55 Gründe, den Schwäbischen Wald zu lieben - Jochen Fischer - E-Book

55 Gründe, den Schwäbischen Wald zu lieben E-Book

Jochen Fischer

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Beschreibung

Voller Herzblut präsentiert der Journalist Jochen Fischer 55 Gründe, warum man den Schwäbischen Wald einfach lieben muss: Seien es die Mühlen, die vielfältige Natur, die jahrtausendealten kulturellen Hinterlassenschaften oder die malerischen Städtchen rund um dieses landschaftliche Kleinod. Dieser reich bebilderte und sorgsam zusammengestellte Band ist ein Muss für Einheimische, Gäste und alle Freunde dieser reizvollen und vielseitigen Region.

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Seitenzahl: 114

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1. Auflage 2022

© 2022 Silberburg-Verlag GmbH,

Schweickhardtstraße 5a, D-72072 Tübingen.

Alle Rechte vorbehalten.

Umschlaggestaltung, Satz und Layout: Björn Locke, Nürtingen.

Coverfotos: Mühle © Schwäbischer Wald Tourismus,

Edgar Layher; Mammutbaum © Zerbor – Shutterstock;

Dampflok der Schwäbischen Waldbahn, Wikimedia Commons,

© Wildfeuer, CC BY-SA 3.0.

Lektorat: Matthias Kunstmann, Karlsruhe.

Druck: CPI books, Leck.

Printed in Germany.

ISBN 978-3-8425-2359-3

eISBN 978-3-8425-2370-8

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Inhalt

Einleitung

Backnang: alte Stadt am Tor zum Wald

Bausparen: wie ein Ort zur Marke wurde

Berglen: die doppelte Schönheit

Eberhard Bohn: der Mühlendoktor

Buocher Höhe: Köpfe mit Weitblick

Burgen: wie sie den Wald bewachten

Champagnerluft: wie sie den Dichter inspirierte

Ebersberg: wo ein besonderer Wein wächst

Ebnisee: Perle des Schwäbischen Walds

Edelfleisch: im Kaisersbacher Wursthimmel

Eldo-Rado: Entdeckungen per pedales

Feenspuren: märchenhafte Pfade

Fünf-Mühlen-Tal: immer der Schwarzen Rot nach

Gabe Gottes und Soldatenglück: die Schatzsucher

Glashütten: heute hier, morgen fort

Hägelesklinge: ein Fahnenflüchtiger im Wald

Haller Landheeg: grüne Grenze mit Schlupf

Hexensagen: alles (Aber-)Glaubenssache

Höchste Eisenbahn: besser spät als nie

Höhepunkte: Hagberg und Hohe Brach

Hörschbach: Fälle für Naturgenießer

Idyllische Straße: Vorfahrt für Romantiker

Juxkopf: ein schöner Anblick, ganz im Ernst

Eugen Kiemele: der Traktorkönig

Klingen: die verschärften Täler

Knappshöhle: die Sage vom listigen Schneiderlein

Kulturbuckel: große Kleinkunst

Kulturhochburg: die kreative Klosterstadt

Kurzacher Madonna: ein moderner Mythos

Limes: wo Rom das Ende der Welt bewachte

Limesplus: eine Marke für Waldgenuss

Limpurger Land: ein kleines Reich am Kocher

Maienfels: wie aus der Zeit gefallen

Mammuts: wie die Baumriesen in den Wald kamen

Michelauer Mühle: Mit Wasser macht man Öl

Mostviertel: das rote und gelbe Wiesengold

MSGB: Manfred Schaibles Gartenbahn

Mühlentag: historische Technik feiern

Naturpark: die Faszination Wald erleben

Nordic Walking: wo man sportlich genießt

Pilzschule: wo man Delikatessen studiert

Räubergeschichte(n): alles so passiert

Rechenspitzer: vom Leben im Klämmerlesgäu

Sägemühlen: »spanende Geschichten«

Schlösslebräu: Sulzbacher Spezialitäten

Schwaben-Park: wie die Affen in den Wald kamen

Die Schweizers: wie eine Familie Museum macht

Sechs-Mühlen-Ort: ein Kulturschatz in Alfdorf

Seemühle und Tälesbräu: wo aus Korn Gutes wird

Die Siebzehner: alles nur Sage?

Spiegelschleifer: Dorfindustrie im Lautertal

Teufelskanzel, Bärenklinge: alles nur Fantasie?

Wasser: wo der Weg das Ziel ist

Wein: Randerscheinung in Rot und Weiß

Zum Schluss: Weihnachtszauber im Adventswald

Dank und Bildnachweis

Wieso eigentlich?

Als ich mich im Herbst 2020 mit dem Silberburg-Verlag über neue Buchideen ausgetauscht habe, lief das Gespräch ungefähr so. Ich: »Lassen Sie uns doch mal was über den Schwäbischen Wald machen.« – »Ist das interessant?« – »Ja!« – »Aber eher unbekannt.« – »Genau deshalb!« Der Schwäbische Wald als Natur- und Freizeitlandschaft, als Kulturraum und als lebenswerte Region ist tatsächlich ein immer noch verborgener Schatz. Korrekterweise sollte man Schwäbisch-Fränkischer Wald sagen, denn im Norden der Waldberge sind Kultur und Mundart fränkisch. Dass in diesem Buch trotzdem fast durchweg vom Schwäbischen Wald zu lesen ist, ist dem fränkischen Teil gegenüber nicht bös gemeint: So ist die Region einfach prägnanter beschrieben.

Man findet Schluchten, die im Schwarzwald nicht wilder und romantischer sein könnten. Hochebenen, die auf der Schwäbischen Alb nicht weitläufiger und schöner sein könnten. Steile Berghänge mit saftig grünen Weiden, wie sie im Allgäu nicht postkartenmotivmäßiger sein könnten. Man trifft Menschen, die ganz besonders in ihrer Heimat verwurzelt sind. Und das alles kaum mehr als Steinwürfe entfernt von den dicht besiedelten Regionen Stuttgart, Heilbronn und Schwäbisch Hall. Dieses Buch, in dem sich Geschichte und Geschichten, Sehenswürdigkeiten und Staunenswertes mischen, ist eine herzliche Einladung, die verborgene Schönheit Schwäbischer Wald neu zu entdecken.

Backnang: alte Stadt am Tor zum Wald

Schön liegt sie da, die mehr als 950 Jahre alte Stadt. Im Zentrum der so genannten Backnanger Bucht, einer fruchtbaren Gäulandschaft. In diese Landschaft hat sich das Flüsschen Murr tief eingegraben und teilt Backnang in zwei Hälften. Die Altstadt mit liebevoll gepflegten Fachwerkhäusern schmiegt sich an eine Schleife des Flusses und ist mit steilen Gässchen und schmalen Treppen Stück für Stück den Hang hinaufgewachsen. Fast am höchsten Punkt der Stadt und schon einige Hundert Meter vom Zentrum entfernt liegt der Bahnhof. Er macht die Stadt für Ausflügler, die ohne eigenes Auto unterwegs sein wollen, zu einem nahe gelegenen Ziel: Vom Stuttgarter Hauptbahnhof erreichen S-Bahnen Backnang in 40 Minuten Fahrzeit.

Zwei historische »Gs« haben der Stadt einen Namen gemacht: Gänsekrieg und Gerberhandwerk. Das erste »G« war ein sehr ungewöhnliches Ereignis. Der so genannte Gänsekrieg hat 1606 begonnen, war nicht wirklich gewalttätig, sondern ein Rechtsstreit. Mit der Gänsehaltung besserte die ärmere Bevölkerung ihr Einkommen auf. Man ließ die Tiere auf den Feldern vor der Stadt weiden. Weil sie auch über Feldfrüchte herfielen, verbot die Backnanger Obrigkeit die Haltung von Gänsen. Dagegen zogen die Bürger vor Gericht. Da die Prozesse immer zugunsten der Stadt ausgingen, richteten einige Frauen ein Bittschreiben an den württembergischen Herzog Johann Friedrich. Der ordnete eine für alle Parteien tragbare Lösung an. Auch das beeindruckte die Stadtoberen nicht. Ruhe kehrte erst 1612 ein, als eine so genannte Gänseordnung in Kraft trat, die für ganz Württemberg die Haltung der Tiere regelte und erlaubte. Den »Gänsefrieden« feiert die Stadt jeden Oktober mit dem Gänsemarkt, einem verkaufsoffenen Sonntag mit geschichtlichen Bezügen.

Man kannte Backnang auch als »Süddeutsche Gerberstadt«. Die Verarbeitung von Tierhäuten zu Leder fand in der Murrschleife ideale Bedingungen: Der Fluss trieb Lohmühlen an, die Baumrinde zu Gerberlohe zerstampften. Die Wälder der Umgebung lieferten die Baumrinde zum Gerben. Die Talauen ernährten das Vieh, dem man die Haut abziehen wollte. Das Gerberviertel, wegen seiner krummen Gassen auch »Biegel« genannt, lag außerhalb der Stadtmauern. Erstens, weil es die Nähe zum Wasser brauchte; zweitens, weil die Gerberei ein übelriechendes Geschäft war. »Backnem Leder – gut Leder« war ein Ruf, der auf den Märkten in ganz Süddeutschland zu hören war. Im 19. Jahrhundert wuchs aus dem Handwerk eine Lederindustrie in großem Stil. Nachdem 1985 die letzte Fabrik ihre Tore für immer geschlossen hatte, entstand an ihrer Stelle das heutige Wohn- und Geschäftszentrum Biegel.

Wer Backnang für sich entdecken möchte, trägt am besten bequeme Schuhe. Die Wege führen über steile Gassen hinauf zur Keimzelle der Stadt – Stiftskirche und Stadtturm – und über viele Staffeln wieder hinunter. Wer sich müde gelaufen hat, kann in einem der vielen Cafés, Bistros oder Restaurants rasten, die Backnang an schönen Tagen wie ein einziges, einladendes Straßencafé anmuten lassen. Als Startpunkt für Touren in Richtung Schwäbischer Wald ist die Stadt ideal geeignet, vieles ist per Regionalbahn zu erreichen.

Bausparen: wie ein Ort zur Marke wurde

Bankgeschäfte sind eher eine Angelegenheit des kühlen Kopfs. Doch das Resultat eines Bausparvertrags liebt man im Land der Häuslebauer ganz speziell: das eigene Heim. Wo anders als in Baden-Württemberg könnte also dieses Finanzierungsmodell zu Hause sein? Wie es nach Wüstenrot auf dem Mainhardter Wald kam, ist eine Geschichte für sich.

Der 1865 in Ostpreußen geborene Drogist und Werbetexter Georg Kropp – er war nebenbei auch methodistischer Laienprediger und Verfechter der Alkoholabstinenz – hatte sich schon länger mit der Frage beschäftigt, wie möglichst viele Menschen zu eigenem Grundbesitz kommen könnten. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Frage drängend: Die Wirtschaft lag am Boden; wer keine Arbeit hatte, konnte die Miete nicht mehr bezahlen, und wer sich nicht von eigenem Land ernähren konnte, litt Hunger. Georg Kropp arbeitete um 1920 in Heilbronn und konnte im etwa 20 Kilometer entfernten Wüstenrot eine kleine Haushälfte mit etwas Land erwerben. Dieser Ort mit ein paar Hundert Einwohnern sollte sein Musterdorf werden. Kropps Grundgedanke war simpel: Wenn das Vermögen eines Einzelnen nicht ausreicht, um Grundstück und Bau eines Hauses zu finanzieren, dann hilft Solidarität. Viele Einzelne legen ihre kleinen Vermögen zusammen, um ein erstes Haus zu bauen. Mit dem weiter Angesparten wird Haus um Haus gebaut, bis am Ende alle im eigenen Heim wohnen. Baugenossenschaften gab es auch andernorts, doch der Gedanke des gemeinsamen Sparens aufs Eigenheim kam in Wüstenrot zur Welt.

Das Wüstenroter Bausparmuseum

Georg Kropp warb Mitglieder für seine »Gemeinschaft der Freunde«, wie der Sparverein heißen sollte. Er war christlich geprägt, sollte aber weltanschaulich neutral sein. Im Mai 1921 fand in Stuttgart – unter konsequenter Alkoholabstinenz – die Gründungsversammlung statt, mit dem Ziel, »auf rein gemeinnütziger, bodenreformerischer Grundlage die Schaffung von Wohngelegenheiten und Altersheimen für die Allgemeinheit« zu organisieren. Die gute Idee traf auf eine ungute Zeit: Deutschland erlebte die erste große Inflation. Bei Geldentwertung war an zielgerichtetes Sparen nicht zu denken. Kropp und seine Mitarbeiter zahlten die eingegangenen Beiträge – teils aus eigenem Vermögen – zurück und hofften auf bessere Zeiten. Diese zogen im Frühjahr 1924 auf. Die Mitgliederwerbung lief wieder an, und Kropps Haus in Wüstenrot wurde über Nacht zur Zentrale der »Bausparkasse der Gemeinschaft der Freunde«. Bis 1925 waren fast 10 000 Bausparverträge abgeschlossen, und der Name Wüstenrot wurde in ganz Württemberg bekannt.

1928 verlegte die Bausparkasse gegen den Willen des Gründers die Firmenzentrale nach Ludwigsburg. Nur im Markennamen ist Wüstenrot bis heute erhalten geblieben. Auch das erste Haus der Familie Kropp in der Haller Straße 3 steht noch und ist heute das Wüstenroter Bausparmuseum. Das Haus ist klein, die sehenswerte Ausstellung ebenso. Vom Museum aus lässt sich ein bauspargeschichtlicher Rundweg durch den Ort erkunden. Er verbindet Gebäude, die mit der Historie der Sparkasse zu tun haben – vom Häusle eines der ersten Sparer bis zur schmucken Villa, die sich Georg Kropp 1926/27 bauen ließ. Lohnenswert ist auch ein Abstecher zum ebenfalls kleinen, feinen Glasmuseum im Alten Rathaus.

Berglen: die doppelte Schönheit

Die Gemeinde und die Landschaft, in der sie liegt, tragen den gleichen Namen: Berglen. Die Gegend ist gewissermaßen ein Schwäbischer Wald en miniature: bewaldete Höhen, Hochebenen mit Äckern, gewässerreiche Täler, verstreute Siedlungen und vereinzelte Bauernhöfe. Als Verwaltungseinheit ist Berglen vor etwa 50 Jahren durch die baden-württembergische Gemeindereform entstanden. Zuvor hatten die neun Teilgemeinden ihr jeweils eigenes Bürgermeisteramt mit allem, was man so braucht, um seine Bürger zu versorgen und zu verwalten. Nach diesem Muster in den 1970er-Jahren neu formierte Gemeinden findet man überall am und im Schwäbischen Wald: von Alfdorf, Aspach und Auenwald bis Weissach im Tal.

Als Landschaft hießen die Berglen – der Artikel macht den feinen Unterschied zum Gemeindenamen – schon lange so. Der Name beschreibt sehr schön, was man dort findet. Der schmale südwestliche Ausläufer des Schwäbischen Walds ist zwischen 300 und knapp unter 500 Meter hoch – keine Berge also, sondern Berglen. Und doch ist die sanfte Hügellandschaft schon fast so hoch wie die im Norden und Osten anschließenden Berge, die zwischen 500 und knapp 590 Meter in den Himmel ragen. Die Ausblicke, die man von den Hochebenen hat, müssen sich nicht hinter denen des Schwäbischen Walds verstecken. Befährt man etwa das gewundene Sträßchen zwischen den Ortsteilen Kottweil und Birkenweißbuch, dann schaut man auf den Rücken des Schurwalds auf der gegenüberliegenden Seite des Remstals, aber auch weit ins Land zur Ostalb mit den drei Kaiserbergen Hohenstaufen, Rechberg und Stuifen.

Ländlich ist es in den Berglen. Es gibt viel Landwirtschaft, deren Produkte in kleinen Hofläden angeboten werden. Eine Sache macht Berglen ganz besonders: Die Gemeinde gilt als die an Streuobstwiesen reichste Kommune weit und breit. Wer blühende Landschaften liebt, wird im Frühling von den Tälern und Hügeln um Oppelsbohm und Rettersburg reich verwöhnt. Der fast allgegenwärtige Anbau von Äpfeln und Birnen, Kirschen und Zwetschgen hat allerdings als Notlösung begonnen. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts kultivierte man in den Berglen Wein. Nachdem vor mehr als 150 Jahren eingeschleppte Mehltaupilze und die amerikanische Reblaus den Weinbau in ganz Europa verheert hatten, sattelten die Bauern in den Berglen um. Aus den Weinbergen wurden Obstgärten, Hauptprodukt war das schwäbische Nationalgetränk Most. Den eigenen Wein hatte man zuvor ohnehin kaum getrunken, er war eine lukrative Handelsware. Apfelmost ist ein wenig aus der Mode gekommen, doch man kann ihn in den Berglen noch bekommen. Wer Säfte aus den Streuobstwiesen mag, schöpft aus dem Vollen: Fast in jedem Ort gibt es sie direkt vom Produzenten, ebenso Destillate aus Kern- und Steinobst. Mehr zur Geschichte des Obstanbaus in den Berglen lässt sich im Teilort Hößlinswart im Gehölzgarten sowie auf dem 2,6 Kilometer langen Obst- und Gehölzeweg in Bretzenacker entdecken, der mehr als 200 Sorten mit informativen Tafeln erklärt. Wer sich mehr Zeit für die schöne Landschaft nehmen möchte, findet auf der Website von Berglen acht Genießertouren zwischen 2,6 und 10,9 Kilometern Länge.

»www.berglen.de/de/erleben-entdecken/berglen-aktiv/wandergebiet-berglen

Eberhard Bohn: der Mühlendoktor

Eigentlich müsste man ihm ein Denkmal setzen. Und wenn, dann müsste es eine Mühle sein. Doch es wäre ihm nicht recht. Schon gar nicht zu Lebzeiten. Eberhard Bohn, geboren 1935, ist der Letzte seines Standes im Schwäbischen Wald: Er hat in jungen Jahren das Handwerk des Mühlenbauers gelernt.

»Die Leute meinen immer, das Mühlrad sei gleichbedeutend mit der Mühle«, sagt er knitz und milde lächelnd, wie es seine Art ist. Es stecke aber viel mehr Technik in einer Mühle: Förderanlagen für das Getreide, Einrichtungen zum Reinigen und Sortieren und selbstverständlich die komplizierten Mahlwerke. All das konnte er bauen. Allerdings kamen kleine Mühlen, wie er sie bauen konnte, aus der Mode, kaum dass er ausgelernt hatte. »Es gab in den 1950er-Jahren Programme der Bundesregierung, die das Stilllegen kleiner Mühlen finanziell belohnten«, erzählt er. »Man setzte alles auf Großmühlen, die in einer Stunde schafften, wofür ein kleiner Müller ein Jahr lang schuften musste.« Eberhard Bohn, der gemeinsam mit seinem Vater in Kirchenkirnberg bei Murrhardt den Mühlenbau betrieb, sattelte um: Man stellte nun landwirtschaftliche Siloanlagen her. »Mein Berufsleben hatte eigentlich kaum mit Mühlen zu tun, und doch kennen mich die Leute heute hauptsächlich als den Mühlenbauer.«

Denn an fast jede der Mühlen, die heute im Schwäbischen Wald noch funktionsfähig sind, hat er seine