körpers zerrissen und in alle Richtungen verstreut wird.
»Wenn wir so weitermachen wie bisher, dann könnte es sein, dass wir nicht einmal das nächste Jahrhundert überleben. Wenn die Scheinwerfer unseres Wagens eine eindeutige Gefahr erfasst haben, dann sagt uns der gesunde Menschenverstand, dass wir auf die Bremse treten sollten, doch die Wissenschaftler wollen häufig mit dem Fuß auf dem Gaspedal bleiben.«
DR. MARVIN MINSKY
Manalapan, Florida 1. Mai 2047
Die palastartige Villa von Lilith Mabus, der Witwe des Milliardärs Lucian Mabus, liegt an einem privaten Strandabschnitt von Manalapan, einer kleinen Inselstadt unmittelbar nördlich von Boynton Beach, Florida. Das einunddreißig Zimmer und drei Stockwerke umfassende Gebäude bietet einen zum Meer hin gelegenen Swimmingpool, komplett mit einer Bar in der Mitte und einem Wasserfall; hinzu kommen zwei Tennisplätze, ein Fitness-Center, ein über einhundert Quadratmeter großer Salon samt einem gut zwei Tonnen schweren Kristalllüster, der aus einem französischen Château aus dem neunzehnten Jahrhundert stammt, ein Observatorium und eine für acht Fahrzeuge angelegte Garage, deren Boden aus Saturnia-Marmor besteht. Jede der sechs Schlafzimmersuiten hat ihren eigenen Balkon, der auf den Atlantik blickt. Die Fenster sind selbstreinigend – sie besitzen eine dünne, elektrifizierte Metalloxid-Schicht, die mit Hilfe des Regenwassers lose Schmutzpartikel abspült. Auf dem nördlichen Abschnitt des Grundstücks befindet sich eine kleine NiCE-Energieanlage, die Sonnen – und Windkraft nutzt.
Die neueste Ergänzung dieses luxuriösen Prachtgebäudes direkt am Ozean besteht aus einer Gruppe von Satellitenschüsseln, die sich in einem Betonbunker auf dem Rasen im südlichen Teil des Grundstücks befinden. Dank dieser Einrichtung sind Lilith und ihr Abhörteam in der Lage, ein Netz von Überwachungssatelliten des Pentagon bequem von zu Hause aus anzuzapfen, obwohl die Vorstandsvorsitzende von Mabus Tech damit offiziell nur die Kommunikationsverbindung zu der Flotte von Raumschiffen unterhält, die zu ihrem Projekt HOPE gehört.
Die Ursprünge von Amerikas Weltraumprogramm reichen zurück bis zum Kalten Krieg, als sich die rivalisierenden Ideologien der Vereinigten Staaten und der Sowjetunion ein Wettrennen im Weltraum lieferten. Präsident John F. Kennedy gab 1961 den Startschuss dazu, indem er das Ziel verkündete, einen amerikanischen Astronauten sicher zum Mond und wieder zurück zu bringen – was am 20. Juli 1969 auch gelang.
In den folgenden vier Jahrzehnten schleppte sich die Erkundung des Weltraums recht mühsam dahin.
Ein Teil des Problems bestand darin, dass es keine klar definierten Ziele mehr gab. Die Situation wurde weiter verschärft durch die Entscheidung Präsident Nixons, das Space Shuttle zum zentralen Zukunftsprojekt der NASA zu machen. Das Space Shuttle diente nicht der weiteren Eroberung des Weltalls, sondern war ausschließlich für den erdnahen Raum angelegt; außerdem besaß es einige Konstruktionsmängel, die schließlich zur Challenger – und zur Columbia-Katastrophe führen sollten. Der Rest der veralteten Flotte wurde nur noch zum Shuttledienst zwischen der Erde und der Internationalen Raumstation ISS (einer weiteren trägen Schildkröte im erdnahen Bereich) eingesetzt, während das öffentliche Interesse am Raumfahrtprogramm schwand.
Ohne Wissen der NASA waren alle weiteren Mondmissionen infolge einer streng geheimen Anweisung aus der Amtszeit Lyndon B. Johnsons auf Dauer eingestellt worden. Erst im Jahr 2029 durchbrach ein Privatunternehmen den Würgegriff, in dem der militärisch-industrielle Komplex die Erkundung des Weltraums gefangen gehalten hatte. Diese Revolte wurde vom Sohn eines Multimillionärs angeführt, der mit Riesenschritten auf seinen eigenen Untergang zuzustürmen schien.
Lucian Mabus wurde mit einem Platinlöffel im Mund geboren. Er war das einzige Kind des Rüstungsunternehmers Peter Mabus und seiner früh verstorbenen Frau Carolyn. Während seiner Kindheit und Jugend wurde er von Privatlehrern und persönlichen Trainern erzogen, während sein Vater eine politische Kampagne startete, um die Wiederwahl des amtierenden Präsidenten Ennis Chaney zu verhindern und selbst ins Weiße Haus einzuziehen. In seiner Verbitterung über die Wahlniederlage im Jahr 2016 suchte Mabus nach anderen Möglichkeiten, dem Land die politische Führung zu nehmen. Schließlich kam es zu einer endgültigen Sanktion durch die Leibwächter der Gabriel-Zwillinge, nachdem Mabus einen Killer engagiert hatte, um Jacob und Immanuel umzubringen.
Schockiert über die Ermordung seines Vaters verbrachte Lucian Mabus den Rest seiner Teenagerjahre unter den wachsamen Augen eines Onkels, der es vorzog, seinen widerspenstigen Neffen in Suchtkliniken unterzubringen, anstatt sich immer wieder der Folgen von dessen Alkohol – und Drogensucht erwehren zu müssen.
Lucian feierte an seinem achtzehnten Geburtstag seine Volljährigkeit, indem er die letzte dieser Kliniken verließ, die beinahe sein Zuhause geworden waren, und warf seinen vom Gericht bestimmten Vormund aus dem Haus seines Vaters. Jetzt konnte Lucian über das Familienvermögen verfügen, und er kompensierte seine persönliche Unsicherheit durch einen Lebensstil, der ausschließlich auf unmittelbaren Genuss ausgerichtet war, auch wenn er dem jungen Mann auf Dauer nur schadete.
Sechs Jahre, zwei gescheiterte Ehen und eine viermonatige Haftstrafe später fand sich Lucian schließlich in der Gesellschaft von Lilith Aurelia wieder. Die Domina mit der mokkafarbenen Haut wurde zu seiner Obsession, ihr rücksichtsloser Ehrgeiz riss ihn mit sich wie ein tobender Fluss. Die in Armut geborene Lilith suchte nach jener Macht, die die neue gesellschaftliche Elite genoss; diese Elite bestand aus pathologischen Globalisierungsprofiteuren, die ebenso langsam wie konsequent und manipulativ die internationalen Mächte zu einer einzigen Weltregierung zusammenführten.
Um in dieser Neuen Weltordnung eine Rolle spielen zu können, brauchte sie eine Nische; Lilith fand sie im Projekt HOPE.
Humans for One Planet Earth – Menschen für den einen Planeten Erde – war ein Raumfahrtprogramm, das im Jahr 2016 von einer Gruppe ehemaliger Astronauten, Ingenieure und Raketenwissenschaftler gegründet worden war, die die NASA wegen der dort herrschenden Vetternwirtschaft verlassen hatten. Im Gegensatz zu anderen privaten Raumfahrtunternehmen, die Satelliten in den Orbit brachten, wollte HOPE zum Pionier auf dem Gebiet des Weltraumtourismus werden. Die Gruppe hatte ein neues Passagier-Raumfahrzeug entworfen, das wie ein Flugzeug horizontal startete und zu seiner maximalen Flughöhe aufstieg. Dann zündeten Raketentriebwerke und beförderten die Maschine ins All. Sobald die Erdumlaufbahn erreicht war, konnten die zahlenden Passagiere zwölf Stunden der Schwerelosigkeit und danach ein Leben voller Erinnerungen an dieses Ereignis genießen.
HOPE brauchte nur noch einen großen Investor.
Auf Drängen seiner Verlobten ging Lucian Mabus eine Partnerschaft mit den Direktoren von HOPE ein und übernahm die kleine Firma als Mehrheitseigner. Am 15. Dezember 2029 startete der erste sogenannte Weltraumbus von seiner neuen, viereinhalb Kilometer langen Startbahn am Kennedy Space Center. An Bord befanden sich einhundertzwanzig VIPs, vor allem wichtige Aktionäre, politische Würdenträger und Medienvertreter sowie Lucian, Lilith und eine zwölfköpfige Besatzung. Kein reales oder fantasiertes Ereignis hätte diese Zivilisten auf den Zauber des Weltalls vorbereiten können. Der Flug verlief problemlos, die Versorgung war erstklassig und der Ausblick sowohl Ehrfurcht gebietend als auch inspirierend. Nach der ersten Hälfte des Fluges heirateten Lucian und Lilith. Sie vollzogen die Ehe bei Schwerelosigkeit in ihrer Flitterwochen-Koje und wurden die ersten offiziellen Mitglieder des 22 000-Meilen-Clubs.
Sie sollten nicht die letzten sein. Innerhalb weniger Monate nahm HOPE den Verkehr mit vier Weltraumbussen pro Woche auf, das Ticket zu 100 000 Dollar pro Passagier. Trotz dieses stattlichen Preises gab es eine vierzehnmonatige Wartezeit. Schon bald wurde die Flotte um drei Flugzeuge ergänzt, und Pläne für Space Port-1, das erste Weltraumhotel für zahlende Gäste, wurden entwickelt. Als in den Werbebroschüren der Firma auch ein Mondshuttle auftauchte, schritt das Verteidigungsministerium ein und erklärte den Mond für tabu.
Lucian raste vor Wut. Es mochte ja sein, dass die Neue Weltordnung seine Freiheit auf der Erde einschränkte, doch der Mond gehörte niemandem. Eine teure Anwaltskanzlei wurde engagiert, Prozesse drohten.
Unterdessen verfolgte Lilith ihre eigene Strategie, damit umzugehen, dass die Regierung der Firma den Fehdehandschuh hingeworfen hatte, und traf sich heimlich mit Präsident John Zwawa.
Eine Woche vor seinem sechsundzwanzigsten Geburtstag starb Lucian Mabus an Herzversagen; sein Arzt schrieb dieses Ende dem über zehnjährigen Alkohol- und Drogenmissbrauch seines Patienten zu. Nur wenige Wochen nach der Beerdigung erhielt die neue Vorstandsvorsitzende von Mabus Tech Zugang zu Golden Fleece, einem streng geheimen Raumfahrtprogramm, das von Dave Mohr, einem Direktor der NASA, geleitet wurde.
Drei Monate später machten Gerüchte die Runde, dass Lilith schwanger sei. Devlin Mabus wurde elf Monate nach Lucians Tod geboren, was den Verdacht bestätigte, dass die Mutter des Jungen eine Affäre gehabt hatte. In Washington war man allgemein der Ansicht, dass es sich bei dem Vater des weißhaarigen Kindes mit den ebenholzfarbenen Augen um Präsident Zwawa handelte.
Doch so war es nicht.
Die schwarze Limousine folgt der Polizeieskorte auf der pittoresken A-1-A in Richtung Norden und biegt in die mit einem Tor gesicherte Abzweigung zum Mabus-Besitz ein.
Präsidentin Heather Stuart steigt aus dem Wagen; begleitet wird die Demokratin mit dem kastanienbraunen Haar von ihrem Stabschef Ken Mulder und dem Nationalen Sicherheitsberater Donald Engle. Der gut hundertzwanzig Kilo schwere Engle ignoriert Klingel und Gegensprechanlage und hämmert mehrmals mit der Faust gegen die doppelflüglige Tür aus Eichenholz. Dann wartet er. Schließlich setzt er das energische Anklopfen fort.
Mulder wirft der Präsidentin einen verwirrten Blick zu. »Ist das irgendein Spiel, das die mit uns spielen? «
Heather Stuart ist die zweite Frau und erste Homosexuelle im Oval Office. »Das ist Poker, Ken. Machen Sie bloß keinen Fehler. Die beobachten uns und bewerten unsere Reaktionen.«
Mulder sieht zur Überwachungskamera hoch. »Poker ist ein Glücksspiel. Schach ist mir lieber.«
Die Tür öffnet sich, und ein Mann Ende sechzig mit wächserner Haut erscheint. Sein kurzgeschnittenes Haar ist mausgrau und lockig, was gut zu seinen trägen, hinter rosafarbenen Brillengläsern versteckten Schweinsäuglein passt. Er ist barfuß, trägt ein bunt gemustertes Hawaiihemd und dazu passende Bermudashorts. Seine schmalen Lippen saugen an einer Bong wie an einem Schnuller.
Der breite Schatten Donald Engles fällt in die Türöffnung. »Lilith Mabus?«
Das irre Grinsen hinter dem mit Cannabis gefüllten Rauchgerät, das von manikürten Fingern gehalten wird, verwandelt sich in ein Kichern. »Nein, großer Mann. Ich bin Liliths persönlicher Assistent Benjamin Merchant, zu Ihren Diensten. Herein mit Ihnen, wir haben Sie schon erwartet.« Sein schleppender Süd-Alabama-Akzent klingt wie mit Saccharin gesüßt.
Merchant führt sie durch die große Eingangshalle, deren Boden aus Onyx besteht. Jenseits der Panoramafenster am gegenüberliegenden Ende des Hauses kann man den Pool erkennen, dessen unsichtbare Begrenzung vollkommen mit den türkisfarbenen Wellen des Atlantiks zu verschwimmen scheint.
»Madam President, gestatten Sie mir die Bemerkung, dass es eine große Ehre für mich ist, Ihnen endlich einmal persönlich zu begegnen. Auch ich ziehe Personen meines eigenen Geschlechts vor, was vermutlich mit der Art zu tun hat, wie ich aufgewachsen bin. Hat Ihr katholischer Pfarrer Sie auch mit Zärtlichkeiten überhäuft? «
Heather Stuart errötet. »Nein, das hat er definitiv nicht getan.«
»Ja, ich vermute, diese Herren beschränken sich auf kleine Jungs. Aber was ist mit den Nonnen?« In einem Schlendergang, der deutlich von seinem Drogenkonsum beeinflusst ist, führt Merchant die Besucher an einer ausladenden Eichentreppe vorbei zu einer im gleichen Stil gefertigten Doppeltür. »Die Dame des Hauses befindet sich in diesem Zimmer. Treten Sie ein, während ich uns etwas zu trinken besorge.«
Ken Mulder wartet, bis der entnervende Mann verschwunden ist, bevor er die Türen öffnet.
Das Arbeitszimmer ist ein etwa einhundert Quadratmeter großer, fünfeckiger Raum, dessen Wände mit Mahagoni verkleidet sind. Unter der hohen, gewölbten Decke sind kreuzweise angeordnete Balken aus Teakholz zu erkennen. Auf einem dazu passenden Schreibtisch befindet sich eine kreisförmig angeordnete Computerstation mit einem um zweihundertsiebzig Grad gewölbten Plasmabildschirm. Auf der anderen Seite des Zimmers stehen sich mehrere Sitzgelegenheiten – drei Ledersofas und zwei Bambussessel – gegenüber.
Lilith Mabus sitzt auf dem Sofa in der Mitte. Sie hebt den Blick ihrer türkisfarbenen Augen, um die Besucher zu begrüßen. Das Hunahpu-blaue Leuchten strahlt wie die Augen einer Katze bei Nacht. Wie Efeu sinkt das gewellte, rabenschwarze Haar auf ihren dunklen Kimono, dessen dünner Stoff sich gegen ihre Brüste presst.
Beunruhigenderweise ist der Körper der mokkahäutigen, vierunddreißig Jahre alten Göttin unter dem hüftlangen Kimono nackt. Liliths bloße Füße ruhen auf dem Couchtisch, und es ist ganz offensichtlich, dass sie ihr Geschlecht zur Schau stellt und ihre Gäste herausfordert, einen Blick zu riskieren.
Die Augen von Mulder und Engle werden immer größer, doch Präsidentin Stuart schüttelt nur den Kopf.
Die Verführerische lächelt. »Willkommen im Oral Office, Madam President.«
»Beeindruckend. Aber ich heiße nicht Zwawa, und das hier ist, wenn Sie nichts dagegen haben, nicht einfach nur ein geselliges Beisammensein.«
»Oh, ich habe überhaupt nichts dagegen. Aber Sie waren es, die um ein persönliches Gespräch gebeten hat, und ich finde formelle Kleidung einfach zu konformistisch. Sie können sich setzen, oder Sie können stehen bleiben und mich weiter anstarren, das liegt ganz bei Ihnen.«
Heather Stuart gibt den beiden Mitgliedern ihres Kabinetts ein Zeichen. Die Männer setzen sich auf eines der Sofas, das im rechten Winkel zu dem von Lilith steht, während die Präsidentin auf einem der Bambussessel direkt gegenüber ihrer Gastgeberin Platz nimmt.
Lilith beugt sich über den kräftigen Nationalen Sicherheitsberater und blinzelt ihm zu. »Ist etwas nicht in Ordnung, Donald? Trauen Sie sich selbst nicht über den Weg? Früher haben Sie Ihre Blicke nie von mir abgewendet, wenn ich John im Westflügel besucht habe.«
»Da waren Sie nicht nackt, Lilith.«
»Stimmt, aber Sie haben sich das vorgestellt, nicht wahr, Donald? Wie Sie den Spalt zwischen meinen Brüsten angestarrt haben … wie Sie jedes Mal, wenn ich durch das Zimmer gegangen bin, meinen Hintern taxiert haben. Sagen Sie mir, war ich gut im Bett?«
»Wie bitte?«
»Wenn Sie in den Nächten darauf masturbiert haben … war ich gut im Bett?«
»Das reicht!« Die Präsidentin wendet sich an ihren Nationalen Sicherheitsberater. »Geben Sie ihr einen Überblick über die Lage.«
Donald Engle stellt seinen Attachékoffer auf den Couchtisch direkt neben Liliths nackte Füße und öffnet ihn. Ein holographischer Projektor erscheint. »Der Bericht, den Sie gleich sehen werden, wurde als UMBRA klassifiziert, was noch über einer Einordnung als streng geheim liegt. Sollten Sie den Inhalt irgendjemandem zugänglich machen, werden Sie sofort festgenommen. «
»Wie aufregend.«
Engle schaltet das Gerät ein, woraufhin über der Sitzgruppe ein frei in der Luft schwebendes, 360 Grad umfassendes Video erscheint, das den Yellowstone-Nationalpark zeigt. »Während die Allgemeinheit den Yellowstone-Nationalpark vor allem wegen seiner Geysire und heißen Quellen kennt, stellt er für Wissenschaftler eine tickende Zeitbombe dar, die uns Mutter Natur hinterlassen hat und deren Energie zehntausendmal so groß ist wie diejenige, die beim Ausbruch des Mount St. Helens frei wurde. Acht Kilometer unter der Oberfläche befindet sich ein Supervulkan, der keinen Kegel besitzt. Von ihm stammt die Energie der Geysire und der heißen Quellen. Man bezeichnet ihn üblicherweise als Caldera.«
Das Bild verändert sich und wird zu einer animierten Darstellung der unterirdischen Magmakammer; die verschiedenen Temperaturbereiche sind durch unterschiedliche Farben hervorgehoben. »Genau genommen befinden sich unter dem Yellowstone drei Calderas. Die größte und gefährlichste von ihnen ist 180 Kilometer lang und 77 Kilometer breit und damit fast so groß wie der gesamte Park.