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"Was ist Kreativität?" Eine Ressource die jeder seit Anbeginn in sich trägt. Es geht nicht allein darum, die Kreativität zum Ausdruck zu bringen, sondern diese in die Tat umzusetzen, als Teilhabe am immerwährenden Schöpfungsprozess. In dem Büchlein 4 der Wegweiser-Reihe findet eine Betrachtung dessen statt, dass sich kreative Prozesse zwar fördern, aber nicht fordern lassen: - Kreativität: ein oft verwendeter Begriff. Was hat dieser mit mir persönlich zu tun? - Wie agiere und reagiere ich in schwierigen Situationen? - Wie gehe ich mit unerwarteten Herausforderungen um? Sie finden in diesem kleinen Buch ein paar Erläuterungen, Gedanken zu diesem Thema und Übungen, die behilflich sein könnten.
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Seitenzahl: 83
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Linda Vera Roethlisberger
KREATIVITÄT: DIE KRAFT DER VERÄNDERUNG
©2021 Trilogos Stiftung
Collagen & Layout: AMBERPRESS, Gosia Warrink und Katja Koeberlin
Verlag und Druck:
tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
www.tredition.de
ISBN Hardcover: 978-3-347-26976-7
ISBN e-Book: 978-3-347-26977-4
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt.
Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages, der Trilogos Stiftung und der Autorin unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Am Anfang war das Wort,
damit wir lernen zu wachsen,
zu wachsen bis zum höchsten Punkt –
über das Wort hinaus.
Linda Vera
Inhalt
Einleitung
Meine Geschichte
1 Kreativität – was ist das?
2 Dem Schöpferischen Raum geben
3 Kreativität und die angewandte Trilogos Methode
Nachwort
Anhang: Glossar – Literatur – Das Trilogos im Internet
Einleitung
Einfallsreichtum, Originalität, ein Hauch von Unangepasstsein: Lange Zeit schien Kreativität den Genies vorbehalten zu sein. Begnadete Künstler wie Michelangelo und Da Vinci, Beethoven oder Goethe schufen Werke, die ihrer Zeit voraus waren und weit über ihre Lebensspanne hinaus uns Menschen berühren. Die Zahnpasta, das Papier, Flugzeuge und sogar ein Kaffeefilter. Auch sie wurden von findigen Köpfen erschaffen, sind längst ein gewohntes Bild in unserem Alltag und kaum aus diesem wegzudenken. Doch wie gelingt einem Forscher der Durchbruch? Wie erfand Werner von Siemens die Straßenbahn oder wie entdeckte Marie Curie das Radium, ertrug die Diskriminierungen, denen sie als Frau in der Welt der Wissenschaft ausgesetzt war, und gewann gleich zweimal den Nobelpreis? Und wie kam die amerikanische Tänzerin Loïe Fuller ausgerechnet auf die Idee des Radium-Tanzes, wo sie sich das neu entdeckte Element zunutze machte und ihre Bühnenkleidung damit ohne jeden Scheinwerfer zum Leuchten brachte?
Freisetzung von Ideen, künstlerisches Schaffen, Entfaltung, Inspiration, Intuition, Imagination und Begeisterung – all dies sind Aspekte, die kreative Menschen in sich vereinen. Und auch das Können zählt dazu, denn bei der Kreativität geht es nicht allein darum, eine Idee zum Ausdruck zu bringen, sondern sie letztlich in die Tat umzusetzen. Damit sie einen Unterschied macht im Leben der Menschen.
Kunst ist das, was nicht jeder kann –
oder jeder könnte,
aber niemandem einfällt.
Linda Vera
Seit die Thinktanks in der Wirtschaft die Kreativität für sich entdeckt haben, erfährt sie einen regelrechten Hype. Kaum ein Arbeitsbereich, in dem Kreativität nicht ausdrücklich gefordert wird. Innovationen, Lösungsstrategien, Produktentwicklungen rufen nach kreativen Ansätzen. Creative Markets, Clouds, Directors, Managers … die Liste ist lang und wächst mit jedem Tag.
Doch worum handelt es sich genau? Wie wird man kreativ? Und was tut man, wenn man es mal nicht ist? Wenn man stundenlang vor einem leeren Blatt Papier oder Dokument am Computer sitzt und einem partout nichts einfallen will? Wenn man monatelang auf die unterschiedlichsten Arten versucht, ein Problem zu lösen oder eine Herausforderung zu meistern, und keine Idee wirklich zündet?
Kreativität hat immer auch etwas Unvorhersehbares. Sie taucht so plötzlich auf wie eine Sternschnuppe oder ein Sommergewitter. Ein einziger Gedankenblitz kann das eigene Leben oder das von Abertausenden auf immer verändern. Welch eine mysteriöse Kraft! Fest steht: Wir können uns nicht dazu zwingen (lassen), kreativ zu sein. Was wir aber tun können, ist, dem Phänomen der Kreativität auf die Spur zu kommen und sie uns zu eigen zu machen.
Das Gute an der Begeisterung für die Kreativität ist, dass sich längst auch Wissenschaften wie die Hirnforschung mit dem Phänomen der Kreativität auseinandersetzen (siehe Kapitel 1); das Problematische daran ist, dass kreative Prozesse sich zwar fördern, aber nicht fordern lassen (siehe Kapitel 2). Der eine braucht vielleicht Druck, um kreativ sein zu können – der andere aber sehnt sich nach Ruhe und Stille, um seine Kreativität entfalten zu können. Während der eine die erstaunlichsten Lösungswege findet, steht der andere vor einem Blackout und weiß nicht mehr weiter.
Aus diesem Grund ist es wichtig, der Kreativität den Hype, die Aufregung zu nehmen, und sich in aller Stille darauf zu besinnen, worum es wirklich geht. Um Kreativität zu verstehen, sollten wir zurück zum Anfang gehen, und zwar wirklich zum Anfang aller Anfänge: der Schöpfung. Denn Kreativität kommt von lateinisch creare, (er-)schaffen, und kam somit schon mit dem Anbeginn des Universums ins Spiel.
Wie und woraus auch immer unser Kosmos entstanden ist – in den Kreaturen, den Schöpfungen um uns herum erkennen wir einen gemeinsamen Nenner: den Drang, zu leben und sich weiterzuentwickeln. Und es ist nicht allein das nackte Überleben, das uns im Innersten ausmacht. In der Geschichte der Menschheit treffen wir schon früh auf den Drang unserer Ahnen, die Lebensumstände zu verbessern, Neues zu erfinden, es weiterzuentwickeln. Das, und auch Bestehendes zu verschönern, zu gestalten, zum Mit-Schöpfer zu werden. Aus verantwortungsvoller, bewusster Überzeugung immer wieder Gutes für den Einzelnen und dadurch für das Ganze zu erzeugen wird, ist und bleibt das Ziel.
Archäologischen Funden nach zu urteilen hat sich die Kreativität des Menschen sogar noch vor der Entstehung des Homo sapiens vor 200.000 Jahren entwickelt. Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass unsere Innovationskraft durch biologische und soziale Faktoren weiter Schwung aufgenommen hat und im Austausch mit anderen Menschengruppen zu einer ersten Blüte fand. Hieraus lesen wir eine wichtige Botschaft: Kreativität ist ein Teil von uns, und sie wächst durch den Input, die Diversität.
Jeder von uns trägt Kreativität in sich, denn durch schöpferische Kraft sind wir Menschen ursprünglich gezeugt worden und haben uns im Lauf der Evolution weiterentwickelt. Wenn wir lernen, uns dieser Kraft nicht nur auf physischer, sondern auch auf psychischer Ebene bewusst zu öffnen – und zwar auf der kognitiven, emotionalen und spirituellen Ebene –, wird sie, wie das Urvertrauen, die Intuition und der Wunsch nach Individuation, zu unserer Ressource. Dann können wir diese wundersame Energie immer bewusster und dadurch verantwortungsvoller einsetzen, um uns weiterzuentwickeln und teilzuhaben an dem immerwährenden Schöpfungsprozess.
Inspiration, kreative Kraft und Energie
fließen in dich, wenn du mit dem
Unendlichen im Einklang bist.
Paramahansa Yogananda
So betrachtet, ist das Feld der Kreativität oder des menschlichen Potenzials weder auf Künstler, Forscher noch auf das Business oder irgendwelche schicken Creative Factories beschränkt. Schöpferische Kraft zeigt schon das Kleinkind, das mit seinen Händen und ein wenig Erde etwas formen will. Der Freund, der eine Genesungskarte schreibt und die richtigen Worte findet. Der Zuckerbäcker, der Koch, der Nachbar von nebenan, kurz: Jeder von uns kann kreativ sein und etwas hervorbringen, das einen anderen erfreut, ihn berührt, lachen lässt oder tröstet. Viele kleine Gesten der Menschlichkeit beruhen auf Kreativität. Und manche leben in unseren Familiengeschichten über Generationen fort.
Kreativität spielt auch in der Persönlichkeits- und Bewusstseinsarbeit eine wichtige Rolle. Hierbei leistet der ganzheitliche Ansatz der Trilogos Methode einen wesentlichen Beitrag, um über die Freude am Schaffen hinaus an uns zu arbeiten und Kompetenz im Menschsein zu entwickeln, damit unsere Erfindungsgabe immer zum Guten und ausgerichtet an humanen Werten eingesetzt wird. Dank unserem ganz persönlichen Potenzial, dank unserer Kreativität.
In der Beschäftigung mit uns selbst erkennen wir unsere Prägungen und Muster immer besser und lernen, neue, heilsame Strukturen in uns zu erschaffen, die sich harmonisierend auf uns und unser Umfeld auswirken (siehe Kapitel 3). Dabei greifen wir auf die Inhalte unseres Unbewussten zu und erweitern den Pool an Wissen und Wahrnehmungen, um daraus Neues zu kreieren.
Wir werden vom Suchenden zum Findenden – und erkennen unseren Platz in diesem weiten Universum: als kleines Sandkorn neben Milliarden anderer, immer wieder befreit von den verschiedensten Schlacken und befähigt, im Licht zu glänzen – nicht als das, was wir sein wollen, sondern immer mehr als das, was wir sind.
Meine Geschichte
Immer wieder aufs Neue ist es aufschlussreich, sein Leben in der Rückschau zu betrachten und es zu bewerten. Denn unser ureigenes Wesen – und damit vielleicht auch unsere Lebensaufgabe – schimmert oft schon in der frühen Kindheit durch, wird zeitweise verschüttet oder verdrängt und bricht sich später erneut Bahn.
Kreativität als Quelle des künstlerischen Ausdrucks und trilogischer Bewusstseins- und Persönlichkeitsentwicklung zog sich von klein auf durch mein Leben. Als Kind schon war ich sehr interessiert an Diskussionen über Gott und die Welt und lauschte den regen Gesprächen der Erwachsenen. Langeweile kannte ich dabei keine. Auch liebte ich es früh, zu zeichnen und zu malen. Mit fünf Jahren schuf ich ein Porträt meines Vaters und mit acht ein Selbstporträt. Wenn ich die frühen Werke heute betrachte, staune ich über die Ganzheitlichkeit der Wahrnehmung, die ihnen zugrunde liegt, und die verwendeten Symbole als Ausdruck dessen, was ich wahrnahm und doch intellektuell noch längst nicht verstand.
Später, während meiner Zeit als Lehrerin, spürte ich den Wunsch in mir, „Volksbildhauerin“ zu werden. Die Arbeit mit den Kindern, die Beobachtung ihrer genetischen Anlagen und der Auswirkungen ihrer psychogenetischen Einflüsse beschäftigten mich und erzeugten in mir den Wunsch, dies künstlerisch auszudrücken. In den kommenden zwölf Jahren blieb ich meinem Beruf als Lehrerin treu, doch in meiner Freizeit folgte ich meinem Hobby Nummer eins, der Kunstmalerei. Ich besuchte Kurse in Bern und Paris und malte bald meine ersten Batik- und Ölbilder. Sie trugen Titel wie „Auf der Reise zur Weisheit“ oder „Weil ich die Menschen liebe“ – Wegweiser dessen, was mich zu jener Zeit beschäftigte. Es war die Liebe zum Menschen, die in meinem Lehrerinnen- und Künstleralltag bald immer wichtiger wurde. Letztere drückte sich immer stärker auch als intuitiv-mediale Beraterin im Kreise von Freunden, Kollegen sowie den Eltern meiner damaligen Schüler aus.
An der Schwelle der Neunzigerjahre machte ich mich schließlich selbstständig und gründete 1990 das Trilogos als Schule für Persönlichkeits- und Bewusstseinsbildung. Die Wahrnehmung und der Ausdruck der Seele bewegten mich tief im Innern, und so schrieb ich Verse, dann Konzepte und Bücher, entwickelte Übungen und widmete mich ganz der Erforschung des menschlichen Potenzials. In gewisser Weise hatten mich die beiden Strömungen, die mich schon seit meiner Kindheit beschäftigten – künstlerisches Schaffen und Individuation –, vom Beruf der Lehrerin zur Berufung als Lebensschullehrerin und Lebenskünstlerin getragen.