Abenteuer Atlantik - Guido Lange - E-Book
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Abenteuer Atlantik E-Book

Guido Lange

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Beschreibung

"Mein Abenteuer Atlantik sind eigentlich zwei Abenteuer: Von Rotterdam in die Bretagne und von der Algarve in die Bretagne. Zweimal fuhr ich in die Bretagne, zweimal nach Brest, denn ich hatte soviel über dieses außerste Ende Frankreichs gelesen und gehört, daß ich es mit eigenen Augen ansehen wollte. Nicht zuletzt die Krimis mit Kommissar Dupin, die ich schon bei meinem Abenteuer Baltikum gelesen hatte, hielten diesen Traum am Leben, ließen die Gedanken an das Land der Kelten im Land der Gallier nie vergessen. Ich wurde belohnt mit tausend Eindrücken auf der Reise dorthin, mit den Landschaften, den Städten, den Genüssen und den Menschen, die am und mit dem Meer leben. Und natürlich traf ich andere Reisende, mit dem rad, dem Auto oder auch zu Fuß. Manche nur wissend lächelnd, andere mit ihren Geschichten, woher sie kamen und wohin sie wollten. An der Küste entlang zu fahren ist denkbar einfach, denn auf der einen Seite ist immer die See. Ganz unterschiedlich zeigt sich der Atlantik mit heißen Stränden in Sonnenöl ertrinkend oder kühlen schroffen Felsen, an denen er sich reibt. Erst die Küste, also das Aufeinandertreffen von Land und Meer, macht den Ozean so spannend, so vielfältig, so neu für mich. Ich habe 'alles' so gut ich konnte fotografiert. Kommen Sie mit und schauen selbst!" Wenn man jeden Tag mit dem Rad fährt, immer am Meer entlang, dann kommt man sehr weit, auch in zwei bis drei Wochen Urlaub. So hat es Guido Lange gemacht, und in zwei Reisen die Westküste Europas bereist. Dabei entstand eine Nahaufnahme von Landschaften, Kulturen und den Menschen. Er fuhr auf herrlichen Radwegen in den Niederlanden oder auf eigentlich verbotenen Routes National in Frankreich, durch Tunnel im Baskenland oder durch die Orangenplantagen im Süden Portugals. Und auch schon mal in eine Sackgasse. Ein Buch für alle, die gern individuell reisen, ob mit dem Rad, dem Boot, dem Auto oder in Wanderschuhen. Ein Buch für alle, die Radtouren machen oder gern Rennrad fahren. Ein Buch für alle, die sich auf ein Abenteuer vorbereiten oder auf den Camino nach Santiago de Compostela wollen. Mit über 200 farbigen, zumeist seitenfüllenden Bildern. Und für alle, die gern eine spannende Reiseerzählung lesen ohne gleich selbst los zu fahren.

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Inhaltsverzeichnis

Impressum

Was bisher geschah…

Portugal

Spanien

Frankreich

Niederlande und Belgien

Frankreich

Abenteuer Atlantik - was bleibt?

Inhalt dieses Buches

Über Guido Lange

DANKE

Mehr Abenteuer, mehr Lesestoff

Guido Lange

Abenteuer Atlantik - 4000 km entlang der Westküste Europas

"Bei keiner anderen Erfindung ist das Nützliche mit dem Angenehmen

so innig verbunden, wie beim Fahrrad."

Adam Opel

"Nichts ist vergleichbar mit der einfachen Freude, Rad zu fahren."

John F. Kennedy

"Fahre soviel oder so wenig, so weit oder nicht so weit, wie Du willst.

Hauptsache, du fährst."

Eddy Merckx

"Eine Radfahrt um die Welt beginnt mit dem ersten Tritt aufs Pedal."

Scott Stoll

"Mir ist es egal, ob es regnet, ob die Sonne scheint, oder was auch immer:

Solange ich Rad fahre, bin ich der glücklichste Mensch auf Erden."

Mark Cavendish

Ich fahre nicht Rad, um mein Leben um Tage zu ergänzen.

Ich fahre Rad, um meine Tage mit Leben zu ergänzen."

Unbekannt

"Beim Radfahren lernt man ein Land am besten kennen,

weil man dessen Hügel empor schwitzt

und sie dann wieder herunter saust."

Ernest Hemmingway

Abenteuer Atlantik

4000 km entlang der Westküste Europas

Reiseerzählung eines Radabenteuers

Guido Lange

Alle Schilderungen in diesem Buch basieren auf subjektiven Erinnerungen. Die Dialoge geben nicht wörtlich, sondern sinngemäß vergangene Gespräche wieder.

"Abenteuer Atlantik" gibt es als Buch, vollständiges eBook (mit über 200 farbigen Bildern), als reine Textedition-eBook für tolino, Pocketbook, nook und alle anderen eReader, als Hörbuch direkt beim Verlag unter

http://ampelpublishing.de

Außerdem in jeder Buchhandlung, in allen einschlägigen Webshops für Bücher, eBooks und Hörbücher sowie auf den Plattformen und in Audio-Apps.

Die deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnd.d-nb.de abrufbar.

Impressum

1. Auflage 2022

© Ampel Publishing, Guido Lange, Am Kapellchen 18, 56283 Nörtershausen

Alle Rechte vorbehalten

Covergestaltung: Felix Johann Lange

Text: Guido Lange, Fotos: Guido Lange

Lektorat: Annika Schneider

Bildbearbeitung: Heinz-Paul Bretz

Einbandgestaltung: Felix J. Lange

Textedition für eBook-Lesegeräte

ISBN dieses eBooks: 978-3-7546849-8-6

ISBN des gedruckten Originalwerkes: 978-3-9820781-7-5

Abenteuer Atlantik - 4.000 km entlang der Westküste Europas

Was bisher geschah…

Mein Abenteuer Atlantik hat seinen Namen erst so richtig im Nachhinein bekommen. Das liegt an der Unmittelbarkeit des Moments und der Ungewissheit der Zukunft. Zum einen möchte ich einfach nur losfahren oder loslaufen in ein hoffentlich schönes Abenteuer, da spielt es noch keine Rolle, wie es heißt. Erst, wenn ich mich bei Freunden und Bekannten melde, ihnen sage, was ich gerade mache, dann formt sich der Begriff. Und der wirkt auch auf mich selbst. Ich denke dann: „Ja genau, ich bin in meinem Abenteuer, ich bin unterwegs! Es ist mal wieder keine Pauschalreise geworden!“

Bei meinem Abenteuer Baltikum und meinem Abenteuer Transkaukasien hatte ich auch vorher gewusst, es würde sicher irgendwie abenteuerlich, aber was hieß das? Ein Abenteuer ist es eigentlich erst hinterher, wenn man darüber spricht, schreibt und sich austauscht. Dann erst wird die „Größe“ der Unternehmung sichtbar, die Einmaligkeit und das Besondere daran - unterwegs zu sein, auf sich gestellt, in der Fremde da draußen, von der man schon so manches gehört hatte.

Auch Abenteurer wurde ich erst hinterher, durch die Erzählungen, das Aufschreiben. Und sogar Autor wurde ich. Beides wurde ich, weil ich machte, wozu ich Lust hatte - welch ein Luxus! Aber wie geht das - in der Welt herumreisen, ohne seinen täglichen Pflichten nachgehen zu müssen? Man braucht eine Idee, Zuversicht, ein paar Wochen Zeit und ein paar Informationen. Es muss nicht eine monatelange Expedition sein, kein exotisches Fernziel, keine Wahnsinnsausrüstungsschlacht sein. In Europa genügen zum Reisen ja in der Regel eine Zahnbürste und ein Portemonnaie. Weiter weg von zuhause, kommt dann noch das eine oder andere Utensil in Frage, das es vor Ort nicht gibt. Auf ein Zelt hatte ich diesmal verzichtet, aber einen Schlafsack und eine Isomatte hatte ich für Notfälle dabei. Auch eine Kamera für gute Bilder gehört inzwischen dazu.

Dieses Abenteuer ist eigentlich zwei Reisen mit dem Rennrad: Im Juni 2021 von Rotterdam über die Atlantikküste bis nach Brest en Bretagne, dem westlichsten Zipfel Frankreichs. Die Bretagne zog mich wie magisch an. Ich hatte schon im Abenteuer Baltikum die Bücher gelesen von Jean Luc Bannalec, der seinen Ex-Pariser Kommissar Georges Dupin in allen Ecken der Bretagne ermitteln lässt. Und diese Bücher haben in mir endgültig die Sehnsucht nach dieser Gegend nicht mehr einschlafen lassen. Teil 2 des Abenteuers Atlantik: Im März 2022 von der Algarve entlang der Küste wieder bis nach Brest. Diese Route von Süden her bot sich mir irgendwie an, als Freunde im Südzipfel Portugals an einem Laufcamp teilnehmen wollten. So würde ich sie und andere Freunde wieder treffen und dann erfrischt und mit vollen Akkus starten. #AlgarveBretagne kommt in diesem Buch zuerst, weil ich dort einfach viel bessere Bilder gemacht habe, #RotterdamBretagne als zweites. So fahren wir also zweimal bis ins Finistère, dem Ende Frankreichs, das Amerika am nächsten liegt. Zweimal mit demselben Rad und beinahe demselben Gepäck.

Das Rennrad erlaubt mir eine schnelle Fahrt und viel mehr Reichweite, als wenn ich zu Fuß oder mit dem Tourenrad unterwegs wäre. Ich musste nur zusehen, Gepäck zu sparen. Das Rad wiegt 8 kg, das Gepäck 8 kg, so kann man - gut verpackt - damit in jedem Schnellzug reisen. Ich liebe Bahnfahren! Nur ungern würde ich mir den geringen CO2-Abdruck der Reise durch einen Flug kaputt machen, wenn es denn auch ohne ginge.

Europa und die Welt zu erkunden, das ist wirklich eine tolle Sache! Ich bekomme eine Nahaufnahme der Regionen, der Landschaft, der Menschen und Kulturen. Wir starten nun direkt in Ayamonte an der spanisch-portugiesischen Grenze, an der ich nach den ersten Kilometern mit dem Rad eine Pause mit einem Eis machte.

Algarve-Bretage

Portugal

Außer Erzählungen und Bildern kannte ich nichts von Portugal. Nun hatte ich eine Woche Zeit, das Land am Atlantik zu erfahren. Es lag hier vor mir, am gegenüberliegenden Ufer des Guardiana. Der Wind wehte von der Atlantikmündung, die Palmen rauschten und die Märzsonne wärmte und trocknete meinen verschwitzten Körper. So hatte ich mir das vorgestellt und kam in Hochstimmung. In Ayamonte gibt es einen Platz zum Verweilen, der mit gefliesten Steinbänken gesäumt ist. Im Schatten unter üppigsten Blütenbüschen genoss ich mein Eis. Das Abenteuer hatte begonnen, ich hatte mich in kürzester Zeit auf dem Landweg in eine neue Welt gebeamt.

Als Anreise wollte ich innerhalb von 31 Stunden mit 5 Zügen und einem Fernbus bis nach Huelva in Südspanien fahren. Das hat auch geklappt, wenn man mal von dem allerersten Zug in Koblenz absieht. Er kam einfach nicht und ich sah mich nach einer Stunde des Frierens auf dem Bahnsteig in Koblenz genötigt, das Rad wieder ins Auto zu werfen und selbst bis hinunter ins Elsass zu fahren. Das ARD-Nachkonzert vom Bayerischen Rundfunk begleitete mich fünf Stunden über die Autobahnen, die nahezu leer waren. Nach einer halben Stunde des Kreisens um den Bahnhof Mulhouse Ville fand ich einen Parkplatz, der nichts kostete. Ich konnte das ungute Gefühl verdrängen, mein Auto da so allein in der Fremde vier Wochen stehen zu lassen. Mit einem ersten Croissant und einem Café au Lait morgens am Bahnhof kam langsam das Gefühl der Freiheit und des unbeschwerten Unterwegsseins. Und dann kam pünktlich mein TGV. Nîmes, Barcelona, Madrid und Huelva erreichte ich wie geplant, baute mein Rad zusammen und strampelte nach Ayamonte. Zwei Stunden auf dem Rad hatten genügt, um mich in meiner Rolle zurechtzufinden. Der Anfang war gemacht!

Mit lieben Lauffreunden verbrachte ich einen Abend in Monte Gordo, das schon die Aura der Vorsaison versprühte. Viele Ausdauersportler:innen trainieren hier vor der Hauptsaison und lassen sich die portugiesische Meeresküche schmecken. Morgens verlor ich wenig Zeit, winkte euphorisch und dann nahm ich die erste volle Etappe nach Lagos in Angriff. Unglaublich, was es mit einem macht, wenn man mal rauskommt aus dem eigenen Komfort, in einer fremden Gegend unterwegs ist und nichts als Freiheit vor sich hat!

Die Algarve ist für seine Strände berühmt, ich aber kam durch das Hinterland auf kleinen engen Straßen durchs Land. Unzählige Dörfer und einzelne Fincas, alle mit viel Grün und exotischen Gärten, boten einen paradiesischen Anblick. So ähnlich muss der Garten Eden aussehen, wie das Land bei Tavira: uralte Olivenbäume, Obstgärten und Orangenplantagen. Die Orangenbäume haben mich schwer beeindruckt. Wie die Apfelbäume bei uns hingen sie voll mit Früchten oder blühten gerade. Sie sahen aus wie in einem Kinderbuch, weil sie eben auch so prall behängt waren. Die Plantagen sind eingezäunt und es ist gar nicht so leicht, unbemerkt ein Foto zu machen, auf dem kein Zaun ist. Hunde bewachen die Anpflanzungen. Sie witterten mich auf drei Meilen Entfernung und ich hatte ein Déjà-vu betreff meiner Erlebnisse in Aserbaidschan in meinem Abenteuer Transkaukasien. Auch die vielen Gärten und Anwesen, durch die ich auf schmalen Straßen hindurch fuhr, wurden von Hunden bewacht. Aber immerhin waren sie eingezäunt und deutlich weniger vernachlässigt als die Tiere damals, die mich als Frischfleisch sahen. Zurück auf der Nationalstraße Richtung Küste gab es Verkaufsstände mit allem rund um die Orange. „Lajanras Artesanato!“ riefen die Schilder. In so einer Situation war es eben doch nachteilig, keinen Kofferraum dabei zu haben.

Es gab nun wieder mehr Autoverkehr, der aufkommende Regen nadelte auf der Haut, die Radbrille beschlug, der Randstreifen war mit Glasscherben übersäht und der Vorderreifen wurde platt. Es scheint also auch dort nicht durchgehend die Sonne und alles Gute ist sowieso nie beisammen. Es war Beharrlichkeit gefragt. Nach 130 km in 7 Stunden entlang der Algarve hatte ich dennoch ein super Gefühl. Die ersten 200 von 2800 km waren absolviert, das Land gefiel mir außerordentlich gut und ich kam bestens zurecht.

Der nächste Tag kam ohne Atlantikküste aus, dafür ging es die ersten Anstiege hoch. Von Null auf 200 m ist nicht viel, aber wenn man's nicht gewohnt ist, genügt es vollends. Steinerne Gipfel, sanfte Hügel und vom Waldbrand verwüstete Hänge säumten den Weg. Es war kaum Betrieb auf der Straße durch die wildromantische Landschaft und ich bekam mal wieder dauerhafte Glücksgefühle. Unten in Aljezur hatte ich mir schon den ersten Kuchen, Kaffee und Orangensaft verdient. Der würde mich nun lange begleiten, dieser unglaublich fruchtige, eher säuerliche, frisch gepresste Orangensaft. Es ist auch ein großartiger Energiespender!

Das Schöne nach den Steigungen ist: es geht immer wieder runter. Und wenn die Straße gut und die Bedingungen günstig sind, spricht nichts gegen eine Abfahrt voll Speed. So ging es auch runter zur Brücke über den Rio Mira bei Vila Nova de Milfontes. Das Meer in Form der Mündung war kurz wieder da und ich konnte mich gar nicht sattsehen an diesem imposanten Anblick. Kurz danach ging es wieder auf die Hochfläche. Das Café „O Amigo“ in Brunheiras war zu verlockend, um zu widerstehen. Ein Kleinod in der trägen Nachmittagssonne, wie man es sich nicht einheimischer denken kann: Dominospieler in ihrem Element, eine Theke mit Kuchen und Kaffee und also eine ganz und gar friedliche Szenerie. Kein Tourist verirrt sich hierher und doch hatte ich das geschafft. Für zwei Galão und drei Kuchen bezahlte ich keine fünf Euro, daran sollte ich also nicht sparen.

Nach gut 120 km war ich froh, in der Hafenstadt Sines einzutreffen. Hier glänzt man nicht mit Traumstränden, pittoresker Altstadt oder breiten Promenaden. Hier gibt es Fischerei, Containerschiffe, Kraftwerke und einen Hafen samt nagelneuem Flüssiggasterminal. So verdient man Geld im Alentejo. Ich war ganz überrascht, wie ich vorankam. Auf der Karte konnte man sehen, dass schon ein gutes Stück geschafft war und als nächstes wollte ich immerhin in Lissabon ankommen. Bei Vila Nova de Santo André säumten eigenartig angesengte Bäume die Straße. Ich wunderte mich und dann erkannte ich etwas, das wir vor 50 Jahren im Schulunterricht erwähnt hatten: Korkeichen. Die Stämme waren nicht verbrannt sondern geschält. Das ist das Tolle an so einer Reise in langsamer Geschwindigkeit: man bekommt alles mit und erkennt auch ohne Google-Handy, was die Welt ausmacht - die echte Welt.

Richtung Norden kam ich wieder dichter an die sandige Küste und die weichen gelblichen Dünen waren locker mit klein gewachsenen Pinien und Gehölzen mit unzähligen keinen puscheligen gelben Blüten bestanden. Das waren tatsächlich Mimosen! Noch so eine Erkenntnis und wieder eine Pflanze, die ich live noch nie gesehen hatte. Reisen bildet.

Allmählich wurde das Land zu einer Spitze in der Bucht von Setúbal, dem Rio Sado, an deren Ende eine Siedlung namens Tróia lag. Nicht, dass ich heute auch noch Troja entdeckte? Nein, es war eine auf Hochglanz polierte Reiche-Leute-Siedlung. Die ganze Halbinsel erschein mir wie eine Art gated community. Viele alberne und unpraktische Wege, Radrouten mit Stufen drin und klein kariertes Granitpflaster. Die, die das gebaut haben, fahren ganz sicher nicht mit dem Rad und erst recht nicht mit einem Rollstuhl. Mir war es egal, solange ich mit der Fähre rüber nach Setubal kam. Eine war gerade weg und so musste ich warten, aß an einem Design-Imbiss einen überteuerten Burger und stieg dann auf die nächste Fähre. Nicht ganz, denn ich durfte nicht zusteigen, ich hatte ein Rad dabei. Ich sagte hey, ich könne in drei Minuten das Rad auseinander bauen und in das Bikesleeve stecken, wie ich es für den ICE und den TGV getan hatte, wie man es für einen Flug machte, und ich fing währenddessen schon damit an. Es hieß nein, denn darin sei ja immer noch das Rad verpackt, und Räder dürfe man nun mal nicht mitnehmen. Ich glaubte es nicht. Die Fähre war ausgelegt für über 500 Personen, wir waren heute nur dreizehn, die sich darauf verliefen. Es blieb dabei. Da sage noch einer etwas von „deutschem Prinzipienreiter auf dem Amtsschimmel“ oder so. Ich musste ein paar Kilometer zurück und da fuhr dann eine etwas kleinere Fähre, auf die man aber mit dem Rad drauf durfte. Die drei Stunden in Tróia verfestigten in mir die Abneigung gegen so komische Edel-Urlaubsorte.

Alles hat auch sein Gutes, hier in der Person von João. Auch er war mit dem Rad unterwegs gewesen auf der Halbinsel und fuhr nun mit der Fähre zurück in seine Stadt Setúbal. Er hatte seinen freien Tag und ist - das darf man hier vielleicht doch so sagen - ein typischer Portugiese. Er ist ein total netter Kerl, war hilfsbereit und geduldig mit mir und meiner Fährengeschichte. Ja, habe er auch schon erlebt, fahre er nicht mehr hin. Gut so. Er entpuppte sich als Glücksfall, denn ich konnte so gar nicht nach Lissabon fahren. Er erklärte es mir: Ich käme mit dem Rad nicht über die Brücke. Es gäbe eine Fähre, die liege aber blöd und überhaupt, auch da wo sie auf der anderen Seite des Tejo ankäme, wäre es umständlich. Besser wäre es, mit dem Zug von Setùbal eben über diese Brücke nach Lissabon zu fahren. Die berühmte Brücke von Lissabon, der „Ponte 25 de Abril“, oft verglichen mit der „Golden Gate“ von San Francisco, ist nur mit dem Auto oder dem Zug zu befahren. Da muss aber noch was passieren, um die Verkehrswende perfekt zu machen! Einmal im Jahr darf man dann doch drauf: Zum Lissabon-Halbmarathon. Vielleicht wäre das eine gute Gelegenheit, hierher zurückzukehren.

So kam ich fast ohne weitere Radkilometer in die Hauptstadt, für die ich mir leider nur einen Abend Zeit gelassen hatte. In einem Hostel fand ich billig ein Bett, konnte da auch mein Rad sicher abstellen und machte mich sogleich auf den Weg, um die Stadt zu erkunden. Um es kurz zu machen, gibt es nur ein Wort, das mir bei Lissabon einfällt: grandios! Eigentlich ist die ganze Stadt eine einzige Altstadt, gebaut auf hügeligem Gelände. Auch insofern ist sie San Francisco nicht unähnlich (obwohl es dort eben keine Altstadt gibt). So ergeben sich beim Laufen immer neue Einblicke auf Täler mit lauschigen Gassen und Anhöhen mit stattlichen, prächtigen Gebäuden. Der Abend war lau und durch Straßenmusik und Dämmerung ergab sich eine liebliche Stimmung. Ich fotografierte mich halbtot. Weil man auf dem Kameramonitor nicht allzu viel sieht, variierte ich öfter die Belichtungs- und Verschlusszeiten, um später auswählen zu können. Es fallen dann natürlich immer noch spektakulärere Motive ins Auge, die man konservieren möchte - auch für dieses Buch.

Das San-Francisco-Feeling wird nochmals verstärkt durch die restaurierten Straßenbahnen, die mit Zahnradtechnik auch beachtliche Steigungen erreichen. Die Bahnen funktionieren anders als ein Cablecar im fernen Amerika, aber sie sind aus derselben Zeit. Inzwischen gibt es mehrere Linien, die sich teils durch enge Gassen drücken und die Leute lieben sie. Mir fiel dann ein, dass ich nochmals im Dunkeln querfeldein durch die Stadt wandern könnte, um die Brücke zu fotografieren. Dabei streifte ich so manche Ecke, die nicht von Touristen überlaufen war, zumindest nicht im März. Auch der Halbmarathon ist im März. Das scheint ein guter Monat für Lissabon zu sein. Für echtes Sightseeing muss ich sowieso nochmal kommen.

Die Fotos am Morgen von Plätzen und Gebäuden waren langweilig gegen die schönen Motive am Abend und so düste ich nach einem reichhaltigen Frühstück einfach los, landeinwärts entlang des Tagus. Es war flach, es gibt auf 30 km bis Vila Franca de Xira sogar einen ausgebauten Radweg und es lief auch bergauf ganz gut - durch Wälder und vorbei am Montejunto. Dabei war ich immer noch am Anfang, was die physische Belastung anging. In den ersten Tagen ist man ungeübt, aber frisch.

---ENDE DER LESEPROBE---