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Das Dänemarkabenteuer geht weiter! Auch in diesem Sommer treffen sich die Strandpiraten auf Holmsland Klit. Noch ehe die Freunde sich Gedanken über die diesjährigen Ferien machen müssen, stecken sie auch schon mitten drin in einem spannenden Abenteuer: Tom bekommt einen geheimnisvollen Brief und wird von einem unheimlichen Fremden verfolgt. Anne und Otto werden bestohlen, und plötzlich sind die Strandpiraten zu siebt. Als dann Opa Alfred spurlos verschwindet, wird es höchste Zeit einzugreifen …
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Seitenzahl: 125
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Allen Strandpiraten auf Holmsland Klit!
S
wie: Sicher wird es niemals wieder Sommer
T
wie: Tom bekommt einen Brief
R
wie: Reden ist Silber …
A
wie: Anne und Otto werden bestohlen
N
wie: Nora muss zuhause bleiben
D
wie: Das hält man ja im Kopf nicht aus
P
wie: Piratenehre
I
wie: Irgendetwas stimmt hier nicht
R
wie: Rundherum und mittendrin
A
wie: Alfred ist verschwunden
T
wie: Tom, Dennis und Alfred, die Helden des Tages
E
wie: Ente gut, alles gut
N
wie: Niemand will nach Hause
(Hier erfahrt ihr, wie schwer Nora das Warten auf den nächsten Sommer fällt, wie es den übrigen Strandpiraten erging und wie der nächste Urlaub fast ins Wasser gefallen wäre.)
Erinnert ihr euch noch an die Strandpiraten von Holmsland Klit? An Nora, Lisa, Neele und die Brüder Sven, Tom und Janis? Dann denkt ihr bestimmt auch ab und zu an die vielen Abenteuer, die sie zu bestehen hatten.
Aber wie es so ist im Leben, hieß es Abschied nehmen, als es gerade am schönsten war.
Auf der Fahrt zurück nach Deutschland saß Nora zusammengesunken auf dem Rücksitz des Wagens und ließ all die Bilder der vergangenen drei Wochen noch einmal an sich vorüberziehen: Sie sah Edgar das Ekel, wie er sie ausschimpfte, weil sie jeden Tag über sein Grundstück gelaufen waren, dann den verletzten Edgar, der sich im Krankenhaus für seine Rettung bei ihnen bedankte … Sie sah sich aufs Neue mit dem alten Kutter Heiken und Kapitän Søren durch die Schleuse tuckern und erlebte abermals ihre nervenaufreibende Bootsfahrt auf dem Ringkøbing Fjord … Gemeinsam fanden sie erneut den einäugigen Odin im Bunker und erklommen ein weiteres Mal den Nørre Lyngvig Fyr …
Erst als sie mit ihren Eltern wieder Zuhause angekommen war und am nächsten Morgen vergeblich nach Hinz und Kunz, den beiden Meerschweinchen von Tom und Janis, Ausschau hielt, ahnte sie, wie langsam die Zeit tatsächlich vergehen würde, bis der nächste Sommer näher rückte.
Daheim war es plötzlich ganz anders als zuvor. Alles wirkte irgendwie kühl und leblos. Es fehlte die Unordnung, wie man sie im Urlaub gerne in Kauf nahm, weil auch Mama Ferien hatte und nicht gleich jedes Kleidungsstück flugs in die Wäsche wanderte oder jeder benutzte Frühstücksteller augenblicklich im Geschirrspüler verschwand; weil auch Papa die Zeitung und seine gebrauchten Socken liegen ließ und sich keiner darüber aufregte.
Nora genoss drei Morgen hintereinander den Rest dänischen Käse zum Frühstück, den sie im Urlaub stets verabscheut hatte. Mama und Papa schüttelten dazu nur die Köpfe. Aber so war es eben: Alles was sie an Dänemark erinnerte, wurde fortan wie ein Schatz gehütet. Fein säuberlich legte Nora all die Muscheln und gerundeten Steine – der mit einem Loch in der Mitte fand als Stifthalter Verwendung –, die grünen, vom Sand wie Edelsteine geschliffenen Glasscherben, den getrockneten Seestern, das zerfressene Stück Tau und das pockennarbige Holzstück auf ihrem Fensterbrett aus.
„Dass du ja nicht auf die Idee kommst und meine Nie-vergesse-ich-Dänemark-Ausstellung beseitigst“, sagte Nora ernst zu ihrer Mutter und blickte sie von unten herauf an.
„Wie könnte ich nur“, antwortete diese und lächelte ihrer Tochter wehmütig ins Gesicht. Auch sie verspürte bereits die allergrößte Sehnsucht nach Holmsland Klit.
So saß Nora oft stundenlang vor den am Strand gefundenen Sachen und träumte still vor sich hin. Die Stadt, in der sie wohnten, die Straße und das ganze Drumherum verwandelten sich in diesen Zeiten in einen hektischen Ameisenhaufen. Alles lief hier im Zeitraffer ab und keiner machte sich die Mühe einem aufmerksam zuzuhören. Selbst ihre Freundinnen erkannte sie kaum wieder, so oberflächlich und albern, ja geradezu kindisch kamen sie ihr plötzlich vor. Und dann fehlten auch noch der Duft nach Meer und der salzige Geschmack auf den Lippen. Nora hatte sich die alte Decke von Mama gemopst, die sie immer am Strand dabeigehabt hatten. Sie roch sehr intensiv nach Dänemark und musste somit vor der Waschmaschine gerettet werden. Selbst der ansonsten so vermisste Computer auf ihrem Schreibtisch konnte die Lücken kaum schließen, die sich um sie herum auftaten. Wenn sie schon im Internet surfte, dann auf der Seite der Ferienhausvermittlung oder im Hvide Sande Nettet. Sogar einen Eintrag in das Gästebuch schrieb sie in wehmütiger Erinnerung:
Farvel, Holmsland Klit! Wir vermissen dich. Ein ganzes Jahr müssen wir auf ein Wiedersehen warten. Aber wir kommen bestimmt zurück und grüßen dich von Herzen!
Nora (im Namen der Strandpiraten von Holmsland Klit)
*
Als es endlich Herbst wurde und bunte Blätter alle Straßen und Wege säumten, flatterte überraschend ein Brief von Sven, Tom und Janis ins Haus:
Hej Nora, Strandpiratin! Na, was machst Du so ganz ohne uns drei Nervensägen? Bestimmt ist Dir oft langweilig! Uns geht es jedenfalls so, obwohl wir uns ja gegenseitig trösten können. Anne und Otto haben heute schon für nächstes Jahr gebucht. Unser Haus war noch frei und wir hoffen, dass auch Deine Eltern bald dasselbe tun, damit wir uns auf jeden Fall im Sommer wiedertreffen. Otto hat uns so eine Art Kalender gebaut, mit bunten Bildern und kleinen Brettchen für jeden Monat. Das sieht ganz toll aus, auch wenn Otto dafür riesige Nägel zur Befestigung in die Wand schlagen musste, weil sie vorher ständig abfielen. Na ja, jedenfalls würden wir uns freuen, wenn Du Dich mal bei uns meldest. Es heißt ja immer: geteiltes Leid ist halbes Leid, stimmt’s?
Bis bald sagen
Sven, Tom, Janis, Anne und Otto (und Hinz und Kunz)
P. S.: Lisa hat uns vor kurzem geschrieben. Odin geht es prächtig und sie vermisst uns alle sehr. Schöne Grüße auch an Dich!
Nora hatte tatsächlich ein paar kleine Tränen in den Augen, als sie dies las, und so machte sie sich sofort daran, einen sehr langen und ausführlichen Antwortbrief zu schreiben.
*
In den Weihnachtsferien bekam sie überraschend eine E-Mail von Neele und Opa Alfred aus der Bäckerei in Hvide Sande, die für ihre Kunden ein kleines Internetcafé unterhielt. Die beiden schrieben, dass sie Weihnachten und Neujahr auf Holmsland verbringen würden und dass es ohne den Rest der Strandpiraten schrecklich einsam sei.
Ende Januar wollten Noras Eltern endlich auch ihr Ferienhaus buchen. Papa wusste lange nicht darüber Bescheid, wann er im Sommer Urlaub bekommen würde – er war in der Firma, für die er arbeitete, wahrscheinlich ebenso unabkömmlich wie daheim –, doch dann bekam er zum Glück im August frei und Mama telefonierte sofort mit der dänischen Ferienhausvermittlung. Zu allem Überfluss war die Unterkunft vom letzten Jahr bereits vergeben und Nora wäre beinahe umgefallen, als Mama ihr die schlimme Botschaft überbrachte.
„Soll das etwa heißen, dass wir nicht …?“, japste sie, als sie sich wieder einigermaßen unter Kontrolle hatte.
„Aber natürlich fahren wir nach Dänemark. Nur haben wir diesmal eine andere Bleibe“, tröstete sie Mama.
Nora wirkte kaum glücklicher. „Und wie weit liegt dieses Haus vom anderen entfernt?“
„Das weiß ich nicht genau, aber bestimmt kannst du deine Freunde besuchen.“
„Das ist eine Katastrophe“, jammerte Nora. „Was wird mit unserer Düne? Und mit Sven, Tom und Janis? Und Edgar das Ekel ist auch noch da!“ Ohne eine Antwort abzuwarten, lief sie in ihr Zimmer und ließ sich traurig auf das Bett fallen. Aber es kam noch schlimmer, viel schlimmer.
*
Nach den Pfingstferien, als der Sommer endlich in greifbare Nähe rückte und die großen Ferien vor der Tür standen, kam Papa eines Abends müde und zerknirscht nach Hause. Nora hatte gleich bemerkt, dass etwas nicht stimmte. Sie hörte, wie er leise mit Mama sprach und sah, wie auch in ihren Augen plötzlich Enttäuschung und Trauer lagen.
„Was ist los?“, fragte Nora und setzte sich auf den Schoß ihrer Mutter.
Mama schwieg und Papa räusperte sich. „Nun ja, Nora … weißt du, Schatz … mit dem Urlaub in Dänemark …“
Nora riss die Augen auf, bis sie drohten herauszupurzeln. „Was ist damit?“
Mama streichelte ihr sanft über das Haar. „Dein Vater hat heute von seinem Chef gesagt bekommen, dass er ihn im August nun doch nicht gehen lassen kann.“
„Es ist etwas … dazwischengekommen“, fuhr Papa kleinlaut fort. „Das kann passieren. Tja … leider!“
„Aber das ist halb so schlimm“, sagte Mama und lächelte verhalten. „Wir fahren eben Anfang September.“
„W-a-s?“, schrie Nora entsetzt. „Aber … aber … dann sind alle anderen längst wieder zu Hause!“
„Neele und Alfred bestimmt nicht“, warf Mama ein.
„Und als Entschädigung fahren wir nächstes Jahr ganze vier Wochen“, ergänzte Papa rasch.
„Na und?“ Nora sah die beiden verständnislos an. „Das ist kein bisschen besser. Und ein Trost schon gar nicht!“ Sie verließ den Schoß ihrer Mutter und stampfte mit den Füßen auf. „Ich will nach Dänemark, und basta! Soll sich dein Chef doch einen anderen suchen. Im August gehörst du uns und sonst niemandem.“
„Wenn das nur so einfach wäre“, seufzte Mama.
„Wenn ich nicht komme, wird sich mein Chef ganz bestimmt einen anderen suchen, aber für immer! Ich hätte dann keine Arbeit mehr – und auch kein Geld für uns alle“, gab Papa zu bedenken.
Nora stutzte. So hatte sie ihren Vater nie zuvor erlebt. Immer war er ihr großer Held gewesen, der alles regeln und schaffen konnte. In diesem Augenblick erkannte sie, dass auch die Erwachsenen nicht tun und lassen können, was sie wollen.
Als Nora an diesem Abend im Bett lag, nahm sie sich ganz fest vor, ihrem Papa zu helfen, so wie er ihr in all den Jahren immer wieder geholfen hatte. Sie kuschelte sich unter die Decke und schlief mit einem Lächeln auf den Lippen ein.
*
Tags darauf war Nora am Nachmittag für drei Stunden unauffindbar. Mama hatte begonnen sich Sorgen zu machen, und sie wollte eben bei all ihren Freundinnen anrufen, als Nora verschwitzt aber glücklich in der Tür stand.
„Was ist denn mit dir geschehen? Sag, wo warst du die ganze Zeit?“
Nora ließ sich auf die Couch im Wohnzimmer fallen. „Es ist alles in Ordnung. Ich habe es geregelt“, keuchte sie atemlos.
„Was meinst du damit?“, fragte Mama und sah sie besorgt an.
„Na, wir können im August mit Papa in den Urlaub fahren.“
Mama war völlig verdutzt. „Ich … verstehe nicht recht …“
„Das ist doch ganz einfach! Ich war bei Papas Chef und habe ihm zunächst erzählt, wie es letzten Sommer in Dänemark war, was wir so erlebt haben mit den Strandpiraten und so … Stell dir vor, er hat mir wirklich lange zugehört. Und dann habe ich ihn gebeten Papa mit uns fahren zu lassen. Schließlich können wir nicht ohne ihn so weit verreisen, oder? Ja, und da hat er mir versprochen, dass er sich die Sache noch einmal durch den Kopf gehen lassen will.“
„Meine Tochter!“, sagte Mama anerkennend und ein Lächeln umspielte ihre Lippen. „Du wirst das bestimmt mit Leichtigkeit hingekriegt haben.“
Und so war es dann auch. Nora hatte es tatsächlich geschafft. Papa hatte ihr ein paar Tage später freudestrahlend einen schönen Gruß von seinem Chef ausgerichtet. Er selbst hatte ihm den Rat gegeben, gut auf seine Tochter aufzupassen – im August, auf Holmsland Klit!
*
Nun saß Nora mit verschränkten Armen auf dem Rücksitz im Auto und blickte hin und wieder in das lächelnde Gesicht ihres Vaters im Rückspiegel. Sie warf ihre langen, dunkelbraunen Locken nach hinten und guckte selbstvergessen aus dem Fenster auf die vorbeifliegende Landschaft. Zunächst zählte sie Autos, später holte sie ihren Walkman hervor und hörte Musik. Eine Zeit lang beobachtete sie die Schäfchenwolken am Himmel und die vielen Windräder, die wie riesiges Spielzeug in Wiesen und Feldern standen.
„Wann sind wir endlich da?“, quengelte sie ausgelassen.
„Bald!“, antwortete Papa und schmunzelte ihr durch den Rückspiegel zu.
„Das sagst du seit einer Ewigkeit!“, protestierte sie nur so zum Spaß und funkelte ihn mit ihren kastanienbraunen Augen an. Die Autofahrt dauerte tatsächlich wieder unendlich lange. Nora konnte schon nicht mehr sitzen. Auch die vielen Pausen änderten nichts daran. Wie im vergangenen Jahr hielt Papa alle paar Kilometer an, weil Mama aufs Klo musste – aber gehörte das nicht irgendwie dazu?
Nach Ewigkeiten der Vorfreude und des sehnsüchtigen Erwartens öffnete sich endlich das dünendurchzogene Land von Holmsland Klit vor ihren Augen. Sie fuhren hinein in die Stille zwischen Meer und Fjord. Am Himmel thronten mächtige Wolkenberge und statt Wiesen, Feldern und Wäldern türmten sich teils mit Gras bewachsene Sandberge, soweit das Auge reichte.
Eine kleine Träne rollte Nora über die Wange. Sie stupste ihre Mutter an der Schulter. „Da sind sie endlich wieder, die Hol-michins-Land-Klippen. Wir sind zuhause.“
Mama nickte stumm. Bestimmt fühlte sie in diesem Augenblick das Gleiche.
„Hip, hip, hurra!“, rief Papa übermütig und die beiden stimmten lachend mit ein.
(Hier erkundet ihr Noras Ferienhaus und erlebt dabei einige Überraschungen, rettet Hinz und Kunz aus allergrößter Not und erfahrt etwas über den seltsamen Brief, den Tom erhalten hat.)
Der Parkplatz der Ferienhausvermittlung war bis auf den letzten Quadratmeter mit voll beladenen Autos besetzt. Überall hinter den herabgelassenen Scheiben blickten einem schwitzende Gesichter entgegen. Der Nachmittag war richtig heiß geworden, kein Lüftchen bewegte sich und die Sonne brannte unbarmherzig vom Himmel.
Nora sprang als erste aus dem Wagen und streunte um die parkenden Fahrzeuge herum. Außer ein paar wild kläffenden Hunden im Heck eines großen Kombis, einer umherrennenden Horde kleiner Tunichtgute und einem streitenden Ehepaar, gab es nichts zu entdecken.
Enttäuscht lief sie zurück und ließ sich auf einem der großen Steine nieder, die die Stellplätze säumten. Mama und Papa standen immer noch am Ende der langen Schlange, die sich bis vor die Eingangstür gestaut hatte. Im Minutentakt quollen glückliche, mit Hausschlüssel und Unterlagen bewaffnete Urlauber heraus, doch die Schar der vor der Tür Wartenden bewegte sich kaum vorwärts.
Nora kramte den Ferienhauskatalog hervor und schlug die Seite mit dem Eselsohr auf. Um das Haus unten rechts war mit Kugelschreiber ein dicker Kringel gemalt. Nett sah es ja aus, fand sie, aber was war das da im Hintergrund? Nora hielt den Prospekt näher an die Augen. Obwohl sie die Fotografie zuhause oft und ausgiebig studiert hatte, waren ihr die Details, die sie nun zu erkennen glaubte, vorher nie aufgefallen. Das schmale, hellblaue Band hinter dem Haus konnte nur der Fjord sein. „Also Mama!“, beschwerte sich Nora kopfschüttelnd, denn genau da, wo das Grün des Ufers in Blau überging, meinte sie etwas im Gras entdeckt zu haben. Leider verhinderten die Kreise ihrer Mutter eine genauere Betrachtung des Objekts. Trotzdem war sie plötzlich aufgeregt und wahnsinnig neugierig auf das neue Haus. Tief in sich drinnen spürte sie schon den Reiz der bevorstehenden Abenteuer.
Als Mama und Papa zufrieden zum Wagen zurückgeeilt kamen, konnte es endlich losgehen.
*