4 Erzählungen für Erstleser - Felix Buchmair - E-Book

4 Erzählungen für Erstleser E-Book

Felix Buchmair

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Beschreibung

4 Erzählungen für Erstleser als Kurzgeschichten zusammengefasst

Das E-Book 4 Erzählungen für Erstleser wird angeboten von BoD - Books on Demand und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Kinderbuch, Kurzgeschichten, Hasenfreundschaft, Struppi, Kindergeschichten

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Seitenzahl: 103

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Der Buchautor und Stücklschreiber Felix Buchmair lebt im südlichen Bayern. Seine Liebe zum Landleben spiegelt sich in seinen sämtlichen Theaterstücken wider. Mit diesem Buch für Erstleser will er die junge Generation ebenfalls dafür begeistern

Inhaltsverzeichnis

Hasenfreundschaft

Ein Schweinchen Namens Rosa!

Der Bettelpeter

Struppi

Hasenfreundschaft

Am Rande eines kleinen Dorfes stand ein hübsches, freundliches Haus mit grünen Fensterläden, einem gepflegten Gemüsegarten und einigen Obstbäumen. Dieses kleine Paradies war umrahmt von einem Holzzaun, der sehr schön zu dem freundlichen Bild passte. Im Winter, wenn alles tief verschneit war und sich der Rauch aus dem Kamin kräuselte, kamen des Nachts manchmal die Tiere des Waldes bis an den Zaun.

In dem Haus wohnten auch zwei Kinder, ein Junge und ein Mädchen. Sie hießen Thomas und Susi. Wenn sich in der kalten Jahreszeit am Futterhäuschen die Vögel scharenweise einfanden, drückten die Beiden an den Fensterscheiben ihre Nasen platt und eiferten um die Wette, wer die meisten der gefiederten Sänger erkannte. Dabei gewann fast immer der Junge, denn er durchstreifte oft den Wald, um seinen kindlichen Forscherdrang zu stillen.

In einer frostig kalten Winternacht schien der Vollmond vom Himmel und verzauberte die Landschaft mit seinem gespenstischen Silberlicht. Da löste sich aus dem Dunkel des Waldes ein Schatten und verharrte dort eine Weile.

Es war ein Waldhase.

Erst, nachdem er sich vergewissert hatte, dass ihm keine Gefahr drohte, wagte er sich ins helle, freie Feld und hoppelte, hier und da etwas verweilend, langsam auf das Haus zu, dessen Bewohner schon schlummerten.

Flugs schlüpfte er durch eine Lücke im Zaun in den Gemüsegarten, wo er unter dem Schnee noch einige Kohlstauden fand, welche im Herbst nicht geerntet wurden. Schnell scharrte er eine frei und begann, sich sein Bäuchlein vollzufressen. Plötzlich aber stutzte er. Eben hatte er ein Rascheln vernommen, so, als ob sich jemand im Stroh wälzt.

Da, er hatte sich nicht getäuscht. Es kam aus der komischen Kiste dort an der Hauswand.

Misstrauisch hoppelte er darauf zu, stellte sich auf die Hinterläufe und lugte vorsichtig hinein.

„Das gibt’s doch nicht“, flüsterte er leise. „Ein Hase, ein richtiger Hase so wie ich!“ Dieser erwachte im selben Moment, fuhr in die Höhe und staunte seinen nächtlichen Besucher entgeistert an.

„Wer bist du denn?“ fragte er.

„Ich bin Jan, ein Waldhase und wer bist du? Was machst du denn in dieser komischen Kiste?“

„Das ist doch mein Stall und ich gehöre den Kindern hier im Haus. Übrigens, ich heiße Tom.“

„Ja, aber macht es dir denn gar nichts aus, immerzu eingesperrt zu sein?“

„Wieso denn? Hier bin ich sicher und bekomme von den Kindern die besten Leckerbissen.“

Dem Waldhasen lief das Wasser im Mund zusammen, als Tom aufzuzählen begann: „Altes, hartgewordenes Brot, an dem ich genüsslich nagen kann. Rüben, Maiskolben, frischen Klee, im Winter duftendes Heu und ab und zu ein Schälchen lauwarme Milch.“

„Hör auf, hör auf, da wird einem ja ganz flau im Magen.“

Nun hielt ihm Jan entgegen: „Dafür kann ich rennen, wohin ich will, kann einen Luftsprung machen, so hoch ich kann und was glaubst du, wie schön es ist, im Frühling kreuz und quer über eine Blumenwiese zu sausen.“

„Ja, das glaube ich dir gerne“, klang es etwas wehmütig aus dem Stall. „Doch dafür lebst du in ständiger Gefahr, gefressen zu werden. Der Habicht, der Fuchs, die Krähen, streunende Hunde und der Jäger mit seiner Schrotflinte.“

„Wem sagst du das“, seufzte Jan bei den letzten Worten und rieb sich seine Hinterkeule, wo von der letzten Treibjagd noch zwei Schrote unter seinem Balg steckten.

So überlegten beide hin und her, und jeder begann sein Schicksal in einem anderen Licht zu sehen. Schon begann der Morgen zu grauen, im Haus hörte man bereits erste Geräusche, da sagte der Waldhase plötzlich:

„Tut mir Leid mein Freund, jetzt muss ich mich aber sputen!“ Trotz der kurzen Zeit hatte er Tom schon richtig liebgewonnen. Deshalb rieben jetzt beide zum Abschied noch ihre Nasen aneinander, so gut es das Gitter zuließ.

Jan versprach feierlich, morgen Nacht wieder zu kommen.

Dann hoppelte er noch schnell zu dem Kohl, nahm sich etliche Bissen, schlüpfte anschließend durch die Zaunlücke und sauste dann so schnell er konnte dem nahen Wald zu, denn es wurde zusehends heller.

Wehmütig und etwas in Sorge um seinen neuen Freund sah Tom ihm nach.

Als am Tag die Kinder kamen und mit ihm spielen wollten, hatte er keine rechte Freude dabei. Immerzu musste er auf den Abend denken.

Als es endlich Nacht war, starrte er ständig auf die Lücke im Zaun, spitzte seine langen Löffel und horchte angestrengt in die Dunkelheit. Zu allem Unglück sah er noch Reineke Fuchs draußen auf dem Feld umherschleichen. Endlich, es war schon fast Mitternacht, hörte er leises Tappen.

Wenig später schlüpfte der Waldhase durch das Loch und kam gleich zu ihm ans Gitter.

„Tut mir leid, dass ich so spät komme, aber ein Fuchs machte die Gegend unsicher.“

„Ich weiß, ich hab ihn gesehen und bin fast gestorben vor Angst um dich. Ich habe heute viel nachgedacht über uns. Wenn du mir hilfst, können wir vielleicht das Drahtgitter an meinem Stall wegreißen und ich könnte mir dir kommen. Ich möchte auch einmal rennen, was meine Läufe hergeben und springen nach Herzenslust.“

„Ja, das wäre schon schön, wenn du mitkommen könntest. Ich fühle mich oft einsam. Aber bedenke, wie gefährlich das ist. Du musst immer auf der Hut sein und darfst nur das tun, was ich dir sage, sonst ist es bald um dich geschehen.“

„Versprochen. Aber jetzt schnell, lass es uns versuchen.“

Tom stemmte sich von innen gegen das Drahtgitter, Jan packte es von außen mit seinen Nagezähnen und dann zogen und drückten sie mit aller Kraft.

Eine halbe Stunde plagten sich beide wie verrückt und endlich, endlich hatten sie das Gitter an einer Ecke locker gebracht. Jetzt ging es leichter und nach weiteren zehn Minuten war das Loch groß genug, dass der Stallhase ins Freie schlüpfen konnte.

Nachdem beide einige Zeit verschnauft hatten, fraßen sie sich am Kohl noch so richtig satt. Dann steckte zuerst Jan den Kopf aus der Lücke im Zaun und sah nach, ob irgendwo Gefahr drohte, und dann, hopp - hopp, waren beide draußen.

Jetzt konnte sich Tom nicht mehr halten vor Freude. Er fing an zu rennen und zu springen, was das Zeug hergab, schlug mehrere Haken, dass der Schnee nur so stäubte und wäre vor lauter Übermut beinahe mit Jan zusammengestoßen.

Dieser freute sich mit ihm und ließ ihn schmunzelnd gewähren, doch jetzt, als sein Freund wieder angerast kam und mit einem Riesensatz über ihn hinwegsetzte, fand er es doch an der Zeit, ihn etwas zur Vernunft zu bringen.

„Nun lass es gut sein Junge und hör´, was ich dir sage. Du musst immer deine Kräfte schonen und darfst dich nie ohne Grund verausgaben. Wenn jetzt, nachdem du so ausgepumpt und erschöpft bist, ein Hund oder ein Fuchs auftaucht, bist du geliefert.“

„Du hast Recht“, erwiderte Tom. „Es war dumm von mir, aber ich musste mich erst einmal richtig austoben.“

Beide erschraken heftig, als sie heiseres Krächzen und Flügelschlagen vernahmen. Im ersten Morgengrauen ruderten bereits mehrere Krähen über sie hinweg.

„Jetzt aber schnell, Kumpel“, rief der Waldhase und sie machten Riesensätze, um in den schützenden Wald zu gelangen. Dort angekommen, suchten sie Deckung unter einer Fichte, deren unterste Äste bis dicht über dem Boden hingen.

Ganz nah rückten die Beiden zusammen, um sich gegenseitig zu wärmen und waren bald darauf eingeschlummert.

Als die Kinder den Verlust ihres Hasen bemerkten, waren beide sehr traurig und Susi begann bitterlich zu weinen. Obwohl ihr Bruder selbst den Tränen nahe war, nahm er seine Schwester in die Arme, um sie zu trösten.

Der Vater aber, welcher die Spuren im Schnee studierte, machte ein nachdenkliches Gesicht. Immer wieder schüttelte er den Kopf und konnte sich keinen Reim darauf machen.

Als die Hasen wieder erwachten, war die Sonne schon am untergehen. Beiden knurrte der Magen, so machten sie sich auf die Suche nach Fressbarem. Zu den Kohlstauden im Garten wollten sie vorerst nicht zurückkehren, aber Jan wusste ganz in der Nähe zarte Himbeer- und Brombeerstauden.

Auf einer Waldwiese scharrten sie später den Schnee beiseite, um Gräser und Kräuter zu naschen. Als sie ihren Hunger gestillt hatten, suchten sie einen Acker auf, wo noch vereinzelt Getreidehalme aus dem Schnee ragten. Während Jan immer wieder einen Kegel machte, um auf den Hinterläufen stehend die Umgebung zu beobachten, schmatzte Tom vor sich hin wie ein kleines Schweinchen und gab sich völlig unbekümmert. Deshalb überhörte er auch, als Jan leise „Bst!“ „Bst!“ machte, um ihn zu warnen.

Ein Fuchs war im Anmarsch und schlich in einer Ackerfurche direkt auf sie zu. Wieder machte er „Bst!“ „Bst!“, diesmal schon etwas lauter, da fing der Fuchs auch schon an zu laufen, geradewegs auf den armen Stallhasen zu.

Jetzt schrie Jan in höchster Not: „Schnell Kumpel, ein Fuchs - ein Fuchs - lauf - lauf!“

Tom erstarrte vor Schreck und erst, als der Fuchs schon auf wenige Meter heran war, fing er an zu rennen, was das Zeug hielt.

Doch immer kürzer wurde der Abstand, der arme Stallhase schrie schon vor Todesangst.

Da sauste sein Freund heran, haarscharf dem Fuchs vor dessen weit aufgerissenem Maul vorbei.

Dieser war so verdutzt, dass er von Tom abließ und schließlich Jan verfolgte. Der ließ den roten Räuber nahe herankommen, um jedesmal, wenn der Fuchs zuschnappen wollte, einen Haken zu schlagen. Nachdem er den gefährlichen Verfolger dreimal damit hereingelegt hatte, gab dieser schließlich auf und trottete ärgerlich und völlig ausgepumpt davon.

Jetzt war die Freude groß. Ganz eng rückten die Zwei wieder zusammen, damit jeder die Wärme des anderen spürte. So saßen sie lange und hielten ganz still.

Dann sagte Tom nachdenklich: „Jetzt verdanke ich dir schon meine Freiheit und mein Leben. Hoffentlich kann ich das je wieder gut machen.“

„Was redest du nur für einen Unsinn, du schuldest mir nichts. Deine Freundschaft ist mir Lohn genug, denn seit ich nicht mehr allein bin, habe ich viel mehr Freude am Leben.“

Bald darauf hatten sie ihren Schrecken überwunden und begannen wieder ihre Späße zu treiben. In der Morgendämmerung suchten sie ihr Lager auf und fielen bald in tiefen Schlummer.

Um die Mittagszeit, als die Sonne am höchsten stand, erwachte der Stallhase plötzlich, denn er war es nicht gewöhnt, den Tag zu verschlafen. Sein Freund hatte noch die Lichter geschlossen, so beschloss Tom, auf eigene Faust die Gegend zu erkunden.

Vorsichtig, um seinen Kumpel nicht zu wecken, verließ er das Lager und hoppelte der großen Lichtung zu, wo ihm Jan die Heidelbeerstauden gezeigt hatte. Diese wollte er sich erst einmal vornehmen.

Bald hatte er den Platz erreicht, naschte da und dort etwas von den zarten Blättern der Stauden und ließ sich die Sonne auf den Balg scheinen. Hier ist es doch viel gemütlicher, als unter der großen Fichte, welche nicht den kleinsten Sonnenstrahl durchlässt, dachte er gerade.

Im selben Moment erfüllte ein Rauschen und Sausen die Luft, denn ein riesiger Habicht stürzte mit wahnsinniger Geschwindigkeit aus dem Blau des Himmels auf den zu Tode erschrockenen Hasen nieder.

In letzter Sekunde machte er instinktiv einen Satz zur Seite, doch konnte er nicht mehr verhindern, dass ihm eine der messerscharfen Klauen an den Fängen des Habichts eine schmerzhafte Wunde in den Rücken riss.

Was seine Läufe hergaben, jagte der Ärmste davon, einen Haken um den anderen schlagend, in den schützenden Wald. Der Habicht sah ihm mit seinen gelben Augen gierig nach.

Kurze Zeit später rumpelte der Ärmste völlig erschöpft in das Lager, wo sein Freund bis jetzt sorglos geschlafen hatte. Der machte ihm sogleich die heftigsten Vorwürfe, leckte ihm dann die Wunde ab und beruhigte ihn so gut wie er konnte. „Die Wunde ist nicht tief, du hast mächtigen Dusel gehabt. Jetzt schlaf, das ist die beste Medizin.“

Als Tom abends erwachte, hatte er einen Muskelkater von der wilden Flucht, und die Wunde am Rücken schmerzte ziemlich. Darum schlug sein Kumpel vor: „Lass uns heute in euren Garten gehen. Dort steht noch der gute Kohl und wir sind keiner Gefahr ausgesetzt.

So hoppelten sie los.

Bald hatten sie Tom`s Heimat erreicht und schlüpften durch das Loch im Zaun. Jan machte sich sofort über den Kohl her und schmatzte dabei vor Behagen.

Tom jedoch saß nur still da, machte einen Kegel und konnte sich nicht satt sehen.